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Angel@Paris

von

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Es begann vor einem Jahr. Meine Eltern und ich waren aus dem regnerischen London in den warmen Pariser Frühling geflohen, hatten eines jener architektonisch wertvollen Häuser erstanden und für die Dauer einer Jahreszeit bezogen. Ich langweilte mich schrecklich und sehnte den Sommer herbei, der uns wieder nach London bringen sollte, so sehr mir auch davor graute. Denn in London erwartete mich die Ehe, eine jener beschlossenen Verbindungen die Erbfolge und Titel sichern sollten, diese mithilfe einer jungen Dame aus dem Hause der Merrywethers, einer alten ehrwürdigen Familie deren Stammbaum ebensoviele inzestbelastete "Vernunftehen" enthielt die wir eingehen sollten.

Sie war für nichts anderes erzogen worden, mich aber lechzte es nach Leben! Und nach der Liebe....
 

Wir hatten kaum unser Haus bezogen, da erfuhr ich von einem Gerücht um die neuerbaute Oper, nämlich das es darin spuken solle. Geisterhafte Erscheinungen in Abendanzügen durchstreiften den Bau, Stimmen kämen aus den Logen und Orgelspiel aus den Kellergewölben, zuweilen vernahm man sogar das durchdringende Weinen einer Frau...

Mein Interesse war geweckt und ich wies einen meiner Lakaien an, mir eine Loge zu besorgen. Ich musste einfach wissen, was da passierte!
 

So machte ich mich kurz vor der 20 Uhr Vorstellung auf den Weg. Ich ging zu Fuss, ließ die Lichter und das Flair der "Stadt der Liebe" auf mich wirken und entdeckte, was manch anderen meines Standes verborgen blieb. Da waren die gepflegten Avenues, auf denen neureiche Damen und Herren ihre Garderobe spazierenführten, prachtvolle Kutschen entlangfuhren, alle mit jenem unbekümmerten Gehabe das absolute Abneigung gegenüber dem niederen zeigte. Und doch fanden sich selbst an den vermeintlich "schönen" Orten bettelnde Kinder die mit staunenden Augen selbst einfache, glitzernde Messingknöpfe am Frack des Gendarmen bestaunten...

Ich gebe zu, auch mich traf es hart die Realität zu sehen.

Da waren kleine Mädchen und Jungen, die in den Rinnsteinen schliefen, junge Frauen von vielleicht sechzehn, siebzehn Jahren mit greinenden, kränklichen Kindern im Arm. Doch die schlimmsten waren die Dirnen... und die Strichjungen. Ihre absichtlich knapp gehaltene Kleidung, die aufreizenden Blicke, die einladenden Bewegungen.

Selbst in der Gegend um die Oper konnte ich sie erkennen.
 

Einer von ihnen besaß die Frechheit sich auf den marmornen Stufen zum Eingang der prachtvollen "Academie de nationale de musique" niederzulassen und den Männern aufreizende Blicke zuzuwerfen.

Es war ein hübscher Junge, höchstens achtzehn oder neunzehn, mit glattem weißblondem Haar und melancholischen grünen Augen. Er hatte feine, fast feminine Gesichstzüge, blasse Haut und einen schlanken Körper, lange Beine, fast wie die einer Frau.

Ich zuckte zusammen, als ich seinem forderndern Blick begegnete und errötete ein wenig.

Ich war kein Kostverächter und ich bevorzugte nicht nur Frauen, aber ein Knabe... das verstieß gegen alle Gesetze der Moral. Wie er mich ansah.... fast flehend, als bettelte er nicht nach Geld, sondern nach Wärme und Liebe. Ich hielt seinem Blick nicht stand und wandte mich ab, sah interessiert in den dunklen Nachthimmel, glaubte regelrecht zu spüren wie er mich beobachtete.

Was für seltsame Kleidung...

Schwarze Lederhosen, ein schwarzer Fellmantel, ein offenes, gerüschtes Seidenhemd; alles an ihm schrie regelrecht nach der Tatsache das er einem obskuren Herr unterstand, dessen einziges Ziel darin bestand, Geld einzutreiben. Armer Kerl....

Seufzend warf ich einen Blick auf meine Taschenuhr. Zwanzig nach acht... den Beginn der Vorstellung hatte ich verpasst, gleich würde der erste Akt seinen Höhepunkt erreichen. Es lohnte sich nicht, doch noch den Bau zu betreten, meine Eltern warteten sicher nicht auf mich, sie würden sich die Oper ansehen und spät nach Hause kommen.

Also fasste mir ein Herz und ging auf den Jungen zu, sah in sein zartes Gesicht auf das die Strassenlaternen goldene Schimmer warfen: "Wie heisst du?"

Seine müder grünäugiger Blick schien sich regelrecht in den meinen zu bohren: "Leander. Ich kann Euch alles geben, was Ihr wünscht..."

Lebhaft die Vorstellung von seinem knabenhaften Körper in den schwarzen Seidenlaken meines Bettes verdrängend bot ich ihm meine Hand: "Komm mit mir. Du kannst die Nacht bei mir verbringen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-05-18T21:24:48+00:00 18.05.2004 23:24
Wobei ich mich jetzt frage, warum das NICHT unter adult gestellt wurde... Die Logik von animexx ist mir fremd.
Aber - wie sagt man so schön: Gottes Wege sind sonderbar *lol*
Na gut, zum Inhalt: dachte ich doch, daß der Kleine nicht ungeschoren davonkommt. Hat anscheinend eine gute Taktik. Trotzdem: das sind Szenen, bei denen mir persönlich schlecht werden würde, wenn ich mir das so vorstelle. Ich kann mir doch denken, daß einer/einem Prostituierten nicht wirklich etwas an MIR liegt - und mit Menschen, die nicht MICH wollen, sondern bloßen Sex, Geld oder auf was auch immer die abfahren, springe ich nicht in die Kiste.
Vielleicht ist das bei Männern anders und sie können (leichter) darüber hinwegsehen - muß wohl so sein, wenn man bedenkt, daß all die Prostituierten in Deutschland ja irgendwoher das Geld zum Leben bekommen müssen und es Männern folglich anscheinend weniger ausmacht, daß sie den Damen piepegal sind. Man kann sich natürlich auch was vormachen... aber jeder mit ein bißchen Realitätssinn wird das so sehen.
'tschuldigung, wenn das ganze jetzt auf eine Psychologie-Vorlesung hinausläuft, aber für mich wäre das einfach eine so abstoßende Szene, daß Sex das letzte wäre, an das ich da noch denken würde. Mal abgesehen davon, daß ich keine Straßenjungs mit nach Hause schleppe XD
Aber die Situation und wie dein Held darauf reagiert, zeigt doch eins: daß er offenbar jemand ist, der sich Dinge einbildet.

Tâle
Von:  JemoKohiri
2004-05-14T15:06:16+00:00 14.05.2004 17:06
hehe das ist wenigstens schön lang. aber auch wieder cool. *gespannt weiter les*


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