Eight
Sonnenlicht flutete durch das offene Fenster.
Schläfrig räkelte Lelaine sich auf ihrem Bett.
Licht und der Geruch von Regen und nasser Erde füllten das Zimmer.
Auf dem Flur erklangen Schritte, bewegten sich auf ihre Zimmertür zu.
Ihre Mutter wollte sie wecken.
Schlagartig erinnerte sie sich an die letzte Nacht.
Ihre Hand fuhr hoch zu ihrem Hals.
Getrocknetes Blut.
Mit fahrigen Bewegungen zerrte sie die Bettdecke über sich und legte sich so, dass die Bißwunde nicht zu sehen war. Sie keuchte unterdrückt nach dieser Anstrengung, kalter Schweiß erschien auf ihrer Stirn.
Die Tür öffnete sich und Lelaines Mutter kam herein. "Guten Mo0rgen Kleines! Du bist spät dr..." sie brach ab und eilte ans Bett: "Du bist ja ganz blaß!" Sie legte ihr die Hand auf die Stirn: "Wund ganz kalt und verschwitzt!" Sorge breitete sich über ihr Gesicht aus.
Lelaine atmete noch immer schnell. Schaffte es nicht etwas zu antworten.
"Du bleibst heute Zuhause!" sagte ihre Mutter bestimmt: "Ich bringe dir gleich etwas zu essen und zu trinken. Und das Telefon! Ich muß gleich los zur Arbeit, aber nachher rufe ich dich sofort an! Also bleib ruhig liegen, ja?"
Lelaine nickte schwach.
Ihre Mutter sah sie noch einmal an und verließ dann den Raum.
Eine Viertelstunde später standen dampfender Tee und ein Teller mit Zwieback neben dem Telefon auf Lelaines Nachttisch und ein Stockwerk tiefer fiel die Haustür hinter ihren Eltern ins Schloß.
Stille, nur das Zwitschern der Vögel vor dem Fenster, ab und zu ein Auto auf der Straße vor dem Haus oder leise Stimmen.
Lelaine lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und dachte nach.
Die letzte Nacht...sobald sie nur daran dachte wurde ihr warm und ihr Herz raste. As Gefühl auf Cathans Schoß zu sitzen und von ihm fest gehalten zu werden...Sie wollte nicht darüber nachdenken.
Aber nachdem sie eingeschlafen war, mußte er sie aufs Bett gelegt haben...Ob er sie noch einmal so an sich ziehen würde?
Ihr Wangen färbten sich rot.
Nicht daran denken!
Entschlossen griff sie nach einem Stück Zwieback und kaute darauf herum.
Im Laufe des Tages wurde sie unzählige Male von ihrer besorgten Mutter angerufen, trank und aß so viel sie vermochte und schaffte es sogar ins Badezimmer zu gehen und ihre Halswunde abzuwaschen und zu versorgen. Dazwischen schlief sie immer wieder, traumlos und tief.
Mitten in der Nacht wachte sie auf.
Das Fenster stand noch immer offen, dieses Mal warf der Mond silbriges Licht ins Zimmer, sie konnte sogar ein Stück der Sichel am oberen Fensterrahmen erkennen. Schläfrig drehte sie sich um, um auf ihren Wecker zu schauen.
Sie sah direkt in Cathans Augen.
Er hockte vor dem Bett auf dem Boden und beobachtete sie mit Augen, wie dunkle Edelsteine.
"Was machst du denn hier?" Sie strich sich mit einer Hand das wirre Haar aus der Stirn. Es war so schwer nicht in seinen Augen zu versinken.
Cathan zuckte die Schultern, blickte sie intensiv an. Eine Strähne seines braunschwarzen Haares fiel ihm weit ins Gesicht und sein Mund...Lelaine sah zur Seite.
Die Stille zwischen ihnen dauerte an.
Sie verfluchte sich selbst dafür, doch langsam aber sicher bemächtigte sich die Müdigkeit ihrer. Sie wollte es nicht, wollte lieber wach bleiben und mit Cathan reden, aber...
"Macht es dir etwas aus, wenn ich wieder schlafe?" Angestrengt hielt sie die Augen auf.
Cathan schüttelte stumm den Kopf, ließ den Blick nicht von ihr.
Lelaines Lider schlossen sich und sie schlief auf der Stelle wieder ein.
Cathan hockte weiter vor dem Bett, sah nur sie an.
Stunde um Stunde verstrich.
Erst kurz vor Anbruch der Dämmerung erhob er sich geschmeidig, streichelte kurz und sanft über ihre Wange und verschwand.