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Wer braucht schon Psychologie?!

Andrew und Nuka
von

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Lösung aller Probleme

Lösung aller Probleme
 

"Verdammt, Andrew! Wie oft muss ich es dir denn noch sagen, bist du es kapierst?! Warum willst du nicht verstehen, dass ich das nicht will! Wann respektierst du das endlich?! Gott! Ich halt's nicht länger aus..."

Andrew senkte den Blick und zuckte zusammen, als die Badtür mit einem Krachen hinter Nuka zufiel.

Er musste schlucken.

Und er musste sich setzen.

Nackt ließ er sich auf dem Klodeckel nieder und starrte in das Badewasser, das immer noch unruhig in der Wanne schwappte.

Genauso unruhig, wie die Gedanken, die durch seinen Kopf rasten. Genauso aufgebracht. Schuldig.

Das Wasser war Schuld. Er war Schuld.

/Wieso konnte ich nicht...? Wieso hab ich das...?/

Er seufzte auf und vergrub das Gesicht in den Händen.

"Mist..."

Und alles nur, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte, weil er sich von der Lust hatte überrollen lassen und einfach verdammt noch mal nicht abwarten konnte.

Abwarten.

Abwarten bis Nuka es auch wollte.

/Ich hab mich ihm geradezu aufgezwungen...scheiße.../

Aus dem Nebenzimmer kam ein lautes Krachen, als hätte jemand die Schranktüren zugeschlagen. Kurz darauf fiel die Zimmertür mit einem unglaublichen Knall zu.

Nuka musste die Tür wohl mit dem gleichen Schwung zugeknallt haben, wir er ihm die Ohrfeige verpasst hatte.

Die wirklich berechtigte Ohrfeige.

Abermals entkam ein Seufzen seinen Lippen.

Warum hatte er es nur kaputt machen müssen?! Er hatte ihn ja schon fast...fast?! Ja...fast vergewaltigt...

Natürlich war es nicht das Gleiche...Natürlich nicht...

Aber es war dem doch schon ziemlich ähnlich...Er hatte Nuka einfach in sich gedrängt...Ohne auf dessen Protest und dessen Hände, die gegen seine Schultern drückten, zu achten...

Jemand klopfte zaghaft an die Tür.

Er zuckte überrascht und überrumpelt zusammen. Das konnte doch nicht Nuka sein!

"Andrew?"

Es war Rob.

"Kann ich reinkommen?"

"Nein. Ich muss mir erst was anziehen. Warte kurz."

Die Tür schwieg. Fragte nichts.

Und dafür war Andrew dankbar.

So hatte er wenigstens für einen Moment noch seine Ruhe und konnte sich eine Antwort zurechtlegen.

Denn Rob würde ihn fragen. Das war so klar wie das Amen in der Kirche. Rob fragte einfach immer.

Vorsichtig erhob er sich und wickelte sich in einen der flauschigen, weißen Hotelbademäntel. Nuka hatte gestern schon gesagt, er würde bei ihrer Abfahrt ein oder zwei davon mitgehen lassen.

Andrew band sich den Gürtel um und schloss die Augen, während er daran dachte, wie Nuka und er gestern noch gescherzt hatten.

Er hatte alles kaputtgemacht! Was hatte er sich dabei nur gedacht?!

/Gar nichts! Das ist es ja! Ich hab überhaupt nicht nachgedacht und Nukas Gefühle verletzt!/

Er trat an die Tür und legte eine Hand auf die Klinke.

/Gott...Was soll ich denn jetzt eigentlich Rob erzählen?! Das kann ich ihm doch nicht sagen!/

Angespannt drückte er die Klinke hinunter und trat aus dem Bad.

Rob lag lang ausgestreckt auf dem Bett und ließ den Kopf von der Kante hinunter baumeln.

"Du siehst bedrückt aus. Selbst wenn du auf dem Kopf stehst...Was war los?! Nuka ist eben wie ein Irrer an mir vorbei gerauscht."

Andrew seufzte. Dann setzte er sich neben seinen Bruder auf die Matratze und blickte mit gerunzelter Stirn an die gegenüberliegende Wand. Er suchte verzweifelt nach einer Antwort. Einer jugendfreien Antwort.

"Das ist schwer zu erklären...Ich denke nicht, dass du das wissen solltest."

Rob hob den Kopf an und bedachte ihn mit einem bohrenden Blick, der ihm zeigte, dass er seine Meinung ganz und gar nicht teilte.

"Weich nicht aus. Mir kannst du es doch sagen, ich bin schließlich dein Bruder."

Andrew seufzte auf und starrte auf seine Hände, die mit dem Gürtel des Bademantels spielten.

"Das ist aber nichts für dich...Es wäre mir unangenehm, wenn du es wüsstest..."

Rob richtete sich auf und stützte sich mit den Händen auf. Ihre Schultern berührten sich fast.

"Ich kann es mir sowieso denken...Er wollte und du nicht."

Drew merkte, wie sein Gesicht rot anlief. Das gab es doch nicht! Warum wusste Rob, dass es irgendetwas mit Sex zu tun hatte?!

Sein kleiner Bruder seufzte auf und drehte sich, so dass er seine Füße auf den Boden, neben seine stellen konnte. Er legte eine warme Hand auf Andrews Schulter.

"Du solltest..."

"Es war andersherum."

Rob blinzelte ihn verwundert an, als er ihn so plötzlich unterbrach. Nur langsam schien er die Worte zu verstehen, den Sinn zu begreifen.

"Wie...?...Aber..."

Der schon beinahe verstörte Ausdruck im Gesicht seines kleinen Bruders, ließ ihn automatisch grinsen. Wie leicht man Menschen doch eigentlich schocken konnte.

"Du hast richtig gehört...Er will nicht mit mir schlafen, solange er sich nicht sicher sein kann, dass ich ihn liebe. Ich...Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Er war so wütend auf mich..."

Rob erhob sich und ging ein paar Schritte durchs Zimmer. Jedoch war nicht nur er erstaunt, dass Andrew so frei darüber redete. Drew selbst fragte sich in Gedanken immer wieder, ob er jetzt endgültig übergeschnappt sei!

"W...warum ist er denn sauer auf dich? Was hast du gemacht?"

Andrew schluckte und folgte verlegen der champagnerfarbenen Bordüre mit Blicken, die kurz unter der Decke an der Wand entlang lief. Wie sollte er das nur sagen?!

"Das...ist schwer zu erklären...Ich...Ach, Rob, musst du das wissen?! Hast du so wenig Ahnung davon, dass du dir da nichts vorstellen kannst?!"

Rob und er liefen gleichzeitig rot an.

Andrew seufzte und erhob sich um an den Schrank zu treten.

"Ich...kann mir schon vorstellen, was du gemacht hast...aber...das wäre so unandrewisch...Ich kann nicht glauben, dass du ihn zu irgendetwas zwingen könntest...in...dieser Weise..."

Robs Hüsteln ließ ihn den Kopf schütteln.

/Gott...Ich bin schlimm! Ich ziehe ihn da mit rein! Er ist ja jetzt schon vollkommen verdorben!/

Andrew räusperte sich und öffnete den Schrank, versteckte seinen Kopf hinter der Schranktür.

"Wir sollten dieses Gespräch beenden. Wir treffen und in fünf Minuten unten im Speisesaal, ich ziehe mich nur kurz an."

Rob seufzte auf, schien aber einzusehen, dass es keinen Zweck hatte, sich mit ihm über dieses Thema zu unterhalten.

Er trat zur Tür und öffnete diese.

"Du solltest aber noch mal mit ihm reden. Wenn du es schon nicht mit mir tust. Vielleicht versteht er dich ja..."

Dann fiel die Tür hinter ihm zu.

Drew knurrte frustriert auf und ließ sich wieder zurück auf die Matratze plumpsen. Er fühlte sich unglaublich mies. Jetzt hatte er auch noch seinem Bruder die Laune verdorben! Dieser Urlaub sollte doch fröhlich und erholsam sein, dabei moserte es sich langsam zu dem reinsten Höllentrip. Und er allein war schuld daran...

Es brauchte erst einmal ein paar Momente, bis er sich aufraffen und fürs Frühstück anziehen konnte.
 

Nuka war nicht im Speisesaal. Rob und Andrew saßen allein an einem Tisch und kosteten das englische Frühstück. Toast, Orangenmarmelade, Spiegelei und Speck. Wäre der Streit am Morgen nicht gewesen, hätte Drew es genießen können. So konnte er jedoch nur angespannt in seinem Spiegelei herumstochern und versuchen sein Orangensaftglas mit Blicken zum Zerbersten zu bringen.

Er hatte wahrlich keinen Hunger, von Appetit ganz zu schweigen.

"Nun hör aber mal auf, Andrew! Da wird einem ja schlecht von!"

Drew seufzte auf, ignorierte aber seinen kleinen Bruder, der ihn schon seit geraumer Weile regelrecht anstarrte.

"Genau. Mit Essen spielt man nicht."

Wie unter einem Peitschenhieb zuckte Andrew zusammen und blickte zur Seite.

Da stand Nuka!

Sein trockener Kommentar passte zu seinem übellaunigen Gesichtsausdruck und seinen vor der Brust verschränkten Armen.

Andrew erschauerte leicht und senkte schnell, schulbewusst den Kopf.

Er war Schuld an dieser Pose! Er war Schuld an Nukas schlechter Laune!

Er konnte gerade noch ein Schluchzen unterdrücken, das ihm die Kehle hinauf kriechen wollte.

Warum musste er auch immer alles falsch machen?!

"Jetzt sitz nicht da wie ein geprügelter Hund! Ich will mit dir reden. Wenn du fertig bist, dann komm nach oben."

Drew nickte automatisch.

Dieser Befehlston machte ihm Angst. Nuka war wirklich wütend.

/Es tut mir so Leid! Was soll ich nur tun?/

Hilflos sah er dem Russen hinterher, als dieser kehrt machte und den Saal verließ. Sein Geliebter.

Was sollte er nur tun?! Er hatte Angst! Was war, wenn er zu weit gegangen war, was würde er tun, wenn er alles kaputt gemacht hatte?!

/Was soll ich nur tun, wenn er mich verlässt...?/

Ein eisiger Schauer, der ihm den Rücken hinab lief, ließ ihn frösteln.

Er hatte solche Angst! Da würde er noch viel lieber mit dem Flugzeug fliegen. Da würde er wirklich noch viel lieber seinen...

Andrew stockte in seinen Überlegungen und schob den angefangenen Gedanken weit von sich fort.

Damit wollte er nicht anfangen. Das wäre das Letzte, was er lieber tun würde...

Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er jedoch an ein Treffen mit seinem Vater gedacht hatte...und zwar im Bezug auf Nuka...

Das würde er für Nuka tun?!

/Ich steigere mich hier in etwas hinein! Ich sollte aufhören, bevor ich nicht mehr klar denken kann vor Sorge./

Andrew biss sich auf die Unterlippe und zwang sich etwas von dem Essen herunter zu schlingen. Es war schwer. Er musste nach jedem Biss leicht würgen. Er würde sich nicht wundern, wenn er es nicht bei sich behalten würde.

Jedoch schaffte er es ein ganzes Spiegelei zu vertilgen, wobei er mit dem Orangensaft nachspülen musste.

Nach dem Frühstück war ihm übel. Und dieses Unwohlsein verschlimmerte sich, je mehr Teller der Kellner vom Tisch abräumte.

Andrew warf einen kurzen Blick zu Rob, der ihn nur forschend zu beobachten schien. Er schien sich ebenso viele Sorgen zu machen, wie er. Nur, dass sie vielleicht von anderer Natur waren.

Drew griff sich einen Zahnstocher und säuberte extra lange hinter vorgehaltener Hand seine Zähne um Zeit zu schinden.

Er musste sich irgendetwas überlegen! Er konnte Nuka doch nicht einfach so gegenüber treten! So...unvorbereitet!

Aber wie sollte er sich auch schon auf einen Streit vorbereiten...?

Er, der bis jetzt jeder möglichen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen war um sich bloß nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Er, der nicht schlagkräftig war.

Er, der keinen blassen Schimmer hatte, wie er sich vor Nuka rechtfertigen sollte.

Er, der absolut keine Ahnung hatte, ob er das überhaupt wollte oder konnte.

Denn er allein war schuld daran. Er hatte Nukas Proteste ignoriert und ihn einfach in sich hineingedrängt. Bis Nuka ihm seine Fingernägel so fest in die Schultern gegraben hatte, er wieder zu Sinnen gekommen war und sie beide aus der Wanne gesprungen waren. Beide immer noch erregt. Aber Nuka wütend und Andrew verwirrt, verstört von seinem eigenen Verhalten.

Wie konnte er das nur jemals wieder gut machen...?
 

Hier stand er nun...Vor seiner Zimmertür...Vor seiner und Nukas Zimmertür...

Er hob seine Zur Faust geballte Hand an das massive, weiß gestrichene Holz, traute sich nicht diese aufzuschließen, traute sich nicht zu klopfen.

Sein Herz tat das sowieso in seiner Brust, klopfen, so laut wie Donner, so laut wie die besorgten Gedanken und die Vorwürfe, die wild durch seinen Kopf geschrieen wurden. Vollkommenes Chaos.

Was würde ihn dort drinnen wohl erwarten?!

Er taufte den Raum vor sich nach kurzem hysterischen Nachdenken ,die Höhle des Löwen'. Es war zwar töricht, aber diese Albernheit half ihm sich ein wenig von seiner Nervosität abzulenken.

"Willst du da Wurzeln schlagen?!"

Zu Tode erschrocken zuckte Drew von der Tür zurück und hielt sich eine Hand ans Herz. Da war Nukas Stimme gewesen! Und sie kam von...

Entsetzt fuhr er herum. Und da sah er Nuka.

Er stand einige Meter hinter, nein, jetzt vor ihm, mit zwei Coladosen -vermutlich vom Automaten am Ende des Flures- in den Händen und einem so neutralen Gesichtsausdruck, dass es Andrew fast schon körperlich wehtat.

Drew spürte wie seine Übelkeit sofort unerträglich wurde. Der ganze Stress war nichts für ihn!

"Was ist denn jetzt?! Geh endlich rein, sonst komme ich mir dumm vor, wie ein Idiot mit 2 Dosen und dir im Flur zu stehen!"

/Er kommt sich dumm mit mir vor?! Wie soll ich nur.../

Andrew wand sich langsam um und schob die Plastikkarte durch den vorhergesehenen Schlitz. Das elektronische Schloss gab ein Fiepen von sich und die Tür ließ sich öffnen. Schweigend traten sie ein. Nuka schloss hinter ihm die Tür wieder.

Und dann schwiegen sie sich an.

Andrew ging zu der Sitzgruppe und ließ sich schwer in einen der Sessel fallen. Er ließ den Blick gesenkt. Er traute sich nicht zu Nuka aufzusehen. Zu sehr hatte er Angst Ablehnung in seinen Augen zu sehen, Wut.

Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Drew, Nuka würde zuschlagen, wenn er etwas Falsches gemacht hätte...Dann müsste er sich wenigstens nicht so vor einer Strafe fürchten, die er nicht kannte. Dann wüsste er wenigstens, was auf ihn zukam.

"Andrew. Warum siehst du nur so aus wie das kleine Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird...?"

Drew schluckte. Nukas Tonfall hatte sich nicht geändert. Er war kalt wie ein Fisch.

"We...werde ich denn geschlachtet...?"

Nuka seufzte auf und setzte sich aufs Bett -nicht auf den Sessel neben Andrew.

"Ich weiß noch nicht..."

Drew biss sich leicht auf die Unterlippe und verflocht seine Finger ineinander. Es war so schwer. So schwer die richtigen Worte zu finden, sich auszudrücken, ohne das falsche zu sagen.

"Drew...Was hast du dir dabei gedacht?"

/Gar nichts...das ist es ja! Verdammt!/

Keinen Ton brachte er heraus. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Wie konnte er sich nur für etwas entschuldigen, wofür man sich nicht entschuldigen konnte?! Es war einfach nicht möglich?! Keine Entschuldigung wäre ausreichend! Nichts würde das je wieder gutmachen!

Andrew merkte erst, dass er angefangen hatte zu heulen wie ein Kleinkind, als er aufschluchzen musste.

Ein wenig erschrocken biss er sich auf die Unterlippe und presste seine Hand gegen seine Lippen.

Er hatte überhaupt keinen Grund zu weinen! Das durfte er nicht!

Eine Hand legte sich auf seinen Kopf und er fuhr erschrocken zusammen.

"Komm her, Darling..."

Nuka zog ihn aus dem Sessel und setzte sich selbst hinein, ohne auf seine schwachen Proteste zu hören, zog er ihn auf seinen Schoß und umarmte ihn so zärtlich, dass Andrew nicht anders konnte, als sich auch noch an ihn zu kuscheln und seinen Kopf in seiner Halsbeuge zu verstecken.

/Warum tut er das?! Ich verdiene das gar nicht! Er soll aufhören!/

Doch ihm kam mal wieder nichts über die Lippen, außer ein paar jämmerlichen Schluchzern, für die er sich in Gedanken windelweich prügelte.

Es durfte einfach nicht sein! Er war der Schuldige! Er hatte all das NICHT verdient! ÜBERHAUPT NICHT!

"Beruhig dich, Darling...Dir tut es Leid oder?"

Drew brachte ein Nicken zusammen und unterdrückte das nächste Schluchzen.

"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist...das..."

Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Dafür gab es keine Worte.

Er hatte alles kaputtgemacht...In ihrer Beziehung klaffte ein Riss. Er hatte Nukas Gefühle verletzt, noch schlimmer! Er war wie sein Vater!

/Oh Gott.../

Entsetzt löste Andrew sich von Nuka und starrte vor sich ins Leere. Er war wie...

/Das kann doch nicht...nein.../

Ein Zittern lief durch seinen Körper. Tausend kleine Nadeln bohrten sich in seinen Kopf, ließen ihn leise aufwimmern. Das durfte nicht sein!

Mit zitternden Knien stand er auf und trat ans Fenster, konnte an nichts anderes mehr denken.

Er war wie sein Vater...

Ron hatte Recht gehabt.

Es lief alles so, wie Ron gesagt hatte.

Er war wie sein Vater.

/Nein...So kann es nicht weitergehen.../
 

Zu sagen Nuka wäre erschrocken, wäre untertrieben. Ihm war es eiskalt den Rücken hinunter gelaufen, als Andrew sich mit diesen leeren Augen von sich ab und dem Fenster zugewandt hatte.

/Was geht nur in ihm vor?! Er hat an etwas gedacht? Was...?/

Verstört stand er auf und trat vorsichtig auf Andrew zu.

"Drew? Was ist los?"

Sein Gegenüber rührte sich nicht. Er starrte nur unverwandt aus dem Fenster, schien ihn gar nicht zu bemerken.

"Drew?"

Zögernd legte er eine Hand auf Andrews Schulter, zuckte aber zusammen, als dieser plötzlich zu ihm herumfuhr.

"Fass mich nicht an!"

Überrumpelt und fassungslos starrte er in Andrews Gesicht. Drew hatte Angst, höllische Angst anscheinend. Seine Unterlippe bebte und seine Augen waren so weit aufgerissen, dass Nuka es ebenfalls mit der Angst zu tun bekam.

Was passierte hier?! Was sollte das?!

"Aber..."

"Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, du sollst dich um Rob kümmern, wenn ich nicht mehr da bin, kurz bevor du zum Gericht gefahren bist?!"

Nuka sah ihn verwirrt an.

"Was?! Ja, ich erinnere mich, aber..."

"Gut."

Andrew drehte sich um und verließ mit zügigen, aber vollkommen ruhigen Schritten das Zimmer, schloss die Tür leise hinter sich.

Perplex und verstört blickte Nuka auf die Tür.

/WAS IN GOTTES NAMEN IST DA GERADE PASSIERT?!/

Verwirrt versuchte er sich an ihr Gespräch zu erinnern. Alles war so merkwürdig!

Doch langsam sickerte es zu ihm durch. Der Sinn der Worte, Andrews Worte.

Andrews Worte von damals fielen ihm wieder ein. Jedes einzelne Wort.

/"Wenn du wiederkommst...und ich bin nicht mehr da, dann...dann kümmere dich um Rob. Bitte."/

Entsetzen lähmte ihn.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Andrew würde doch nicht...Das würde er nicht tun!

Das konnte er doch nicht tun!
 

Drew ging die Straße entlang, entfernte sich vom Hotel. Eigentlich wollte er sich einen Platz aussuchen, der so weit wie möglich von dem Hotel weg war. Doch dafür reichte die Zeit nicht aus.

Nuka war intelligent. Er würde eins und eins zusammenzählen.

Er seufzte.

Sein Nuka.

/Nimm dich zusammen./

Seine Schritte wurden forscher.

Der Nieselregen, der für England so typisch war, wandelte sich zu einem Regenschauer, der ihn bis auf die Haut durchnässte.

Er hatte seine Jacke vergessen.

/Die brauch ich eh nicht mehr.../

Während er an den die Straße entlang hetzenden Menschen, die Schutz vor dem Regen suchten, vorbei ging und sich einige dumme Blicke einfing, überlegte er, ob alles geregelt war.

/Testament, Patientenverfügung, Rob./

Alles geklärt.

Das Testament war bereits aufgesetzt, seit er von Zuhause abgehauen war. Er hatte es sogar noch einmal ändern lassen, als er sich mit Nuka besser verstanden hatte.

Nuka sollte Robs Sorgerecht bekommen.

Das Sorgerecht!

/Dann soll wohl Nuka für mich im Gericht sitzen...Ist auch besser so...Er kann sich besser ausdrücken als ich.../

Andrew fiel auf, wie wirr er dachte, wie dumm er doch war.

/Keine Sorge, es läuft alles nach Plan...Es wird nichts schief gehen. Es ist für Rob alles geregelt. Es ist genug Geld da, ich hab genug gespart...Damon wird sich auch um ihn kümmern. Er ist gut versorgt./

Und Nuka?

Er seufzte auf.

Nuka würde schon etwas anderes finden. Andere Mütter hatten auch schöne Söhne.

Kein Problem.

Selbst hier, auf der Straße, gab es kein Problem mehr. Ein paar Meter weiter weg sah er eine Brücke. Sie war hoch genug.

/Kein Problem./

Doch...wenn es kein Problem gab...Warum zögerte er dann?! Er stand vor der Brücke und ging nicht weiter.

/Das ist doch ganz einfach. Kein Thema. Kein Problem./

Er seufzte und trat auf die Brücke.

/Nimm dich zusammen./

Panik breitete sich in ihm aus, als er sich daran erinnerte, dass sein Vater das immer gesagt hatte. ,Nimm dich zusammen, Junge.'

Verzweifelt versuchte er sich zu beruhigen.

Es war doch alles in Ordnung! Bald wäre alles vorbei! Es würde nie wieder Probleme geben!

Es gab einfach kein Problem.

Entschlossen ging er zur Mitte der Brücke, zum höchsten Punkt.

Am Steingeländer stand eine Laterne. Das Metall war kalt und nass, schlüpfrig, aber er schaffte es auf das Mauerchen zu klettern.

Er musste leicht schwindeln, als er nach unten blickte.

Graues, sprudelndes Wasser. Die Stützen der Brücke, die wie Beine in einem kleinen Bächlein wirkten, wurden wild umspült.

Es machte ihm keine Angst. Es sah schon regelrecht einladend aus.

Mit einem leichten Lächeln blickte er hinab und stellte sich vor, wie es wohl sein würde, wie er in das kalte Wasser eintauchen würde, wie er durch die Strömung herumgewirbelt werden würde, unter Wasser gezogen werden würde.

Wie er keine Luft mehr bekommen würde, ertrinken, ertrinken in seiner Angst, so zu sein wie er.

Mit zitternden Knien trat er an den Rand des Geländers, hielt sich mit einer Hand an der eiskalten Laterne fest. Seine Finger waren taub vor Kälte.

Und er wünschte sich, diese Kälte würde ihn endgültig umschließen, kein Gefühl zulassen. Sein Herz und seine schmerzhaften Erinnerungen ertränken.

Langsam glitten seine Finger vom glitschigen Metall der Laterne ab und er ließ sich nach vorne fallen.

Sah seiner Zukunft und Erlösung entgegen.

Und seinem Tod.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kait
2005-05-12T17:14:46+00:00 12.05.2005 19:14
Da muss ich ihr Recht geben,ich mag die Geschichte auch,hab sie gerade enteckt^.^so hatte ich ja viel zu lesen
Ich mag die Charaktere,dasie zwar ziemlich viele Probleme haben,aber sa<durch wirken sie erst menschlich und nicht gestellt.Der Clifhanger ist aber auch wirklich fies,aber da es nur 33% der story sind hoffe ich doch das er überlebt^^''
Schreib bitte bald weiter^-^
PS.:Ich fand es schön das gleich drei Kapis hochgeladen wurden,mach weiter so^.^v
Von: abgemeldet
2005-05-10T22:45:17+00:00 11.05.2005 00:45
Ich verstehe gar nicht das es erst sowenig Kommentare zu dieser Geschichte gibt. Ich finde sie Wunderbare. Ich habe sie ja zumindest den Anfang auf der Seite von Taron gelesen und habe sie dort schon geliebt. allerdings ist der Cliffhanger so fies. Ich hoffe es geht bald weiter sonst sterbe ich vor ungeduld.
Liebe grüße


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