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Neon Genesis Evangelion vs. Brain Powerd vs. Candidate for Goddess

Auflage 2.0
von

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"Unterkunftsknappheit und was passiert, wenn ein Child vor Schreck in Ohnmacht fällt"

Lange dauerte es nicht mehr, den restlichen Trupp an Ghouls zu zerschlagen. Die Untoten hatten sich brav in kleinen Grüppchen an einigen gut erreichbaren Stellen im HQ versammelt, sodass sich keiner die Mühe machen musste, erst nach ihnen zu suchen und das Auslöschen dieser hirnverbrannten Wesen sich reichlich leicht gestaltete, zumal Alucard sich köstlich amüsierte und nur aus Spaß an der Freude ohnehin die meiste Arbeit erledigte. Weitere Opfer auf menschlicher Seite gab es glücklicherweise nicht, was wohl auch kaum zu verkraften gewesen wäre, immerhin existierte die Hälfte der ursprünglichen Arbeiter jetzt nur noch als kleines Staubhäufchen.

Doch auch der Rest der Crew würde, wenn alles vorbei war, wohl für einige Zeit Urlaub nehmen müssen – natürlich wusste jeder, das der niemals genehmigt werden würde, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Allen voran hatte Maya Ibuki eine Auszeit wohl am allernötigsten. Die junge Frau saß einige Zeit später ziemlich blass und wie ein Schluck Wasser auf ihrem Stuhl im Kommandoraum - nicht, dass sie normalerweise brauner oder gesünder aussah - und versuchte verzweifelt, den Betrieb des Gebäudekomplexes wieder zur Normalität zurückzuführen, insofern das nach den Beschädigungen noch möglich war. Integral stand wieder in der Mitte der Zentrale, sichtlich zufrieden mit der Arbeit der Crew - zumindest mit dem Teil, der anwesend war, da ja nur die Wenigsten tatsächlich in der Zentrale zu tun hatten - und fühlte sich fast wie zu Hause, mit dem Unterschied, dass ihre Leute weitaus disziplinierter und in jedem Fall härter im Nehmen waren.

"Dafür haben Sie wirklich ein Lob verdient" hörte sie sich zu ihrem eigenen Erstaunen selbst sagen – sie hielt ein paar nette Worte nach all den Strapazen und Nahtod-Erfahrungen der letzten Stunden wohl doch für angebracht.

"Wenn Sie sich jetzt noch hinter einen Staubsauger stellen, dürfte das Hauptquartier wohl bald wieder in seinem alten Glanz erstrahlen." Integrals Blick fiel auf das blasse Gesicht der Operatorin und ihr drängte sich ein sehr unangenehmer Verdacht auf.

"Alucard" zischte sie mit eisigem Blick auf ihren roten Begleiter. "Du hast doch nicht etwa..."

"Niemals würde ich so etwas tun, Meister..."
 

"Kommandant, wir haben ein Problem..." Ikari hatte sich nach den Vorfällen der letzten Stunde in seinem Büro verbarrikadiert und schaute nun nur widerwillig von seinen Akten auf, um in das etwas gesenkte Gesicht Misatos zu blicken.

"Was gibt es?" fragte er desinteressiert - Probleme gab es für ihn nicht, nur unangenehme Zwischenfälle.

"Ähm... Es ist so, also..."

"Ja?"

"Wir haben nicht genug Unterkünfte..."
 

Sir Hellsing warf noch einen prüfenden Blick in die Augen Alucards, dessen Sonnenbrillengläser dummerweise das Licht im Raum widerspiegelten, überlegte, ob sie ihm wirklich glauben sollte, da diese Frau offenbar unter akuter Blutarmut zu leiden schien, und wandte sich dann der zur Tür eintretenden Misato zu.

"Entschuldigen Sie die Unterbrechung..." begann sie höflicher, als es ihrem Rang angemessen gewesen wäre, doch etwas an der blonden Frau weckte in ihr eine Unterwürfigkeit, die sie nicht zu kontrollieren vermochte.

"Wir haben das Problem, dass es, aufgrund der anderen unerwarteten Besucher, nicht mehr genügend Schlafmöglichkeiten im Gebäude gibt, weshalb wir Sie und Ihren Begleiter nirgendwo unterbringen können..."

"Na ja, ich gebe mich auch mit einem kleinen Zimmer zufrieden, und Alucard braucht bloß einen Sarg, den man zur Not auch neben mein Bett stellen könnte." Sir Hellsing trafen unverständliche Blicke Misatos und all jener, die ihr Gespräch belauschten.

"Sie wollen ihn in einem... Sarg unterbringen...?" fragte Misato sicherheitshalber noch einmal nach.

"Natürlich, er ist ein Vampir." meinte Integral leichthin, so als wäre es das Normalste der Welt, dass sie mit einem Blutsauger in anderen Welten auftauchte, um irgendwelche halbtoten Mitarbeiter einer Geheimorganisation abzuschlachten und ihn zum Schlafen und Regenerieren seiner Kräfte schließlich in eine Holzkiste sperrte. Maya wurde noch ein wenig blasser.

"Zur Abwechslung könntest du ruhig mal dein blödes Grinsen zeigen..." murmelte Integral mit vor der Brust verschränkten Armen zu Alucard. Dieser ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen, und schon durften sich alle Anwesenden mit den strahlend weißen Fangzähnen des Vampirs konfrontiert sehen. Ein perfekt synchronisiertes Schlucken ging durch die Reihen, während sich Zero, der gelangweilt den anderen beim Arbeiten zusah, allerdings nur die Frage stellte, wie es Alucard denn wohl geschafft hatte, dass seine Zähne so weiß waren, wo sich Blut doch sonst immer so schlecht abwaschen ließ. Er beschloss, ihn später einmal darauf anzusprechen.
 

"Und du bist ganz sicher, dass du das schaffst...?" Misato schaute Ritsuko mit unverblümter Skepsis an.

"Warum nicht? Wenn ich mit ein paar Robotern fertig werde wird das ja wohl nicht so viel schwerer sein. "

Die Schwarzhaarige schüttelte fast mitleidig den Kopf. "Wie du meinst, es ist schließlich deine Gesundheit... Dann müssen wir jetzt nur noch einen passenden Sarg auftreiben... Was meinst du, ob der Vampir da irgendwelche besonderen Ansprüche hat?"

"Frag ihn doch einfach." schlug Ritsuko gutgelaunt vor. Sie hatte eigentlich kein so großes Problem mit dieser exzentrischen Frau und fand ihren Begleiter auch nicht unbedingt abstoßend, zumal sie sich von wissenschaftlicher Seite her sogar sehr für ihn interessierte. Wann bekam man schon ein nichtmenschliches Wesen mit solchen Kräften, im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Silbertablett serviert? Zumal auch die Frau einige durchaus interessante Werte in die Tests bringen könnte, wenn Ritsuko sie nicht völlig falsch einschätzte.

"Bist du bescheuert?! So was kann ich ihn doch nicht fragen! Schlimm genug, dass so ein Monster hier frei herumlaufen kann!" erwiderte Misato mit unwirschem Blick.

Ritsuko seufzte nur. "Dann frag halt sie, wenn du dich vor ihm so schrecklich fürchtest..."

Misato starrte Ritsuko völlig fassungslos an. "Das ist doch mindestens genauso übel! Diese Frau ist doch noch viel unheimlicher. Immerhin scheint sie ja ein normaler Mensch zu sein, zumindest wirkt sie menschlicher als dieser..." Misato schauderte allein schon bei dem Gedanken daran, was diese Kreatur war und mit wie viel Spaß sie sich bei dem Gemetzel beteiligt hatte. "...Vampir, äh... wenigstens in begrenztem Ausmaß, nehme ich spontan an... Und dann diese Augen..."

"Also ich finde sie eigentlich ganz okay, vielleicht nicht unbedingt freundlich, aber auch nicht anders als jeder andere hier. Und diese natürliche Autorität ist doch einfach nur bewundernswert."

"...Ich hatte ja ganz vergessen, wie gut ihr zusammenpasst, ihr habt den gleichen eisigen Charakter..."

Dr. Akagi überging den Kommentar und warf Misato nur einen scharfen Blick zu, der allerdings nicht ganz an das letale Potential eines der mittlerweile als Markenzeichen eingetragenen berühmten Todesblicke von Integral heranreichte. Sie öffnete die Tür zu ihrem Labor, vor der Misato sie angetroffen hatte, und blieb in der Türschwelle noch einmal stehen.

"Bevor ich es vergesse" meinte sie und drückte der Schwarzhaarigen einen Stapel Dokumente in die Hand, den sie bis eben noch selbst getragen hatte. "Gibst du das bitte Sir Hellsing? Ich habe noch viel zu tun..."

Ohne ein weiteres Wort knallte Ritsuko die Tür vor der Nase ihrer Kollegin zu und ließ diese ziemlich dämlich dreinschauend im Flur stehen. Misato kniff die Augen zornig zusammen und bedachte den Papierhaufen in ihren Händen mit einem bösen Blick.

"Wie Ihr wünscht, Eure Majestät." murmelte sie und stapfte davon.
 

Maya musste ein Gähnen unterdrücken. Die Technikerin war jetzt sicherlich schon seit über 24 Stunden auf den Beinen, was man ihrem Gesicht mehr als überdeutlich ansah. Nicht, dass das etwas sonderlich Herausragendes oder gar Ungewöhnliches wäre. Es kam so etwa siebenmal die Woche vor. Nun gut, eigentlich waren es nur etwa zwei bis dreimal, länger traute sich nicht einmal Ritsuko, die sie hin und wieder als ihre persönliche Arbeitssklavin anzusehen schien, sie an einem Stück und ohne längere Pause einzusetzen.

Wahrscheinlich hatte sie in den letzten paar Stunden mehr graue Haare bekommen, als Kommandant Ikari jemals besitzen würde, und zu allem Überfluss hatte sie sich auch noch um die Auftreibung des Sarges für den Vampir kümmern müssen, da NERV momentan, was die Mitarbeiter anging, so ausgebrannt war, dass jede Hand doppelt und dreifach gebraucht wurde. Zur Zeit war sie wieder mit der Bewachung der Cages beschäftigt, der heute über und über mit irgendwelchen Menschen und Nicht-Menschen - mit Ausnahme des Vampirs, der sich dafür überhaupt nicht zu begeistern schien, während sein Meister zwar wissbegierig war, aber so hochkomplizierte Fragen stellte, dass lediglich Ritsuko oder Maya sie hätten beantworten können, die allerdings beide mit anderen Dingen beschäftig waren, sodass die als ziemlich energisch und überaus souverän auftretende Frau vorerst ihr Interesse an diesen großen Spielzeugen wieder verloren hatte - bevölkert war, die sich alle um ihre Brains, Göttinnen und den ganzen anderen Robotern scharrten. Anstatt zu helfen hatten sich die Kinder, Jugendlichen und erwachsenen Kinder sofort nach dem Abmarsch Sir Hellsings und dem großen roten Etwas aus dem Central Dogma aus dem Staub gemacht.
 

Das Warnsignal ertönte so plötzlich, dass Maya in einem leichten Anflug von Erschrecken, der in Wirklichkeit allerdings blanke Panik und ein direkt vor der Tür stehender Nervenzusammenbruch war, und nur so gut hinter der Maske der - aus ihrem Gesicht kaum noch wegzudenkenden - Müdigkeit versteckt wurde, dass niemand es für voll nahm, zusammenzuckte. Wie betäubt schaute die Technikerin auf den Hauptbildschirm, der zur Zeit mit großen roten Lettern verziert war, die ihr noch einmal überaus und mit beinahe schmerzhafter Intensität deutlich machten, dass schon wieder etwas ziemlich schlimmes passiert war und sie besser daran täte, zumindest Ritsuko davon zu berichten. Dies tat sie auch - wohl mehr aus Reflex als freiem Willen - und drückte die Lautsprechertaste, mit der sie ihre Vorgesetzte ausrief. Da das Warnsignal aber sowieso wie immer im ganzen HQ zu hören war, war dies so ziemlich weitgehend überflüssig.

Als erstes kamen Aoba und Hyuga in die Zentrale gestürmt, warfen sich auf ihre Stühle und begannen wie wild auf ihre Tastaturen einzuhacken. Ikari war der nächste, gefolgt von Misato, die ja sowieso gerade in der Nähe gewesen war und Ritsukos Papierkram gleich mitbrachte, als Sir Hellsing reinplatze - natürlich nicht, ohne ihren ständigen Begleiter, was, nebenbei bemerkt, nicht sonderlich gut für Mayas strapazierte Nerven war. Der Rest kam dann so nach und nach angetrudelt - übrigens auch Ritsuko mit einiger Verspätung -, nachdem schon längst klar war, was geschehen war: Ein Engel war gesichtet worden. Der Großteil der Crew ließ sich davon schon gar nicht mehr beeindrucken, zu sehr hatten die Ereignisse der letzten anderthalb Tage und vor allem letzten Stunden sie innerlich abgestumpft, und das Geräusch des Notsignals klang für sie schon fast wie ein Ohrwurm, den sie einfach nicht mehr aus ihrem Kopf bekamen.

Dieses Mal stellte sich die Situation sogar tatsächlich nur als ein ganz stinknormaler und alltäglicher Angriff eines riesigen, machtvollen und von Natur aus furchteinflößenden Engels heraus. Die üblichen Sicherheitsmaßnahmen wurden getroffen - also alle Zivilisten in die Bunker sperren, eventuelle Gegenfeuer, in etwa die netten N²-Minen, bereithalten, alles ganz nach Handbuch eben - und die drei so spontan nachdem gerade erst einige Stunden zuvor ein anderer Feind besiegt worden war eher weniger kampfbereiten Children zu ihren EVAs geschickt. Wie der Rest innerhalb des HQs war ihnen seit dem vorangegangenen Tag kein Schlaf vergönnt gewesen. Innerlich machten sie drei Kreuze, dass endlich Wochenende und damit keine Schule war, denn die hätte ihnen dann nun wirklich den Rest gegeben.

Die Gäste von NERV blieben beim Anblick des Engels freiwillig zurück, sah man einmal vielleicht von Integral und ihrem 'Monster', wie Misato ihn abwertend und in seiner Abwesenheit nannte, die die ganze Angelegenheit aufmerksam verfolgte, sich aber genau wie der Rest im Central Dogma aufhielten, auch wenn unverkennbar war, dass es dem Vampir heftig in den Fingern juckte, da er seinen Meister wie ein hyperaktiver Hund immer und immer wieder umkreiste, sich in schwarze Schwaden aus Schatten auflöste, die sich halb um sie legten, und weitere ähnlich exzentrische Dinge tat, die von Integral völlig ignoriert wurden, bei Maya allerdings für Unbehagen, bei Misato ein fröstelndes Kopfschütteln und bei Ritsuko gespanntes Interesse, gepaart mit wissenschaftlicher Neugier auslösten.
 

»Igitt, was ist das!?« war Asukas Reaktion, als sie den Feind erblickte.

»Das sieht aus wie eine riesige Spinne...« ertönte Shinjis Stimme über die Kommanlage - überflüssigerweise, muss man sagen, da der Engel und damit seine äußerliche Form nicht unbedingt als klein zu bezeichnen war. Seine vier übermäßig langen Spinnenbeine erstreckten sich gleich über ein gutes Dutzend Gebäude Neo Tokios, und sein vergleichsweise lächerlich kleiner Torso war direkt über einer der Falltüren für die Abschussrampen der Evangelion postiert. Eine schleimige Flüssigkeit tropfte aus einem Auge-ähnlichen Auswuchs an seiner Unterseite auf die Erde und fraß sich in den Boden.

»Ist ja ekelhaft« entfuhr es dem Second Child, das zusammen mit den beiden anderen Piloten den Feind weitläufig eingekreist hatte.

»Erwarten Befehl zum Angriff.« meldete Rei an die Zentrale und wartete.

"Befehl erteilt!" rief Misato mehrere hundert Meter unter der Erde, nachdem sie einen kurzen Blick zu Kommandant Ikari geworfen und dieser bestätigend genickt hatte. "Feuer nach eigenem Ermessen."

Die Evangelion richteten sich aus ihren knienden Positionen auf und ergriffen diverse Schusswaffen, die schon neben ihnen bereit lagen.

»Na dann mal los!« meinte Asuka angriffslustig und trat einen Schritt auf den Engel zu. Der reagierte umgehend und drehte sich ein Stück, wahrscheinlich, um ihr seine Vorderseite entgegen zu stellen - wobei schwer zu sagen war, ob es sich nun wirklich war um diese handelte oder nicht. Rei und Shinji näherten sich ebenfalls, etwas vorsichtiger, weshalb sich der Engel noch ein wenig weiterdrehte, als ob er jeden Einzelnen ins Visier nehmen wollte. Das Third Child stolperte ein paar unsichere Schritte rückwärts, als das Monstrum langsam auf ihn zukam. Er behielt jedes der Beine im Auge, was sich einfacher anhört, als es in Wirklichkeit war. Die eigenartige Art Matriels, sich vorwärts zu bewegen, war schon erstaunlich. Bei jedem Schritt, den er mit einem der Spinnenbeine tat, warf er gleich zwei Häuser um und hinterließ metertiefe Löcher. Und plötzlich schnellte er mit einer solch unerwarteten Geschwindigkeit vor, dass Shinji nicht einmal die Zeit blieb, sich in irgendeiner Weise zu wehren. Es war, als würde er von der riesigen Spinne einfach überrannt werden. Er stieß einen kurzen erschrockenen Schrei aus, und dann herrschte Stille in EVA-01.

»So ein Idiot« ließ sich Asukas Stimme vernehmen. »Fällt der einfach in Ohnmacht...« Der rote Evangelion schüttelte paradoxerweise den Kopf, als das Second Child eben selbiges tat und die Bewegung über die Nervenverbindungen übertragen wurde.

Rei und Asuka versuchten mit aller Kraft, den Engel von Shinji wegzudrängen, da der drauf und dran war, den EVA mit einem seiner Beine zu erstechen. Doch Matriel brauchte nur einmal kurz ausholen, um die beiden Mädchen mit einer anderen Grete wegzuschleudern. Die beiden landeten ziemlich unsanft übereinander und blieben erst einmal nach Luft schnappend liegen.
 

Die NERV-Crew stand - beziehungsweise saß - wie erstarrt da und glotzte auf die Bildschirme. Misato rieb sich seufzend den Nasenrücken. Dieser Tag verlangte ihr einiges an Nerven ab. Und sie konnte sich denken, was jetzt gleich passieren würde.

"Dummy-Plug einsetzen!"

Der Befehl ließ Maya unverzüglich zusammenzucken.

"Sind Sie sicher, Kommandant Ikari?" fragte Ritsuko zögernd.

"Ich finde, das ist keine gute Idee..." stimmte Maya kleinlaut zu, eigentlich ziemlich sicher, dass es sowieso niemand gehört hatte, während Integral aussah, als hätte sie soeben etwas erlebt, das sie beinahe mit Neugier zu erfüllen schien - auch wenn natürlich ihr Gesicht so unbewegt wie immer blieb.

"Dummy-Plug einsetzen, habe ich gesagt! Keine Widerrede!" Maya traf sofort die Vorbereitungen und sah dabei sichtlich unzufrieden mit dem Befehl des Kommandanten aus.

Ikari hätte sich wohl die Haare gerauft, hätte es ihm sein Stolz nicht verboten, besonders, weil Integral ihn auf eine Art und Weise ansah, die jetzt ernsthaft an ein leicht spöttisches Grinsen erinnerte und sie fast so diabolisch wie den Vampir aussehen ließ. Er war stattdessen aufgesprungen und hatte seine Fäuste auf den armen unschuldigen Tisch vor ihm geschlagen. Dann fiel sein Blick auf die Fremden, die bisweilen ziemlich nutzlos in der Gegend herumstanden.
 

"Ich glaub einfach nicht, dass wir das hier tun!"

"Glaub's ruhig, ansonsten wären wir wohl kaum hier..."

"Er kann uns nicht dazu zwingen!"

"Anscheinend schon."

"Jetzt widersprich mir doch nicht andauernd!!"

"Ich sage doch nur wie's ist!"

Gareas warf Rioroute einen giftigen Blick zu.

"Reg dich nicht auf, immerhin ist das hier doch auch nichts anderes, als ein normaler Kampf gegen die Victims..." versuchte der andere ihn zu beruhigen.

"Ja, mit der Ausnahme, dass wir hier auf dem Boden sind, keine richtigen Lotsen haben, nebenbei bemerkt nicht einmal wissen, wo genau dieses hier überhaupt ist, und zu allem Überfluss keine Ahnung haben, wie stark wir den Gegner einschätzen sollen!"

"Um das ganze mal von der Positiven Seite zu betrachten" meinte Rio nickend, sehr den Anschein erweckend, dass er Gareas überhaupt nicht zugehört hatte - aber wer tat das schon, das wäre auf Dauer sowieso viel zu anstrengend gewesen.

Der Pilot Eeva Leenas beließ es dabei - besser für ihn und weniger nervenaufreibend. Stattdessen wandte er sich voller Unbehagen seiner Göttin zu, die er in wenigen Augenblicken in einen Kampf führen sollte. Geleitet wurde das ganze von den NERV-Mitarbeitern, die im Grunde genommen kaum etwas über die Ingrids wussten, also nicht gerade die potenzielle Lebensversicherung in dieser Schlacht sein würden. Wobei Schlacht natürlich etwas hochgegriffen war, da schließlich – und das war für die Göttinnenpiloten mehr als ungewöhnlich - nur ein Gegner als Feind diente. Ein sehr... schleimiger Feind. Wahrscheinlich führten seine Aggressionen auch schlichtweg daher, dass er einfach keine Freunde fand, weil niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte. Und das konnte man wirklich keinem verübeln.

"Gar, wir warten nicht ewig auf dich!" Rio stellte sich mit in die Seite gestützten Armen direkt in Gareas Blickfeld. Der schob seinen Mistreiter energisch zur Seite.

"Na, dann wollen wir mal!"
 

"Was ist denn passiert...?" Benommen richtete sich Asuka etwas auf und rieb sich den brummenden Schädel. Bei dem Versuch, sich aufzusetzen, scheiterte sie aber kläglich, da ihre Hand - oder eher die des EVA - keinen vernünftigen Halt fand, sondern an etwas glattem abrutschte und ihr Körper wieder zurückfiel, was ein eigenartiges Geräusch verursachte - fast so, wie wenn Metall auf anderes Metall stieß.

»Hey, das tut weh!« teilte ihr eine aufgebrachte Stimme mit und veranlasste sie dazu, ihren Blick auf einen kleinen Bildschirm zu lenken, der frei auf Augenhöhe vor ihr zu schweben schien und das grantige Gesicht Reis zeigte.

»Bleib mal locker, war doch nicht mit Absicht« murrte Asuka und startete einen weiteren, diesmal glücklicher ausfallenden Versuch, aufzustehen. Rei rappelte sich ebenfalls auf, nachdem die Last von ihr genommen war, und kam schwankend auf die Beine. Ein kurzer Blick in Richtung der letzten Position des Engels, an der sie ihn gesehen hatte, verriet ihr, dass dieser nicht mehr dort stand, wie unschwer festzustellen war, weil, tja, er sich jetzt an einer anderen Stelle aufhielt. Stattdessen hatte sich dort, also an der Stelle, an der der Engel sich zuvor befunden hatte, ein etwas kleinerer Roboter platziert, der mit Schwert und Umhang bewaffnet offenbar auf eine geeignete Angriffsmöglichkeit wartete.

Der blaue Evangelion folgte der Blickrichtung Sherazades an den zwei etwas entfernt stehenden Brains vorbei und sah sich mit einem recht bizarren Szenario konfrontiert. Vom Engel waren nur noch die Beine zu erkennen - der restliche Körper war vollständig von den Ingrids und Pro-Ings verdeckt, die sich allesamt einfach auf ihn drauf geworfen hatten, um ihn aufzuhalten, und sogar soweit gedacht hatten, die kleineren Maschinen nicht als erstes angreifen zu lassen, da diese ansonsten mit absoluter Sicherheit direkt auf den Schotthaufen hätten gebracht werden können – in handlicher Dosenform. Alles in allem war es also ein lächerlicher Anblick, der den Children unter anderen, eventuell weniger bedrohlichen Umständen, einige Lacher - zumindest bei Asuka - hervorgelockt hätte. Rei sah sich nach dem Third Child um, das etwas weiter von Sherazade entfernt lag - natürlich von der Hülle seines EVAs umgeben. Sie gab Asuka ein Zeichen und gemeinsam gingen sie auf ihn zu, um nach seiner Kondition zu sehen. Noch bevor sie ihn erreicht hatten leuchteten die Augen des Evangelion rot auf.

"Wa..." entfuhr es Asuka unvermittelt. Verwirrt betrachtete sie das herausgerissene Amical-Kabel neben der Maschine. EVA-01 richtete sich auf und fixierte sofort die beiden Pilotinnen. Er ließ ein lautes Kreischen ertönen, dann wurde um Asuka und Rei herum wieder alles dunkel.
 

"Was soll das? Ist der verrückt geworden?!" Misato schlug ihre Hände mit solcher Wucht auf das Computerbord, dass die Bildschirme kurz aufflackerten und Hyuga ihr einen ängstlichen Blick zuwarf, denn er wollte den Ärger, den es garantiert geben würde, wenn Misato die Einrichtung zertrümmerte - was bei ihrem leicht explosiven Temperament durchaus im Bereich des Möglichen lag - lieber nicht persönlich miterleben, oder wenn er es genau nahm, dann wollte er diesen Ärger nicht einmal unpersönlich miterleben.

"Was fällt ihm ein, unsere eigenen Leute anzugreifen?"

Maya war aufgesprungen. "Habe ich nicht gesagt, dass das keine gute Idee wäre!?"

Die anderen im Raum glotzten sie schockiert über diesen plötzlichen und total untypischen Ausbruch an, weil Maya nun wirklich die Allerletzte war, die jemals protestieren würde, geschweige denn plötzlich aufsprang und lautstark losschimpfte. Im Nachhinein schien ihr ihr eigenes Verhalten wohl unheimlich zu werden, denn sie schluckte, machte ein fast erschrockenes Gesicht, wurde ein klein wenig bleich und setzte sich stumm wieder auf ihren Platz, bevor sie sich vielleicht noch zu einer anderen vollkommen unberechenbaren Reaktion hinreißen ließ.

Der wild gewordene EVA war derweil weiterhin damit beschäftigt, sich zuerst die beiden Brains und dann Sherazade vorzuknöpfen, bevor sie vielleicht noch auf die Idee kamen, ihn selbst anzugreifen, man wusste ja nie so genau, was Ikari als nächstes befehlen würde. Die anderen hatten alle Hände voll zu tun, den Engel irgendwie unschädlich zu machen, da das schleimige Sekret, das er absonderte, drauf und dran war, die Panzerplatten, die das HQ und überhaupt die GeoFront von der Außenwelt abschirmte, zu zerfressen. Gareas und Erts beschäftigten sich mit dem hinteren Teil des Engels, also dem, der im Moment EVA-01 zugewandt war – zumindest nahmen sie an, dass das die hintere Seite des Engels darstellte -, und attackierten ihn mit allem Möglichen, was nicht viel war, da sie in dieser Welt keine anderen Hilfsmittel als die, die sie bei sich trugen, verwenden konnten. Ohne G.I.Z. und ihre Fluglotsen waren sie so ziemlich aufgeschmissen. Zero und Hiead hatten es da schon leichter, da sie aus ihrer Dimension Gewehre mitgebracht hatten und sich wegen ihrer geringen Größe an der Unterseite Matriels zu schaffen machen konnten, während sie von Agui Keameia geschützt wurden, die mit ihren Armschildern verhinderte, dass die Pro-Ings mit dem Säure-ähnlichen Schleim des Engels in Berührung kamen.

Van, Hitomi und Merle verfolgten indessen das Spektakel aus der Kommandozentrale, Ersterer zähneknirschend, weil er Escaflowne nicht bei sich hatte, um Allen im Kampf zu unterstützen.

Sir Hellsing, die den Kampf bis dahin ziemlich interessiert verfolgt hatte, wurde langsam ungeduldig aufgrund dieser völlig desolaten Leistung und konnte sich jetzt tatsächlich ein spöttisches Lächeln nicht mehr ganz verkneifen. Sie war die präzise Arbeit ihrer Leute gewöhnt und nicht so ein Durcheinander wie das, das hier vor Ort herrschte. Sie wurde immer ungeduldiger, was nicht so sonderlich schwer war bei ihrem ebenfalls recht explosivem Temperament, und begann schließlich, genau wie Alucard, hin- und her zu laufen - wobei sie natürlich nicht wie ein überaufgeregter, nach Beachtung heischender Hund wirkte, sondern stolz und mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, Überheblichkeit und vielleicht sogar ein wenig Arroganz ausdrückend. Schließlich hielt sie soviel Unfähigkeit auf einem Haufen einfach nicht mehr aus.

"Alucard!" sagte sie in ihrem gewohnten Befehlston, lenkte damit verständlicherweise die Aufmerksamkeit aller auf sich, sodass jeder sie verblüfft, und auch etwas ängstlich, anstierte, weil niemand auch nur die geringste Ahnung hatte, was sie in dieser Situation ausrichten könnte. Sie sollten alle ihr blaues Wunder erleben – nicht nur im metaphorischen Sinne, wenn man das seltsame Funkeln in Integrals eisblau strahlenden Augen betrachtete. Der Vampir grinste von einem Ohr zum anderen, sodass zu befürchten stand, dass seine Mundwinkel sich, sollte er es fertig bringen, noch breiter zu grinsen, am Scheitel treffen könnten.

"Mit größtem Vergnügen, Meister..."
 

Innerhalb weniger Sekunden wurde es tiefschwarze, absolut finstere und undurchdringbare Nacht.

Nein, nicht der Himmel färbte sich schwarz, sondern die gesamte Umgebung versank einfach in vollkommener Dunkelheit; Konturen lösten sich auf, Schatten schienen lebendig zu werden und alles Licht einfach zu verschlucken. Zumindest den Bildern zufolge, die die Übertragungskameras auf die Bildschirme im Central Dogma übertrugen. Oder übertragen sollten. Man sah nämlich nichts. Überhaupt nichts. Rein gar nichts. Kurz - es war alles schwarz. Womit wir wieder am Ausgangspunkt wären - der Dunkelheit, der alles verschlingenden, absoluten, allumfassenden Dunkelheit. Sie hatte genau in dem Moment eingesetzt, in dem Alucard sich einfach in Luft aufgelöst hatte.

"Klassifizierung B. Ich, Integral Fairbrook Wingates Hellsing, erlaube die Aktivierung durch Cromwell. Aufhebung des Bannsiegels Kategorie V." erklärte Integral ruhig, woraufhin die Stille, die mittlerweile - vor allen Dingen während sie sprach - eingetreten war, regelrecht gespenstisch wurde. "Bannsiegel der Kategorie V aufgehoben, beginne mit partieller Freisetzung, Befehl akzeptiert." Schallte schließlich die tiefe Stimme von Alucard, fast so, als würde sie von unsichtbaren Lautsprechern vervielfacht, durch den Raum und jagte damit sämtlichen Anwesenden - von Integral, die beinahe wohlwollend lächelte, abgesehen - eine Gänsehaut über den Rücken. Danach spielte sich vor den Augen der armen, gestressten und völlig fertigen NERV-Crew, die eh kurz vor dem Rand des Wahnsinns und des Nervenzusammenbruchs rangierte, der wahrhaftige Weltuntergang ab. Plötzlich waren die Bildschirme über und über mit blutroten, glühenden Augen übersäht, denen man die Vorfreude auf ein zünftiges Gemetzel mit viel Blutvergießen regelrecht ansah, obwohl der Rest des Gesichtes und des Körpers fehlten. Die Augen verengten sich zu listigen Schlitzen und man meinte, ein enthusiastisches, ungemein höhnisches und definitiv wahnsinniges Lachen zu hören.
 

Den Leuten außerhalb des NERV-HQs ging es nicht viel besser als denen innerhalb - vielleicht sogar noch irgendwie ein wenig schlechter. Die plötzliche Dunkelheit verursachte nackte Panik unter den Kämpfenden. Diejenigen, die sich mit dem Engel beschäftigten, konnten natürlich genauso wenig sehen wie die, die mit anderen Problemen - unter anderem dem Namens durchgedrehter EVA-01 unter Dummy-Plug-Bedienung - zu kämpfen hatten. Dies hatte zur Folge, dass sich 1. Matriel losreißen konnte und 2. die Angriffe der Piloten und ihrer Maschinen ins Leere gingen, beziehungsweise einen der anderen trafen, was sich nicht unbedingt gerade positiv auf die allgemeine Situation auswirkte. Doch baldige Rettung nahte - oder jedenfalls etwas, das dafür sorgen würde, dass man mit dem Engel fertig werden konnte, wobei zu bezweifeln blieb, ob Rettung tatsächlich das richtige Wort für besagte Sache war -, und zwar in Form einer Kreatur, die lediglich aus glühenden Augen zu bestehen schien. Die Piloten der Pro-Ings wurden unsanft zur Seite gestoßen, als etwas an ihnen vorbeirauschte. Ein ziemlich unfeines Geräusch drang an die Ohren der Beteiligten, dann ein Schrei, der sich verdächtig wie das Schreien eines sterbenden Engels anhörte, und dann herrschte Stille.

Die Dunkelheit verschwand so augenblicklich, wie sie gekommen war, sodass die armen G.O.A.-Leute, deren Augen sich gerade erst an sie gewöhnt hatten, von dem wieder zu ihnen durchdringenden Tageslicht geblendet wurden. Die Kämpfer fanden alles genau so vor, wie es vor dem Übergriff ihrer Verstärkung gewesen war, mit der Ausnahme, dass nun ein regungsloser und leicht zerquetscht aussehender Engel in ihrer Mitte lag, was allerdings nicht zu übermäßiger Trauer führte. Etwas abseits waren die drei Evangelion, Sherazade und die Brains wie Mikadostäbchen auf dem Boden verteilt.
 

Im Inneren des Hauptquartiers starrte die Crew mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen auf den Vampir, der soeben wieder neben seinem Meister aufgetaucht war und allerbester Laune zu sein schien, während es fast so aussah, als würde er wie ein aufgeweckter junger Hund darauf warten, dass sie ihm als Belohnung den Kopf kraulte.

"Siehst du?" sagte er mit irgendwie kindlicher Stimme, vollauf zufrieden mit seiner Tat. "Ich bin kleiner, pflegeleichter und viel effektiver als diese unpraktischen mechanischen Spielzeuge!"

Maya, wieder einmal bleich wie eine Statue aus weißem Marmor, erhob sich währenddessen stumm von ihrem Platz und verließ den Raum, ohne auch nur jemanden anzusehen oder ein Wort zu sagen, was zumindest Ritsuko wenigstens einen halbwegs besorgten Blick entlockte, ansonsten aber wenig Aufmerksamkeit erregte, weil man Maya ja sowieso nur dann Aufmerksamkeit schenkte, wenn irgendetwas schief lief.

"Sag bloß, du warst eifersüchtig." stichelte Sir Hellsing, schien damit seine Erwartungen auf eine art Belobigung zu vernichten, was ihn sichtlich hart zu treffen schien, und blickte der jungen Technikerin eher unbeteiligt hinterher, hauptsächlich wohl nur, um sich nicht länger mit Alucard auseinandersetzen zu müssen, der ihr schmollend vorwurfsvolle Blicke zuwarf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nostradamus_MB
2004-12-23T15:03:38+00:00 23.12.2004 16:03
So, ich fange mal ganz ungewohnt an und bedanke mich erstmal für den netten Kommentar.
Dieses Kapitel hat mich doch mehrfacher Sicht überrascht. Zum einen gab es natürlich wieder einmal viel Humor, aber es gab auch viel Action.
Schreib einfach weiter, wie du siehst kommen ja schon ein paar Kommis zusammen ^^

nos / michel


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