Zum Inhalt der Seite

Devil's Blood

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rescue

„Erstaunlich“, murmelte Katsumoto in seinen Schnauzbart. Er stand hinter seinen Angestellten und blickte nachdenklich auf einen der Monitore. „Die einzelnen Chromosomen setzen sich ganz anders zusammen als bei einem Menschen. Die Zellteilung läuft anders ab...“ Toya hörte die Stimmen nur leise. Wie lang war er schon hier? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die meiste Zeit war er nicht bei Bewusstsein. Er vermutete, dass die Mittel, die man ihm spritzte daran schuld sein mussten. „Ich habe dafür gesorgt, dass du deine dämonische Gestalt wieder annimmst“, sagte plötzlich jemand.

Toya wusste sofort, dass diesmal er angesprochen worden war. Er drehte den Kopf. Dass Ichiro ihm gegenüberstand wunderte ihn gar nicht. Offenbar war dieser der einzige, der überhaupt mit ihm sprach. Katsumoto und seine Leute behandelten ihn wie ein Tier. Hielten sie ihn für eine wilde Bestie, weil er ein Dämon war? Dachten sie, er würde kratzen und beißen, wenn sie ihn von der Kette lassen würden? Dass er ihre Sprache zu verstehen schien, war für diese Menschen wohl so etwas wie ein Wunder. „Mit einem menschlichen Körper hätten die hier nicht viel anfangen können“, erklärte Ichiro ihm. „Außerdem siehst du mit den Reißzähnen eh viel süßer aus.“ Er lachte spöttisch. „Das war wirklich eine tolle Show, die du da abgezogen hast. Wolltest du deine Freunde nicht vergraulen? Ist dir wohl nicht so leicht gefallen, was? Das hat man ja gesehen. Ich hoffe, du hast aus deinem Fehler gelernt. Sollten sie noch mal hier auftauchen, werde ich keine Gnade mehr walten lassen.“ Die Gewissheit, dass seine Freunde anscheinend noch einmal heil davon gekommen waren, beruhigte Toya etwas. „Wo... ist Yue?“, fragte er. „Dein Bruder ist mit meinem Meister in dessen Palast. Garasu-sama hat darauf bestanden ihn mitzunehmen. Katsumoto war vielleicht sauer, dass er eines seiner Versuchskarnickel verloren hat. Aber mit Garasu-sama würde er sich niemals anlegen. Dein Bruder hat wirklich Glück, dass mein Meister ihn so mag. Ich denke er wird ihn wesentlich besser behandeln als die Leute dich hier.“ Er ging etwas näher zu Toya heran, so dass niemand der Forscher ihn hören konnte. „Ich bin gekommen, um dir Lebe wohl zu sagen. Meine Aufgabe hier ist zu Ende. Ich gehe zurück in die Dämonenwelt, um meinem Meister zu dienen. Yue ist in seiner Gewalt und du bist so gut wie tot. Es kann sich nur noch um wenige Tage handeln, bis Garasu-sama die Welt der Dämonen beherrscht. Und soll ich dir was sagen?“ Er legte eine kurze Pause in seine Stimme. „Dann werden deine Freunde genauso sterben, wie dieses ganze Ungeziefer, genannt Menschen.“ „Nein! Du... hast gesagt, du verschonst sie!“ Ichiro lachte auf. „Ich wollte eine Gegenleistung, schon vergessen?“, sagte er. „Menschen zu Dämonen zu machen. Du sagtest du könntest das, aber ich weiß schon längst, dass du mich angelogen hast. Trotzdem, es war amüsant, deine Bemühungen mit anzusehen.“ Wieder lachte er. Er drückte die Handschellen an Toyas Handgelenke. Es brannte, als das Metall die aufgeraute Haut berührte. Toya kniff die Augen zusammen, verkniff es sich jedoch, auch nur einen Laut von sich zu geben. „Na dann, auf nimmer wiedersehen, Toya-chan! War nett, die kennengelernt zu haben.“ Und damit kehrte er Toya den Rücken. Toya ließ den Kopf sinken.
 

In diesem Moment kam einer der Männer in diesen weißen Kitteln zu ihm. „So, dann wollen wir mal sehen, wie dein Körper darauf reagiert“, sagte er. In dieser Stimme lag kein Hauch von Mitleid. Als würde es ihn nicht kümmern, selbst wenn Toya von - was auch immer er ihm diesmal verabreichte - sterben würde. Was waren das für Kreaturen, die jemanden so für ihre Zwecke behandelten? Wenn Menschen so waren, dann würde es vielleicht wirklich besser sein, sie auszulöschen. Dämon hin oder her. Ein Dämon zu sein, hieß doch nicht gleich, ein Teufel zu sein. Etwas Böses... Nein, so waren sie nicht! Sie waren doch auch nicht anders, als Menschen. Garasu, Ichiro und diese Forscher, DAS waren die wahren Teufel! Diese Menschen sollten genauso ausgelöscht werden, wie Garasu! Eine ungeheure Wut stieg in Toya auf. Waren das die Menschen, für die er, Yue und Hiro, Garasu schon einmal vernichtet hatten? Waren das die Kreaturen, die er gerettet hatte? Und das hier war der Dank dafür? „Lasst mich los!“, schrie er und verpasste dem Forscher mit dem Fuß einen Tritt in den Magen. Der Geschlagene wich zurück. Die Spritze fiel aus seinen Händen und zerbrach. „Katsumoto-sama!“, rief ein anderer Forscher, der das Geschehen beobachtet hatte. Der dickliche Mann drehte sich um. „Lasst mich hier raus, ihr elenden...“, schrie Toya. „Verabreicht ihm ein Schlafmittel“, sagte Katsumoto trocken. Zwei der Männer mit den weißen Kitteln packten Toya links und rechts und hielten ihn fest. Ein dritter kam mit einer weiteren Spritze auf ihn zu. Toya spürte einen kurzen Stich im Oberarm. „Und bindet seine Beine auch noch fest“, hörte er Katsumoto sagen. „Ich will hier raus!“, dachte er. Das Mittel musste stark sein. Es wirkte schnell. „Bitte, holt mich hier raus!“ Sterben wäre barmherziger gewesen, als noch länger an diesem Ort bleiben zu müssen. „Ich kann nicht mehr.“ Und wie so häufig wurde es wieder dunkel vor seinen Augen.
 

Es war Donnerstag. Drei Tage waren vergangen, seit dem Hiro, Mariko, Subaru und Riku, Toya gesehen hatten. „Wir können nichts tun“, hatte Mariko gesagt. „Nicht nur Garasu und dieser Junge, sondern auch all die anderen Personen in diesem Forschungsinstitut stehen gegen uns. Einfach das Gebäude zu stürmen würde überhaupt nichts bringen.“ Aber was sollten sie sonst tun? „Auf ein Zeichen von Yue warten“, dachte Hiro, auf dem Weg nach Hause. „So ein Schwachsinn. Riku ist extra noch mal zurückgegangen und hat ihn gesucht. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Nicht mal seine Aura hat sie aufgespürt. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass er überhaupt noch lebt.“ Gestern war Riku von ihrer Botentour zurückgekehrt. Keine Spur von Yue, aber sie hatte stattdessen Garasus Aura in der Dämonenwelt gespürt. Das hieß also, dass Garasu wieder dort war. Was plante dieser Kerl? Hiro kam es vor, als würde er zwischen den Welten reisen, wie es ihm gerade passte. „Wir können doch nicht einfach da stehen und gar nichts tun!“, dachte er. „Wenn Subaru und Mariko nicht wollen, dann muss ich eben alleine was unternehmen. Ich kann nicht noch länger auf ein Wunder warten.“ Am Donnerstag hatten sowohl Mariko, als auch neuerdings Subaru, AGs. Deshalb hatte Hiro bis heute gewartet. So konnte er sicher gehen, dass sie sein Vorhaben nicht behindern würden. Er konnte Toya nicht einfach dort lassen. In diesem... diesem Knast, wie es ihm vorkam. Ein Forschungslabor. Das klang in seinen Ohren wie die reinste Folterkammer.
 

Er hatte sein Haus gerade erreicht. „Hiro, bist du das?“, rief eine Frauenstimme aus der Küche. Dann lugte Hiros Mutter in den Flur. „Was macht die denn hier?“, wunderte er sich. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie heute ihren freien Tag hatte. „Na toll!“, dachte er sich. „Sag mal, willst du Toya zum Essen einladen?“, fragte seine Mutter. „Ich hab ein bisschen zu viel gemacht, also, wenn du willst...“ „Toya ist krank“, murmelte Hiro nur und ging die Treppen hoch. „Ach ja?“ „Ja, er war die ganze Woche nicht in der Schule.“ „So lange? Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Richte ihm gute Besserung aus, ja?“ Hiro antwortete nicht. Er warf die Schultasche in eine Ecke seines Zimmers, holte eine kleine Pappschachtel aus dem Schrank und rannte wieder aus dem Zimmer.
 

„Du, ich kann leider nicht mitessen“, sagte er zu seiner Mutter, die gerade dabei war, seiner Schwester einen Teller hinzustellen. „Was? Aber wieso denn nicht?“ „Ich muss...“, er überlegte kurz. „Toya die Hausaufgaben bringen. Also, bis später!“ „Hiro, warte!“, rief seine Mutter noch, doch die Haustür wurde schon zugeschlagen. „Irre ich mich, Kari, oder hatte er gar keine Hefte dabei?“ Kari schaute etwas unsicher. Dann zuckte sie wortlos mit den Schultern.
 

Gerade als Hiro auf sein Fahrrad gestiegen war, sagte plötzlich jemand hinter ihm: „Du gehst noch mal da hin, oder?“ Hiro drehte sich um. Hinter ihm stand Riku, wieder in Hotpants, doch diesmal trug sie dazu wenigstens ein T-Shirt. „Was machst du denn hier?“ „Ach, ich lauf halt ‘n bisschen in der Gegend herum. Schließlich hab ich keine Schule.“ „Hmm“, murmelte Hiro. Er befürchtete, dass seine Cousine mit ihm gehen wollen würde. Umso überraschter war er, als Riku nur sagte: „Pass auf dich auf!“ „Mach ich.“ Er trat in die Pedale und fuhr an ihr vorbei. „Hiro!“, rief sie ihm dann nach. Hiro bremste. „Was denn noch?“ „Ich soll dir etwas ausrichten, von deinen Eltern“, rief Riku. „Es tut ihnen leid, was damals passiert ist!“ Hiro traute seinen Ohren kaum. „Es... tut ihnen leid?“, wiederholte er ihre Worte in Gedanken. Doch dann drehte er sich wortlos um, und fuhr davon.
 

„Es ist ihnen wirklich nicht leicht gefallen, ihn wegzugeben“, dachte Riku, während sie ein paar Sekunden da stand und Hiro nachblickte. „Aber sie hatten wenig Geld und ich denke, für Hiro war es das Beste. Sonst... hätte er seinen Toya wahrscheinlich niemals kennen gelernt.“
 

„Garasu-sama wird stolz auf mich sein“, dachte Ichiro, als er im Keller des Gebäudes stand. In dem dunkeln Raum, wo Garasu sich bis vor kurzem versteckt hatte, hatte Ichiro nun ein Raum-Zeit-Tor geöffnet. „Meine Aufgabe ist erfüllt. Ich kann es kaum erwarten, in den Palast zurückzukehren.“ Dann schritt er durch das Tor, welches sich kurz darauf hinter ihm schloss.
 

Eine Weile später, kam Subaru von Nachmittagsunterricht zurück. Er schloss die Tür zu Yues Wohnung auf. „Hey, Riku!“, rief er. „Du bist ja schon wieder zu Hause. Hast du zufällig irgendwo Hiro gesehen?“ Riku hatte in den letzten Tag hier gewohnt. Wo hätte sie auch sonst hin gesollt? Wie so häufig saß sie vor dem Fernseher, von dem sie am meisten fasziniert war. „Ich hab ihn angerufen, weil ich mich mit ihm treffen wollte, aber seine Schwester hat gesagt, er wäre nach der Schule gleich wieder weggegangen“, erklärte Subaru und ließ sich aufs Sofa fallen. „Hab keine Ahnung, wo er sein könnte“, log Riku ohne eine Miene zu verziehen. „Hmm“, überlegte Subaru. „Dabei wollte ich ihm sagen, dass wir wohl am besten in die Dämonenwelt gehen werden.“ „Was?“, fragte Riku. „Na ja, du hast gesagt, Garasu ist wahrscheinlich dort. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihn doch anzugreifen. Auch ohne Yues Hilfe.“ Riku sagte nichts. Sie blickte nur nachdenklich ins Leere. „Mariko hat Recht. Das Forschungslabor anzugreifen würde nicht bringen. Aber wenn es uns gelingt Garasu aufzuhalten, können wir vielleicht Yue und Toya retten.“ Seine Worte klangen entschlossen, doch eigentlich machte Subaru sich keine großen Hoffnungen. Er und Hiro alleine konnten Garasu kaum aufhalten und Rikus Magie war auch nur eine kleine Hilfe. Er wollte Mariko nicht sagen, dass er sie hier zurück lassen wollte. Sie würde sich nur aufregen. Deshalb war es wohl das Beste, ihr nichts von ihrem Vorhaben zu erzählen. Sie war ein Mensch. Was konnte sie schon ausrichten? Es wäre zu gefährlich, sie mitzunehmen. Aber egal, wie riskant es war, Garasu anzugreifen, in einem Punkt teilte Subaru, Hiros Meinung: Sie konnten nicht länger tatenlos bleiben.
 

In der Zwischenzeit hatte Hiro sein Ziel erreicht. Er stellte das Fahrrad in einer Seitenstraße, wenige Meter neben dem großen Gebäude ab und ging das letzte Stück zu Fuß. Die große Glasschiebetür ging auf. Langsam betrat Hiro die Eingangshalle. Hier sah absolut gar nichts nach einem Labor aus. Vorsichtig blicke Hiro sich in alle Richtungen um. Sicherheitskameras! „Das hätte ich wissen müssen“, dachte er, als ihm der schwarze Kasten an der Decke auffiel. „Dafür ist es jetzt zu spät.“ Er ging eine der breiten Treppen nach oben. Welche er nahm, war egal, denn sie führten beide auf einen Gang, der nach links und nach rechts weiter führte. Hiro konnte gar kein Ende erkennen. An der Decke waren Lampen angebracht. Fenster gab es nur in diesem Vorraum, wo die Treppen hingeführt hatten. Hiro warf einen Blick auf das Schild neben dem Fahrstuhl. „20 Stockwerke?“, dachte er laut. „Verdammt, wie soll ich ihn denn hier finden?“
 

In diesem Moment ging ziemlich weit hinten im Gang eine Tür auf. Blitzartig fuhr Hiro herum. Ein dürrer Mann mit Brille und Anzug trat mit einem Stapel Unterlagen auf dem Arm, auf den Gang. „Na wer sags denn?“, sagte Hiro sich und ging langsam auf den Mann zu. Dieser schien ihn nicht gesehen zu haben, denn er ging wortlos in die andere Richtung davon. Als Hiro noch ein paar Meter von ihm entfernt war, rief er: „Entschuldigen sie, bitte!“ Der Mann blieb stehen und drehte sich um. Hiro hielt vor ihm inne. „Kann... ich ihnen helfen?“, fragte der Mann etwas verunsichert. „Ja, allerdings.“

Von einer Sekunde auf die nächste, hatte Hiro den schwächlichen Mann im Schwitzkasten und hielt ihm die Klinge des Katanas an die Kehle. Der Mann zitterte vor Angst. „Also, sie wissen doch ganz sicher etwas über die Forschungen, die zur Zeit hier vorgenommen werden, oder?“, sagte Hiro leise. „B...bitt...tte, tö...töten sie m...ich n...nicht!“, stotterte der Mann nur. „Das fasse ich mal als Ja auf“, meinte Hiro. „Also, ich suche jemanden, namens Toya.“ „T...To...ya?“, wimmerte der Mann. „I...ich weiß wirklich ni...nicht...“ „Ich nehme nicht an, dass ihr hier mehrere Dämonen gefangen haltet, oder?“ „Dä...Däm...m...“, stotterte der Mann. „E...er ist, i...in La...la...“ „Bitte etwas schneller!“, drängte Hiro ihn. „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ Er drückte die Klinge etwas fester an den Hals des Mannes. „Labor zwölf!“, antwortete der Angestellte. „Im zweiten St...“ Plötzlich ließ er den Kopf sinken. Hiro nahm das Schwert herunter. „Ohnmächtig“, seufzte er. „Was für eine Memme. Ich schätze mal, zweiten Stock, wollte er sagen.“ Er ließ den Mann los, so dass er zu Boden fiel.
 

Als er den Gang nach vorn in Richtung Fahrstuhl lief, ertönte plötzlich eine Sirene. „Mist! Ich schätze, daran sind diese scheiß Überwachungskameras schuld!“, durchfuhr es Hiro. Von links und rechts stürmten Männer in schwarzen Anzügen und dunkeln Brillen, mit Schlagstöcken bewaffnet, die Treppen hinauf. Und ehe Hiro sich versah, war er auch schon umzingelt. Er warf einen Blick hinter sich. Die Treppe, die weiter nach oben führte war nur wenige Schritte entfernt. „Keine Bewegung!“, befahl einer der Männer. „Wirf das Schwert weg und nimm die Hände hoch!“ Wortlos ließ Hiro das Schwert fallen. Mit einem dumpfen Klimpern landete es neben ihm auf den Fließen. Er tat, als wolle er die Hände hochnehmen, doch dann griff er blitzartig nach etwas und zog die kleine Pappschachtel aus der Hosentasche. „Was ist das?“, schrie einer der Männer. „Lass das sofort fallen!“ Einige der Wachen waren ihm noch näher auf die Pelle gerückt. „Das hättet ihr wohl gerne“, zischte Hiro, griff in die Schachtel und warf etwas mit voller Wucht vor die Füße der Männer. Es knallte und blitzte auf. Die Männer wichen erschrocken zurück. Diese Gelegenheit nutze Hiro, hob das Katana auf und rannte die Treppen nach oben. „Stehenbleiben!“, hörte er die Rufe. „Wozu Knallerbsen alles gut sein können“, dachte er und war in diesem Moment froh, die Schachtel von zu Hause mitgenommen zu haben. Die Männer waren ihm schon wieder auf den Fersen. „Labor zwölf? Zwölf?“ Es war nicht gerade leicht, im Rennen auf die Schilder an den Stahltüren zu achten. Doch plötzlich blieb Hiro stehen. „Zwölf! Bingo!“ „Da vorn ist er!“, hörte er einen seiner Verfolger rufen.
 

Er drückte die Türklinge herunter und rannte in den Raum. „Was zum Teufel...?“, fuhr Katsumoto ihn an. Vor dem Chef des Institutes sah Hiro, Toya. Er war mit den Armen an die Wand gefesselt und hing wenige Meter über dem Fußboden. Die Beine waren mit einem dicken Strick zusammengebunden. Seine Augen waren geschlossen. „TOYA!“, schrie Hiro und rannte auf ihn zu. Doch noch bevor er ihn erreichte, kamen die Männer mit ihren Schlagstöcken ins Labor gestürmt. Die Forscher, die sich vorher mit Katsumoto in diesem Raum befunden hatten, waren verängstigt zurückgewichen. „Schafft mir diesen Kerl aus dem Weg!“, befahl Katsumoto seinen Leuten. „Das ist einer von diesen Dämonen, also fangt ihn lebend!“ „Das hättest du wohl gerne, du Mistkerl!“, schrie Hiro und holte mit dem Schwert aus. Katsumoto sprang zurück. Hiro verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Rasch drehte er sich um und hielt das Schwert schützend vor sich. Der Schlagstock einer der Männer knallte gegen die Klinge. So wich Hiro ihnen allen aus und schlug jeden einzelnen zurück. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, jemanden ernsthaft zu verletzen, doch die besonders hartnäckigen hatten dann doch die Klinge des Katanas zu spüren bekommen. „Überleben werden sie’s schon“, dachte Hiro. Und selbst wenn nicht, störte es ihn wenig. „Nehmt ihm endlich das Schwert weg, ihr unfähigen Idioten!“, schrie Katsumoto aufgebracht.

Toya hatte die Augen noch geschlossen, doch er hatte die Worte des Mannes, im Halbschlaf gehört. „Schwert?“, schoss es ihm durch den Kopf. Er öffnete die Augen. Sein Kopf dröhnte. Die Bewegungen und der Raum um ihn herum waren fast weiß. Das grelle Licht blendete ihn. Erst langsam nahm er die gewohnten Farben war. „Masa?“, wisperte er. Er war sich nicht sicher. Es war so verschwommen. Doch dann sah er, wie einer der dunkeln Gestalten, hinter Hiro mit seiner Waffe ausholte. Schnell trat er mit den Beinen nach vorn und traf den Mann am Kopf, woraufhin dieser zur Seite geschleudert wurde.
 

Hiro drehte sich um. „Toya!“, rief er überrascht und zugleich erleichtert, als er sah, dass Toya bei Bewusstsein war. „Du bist es wirklich“, wisperte Toya. „Masa!“

„Geht weg da!“, schrie plötzlich eine Stimme. Die zwei Wachen, die Hiro gerade erneut angreifen wollten wichen zurück. Als Hiro sich umdrehte, saß er dass einer der Männer eine Pistole auf ihn richtete. Ein Knall ertönte. Toya kniff die Augen zusammen. Mit einemmal war es still im Raum. Niemand sagte etwas. Vorsichtig öffnete Toya die Augen wieder. Doch was sie ihm offenbarten konnte er kaum glauben. Hiro stand regungslos da. In einer Hand hielt er das Schwert. Den anderen Arm hatte er ausgestreckt und die Hand zu einer Faust geballt. Er öffnete sie. Mit einem leisen Klimpern fiel etwas zu Boden. Die Kugel? Er hatte die Kugel aufgefangen? Toya konnte es kaum glauben. Anscheinend genauso wenig, wie die anderen Anwesenden. „Ihr erforscht doch Dämonen“, sagte Hiro trocken. „Dann notiert euch, dass man uns mit solchen Waffen nicht aufhalten kann.“ Er drehte sich um und richtete die Hand auf Toya. Der Knoten des Seiles um Toyas Beine löste sich. „Achtung, ich fang dich auf!“ Die Handschellen sprangen auf. Toya fiel herunter und landete direkt in Hiros Armen. Er drückte ihn fest an sich. „Los, lass uns hier abhauen!“ Er nahm Toyas Handgelenk und zerrte ihn aus dem Raum.
 

Die Tür knallte hinter ihnen zu. Keiner der Angestellten sagte einen Ton. Bis Katsumoto plötzlich schrie: „Was glotzt ihr so? Ihnen nach und zwar dalli!“ „J...ja, Boss!“
 

Hiro und Toya rannten die Treppe nach unten ins Erdgeschoss, als sie merkten, dass die Wachen ihnen schon wieder auf den Fersen waren. „Hätte mich gewundert, wenn die schon aufgegeben hätten!“, schrie Hiro. „Los schnell!“ Toya rannte so schnell er konnte, doch er spürte seine Beine kaum. Alles in ihm war wie gelähmt. „Ich... kann nicht mehr!“, keuchte er, als sie gerade das Gebäude verlassen hatten. „Es ist nicht weit! Halt durch!“, bat Hiro ihn und zog ihn weiter hinter sich her. Dann erblickte er die Seitenstraße, wo er sein Fahrrad abgestellt hatte. Er zog Toya um die Ecke und stieg aufs Fahrrad. „Los, steig auf!“ Hastig kraxelte Toya auf den Gepäckträger. „Festhalten!“
 

Einer der Wachen stolperte rückwärts, als Hiro und Toya, auf dem Fahrrad aus der Gasse geschossen kamen. „Mist, zu Fuß holen wir die niemals ein!“ „Ihr scheiß Missgeburten! Ihr seid Schuld, wenn ich diesen Monat kein Gehalt bekomme!!!“

Auch als sie ihre Verfolger längst abgehängt hatten, verlangsamte Hiro sein Tempo nicht. Obwohl Toya nicht schwer war, konnte Hiro mit ihm auf dem Gepäckträger nicht so schnell fahren, wie sonst. „Masa“, wisperte Toya und krallte die Finger noch fester in Hiros Hemd. „Sie sind weg. Soll ich nicht lieber absteigen?“ „Nein!“, sagte Hiro rasch. „Du bleibst schön da sitzen.“ Toya gehorcht wortlos. Er lehnte den Kopf an Hiros Rücken und schloss erschöpft die Augen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben so erleichtert gewesen zu sein.
 

Der Weg kam ihm kürzer vor, auch mit dem Fahrrad hätte es seiner Meinung nach länger dauern müssen. Er hatte wirklich jegliches Zeitgefühl verloren. Hiro stützte ihn an den Schulter an und hob ihn vom Gepäckträger. Er legte Toyas Arm um seinen Hals und schleifte ihn ins Haus. Im Flur stand Kari. Sie blickte ihren Bruder wortlos an. „Was ist denn mit Toya?“, fragte sie. „Äh“, stotterte Hiro. Das kleine Mädchen seufzte. „Ich sag Mama und Papa nichts“, meinte sie und tapste davon. „Danke, Kari!“, sagte Hiro leise und half Toya die Treppen nach oben.

In seinem Zimmer legte er Toya vorsichtig aufs Bett. „Bist du... verletzt?“, fragte er. „Es geht schon“, antwortete Toya. „Außer ein paar Kratzern fehlt mir nichts.“ Hiro blickte auf den Schnitt auf Toyas nackter Brust. Er war mindestens fünf Zentimeter lang. „Und was ist das?“, murmelte er. „Einer dieser Kratzer“, gab Toya nur als Antwort. „Brauchst du sonst irgendwas?“, fragte Hiro. „Willst du ein Bad nehmen? Oder hast du Hunger? Willst du was trinken oder...“ Toya lächelte. Er setzte sich auf und schlang die Arme um Hiro. „Toya“, wisperte dieser. „Du siehst... noch viel dünner aus als sonst.“ Er legte vorsichtig die Arme auf Toyas Rücken. „Was haben sie dir angetan?“ Er hörte Toya leise weinen. Sein Hemd wurde an der Schulter feucht. Er streichelte Toya leicht über den Kopf. „Scht, ist ja gut“, flüsterte er. „Jetzt wird alles wieder gut.“ Sanft küsste er ihn auf die Stirn. Toya drückte sich fest an ihn. „Du hast ja eine Gänsehaut. Kein Wunder, so halbnackt. Und deine Hose ist auch total zerrissen. Komm, ich geb dir ein paar Klamotten von mir. Auch wenn die dir ein bisschen zu groß sein dürften.“ Er stand auf und ging zum Kleiderschrank. Nach kurzem Suchen warf er ein Hemd und eine Hose aufs Bett. „Hier, zieh das an. Ich bring dir was zu essen.“ Und damit verließ er das Zimmer.

Toya wischte sich die Tränen ab. „Jetzt hast du mir schon wieder das Leben gerettet, Masa“, dachte er und griff nach den Klamotten. „Wenn du nicht wärst, wäre ich schon lange tot. Und ich kann dir gar nichts im Gegenzug geben.“
 

Ein paar Minuten später kam Hiro mit einem Teller zurück in Zimmer. Toya saß mit nichts weiter als Hiros Hemd bekleidet, auf dem Bett. Hiro wurde prompt rot. „Äh, ähm, Toya“, stotterte er. Dieser hob den Arm. „Ist mir wirklich viel zu groß“, sagte er und deutete auf den viel zu langen Ärmel. „Die Hose kannst du erst recht vergessen. Da pass ich zweimal rein.“ „Tut mir leid“, meinte Hiro lachend. „Was anderes hab ich nicht.“ Er stellte den Teller auf dem Nachtkästchen ab und setzte sich neben Toya.

„Masa“, begann dieser. „Es... tut mir leid.“ „Was?“ „Was ich zu dir gesagt habe.“ Er griff nach Hiros Hand. Auf den Wunden an den Knöcheln hatte sich ein Grind gebildet. „Was hast du gemacht?“ „Ach, das waren nur ein paar Scherben“, erklärte Hiro und deutete hinüber zum Schrank, wo bis heute noch die Überreste des zerbrochenen Spiegels zu sehen waren. „Idiot“, seufzte Toya und führte Hiros Hand an seine Wange. „Du machst mir nicht weiß, dass das keine Absicht war.“ „War’s ja auch“, gab Hiro zu. „Wieso tust du so was?“ „Hab ich dir doch schon mal gesagt. Weil ich nicht ohne dich leben kann.“ Eine Träne lief über Hiros Hand, die Toya fest an seine Wange drückte. „Es tut mir so leid“, wisperte er. „Ich wollte das nicht. Aber... sie haben gesagt,... wenn du ihnen in die Quere kommst, bringen sie ich um, deshalb wollte ich...“ Weiter kam er nicht. Die Tränen hinderten ihm am sprechen. Wieder fiel er Hiro in die Arme. Er schmiegte den Kopf an dessen Brust. „Ich hatte solche Angst! Sie hätten von mir aus alles mit mir machen können, solange sie dich in Ruhe gelassen hätten!“ „Sag so was nicht!“, meinte Hiro mit tröstender Stimme. „Es war schrecklich!“, schluchzte Toya. „Sie haben mir ständig Blut abgenommen und mir irgendwelche Mittel gespritzt. Ich war die ganze Zeit benebelt und angekettet und Garasu...“

Weiter sprach er nicht. „Garasu?“, wiederholte Hiro. „Was hat dieser Mistkerl dir angetan?“ Toya zitterte am ganzen Körper. „Er hat m...“, stotterte er und klammerte sich noch mehr an Hiro fest. „Er hat... nichts... Es war nichts weiter...“ Hiro sagte keinen Ton. Natürlich glaubte er Toya das nicht. „Sag die Wahrheit!“, flüsterte er. Toya drückte sich fest an Hiros Körper. „Hat mich...“, nuschelte er kaum hörbar. „Vergew...“ Hiros Atem stockte. „Er hat was?“, schrie er und packte Toya an den Schultern. „Hey, sieh mich an!“, sagte er und legte die Hände auf Toyas Wangen. „Was hat er dir angetan? Hat er dich...“ Toya wandte den Blick beschämt ab. „Er hat dich vergewaltigt?!“ Toyas Gesicht glühte geradezu. Er konnte Hiro nicht in die Augen sehen. Hiro konnte es nicht fassen. Er drückte Toyas Kopf sanft auf seine Schulter und fuhr ihm mit den Händen durchs Haar. „Ich schäme mich so“, schluchzte Toya. „Es tut mir leid, Masa. Ich... wollte nicht...“ „Warum entschuldigst du dich?“, unterbrach Hiro ihn. „Dich trifft doch keine Schuld.“ „Aber ich hab trotzdem ein schlechtes Gewissen! Ich fühl mich so dreckig! Ich will... mit niemandem anderen... schlafen, als mit dir!“

Wortlos streichelte Hiro Toyas Rücken. Er ließ die Hand über seinen Hals zu seinem Gesicht streifen. Dann schloss er die Augen und berührte leicht Toyas Lippen. Wie trocken und rau sie sich anfühlten. Toya öffnete sie leicht und erwiederte Hiros Kuss. Ihre Zungen suchten einander. Immer und immer wieder streichelten sie einander gegenseitig. Hiro bewegte die Lippen langsam auf Toyas. Dieser ließ sich erschöpft nach hinten aufs Bett fallen. Und endlich wusste er, dass er der Müdigkeit der letzten Tage ohne Angst nachgeben konnte. Er spürte Hiros Hand, die sanft auf seinem Bein nach oben fuhr. Bis sie die Innenseite seiner Schenkel erreichte. „Ich wäre gestorben, hätte ich dich nicht wieder gefunden“, flüsterte Hiro ihm ins Ohr. Dann senkte er den Kopf zwischen Toyas Beine. Toya wurde heiß. Dieses Gefühl war ganz anders, als bei Garasu. Kein Vergleich. Hiro verteilte unzählige Küsse auf Toyas Schenkeln. Wie seine Lippen immer wieder über seine Haut streiften, wie Federn. Seine Haare kitzelten ihn. Doch umso höher Hiro ging, desto unruhiger wurde Toya. Und plötzlich sagte er: „Hör auf!“ Ein Zittern lag in seiner Stimme. „Bitte nicht. Ich... will das n...“ Sofort hob Hiro den Kopf. „Tut mir leid“, wisperte Toya mit Tränen in den Augen. „Ich... kann das jetzt nicht.“ „Hör endlich auf, dich ständig zu entschuldigen!“, sagte Hiro lächelnd, wischte Toya die Tränen ab und gab ihm einen leichten Kuss. „Es ist schon gut. Mir tut’s leid, dass ich immer alles überstürzen muss. Ich bin nur so froh, dich wiederzuhaben.“ Toya lächelte erleichtert. Hiro stand vom Bett auf. „So und jetzt iss erst mal, sonst wird es noch kalt. Ich ruf in der Zwischenzeit Subaru und Mariko an.“ Und damit ging Hiro zur Tür. Doch Toya hielt ihn auf. „Masa!“, rief er und fügte leise hinzu: „Danke!“ Hiro lächelte nur und schloss dann hinter sich die Tür.
 

Auf dem Flur blieb er kurz stehen. Plötzlich holte er aus und schlug mit der Faust gegen die Wand. „Dieser dreckige Mistkerl“, fluchte er zähneknirschend. „Das werde ich dir nie verzeihen, Garasu! Dafür bring ich dich um!“
 

Eine gute halbe Stunde später wurde plötzlich die Tür zu Hiros Zimmer aufgerissen. „TOYA!“, schrie Mariko und rannte zum Bett. „Pssst! Nicht so laut!“, zischte Hiro und stand hastig vom Bett auf. „Er ist gerade erst eingeschlafen!“ „Oh, tut mir leid“, sagte Mariko und schlug sich die Hand vor den Mund. „Wie hast du das bloß angestellt?“, fragte Subaru kopfschüttelnd. Riku schloss leise hinter sich die Tür und warf Hiro dann ein erleichtertes Lächeln zu. „Na ja, ich bin rein gestürmt, hab ‘n bisschen Radau gemacht und hab Toya raus geholt“, sagte Hiro matt und wandte den Blick dabei keine Sekunde von Toya ab, der schlafend, zusammengerollt wie ein Baby, neben ihm auf dem Bett lag. „Mensch“, seufzte Mariko lächelnd. „Du bist mir einer. Von so etwas wie Angst hast du wohl noch nichts gehört, was? Oder Vorsicht. Gibt es solche Begriffe eigentlich in deinem Hirn?“ „Nicht in dem Teil, der ständig an Toya denkt“, meinte Hiro lachend. „Und das ist leider alles was ich im Kopf hab.“ „Tja“, seufzte Subaru und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Dann kann ich ja wohl einpacken, was? Herzlichen Glückwunsch, du führst wirklich, was den Kampf um Toya angeht.“ „Könnt ihr euere dämlichen Konkurrenzkämpfe nicht einmal vergessen?“, schimpfte Mariko. „Sei doch einfach mal froh, dass er wohlbehalten zurück ist.“ „Bin ich doch!“, maulte Subaru.
 

~tbc~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CataleyaLiu
2007-10-29T15:43:35+00:00 29.10.2007 16:43
wer hätt das gedacht, toya wird befreit
war aber nicht im letzten kapitel, dass er gaararu gehört,
egal
ich freu ich schon auf das nächste
hoffentlich ist meine vermutung, dass toya gaararu gehört noch nicht abgeschlossen und er verlangt dann von toya, wieder zu ihn zu gehen
wäre doch ein vorschlag oder nicht

egal
warte halt auf ein neues kapitel

bis dahin,bussi
Von:  Karin21
2007-10-27T16:05:18+00:00 27.10.2007 18:05
Ich freue mich das dass jetzt doch so schnell mit dem nähsten Käpe ging. Es wird aber auch spannend. Hoffentlich geht es Yue gut.


Zurück