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Devil's Blood

von

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No escape

"Die Kurznachrichten. Gestern Vormittag verließ der siebzehn-jährige Toya Sakasa das Grundstück der Mihoku Oberschule und wird seitdem vermisst. Wer Hinweise auf den möglichen Aufenthaltsort..." "Komm bloß weiter! Das muss ich mir nicht antun", maulte Hiro und ging ohne einen Blick auf den Fernsehbildschirm weiter. Mariko stand noch immer vor dem Schaufenster, in dem auf dem Fernseher gerade diese Nachrichten liefen. "Und nun das Wetter..."
 

Seufzend ging sie Hiro nach. "Masa, lauf nicht so schnell! Denk an dein Bein!", sagte sie zu Hiro, als sie ihn eingeholt hatte. "Du bist gestern bis spät Nachts in der Stadt herum gelaufen. Das hättest du nicht machen sollen! Toya's Eltern hatten schon Angst, du wärst auch noch verschwunden." "Ich wünschte, ich wäre es", seufzte Hiro. "Dann wär ich jetzt vielleicht da, wo Toya ist." "Red nicht so einen Schwachsinn, wer weiß, was mit ihm..." Sie verkniff es sich, den Satz zu beenden. "Du kannst es ruhig aussprechen", meinte Hiro. "Ich mach mir nichts vor. Ich bin mir genau so sicher wie du, dass ihm was passiert ist."

"Hör auf!", schrie Mariko. "Daran dürfen wir nicht einmal denken!" "Wie lange willst du dir noch was vor machen, Mariko? Er hat das Artamilya und Garasu hat doch nur darauf gewartet, ihn mal alleine in die Finger zu kriegen." "Aber...", wimmerte Mariko. "Er ist sicher am Leben! Er MUSS einfach leben!" Hiro schwieg. Was brachte es, sich darüber Gedanken zu machen? Er wünschte, er hätte es einfach aus seinen Gedanken streichen können. Aber es ging nicht. Er konnte an nichts anderes denken als an ihn.

"Ich werde ihn finden", flüsterte er. "Und wenn ich die ganze Welt nach ihm absuchen muss. Ich werde ihn finden und zurück bringen." "Und ICH soll mir nichts vormachen?", schluchzte Mariko. "DU machst dir doch auch was vor, wenn du denkst, dass er noch lebt. Hast du nicht selbst gesagt, du bist sicher, dass Garasu damit zu tun hat? Glaubst du, er nimmt sich das Artamilya und lässt Toya dann laufen?" Mittlerweile war Mariko's Gesicht tränenüberströmt. "Und wie stellst du dir das vor? Wie willst du ihn finden? Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt."

"Sei still!", schrie Hiro sie an. "Er ist nicht tot, klar? Er... darf nicht tot sein..." "Aber... Masa...ich... es... tut mir leid. Ich bin total verwirrt. Ich hab solche Angst... Du kannst das doch sicher verstehen. Nicht nur du, auch Yue und ich machen uns Sorgen um ihn. Und Toya's Eltern sicher auch."
 

"Meinst du, wir kriegen Garasu's Aufenthaltsort irgendwie heraus?", fragte Hiro nach einer kurzen Pause. "Weiß nicht. Wir könnten höchstens in der Schule nach der Adresse von Akari Usami fragen." Prompt blieb Hiro stehen. "Und das sagst du erst jetzt?", sagte er. "Du hast ja vorher nicht gefragt!", erwiderte Mariko. Dann machte Hiro auf dem Absatz kehrt und lief den Weg zurück. "Wo willst du hin?", fragte Mariko. "Noch mal in die Schule. Ich lass mir die Adresse geben und dann gehen wir dort hin." "Was? Aber Masa... Hey, warte auf mich!" Eilig rannte Mariko ihm nach.
 

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Toya war lange ohnmächtig gewesen. Als er aufwachte, erinnerte er sich zuerst an gar nichts. Sein Kopf schmerzte noch stärker als zuvor. Eine eisige Kälte lag in der Luft. Er rieb sich die nackten Arme. Seine Klamotten waren völlig zerrissen. Sein Hemd nur noch ein einziger, blutverschmierter Fetzen. Überall an seinem Körper hatte er Schnittwunden, Blutergüsse und blaue Flecken. Garasu hatte ihn übel zugerichtet. Er war zu ihm gekommen und hatte etwas gesagt, wie: "Dich einfach zu töten, wäre zu langweilig." Dann hatte er begonnen, auf ihn einzuschlagen. Toya hatte versucht, sich zu wehren, doch Garasu hatte ihm einfach das Schwert aus den Händen gerissen. Er war viel stärker, als bei ihrem letzten Aufeinandertreffen. Es musste die Macht des Artamilya sein. Anders konnte Toya es sich nicht erklären.
 

Er versuchte sich aufzurichten, doch dann hielt ihn der stechende Schmerz an seiner Seite davon ab. Wahrscheinlich hatte er mehr als eine gebrochene Rippe. Erschöpft lehnte er sich gegen die kalte Steinwand und legte die Hände auf den Bauch. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er dicke Metallketten um die Handgelenke hatte. Um die Füße ebenfalls. Die Ketten führten zu einem Ring in der Wand. Fesseln hätte Garasu ihn eigentlich gar nicht müssen. In seinem Zustand hätte er es eh nicht weit von hier weggeschafft. Außerdem waren da noch immer die dicken Eisenstäbe und das verschlossene Tor, die ihm die Flucht unmöglich machten. Toya spürte keinen Muskel mehr. "Einfach nicht bewegen", dachte er. "Damit es nicht weh tut." Diese eisige Kälte. Er konnte nicht einmal mehr klar denken. Daran mussten die Schläge auf den Kopf schuld sein. Alle Hoffnung in ihm war längst verschwunden. Alles was blieb, war Kälte. Stille. Und wieder Dunkelheit.
 

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Mariko klingelte bei Yue Sturm. Dieser öffnete kurz darauf die Tür. "Was ist?", fragte er. "Gibt es was Neues von To..." Weiter kam er nicht, denn Mariko unterbrach ihn. "Wir haben uns in der Schule die Adresse von Akari geben lassen. Die haben uns gesagt, sie wäre seit Mittwoch nicht mehr in der Schule gewesen, also konnten wir sagen, wir wollen ihr einen Krankenbesuch abstatten." Hiro stand schweigend neben Mariko und hielt den Zettel mit der Adresse fest in der Hand. "Wir gehen jetzt dahin", meinte Mariko weiter. "Kommst du mit? Wenn wir wirklich auf Garasu treffen, könnten wir deine Hilfe gebrauchen. Masa ist immer noch verletzt und ich kann nicht viel ausrichten." "Natürlich. Ich komme sofort", sagte Yue und verschwand für ein paar Sekunden wieder in der Wohnung. Kurz darauf kam er mit Mantel wieder heraus. Während er die Tür hinter sich abschloss, sagte er: "Bist du sicher, dass du mitkommen willst, Mariko? Das könnte gefährlich werden." "Ach was!", plärrte Mariko. "Denkst du, das weiß ich nicht? Und glaub mir, ich sterbe jetzt schon fast vor Angst. Aber das hält mich sicher nicht davon ab, meinem Toya zu helfen!" "DEINEM Toya?", wiederholte Hiro, während sie sich auf den Weg machten. "Ja, ja, schon gut", seufzte Mariko. "Ich weiß. Ich nehm ihn dir ja nicht weg."
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Toya saß auf einer Bank in einem großen Garten. Vielleicht war es auch ein Park. Er wusste es nicht genau. "Da ist er doch, oder?", flüsterte eine Frau einer anderen zu, als sie vorbei liefen. "Der jüngere, der beiden Söhne." "Ja", antwortete die andere. "Es muss schlimm sein, wenn man noch so jung ist und der Vater einfach stirbt." Toya drückte denn großen Teddy, den er wie immer mit sich herum schleifte, noch fester an sich. "Und das nachdem ihre Mutter doch erst letztes Jahr an einer Krankheit gestorben ist. Der Arme." "Man sagt, der König hat die Einsamkeit ohne seine Frau nicht ausgehalten. Deshalb wurde er ebenfalls krank und starb. Er muss sie sehr geliebt haben." "Wirklich? Ich habe Gerüchte gehört, dass in Wirklichkeit ein Attentäter dahinter gesteckt haben soll." "Doch nicht etwa... ER?" "Möglich wär's. Jeder weiß doch, dass dieser Kerl es auf den Thron abgesehen hat." "Also ich mache mir da keine Sorgen. Prinz Yue-sama und Prinzessin Sumi werden unser Reich sicher gut regieren. Yue-sama ist für sein Alter schon sehr erwachsen."
 

"Toya!", rief plötzlich jemand. Toya drehte sich um und sah Hiro auf sich zu kommen. "Hier bist du. Ich hab schon den halben Palast nach dir abgesucht. Ständig haust du ab. Na egal, Yue will mit dir sprechen. Komm schon." Toya blieb schweigend sitzen. "Toya? Hey, was ist los?", fragte Hiro und setzte sich zu ihm auf die Bank. Toya blickte starr auf eines der Blumenbeete vor ihm. Tränen liefen über seine blassen Wangen. "Sag mal, Hiro...", begann er. "Ist Vater wirklich gestorben weil er krank war? So wie Mutter? Oder... hat ihn... dieser Mann... umgebracht?" Hiro riss erschrocken die Augen auf. "Wie... wie kommst du denn darauf?", fragte er. "Ich höre doch ständig diese Gerüchte", antwortete Toya. "Jeder weiß es doch, dass er auf den Thron scharf ist. Meinst du nicht, er wäre in der Lage dafür auch zu töten? Dieser... Garasu?"
 

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Mit einem Mal fuhr Toya aus seinem Traum hoch. "Ich erinnere mich", dachte er. "Das war kurz bevor Garasu bei der Krönungszeremonie meines Bruders, all die Frauen getötet hat. Nur damit er sicher gehen konnte, dass Sumi auch unter ihnen war. Danach hat Masa uns hier hergebracht. Ich bin sicher..." Bei seinem letzten Gedanken, wurde dieser Hass auf Garasu in ihm, immer größer. "Er hat meine Eltern umgebracht!" Er fasste sich mit der Hand an die Stirn. Plötzlich fiel etwas mit einem Klappern auf den Steinboden. Als Toya hinunter blickte, sah er, dass die Kette von seinem Handgelenk gelöst worden war. Er blickte auf die andere Hand. Auch hier waren die Ketten durchtrennt. An den Fußgelenken ebenfalls.
 

"Na, endlich ausgeschlafen?", sagte plötzlich eine Stimme. Als Toya aufblickte, sah er Garasu vor sich stehen. Wie durch einen Reflex drängte er sich noch mehr an die steinerne Wand. "Oh, hab ich dir solche Angst gemacht?", meinte Garasu mit einem spöttischen Ton in seiner Stimme. "Mein armer Prinz." Er schritt langsam auf Toya zu. Dieser drängte sich immer weiter zurück, doch dann saß er im Eck des Kerkers, wo es keine Möglichkeit gab, noch zu entkommen. Seine Hände zitterten so sehr wie noch nie.
 

Sein Puls raste. Doch es war ein anderes Gefühl, als wenn Hiro bei ihm war. Dieses Herzrasen, was er jetzt verspürte, war alles andere als angenehm.

"Du zitterst ja", flüsterte Garasu grinsend und bückte sich zu ihm herunter. "Fürchtest du dich?" Toya antwortete nicht. Er fühlte sich zu schwach, um überhaupt den Mund zu öffnen. Dann legte Garasu ihm die Hand auf die Wange und küsste seine Lippen. Es war ein widerliches Gefühl, doch Toya konnte sich nicht wehren. Er wusste nicht einmal, wie. Doch plötzlich fuhr Garasu zurück. "Du kleine Ratte", zischte er und wischte sich das Blut vom Mundwinkel. Er holte mit der Hand aus und schlug Toya so sehr, dass er auf den Boden des Kerkers knallte. "Was fällt dir ein, mich zu beißen? Du weißt einfach nicht, wann du verloren hast, was?" Er packte Toya am Hals und zog ihn zu sich. "Selbst halbtot geschlagen, wehrst du dich noch mit allen Mittel gegen mich. Ist das der Stolz des Sohnes des ehemaligen Königs?" Toya schwieg. Er blickte Garasu nicht an, sondern drehte den Kopf in eine andere Richtung. "Du bist noch viel schlimmer, als dein Bruder. Deine arroganten Augen. Ich habe diesen Blick schon die ganze Zeit gehasst. Vielleicht sollte ich dir bei Bewusstsein die Augen herausschneiden? Ich könnte eines davon deinem Bruder und das andere deinem kleinen Freund Hiro schicken. Obwohl... schicken muss ich sie eigentlich gar nicht. Ich bin sicher, sie sind schon auf dem Weg hierher."
 

"Was?", schoss es durch Toya's Kopf. "Yue und Masa kommen hier her?" "Na, hast du Angst, dass ich ihnen etwas antue?", fragte Garasu scheinheilig. "Solltest du auch." Er ließ Toya wieder unsanft auf den Boden fallen. "Sobald deine Freunde hier sind, werde ich sie vor deinen Augen, nach der Reihe abschlachten." "Nein!", fiepte Toya, als Garasu ihm schon den Rücken gekehrt hatte. Daraufhin drehte dieser sich noch einmal um. "Ach, hast du deine Stimme doch noch nicht verloren?", sagte er. "Lass... meine... Freunde am... Leben!", keuchte Toya. "Bitte... tu mit mir, was du willst, aber..." "Mal sehen", antwortete Garasu. "Yue muss sterben, damit ich der Herrscher werden kann, aber vielleicht verschone ich ja das Mädchen und deinen Homo-Freund. Kommt ganz darauf an, ob ich gerade gute Laune habe." Er grinste. "Ich habe ein kleines Spiel für euch vorbereitet", fuhr er fort und ging aus der Tür. "Ich lasse das Tor offen. Vielleicht hast du ja Lust, dich ein bisschen in meinem zukünftigen Palast umzusehen. Wer weiß, vielleicht findest du deine Freunde ja." Er lachte und schritt dann die Treppen nach oben. Kurz darauf war es wieder still um Toya.
 

"Sie kommen her?", dachte er. "Ich... darf nicht zulassen, dass ihnen etwas geschieht." Langsam zog er sich auf die Beine. Er stütze sich an der Wand ab und zog sich zum Ausgang. "Auch wenn es vielleicht eine Falle ist", dachte er. "Ich muss versuchen, sie zu finden."
 

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Zur gleichen Zeit erreichten Yue, Hiro und Mariko die Wohnungstür von Akari's, oder besser gesagt, Garasu's Wohnung. Die Adresse hatte sie zu einem großen, alten Hochhaus geführt. Mariko drückte die Klingel. "Ich mag bezweifeln, dass er uns rein lässt, wenn wir ihn ganz lieb bitten", meinte Yue. "Geht zur Seite!" Mariko und Hiro traten von der Tür weg. Yue ging einen Schritt zurück und schlug dann mit dem Fuß die Tür ein. "Cool", staunte Mariko, als die Tür mit Schwung gegen die Wand knallte. "Das will ich auch können." "Dann musst du in deinem nächsten Leben wohl ein Dämon werden", antwortete Yue trocken und betrat die Wohnung.

Sie mussten nicht lange suchen, um fündig zu werden. Im Wohnzimmer leuchtete neben dem Tisch ein schwaches Licht auf. "Das sind wohl die Überreste eines Raum-Zeit-Tores", meinte Hiro, ging darauf zu und ließ das Katana erscheinen. "Mit so etwas seid ihr in diese Zeit gekommen?", fragte Mariko. Ohne auf ihre Frage zu antworten, schrie Hiro: "Öffne dich, Tor zur Galerie der Zeit!", und schlug das Schwert in den Boden. Ein grelles Licht schoss aus der Spitze des Schwertes und formte ein Tor, so groß, dass man ohne Probleme hindurch schlüpfen konnte. "Also, gehen wir", sagte er und wollte schon durch das Tor treten.
 

Doch Yue packte ihm im letzen Moment am Arm. "Warte", sagte er. "Wir haben keine Ahnung, wohin uns das führen wird, klar?" "Vielleicht ist es eine Falle. Vielleicht will Garasu ja, dass wir durch dieses Tor gehen. Und selbst wenn nicht. Es gibt dann vorerst kein Zurück mehr." "Es ist die einzige Möglichkeit, Toya zu finden", sagte Hiro. "Entweder wir finden ihn, oder nicht. Aber wenn wir hier bleiben, finden wir ihn garantiert nicht." "Hiro... hör mal", begann Yue zögernd. "Du bist... verletzt." "Worauf willst du hinaus?" "Mariko und du, ihr könntet momentan beide nicht viel gegen Garasu ausrichten, selbst wenn wir auf ihn treffen würden", fuhr Yue fort. "Aha, da läuft der Hase also lang!", meldete sich Mariko zu Wort. "Du willst uns hier lassen und alleine gehen!" "Ähm, na ja, also...", stotterte Yue. "Vergiss es", schnitt Hiro ihm das Wort ab und riss sich los. "Ich werd nicht hier warten und Däumchen drehen. Ich werde ihn retten und wenn ich dabei draufgehe!" "A...aber...", widersprach Yue, doch Hiro ging einfach durch das Tor. Das Licht flackerte für einen Moment noch mehr auf, dann war Hiro spurlos verschwunden.

Yue blickte Mariko fragend an. "Versuch's erst gar nicht!", sagte diese. "Mich hälst du nicht auf!" Sie blickte besorgt in das Licht. "Sie sind Idioten, alle beide, nicht? Ständig setzten sie ihr Leben für einander aufs Spiel. Wie stünde ich denn da, wenn ich mich jetzt drücken würde? Schließlich sind die beiden meine besten Freunde." Sie lächelte dieses bekannte, bedrückte Lächeln. "Also los! Gehen wir!" Und damit verschwand auch sie in dem Licht. "Ouh Mann", seufzte Yue nur und folgte ihr dann. Hinter ihnen schloss sich das Tor allmählich. Nun war es zu spät. Sie saßen fest, wo auch immer sie waren.
 

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Geschwächt lief Toya den Gang entlang. Alles war menschenleer und verlassen. Die Wände waren bis auf alte, verstaubte Gemälde und Kerzen, deren Licht die einzige Beleuchtung war, völlig kahl. Die Flammen flackerten durch einen Luftzug, von dem Toya nicht wusste, woher er kam. Es war bitterkalt. "Das kann nicht unser Palast sein", dachte Toya. Er kannte sein früheres zu Hause. Die Erinnerungen daran waren längst zurückgekehrt. Wenn er durch das Artamilya wirklich zurück in die Zeit gebracht worden war, in der hier die Königsfamilie gelebt hatte, wieso war es hier dann so verlassen? Der Staub auf den Bildern und auf dem Boden ließ darauf schließen, dass hier schon seit einer Ewigkeit niemand mehr gewesen war.
 

Plötzlich ertönte laut Garasu's Stimme. "Wundert dich die Umgebung?", fragte er. Toya drehte sich um. Niemand zu sehen. Wo war er? Er musste ihn beobachten, aber von woher? "Wir befinden uns nicht in der Vergangenheit", erklärte Garasu. "Es ist immer noch das Jahr 2006. Nur sind wir hier nicht mehr auf der Erde. Das hier ist die Unterwelt, oder besser, was davon übrig ist." "Was?", fragte Toya. "Nachdem der König gestorben, ihr diese Zeit verlassen habt und ich euch gefolgt bin, brachen hier furchtbare Kriege aus. Jeder versuchte mit anderen Vorwänden den Thron für sich zu beanspruchen. Die Verbindung, die einst zwischen der Welt der Menschen und der Unterwelt herrschte wurde zerstört. Die Menschen wollten nichts mehr mit den Dämonen zu tun haben. Um sich aus deren Kriege heraus zu halten, trennten sie die Verbindungen und gewährten den Dämonen seit dem nie wieder Zutritt zu ihrer Welt. Heute ist das Volk der Dämonen viel kleiner, als das der Menschen, und das obwohl wir einst in der Überzahl waren. Die Menschen wissen nicht einmal mehr von unserer Existenz. Der Königspalast steht seit vielen Jahren leer. Die gesellschaftliche Entwicklung ist nicht halb so weit, wie in der Menschenwelt. Es gibt keine großen Fabriken, elektrische Geräte und Ähnliches. Alles ist noch fast so wie damals um 1400. Und das alles nur, weil diese Welt keinen König mehr hat."
 

"Jemanden wie dich kann man unmöglich an die Macht lassen!", schrie Toya, obwohl er nicht wusste, in welche Richtung er es schreien sollte. "Lieber soll das Volk in Provinz leben, als mit dir als Herrscher!" "Unter meiner Herrschaft würden die Dämonen einen Weg in die Menschenwelt finden. Wir würden diese armseligen Kreaturen auslöschen und die Erde übernehmen. So könnte das Volk der Dämonen wieder aufleben!", erklärte Garasu. "Auch wenn wir in der Unterzahl sind. Die Menschen sind schwach im Vergleich zu uns. Und mit der Macht des Artamilya könnten wir..." "Niemals!", unterbrach Toya ihn. "Ich werde nicht zulassen, dass du die Menschen auslöschst!" In Gedanken fügte er hinzu: "Zu viele von ihnen sind mir ans Herz gewachsen." "Idiot!", schrie Garasu wütend. "Es war ein Fehler, sich auf die Seite der Menschen zu stellen, du Verräter! Und jetzt hast du mich auch noch wütend gemacht. Das sieht nicht gut aus, für deine Freunde." "Lass sie in Ruhe!", schrie Toya. Keine Antwort. "Hörst du, Garasu? Es ist noch nicht vorbei! Ich lasse nicht zu, dass du deine Pläne in die Tat umsetzt!" Seine Worte klangen mutig, doch in Wahrheit hatte er Angst. "Was kann ich schon gegen ihn ausrichten?", fragte er sich und ging, ohne zu wissen, wohin er sollte, weiter.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

"Alles okay, bei dir, Mariko?", fragte Yue und half Mariko auf die Beine. "Ja, denke schon", antwortete diese. Sie, Hiro und Yue fanden sich auf einem langen Korridor wieder. "Wo sind wir?" "Das ist der Königspalast", erklärte Yue. "Hier haben wir früher gewohnt." "Uuh, sieht ja sehr gemütlich aus", meinte Mariko ironisch und blickte sich um. "Damals sah's hier 'n bisschen anders aus", sagte Hiro. "Was ist hier passiert?", murmelte Yue.
 

"Sie sind also da", murmelte eine Stimme. "Na, das wird ein Spaß..."
 

~*~*~*~*~*~*~
 

"Toya, gute Nachrichten", ertönte wieder Garasu's Stimme auf dem Gang, auf dem Toya sich mittlerweile befand. Prompt blieb Toya stehen. "Unsere Besucher sind eingetroffen." "Was?" "Ich bin so nett und bringe dich zu ihnen." Plötzlich hörte Toya ein krachendes Geräusch unter sich. Als er nach unten blickte, sah er einen Riss, in einem der morschen, hölzernen Bretter. Mit einem lauten "Krach" brach der Boden unter ihm ein. Toya schrie auf, und wollte zur Seite springen, doch es war zu spät und ehe er sich versah, war er auch schon nach unten gestürzt.
 

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Plötzlich hörten Yue, Hiro und Mariko eine laute Stimme, wie aus dem Nichts: "Willkommen in meinem Palast." "Garasu?", rief Yue. Und Mariko fragte verängstigt: "Wo ist er?" "Ich freue mich, dass ihr endlich hier seid. Dann kann das Spiel ja beginnen." "Spiel?", wimmerte Mariko. "Garasu, du elender Scheißkerl!", schrie Hiro. "Was hast du mit Toya gemacht?" "Du willst Toya sehen?", sagte die Stimme. "Gern, wie du willst."
 

Plötzlich erschien weit vor ihnen eine Gestalt. "Toya?", fiepte Mariko. Toya hörte ihre Stimme nur von weit weg, doch er erkannte sie sofort. "Mariko? Yue! Masa!", rief er. "Er lebt!", schoss es durch Hiro's Kopf. Es war, als würde ihm ein riesiger Stein vom Herzen fallen. Ohne nachzudenken rannte er auf Toya zu. "Masa, warte!", rief Mariko ihm nach. Und Yue fügte hinzu: "Das könnte eine Falle sein!" Doch Hiro hörte gar nicht auf ihr Rufen und ehe er sich versah, knallte er gegen etwas und landete auf dem Boden. Ganz plötzlich war wie aus dem nichts ein Eisengitter vor ihm aufgetaucht. "Masa!", schrie Toya und rannte zu dem Gitter, wo er sich nun auf der anderen Seite befand. "Ist dir was passiert?" Hiro gab nur ein leises Grummeln von sich und hielt sich mit der Hand die Stirn. "Shit", zischte er. Dann trat er an die Gitterstäbe und streckte die Hand zu Toya herüber. "Ein Glück. Du lebst", seufzte er erleichtert und legte die Hand auf Toya's Wange. "Bist du verletzt?" "Es geht schon", antwortete Toya. Er war wahnsinnig froh, Hiro zu sehen. "Ich hatte wirklich Angst, ich würde dich nie wieder sehen", schluchzte er. Doch seine innere Stimme sagte ihm, dass sie noch längst nicht außer Gefahr waren. Hiro drückte den Kopf an die Gitterstäbe und küsste leichte Toya's Lippen. Wie gut es sich anfühlte. Es war völlig anders, als bei Garasu.
 

"Na, na. Wir wollen's ja nicht gleich übertreiben, mit der Wiedersehensfreude", ertönte wieder Garasu's Stimme. Erschrocken fuhr Toya hoch. Hiro hielt Toya's Hand fest in seiner. Doch plötzlich zog etwas an Toya's Handgelenken, er wurde zurück geschleudert und knallte gegen die Wand. Wieder hatte er Ketten um die Handgelenke, die ihn an die Wand fesselten. "Toya!", riefen Hiro und auch Yue und Mariko, die mittlerweile zu ihnen gerannt waren.
 

"Die Spielregeln sind einfach", sagte die Stimme. "Das Ziel ist es, Toya Sakasa in den Wahnsinn zu treiben und das schafft man, in dem man seine Freunde vor seinen Augen zu Tode quält." "Zeig dich endlich, du feiges Arschloch!", schrie Hiro. "Und meine Spielfiguren", fuhr die Stimme fort. "...seid ihr drei!"
 

Plötzlich hörten die drei ein Geräusch hinter sich. Als sie sich umdrehten, sahen sie eine der Ritterrüstungen, die sich wie durch Zauberei bewegte. "Passt auf!", schrie Hiro und zog Mariko zur Seite, als der Ritter auf sie zu gerannt kam. Dann zogen er und Yue ihre Schwerter. Der Ritter machte kehrt und stürzte sich auf Yue. Dieser konnte den Schlag des Ritterschwertes abwehren. Doch dann war sein Gegner schneller. Yue's Schwert flog durch die Luft. Und plötzlich bohrte sich das des Ritters in seine Brust. Er riss die Augen auf. "Aaah!", schrie Mariko und wollte zu Yue rennen, doch Hiro hielt sie zurück. Sie hielt sich die Hände vor den Mund, wie sie es immer tat, wenn sie geschockt war. "YUE!!!", schrie Toya und zog an den Ketten. Vergebens. Die Klinge wurde zurückgezogen und genauso plötzlich, wie sie zum Leben erwacht war, stand die Statue nun wieder still. "Level eins beendet", sagte Garasu's Stimme lachend. "Wer hätte gedacht, dass es dich zu erst erwischt, Yue." Yue hielt sich mit den Händen den Bauch. Blut tropfte auf den Boden. "Nein! Yue!", schrie Mariko, riss sich von Hiro los und rannte zu Yue. Gerade war sie vor ihm in die Knie gesunken, da brach, genau wie zuvor bei Toya, der Boden unter ihren Füßen auf. "Passt auf!", schrie Hiro, und rannte zu ihnen, doch es war zu spät. "Kyaaaaaa!", schrie Mariko, als sie zusammen mit Yue in die Tiefe stürzte.

Hilflos stand Hiro am Abgrund. "Das war aber ein kurzer Besuch", lachte Garasu's Stimme. "Auf nimmer Wiedersehen, Yue!"
 

~tbc~



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2005-07-31T21:35:39+00:00 31.07.2005 23:35
also ich bin erst vor kurzem auf deine ff gestoßen, doch es ist eine interessante Story und verstehst es auch Spannung zu verbreiten, sodass man direkt weiter lesen möchte.

Und das ist irgendwie auch das Problem daran, dass es halt etwas dauert bis es weiter geht, obwohl die gesamte Geschichte bereits fertig geschrieben ist.
Von:  littlekoophoria
2005-07-27T22:25:38+00:00 28.07.2005 00:25
ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh~!!!!!! geht das noch weiter??? ich möchte es unbedingt weiterlesen!!!!! diese ff ist megagenial und wow, mir fehlen die worte! das ist echt der hammer! boah!!!! kannst du mir vielleicht bescheid sagen, wenn's weitergeht? mit dem nächsten kapi und der 2. staffel?

lg, Loki_Neera
Von:  Kirjava
2005-07-24T20:25:33+00:00 24.07.2005 22:25
Toller Schreibstil! Liest sich wirklich gut, aber warum müssen immer alle an der spannensden Stelle aufhören? Das ist doch fies!
Na ja, schreib schnell weiter und schick mir bitte wieder ne ENS wenns nächste Kappi da ist.
Von: abgemeldet
2005-06-17T14:18:33+00:00 17.06.2005 16:18
och menno, das war so schnell vorbei und dann haste auch noch nen cliffhenger >.<

aber schön und spannend fand ich es trotzdem ^^
Von: abgemeldet
2005-06-15T14:47:05+00:00 15.06.2005 16:47
erstääää ^^

woar, das war spannend *__* armer Yue... snüffZ... Toya natürlich aber auch! XD

wenn die neue staffel beginnt (und ich schätze mal das du dafür ne extra "Geschichte" anlegen tust) sagste mir dann bescheid? sonst verpass ich's noch ^^


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