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Schuldige Lämmer

von

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Er biss sich auf die Unterlippe. Die Nervosität stieg ihm schon in die Gelenke, als er aus seinen hitzigen Träumen erwachte. Der Seidenbezug seines Kissens war etwas feucht,.. von Tränen? Von Schweiß? Aber er roch immernoch nach ihm.. nach seinem betörenden Shampoo, das nach süßer Vanille roch, und nach all seinen anderen Düften und jeden davon kannte er. Die Erinnerung an ihn schmerzte Yamato in seiner Brust, kein Schmerz schien in dem Moment tiefer,.. wundender.

Sein Blick fiel zum Fenster hinaus, er erkannte die graue Wolkendecke. So trist und fad, wie sie immer war, aber an diesem Tag schien es anders. So viel bedeutungsvoller.

Erst als er sich vollends aufraffte und die Decke von seinem warmen Körper stieß, vernahm er außer dem Rauschen auch noch das Vogelgezwitscher. Es klang wie eine Melodie, die er schon wieder vergaß. Wie damals, als sie noch die Schmetterlinge unter der freundlich scheinenden Sonne jagten.
 

In ihm begann der feurige Sturm aus Pflichtbewusstsein und Gefühlsebene zu toben. Er hatte zu lernen, aber langsam war es zu spät. Er würde morgen die letzte entscheidende Mathematikklausur schreiben. Aber in ihm war es längst zu dunkel um noch etwas aufzunehmen. Es war wie ein großes, schwarzes Loch, was ihn von ihnen anknabberte, um dann schließlich zu zubeißen und ihn zu verschlingen. Ihm schauderte es ein wenig bei dem Gedanken. Er wandte sich dem Fenster zu und blickte durch einen kleinen Spalt seines Rollos und alles was er sah, war nur wieder dieses Grau. Immernur Grau. Grau in Grau. Schwarz in Schwarz. Mehr gab es nicht mehr, zu mindest für ihn nicht. 'Vielleicht habe ich mir das selbst zu zuschreiben', dachte er,' Mit meiner Gefühlsfresserei und diesem ach so seelischem Abgrund. Ich mache mir doch nur selbst diese eintönige Welt. Ich habe sie eigenst zusammen gesponnen und bin kein Stück stolz darauf.'

Dass er etwas hätte tun sollen, war ihm klar. Nicht für die Lehrer oder seinen Vater, sondern für sich. Er sollte nur für sich lernen, aber er tat es nicht. Wieso nicht? Er wusste es nicht. Aber er würde es schon schaffen. Die schlimmste Zeit empfand er immer als die Zeit des Wartens,.. das Warten auf den Hauptteil. Er würde es sich wenigstens einmal ansehen. Nach der Klausur hätte er doch noch genug Freiraum zum Nachdenken, aber vielleicht war es in seiner Situation einfach zu viel. Doch er würde es schaffen. Ganz sicher und wenn er das Buch verschlingen oder damit unter dem Kopfkissen schlafen müsste.
 

~~~
 

In seiner Magengegend verkrampfte sich etwas, als er das Schulgelände betrat und auch dort traf er wieder auf dieses Grau, was ihn wohl allmählich verschluckte. Er ahnte auf wen er treffen würde und es war unumgänglich. Genau das kennzeichnete sich aus, als er hinter sich ein zögerliches "Yama-kun?" vernahm. Er drehet sich nicht um, er konnte nicht wieder in dieses Gesicht sehen,.. in diese Augen. Er verweilte einfach in dieser Position, bis er merkte, wie der, den er nicht sehen wollte, vor ihn trat.

"Willst du dich vor mir verstecken?", auf des Sprechendens Gesicht lag ein zögerliches Lächeln, fast nur ein Kräuseln der Lippen oder vielleicht doch etwas mehr?

Yamato starrte nur weiter auf den Asphalt, als er mit monotoner Stimme die Frage beantwortete:" Es ist unmöglich, weil es kein Ein und Aus für uns gibt."

Und mit diesen Worten lies er seinen gegenüber stehen, trüb und allein. So wollte er ihn schon gar nicht sehen, aber was sollte er tun? 'Es ist nur zu Tai's Bestem', dachte er.

"Warum tust du mir das an, Yama? Warum hälst du es für so annormal?"
 

Yamato hatte sich nicht umgedreht, nicht einmal seit er seinen besten Freund in der Schülermenge untergehen lies. Er wollte die Vergangenheit nicht mehr sehen, sondern nur in der Gegenwart, in dem besagten Hier und Jetzt leben, weil all die Balast,.. all die Herzensschwere die Säulen diesem Übels waren.

Vielleicht war es auch auf irgendeine Weise feige, Taichi so den Rücken zu zukehren, aber er wusste doch selbst nicht, was er tun sollte. Alles, was seine Gedanken in dem Moment beschäftigte, als er die große Eingangshalle betrat, die nur wieder langweilig und leer, trotz der Menschenmasse, war, war die Begleichung seiner Schuld. Doch er konnte es drehen und wenden wie er wollte, er fand keinen Ausweg, keine Lösung, keine Ausrede,.. und das war es, was wieder ein beklemmendes Gefühl in ihm hervorrief, was weh tat, als würde ein Wolf seine Innereien zerfetzen.
 

Er betrat den Klassenraum und ihm war, als würden ihn unzählige, lahme Augen folgen. Sie holten mit einem weiten, kraftvollen Hieb aus und erdolchten ihn, ohne sich des Herzblutes bewusst zu sein. Sein Sitzplatz lag in der hintersten Reihe, nahe am Fenster, dort wo Taichi immer neben ihm saß. So sei es auch an diesem Tag gewesen. Das gleichmäßige Atmen neben ihm registrierte Yamato kaum noch, weil ein der zarte Hauch eines Hitzeschwalls seine Ohren betäubte. Sonnenstrahlen, welche sonst immer so warm und friedvoll herabfielen, legten sich schattierend auf sein Gesicht, als wollten sie es unter einer Decke heikler Unruhe einhüllen.

Seine Schneidezähne pressten sich fest auf seine Unterlippe, während er die zarte Berührung einer Hand auf seiner Schulter spürte. Auch in seinen Beinen spürte er plötzlich ein vollkommen fremdes Gefühl, man könnte sagen, sie wären ein Gegensatz zur Schwerkraft und sein inneres Auge machte seinen Aufenthaltsraum nicht mehr identifizierbar. Er schien, als wären nur sie Beide in diesem Raum gewesen, zu dieser Zeit, an diesem Ort. Keine Tafel, die vollgeschmiert mit obszönen Sprüchen war, keine harten, unbequemen Bänke, keine eingeritzten Tische, keine tratschenden, modeinteressierten Mädchen und keine kindischen Jungs, die sich über ihre letzten Matratzenerlebnisse austauschten. Alle weg, verschwunden. Nur sie beide, allein und nackt und sündig in dieser Vollmondnacht, die keine war.
 

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Verbesserungsvorschläge und Kritik immer willkommen :).



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-07-26T06:55:01+00:00 26.07.2004 08:55
ist ganz nett, aber vielleicht könntest du mehr wörtliche Rede reinbringen, dieses denken wiederholt sich ziemlich oft. Die Geschcihte geht zu langsam vorran. ansonsten schreib schnell weiter.
Von:  Rapheli
2004-07-25T21:10:01+00:00 25.07.2004 23:10
Gefällt mir ^^
schreib weiter


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