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Devil's Blood

von

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Farewell - Parting-kiss

„Guten Morgen!“, begrüßte Hiro, Mariko mit einem strahlendem Gesicht. Es war Freitagmorgen. Der Freitag, den Hiro sehnlichst erwartet hatte. „Na, was strahlst du denn schon wieder so?“, fragte Mariko grinsend, während sie weiter in Richtung Schule liefen. „Toya’s Eltern sind am Wochenende weg“, flüsterte Hiro ihr zu, verstummte jedoch sofort, als Toya sie einholte. „Renn doch nicht so schnell!“, keuchte er. „Da kommt ja keiner nach.“ „Wir kommen sonst zu spät“, sagte Hiro und rannte zum Schultor. Dicht gefolgt von Toya, der ihm nach rief: „ICH komm nur zu spät, weil ich wieder auf DICH warten musste!“ „Was für eine harmonische Atmosphäre“, dachte Mariko lächelnd. „So sollte es immer sein.“
 

~*~*~*~*~
 

„Du hast übertrieben“, stöhnte Toya völlig außer Atem und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Diesmal ist es noch gar nicht so spät.“ „Der Lehrer ist noch nicht da“, meinte Mariko. „Also gibt’s auch keine Strafarbeit.“

„Hey, ihr drei!“, begrüßte Subaru sie. „Wie geht’s? Habt ihr heute Nachmittag schon was vor? Gehen wir wieder zusammen in die Stadt?“ „Vergiss es...“, begann Hiro, wurde jedoch von Toya übertönt: „Gern, warum nicht?“, sagte er und warf Hiro einen bestimmenden Blick zu.
 

In diesem Moment kam der Lehrer ins Klassenzimmer. „Hey“, flüsterte Toya, Hiro zu. „Wir gehen alle zusammen, klar? Ich werde dir beweisen, dass du keinen Grund zur Eifersucht hast!“
 

„Heute Nachmittag findet das Nachsitzen für die Schüler statt, die ich während dieser Woche ermahnt habe“, verkündete ihr Lehrer. Ein strenger, mürrischer Mann. „Also die, die zu oft ihre Hausaufgaben vergessen haben.“ Hiro hob erschrocken den Kopf. „Was?“, sagte er. „Oh nein!“ „Was ist?“, fragte Toya. Dann hörte er, wie ihr Lehrer, Hiro’s Namen mit vorlas. „Du musst schon wieder nachsitzen?“, fauchte Toya ihn an. „Das ist ja wohl nicht dein ernst!“ „Wüäääh! Wie fies!“, wimmerte Hiro und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. „Pah! Denk ja nicht, dass ich deshalb jetzt nicht in die Stadt gehe!“, zischte Toya. „Ich muss so oder so für heute Abend Zutaten fürs Essen einkaufen. Gerechte Strafe, weil du nie deine Hausaufgaben machst. Geh ich eben mit Mariko und Subaru allein.“ „Mit... Subaru...“, nuschelte Hiro. „A...lleine... buhuhu... wie gemein!!!“ Auf Subaru’s Gesicht machte sich ein siegessicheres Grinsen breit. „Ätsch!“, flüsterte er Hiro, der vor ihm saß, zu.
 

~*~*~*~*~
 

Nach der Schule verließen Toya, Mariko und Subaru gemeinsam das Gebäude. Schon vom Eingang aus, sah Toya seinen Bruder Yue am Tor warten. „Hey, bist du wieder nur aus Langeweile hier?“, fragte er ihn lächelnd. „Wie wär’s mit einem Hallo?“, meinte Yue beleidigt. „Halloooo“, maulte Toya. „Besser?“ „Ja, viel besser. Mensch, dir muss man echt Manieren beibringen“, sagte Yue gespielt beleidigt. Toya musste lachen. „Ich bin eigentlich nur hier, um Subaru abzuholen.“ „Ach ja?“, fragte Subaru. „Was gibt’s?“ „Erzähl ich dir auf dem Weg“, antwortete Yue knapp. „Los komm!“ „Warte!“, hielt Subaru ihn auf. „Ich wollte mit Toya und Mariko in die Stadt. Kommst du mit?“ „Nein, wir müssen jetzt heim. Und zwar dringend!“ „Was ist denn so dringend?“, wollte Toya wissen. „Ist jetzt egal. Ihr müsst euch beeilen, sonst verpasst ihr die U-Bahn und müsst auf die nächste warten.“ Mariko blickte auf ihre Uhr. „Ja, er hat recht“, stellte sie fest. „Also macht’s gut.“ Gerade wollte Toya erneut den Mund aufmachen und widersprechen, als Yue ihn plötzlich umarmte. „Ich hab dich lieb, Brüderchen“, flüsterte er, dann zerrte er Subaru mit sich davon.

Völlig perplex stand Toya da. „Was ist denn mit dem los?“, dachte er laut. Mariko zuckte mit den Schultern. „Wer weiß. Also, lass uns gehen.“
 

~*~*~*~*~
 

„Hey, du kannst ja richtig süß sein, wenn du willst“, meinte Subaru zu Yue auf ihrem Weg. „Was soll’s?“, seufzte Yue. „Ich werde ihn sowieso nie wieder sehen...“ Subaru stockte der Atem. „Heißt das du...“, begann er, doch Yue unterbrach ihn. „Ja“, seufzte er. „Ich werde mit dir gehen. Als der älteste Sohn und Thronerbe, habe ich Verpflichtungen. Ich kann nicht einfach das tun, was ich lieber will.“ „Trotz des Vorfalls von gestern?“, fragte Subaru besorgt. „Wer auch immer es hier auf der Erde auf uns abgesehen hat, schlimmer als Garasu kann er nicht sein und mit dem hat Toya es auch aufgenommen. Außerdem hat er ja noch Hiro. Die beiden werden das schon schaffen.“ Yue’s Worte klangen entschlossen, beinahe als würde er sich gar keine Sorgen machen. Doch dieser Anschein täuschte gewaltig...
 

~*~*~*~*~
 

„Irgendwie hab ich so ein komisches Gefühl, was Yue betrifft“, dachte Toya, während er mit Mariko in der Stadt war. Sie waren gerade in einem Supermarkt. Toya musste noch einige Zutaten einkaufen. Schließlich wollte er heute Abend für Hiro kochen. Allein der Gedanke daran machte ihm Vorfreude. Kochen war eigentlich nur reine Notwendigkeit. Wenn man gut essen wollte, musste man eben auch gut kochen können. Aber für Hiro zu kochen war etwas anderes. „Toya? Hey, Toya! Hörst du mir überhaupt zu?“ „Was? Ähm, Entschuldigung.“ Beleidigt sah Mariko ihn an. „Mensch, was ist denn los? Du bist die ganze Zeit schon so abwesend.“ „Ähm, nein. Es ist... nichts“, murmelte Toya. „Ich hab dich gefragt, ob wir nachher zu Yue gehen. Subaru wird enttäuscht sein, dass er nicht mitkonnte. Außerdem interessiert mich, was es so dringendes gab.“ „Ja, mich auch“, stimmte Toya ihr zu. „Also gut. Gehen wir als nächstes in die Spielhalle!“, schlug Mariko vor.
 

~*~*~*~*~
 

Wenig später waren sie auch schon am besagten Ort. Vor der Spielhalle hatten sich etliche Jugendliche versammelt. „Mann, wieso ist das heute so voll hier?“, wunderte Mariko sich und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Menge hinwegsehen zu können. „Woooow, die haben das neue Underground Force! Der Wahnsinn! Masa wird durchdrehen, wenn ich ihm sage, dass wir es schon vor ihm gespielt haben. Los komm! Ich muss da unbedingt rein!!!“ Und damit verschwand Mariko in der Menge. „So etwas passt gar nicht zu Mariko“, dachte Toya. „Das macht sie nur, um Masa eins auszuwischen.“
 

Er wollte sich gerade durch die Menge drängen, als plötzlich jemand seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Auf der anderen Straßenseite stand ein Junge, etwas jünger als er selbst. Der stechende Blick seiner türkis schimmernden Augen schien ihn regelrecht zu durchbohren. Toya wusste selbst nicht wieso, doch er machte prompt auf dem Absatz kehrt und überquerte die Straße.

„Na, hast du den Köder geschluckt?“, sagte der Junge, bei dem es sich um Ichiro handelte, wandte den Blick von Toya ab und ging davon. Toya folgte ihm, bis er vor einem großen Gebäude stehen blieb. „Hey“, sagte Ichiro und drehte sich um. Toya erschrak fürchterlich. „Oh, eh, Entschuldigung“, stotterte er und dachte dabei: „Wieso bin ich ihm überhaupt gefolgt?“ „Komm mal mit!“, sagte Ichiro nur, und ging in das Gebäude. „Hä?“, fragte Toya, dachte jedoch nicht weiter darüber nach und folgte dem Fremden. Er achtete nicht einmal darauf, wo er gerade gelandet war. Hoch oben am Gebäude hing das Schild. „Katsumoto Investigation-laboratory of DNA.“
 

Toya folgte Ichiro die Treppen nach oben und sah gerade noch, wie dieser in einem Raum verschwand. „Was soll das?“, dachte Toya. „Was will der Kerl von mir?“ Er öffnete die Tür und ging hinein. Plötzlich schlug hinter ihm die Tür zu. Es war stockfinster. „Wo... bin ich?“, fragte Toya. Seine Stimme echote im Raum wider. Er drehte sich um und griff nach der Türklinke. Doch es half kein Rütteln und ein Ziehen. „Abgeschlossen?“ Plötzlich ergriff ihn die Panik. Leises Gelächter war zu hören. „Hallo? Wer ist da?“, schrie Toya. Etwas berührte seinen Arm. Toya zog ihn zurück, doch er konnte es nicht abschütteln. Genauso passierte es mit seinem rechten Arm. Und plötzlich wurde er zurückgezogen und knallte gegen etwas. Sein Rücken schmerzte.
 

Das Licht ging an. Er sah Ichiro sich gegenüberstehen. Offenbar war er in einer Art Labor. Überall standen Schreibtische, Reagenzgläser und seltsame Apparate. Er blickte auf seine Arme. Handschellen. Er war gefesselt! „Was soll das?“, schrie er. „Mach mich sofort los!“ Ichiro grinste. „Hätte nicht gedacht, dass das so einfach wird. Dass du dich mit einer einfachen Hypnose hier her schleifen lassen würdest... Und du willst DER Toya sein? Prinz Toya, der Bruder des Thronerben Yue?“ Er lachte auf. „Das soll ja wohl ein Witz sein!“ „Woher... weißt du...?“, begann Toya zögernd. „Du bist... du musst der sein, der uns angegriffen hat! DU warst das! Du hast die Limonade vergiftet.“ „Oh! Nicht so harte Worte!“, sagte Ichiro und schritt auf Toya zu. „Es war doch nur ein ganz harmloses Gemisch. Löst ein bisschen Müdigkeit aus. Ich wollte euch doch nur schwächen. Die eigentliche Todesspritze, hab ich nur deinem Bruder und diesem Subaru injiziert. Aber leider hat dein Bruder das Artamilya...“ „Wer bist du?“, fragte Toya und versuchte so furchtlos wie nur irgend möglich zu wirken. „Gestatten“, sagte Ichiro und verbeugte sich. „Mein Name ist Koizumi. Ichiro Koizumi. Dämon spezialisiert auf Zeit- und Raumzauber.“

Toya zuckte zusammen. „Ich plante schon so lange, etwas zu unternehmen. Aber ich wusste nicht, ob an den Gerüchten, dass ihr noch lebt, etwas dran ist. Als ich neulich beobachtete, wie Subaru Aoki durch ein Raum-Zeit-Tor in diese Welt ging, wusste ich, dass es wahr sein musste.“ „Was... willst du von mir?“, fragte Toya. „Ganz einfach: Dich töten!“, sagte Ichiro knapp. „Oder was dachtest du? Kartenspielen?“ Er ging gelangweilt vor Toya auf und ab und begann zu erzählen: „In dieser Welt gibt es einen Mann, namens Katsumoto. Er ist der Chef dieses Laboratoriums. Ein ziemlich machtgieriger Mann. Ich habe ihm von uns erzählt. Natürlich war er begeistert. Er gab mir die nötige Ausrüstung, die ich brauchte um dich und deine Freunde auszuspionieren und ich versprach ihm dafür ein paar Dämonen zum sezieren. Wunderbarer Deal, was?“ „Se...zieren?“, wiederholte Toya zaghaft. „Ich musste auf Nummer Sicher gehen, wenn ich euch auslöschen wollte. Deshalb hielt ich es für klüger, euere Stärken und Schwächen genau zu studieren. Herr Katsumoto wird euch als Versuchskarnickel benutzen. Ihr werdet jämmerlich zu Grunde gehen. Eine kurze Zeit wird dieser arme Irre in Saus und Braus leben und sich für den Größten halten. Aber nicht lange...“

Ichiro verstummte kurz. Dann sprach er weiter: „Wenn ihr erst tot seid, wird mein Meister endgültig zu den Lebenden zurückkehren. Und dann ist diese niedere, menschliche Rasse nur noch Vergangenheit.“ „Dein... Meister?“ Toya kam ein grauenvoller Gedanke. „Du meinst doch nicht etwa...“ „Garasu-sama“, unterbrach Ichiro ihn. „Ich wusste es!“, schrie Toya. „Ich wusste, er ist nicht tot! Aber mir hat ja niemand geglaubt!“ „Ouh, dass er nicht tot ist, ist nur halb die Wahrheit. Ich würde sagen, er ist weder tot noch lebendig“, korrigierte Ichiro ihn. „Im letzten Moment gelang es mir, meinen Meister, mit meiner Magie aus der Raum-Zeit-Schleife zu befreien. Doch sein Zustand war fürchterlich. Was von ihm übrig ist, ist kaum mehr eine runzelige, alte Hülle. Er nährt sich vom Fleisch und Blut niederer Dämonen. Nur das hält ihm am Leben. Menschenblut ist nicht gut genug. Aber schon bald wird er wieder ganz der Alte sein, glaub mir.“ Toya wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Wieso...“, wimmerte er. „Wieso Masa? Und wieso Mariko und Subaru?“ „Damit Garasu an die Macht kommen kann müssen Yue und ich sterben, das weiß ich längst. Aber wieso die anderen? Du hast sie auch vergiftet.“ „Wieso? Hmm, gute Frage“, meinte Ichiro. „Also ich würde sagen dieser Magier, Hiro und deine kleine Freundin, nur deshalb weil sie sich eingemischt haben. Und Subaru Aoki ist etwas ganz Besonderes. Er ist die Belohnung für Katsumoto. Ein Mensch, der zu einem Dämon wurde. Denkst du nicht, dass das für einen Genforscher ein guter Ansporn ist?“

Plötzlich hatte Toya eine Idee. Er wusste nicht, ob es funktionieren würde, aber einen Versuch war es alle male wert. „Wenn ich...“, begann er mit leiser Stimme. Sein Blick war starr auf den Boden vor sich gerichtet. „Wenn ich dafür sorge, dass Masa und Mariko sich nicht einmischen,... verschonst du sie dann?“ Ichiro lachte. „Wieso sollte ich?“, fragte er. Ganz offenbar amüsierte Toya’s Vorschlag ihn köstlich. „Weil ich... ich weiß, wie ein Mensch zu einem Dämon werden kann“, log Toya. Plötzlich wurde Ichiro hellhörig. „Und auch wie ein Dämon zu einem Menschen werden kann“, setzte Toya noch eins drauf. „Ich verfügte über diese Magie.“ „Du... tust was?“ „Du hast es vorhin selbst gesagt. Du hast mehr erwartet, von jemandem wie mir. Gut, ich bin auf deine Hypnose hereingefallen, aber DAS ist meine besondere Fähigkeit“, fuhr Toya fort. „Es gibt nicht viele, die das können. Und man kann es auch nicht lernen. Also was sagst du?“ Ichiro schwieg. „Lass mich gehen und ich sorge dafür, dass Masa und Mariko sich raus halten. Wenn du sie verschonst, komme ich freiwillig mit dir und tue was du willst.“

Wieder bekam Toya keine Antwort. „Eine Welt voller Dämonen. Die Menschen müssten nicht sterben. Sie könnten werden wie ihr“, redete Toya auf ihn ein. „Das Geschlecht der Dämonen ist klein. Viel kleiner als das der Menschen. Es würde Generationen dauern, bis es wieder so viele gäbe.“ „Ein starkes Volk für meinen Meister...“, dachte Ichiro. Dann sagte er: „Ich gebe dir drei Tage. Heute mitgezählt. Am Sonntag hole ich dich zurück.“ Ichiro schnipste mit dem Finger. Sofort sprangen die Handschellen auf. Toya atmete erleichtert auf. Er war frei! „Drei Tage“, wiederholte Ichiro. „Tu bis dahin was du willst!“
 

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Mariko war auf dem Weg zu Yue. „Komisch, ich konnte Toya einfach nicht mehr finden“, dachte sie. „Er wird mich in der Menge auch gesucht haben. Wahrscheinlich ist er schon zu Yue gegangen.“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Hmm, Masa müsste gleich aus haben. Er wollte doch heute zu Toya. Ich werde ihn gleich abholen.“ Und damit beschloss sie, einen kleinen Umweg zur Schule zu machen.
 

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Als sie sie erreichte hörte sie gerade das Läuten und kurz darauf kam auch schon Hiro über den Schulhof auf sie zu. „Hi! Wolltest du nicht mit Toya und Subaru in die Stadt?“, fragte er verwundert. „Subaru konnte nicht mit und Toya hab ich irgendwie aus den Augen verloren“, erklärte Mariko. „Aber wir wollten zu Yue. Ich nehme an, er ist schon dort. Kommst du mit?“ „Von mir aus“, stimmte Hiro ein. Er war wirklich froh, zu hören, dass Subaru nun doch nicht mit Toya unterwegs gewesen war.
 

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Wenige Zeit später bei Yue. „Also“, sagte Subaru seufzend. Er stand vor einem Raum-Zeit-Tor, welches Yue mit Hilfe des Artamilya geöffnet hatte. „Auf geht’s. Jetzt gibt’s kein zurück mehr.“ Gerade wollte er einen Fuß in das helle Licht setzen, als es plötzlich klingelte.

„Perfektes Timing!“, schnaufte er. Yue drehte sich wortlos um und ging zur Tür. Er war schon die ganze Zeit so schweigsam gewesen. Vor der Tür standen Mariko und Hiro. „Hi hooo!“, sagte Mariko lächelnd. „Na wie geht’s? Ist Toya schon da?“ „Äh, ähm“, stotterte Yue und versuchte den Blick auf das Leuchten, dass das Tor aus dem Wohnzimmer ausstrahlte, so gut wie möglich mit seinem Körper zu verdecken. „Toya? Nein, wieso sollte er hier sein?“, fragte er. „Na ja, wir wollten zu dir, also... Moment mal! Was ist los? Du wirkst so nervös. Und was ist das für ein Leuchten da hinter dir?“ „Äh,...“

Plötzlich schoss es wie ein Blitz durch Hiro’s Kopf. Er schob Yue zur Seite und drängte sich in die Wohnung. „Hiro! Nicht!“, rief Yue ihm nach, doch es war schon zu spät. Mit verschränkten Armen und mürrischem Blick stand Hiro vor dem Rau-Zeit-Tor. „Ich hätt’s wissen müssen“, sagte er. Mariko machte große Augen, als sie die Lichtquelle erblickte. „Yue“, sagte Subaru leise. „Ohne Toya etwas zu sagen“, flüsterte Hiro leise. „Du müsstest doch am besten wissen, wie er reagiert hätte!“, versuchte Yue sich zu rechtfertigen. „Komm, sei froh drüber“, meldete sich Subaru zu Wort. „Wenn wir weg sind hast du deinen Toya wieder ganz für dich alleine.“ „Aber das wird ihn nicht glücklich machen!“, schrie Hiro ihn an. „Wenn er erfährt, dass ihr weg seid... Es wird ihn nur wieder traurig machen und ich hab echt keine Lust mehr, ihn immer nur traurig zu sehen! Ich weiß nicht, wie ihr das anstellt, aber ihr schafft es immer, ihn zum Lachen zu bringen. Wenn ihr geht, dann wird er nur wieder weinen! Und das will ich nicht! Ich will...“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort leiser. „Ich will... dass er glücklich ist...“ „Masa“, sagte Mariko tröstend und legte den Arm auf Hiro’s Schulter. Yue sagte kein Wort. Auch Subaru nicht.
 

Wortlos ließ Yue sein Schwert erscheinen. Er legte das Artamilya auf den Fußboden und holte aus. „NICHT!“, schrie Subaru. Mariko schrie auf. „Yue! Was tust du da?“ Ein Splitter flog durch die Luft. Yue fing ihn auf. Aus dem Artamilya war nur ein einziges Stück heraus gebrochen. „Wahnsinnig hart das Zeug“, sagte Yue kalt. Mariko blickte ihn schockiert an. Los, gib mir dein Katana!“, forderte Yue Hiro auf. Etwas ratlos ließ Hiro die Waffe erscheinen und hielt sie Yue entgegen. Dieser nahm das Schwert und drückte das Artamilya ans Ende des Griffes. Ein rotes Schimmern leuchtete um den Kristall auf. Und im nächsten Moment war der Splitter mit dem Schwert verschmolzen. „Auch ein einzelner Splitter dieses Kristalls verfügt noch über außerordentliche Kräfte“, erklärte Yue und gab Hiro das Schwert zurück. „Der Kristall verstärkt somit deine Zauberkräfte. Du kannst damit sowohl Kontakt zu mir aufnehmen, als auch durch Raum und Zeit reisen. Allerdings ist von deiner Magie nicht mehr viel übrig. Also nutz den Splitter nicht zu sehr aus. Es könnte dich dein Leben kosten.“ „Das heißt mit anderen Wort, er hat aus so einer wahnsinnig mächtigen Waffe gerade eben ein Walkytalky gebastelt!“, seufzte Subaru kopfschüttelnd. „Du wirst Toya nichts sagen“, fuhr Yue fort, als hätte er Subaru’s zynische Bemerkung überhört. Er wandte sich Mariko zu. „Und du auch nicht! Es ist nur eine Sicherheitsmaßnahme. Falls etwas passiert könnt ihr mit mir in Kontakt treten.“ „Aber... Yue“, wimmerte Mariko. Ihre Augen sahen glasig aus. Hiro sagte nichts mehr. Er ließ das Katana wieder verschwinden.
 

„Wir gehen jetzt.“ Damit packte Yue, Subaru am Handgelenk und schubste ihn zum Tor. „A...also, macht’s gut!“, stotterte Subaru. „Mariko! Du solltest besser kein Dämon werden wollen. So toll ist das nicht! Und... Hiro... pass mir ja gut auf Toya auf, ja?“ Hiro antwortete nicht. Und ehe er sich versah, war Subaru auch schon verschwunden.

Yue stand Hiro und Mariko schweigend gegenüber. Dann murmelte er: „Lebt wohl.“ Seine Stimme klang traurig, aber auch eiskalt. Hiro sah ihn nicht einmal an. Er konnte hören, dass Mariko weinte. Das grelle Licht leuchtete noch einmal auf. Dann wurde es immer kleiner und verschwand letztendlich vollkommen.
 

Weinend sank Mariko in die Knie. „Und diesmal war es ein Abschied für immer“, schluchzte sie. „Er wird nicht zurückkommen.“ „Kann dir ja mal mein Walkytalky ausleihen“, sagte Hiro trocken und ging in Richtung Ausgang. Wütend stand Mariko auf und folgte ihm. „Was soll das?“, schrie sie. „Lässt dich das völlig kalt?“ „Was denn? Dank des Splitters können wir ihn doch sogar besuchen!“ „Können wir nicht!“, widersprach Mariko ihm. „Theoretisch schon, aber praktisch nicht! Hast du nicht kapiert, was Yue gemeint hat?“ Hiro antwortete nicht.

Er ging wortlos den Flur entlang. „Es wird dich umbringen, wenn du es tust!“, schrie Mariko. „Du hast deine Kräfte verloren! Wann siehst du das endlich ein? Was an dir noch dämonisch ist, sind nicht mal Ohren oder spitze Zähne! Du... BIST kaum noch ein Dämon!“ Blitzartig fuhr Hiro herum und drückte Mariko gegen die Wand des Treppenhauses. Mariko zuckte erschrocken zusammen. Als sie ihn anblickte, riss sie sprachlos die Augen auf. Seine Ohren waren spitz. Ebenso wie seine Eckzähne. „Was ist?“, hauchte er. „Hast du Angst vor mir? Natürlich hast du Angst. Ich bin ein Dämon! Und du nur ein kleines, schwächliches Mädchen. Was glaubst du, was ich dir antun könnte?“ Mariko lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Diese Seite an Hiro hatte sie noch nie zuvor gesehen. „Soll ich dich beißen?“ Er kam ihrem Hals mit den spitzen Zähnen bedrohlich nahe. Mariko’s Herz schlug schneller. Hatte sie tatsächlich Angst? Vor Hiro? Unsinn! „Ich bin zwar kein Vampir, aber Dämonen trinken auch Blut“, sagte Hiro. „Masa“, wimmerte Mariko. Eine ihrer Tränen tropfte auf Hiro’s Wange. „Hör... auf! Bitte!“
 

Prompt wandte Hiro sich von ihr ab. Seine Gestalt war wieder vollkommen die eines Menschen. Er kehrte Mariko den Rücken zu und ging die Treppen nach unten. „Toya kann genauso aussehen, wenn er will“, sagte er, ohne sich umzudrehen. Langsam folgte Mariko ihm. „Kaum zu glauben, oder? Das so ein lieber Junge wie er, auch ein Dämon sein soll. Du solltest uns besser nicht unterschätzen, Mariko.“ „Masa“, dachte Mariko, schaffte es jedoch nicht, ihre Gedanken auszusprechen. „Es... tut mir leid!“
 

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„Ich muss Masa und Mariko los kriegen“, dachte Toya, als er in der U-Bahn saß. „Ich sag Yue was passiert ist. Zusammen werden wir diesen Ichiro schon aufhalten. Und selbst wenn uns das so schnell nicht gelingt, wird er am Sonntag in dieses Labor eindringen und mich wieder raus holen. Vorerst muss ich also nur den Lockvogel spielen. Zu zweit werden wir diesen Pimpf schon erledigen. Trotzdem muss ich sicher gehen, dass Masa und Mariko nichts geschieht. Wenn ich Subaru schon nicht schützen kann...“ Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, als er daran dachte, wie er Mariko und Hiro loswerden sollte. Ganz besonders was Hiro betraf. Ihm die Wahrheit sagen konnte er unmöglich. Hiro würde sich nur tierisch aufregen und Toya erst recht nicht mehr von der Seite weichen. „Bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig, als ihn anzulügen... und knallhart Schluss zu machen. Oh Mann...“
 

Die U-Bahn hielt. Toya stand auf und ging nach draußen. „Dabei wollte ich doch nur ein ganz normales Leben führen“, dachte er. „Ich will von diesem ganzen Dämonengetue nichts mehr hören. Ich wünschte, ich könnte wirklich Dämonen zu Menschen machen. Dann hätte ich mich längst zu einem gemacht.“
 

~*~*~*~*~
 

Besorgt lief Hiro in Toya’s Zimmer auf und ab.

„Hallo Hiro! Ist Toya nicht bei dir?“, hatte Toya’s Mutter gesagt. „Wenn er noch in der Stadt ist, wird er sicher bald kommen. Geh doch schon mal hoch in sein Zimmer. Macht es dir etwas aus, solange alleine im Haus zu sein? Wir müssen nämlich langsam los.“
 

Und nun saß er da und weit und breit keine Spur von Toya. „Na toll!“, dachte er sich und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. Er drehte sich um und kuschelte sich ins Kissen. „Wie gut das riecht“, dachte er. „Alles riecht so gut nach Toya! Oh Mann, ich krieg schon von seinem Geruch fast ‘nen Ständer!“

Ein Geräusch ließ Hiro hochfahren. Es hatte sich angehört wie das Zuschlagen der Haustür. Oder hatte er es sich nur eingebildet?
 

Nein, tatsächlich ging kurz darauf die Zimmertür auf. Erstaunt blickte Toya ihn an. „Du bist schon hier?“, fragte er überrascht und schloss hinter sich die Tür. „Schon ist gut!“, meinte Hiro und stand auf. „Schon mal auf die Uhr geschaut? Deine Eltern sind schon lange weg. Wo hast du denn so lange gesteckt. Ich hab mir Sorgen gemacht.“ „Tut... mir leid“, sagte Toya zögernd. Er wusste nicht, wie er es ihm sagen sollte. Er wusste nicht, was er tun sollte. Hiro legte sanft die Arme um ihn und küsste ihn. Noch Sekunden vorher war jeder Muskel in Toya’s Körper angespannt gewesen. Er konnte nicht dagegen tun. Ein Kuss von Hiro und er vergaß alles andere. Er ließ sich einfach fallen. Es tat so wahnsinnig gut. Es fühlte sich an wie... Es war zum verrückt werden! „Masa“, seufzte er und drückte ihn schweren Herzens von sich. Doch Hiro ließ nicht von ihm ab. „Wie hab ich mich danach gesehnt, alleine mit dir zu sein“, hauchte er ihm ins Ohr. „Ich liebe dich so sehr!“

„Hör auf!“, schrie Toya und stieß ihn von sich. Hiro blickte ihn entsetzt an. „Was... ist denn los?“, fragte er kleinlaut. „Fass... mich nicht an“, schluchzte Toya. „Fass... mich nie wieder an, hörst du?!“ „A...ber...“, stotterte Hiro. Doch Toya unterbrach ihn. „Es ist aus!“, sagte er knapp. „Ich... hab’s versucht. Ich hab wirklich versucht,... deine Gefühle zu erwidern. Ich dachte, ich könnte unsere Freundschaft retten. Die Freundschaft, die du mit deinen perversen Gefühlen kaputtgemacht hast.“ „Was sagst du da?“, wisperte Hiro. „Aber es geht nicht!“, fuhr Toya fort. Er blickte starr auf den Boden. Er konnte Hiro nicht ansehen. Unmöglich. „Es geht nicht... Ich... kann deine Spielchen nicht mitspielen, so sehr du es dir auch wünscht. Weil ich...“ „Nicht heulen, Toya!“, befahl er sich selbst. „Du darfst jetzt nicht heulen! Auf gar keinen Fall!“ „Ich...“ Seine Hände zitterten. Nein, sein ganzer Körper. Sein Puls raste förmlich. „Ich empfinde absolut gar nichts für dich!“ Das war’s! Es war ganz einfach über seine Lippen gekommen. Ganz einfach so. Dieser Satz. Und nun herrschte Stille. „Komm schon“, drängte Toya ihn in Gedanken. „Sag etwas! Irgendwas! Ich... ich will nicht, dass du mich jetzt weinen siehst! Wenn du jetzt siehst, dass ich weine, dann glaubst du mir doch nicht mehr!“
 

„Ich empfinde nichts für dich!“, hallte es in Hiro’s Kopf. „Ich empfinde nichts für dich! ...absolut gar nichts! ...empfinde... nichts! NICHTS!!!“ Wortlos stand Hiro da. „Sag etwas!“, dachte Toya. „Bitte...“ Doch seine Bitte blieb unerhört. Wortlos ging Hiro auf ihn zu. Nein, er ging vorbei. Toya ging einen Schritt von der Tür weg. Die Tür knallte hinter Hiro zu. Und wieder. Stille.
 

Ein paar Sekunden stand Toya einfach nur regungslos da. Dann, plötzlich sank er in die Knie und vergrub den Kopf zwischen den Beinen. „Masa“, schluchzte er. „Es... tut mir so leid.“ Die Tränen klebten ihm den langen Pony an Stirn und Wange. „Ich... kann nicht mehr... Ich... halt das nicht mehr aus! Masa!“
 

~*~*~*~*~
 

„Ich empfinde absolut gar nichts für dich!“ Es war über eine Stunde vergangen, seit dem Hiro nach Hause gegangen war. Er hatte sich ohne ein Wort in sein Zimmer eingeschlossen und auch nicht auf das Klopfen seiner Eltern oder seiner Schwester reagiert. Jetzt war es wieder still. Sie klopften nicht mehr. „Teenager“, hatte sein Vater kopfschüttelnd gesagt. „Wer weiß, vielleicht ist er nur ein eine Schlägerei geraten und will sich nicht zeigen.“
 

„...absolut gar nichts!“ Hiro stand in seinem Zimmer und blickte in den Schrankspiegel. „...nichts... absolut gar nichts!“ Ein „Ich hasse dich!“, wäre ihm lieber gewesen. Aber DAS! „Ich empfinde nichts“, Heißt das nicht, es ist einem egal? Es kümmert einen gar nicht? „Als ich ihn geküsst habe... und er mich... als wir miteinander geschlafen haben... hat ihm das alles nichts bedeutet?“ Erneut liefen Tränen über Hiro’s Wangen. Seine Augen waren schon die ganze Zeit gerötet. Er dachte, es wäre vorbei. Wenn man mindestens eine Stunde pausenlos geweint hatte, mussten einem dann nicht irgendwann die Tränen ausgehen? Sein Kopfkissen war völlig nass. Eigentlich war das der einzige Grund gewesen, warum er aufgestanden war. Das Kissen an sich gedrückt und geweint... das hatte er seit Jahren nicht mehr.

„Wieso hat er es dann getan?“, fragte er sich. Diese Verzweiflung. Wieso konnte es nicht einfach aufhören? Es tat so weh. Es war so ein leeres Gefühl in der Magengrube. Nein, höher. Im Herz. „Ich hab versucht unsere Freundschaft zu retten, oder so. Was soll das? Das ist doch Schwachsinn! Wenn ich ihm so egal bin, wieso war er dann die ganze Zeit mit mir befreundet? Hat ihm das alles nie etwas bedeutet? Hab... ICH ihm nie etwas bedeutet?“

Und plötzlich konnte er nicht mehr an sich halten. Sein eigenes Spiegelbild ekelte ihn an. Er holte aus und schlug mit der Faust gegen das Glas. Es zersplitterte. Scherben flogen durch die Luft und fielen zu Boden. Ein paar Kleine schnitten seine Wangen und seinen Hals blutig. In der, noch immer zur Faust geballten, Hand steckten Blut getränkte Glasscherben. Das Blut tropfte auf den Boden. Langsam rutschte Hiro am Spiegel herab auf die Knie. Es tat nicht weh. Er fühlte überhaupt nichts. „Und wenn ich mir jetzt und hier die Pulsadern aufschneiden würde?“, schoss es ihm durch den Kopf. „Ob es weh tun würde? Toya...“ Er zog einer große Scherbe aus der Hand. Da war kein Schmerz. Da war nichts. „...absolut gar nichts...“
 

~tbc~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Samara05
2007-02-07T20:25:30+00:00 07.02.2007 21:25
Hallo!
Also ich finde die Geschichte ist sehr gut gelungen. Schöne Charaktere und auch witzige Personen.
Und auch ein Böser darf nicht fehlen.*g*


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