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A good day to die

von

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the things you said

Kapitel 12 - The things you said
 

so verbarg

ich mein Gesicht

hinter Masken

damit die Welt

meine Tränen

nicht sieht
 

Severus schreckte aus dem Halbschlaf hoch als jemand leise aber bestimmt an seine Kerkertür klopfte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach Mitternacht war. Er runzelte die Stirn. Dumbledore suchte ihn nie spät auf, es konnte also nur Remus sein, dennoch fragte er, wer da sei. "Remus." Ohne zu zögern öffnete er die Tür, Lupin hatte verzweifelt geklungen.

"Habe ich dich geweckt?" Lupin sah müde, kraftlos und unendlich traurig aus. Es war, als wäre es nur noch ein Hülle, die sich schwach am Leben erhielt. Seine Augen glänzten fiebrig. "Ja, allerdings." "Kann ich reinkommen?" Snapes Augenbraue hob sich in alter Gewohnheit. "Bitte...", Lupin brachte nur noch ein Flüstern zustande und seine Augen schimmerten jetzt feucht. Wortlos ließ Snape ihn ein.

Unschlüssig blieb Lupin mitten im Raum stehen, er zitterte und Snape sah, dass er barfuss war. Er verschwand in sein Schlafzimmer, kam zurück und reichte Lupin Hausschuhe und einen schwarzen Morgenmantel. Verwirrt sah Lupin ihn an. "Wenn sie dich schon hier finden, sollen sie wenigstens nicht denken, ich würde dich hier erfrieren lassen." Lupin nickte schwach. Snape entzündete mit einem Wink des Zauberstabs den Kamin und drehte sich gerade wieder um, als Lupin merkwürdig schwankte und ohnmächtig wurde. Snape fing ihn gerade noch und fand sich in einem Déjà-vu wieder. Er legte Lupin auf das Sofa vor dem Kamin und wartete, bis dieser erwachte.

"Willst du dich zu Tode hungern oder schmeckt dir das Essen einfach nicht?" fragte er Lupin, als dieser wieder zu sich gekommen war. "Beides", erwiderte Lupin schwach. Er setzte sich auf und wickelte sich enger in den Mantel. "Was ist passiert?" schlüpfte er Severus beinahe unwillkürlich über die Lippen. "Ich konnte nicht schlafen..." "Und das ist alles?" Lupin starrte ihn verzweifelt an. "Hattest du wieder Alpträume?" Lupin erblasste, nickte und Snape seufzte. "Madame Pomfrey wird entzückt sein, wenn sie dein leeres Bett findet." "Ich will nicht zurück. Ich werde verrückt in diesem engen, weißen Raum!" "Irgendwo musst du aber schlafen..." Snape hielt inne. Lupin sah ihn bittend an. "Ich könnte auf dem Sofa schlafen...?" "Du wirst hier genauso wenig Ruhe finden." "Aber ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen könnte." Snape lachte leise auf. "Und du kommst ausgerechnet zu mir? Ich bin wirklich der Letzte, den du in einer solchen Situation aufsuchen solltest." "Aber ich fühle mich bei dir nicht so einsam." Darauf wusste Snape keine Erwiderung und so stand er auf um das Sofa in ein Bett zu verwandeln. "Ich nehme an, du brauchst kein Gute-Nacht-Lied oder so etwas", fragte er Lupin mit völlig ernstem Gesicht. Verwirrt starrte Lupin ihn für ein paar Sekunden an, dann huschte das erste richtige Lächeln seit Tagen über sein Gesicht und er erwiderte leise: "Ein Gute-Nacht-Kuss würde es auch tun." Ehe Severus noch darauf reagieren konnte, hatte Lupin sich schon in die Decke gekuschelte und die Augen geschlossen. "Weck mich, wenn du Hilfe brauchst", sagte er leise und verschwand wieder in seinem Schlafzimmer.
 

Gegen sechs Uhr fuhr Snape aus dem Schlaf. Er wusste nicht einmal, was ihn geweckt hatte, aber einschlafen konnte er nicht mehr. Sein Blick fiel auf die Zimmertür. Er war sich sicher sie offen gelassen zu haben, doch nun war sie geschlossen. Leise stand er auf, öffnete die Tür und betrat sein Wohnzimmer. Es war in das flackernde Licht des Kaminfeuers gehüllt, Lupin saß in eine Decke eingehüllt davor und starrte in die Flammen als schien er in Gedanken. Aber noch ehe Snape etwas sagen konnte drehte Lupin sich ruckartig um und blickte ihn verwirrt an. "Alles in Ordnung?" Lupin schien wieder zu begreifen, wo er sich befand und nickte schließlich. "Ich nehme an hier hast du auch nicht besser geschlafen." "Doch, ein bisschen. Aber eigentlich habe ich nur nachgedacht." "Worüber?" "Über das, was vor zwei Jahren passiert ist."
 

Flashback
 

Snape stürmte aus Dumbledores Büro und machte erst in einem einsamen Gang halt. Die scheinbare Wut, mit der er auf alles reagiert hatte, was auch nur im entferntesten mit Lupin zu tun hatte, war völlig verflogen und er spürte, wie ihn seine wahren Gefühle völlig überrumpelten. Angst und Verzweiflung, er glaubte sie bereits verloren zu haben. Er zitterte heftig, so wie damals als er dem Orden beigetreten war und dabei unweigerlich wieder mit Lupin zusammentraf. Es war eine schwere Zeit geworden, Emotionen konnte man sich als Anhänger des dunklen Lords nicht leisten und wieder in Lupins Nähe zu sein bedeutete für ihn schwach zu sein. Er hasste sich dafür. Und jetzt stand er wieder dort, wo es keinen Halt für ihn gab und er hatte nur eine Möglichkeit seine Angst zu verbergen und er würde diesen Weg gehen...
 

"Severus, hast du nicht noch einen Moment Zeit?" "Nein Lupin, für Sie habe ich ganz sicher keine Zeit." Snapes Stimme klang kühl und beherrscht, seine Miene völlig ungerührt aber Lupin glaubte wieder noch etwas anderes hinter all dieser Kälte zu spüren oder bildete er sich das nur ein? Seit er wieder in Severus' Nähe war, schien dieser völlig gewandelt. Er versuchte aller Welt klar zu machen, wie sehr er Remus hasste, aber warum zweifelte Remus dann so daran? ,Vielleicht, weil ich hoffe ihn besser zu kennen...' "Bitte, nur fünf Minuten." "Nicht einmal fünf Sekunden", zischte Snape leise, drehte sich um und wollte den Raum verlassen als Remus ihn sanft am Arm festhielt. Snape erstarrte und er wagte er nicht Remus in die Augen zu sehen, er wusste die seinen würden ihn verraten. "Severus ich versuche, seit ich hier bin mit dir zu reden, aber du hast mich immer abgewiesen. Ich verstehe das einfach nicht!" Einen Moment schien Snape überrascht, doch nur eine Sekunde lang. "Ich soll Ihnen allen Ernstes erklären was mein Verhalten bedeutet, Lupin? Vielleicht sollten Sie sich erst einmal über Ihr eigenes Auftreten mir gegenüber im klaren sein! Sie tun ja gerade so, also ob ich Ihnen Unrecht tue. Nur weil Sie zu alles und jedem auf dieser gottlosen Welt freundlich sein können Lupin, muss das noch lange nicht auch für mich gelten. Wir hassen uns seit unserer Schulzeit und ich sehe keinen Grund daran jetzt etwas zu ändern!" Lupin wirkte verletzt, aber noch mehr war er erstaunt. "Das ist eine Lüge und das weißt du Severus", erwiderte er ruhig. Snape erstarrte, er beherrschte sich nur noch mühsam. Er spürte wie ihm die Situation völlig entglitt. "Den anderen kannst du vielleicht weismachen, wie sehr du sie verachtest aber mir kannst du nichts vorspielen, Severus! Heute wie damals nicht. Ich weiß, was du für ein Mensch bist, Severus, ich habe es gesehen." Snapes Ausdruck wirkte immer noch verschlossen, aber seine Augen schienen seinem Willen nicht mehr länger zu gehorchen. Lupin glaubte so etwas wie Angst in ihnen zu sehen, eine lang verborgene Angst, die er schon einmal gesehen hatte. "Ich bin kein guter Mensch, Lupin, ich kann mich nur gut verstecken." "Deine Maske zerbricht, weißt du das? Du kannst dich nicht ewig hinter ihr verstecken." "Ich werde es so lange können müssen wie das Ende dauert", flüsterte Snape plötzlich, als habe Remus seinen Widerstand für einen Moment gebrochen. "Und was wirst du dann tun?" fragte Remus leise. Severus sah ihm direkt in die Augen, schien verwirrt und war es doch nicht. "Sterben", sagte er nachdenklich. Dann drehte er sich ruckartig um und verließ den Raum. Remus stand da wie betäubt. Erst nach etwa fünf Minuten rannte er ihm nach.

Als Snape ihm die Tür öffnete schien er sich wieder völlig gefangen zu haben. "Lupin, was wollen Sie schon wieder?" "Mit dir reden." "Das haben wir eben bereits getan und ich bin nicht an einer Fortsetzung interessiert!" zischte Snape. Doch Lupin setzte seinen eigenen Kopf durch und betrat Snapes Büro. "Verlassen Sie sofort meine Räume, Lupin!" "Nicht ehe wir einiges klargestellt haben!" Remus' Stimme klang immer noch sanft, aber dennoch bestimmt. Snape setzte eine eisige Miene auf. "Ich wüsste nicht was, Lupin", antwortete er kalt. Lupin schüttelte traurig den Kopf. "Zum Beispiel warum du behauptest, wir würden einander hassen? Ist das wirklich so, Severus?" "Was lässt Sie so daran zweifeln?" "Ich glaube dich zu kennen." Snape schnaubte. "Sie sind ein sentimentaler Idiot, Lupin." "Bin ich das nur, weil ich dir geholfen habe, als du es brauchtest oder nur weil ich es war, der sich nach dem Sturz von Voldemort um dich gekümmert hat?" Snape zuckte zusammen. "Manche Dinge ändern sich, Lupin.". Irgendwie versuchte Snape wieder Herr über die Situation zu werden. "Und manche Dinge ändern sich nie", erwiderte Lupin. "Warum tust du das?" "Was tue ich Ihrer Meinung nach?" antwortete Snape scheinbar wütend, aber Remus spürte, dass er unsicher war. "Du stößt mich von dir, so als hätten wir uns niemals nahegestanden, als wäre nie etwas passiert. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast du mich wie einen Freund behandelt, aber dann bist nach Hogwarts zurückgekehrt und hast dich nie wieder gemeldet. Warum hast du das getan?" "Weil ich es musste." "Wie soll ich das verstehen?" "Wir waren niemals Freunde und es war sinnlos in all dieser Zerstörung etwas zu beginnen, was keine Zukunft hatte, also bin ich gegangen und habe versucht mein Leben wieder halbwegs in den Griff zu bekommen. Was ist daran falsch?" "Du hast mir keine Chance gegeben mich zu bedanken." "Ich habe deinen Dank nicht verdient und ich brauche dein Mitleid nicht!" "Das ist doch Unsinn!" Snape seufzte. "Lupin, zum letzten Mal, was wollen Sie noch hier? Ich braue Ihnen diesen verdammten Trank und akzeptiere Sie hier als Lehrer, reicht Ihnen das immer noch nicht?" "Es hätte mir schon ein freundliches Wort gereicht, Severus. Es stimmt wirklich, was alle sagen." "Was sagen Sie?" fragte Snape unwillkürlich. "Das du nicht mehr derselbe bist, nur noch ein Schatten, der das Licht verabscheut und sich im Dunkeln verliert." Snapes Lippen kräuselten sich. "Sie sind wirklich zu sentimental." "Früher hat dich das nicht gestört." "Ich kann mich nicht erinnern, was früher war", erwiderte Snape scheinbar verärgert. Plötzlich ergriff Lupin seine Hand und zwang ihn ihm in die Augen zu sehn. "Wirklich nicht?" Snape vermochte nicht zu antworten, denn er verlor sich völlig in diesen bernsteinfarbenen Augen. Doch nur für einige Sekunden. "Verschwinden Sie endlich Lupin!" Seine Stimme klang wieder kalt und er entzog Lupin seine Hand. Dieser seufzte und ging zur Tür, dort drehte er sich noch einmal um. "Auch wenn es dir nichts bedeutet, danke, dass du mir den Trank braust." Snape reagierte nicht und Lupin verließ den Raum.
 

Snape änderte sein Verhalten gegenüber Lupin in den nächsten Tagen kaum merklich. Er brachte ihm keinen offenen Hass mehr entgegen, aber er ging ihm völlig aus dem Weg und sprach kaum mit ihm.
 

Am Abend vor Vollmond stand Snape wie abgesprochen vor seiner Bürotür und trat wortlos ein. Er stellte den Becher vor Lupin ab und wollte schon wieder verschwinden als Lupin ihm nachrief. "Lupin ich habe heute wirklich keinen Nerv mehr für Sie!" sagte Snape gereizt. "Es dauert nicht lange." Wiederwillig drehte Snape sich um. "Ich wollte eigentlich mit dir meine Unterrichtsübernahme besprechen, ich dachte du würdest vielleicht noch einmal auf mich zukommen, aber das hast du nicht." "Versuchen Sie mich zu belehren, Lupin?" "Nein, ich dachte nur..." "Sparen Sie sich ihre Worte, ich weiß sehr wohl wie ich den Unterricht zu führen habe und ich verstehe gewiss eine ganze Menge mehr von den dunklen Künsten als Sie!", Snapes Stimme wirkte arrogant wie immer und hätte nichts von seiner inneren Unruhe verraten können, doch Remus spürt sie trotzdem, kurz vor Vollmond waren alle seine Sinne sehr empfindlich. "Ich wollte dich auch nur bitten, weiter dem Plan des Lehrbuchs zu folgen, ich habe hier auch eine Liste, von dem, was ich bereits in meinen Klassen durchgenommen habe..." Wieder wurde er von Snape unterbrochen. "Ich denke nicht, dass ich ihre Ratschläge noch länger ertragen kann, Lupin!" Einen Moment lang trat Stille ein, dann hob Lupin leise wieder die Stimme. "Severus, vor wem versuchst du hier deine Gefühle zu verstecken, vor mir oder dir selbst?" Severus' Augen verdunkelten sich, aber Lupin bemerkte wie er sich weiter zu beherrschen versuchte. "Wann hast du eigentlich wieder angefangen dich selbst zu verletzen?" Unwillkürlich zuckte Snapes zusammen, aber noch konnte er sich beherrschen. "Wovon reden Sie überhaupt, Lupin?" Ehe Snape ihn daran hindern konnte, hatte Lupin dessen Arm gepackt und den Ärmel hochgeschoben. Die Arminnenseite war von kleineren Schnittwunden übersäht, die zum größten Teil recht frisch waren. "Wann hast du wieder damit angefangen?" Einen Moment gelang es Remus Snapes Blick einzufangen, doch dann entzog dieser ihm seinen Arm und brach den Blickkontakt. "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht?!" Remus seufzte. "Es gab eine Zeit, da ging es mich etwas an, das kannst du nicht leugnen, Severus." "Nein, das kann ich nicht." Der Widerstand war gebrochen, Remus fühlte es, er war wie Glas zersprungen und lag nun am Boden. Severus hatte den Blick gesenkt. Eine Strähne fiel in sein nun noch blasseres Gesicht und Remus strich sie vorsichtig weg. "Remus, ich..." Er brach ab, unfähig seine Stimme zu beherrschen. "Du brauchst nichts zu sagen, aber wenn du schon nicht mit mir redest, dann wenigstens mit Dumbledore." Snape biss sich auf die Lippen, erwiderte aber nichts. Er hasste sich so sehr für seine Schwäche. Er reagierte nicht, als Remus seinen Ärmel noch einmal hochschob und die kleinen Wunden verheilen ließ. Erst als Remus sein Gesicht zu dem seinen hob, bemerkte er, dass dieser mit ihm sprach. "Ich hätte nicht herkommen dürfen", flüsterte er, machte sich los und verließ den Raum. Lupin sah ihm bestürzt nach, seine Gefühle waren vollkommen durcheinander aber er konnte nicht mehr einordnen, warum. Bald würde der Mond aufgehen und er fürchtete sich bereits vor dem nächsten Erwachen.
 

Lupin wurde zitternd und frierend auf dem Boden seines Schlafzimmers wach als ihn die weißgelbe Sonne blendete. Er versuchte aufzustehen, doch er schaffte es lediglich sich aufzusetzen. Ihm schwindelte. Erst nach etwa zehn Minuten gelang es ihm sich aufzurappeln und sich zum Bett zu schleppen. Er brach erschöpft darauf zusammen und verlor das Bewusstsein. Das war auch der Grund dafür, dass er Madame Pomfreys Klopfen nicht hörte. Diese machte sich ernsthafte Sorgen und da sie ihren Zauberstab in der Aufregung liegengelassen hatte, machte sie sich rasch auf die Suche nach Hilfe. Snape war der erste, der ihr über den Weg lief. Er schien in Gedanken und bemerkte die aufgeregte Heilerin zunächst gar nicht und sie musste ihm alles zweimal erklären, was sie zu einem anderen Zeitpunkt sicher als merkwürdig empfunden hätte. Sie schickte ihn zu Lupin und rannte dann schon in eine andere Richtung um Dumbledore zu verständigen und ihren Zauberstab zu holen.

Snape rannte auf Lupins Büro zu, öffnete die Tür mit einem Schwenk seines Zauberstabes und trat ein. "Lupin?" Er erhielt keine Antwort. Das Büro war leer und er stürmte auf die Schlafzimmertür zu. Sie ließ sich sofort öffnen und das beunruhigte ihn nur noch mehr. Sein Blick fiel sogleich aufs Bett, indem Lupin lag und sich nicht einmal rührte. Snape beugte sich über ihn und drehte ihn herum. Furcht hatte ihn überkommen, doch Lupin atmete noch, schien aber nicht zu schlafen, sondern ohnmächtig zu sein. Seine Wangen glühten fiebrig, aber ansonsten schien er eiskalt. Snape vermutete eine Schockreaktion, wohlmöglich hatte er den Trank nicht vertragen. Lupin nun in den Armen haltend erinnert Snape sich, dass er irgendwo von den Nebenwirkungen gelesen hatte und auch womit sie zusammenhingen. Vermutlich war Remus gesundheitlich angeschlagen gewesen und sein Körper hatte einfach überreagiert. Remus fühlte sich seltsam kraftlos und zerbrechlich in seinen Armen an. Snape spürte wie ihn längst vergessene Gefühle zu überrumpeln drohten, es wünschte sich weit fort und doch hätte nichts auf der Welt ihn jetzt hier wegbewegen können. Für einen Moment war er versucht, sich einzugestehen, dass er den Werwolf vermisst hatte, doch er wurde jäh in seinen Gedanken unterbrochen, als Remus erwachte.

Er brauchte einen Moment um überhaupt zu begreifen, wo er war, dass ihn Severus in den Armen hielt überraschte ihn wenig und er klammerte sich nur noch fester an ihn. "Bleiben Sie ganz ruhig, es ist nur ein Schock, Madame Pomfrey ist bereits unterwegs", versuchte Severus ihn zu beruhigen und Remus schloss erschöpft die Augen. "Danke, dass du bei mir bist", flüsterte er und nahm nur noch verschwommen Snapes Zusammenzucken wahr. Dass Madame Pomfrey und Dumbledore wenige Minuten später bei ihm waren und sich Madame Pomfrey um ihn kümmerte, registrierte er schon nicht mehr, er erinnerte sich später nur an Snapes Arme, die ihn hielten.

Snape stand wie versteinert neben Lupins Bett und beobachtete Pomfreys Bemühungen um ihn. Viel zu spät bemerkte er Dumbledores beobachtenden Blick. Als er es jedoch bemerkte versuchte er die Situation zu überspielen indem er sich rasch entschuldigte und die Räume verließ. Er kam jedoch nicht sehr weit, denn Dumbledore war ihm gefolgt und hielt ihn zurück. "Ich bin froh, dass ihr eure Differenzen etwas bereinigt habt, Severus." "Pomfrey hat mich nur als erstes gefunden...", versuchte Snape auszuweichen. "Oh, das meinte ich gar nicht. Remus hat mir erzählt, dass ihr euch recht schnell über die Vertretung seines Unterrichtes einigen konntet." Snape nickte schwach, denn er hatte begriffen, dass Dumbledore mehr gesehen hatte, als gut für ihn war. Seine Gefühle waren dermaßen durcheinander, dass es ihm schwer fiel, sich überhaupt so gleichgültig wie nur möglich zu geben. "Vielleicht wäre es möglich, dass du ihn nach den Verwandlungen immer aufsuchst, damit so etwas wie heute nicht noch einmal passieren kann oder falls Poppy Hilfe braucht. Du weißt neben ihr einfach am besten über diese Sache Bescheid." "Was ist mit meinem Unterricht, in dieser Zeit?" Snape hatte erkannt, dass weitere Diskussionen unnütz waren und er war ohnehin kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig. "Dafür werden wir schon eine Lösung finden. So oft wird das ohnehin nicht sein." Snape nickte knapp, verabschiedete sich rasch und verschwand endlich in Richtung Kerker. Dumbledores bangen Blick sah er nicht mehr.
 

So kamen sich Snape und Lupin bei jedem Morgen nach Vollmond wieder nahe. Lupin der immer zu erschöpft war, konnte Snapes Angst zwar wahrnehmen, war jedoch nicht in der Lage ihn darauf anzusprechen. Das Band, was sich einmal in ihrer Schulzeit gebildet hatte, schien nie zerrissen gewesen, nur tief begraben unter Zweifeln und Schuldgefühlen. Zum Ende des Schuljahres wurde Lupin sich dem immer bewusster und er fühlte, dass eine Aussprache nun immer dringlicher wurde. Als Severus wieder einmal nach Vollmond neben seinem Bett saß griff Lupin zögernd seine Hand. Snape blickte ihn aus unergründlichen Augen und Remus spürte wieder diese Angst, die Severus niemals ganz ablegen konnte. "Ich bin sehr froh, dass du bei mir bist", sagte er leise. "Warum?" erwiderte Severus. Noch immer hatte er sich nicht an die Nähe des Werwolfes gewöhnen können, denn er wusste nie ob er weglaufen oder bleiben sollte. "Weil es schön ist, aufzuwachen und nicht alleine zu sein." "Sie sind wirklich zu sentimental." "Vielleicht, aber was bist du dann, gefühllos?" "Nennen Sie es, wie Sie wollen", antwortete Snape scheinbar ungerührt, aber Remus bemerkte, wie sich sein Puls beschleunigt hatte. "Aber eigentlich entspricht das nicht der Wahrheit, Severus." "Das tut es selten." Snape wollte Lupin seine Hand wieder entziehen, doch Lupin gab sie nicht frei. Snape funkelte ihn scheinbar wütend an. "Lupin, was wollen Sie damit eigentlich bezwecken?" "Vielleicht die Wahrheit entdecken, ehe du mir wieder entfliehst." "Das ist doch albern Lupin." "Albern? Nein, das denke ich nicht. Eher seltsam." Snape runzelte die Stirn, er fühlte sich seltsamerweise in die Enge getrieben, weil es nicht wusste, worauf Lupin anspielte und weil er seit dem Zeitpunkt an dem Lupin seine Hand umklammert hielt sein Innerstes in Aufruhr geraten war. "Das seltsame ist, dass du hier bei mir bist, wie nach jeder Verwandlung, obwohl du nie weißt, ob du hier sein möchtest und warum du es trotzdem bist." Snapes Ausdruck wirkte längst nicht mehr so verschlossen, wie gewöhnlich, doch er war ein Meister der Beherrschung und zog nur die Augenbraue leicht in die Höhe. "Ich weiß bei Ihnen nie, ob Sie es ernst meinen, Lupin. Aber wie ich sehe, geht es Ihnen gut genug und ich würde es vorziehen, zu gehen." "Also habe ich recht und du läufst wieder weg", stellte Lupin fest. "Ich bin niemals weggelaufen", entgegnete Snape. Lupin lachte leise und sah Snape dann wieder ernst an. "Wann hast du angefangen deine Gefühle so zu beherrschen?" Für eine Weile herrschte Stille, dann antwortete Snape leise und so als müsse er sich dazu zwingen. "Seit ich dafür bestraft wurde." Snapes Blick heftete sich auf Lupins Gesicht und er seufzte. Er war ihm so nah und er wünschte er würde etwas anderes fühlen. Aber er würde Lupin niemals so sehr hassen können, um all seine anderen Gefühle dadurch zu vergessen. "Das tut mir leid." Snape winkte ab. "Ich muss jetzt gehen, ehe ich mehr sage, als gut für mich ist." Lupin wollte noch etwas erwidern, doch er konnte es nicht und so verließ Severus seine Räume.
 

Das Schuljahr neigte sich dem Ende und Snape verlor nie wieder ein Wort über jenes Gespräch. Manchmal saß er einfach nur bei Lupin und hielt seine Hand, bis er erwachte. Und dann kam es zu jener verhängnisvollen Nacht in der Sirius fliehen konnte. Snape wusste, dass er Lupin verloren hatte und er war wie gelähmt, als er bemerkte wie sehr ihn dies verletzte. Black hatte stets zwischen ihnen gestanden und würde es für immer tun. Die Bitterkeit schlug in Hass um, der erst vor Lupin Halt machte. Lupin stand vor ihm, wie schon so unzählige Male und sah ihn aus diesen traurigen Augen an. Snape wusste er würde ihn nicht halten können und er hatte es niemals versucht. "Ich weiß nicht, was Sie noch hier wollen." "Wirklich? Ich glaube, das hast du immer gewusst, Severus...", murmelte Lupin, er war völlig erschöpft und durcheinander. Er wusste einfach nicht, was er denken sollte. ""Werden Sie Black folgen?" fragte Snape plötzlich und Remus glaubte einen Augenblick einen verletzten Ausdruck in Snapes Augen zu sehen. "Sollte ich es denn?" Irgendwo tief in seinem Inneren begriff Snape, dass Lupin ihn herausfordern wollte, doch er ging nicht darauf ein. "Gehen Sie einfach, man wird ein Ausrede finden." Remus seufzte. "Manchmal möchte ich wegrennen vor meinem Leben, aber es holt mich immer wieder ein und bricht über mir zusammen." "Dann bauen Sie es wieder auf", sagte Severus leise, Remus nickte leicht konnte sich aber nicht entschließen zu gehen. "Das Leben wird nicht ewig warten", versuchte Snape Remus zum gehen zu bewegen und noch ehe er reagieren konnte hatte Lupin ihn umarmt. Snape hielt ihn eine Weile fest, löste sich jedoch dann entschieden aus der Umarmung. "Wir werden uns wiedersehen", flüsterte Remus, bevor er aus der Tür verschwand. "Ich bete, dass es nicht so ist, denn ich könnte es nicht ertragen", flüsterte Severus.
 

Am nächsten Tag verbreitete sich die Nachricht, dass Lupin ein Werwolf sei, wie ein Lauffeuer. Snape versuchte das Gefühl des Verlustes abzutöten, doch es wollte ihm nicht gelingen. Er versuchte den gleichen Hass gegen Remus zu empfinden, wie gegen Black, aber er wusste, das würde er niemals können. Und wieder begannen die Tage ohne Licht.
 

,Er ist unschuldig, war es die ganzen Jahre...' Remus schluckte all' die aufgestauten Gefühle herunter als er Dumbledore kommen sah. Dennoch schien dieser wohl zu ahnen, was in ihm vorging. "Es ist alles gut gegangen", sagte er lächelnd zu Remus. "Das wird sich zeigen", antwortete Remus leise. "Was wirst du jetzt tun?" "Ihm folgen." Dumbledore nickte und wirkte auf einmal traurig. "Hogwarts verliert dich nur ungern. Du weißt, ich lasse dich nur schweren Herzens gehen." Statt zu erröten, wurde Lupin auf einmal sehr blass. "Verzeihen Sie mir!" flüsterte er. "Was, Remus?" "Ich hätte es Ihnen sagen müssen. All' die Jahre habe ich es mit mir herumgetragen..." Dumbledore sah ihn fragend an. "Peter, James und... Sirius sind seit ihrem 5. Schuljahr Animagi..." Jähe Stille trat ein. Remus zwang sich Dumbledore anzublicken. Er sah nicht einmal wütend aus, eher ein klein wenig stolz wie Remus verblüfft feststellte...
 

Müde schloss Remus die Augen, es war als habe er sich eben noch einmal von James verabschiedet. Er hätte Harry gerne so vieles erklärt, ihm noch so vieles erzählt. Er seufzte. Er fühlte sich wie zerrissen zwischen Freude und tiefer Verzweiflung. ,Sirius.' Eine Träne lief über seine Wange. Endlich stand er vor seinem Apartment in London. Obwohl es draußen noch hell war, lag das Apartment im Halbdunkel. Lupin spürte sofort die Anwesenheit von jemandem. Unsicher betrat er das Wohnzimmer und blieb vor dem Sofa stehen. Dort lag, offenbar tief schlafend und jetzt mit gewaschenem, schwarzen Haar, Sirius Black. Die Tränen, die er bis dahin hatte zurückhalten können, brachen nun umso heftiger hervor. Mühsam unterdrückte er ein Schluchzen und dann schlug Sirius die Augen auf. Er lächelte ihn an, liebevoll und schüchtern zugleich. Dann hob er die Hand und berührte vorsichtig seine Wange. Remus sank auf die Knie und Sirius zog ihn endlich in seine Arme. "Lass mich nie wieder alleine!" flüsterte er. "Nie wieder...", schluchzte Remus.
 

Flashbackende
 

Snape seufzte. "Das sollten wir nicht heute Nacht diskutieren." Remus' Blick heftete sich auf ihn. "Die Vergangenheit wird dich immer wieder einholen, wenn du sie nicht ertragen kannst." "Aber nicht heute Nacht", erwiderte Snape.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-05-21T16:56:37+00:00 21.05.2005 18:56
wieder eine gute kapi:-)))
die folgende ist 'ne adult,nicht wahr?
kannst du's mir bitte schicken???bitte bitte
ich werde mich sehr freuen,ich will wissen wie 's weitergeht
~.~
Von:  Acraea
2004-11-16T06:42:34+00:00 16.11.2004 07:42
Nach dem ich nach 12 Jahrhunderten auch mal mitgekriegt habe, dass ein neues Kapi draussen. Kriegst du mal nen Kommi.

Bin aber sprachlos, weil das Kapitel so geil war und stimm einfach nur noch loveatfirstsight und susui zu. Und viel glück beim Abbi!
Von: abgemeldet
2004-11-12T19:31:43+00:00 12.11.2004 20:31
hey ^-^
wow, der teil war einfach klasse!
vor allem fand ich die idee mit dem rückblick super!
schreib bald weiter, ja?
*knuddel*
susui
Von: abgemeldet
2004-11-12T17:25:15+00:00 12.11.2004 18:25
*kreisch* Die FF ist absolut... UMWERFEND!!!! Wow! Das ist echt ... WOW! ^_________^ Bitte schreib so schnell wie du kannst weiter!!! Nochmals... WOW :) also schreiben!!!

Lynn


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