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Tanzende Worte

Magie der Worte
von

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Prophezeiung

Äußerst interessant, das muss ich schon sagen!"

Tastend strich Saria Kalarmo über den weichen Lederband, über das Blattgold und über die Pergamentseiten des Hasarel.

"Und du sagts, du hast es in der Bibliothek eurer Universität gefunden?!"

"Ja, hab ich.", antwortete Samantha wahrheitsgemäß.

Nickend fuhr die Zigeunerin fort das Buch zu erfühlen. Sie war sichtlich interessiert und war beinahe so aufgeregt gewesen wie ein Kind an Weihnachten, als Samantha ihr das alte Buch gereicht hatte.

Hoffentlich konnte sie der neugierigen Studentin etwas mehr über den dicken Wälzer sagen als ihre Freundin Diana.

Es vergingen einige Minuten, bis Saria das Hasarel wieder aus der Hand legte. Raschelnd rieb der altertümliche Stoff ihres kunstvoll gearbeiteten Kleides aneinander als sie sich zu ihrem Schränken umdrehte, es öffnete und etwas suchte.

Das enggeschnürte Mieder aus dunkelgrünem Samt mit den Silberstickereien und der funkelnden Rubinbrosche passten perfekt zu ihrem an sonst auch ziemlich unheimlichen Erscheinungsbild. Der lange Rock war aus dem selben Stoff wie das Mieder und hatte auch ein kompliziertes Muster aus Silberfäden darauf. Die ellenbogenlangen Ärmel endeten in weißer Spitze und legten sich eng um ihre knochigen Arme.

Einige weiße Haarsträhnen fielen aus ihrem Dutt und legten sich sacht auf ihre fast schon durchsichtige Haut. Ihre langen haare, die ihr wohl bis zu den Knien ihres 1,58m kleinen Körpers reichen mussten, hatte sie immer zusammengebunden und im Nacken mit einem Silberkreuz zu einem festen Knoten hochgesteckt.

Die 102 Jahre alte geheimnisvolle Frau zog nach einigen Minuten eine lange Silberkette mit einem tiefgrünen Smaragd deren Ende hervor und lies sie auf dem Tisch zu einem kleinen Knäuel aus silber und grün zusammen sinken. Geschickt löste sie den grünen Stein aus seiner Fassung und legte ihn einige Zentimeter weiter von sich weg auf ihren runden Tisch. Dabei wurde sie von Samantha und Tala ganz genau beobachtet.

Die beiden sahen sich etwas ratlos an und beobachteten weiter, was Saria da mit dem Schmuckstück machte.

"Gib mir dein Halsband."

Auffordernd sahen Sarias blinde Augen Samantha an und ihre rechte Hand deutete auf das blaue Samtband mit dem funkelnden Saphir in der kunstvollen Silberfassung.

Samantha sah die alte Wahrsagerin etwas verstört an.

Was wollte sie denn jetzt damit?!

"Jetzt gib es schon her, du wirst schon sehen, zu was ich es brauche ...", forderte sie sie abermals auf.

Nur zögerlich strich Samantha ihre langen schwarzen Haare mit dem leichten blauen Schimmer zur Seite, öffnete mit einigen wenigen Handgriffen den Silberverschluss des Halsbandes und lies es in Saria ausgestreckter Hand zusammensinken.

Ihr war doch etwas unwohl bei der Sache. Sie hatte das Schmuckstück bisher so gut wie nie abgemacht oder es gar aus der Hand gegeben.

Doch sie vertraute Saria, schien die Alte doch eine übersinnliche Verbindung zu ihr zu haben.

"Wir haben uns gerufen ...", hatte sie gesagt, als sie gesagt, nachdem sie Samantha sie zum zweiten Mal besucht hatte.

Sie hatte damit sagen wollen, dass ihr Auftauchen etwas mit den Lebenslinien zutun hatte, die sich überall befanden. Wenn sich diese unsichtbaren Bänder kreuzten, begegneten sich zwei Menschen.

Manchmal aber ziehen sich diese Bänder auch fast magnetisch an und führen zusammen wie Flüsse, wickeln sich umeinander und treiben dann wieder auseinander.

Saria war eine der wenigen, die diese Fäden sehen konnte. Sie beschrieb sie als dünne leuchtende Haare, die wie Spinnfäden durch die ganze Welt gespannt waren und sie damit zusammen hielt.

Durch ihre Worte bekam der Spruch 'Alles ist miteinander verbunden' einen ganz neuen Sinn.

Interessiert begutachtete die alte Saria Samanthas Halsschmuck, bevor sie damit begann, den etwa daumennagelgroßen Stein aus seiner Fassung herauszulösen.

"Aber, was ...-", wollte Samantha schon wieder sprechen und Saria aufhalten, den Edelstein vollends aus seinem Silbergeflecht zu befreien.

Doch die wahrsagende Zigeunerin brachte sie mit einer fast schon energischen Handbewegung zum Schweigen.

"Sei still.

Sie dir erst an, was ich tue und entscheide dann, ob es falsch oder richtig von mir war."

Sarias Worte bewirkten bei Samantha beinahe so etwas wie ein schlechtes Gewissen und sie verstummte, sah nur stumm dabei zu, wie Saria den blauen kirstallartigen Stein keine Minute später in der Hand hielt.

Und dann ging es ganz schnell.

In ihrer rechten Hand hielt sie den Saphir und in der anderen die lange Silberkette mit der leeren Fassung. Ihre Hände näherten sich nur einige Zentimeter und schon fuhren Stein und Kette zusammen. Es wirkte auf Samantha als wäre das eine Metall und das andere ein Magnet.

Nach einem kurzen Klicken, das sich anhörte als hätte man einen Druckknopf geschlossen, lag ein silbernes Knäuel in Sarias rechter Hand, aus dem ein dunkelblauer Saphir hervor funkelte.

"Was ..."

Samantha war wie vor den Kopf gestoßen.

Ganz im Gegensatz zu Tala und Saria.

Tala schien zu wissen, was die Alte da getan hatte miaute:

"Mach dir keinen Kopf Serana.

Sie hat deinem Saphir nur den richtigen Partner gegeben."

"Ah, du kennst also auch ihren wahren Namen Götterkatze?!"

Schmunzelnd sah Saria Tala an, die ihr als Antwort nur schnurrend an der Wange strich.

Auf der einen Seite war Tala ganz Katze und auf der anderen war sie wie ein Mensch.

Samantha hingegen war von der ganzen Situation weniger begeistert. Sie fühlte sich übergangen und irgendwie ausgesaugt.

Jeder schien mehr über sie zu wissen als sie selbst und alle hatten Geheimnisse vor ihr. Und wenn sie eines nicht leiden konnte, dann nicht zu wissen um was es ging und vor allem weniger zu wissen als andere.

Trotzig meinte sie:

"Tala, ich hab dir schon lange gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst.

Ich heiße Samantha und nicht Serana oder sonst wie ...

Und wenn ihr mir nicht bald mal sagt, was das alles soll, dann kann ich dieses Buch ja auch in den Reiswolf schmeißen!"

Sie wollte das Hasarel schon vom Tisch heben, als sie stockte.

Warum bewegte sich das Buch nicht mehr?! War es denn so schwer geworden?!

Abermals versuchte die Studentin, das Buch aufzuheben, doch der Tisch und das Buch schienen zusammen zu kleben wie Pech und Schwefel.

Saria lachte wieder ihr kicherndes Hexenlachen.

"Kind, du wirst es jetzt nicht an dich nehmen können.

Du hast ihm Angst gemacht.

Es wird sich solange nicht von meinem Rundtisch lösen, bis zu ihm versprochen hast, es nicht in den Reiswolf zu werfen."

"Aber warum?!"

Samantha war noch verwirrter als vorher.

Wo war sie denn gelandet?!

Bücher sie Angst hatten, Edelsteine die wie von selbst in ihre Fassungen rutschten, das war einfach zu viel für die skeptische junge Frau.

"Das ist sein Selbsterhaltungstrieb.", erläuterte Tala.

"Das Buch hat eine Seele, sonst hätte ich nicht in ihm eingeschlossen werden können und es hätte dich sonst nicht gefunden.

Oder hast du dich nie gefragt, warum Diana es nicht kannte, obwohl sie die Unibibliothek wie ihre eigene Westentasche kannte?!

Hasarel wollte nicht von ihr gefunden werden. Es hat einzig und allein auf dich, die Reinkarnation von Serana gewartet.

Und jetzt schützt es sich, indem es sich durch seine Magie an den Tisch geheftet hat."

Samantha war einen verzweifelten Ohnmacht nahe.

"Nagut, es tut mir leid Buch.

Ich werde dich nicht zerstückeln.

Darf ich dich bitte wieder aufheben?!"

Augenrollend sah Samantha Tala an, die zufrieden nickte. Dann faste sie abermals unter den weißen Ledereinband und tatsächlich, das Hasarel lies sich wie jedes andere Buch auch vom Tisch nehmen.

"Aber nun genug."

Saria kraulte Tala hinter den Ohren und entlockte ihr ein wohliges Schnurren.

"Ich muss dir sagen, dass du in großer Gefahr schwebst.

Darum habe ich auch den Saphir aus deinem Halsband in diese Kette versetzt. Oder besser gesagt, Stein und Metall haben von alleine zueinander gefunden.

Dieses Silber wurde aus dem Rosenkranz der Jeanne d'Arc geschmiedet und en Stein, den hattest du in deinem Körper, habe ich recht?!"

Eindringlich sah Saria Samantha an. Doch wie immer brauchte diese frage keine Antwort, die Seherin wusste es ohnehin.

Trotzdem erwiderte die 22jährige:

"Ja, bei einer Röntgenaufnahme hat am ihr in der Nähe meines Herzens entdeckt als ich 4 Jahre alt war und mir eine Rippe gebrochen hatte.

Keiner der Ärzte hatte es sich erklären können und weil meine Eltern es für ein Zeichen hielten, hatten sie mir ein Halsband daraus anfertigen lassen."

Wissend nickte Saria, hatte sie es doch gewusst.

"Und warum ist sie in Gefahr?!"

Tala meldete sich wieder zu Wort.

Doch statt einer richtigen Antwort, zitierte Saria einen alten Spruch:

"Zeigt die Mondgöttin ihr ganzes Gesicht, so wird das Alte wieder erwachen.

Es erscheint der Bote, berührt sich, was zusammen gehört.

Verdeckt ein leuchtendes Band das Licht des weisenden Sternes wird er wieder kommen, der Schützer, gerufen durch seinen Herrn, zu dienen ihm bis in sein Ende.

Denn das Böse hat seinen Weg aus der ewigen Dunkelheit gefunden. Kriechend steigt es aus der Hölle empor, die blutverschmierte Göttin als sein Portal, wird er abermals Unheil und Schrecken über den Mutterboden bringen.

Doch wir der von dem Stern gerettet, der in der selben Nacht geboren wird, so wird er abermals in die Unterwelten verbannt werden, wartend auf seinen nächsten Tag."

Das war alles, was Saria sagte, bevor sie Samantha und Tala bedeutete zu gehen.

"Ruft den Schützer ...", hörten beide noch sagen, als sie die Tür von dem Zigeunerwagen knarrend schlossen.

Nachdenklich gingen Samantha und Tala durch den Wald in Richtung Stadt zurück.

Samantha lies der Spruch der Wahrsagerin nicht los.
 

Abermillionen von kleinen leuchtenden Glühwürmchen tanzten vor den funkelnden Sternen über ihnen. Der abnehmende Mond warf sein fahles graues Licht in Samanthas Studentenwohnung, als sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen lies.

Sie hatte noch in der Bibliothek nach alten Überlieferungen gesucht in der Hoffnung, die von Saria genannte zu finden. Doch Fehlanzeige, sie hatte rein gar nichts gefunden.

Aber ihr war, als kannte sie die Worte, nur woher?!

Und während sie langsam ins Land der Träume abdriftete, braute sich über ihr, fern ab im All, eines der seltensten kosmischen Schauspiele: Ein großer Asteroid bahnte sich seinen Weg auf die Erde zu. Doch er würde sie nicht treffen.

Sein Schweif würde nur die Sicht auf einige Sterne verbergen. Aber nicht auf irgendeinen, sondern den Nordstern ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Soulprayer
2004-07-19T15:56:49+00:00 19.07.2004 17:56
Nun kurz zu Deinen Kapiteln:
Prophezeiungen erklären nicht und sagen auch nicht, wie es ausgeht... ;-)
Sie sagen zwar: 'wenn dies und das passiert, wird folgendes eintreten'
Aber das Resultat bleibt immer offen... ^^

Und ansonsten:
*May_chan-fähnchen schwenk*
MEEEHHHRR !! ^_^;;


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