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A fairytale of love and hate

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Lang, lang ists her... Ich weiß, ihr habt lange warten müssen, aber ich hoffe, ihr interessiert euch trotz allem noch für diese Geschichte. Ich habe mir Mühe gegeben, einige Fragen zu beantworten, die mir in den letzten Kommentaren gestellt worden sind, es kann aber sein, dass mir dies nicht gelungen ist. Ich hoffe in diesem Fall auf eure Nachsicht^^
 

Ein großes Dankeschön an beddl-cat, die mich daran erinnert hat, dass es Dinge gibt, die man erklären sollte, damit der Leser einem folgen kann^^
 

Vielen, vielen Dank auch an windhauch, HAIR, Morathi und Silent-voice, eure Kommentare bedeuten mir sehr viel. Ich hätte nie gedacht, dass diese Geschichte jemals jemandem gefallen würde.
 

Lasst mich bitte wissen, was ihr von der neuesten Entwicklung haltet. War es zu früh?
 


 

A fairytale of love and hate 10/?
 

+++
 

Früh am nächsten Morgen fand Toren sich im Schloßhof ein, wo der Drachentöter bereits auf ihn wartete. Der junge Traumweber war immer noch verstimmt über die dreiste Lüge, mit deren Hilfe es dem Drachentöter gelungen war, den König dazu zu überreden, ihn zur Jagd zu schicken und so fiel seine Begrüßung denkbar knapp aus.
 

Nachdem Golwin ihm mitgeteilt hatte, dass ihm eine Beschwerde über ein Streitgespräch vorlag, welches nach Torens Wissen niemals stattgefunden hatte, war der Traumweber wieder einmal durch die Hölle auf Erden gegangen. Sein ganzer Körper schmerzte und die Aussicht die nächsten Stunden im Sattel zu verbringen, ließ ihn nicht fröhlicher werden.
 

Golwin hatte ihn am Abend zuvor wegen seines Ungehorsams bestraft und wie immer war es nicht nur bei bloßen Schlägen geblieben. Mit dem strikten Befehl, Simon nicht zu verärgern und unter keinen Umständen zu widersprechen, war Toren wenige Stunden zuvor aus dem Bett seines Königs entlassen worden. Sein Zorn auf den Drachentöter allerdings war unvermindert.
 

Wer gab diesem aufdringlichen Kerl nur das Recht, sich ungebeten in sein Leben einzumischen? Toren erinnerte sich voller Abscheu an all die Momente, in denen der Drachentöter sich ihm regelrecht aufgedrängt hatte und wie immer in diesen Augenblicken verspürte er den fast übermächtigen Wunsch, dem anderen Mann offen ins Gesicht zu sagen, was er von dessen Verhalten hielt.
 

Das freudestrahlende Lächeln, mit dem der Drachentöter ihn bedachte war kaum auszuhalten. Ohne sich anmerken zu lassen, wie verärgert er wirklich war, nickte Toren dem anderen nur wortlos zu, ehe er sein Pferd bestieg und darauf wartete, endlich aufbrechen zu können. Je eher sie los ritten, desto eher war er wieder zurück und konnte diesem ganzen Irrsinn den Rücken kehren.
 

„Wie geht es euch heute morgen?“, versuchte Simon ein Gespräch zu beginnen, doch Toren wandte nur gereizt den Blick ab. Auch wenn Golwin ihm befohlen hatte, den Gast nicht zu verärgern, konnte er es derzeit nicht über sich bringen, sich mit ihm zu unterhalten. Zu frisch war noch sein Schmerz über den Verlust seines besten Freundes und die heitere Stimmung seines Begleiters trieb ihn beinahe in den Wahnsinn.
 

Als sein Begleiter nicht reagierte, beschloss der Drachentöter, deutlicher zu werden. Vielleicht konnte er zu Toren durchdringen, wenn er ihm von seinem Gespräch mit Marten erzählte. „Ich hoffe, Ihr nehmt mir meinen kleinen Betrug nicht übel. Aber ich muss dringend mit euch sprechen und ich wusste mir keinen anderen Rat...“
 

„...als mir Euren Willen aufzwingen“, fiel Toren ihm grob ins Wort und warf ihm einen eisigen Blick zu. „Ich bin sicher, Ihr hättet auch einen anderen Weg finden können, um Euch meine Aufmerksamkeit zu sichern.“
 

„Wie soll ich mich Euch denn nähern, wenn Ihr mir bei jeder Gelegenheit ausweicht?“, brach es hitzig aus Simon hervor. Plötzlich war er des Versteckspielens müde. Mit einer raschen Bewegung beugte er sich vor und griff dem anderen in die Zügel. Dann legte er ihm die Hand auf die Schulter und drehte ihn nicht gerade sanft zu sich herum. „Warum seid Ihr so abweisend zu mir? Ich möchte mich doch nur mit Euch unterhalten!“
 

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendetwas gibt, worüber ich mich mit Euch unterhalten möchte.“
 

Simon fühlte, wie er angesichts dieser offenen Feindseligkeit wütend wurde. „Dann irrt Ihr Euch. Es gibt eine Menge Dinge, über die wir reden müssen!“
 

„Nehmt Eure Hände von mir. Sofort.“ Die kaum verhohlene Wut, die unvermutet in Torens Augen aufglomm und ihnen einen unheimlichen grünlichen Schimmer verlieh, ließ Simon erschrocken zurückzucken. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, riss der Traumweber die Zügel seines Pferdes herum und galoppierte davon.
 

Simon blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Mit grimmiger Miene jagte er hinter dem jungen Mann in Richtung Wald und verfluchte im Stillen sowohl den König als auch Toren. Er hatte sich so viel von diesem Ausflug erhofft und nun würden seine Wünsche wieder einmal unerfüllt bleiben. Es war so ungerecht! Doch gleich darauf sprach er sich wieder Mut zu. Noch war nicht alles verloren. Immerhin war er endlich mit Toren zusammen. Und wenn er es geschickt anstellte, dann würde er Gelegenheit finden sich mit dem Traumweber auszusprechen. Doch dazu musste er ihn erst einmal einholen.
 

Entschlossen gab Simon seinem Pferd die Sporen und preschte dem anderen hinterher.
 

+++
 

Seufzend stützte Erlind das Kinn auf ihre linke Handfläche und beobachtete nachdenklich den Schwarm Spatzen, der sich direkt unter ihrem Fenster um einige Samenkörner stritt.
 

Torens merkwürdiges Verhalten ging ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn.
 

Dieser hatte sich in den letzten Tagen immer mehr in sich zurückgezogen. War er vorher schon zurückhaltend gewesen, trat er nun überhaupt nicht mehr in Erscheinung und Erlind machte sich allmählich ernstliche Sorgen.
 

Natürlich hatte sie versucht, sich mit ihrem langjährigen Freund zu unterhalten, aber das erwies sich als gar nicht so einfach und nach einigen vergeblichen Versuchen, den anderen in seinem Zimmer aufzusuchen, hatte sie entnervt aufgegeben.
 

Doch der Gedanke daran, dass ihr Freund Probleme hatte über die er nicht sprechen mochte, ließ sich einfach nicht beiseite drängen und so drehten sich ihre Gedanken seit Stunden um nichts anderes. Sie musste etwas unternehmen, aber sie hatte keine Ahnung, was.
 

Leise Schritte näherten sich der Tür zu ihrer Kammer.
 

Erlind sah sich beinahe widerwillig um, als ihre Zofe eintrat und sie aus ihren Überlegungen riss. Sie mochte Mailie wirklich, aber manchmal ging das fröhliche Geschnatter der anderen ihr gehörig auf die Nerven. Aber leider brachte sie es nicht übers Herz, der jungen Frau den Mund zu verbieten und so blieb ihr nichts anderes übrig, als stumm zu leiden.
 

„Geht es Euch nicht gut, Herrin? Ihr seid so still.“
 

Erlind stieß ein kaum hörbares Grollen aus und drehte sich gereizt zu ihrer Zofe um. „Es ist alles in Ordnung. Warum bist du hier? Ist etwas passiert?“
 

Mailie nickte so aufgeregt, dass ihre dunkelbraunen Locken nur so flogen. „Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe eine wirklich erstaunliche Neuigkeit! Niemand im Schloss hätte geglaubt, dass so etwas mal geschehen würde!“
 

„Also?!“, seufzte die Prinzessin leicht genervt.
 

„Euer Feenprinz ist gemeinsam mit dem Drachentöter auf die Jagd geritten!“
 

Erlind blinzelte verblüfft. Auf die Jagd? Toren hasste es, zu jagen. Solange sie sich erinnern konnte, hatte der Traumweber das sinnlose Töten immer verabscheut und bisher hatte nichts und niemand ihn dazu bewegen können, sich dem König oder seinen Männern auf einer Jagd anzuschließen. Was um alles in der Welt mochte Toren wohl dazu bewogen haben, auf die Jagd zu reiten? Was hatte sich verändert?
 

„Es war die Idee des Drachentöters“, wiederholte Mailie gerade und Erlind, die dies bereits zum dritten Mal hörte, nickte nur und grübelte weiter darüber nach, warum Toren diesem Vorhaben zugestimmt haben mochte.
 

+++
 

„So wartet doch! Es tut mir leid!“
 

Für einen Augenblick schien es, als wolle Toren ihn ignorieren, doch dann zügelte der Traumweber sein Pferd und wartete schweigend, bis sein Begleiter aufgeholt hatte.
 

“Warum habt Ihr gelogen, Drachentöter? Ich hasse die Jagd“, brach es plötzlich aus Toren hervor. In den letzten Minuten war ihm klar geworden, dass ausweichen keinen Sinn hatte. Simon war viel zu stur und Torens Ablehnung schien sein Interesse nur noch weiter anzufachen. „Wisst Ihr eigentlich, was Ihr mir angetan habt?!“
 

Schuldbewusst zuckte Simon zusammen. „Es tut mir leid, aber ich wusste mir keinen anderen Ausweg...“
 

“Lasst mich eines klarstellen ,Drachentöter. Ich möchte, dass Ihr Euch nie wieder in meine Angelegenheiten einmischt. Haltet Euch aus meinem Leben heraus!“
 

„Es gibt da etwas, was ich Euch erzählen sollte“, setzte Simon verzweifelt an, doch der andere ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
 

“Nichts von dem, was Ihr mir erzählen könntet ist für mich von Interesse!“, unterbrach Toren ihn grob und machte Anstalten, sein Pferd zu wenden. „Und jetzt entschuldigt mich. Ich denke, es ist an der Zeit, diese Farce zu beenden.“
 

“Wartet!“ Simon drängte sein Pferd gegen Torens Reittier und schnitt ihm so den Weg ab. Fieberhaft überlegte er, welche Worte er wählen sollte, um dem anderen Martens Wunsch nahezubringen, ohne ihm das Gefühl zu geben, in die Enge getrieben worden zu sein. Doch ihm fiel nichts weiter ein, als regelrecht mit der Tür ins Haus zu fallen. „An dem Abend, bevor Marten abgereist ist, hat er mir aufgetragen, ein Auge auf Euch zu haben! Und ich muss schon sagen, Ihr macht es mir nicht gerade einfach!“
 

Toren starrte ihn fassungslos an. Jeder Funken Energie schien ihn verlassen zu haben, während er vergeblich nach Worten suchte und schließlich mit einem gequälten Stöhnen in sich zusammensank. Erschrocken lenkte Simon sein Pferd näher heran und legte ihm eine Hand auf den Arm.
 

„Kommt schon, lasst uns ein wenig rasten Ich denke, das habt Ihr dringend nötig. Meint Ihr nicht auch?!“
 

Der Traumweber nickte zögernd und stieg ab. Mit zitternden Knien lehnte er sich für einen Augenblick Halt suchend an sein Pferd, ehe er dem anderen zu der Mitte der Lichtung folgte und sich dort ins Gras fallenließ. Gleich darauf zog er die Knie an und bettete seine Arme darauf. Schweigend starrte er ins Nichts.
 

„Es tut mir leid, wenn ich Euch Unannehmlichkeiten bereitet habe“, versuchte Simon ein Gespräch in Gang zu bringen und sah erstaunt auf, als der andere bitter auflachte.
 

„So kann man es auch nennen, Drachentöter. Unannehmlichkeiten...“, seine Stimme verlor sich und gleich darauf starrte er wieder Gedankenversunken in das dunkle Grün der Bäume.
 

Simon schalt sich innerlich einen Trottel, doch all seine Selbstvorwürfe waren vergeblich. Wieder hatte er Toren nur Schmerzen bereitet, obwohl er ihn doch eigentlich beschützen wollte. Wenn Marten ihn jetzt sehen könnte, wäre er vermutlich enttäuscht und würde seine Entscheidung, seinen Freund dem Drachentöter anzuvertrauen sicherlich bereuen.
 

„Wieviel hat er Euch erzählt?“
 

Der Drachentöter schluckte trocken. „Alles.“
 

Toren schloss die Augen, zwang gewaltsam die Tränen zurück, die sich mit aller Macht ihren Weg nach draußen bahnen wollten und versuchte, seine widerstreitenden Gefühle in den Griff zu bekommen. „Wenn Ihr wisst... ich meine, wenn er Euch von meinem Leben erzählt hat... Wieso hat er das getan?“
 

Simon blinzelte verwirrt, völlig überrumpelt von diesem plötzlichen Themenwechsel und sprudelte das erste hervor, was ihm in den Sinn kam. „Könnt Ihr Euch das nicht denken?“
 

„Oh.“ Leichte Röte kroch in die Wangen des Traumwebers und Toren wandte rasch den Blick ab. Unbehagliches Schweigen breitete sich aus.
 

Simon war die Stille mehr als unangenehm und wieder startete er einen verzweifelten Versuch, das Gespräch erneut in Gang zu bringen.
 

„Ihr seid ganz anders, als man es sich erzählt.“
 

Für einen kurzen Augenblick starrte Toren ihn verwundert an, dann entspannte er sich sichtlich und zum ersten Mal seit sie sich kannten, ging er freiwillig auf den Drachentöter ein. „Was sagt man denn so?!“
 

Erleichtert, weil Toren ihn nicht länger ignorierte oder abblockte, ließ sich Simon rücklings ins Gras fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Nun, wenn man den Berichten glaubt, solltet Ihr eigentlich fast fünfzig Jahre alt sein, das Gesicht voller Pockennarben haben und entweder ein Auge, ein Bein oder sogar beides verloren haben.“
 

Der Berater lächelte. „Der Mann, den Ihr meint, war mein Vater. Er war tatsächlich groß und stattlich, aber nach einem Unfall war sein linkes Bein steif geblieben. Vor zwei Jahren ist er verstorben und da das Amt als königlicher Seher erblich ist, habe ich die Stelle meines Vaters eingenommen. Wir tragen nur zufällig den gleichen Vornamen.“
 

„Wie kommt es, dass...“ Jedes weitere von Simons Worten ging in einem ohrenbetäubenden Donnern unter, das gleich darauf von einem grellweißen Blitz verdrängt wurde. Erschrocken drehten die beiden sich um und sahen von Norden eine stahlgraue Gewitterfront heraufziehen.
 

Toren erholte sich als erster von seinem Schreck. “Wir sollten uns unterstellen!“
 

Er sprang auf und eilte zu seinem Pferd, das bereits unruhig mit den Hufen scharrte und ein nervöses Schnauben ausstieß, kaum dass der Traumweber in den Sattel gestiegen war. „In der Nähe gibt es eine Höhle.“
 

Simon nickte nur und folgte seinem Begleiter tiefer in den Wald hinein.
 

+++
 

“Ihr seid völlig durchweicht.“ Simon hockte auf dem sandigen Boden der Höhle und versuchte vergeblich, das feuchte Holz zum Brennen zu bringen. „Zieht wenigstens Euer Hemd aus, sonst holt Ihr Euch eine Erkältung.“
 

„Nicht nötig.“
 

Simon runzelte wütend die Stirn, verfolgte das Thema aber nicht weiter. Es schien fast so, als hätte des Gewitter sie gleichsam wieder an den Anfang zurückgespült, denn Toren begegnete ihm nun wieder distanziert und so abweisend, dass es den Drachentöter beinahe schmerzte.
 

Er war sich nicht sicher, wie lange er dies noch würde aushalten können.
 

“Dann frier dich doch zu Tode!“, murmelte er gereizt vor sich hin und rieb energisch die beiden Stöcke gegeneinander, aus denen er das Feuer zu entfachen hoffte. Endlich war es ihm gelungen und mit einem zufriedenen Aufseufzen begann er damit, sein Wams zu öffnen.
 

Peinlich berührt blickte Toren zur Seite. Es war ihm sichtlich unangenehm, den nackten Oberkörper des Drachentöters zu betrachten. Simon, der seine Reaktion bemerkt hatte, beschloss, dass es an der Zeit war, das Versteckspiel zwischen ihnen zu beenden.
 

“Du kannst ruhig dein Hemd ausziehen. Ich werde dich nicht anrühren.“
 

Toren sah auf, seine grünen Augen funkelten verärgert. „Was zwischen mir und dem König geschieht geht Euch nicht das geringste an. Marten hat es gut gemeint, aber er hatte kein Recht, sich einzumischen. Ihr seid ein völlig Fremder, der nur einen Teil des Ganzen kennt und Ihr maßt Euch an, den Richter zu spielen?!“
 

Es langte. Diese offene Feindseligkeit, nachdem er schon geglaubt hatte, sie würden sich endlich ein wenig näher kommen, war mehr, als Simon in diesem Moment vertragen konnte. Seine Hand schoss vor und umschloß das zierliche Handgelenk des Traumwebers mit hartem Griff.
 

„Lasst los.“
 

„Nein.“
 

„Ich möchte gehen. Lasst los.“
 

„Du wirst nirgendwo hingehen solange ich es nicht gestatte!“
 

„Was erlaubt Ihr Euch?!“ Toren versuchte, sich loszureißen, doch Simon war ihm überlegen. Der Drachentöter war nun auch aufgestanden und drängte den Kleineren langsam aber unerbittlich zurück. „Laßt mich auf der Stelle los! Der König wird von Euren ungeheuerlichen Verhalten erfahren!“
 

„Das glaube ich nicht!“ Simon gab Toren einen Stoß, der ihn weiter in die Höhle hinein beförderte und folgte ihm drohend. „Ich habe es wirklich versucht. Aber anscheinend gibt es nur eine einzige Sprache die du wirklich verstehst.“
 

Toren stand vorsichtig auf und behielt dabei den Drachentöter mißtrauisch im Auge. „Ich verlange auf der Stelle eine Erklärung von Euch! Was soll das?!“
 

„Wie ich vorhin schon sagte, wir müssen uns unterhalten.“
 

„Ich wüßte nicht, was wir miteinander zu besprechen hätten!“ Toren musterte Simon abschätzend. „Laßt mich auf der Stelle hier raus!“
 

„Unmöglich!“ Simon schüttelte den Kopf und trat näher an Toren heran. Als er dicht vor ihm stand, beugte er sich ihm entgegen. „Ich bin es leid, von dir ausgeschlossen zu werden. Du sagst, es geht mich nichts an? Da irrst du dich. Wie kann ich wegsehen, wenn jemand gequält und ausgenutzt wird? Wie kann ich stillschweigend zur Seite treten und den König weiterhin all das machen lassen, was er dir fast jede Nacht antut? Es ist meine Pflicht...“
 

“Pflicht? Was soll denn dieses unsinnige Gerede von Pflicht? Ihr verlangt von mir, dass ich einem völlig Fremden die schmerzhaftesten Details meines Lebens offenbare? Wie Ihr wollt! Ich hoffe, Ihr seid stark genug!“
 

Außer sich vor Wut riss Toren sein Hemd auf und schleuderte es davon. Das sanfte Licht des Feuers verlieh seinem Körper einen fast rötlichen Schimmer, der sich in den unzähligen Narben widerspiegelte, die sich kreuz und quer über die blasse Haut zogen.
 

“Oh mein Gott...“ Schockiert streckte Simon die Hand nach Torens Arm aus, wo anscheinend ein Messer sein grausiges Werk verrichtet hatte und folgte der gezackten Linie von der Schulter bis hinunter zum Ellenbogen. „Wieso hat er das getan?“
 

“Weil er mich liebt“, war die schlichte Antwort und Simon konnte nichts weiter tun, als die bittere Galle herunter zu schlucken, die sich in seiner Kehle gesammelt hatte. Wenn das Golwins Art war, seine Liebe auszudrücken, dann wollte er niemals dessen Hass kennen lernen.
 

Torens Körper war ein beängstigendes Zeugnis für Golwins Wahnsinn und allein bei dem Gedanken daran, einem anderen Menschen solche Schmerzen zuzufügen, drehte sich ihm der Magen um. Aus einem Impuls heraus trat er einen Schritt vor, nahm Torens Hand und presste diese fast schmerzhaft zusammen.
 

“Dieser Mann ist wahnsinnig, Toren! Er wird dich vernichten, wenn wir ihm keinen Einhalt gebieten, doch so weit werde ich es nicht kommen lassen. Ich liebe dich seit dem Augenblick, in dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Es wird niemals einen anderen für mich geben und ich kann es nicht ertragen, dass du dein Leben einfach so wegwirfst, weil es diesem Irren gelungen ist, dich einzuschüchtern!“
 

Langsam machte Toren sich los und trat einen Schritt zurück. Er war merklich blaß geworden und zitterte leicht. „Du weißt nicht, wozu er fähig ist! Wenn Golwin mir befiehlt, dich zu töten, dann werde ich das tun! Ich kann mich ihm nicht widersetzen!“
 

“Das ist Unsinn, Toren! Natürlich kannst du...“
 

“Hör mir doch endlich einmal zu, verdammt!“, explodierte Toren aus heiterem Himmel und jagte Simon mit diesem völlig atypischen Gefühlsausbruch einen gehörigen Schrecken ein. Der Traumweber nahm die Hand des Drachentöters und führte sie an seinen Hals. „Spürst du das?“
 

Unter seinen Fingern ertastete der Drachentöter etwas, das sich wie ein Halsreif anfühlte, doch als er hinsah, konnte er nichts entdecken. „Was ist das?“
 

“Nachdem ich meine Ausbildung zum Traumweber beendet hatte, sorgte Golwin dafür, dass es für mich keine Möglichkeit gibt, mich jemals gegen ihn zu stellen. Solange ich dieses magische Halsband trage, muss ich seinen Anweisungen bedingungslos gehorchen.“
 

Versonnen betastete Simon das glatte Metall unter seinen Fingern. „Es hat keinen Verschluss.“
 

“Natürlich nicht!“, gab Toren mit einem ärgerlichen kleinen Seufzen zurück und machte sich vorsichtig von dem Drachentöter los. „Ich werde diese Fessel bis zu meinem Tode tragen. Und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst.“
 

„Ich werde einen Weg finden, dich zu befreien!“
 

„Ihr werdet daran zugrunde gehen, Simon. Er wird dich vernichten, so wie er alle anderen vernichtet hat, die mir etwas bedeuten.“ Der Traumweber drehte Simon den Rücken zu und fuhr erschrocken zusammen, als er dessen Hände auf seinen Schultern spürte.
 

„Ich werde dich vor Golwin retten und wenn es das letzte ist, was ich in diesem Leben tue.“
 

Toren drehte sich wieder zu ihm herum und lächelte traurig. „Dazu kann es schneller kommen, als du glaubst.“
 

„Ich habe einen Drachen getötet. Warum sollte ich Angst vor einem Menschen haben?“
 

„Überheblich... so schrecklich überheblich, Drachentöter. Auch Marten war ein kampferprobter Ritter und dennoch ist es Golwin gelungen, ihn ermorden zu lassen.“
 

„W...was?! Marten ist tot? Aber...!“ Simon schwirrte der Kopf. Der fröhliche junge Mann, der innerhalb kürzester Zeit sein Freund geworden war, sollte tot sein?
 

„Aber was? Unmöglich?“ Toren gab sich nicht mehr die Mühe, seine Tränen zu verbergen. „Wenn der König etwas möchte, dann bekommt er es auch.“
 

Er trat so dicht an Simon heran, dass ihre Körper sich berührten und ließ seine Hand kurz auf dessen Brust ruhen. „Dein Herz ist stark, aber du bist nicht unverwundbar. Vergiss das niemals.“
 

Simon antwortete nicht darauf. Seine Haut brannte immer noch, wo Toren ihn berührt hatte und für einige Sekunden verwirrten sich seine Gedanken. Er wünschte sich nichts sehnlichster, als ihn in seine Arme zu reißen, doch diesen Fehler hatte er schon einmal begangen. Rasch kämpfte er seine Erregung nieder.
 

Er war so sehr damit beschäftigt, seine neu aufgeflammte Begierde im Zaum zu halten, dass er von Torens Vorhaben völlig überrumpelt wurde. Ein heftiger Stoß und er fand sich auf dem Boden wieder. Ehe er sich von seiner Überraschung erholt hatte, saß Toren bereits auf seinem Schoß.
 

„Toren...“ Simon biss die Zähne zusammen, doch von dem schlanken Körper des Traumwebers schien eine immer größer werdende Hitze auszugehen, die ihm das Denken fast unmöglich machte.
 

„Was ist los? Nicht Manns genug um dir zu nehmen, was du willst?“
 

Mit einem wütenden Grollen schob Simon den Traumweber von sich hinunter und presste ihn auf den harten Höhlenboden. „Treib es nicht zu weit, Toren! Du weißt, was ich für dich empfinde, also lach mich nicht aus!“
 

Urplötzlich völlig ernst, sah Toren ihn an. „Laß mich vergessen, Simon! Nur für diese eine Nacht möchte ich frei sein“, flüsterte er leise und der flehende Ton in seiner Stimme jagte dem Drachentöter einen unheilvollen Schauer über den Rücken.
 

„Toren...“ Simon war sich bewusst, dass sie einen Fehler machten. Er wollte noch so viel sagen, so viel einwenden. Wollte dem anderen klarmachen, dass er sich nur selbst betrog und hinterher noch viel verletzter sein würde als zuvor, doch als Toren mit den Fingern in seine Hose glitt, verließ ihn jeder Rest von Vernunft und zurück blieb nur ein alles verschlingendes Verlangen, das keinen Raum für Fragen oder Zweifel offenließ.
 

Das flackernde Lagerfeuer tauchte ihre Körper in goldenes Licht und als sie sich vereinigten, schien es Simon, als hätte er endlich die fehlende Hälfte seiner Seele gefunden.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Morathi
2006-07-19T13:22:38+00:00 19.07.2006 15:22
ui oO na ob Toren das später nciht noch bereut, ist eine gute Frage. Aber er hat sich an Simon rangemacht, also kann er diesem keine Schuld geben. Nur, wird dieses Arsch an König etwas herausfinden? oO wäre ziemlich scheiße, aber okay, Simon will ihm anscheinend so oder so den Krieg erklären. Und Toren scheint er nciht egal zu sein, denn dieser wollte ihn davon abhalten für ihn zu kämpfen!
war en cool, aber seh kurzes Kapi. Bei dieser Story find ichs passend, dass keine große Lemmonszene dran kam, sondern das Ganze mehr poetisch ausgedrückt wurde. HAste echt gut hingekriegt ;)
weiter so!!!!
hoffentlich bald.
cu
Von: abgemeldet
2006-07-09T15:46:38+00:00 09.07.2006 17:46
wow
ein klasse kapitel
ich mag ja dramatik und davon gabs ja in diesen kapitel reichlich
danke für die beantwortung meiner fragen, die idee mit der kette ist klasse, besonders da sie ja unsichtbar ist, wird niemand darauf kommen
ich kann verstehen dass toren niemand mehr vertraut, er hat einfach zu viel verloren
hoffe mal simon schafft es ihn zu befreien und diese eine nacht wird nicht die letzte in freiheit sein
...
ok, jetzt hör ich auf, ich werd nämlich schon wieder zu... *kein wort find*
fazit:ein sehr schönes emotionales kapitel weiter so!
Von:  Yukarri
2006-07-02T20:34:39+00:00 02.07.2006 22:34
hi^^
ich habe mir die Fanfic schon vor ein paar Tagen durchgelesen
umso mehr wundert es mich das ich noch kein kommi abgegeben habe *möp*
und als ich dann heute noch mal auf die Geschichte geklickt habe, wollte ich das gleich nachholen
aber umso mehr hat es mich dann gefreut das endlich ein neues Kapitel on ist^^ *freu*

ich find die story einfach der hammer
Toren ist soooo süüüß
und er tut mir so leid, dieser König ist wirklich ein Arsch
und Simon haaaarrrr
und die beiden zusammen grrrrr
verstehst du???? o.O
wahrscheinlich nicht, ach auch egal^^
jedenfalls hat es mir mega dolleeee gefallen die Story zu lesen und werde gespannt auf das nächste Kapitel warten
lg ^^o^^


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