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SAKU - aijoo ni uete iru kodomo

Ein nach Liebe hungerndes Kind
von

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aijoo ni uete iru kodomo - ein nach Liebe hungerndes Kind

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"Mama, was ist ein Freund?"

"Jemanden den du nie besitzen wirst."
 

"Mama, die Kinder in meiner Klasse nennen dich eine Hexe! Was ist eine Hexe?"

"Eine Hexe ist eine Frau, welche teuflische Kinder zur Welt bringt."
 

"Mama, was ist ein 'Papa'? Alle sagen ich hätte keinen. Was ist das denn? Ist das was Süßes?"

"Ein Papa oder Vater ist die Person, von der man abstammt. Dein Vater wartet in der Hölle auf dich."
 

"Mama, was ist ein Ketzer? Die Kinder in meiner Schule schimpfen mich immer so."

"Ein Ketzer ist jemand, der sich von Gott abgewandt hat und teuflische Kräfte benutzt."

"Findest du auch, dass ich ein Ketzer bin?"

"…"
 

"Mama, warum kann ich Stimmen um unser Haus hören, obwohl dort niemand ist?"

"Weil du ein Teufel bist und du die Macht hast, alle Wesen der Welt zu hören."
 

"Mutter, warum kann ich die Gedanken meiner Mitschüler hören und warum sind sie selbst auf meinem sechzehnten Geburtstag so schlecht? Warum tun sie, als würden sie mich mögen, aber in Wirklichkeit hassen sie mich?"

"Weil sie wissen, dass du dem Teufel abstammst und Angst haben, dir gegenüber zutreten. Sie haben Angst vor deiner Macht und vor deiner bösen Seele."

"Nein, das stimmt nicht. Warum sagst du immer so etwas? Warum hassen sie MICH? Ich bin nicht der Teufel. Du bist der Teufel, du bist schuld daran, dass sie mich hassen. Warum hassen sie mich und nicht dich, Mutter? Warum konntest du nicht ganz normal wie alle anderen Frauen sein und warum schiebst du die Schuld immer auf mich? WARUM?!"
 


 


 


 

"Vor etwas mehr als einem Jahr war mein 16ter Geburtstag. Oft denke ich daran, wie dumm und naiv ich an dem Tag noch war und wie sehr ich mich in einem Jahr verändert habe. Überhaupt war ich früher eher zurück geblieben und konnte die Wahrheit nicht sehen.

Heute bin ich eher ein Einzelgänger und versuche nicht mehr 'normal' zu sein. Ich versuche einfach Ich zu sein. Es wird mich niemand so nehmen wie ich bin, aber ich lasse mir auch nichts mehr gefallen.

Vor einem Jahr wurde ich noch wie ein Spielzeug behandelt.
 

Viele sagen immer, dass Kinder noch unschuldig sind. Ich denke, dass Kinder die grausamsten Wesen der Welt sind. Ich habe es am eigenen Leib gespürt.
 

Ach ja, ich heiße übrigens Saku. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name, doch den verrate ich nicht. Ich verabscheue ihn, denn meine Mutter hat ihn mir gegeben.

Ja, meine Mutter, diese Frau, welche ich kaum kenne. Sie hat sich nie viel um mich gesorgt und ich denke nicht, dass sie mich liebt und dennoch glaube ich auch nicht, dass sie mich hasst. Manchmal schien es, als wollte sie von Anfang an, dass ich meinen eigenen Weg finde und nicht den gehe, den sie mir vorgab.

Wen ich aber noch weniger kenne als meine Mutter, ist der Mensch, den man Vater nennt. Ich weiß nicht ob es ihn überhaupt gibt, zumindest existiert er nicht in meinem Leben.

Genug über meine Eltern…
 

Wie schon gesagt, ich besitze keine Freunde und andere Verwandte als meine Mutter habe ich nicht. Nach der Schule treffe ich ein paar Leute, Ausgestoßene wie mich. Niemand kennt sich beim richtigen Namen und keiner weiß wirklich wer der andere ist. Jeder hat seine eigenen Probleme und Ängste, welche sie für sich behalten. Niemand fragt nach des anderen Privatleben und niemand spricht mit anderen über einen Dritten. Jeder von uns, muss selbst damit klar kommen und will dies auch.
 

Und hier fängt meine Geschichte an… die Geschichte wie ich versuche mein Leben zu leben und andere immer wieder versuchen, es mir schwer zu machen."
 

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Die nervige Neue...

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"Hey Emely, hast du es schon gehört. Wir bekommen eine neue Schülerin!"

"Ja, ich weiß. Es heißt sie verrät ihren Namen nicht, aber spätestens wenn sie sich in der Klasse vorstellen muss, wird diese dumme Göre wohl damit herausrücken müssen!"

"Ja. Die will doch nur Eindruck schinden. Macht wohl auf geheimnisvoll, eingebildete Schnepfe!"
 

'Und wieder ein neues Opfer für meine Mitschüler!', dachte Saku so bei sich und setzte sich stillschweigend an seinen Platz, nach ganz hinten in die Ecke am Fenster. Sofort streckte er sich zum Griff des Fenster, zu faul um dafür aufzustehen, und öffnete es ganz weit. Er war ein Frischluftfanatiker. Immer einen Windhauch im Nacken und er fühlte sich wohl, selbst im Winter.
 

Fünf vor acht. Auftritt der Gegenpartei. Drei Jungs. Jens war der Älteste und fuhr schon Auto. Er war ein Jahr sitzen geblieben. Sakus Ansicht nach, hatte er nur Freunde, weil er sie sich erkaufte mit allen Vorzügen, die ein älterer Schüler unter jüngeren bieten konnte.

Der Zweite war Money. Man nannte ihn so, weil sein Vater der Leiter einer großen Bankfiliale war. Er hatte nicht so ein großes Maul wie Jens, fand aber auch gefallen daran, andere Menschen nieder zu machen, dabei hatte er noch viel mehr Qualitäten. Saku war schon immer aufgefallen, dass Money eine ziemlich gute Menschenkenntnis besaß, nur in Sakus Fall blieb seine Fähigkeit wohl eher aus. Und dann kam Hake. Hake war sein Nachname und alle nannten ihn bei diesem. Er war derjenige, der Money und Jens aus der Patsche half, wenn sie bei einer Prügelei mal unterlagen. Hake hatte eine riesige Körpermasse und dafür weniger Gehirnmasse. Er war der Mitläufer in dieser Dreierfreundschaft. Er würde dieses Schuljahr wohl nicht schaffen.
 

Saku's Blick schweifte zu Emily und Sandra. Sie kicherten und tratschten. Saku fand Emily schon immer bemitleidenswert. Sie war zwar das beliebteste und hübscheste Mädchen der Klasse und vielleicht sogar des ganzen Gymnasiums, aber er war sich sicher, ihre Maske durchschaut zu haben. Er wusste, dass es nicht nur an ihr selbst lag. Ihre Eltern waren mit Schuld an ihrem derzeitigen Charakter. Sie war eingebildet, zickig, besserwisserisch und arrogant. Ihre Freundin Sandra wollte immer so sein wie Emily. Beliebt und respektiert. Das war immer ihr Ziel und um so werden zu können, ist sie genau wie Emily geworden. Saku hatte auch mit ihr Mitleid, denn nur aus so einem Grund, sich in einen anderen Menschen zu verwandeln, war seiner Ansicht nach traurig.
 

Jens nahm das Etui eines schüchternen kleinen Mitschülers vom Tisch und warf es in Saku's Richtung. Haarscharf verfehlte es Saku's Gesicht und der Windstoß ließ Saku's dunkel braunen Haare hinter her wehen. Saku hatte nicht gezuckt oder erschrocken reagiert. Er richtete seinen Blick auf den Werfer, Jens. Dieser kam zornig zu Saku's Tisch gestapft und knallte mit seiner Hand auf diesen. Saku starrte ihn nur uninteressiert an.

"Wage es nie wieder, Emily so anzustarren!!!", wisperte Jens zornig.

Saku richtete seinen Blick nach draußen und antwortete ruhig: "Ich habe kein Interesse an einem falschen Mädchen wie Emily, aber wenn du so scharf auf sie bist, warum sprichst du sie nicht endlich an, anstatt leise um sie her zu schleichen und alle Konkurrenten ohne ihr Wissen aus dem Weg zu schaffen?!"

Jens' Hand schoss nach vorn und packte Saku am Kragen. "Du verdammter, kleiner Mistkerl. Du kommst dir wohl ziemlich schlau vor. Deine arrogante Art, die du dir neuerdings zugelegt hast, kotzt mich an. Dir werd' ich es schon noch zeigen!", schrie Jens Saku an, sodass die ganze Klasse ihren Blick auf sie richtete.

Emily fing an zu kichern, als sie das Spektakel sah. "Hey, Jens!", rief sie herüber. "Wird es dir denn nie langweilig, diesen Idioten zu mobben? Lass dir mal etwas Neues einfallen!", kicherte sie.

Jens lockerte seinen Griff an Saku's Kragen, worauf Saku Jens’ Hand wegstieß.

"Wart es nur ab, ich krieg dich noch. Für dich bereite ich was richtig Schönes vor!", wisperte er zornig.
 

Saku's Blick schweifte daraufhin wieder uninteressiert nach draußen, auf den Schulhof. Es klingelte zum Anfang der Stunde und die Lehrerin öffnete die Tür.

Saku's Blick war immer noch auf den Schulhof gerichtet und fixierte nun eine Person, die die Stufen zur Eingangstür hinauf ging. Es war ein Mädchen mit langen blonden Haaren, so lang, dass sie fast über ihren Po streiften. Dann verschwand sie im Gebäude.

Nach einiger Zeit klopfte es an der Klassentür und das Mädchen mit den langen blonden Haaren trat hinein.

"Ah, da bist du ja!", stellte die Lehrerin fest und zerrte das Mädchen regelrecht vor das Pult. "Bestimmt hat es sich schon herumgesprochen, dass ihr heute eine neue Schülerin bekommt.", erklärte sie der Klasse und wandte sich dann dem Mädchen mit den blonden langen Haaren zu. "Willst du dich nicht kurz vorstellen?"

Das Mädchen nickte albern und fröhlich und legte sogleich los: "Ich heiße Nami Suzuki und bin Japanerin." Alle starrten sie ungläubig an. Blonde wellige Haare, blaue Augen und ein durch und durch europäisches Gesicht.

Saku wand seinen Blick von dem Mädchen ab und schaute aus dem Fenster. Der Blondschopf bemerkte dies und schien ein wenig verärgert zu sein, weil er sie nicht beachtete.

Dann brach die Lehrerin das Getuschel und die Verwirrung in der Klasse. "Jana!", gab sie mit ihrer strengen Lehrerstimme von sich: "Ich weiß längst über deine Scherze und Lügengeschichten bescheid. Verlagere dein unschönes Hobby bitte auf deine Freizeit!"

Das blonde Mädchen grinste unverschämt und streckte neckisch ihre Zunge heraus.

"Nun gut…", fing sie nun ernsthafter an: "Mein richtiger Name ist Jana Meyer. Meyer mit 'y'. Ich wohnte vorher in Paderborn, einer Kleinstadt in NRW, und bin nun mit meinem Vater hier nach Berlin gezogen. Meine Eltern haben sich getrennt und mein Vater hat hier in Berlin einen neuen Job erworben." Emily stieß ein Kichern aus ihrem Mund, welches sie vornehm mit ihrer Hand verdeckte.

"Wahrscheinlich ist er Metzger oder Schuster. Das würde zu einer wie dir passen.", kicherte sie weiter, worauf die Klasse sofort mit einem lauten Lachen und Getratsche mit einstimmte.

"Nein! Er ist Drogenfahnder! Und so wie du kicherst, nimmst du wahrscheinlich nichts anderes zu dir! Ich werd' ihn mal bei dir zu Haus vorbeischicken!", antwortete Jana widerspenstig.

"Wer soll dir das denn nach deinem dämlichen Auftritt glauben!", antwortete Emily schnippisch.
 

Bevor Jana antworten konnte, unterbrach die Lehrerin das Gezanke und wies Jana auf ihren Platz. Sie musste in der letzten Reihe zwischen Saku und Sandra sitzen. Emily saß glücklicherweise weit entfernt von ihr. Jana wusste genau, dass Emily noch genügend Probleme machen würde.

Doch viel mehr als Emily interessierte sie sich für ihren Nachbarn links neben ihr, welcher immer noch uninteressiert von den neuesten Geschehnissen, aus dem Fenster starrte und sich mit seinem Kinn auf seiner Hand abstützte.

"Hey", flüsterte Jana und stupste ihn leicht an. Widererwarten erhielt sie keine Gegenreaktion.

"Hey!", flüsterte sie etwas lauter und mit einer raueren Stimme und boxte ihn in die Seite.

Aus seiner starren Haltung heraus, drehte er sich plötzlich zuckend um und schlug ihre Hand weg. Zitternd und stotternd hauchte er ihr entgegen: "Fass- mich- nie- wieder an!"

Etwas verwundert und ohne jegliche Worte starrte Jana den seltsamen Jungen an.

Dann unterbrach die Lehrerin die Stille zwischen den Beiden: "Was ist da hinten los? Ihr könnt euch in der Pause näher kennen lernen. Wir haben jetzt Unterricht!", schimpfte sie energisch und drehte sich darauf wieder der Tafel zu.

Jana schaute darauf hin wieder zur Tafel, während Saku sich wieder seinem geliebten Ausblick zum Schulhof widmete.

Plötzlich wurde Jana von der rechten Seite angestupst und so gleich landete ein kleiner Zettel auf ihrem Tisch. Sie schaute sich zur rechten Seite um und da strahlte ihr das Lächeln ihrer zweiten Tischnachbarin entgegen.

Langsam und knisternd öffnete sie den Zettel und fing lautlos an zu lesen:

"Hi Jana! Ich bin Sandra, die beste Freundin von Emily." Jana musste unwillkürlich und etwas entnervt grinsen. "Nimm ihr bitte den Auftritt von eben nicht übel. Sie ist eigentlich total nett." Jana verzog ihr Gesicht leicht ungläubig und las dann weiter. "Der Typ links neben dir. Bei dem solltest du aufpassen. Er ist wirklich mehr als seltsam und außerdem kann ihn hier niemand leiden.

Er hat sich übrigens selbst einen Namen gegeben. Falls du seinen richtigen Namen erfahren solltest, sprich ihn niemals damit an. Selbst die Lehrer halten sich von ihm fern. Als der Direktor ihn auf diese Sache ansprechen wollte und ihm bei seinem Namen nannte, hat er dem Direktor eine gescheuert und ist dann zusammengebrochen. Der gehört in die Klapse!

Übrigens, was hast du eigentlich für Fächer? Wir können uns ja zusammensetzen und..."

Jana las nicht weiter, da sie der quatsch von wegen: "Lass uns Freundinnen werden!", nicht interessierte.
 

Die ganzen weiteren Stunden beobachtete sie den stillen Klassenkameraden. Eigentlich schien er eher jemand zu sein, der einem nicht sofort ins Auge stach. Er war eher der stillere Junge, der sich in eine Ecke des Raumes verkrümelte und Abstand von allen anderen hielt. Aber schüchtern oder ängstlich schien er nicht zu sein. Seine Haltung war nicht geduckt oder zurück gezogen, sein Blick strotzte den Anderen, wenn sie ihn ansahen und manchmal, wenn er so still dort saß, sah er auf den ersten Blick so aus, als wären seine Gedanken ganz leer. Aber dennoch schien er nicht jemand zu sein, der aus Langeweile und Nichtinteresse am Unterricht Löcher in die Luft starrte. Er sah eher aus wie jemand, der viel nachdachte. Aber worüber dachte er wohl nach? Über seine Mitschüler? Über die hübsche und strenge Lehrerin? Über den Unterricht oder vielleicht doch eher über eines seiner Hobbys? Oder doch über das neueste Computerspiel?

Nein, das wollte Jana nicht glauben. Sie fand ihn nett, sie wollte nur das von ihm glauben, was sie hätte toll gefunden. Er gefiel ihr, weil er nicht wie alle anderen war. Er war kein „Normalo“, der sie sowieso nur für verrückt halten würde.

Und ihr gefiel sein Aussehen. Sie fand, dass er etwas jünger als seine Klassenkameraden aussah. Sein Körper war eher zierlich und dürr. Sein Gesicht hatte auch eher mehr feminine als maskuline Züge und seine Haare waren lang bis zum Kinn – hinten ein wenig abgestuft und kürzer. Seine blasse Hautfarbe wurde durch seine fast schwarzen Haare und der schwarzen Kleidung noch stärker hervorgehoben und lies seine Adern hell blau hindurch schimmern. Seine dunkelbraunen Augen sahen verträumt und verschlafen aus.

Was war wohl mit ihm passiert? Was hatte ihn wohl zu diesem fast schon leblosen Wesen gemacht?
 

Als es zum Ende der letzten Stunde klingelte, versuchte die Lehrerin die hektisch einpackenden Schüler noch für ein paar Sekunden auf ihre letzte Erklärung aufmerksam zu machen, was natürlich schier unmöglich war. Saku jedoch nahm nur gelassen seine Tasche, welche er den ganzen Tag nicht ausgepackt hatte, und ging aus der schon fast leeren Klasse. Jana versuchte sich durch die Menge der drängelnden Schüler hinter Saku herzuquetschen, als Sandra sie, kurz vorm Ausgang der Schule, an der Schulter packte. "Lass es. Versuch nicht ihn zu verstehen. Er lebt in einer anderen Welt."

'Hat denn überhaupt mal jemand versucht ihn zu verstehen?', dachte sie noch kurz, als sie ihn um die nächste Ecke biegen sah.

"Ich muss weg!", sagte sie noch schnell zu Sandra und lief ihm hinter her.

Sandra schüttelte den Kopf und dachte nur noch: 'Ein weiteres Mobbing-Opfer meiner Klasse.'
 

Als Jana Saku wieder erblickte und hinter ihm herlief, rief sie: "Hey du! Warte mal bitte."

Kurz drehte Saku sich um, ging dann aber wieder uninteressiert weiter.

"Menno, warte doch!", keuchte sie und holte ihn langsam ein.

Saku ging dennoch langsam und gleichmäßig seinen Weg.

Endlich erreichte sie ihn und stellte sich ihm in den Weg: "Bist du etwa schüchtern?", grinste sie.

Saku blieb kurz vor ihr stehen und antwortete: "Lass mich in Ruhe. Weißt du es denn noch nicht? Willst du mich als Freund, so wirst du nur Feinde bekommen."

Dann machte er einen Bogen um sie und ging weiter.

Gleichgültig seiner Antwort tappte sie weiter hinter ihm her. "Wo gehst du hin? Willst du nicht nach Hause? Was willst du in der Innenstadt?"

Saku antwortete nicht und ging einfach ignorierend weiter.

"Hm. Ok, du brauchst es mir nicht sagen. Ich komme einfach mit. Dann werd ich es ja sehen.", lächelte sie kindisch.

Nur ein genervtes Stöhnen verlies Saku's Mund...
 

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ah, ich widme diese schlechte FF meiner bf kjaska ^-^ na, fühlst du dich geehrt? XD

Der alte Bahnhof

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Die klappernde Rolltreppe brachte Saku und Jana hinunter in die windige und kalte U-Bahn-Station.

Jana versuchte sich die ganze Zeit still zu verhalten, was ihr sehr schwer viel. Sie war eher ein Plappermaul und neugierig noch dazu.

Ein Windstoß kam durch die Station gerauscht, worauf eine knatternde U-Bahn folgte. Saku ging auf die nächste Tür zu und stieg ein. Jana folgte halb stolpernd und setzte sich auf den nächst besten Platz. Saku jedoch blieb stehen, obwohl noch reichlich Plätze frei waren. Jana schaute sich um. Es machte ihr Spaß Menschen zu betrachten und am liebsten tat sie es in der U-Bahn, denn gerade dort kamen so viele verschiedene Menschen zusammen.

Jana gegenüber saß eine alte Dame, welche immerzu hüsteln musste. Daneben sah sie einen Geschäftsmann mit einer teuren Ledertasche, was ihn sehr wichtig erschienen lies.

Ihr Blick schweifte sehnsüchtig nach interessanten Menschen durch die U-Bahn und traf auf einen sehr großen, jungen Mann. Er schaute hinunter auf ein kleines Mädchen, welches sich an ihm etwas ängstlich vorbei schlich. Als er wieder hoch schaute und Jana sein Gesicht sehen konnte, erschrak sie auch ein wenig und richtete ihren Blick sofort auf Saku, damit dieser besagte, junge Mann nicht bemerkte, wie sie ihn musterte. Saku war etwas irritiert und erblickte dann auch den jungen Mann. Ihn schien es nicht weiter zu interessieren und schaute gleich wieder Löcher in die Luft.

Jana blinzelte vorsichtig wieder zum jungen Mann hinüber, welcher sie plötzlich ernst anstarrte. Seine blonden, struppigen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht und schwankten bei der holperigen Fahrt vor seinen schwarz geschminkten Augen hin und her. Sein schwarzer Ledermantel reichte trotz seiner Größe bis zum Boden. Um seinen Hals lag eine silberne Kette, wessen Glieder sehr groß und üppig waren. Seine Handfesseln wurden von diversen Lederarmbändern geziert und als er undefinierbar hinüber zu Jana grinste, blitzte ein silberner Ring aus seinem Mund hervor, der durch seine Zunge gestochen war.

Doch seine dürre Gestalt ließ ihn, trotz seiner Größe und seines restlichen Aussehens, etwas zerbrechlich erscheinen.

Im nächsten Augenblick stoppte die U-Bahn ruckartig, weshalb Jana beinahe von ihrem Sitz stürzte. Reflexartig hielt sie sich noch schnell fest. Kurz schaute sie zu Saku auf, weil sie nicht sicher war, ob er hier aussteigen wollte.

Dann schweifte ihr Blick schnell wieder zurück zu dem erschreckenden Mann. Doch sie sah nur noch ein Stück seines Ledermantels, als er aus der U-Bahn stieg.
 

Ein paar U-Bahnstationen weiter stiegen auch Saku und Jana endlich aus. Diese Station sah schon sehr demoliert und fast stillgelegt aus. Nur wenige Menschen stiegen hier aus und schleppten sich die, mit Einschlaglöchern übersäte, Treppe neben der defekten Rolltreppe hinauf. Jana folgte Saku immer noch wie ein heimatloses Hündchen.

Dann endlich draußen erwartete die Beiden ein riesiger Platz, mit Unmengen von Jugendlichen gefüllt. Jana erblickte die unterschiedlichsten Typen von Menschen und dennoch schienen sie alle gleich. Viele kleine Gruppen hatten sich gebildet und dennoch war es irgendwie eine einzige große Masse. Hinter diesem riesigen gepflasterten Platz lag ein alter und nicht mehr benutzter Bahnhof. Auch gab es nur ein paar zerfallene Häuser und alte Fabriken, welche diese Menschenmenge einzäunten.

Zielstrebig schlurfte Saku auf zwei Jungs zu und begrüßte sie mit einem einfachen "Hi!". Einer der Beiden wollte Saku die Hand reichen, bekam aber sofort vom anderen die Hand weg geschubst und murmelte sogleich: "'Schuldige. Ich hab nicht mehr daran gedacht." Saku schien dies entweder nicht gehört zu haben oder er wollte es einfach nicht hören. Aber höchstwahrscheinlich interessierte ihn so etwas mal wieder nicht die Bohne, dachte Jana so bei sich.

Der Junge, welcher Saku die Hand geben wollte, zog eine Schachtel Zigaretten raus und gab auch eine seinem Freund, der neben ihm stand. Darauf hielt er auch Saku die Schachtel hin. Wieder einmal boxte ihm sein Freund in die Seite und starrte ihn ermahnend an und flüsterte: "Du weißt genau, dass Saku nicht raucht!"

Der ermahnte Junge steckte seine Zigarette an und murmelte mit dieser Zigarette im Mund: "Wen hast du da eigentlich mitgebracht?"

Saku schmiss seine Tasche auf die niedrige Mauer, welche sich lang um den ganzen Platz zog, wobei sie an ein paar Stellen eingebrochen oder fast gar nicht mehr vorhanden war.

"Ich hab sie nicht mitgebracht, sie ist mir nachgelaufen.", antwortete Saku genervt.

Darauf sprang Jana sofort in den Vordergrund, während sie vorher die ganze Zeit nur hinter Saku stand und alles beobachtet hatte. "Ich bin Maria Magdalena und bin Saku's jüngere Halbschwester.", verkündete sie strahlend und reichte den beiden Jungs die Hand. "Ich bin Frank!", antwortete der Junge, welcher seinen Freund ständig zurechtweisen musste und schüttelte Janas Hand.

"Mein Name ist Nick.", antwortete der Andere und reichte ihr die Zigaretten: "Rauchst du?"

"Ja, danke!", erwiderte Jana und lies sich die Zigarette anstecken. Plötzlich riss Saku ihr die Zigarette aus der Hand, bevor sie überhaupt einmal richtig daran ziehen konnte.

"Sie raucht nicht und sie heißt auch nicht Maria Magdalena!", ging er erzürnt dazwischen: "Und meine Halbschwester ist sie schon gar nicht." Daraufhin wandte er sich zu Jana und starrte sie zornig an: "Was deinen erlogenen Namen angeht: Es ist jedem egal wie du dich hier nennst. Die meisten von uns tragen Nicknames. Hier heißt jeder wie er es will."

Etwas verwundert starrte Jana Saku an und fing etwas später an belustigt zu lächeln.

Dann brachte sich auch Frank mit in dieses Gespräch ein: "Und vergiss nicht. Hast du dir einmal einen Namen ausgesucht, dann bleibt er das auch. Außerdem solltest du niemals andere nach ihrem richtigen Namen fragen, dann brauchst du dich hier nicht mehr blicken lassen. Das sind unsere Regeln. Wenn sie dir nicht gefallen, kannst du gerne wieder gehen. Das ist nicht persönlich gemeint."

Jana nickte leicht und fühlte sich nun etwas verarscht. "Ähm... sind davon alle auf diesem Platz betroffen?", fragte sie etwas zurück haltend. Daraufhin nickte Frank freundlich. "Und? Wie willst du denn nun heißen?" Jana grübelte kurz: "Wie wäre es denn mit Jana?", fragte sie.

Frank lächelte: "Wenn du so heißen möchtest. Hier kann jeder jeden Namen haben."
 

Saku rutschte nun langsam mit dem Rücken an der Mauer runter und setzte sich hin.

"Aizen kommt heute nicht.", meinte Frank zu Saku.

Saku schaute in die Menge: "Wen interessiert’s?", erwiderte er dann nur noch.

"Du schautest dich eben nach jemandem um. Da dachte ich, du würdest nach Aizen Ausschau halten.", erwähnte Frank noch.

Doch Saku antwortete nur: "Erklär Jana die Regeln!"

"Die Regeln? Ah ja, wäre sinnvoll, nicht?", gab Frank Saku recht und gab ein kurzes Lachen von sich.

Neugierig starrte Jana den Jungen mit Brille an. "Was für Regeln?"

"Ach das ist ganz einfach!", beruhigte Nick das blonde Mädchen.

Darauf stupste Frank seinen Kumpanen Nick an: "Hier erzähle ich, klaro?"

Nick nickte nur lächelnd und hörte aufmerksam zu.

"Erste Regel: Verrate niemals deinen richtigen und vollen Namen. Zweite Regel: Erzähle niemals über persönliche Dinge, wie Probleme in der Familie, in der Schule, mit Freunden oder überhaupt deine persönlichen Gefühle. Dritte Regel: Frage nie nach dem Befinden anderer, ob seelisch oder körperlich. Vierte Regel: Lästere niemals über andere Menschen, ob aus dieser Gemeinschaft oder aus deinem persönlichem Umfeld. Ganz easy, oder nicht?", fragte er mit einem Lächeln, worauf Jana erstaunt und etwas verwirrt antwortete: "Über was redet ihr denn dann die ganze Zeit?!"

"Über die neuesten Filme, Bücher, Schlagzeilen, Gott und die Welt eben.", mischte sich Nick wieder unerlaubt ein und bekam so gleich von Frank einen Stoß in die Seite.

"Ich rede hier!", keifte er Nick an und wandte sich dann wieder Jana zu.

"Außerdem: Falls du jemanden von uns in der U-Bahn, in der Schule, beim Einkaufsbummel oder sonst wo wieder erkennen solltest, so wage es nicht zu grüßen oder überhaupt irgendwelche Anzeichen von dir zu geben. Schau einfach weg oder verhalte dich normal."

"Hä, was sind das denn für Regeln? Versteh ich nicht so ganz. So kann man doch keine Freundschaften aufbauen!", erwiderte Jana sichtlich ein wenig enttäuscht.

Frank und Nick fingen an zu lachen.

"Na du bist mir ja eine, darum geht es hier doch auch gar nicht!", erklärte Frank und wandte sich dann zu Saku, welcher seine Knie angezogen hatte und darauf seine verschränkten Arme legte: "Hast du ihr auf dem Weg hier hin denn gar nichts erzählt?"

Darauf legte Saku seinen Kopf auf seine Arme und gab nur ein angenervtes Stöhnen von sich.

"Ja ja, schon klar.", meinte Frank und wandte sich wieder zu Jana, die ein immer verwirrteres Gesicht bekam.

"Ich denke, das wird dir dann doch lieber Aizen erklären. Bei ihm musst du dich dann wenn du das nächste Mal da bist, sowie so melden. Er hat das hier alles aufgebaut und führt eine Liste über alle "Mitglieder". Du musst ihm dann Nickname und Grund deines hier seins nennen. Ob du dann aufgenommen wirst, ist dann seine Entscheidung."

Jana nickte darauf mit einem Lächeln.
 

"So, hab ich noch etwas vergessen, Nick?", fragte Frank leicht genervt.

Nick grinste nur: "Ja, dass du ein Vollidiot bist!"

Jana musste leise mitkichern, während sich die Beiden ein wenig zankten.

Plötzlich stand Saku auf und nahm seine Tasche.

"Wo willst du denn hin?", fragte Nick erstaunt. Doch Saku antwortete nicht und ging in Richtung

U-Bahn-Station.

"Hey, warte doch gefälligst auf mich!", rief Jana und rannte ihm dann hinter her, während sie den anderen noch kurz zu winkte.
 

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WARUM?

so, nun das dritte kapi. ich hoffe es gefällt euch, schließlich geht es nun direkter ums mobben.

es ist wieder nur ein sehr kurzer teil. ich neige im moment dazu, die kapitel nicht so voll zu stopfen. vielleicht weil es eigentlich irgendwie praktischer ist. ^-^'

na ja, dann lest mal!

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"Lasst mich... los!", wimmerte der kleine Junge mit den schwarzen Haaren und einem verweinten Gesicht. "Halt endlich die Schnauze!", schrie der Andere, welcher ihm in den Haaren zog und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Dann packte ihm ein Weiterer am Arm und grinste: "Komm, wir stecken ihn ins Klo!"

Die anderen Kinder, welche dies mitbekamen fingen an zu lachen und tuschelten untereinander: "Komm mit, das will ich sehen!" "Sie verarschen schon wieder diesen Spinner, genial!" "Der hat es verdient!"

So wurde der Kleine mit den schwarzen Haaren über den Schulhof gezogen, bis sie an der Tür zum Klo standen. Er fing an zu strampeln, doch der eine Junge zog noch fester an seinen Haaren, während der etwas Stärkere noch fester an seinem Arm packte und ihn anschrie: "Du kleine Mistgeburt! Das hat eh keinen Zweck. Du bist ekliger Abfall, so was versenkt man im Klo!" Doch der Kleine mit dem verheulten Gesicht strampelte weiter und schrie um Hilfe. Darauf bekam er nun noch einen Schlag von dem kräftigen Jungen in den Bauch. Der Kleine fing an zu husten und würgte durch diesen Schlag Magensäure hinauf. Die Grundschüler, die um diese drei Jungs herumstanden, jubelten dem Ganzen zu und einer machte sogar noch die Tür zum Klo auf. Sie schliffen den Kleinen hinter sich her, wobei er einen seiner Schuhe verlor, den einer der Schüler aufhob und damit hinter her kam.

Der kräftigere Schüler stieß eine der Türen zu den Toiletten mit einem kräftigen Tritt auf und riss den Kleinen mit in die enge Kabine. Wieder verpasste er ihm einen Schlag in den Bauch, da der Kleiner wieder angefangen hatte zu jammern: "Ich hab euch nichts getan... bitte, lasst das!"

Auf diesen Schlag musste der Kleine sich direkt vor der Kloschüssel übergeben.

"In das Klo, Mensch! Nicht vor das Klo kotzen! Du kannst ja gar nichts!", machte sich der Junge, welcher dem Kleinen in den Haaren zog, über ihn lustig. "Jetzt musst du es auflecken.", lachte er und drückte den Kopf des Kleinen in dessen Erbrochenen. Erst wehrte sich der Kleine noch, doch dann bekam er von dem Größeren schon wieder einen Schlag verpasst und landete mit seinem Gesicht direkt in der Kotze. "Oh, du bist dreckig geworden. Ist ja ekelig. Warte, wir waschen dir das aus dem Gesicht.", kicherte der Junge, der noch einen dickeren Bausch der Haare packte und damit den Kopf des Kleinen hoch zog. Ein Mitschüler schubste den am Boden kriechenden, weinenden Jungen näher zur Kloschüssel hin.

Die Asche von heimlich gerauchten Zigaretten, alte Brotkrümel und hirnlose Sprüche, die mit Edding geschrieben waren, zierten die Klobrille. "Nicht!", schrie der Kleine wieder, wobei seine Tränen in das Toilettenwasser tropften. Der eine Junge drückte seinen Kopf sofort darauf in die Kloschüssel und das kreischen des Kleinen verstummte. Er versuchte sich mit seinem freien Arm von der Toilette wegzudrücken, hatte jedoch viel zu wenig Kraft, um gegen die wesentlich größer gewachsenen Mitschüler anzukommen. Aus dem Wasser stiegen Blasen auf und der Kleine hörte langsam auf zu zappeln.

Ein Schüler, welcher gerade noch lachte, flüsterte nun leise und unsicher: "Reicht das nicht?"

Doch keiner der Beiden, die den Kleinen schändeten, antwortete.

"Der Stirbt noch!", schrie ein Anderer. Doch die beiden Schänder grinsten immer noch.

Der kleine und schwächliche Junge musste immer nur eins denken: "WARUM?" Doch das half ihm jetzt auch nicht weiter. Er bekam keine Luft, ihm war furchtbar schlecht und ihm schmerzte der Bauch. Seine Glieder fingen an zu zittern und er rutschte mit seinem Arm von der Klobrille ab, so dass er gar keinen Widerstand mehr leisten konnte. Und das einzige was ihm durch den Kopf ging: "Warum? Warum tun sie das? Warum hilft mir niemand? Warum?!"

Ihm ging nun langsam die Luft aus, reflexartig öffnete er seinen Mund, doch nur Wasser drang ein.

Die Geräusche um ihn herum schienen leiser zu werden, das Lachen seiner Mitschüler hallte kaum hörbar durch seine Gehörgänge und obwohl er seine Augen geschlossen hielt, schien sich alles zu drehen.

"Hört endlich auf!", schrie ein hübsches und blondes kleines Mädchen dazwischen.

"Emily?!", kam mit einem überraschenden Ton aus dem Mund des kräftigeren Schülers.

Sogleich zog der andere Schüler wieder an den Haaren des Kleineren und somit aus der Kloschüssel heraus. Unter Husten und Röcheln spuckte er das Wasser zurück ins Klo.

"Ist doch nichts passiert. War doch nur ein kleiner Spaß!", meinte der kräftige Schüler und tätschelte dem kleinen schwarzhaarigen auf die Schulter. "Ne, Kleiner?"

Emily knurrte nur und stieß die Beiden Mitschüler zur Seite.

"Geht es?", fragte sie mitfühlend den kleinen schwarzhaarigen Jungen, welcher immer noch hustete und würgte.

Die anderen Schüler verließen langsam die Jungentoilette und nuschelten nur: "Warum macht Emily das?" "Verdirbt einem den ganzen Spaß!"

Die beiden Mitschüler, welche den kleinen Jungen geschändet hatten, standen immer noch hinter Emily und schauten sie etwas verdutzt an.

"Haut endlich ab, sonst petze ich es dem Direktor!!!", schrie sie die Beiden erbost an und wandte sich dann wieder dem hilflosen Mitschüler zu.

"Jens und Money sind nicht von Grund auf schlecht. Sie können auch nett sein. Du musst dich auch mal wehren! Was soll ich denn machen? Sie sind meine besten Freunde. Ich kann mich nicht immer gegen sie stellen", versuchte sie zu erklären und half ihrem Mitschüler hoch, während Jens und Money die Jungentoilette längst verlassen hatten.

Der Kleine antwortete ihr nicht. Was dachte sie sich denn auch? Wie sollte er sich wehren. Er war doch viel kleiner und zierlicher. Er hatte doch gar keine Kraft. Sein Körper war nun einmal nicht so groß gewachsen wie bei seinen Mitschülern.

"Komm, du musst dein Gesicht waschen.", meinte Emily und wollte ihm zum Waschbecken führen, doch der Kleine schlug ihre Hände weg: "Lass mich los!"

Verdutzt schaute sie ihren Mitschüler an, welcher versuchte seine Tränen zu unterdrücken.

"Na fein! Es hat eh schon geklingelt. Ich komme bestimmt nicht wegen dir zu spät zum Unterricht!", keifte sie ihn auf einmal erzürnt an und ging.

Mit gesenktem Kopf stapfte der Kleine zum Waschbecken. Seine langen, nassen Haare klebten in seinem Gesicht und das Toilettenwasser tropfte ins Waschbecken. Dann drehte er den Hahn auf und lies das Wasser laufen. Wenigstens musste er jetzt erstmal nicht mehr hören, wie seine Tränen ins Waschbecken tropften. Seine Augen schwollen vor lauter Tränen an und sein Gesicht schien heiß aufzuglühen.

Warum musste gerade Emily ihm helfen, warum gerade das beliebteste Mädchen der Grundschule? Warum gerade sie!?

Er stellte sich vor, wie die nächsten Wochen verlaufen würden. Alle würden nur davon reden. Sie redeten schon genug über ihn, aber nun. Nun würde es noch zu einem größeren Gespräch. Er hörte schon ihre Stimmen, sie hallten durch seinen Kopf: "Was? Emily hat diesem Idioten geholfen?!" "Der ist total verrückt, genau wie seine Mutter. Der hatte es doch gar nicht anders verdient!" "Was hat sich Emily dabei gedacht?" "Emily ist so beliebt! Nur wegen dem stellt sie sich gegen ihre besten Freunde?!" "Bestimmt hat er Emily verhext oder so was!“

Er versuchte ein wenig zu lachen, um sich selbst vorzuspielen, dass es doch gar nicht so schlimm wäre. Doch das Lachen verging ihm sogleich wieder.

Als er dann an sich hinunter schaute, musste er feststellen, dass sein T-Shirt mit roten Flecken versehen war. Blut?! Aber wo kam dies her. Er spürte keinen Schmerz.

Er zog sich das T-Shirt übern Kopf und betrachtete es genauer. Die Blutflecke waren nur am Kragen zu sehen. Sofort betrachtete er seinen Hals im Spiegel, doch nichts zu sehen.

Er beließ es erst einmal dabei und versuchte die Blutflecke aus dem T-Shirt raus zu waschen. Dann schmiss er es zur Seite.

Seine langen Haare klebten immer noch in seinem Gesicht. Spröde und tief Schwarz waren diese. Auch konnte er sich nicht erinnern jemals bei einem Friseur zum schneiden gewesen zu sein. Seine Mutter kümmerte sich um solche Dinge nicht. Manchmal hatte er sich selbst ein Stück abgeschnitten, weswegen sie total ungleichmäßig lang waren. Meist waren sie auch nicht gut gekämmt.

Nun wischte er sie endlich aus seinem Gesicht und wusch sich mit dem kalten Wasser.

Als er dann wieder hinaufschaute und seine lästigen Haare wieder zur Seite schob, musste er feststellen, dass das Blut dort her kam. Langsam bahnte es sich den Weg aus seiner Nase über den zierlichen Mund herüber bis zum Kinn, wo es sich sammelte und auf seine Brust tropfte.

Eine kurze Weile schaute er sich das fließende Blut an, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Weiterhin bahnte es sich den Weg auf seiner Brust entlang bis zum Bauchnabel, wo es wieder eine kurze Pause machte und sich sammelte.

Aber warum blutete seine Nase? Er hatte es gar nicht bemerkt, dass er einen Schlag auf die Nase bekommen hatte. Wahrscheinlich war es passiert, als er mit seinem Gesicht in seine eigene Kotze geschubst wurde.

Nun endlich holte er Toilettenpapier, bevor das Blut auch noch seine Jeans beschmutzte. Als er sich das Blut vom Körper und aus dem Gesicht wischte, bemerkte er noch einen kleinen Kratzer, während das Nasenbluten plötzlich stoppte. Seine Unterlippe war aufgeplatzt, doch es schien keine frische Wunde mehr zu sein. Als er näher zum Spiegel ging und genauer hinsah, schien es ihm fast so, als würde sich die Wunde in Sekundenschnelle schließen. Noch einmal schmiss er sich das kalte Wasser ins Gesicht und drehte dann den Hahn zu. Dann trocknete er sich das Gesicht ab und schaute noch einmal in den Spiegel.

Doch die Wunde an seiner Lippe war verschwunden. Hatte er sich das nur eingebildet? Schließlich hatte er auch einen starken Schlag an den Kopf bekommen. Vielleicht sah er so was, weil ihm noch immer ein wenig schwindelig war?

Dennoch wusste er, dass er anders war, selbst wenn er sich einredete, dass diese Wunde nie existierte. Eigentlich wusste er ganz genau, warum ihn alle hassten. Doch er wollte es nicht wissen. Er hatte Angst, dass er sich irgendwann selbst hassen würde.

Als er nun endlich die Toilette mit seinem T-Shirt in der Hand verlassen wollte, merkte er erst, dass ihm ein Schuh fehlte. Ruckartig schaute er sich um, dann ging er raus und schaute über den Schulhof. Doch es war kein Schuh zu sehen.

'So ein Mist! Jemand muss ihn mitgenommen haben...', dachte er nur, schüttelte noch einmal sein T-Shirt aus, zog es über, obwohl es noch halb nass war und ging zu seinem Klassenraum.

Langsam öffnete er die quietschende Tür und schlurfte mit gesenktem Kopf in den Raum hinein.

"Wo warst du so lange?! Die Stunde ist schon fast vorbei!!!", schimpfte der Lehrer erbost den kleinen Grundschüler, im alter von gerade mal 8 Jahren, an.

"I... Ich...", stotterte er nur.

Bevor er versuchen konnte, seinen Satz überhaupt richtig anzufangen, kam sein Schuh auf ihn zugeflogen und landete direkt in seinem Gesicht. Er fiel rückwärts zu Boden. Der Schmerz durchzog seine Wange und er hörte wie alle lachten. Er kniff die Augen zu vor Schmerz und fasste sich an die Wange, als wenn es den Schmerz lindern könnte.

Langsam wurde das Gelächter immer leiser und leiser und auch die Stimme des Lehrers, welcher versuchte die Klasse zu beruhigen, wurde immer und immer leiser, bis er sie fast nicht mehr hörte.
 

Langsam schob er seine Augen wieder auf und gleich darauf musste er wieder einen Schmerz im Gesicht wahrnehmen, worauf eine schreiende Frauenstimme folgte: "Steh endlich auf!!! Ich bin zurück von der Arbeit!"

Er zwinkerte ein wenig und das Bild wurde klarer. Er war nicht in der Schule, erst recht nicht in der Grundschule. Es war seine Zimmerdecke, welche er anstarrte.

Und als er sich zur Seite umsah, stand dort seine Mutter. Ihre Arme in die Seiten gestützt.

Dann verstand er, er hatte eine Backpfeife von ihr bekommen.

Ruckartig drehte der halbwache Junge nun seiner Mutter den Rücken zu.

"Du spinnst wohl!", erwiderte er mit verschlafener Stimme: "Ist mir doch egal, wo du weg kommst und zur Schule muss ich nicht! Wir haben Wochenende!"

Plötzlich wurde es ihm frostig und er kringelte sich zusammen, denn seine Mutter hatte ihm die Bettdecke weggezogen und meinte nur noch: "Komm gefälligst runter in die Küche! Du hast Damenbesuch!"

'Damenbesuch?!', erschrak er innerlich. 'Jetzt haben ihr die Kerle das Hirn wohl aus dem Leib gepoppt!', dachte er erzürnt bei sich. Wobei es ihm im nächsten Augenblick wieder ein wenig Leid tat, was er gerade gedacht hatte. Dennoch wollte er wohl langsam aufstehen, wo er doch schon gerade wach war. Wenigstens musste er jetzt nicht mehr so genau über diesen grässlichen Traum nachdenken. Obwohl es ihm beim Anziehen schon ein wenig beschäftigte. Es kam ihm so vor, als wäre es wirklich früher passiert. Vielleicht war dies auch so. Er konnte sich nicht mehr an alles erinnern, was früher alles passiert war. Vielleicht eine Art der Verdrängung, doch warum sollte ihn das jetzt wieder heimsuchen.

Als er sich dann gewaschen und gekämmt hatte, versuchte er diese Gedanken endgültig abzuschütteln und machte sich auf den Weg nach unten in die Küche.
 

"Sie wartet draußen.", meinte seine Mutter und machte sich dabei einen Tee.

"Ja klar!", erwiderte Saku: "Verarschen kann ich mich alleine.", und machte dann eine kurze Pause, worauf ihm ein Satz raus rutschte, den er doch gar nicht sagen wollte:

"Haben die alten Säcke heute wenigstens gut bezahlt?", und lies dabei ein Grinsen über seine Lippen weichen, welches eher ein wenig traurig erschien.

Doch das Grinsen verging ihm darauf sofort wieder, als seine Mutter ihm einen Schlag ins Gesicht verpasste. "Geh aus meinen Augen!"

Erzürnt biss er sich auf seine Unterlippe und ging dann nach draußen.
 

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Haus am Rande des Waldes

Saku schloss die Haustür hinter sich, reckte sich und gähnte noch einmal und erblickte dann Jana, wie sie auf dem Rasen hockte und ein kleines Gänseblümchen pflückte.

Saku musste zusammen zucken. Durch seine Ohren hallte ein kreischender Ton, der sogleich wieder verschwand. Dann drehte Jana sich um und bemerkte ihn endlich.

"Guten Morgen!", rief sie ihm zu und kam auf ihn zu gerannt. "Ihr wohnt ja richtig idyllisch hier. So viele wilde Blumen.", merkte sie mit begeistern an und hielt ihm das Gänseblümchen entgegen.

Saku verzog sein Gesicht und schlug ihr das Gänseblümchen aus der Hand.

"Wenn du sie so schön findest, dann lass sie gefälligst dort wo sie sind!", erwiderte er zornig.

Verwirrt entschuldigte Jana sich: "Tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass es dich so wütend machen würde."

"Hm...!", stieß Saku nur hervor und ging ein wenig über den Schotterweg, welcher sich von einer abgelegenen Straße bis zum Haus hinzog. Jana schaute ihm derweil nur still hinterher.

Saku streckte die Arme aus und rechte sich, atmete dabei die frische Morgenluft tief ein und streckte sein blasses Gesicht den Sonnenstrahlen entgegen.

'Was für ein Anblick', dachte Jana leis' bei sich. Saku's blasse Haut leuchtete in der Sonne und seine Pose, wie er seine Arme in die Luft streckte, als wollte er sagen: "Guten Morgen Welt, hier bin ich!" Und dennoch schien dieser Anblick widersprüchlich. Ein blasser Mensch, mit schwarzem Haar und in schwarzer Kleidung welcher vom Licht der Sonne umrahmt wurde und regelrecht leuchtete. Dann das viele Grün und die Blumen, die wunderschöne Landschaft. Man konnte kaum Häuser sehen. Ein paar Dächer konnte man hinter den Bäumen und hohen Hecken erblicken, welche aber sehr weit entfernt waren.

Dann unterbrach Jana die erholsame Stille: "Ihr wohnt ganz schön abgelegen. Meine Güte, war das ein Krampf dich zu finden!", stöhnte sie: "Du brauchst ja Stunden, wenn du zur Schule willst."

Saku stieß wieder einmal sein bekanntes "Hm!" aus, welches dieses mal aber leicht erheitert klang.

Dann setzte er sich auf den Rasen, was Jana ihm gleichtat.

"Und, warum bist du hier?", fragte Saku dann endlich.

"Du warst gestern nicht in der Schule. Ich bringe dir die Hausaufgaben.", meinte Jana.

"Wie aufmerksam...", erwiderte Saku genervt.

"Warum warst du denn nicht in der Schule? Du scheinst nicht krank zu sein.", erwähnte Jana, während sie die Notizen für die Hausaufgaben vor Saku auf den Rasen legte.

"Hm! Ich hatte zu tun.", meinte Saku lediglich.

"Zu tun? Was hattest du denn zu tun, weshalb du nicht zur Schule kommst!?", erwiderte Jana unverständlich.

"Was geht dich das an!", strotzte Saku.

Jana blieb einfach still und musterte noch ein wenig die Landschaft. Dann drehte sie sich kurz zum Haus um und betrachtete es und die Landschaft, welche dahinter zu erkennen war.

"Ihr wohnt ja fast direkt am Wald!", fiel Jana auf.

"Hm!"

"Und euer Haus sieht ziemlich alt aus. Es ist auch verdammt riesig. Seid ihr eine große Familie?", fragte sie wissbegierig.

"Nein, nur Mutter und ich wohnen hier."

"Wo ist denn dein Vater? Sind deine Eltern auch geschieden?", fragte Jana weiterhin.

"Was geht dich das an?!", erwiderte Saku hitzig.

Jana seufzte: "Schon gut, schon gut! Ich bin nur neugierig! Es interessiert mich halt."

Saku entgegnete darauf nichts und ließ wieder einmal die Stille einkehren, welche vom Gesang der Vögel verschönert wurde.

Saku lehnte sich zurück und stützte sich auf seine Ellenbogen ab.

Jana schaute zu ihm rüber. Sie wurde ein wenig rot, als sie sah, wie er ernst in den Himmel Unmengen von Löchern starrte.

Dann zog sie ihn an seinem schwarzen, ärmellosen Hemd. "Du~, Saku!", wisperte sie.

Doch Saku reagierte nicht.

"Träumst du?", fragte sie etwas lauter und zog weiterhin an seinem Hemd.

"Hm!", erwiderte er mal wieder.

Dann stupste sie ihm mit ihrem Zeigefinger an seinen Arm.

»Nein! Mami, verlass mich nicht! Lass mich nicht zurück!!!«, hallte es auf einmal durch Saku's Kopf und er schrak zurück.

"Nicht anfassen!!!!", schrie er sie sichtlich aufgebracht an.

"Wa... was ist denn?", stammelte sie.

Saku's Atem schien unregelmäßig und schnell, dann versuchte er sich wieder zu fangen.

"Mach das einfach keineswegs wieder! Verstehst du?", machte Saku ihr verständlich.

Sie nickte leicht zerstreut und lehnte sich dann auch ein wenig zurück.
 

"Ihr lebt hier sicher schon lange, nicht?", fragte sie dann nach einer kurzen Ruhepause.

"Hm!?"

"Ich hätte auch gern so ein ruhiges und festes Zuhause.", meinte Jana etwas bekümmert.

"So lang ich denken kann, sind wir laufend umgezogen. Mein Vater hatte nie einen richtig festen Job und meine Mutter hatte eine sehr hohe Stellung. Wegen ihrer Arbeit sind wir viel herumgekommen und haben viel zurücklassen müssen. Viele Freunde hatte ich, an vielen verschiedenen Orten. Ob sie mich wohl wieder erkennen würden?", sie machte eine kurze Atempause: "Es scheint, als würdest du gar keinen Wert auf Freundschaften legen."

Saku blieb jedoch auf ihre Bemerkung hin still. Doch Jana konnte wie immer nicht ihren Mund halten.

"Warum willst du nicht mit mir befreundet sein?", äußerte sie etwas bekümmert.

"Kannst du nicht einmal ruhig sein?", fragte Saku darauf bloß.

"Warum das denn? Wozu sollte mir Gott einen Mund und Stimmbänder gegeben haben, wenn ich sie dann nicht benutzen würde!", erwiderte sie streng.

"Gott?! Pah!", kam es lediglich aus Saku's fast nie benutzten Mund.

"Und?", entgegnete Jana.

"Was und?"

"Warum willst du nicht mit mir befreundet sein?", fragte sie wieder aufdringlich.

Saku drehte sich zu ihr und starrte sie streng an, direkt in ihre klaren Augen.

"Warum willst du denn unbedingt mit mir befreundet sein?!", drehte Saku den Spieß um.

Doch anstatt durch seinen Blick etwas eingeschüchtert zu reagieren, schmunzelte Jana liebenswürdig.

"Du erscheinst mir halt nett. Ich mochte deine Art von Anfang an.", antwortete sie überehrlich.

"Nett?! Lüg dir doch nicht selbst etwas vor! Du willst doch nur Aufmerksamkeit! Weil ich der Einzige aus unserer Klasse war, der seinen Blick nicht auf dich gerichtet hatte, warst du beleidigt und versuchst es nun zu ändern!!!", griff Saku sie an.

"Das ist nicht wahr!", schrie sie mit einem leicht unsicheren Ton zurück und sprang auf.

Saku seufzte und schaute dabei zu Boden.

"Komm, ich bring dich zur Bushaltestelle!", meinte Saku dann, stand auf und klopfte seine Hose ab.

"Ich hab durst. Bekomme ich was zu trinken?", erwiderte Jana nur dreist und ging auf das alte Haus zu. Doch Saku packte ihre Tasche, um sie festzuhalten und eine direkte Berührung zu vermeiden.

"Ich biete es nicht noch einmal an! Komm jetzt mit!", schrie er erbost.

Daraufhin riss Jana ihm ihre Tasche weg und widersprach: "Na fein! Dann geh ich jetzt, aber den Weg finde ich schon allein! Brauchst mich schon nicht begleiten!"

Sofort stapfte sie los und drehte sich nicht um.

Saku verschränkte nur die Arme und stieß das gewohnte "Hm!" aus.
 

Sein Blick schweifte weg von Jana, der er erst noch hinterher sah, und ging dann in Richtung des Waldes, welcher hinter dem Haus lag.

Da kam ihm ein kleiner Gedanke, da er gerade eh nichts zu tun hatte. Er ging doch noch mal ins Haus und schnappte sich eine Tüte in die er etwas Fleisch packte. Ein paar Steaks, eine Wurst und vieles mehr. Dann nahm er sich noch eine Tüte in denen sich Knochen befanden.

Mit den schweren Tüten beladen ging er in Richtung des Waldes.

Lupus

Ein wenig schlurfend setzte Saku Schritt für Schritt seinen Weg zum Wald hinter

dem Haus fort. Die Tüten in seiner Hand raschelten leise vor sich hin. Saku

bahnte sich den Weg durch das lange Gestrüpp, da es keinen Fußweg in den Wald

hinein gab. Abgebrochene morsche Äste zerbrachen unter seinen Füßen und mit

seinem Kopf wich er behütet den begrünten Ästen der dicht gewachsenen Bäume

aus. Die Vögel im Wald fingen bei Saku's Anblick lauter zu zwitschern an.

Es klang zwar aufgeregt, aber nicht wie eine Warnung für die anderen Tiere,

sondern eher freudig und beglückt.

Saku schaute an den großen Bäumen hinauf, zu den Vögeln die auf den Ästen

saßen und lächelte ihnen zu. Etwas weiter entfernt, sah er ein paar kleine

Wildschweine zwischen den Bäumen her huschen, bis er auch ein größeres

entdeckte, was wohl die Mutter zu sein schien. Auch das Wildschwein entdeckte

Saku.

Ruhig blieb Saku stehen und schaute es weiterhin an. Das Wildschwein scheuchte

ihre Jungen zusammen und schaute dann noch einmal zu Saku rüber. Dann schaute

es Saku noch einmal etwas zornig an. Es schien etwas nervös. Doch dann nahm es

eine lockerere Haltung an und gab einen grunzenden Laut von sich. Saku lächelte

zurück.

Darauf verschwand das Wildschwein mit seinen Jungen weiter im Wald.

Saku schritt behutsam weiter, bis er an einen Hügel kam, auf dem sich ein alter

morscher Baum befand, dessen Wurzeln weit aus der Erde ragten und unter dem

Hügel einen Eingang zu einer kleinen Höhle boten.

Ein dumpfes Knurren hallte aus der dunklen Höhle, worauf Saku ein paar Meter

vor ihr stehen blieb.

Langsam und knurrend kam eine Gestalt mit aufgestelltem Fell ins Licht

geschlichen.

"Lupus, ich bin es!", flüsterte Saku bedacht.

Nun kam die erboste Gestalt weiter ins Licht und man konnte erkennen, dass es

ein Wolf war.

Sein Fell war silbergrau und seine gelb blauen Augen stachen hervor. Behutsam

hockte Saku sich hin und streckte dem Wolf langsam seine Hand entgegen.

Der Wolf schlich weiter an Saku heran und schnupperte nur zögerlich an dessen

Hand. Dann legte sich sein Fell wieder und ebenso stellte er sein Knurren ein.

>Dein Geruch ist anders!<, hörte Saku eine Stimme durch seinen Kopf flüstern.

Saku lächelte: "Tut mir Leid Kleiner. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich rieche

wohl nach diesem Mädchen."

Während Saku die Tüten auspackte, hörte er wieder die gleiche Stimme, welche

vom Wolf ausging, in seinem Kopf flüstern: >Ein Mädchen?<

Saku legte dem Wolf das blutige Fleisch vor: "Sie ist neu in meiner Klasse und

hat es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, mir ständig nachzulaufen."

Der Wolf, genannt Lupus, legte sich hin und klemmte ein Stück Fleisch zwischen

seine Pfoten und riss mit seinen scharfen Zähnen ein Stück davon ab.

>Und du hast nichts dagegen?<, fragte der Wolf neugierig.

"Natürlich habe ich etwas dagegen! Aber bis jetzt hat nichts geholfen!",

entgegnete Saku dem Wolf. "Sie ist nicht davon abzubringen. Ich habe versucht

sie einfach zu ignorieren, aber es hilft nichts."

Mit einem leicht verzweifelten Blick hockte er sich auf den Boden.

"Kannst du sie nicht einfach auffressen?!", schlug Saku wenig ernst gemeint

vor.

Lupus grinste: >Nein danke, die bekommt mir sicher nicht gut.<

Beide kicherten sie.

Danach saßen sie eine Weile still nebeneinander. Der Wolf Lupus kaute auf dem

nächsten Stück Fleisch herum, während Saku Löcher in die Luft starrte.

Sie genossen beide die Stille der Natur. Die einzigen Laute, welche man hier

hören konnte, waren das Knarren der Äste, das Rascheln der Blätter und das

Gezwitscher der Vögel.

Und nun brach Saku wieder die Stille: "Letztens habe ich ein Rudel Wölfe in der

Nähe wahrnehmen können."

>Die sind doch schon vor Tagen weiter gezogen...<, antwortete Lupus recht

schnippisch.

"Warum bist du nicht mitgegangen?", fragte Saku nach einer längeren

Gedankenpause.

Der Wolf starrte Saku mit seinen bissigen Augen an. >Warum gliederst du dich

nicht endlich in eure Gesellschaft ein?<, entgegnete der Wolf nur.

Saku wich nun dem Blick des Wolfes aus und antwortete nicht.

>Machen wir uns nichts vor, wir sind ausgestoßene und haben uns damit zu

Einzelgängern entwickelt.<, meinte Lupus.

Dann verschlang er den letzten Bissen Fleisch und legte seinen Kopf zwischen

seine Pfoten.

Saku wandte seinen Blick wieder Lupus zu und seufzte daraufhin.

"Was ist nur mit uns beiden los…? Warum kommen wir uns immer so fehl am Platz

vor?"

>Und was wenn nicht wir verkehrt sind, sondern die Welt um uns herum?<,

entgegnete Lupus.

Saku schnaubte etwas erheitert und lies es dann in einem Seufzer ausklingen:

"Ja, klar! Wohl kaum…"

>Aber es scheint, als wolltest du dich doch so langsam in eine Gruppe

eingliedern, oder gehst du nicht mehr zum alten Bahnhof?<

"Ach, diese Idioten interessieren mich einen Scheißdreck!", schnaubte Saku.

>Warum bist du dann so oft dort gewesen? Du hattest kaum noch Zeit für

mich…<

"War wohl nur eine Laune… oder Neugierde… nenn es wie du es willst!"

>Dafür warst du aber sehr oft dort!<, stichelte der Wolf weiter.

Saku schaute verträumt durch die hin und her schwankenden dichten Äste in den

hellblauen Himmel.

Lupus brach die kurzfristige Stille: >Ich hatte das Gefühl, das dir die Leute

dort gut getan haben. Du bist stärker geworden!<

Saku fing an, sich zu erinnern, wie er dort hingelangt war.

"Es waren nicht diese Menschen, die mich gestärkt haben… nein, ganz sicher

nicht…", wisperte er leis'.
 

Plötzlich wurden Lupus und Saku von einem Schuss aufgeschreckt.

Saku stand auf und starrte in die Richtung aus der der Schuss gekommen war.

"Sie haben einen Hirsch erlegt.", stellte er trocken fest. "Noch klammert er

sich an seinem Leben fest, ich kann ihn hören…"

>Ja, ich weiß… Viele Menschen wünschen sich, die Gedanken anderer zu hören,

doch wissen sie gar nicht, was das für ein Fluch sein kann…<

"Hm!", gab Saku lediglich von sich.

"Ich mach mich wieder auf den Weg nach Hause. Ich komme dich bald wieder

besuchen!"

>Ich werde dich mit Freuden erwarten, wenn du wieder wie du selbst riechst!<

Saku lächelte Lupus freundlich an, streichelte ihm noch einmal über den Kopf

und machte sich dann auf den Rückweg.
 

Seine Gedanken schweiften wieder zu dem Tag, als er das erste Mal zum alten

Bahnhof gelangte.

Es musste schon ein oder zwei Jahre her gewesen sein. An dem Tag hatten Jens und Money

sich mal was Neues für ihn ausgedacht. Als Saku in der Pause ein ruhiges,

schattiges Plätzchen für sich auf dem Schulhof suchte, überrumpelte Hake ihn

und schleppte ihn zu Jens und Money. Sie standen vor einem Metallzaun und

hielten ein paar Stücke Draht in ihren Händen. Saku hatte es zu der Zeit

aufgegeben sich zu wehren. Es hatte ja doch keinen Zweck.

Einige Schüler waren schon ganz automatisch gefolgt.

Ohne groß mit Saku zu reden, banden Jens und Money Arme und Beine von Saku mit

den Drähten am Zaun fest, während Hake ihn festhielt, was nicht großartig

nötig war. Saku lies seinen Kopf hängen und schaute leblos auf den Boden.

Doch dann packte Jens ihn am Kinn und riss seinen Kopf hoch, während Money ein

großes Schild mit der Beschriftung "Nur jetzt und hier, einmal den Sohn einer

Hure schlagen!" ihm vor die Nase hielt.

"Na, das wird ein Spaß, oder?", sagte Jens und lies Saku's Kinn wieder los,

worauf Saku seinen Kopf wieder senkte.

Money hielt das Schild hoch und lief präsentierend damit herum. Doch noch ging

keiner der anderen Schüler darauf ein. Ein paar Minuten später ging ein

Schüler aus einer der unteren Klasse auf Saku zu und schlug ihm mit der Flachen

Hand auf den Kopf. Ein schallendes Gelächter folgte darauf.

Saku schaute nun doch hoch, um sich den Schüler zu betrachten, welche ihn

schäbig angrinste. Dann ging sein Blick in die Ferne, wo er einen der Lehrer

erblickte. Der Lehrer schaute kurz herüber, aber anstatt ihm zur Hilfe zu

eilen, schaute er weg und tat so, als hätte er nichts gesehen.

Mittlerweile hatten sich immer mehr Schüler um Saku herum gesammelt. Und einer

nach dem anderen wagte einen Tritt oder einen Schlag. Ein Mädchen packte sogar

eine Schere aus.

Saku sah das, aber er schien nicht großartig beängstigt.

Sie ging mit der Schere auf Saku zu. Die Meute verstummte, während Jens

grinste.

Sie hielt die Schere nah an Saku's Gesicht, doch schnappte sie sich dann eine

Strähne seiner zu der Zeit noch schulterlangen, verschnittenen Haare und

schnitt davon ein paar Zentimeter ab.

Jens schaute sie etwas enttäuscht an. Das Mädchen lies die Haare zu Boden

fallen und gab die Schere an einen anderen Schüler weiter. Dieser schnitt ein

Loch in Saku's Shirt und gab die Schere wiederum weiter. Bis zum Ende der Pause

ging dies so weiter.

Als es schellte, gingen die meisten Schüler auf das Schulgebäude zu, nur ein

paar wenige blieben noch kurz stehen und beschimpften ihn noch einmal.

Jens schlug ihm dann noch einmal kräftig ins Gesicht, worauf Money noch ein

Foto von Saku machte.

Dann machten sich auch diese auf den Weg in ihre Klassenräume und ließen Saku

einfach dort hängen.

Saku seufzte ein wenig erleichtert. Auch wenn er dort noch hang, war er

froh, dass die Erniedrigungen fürs erste vorbei waren. Er starrte auf den

Teerboden, wo immer wieder mal ein Tröpfchen Blut aus seiner Nase landete. Sein

Schädel brummte, doch nicht von den Schlägen, die er einstecken musste. Jedes

Mal, wenn ihn einer der Schüler berührte, indem er ihn Schlug, konnte er ihre

Gedanken hören. Er konnte nicht verstehen, wie solch junge Menschen, schon

solch hasserfüllte Herzen haben konnten.

Gerade hatte sein Nasenbluten aufgehört, nahm er Schritte wahr. Er hob zitternd

seinen Kopf an und erkannte den Lehrer wieder, welcher vorher noch weggeschaut

hatte.

Vorsichtig kam er Saku näher. Nach kurzer Zeit hob er seine Arme und wollte

gerade anfangen den Draht an einem von Saku's Handgelenken zu entfernen.

"NICHT ANFASSEN!", schrie Saku ihn aufzuckend an.

Der Lehrer schreckte beängstigt zurück. Dann atmete er einmal tief ein und

fing dennoch an, die Drähte zu entfernen. Doch dadurch konnte Saku seine

Gedanken ganz deutlich hören:

'Hoffentlich tut dieser Junge mir nichts… Wenn es nicht meine verdammte Pflicht

wäre, ihn hiervon zu befreien, würde ich ihn hier einfach hängen lassen.'

Als er den ersten Draht entfernt hatte, erblickte er die Wunde um Saku's

Handgelenk, die durch den Draht entstanden war, welcher sich in das Fleisch

geschnitten hatte. Doch kurz darauf schloss sich diese Wunde vor seinen Augen

und zurück blieben ein paar wenige getrocknete Blutflecken.

Die Augen des Lehrers weiteten sich. 'Dieser Junge stammt wirklich vom Teufel

ab!', konnte Saku aus den Gedanken des Lehrers wahrnehmen.

Ängstlich machte der Lehrer einen Schritt zurück.

Dann schrie er Saku verängstigt an: "Du hast nun eine Hand frei, befrei dich

gefälligst selbst!", und ging hastig zurück ins Schulgebäude.

Zitternd befreite Saku sich selbst von seinen Fesseln, schnappte sich seine

Tasche und verließ das Schulgelände.
 

In der nächstgelegenen U-Bahn-Station ließ er sich an einer Ecke nieder um zu

verschnaufen.

Die U-Bahn-Station war sehr leer um diese Zeit. Normalerweise stiegen hier nur

Schüler ein und aus.

Ein Schatten machte sich über Saku breit.

Dieser Schatten ging von einem jungen, blonden Mann aus, der Saku musterte.

Saku's Haare waren struppig und nun noch verschnittener als sonst, sein Gesicht

war dreckig mit ein paar getrockneten Blutflecken. Seine Kleidung war völlig

durchlöchert und einer seiner Schnürsenkel fehlte.

Der Mann kniete sich zu ihm herunter: "Meine Güte, was ist mit dir denn

passiert?", und lächelte Saku freundlich an.

Aizen - die Ruhe

Ein junger blonder Mann kniete sich zu Saku herunter, welcher erschöpft auf dem Boden hockte, die Beine nach vorn gestreckt.

"Was hat man dir denn angetan?!", fragte der blonde Mann freundlich.

Saku hob seinen Kopf leicht und schaute dem Blondschopf in die Augen. Seine blauen Augen hatten einen freundlichen aber traurigen Glanz. Das war das erste Mal, dass er so freundlich angelächelt wurde.

"Wenn du aufstehen kannst, dann schlepp ich dich zum nächsten Cafè und gebe dir einen Kaffee aus!" In der dunklen Stimme dieses Mannes lag etwas Beruhigendes und Sanftes.

Saku schüttelte nur verneinend mit dem Kopf.

Der Mann lachte kurz auf. "Heißt das jetzt, dass du nicht aufstehen kannst oder keinen Kaffee mit mir trinken willst? Oder möchtest du lieber ne kalte Cola bei diesem heißen Wetter, hm?"

Saku schaute den schmunzelnden Mann nur fragend an. Irgendwie konnte er mit dieser Situation gar nicht umgehen.

Der Mann seufzte und richtete sich wieder auf. Er drehte sich kurz zur Anzeigetafel der U-Bahnen um und zog dann sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts um die aktuelle Uhrzeit zu erfahren. Darauf hin steckte er das Handy wieder weg.

Saku dachte schon, dass er wohl weiter müsste. Nun fiel ihm auch auf, dass er einen schwarzen Anzug mit weißen Hemd und Schlips trug. In seiner rechten Hand hielt er einen schwarzen Aktenkoffer, welcher schon etwas abgenutzt aussah. 'Vielleicht ein Bankangestellter oder so?', dachte Saku bei sich.

Der Blondschopf schaute zu Saku hinunter und legte wieder ein freundliches Lächeln auf.

Dann hockte er sich im Schneidersitz direkt vor Saku hin, worauf Saku ein Stück zurück rücken wollte, doch die Wand war direkt hinter ihm.

Der Mann legte seinen Aktenkoffer auf seine Beine und öffnete ihn, zog eine Schachtel Zigaretten heraus und hielt sie Saku hin. "Auch eine?" Saku schüttelte wieder nur verneinend mit dem Kopf.

Er steckte sich selbst jedoch trotzdem eine Zigarette an und packte die Schachtel wieder in seinen Aktenkoffer.

"Ah, ich hab noch einen Eiskaffee!", bemerkte er und hielt Saku die Dose hin.

Wieder schüttelte Saku mit dem Kopf.

"Wirklich nicht? Kannst ihn ruhig trinken, ich hab eigentlich schon genug davon getrunken, sonst bekomm ich noch 'nen Koffeinschock!"

Saku reagierte nun gar nicht und hatte nun auch wieder seinen Blick hinunter auf den Boden gesenkt.

"So langsam bin ich aber beleidigt…", schmollte der Mann im Anzug und stellte die Dose Eiskaffee neben sich auf den Boden.

Er fing an in seinem Aktenkoffer herum zu kramen. "Ich hab auch Kaugummis… oder vielleicht diesen leicht angeditschten Apfel? Nein?" Fragend schaute er Saku an, der gar nicht mehr reagierte.

"Mal schauen, was hab ich noch, 'nen Butterbrot mit Käse… hmmm… oder willst du meine Bewerbungsunterlagen essen, aber ich glaub nicht, dass die schmecken…", er versuchte zu lachen, was dann aber in einem Seufzer endete.

"Ach, du willst wohl wirklich nicht mit mir sprechen, dabei könnte ich nach diesem misslungenem Vorstellungsgespräch wirklich etwas Ablenkung gebrauchen… oh je, wie egoistisch von mir…!"

Ein Beamter kam unbemerkt auf die Beiden zu.

"Junger Mann, haben Sie das Verbotsschild nicht gesehen!? Hier herrscht Rauchverbot!"

Der Blondschopf schaute zum Beamten hoch. "Oh, entschuldigen Sie bitte!"

Er drückte die Zigarette auf dem Boden aus, verpackte sie in ein Taschentuch und steckte sie in den Aktenkoffer.

Der Beamte ging weiter, woraufhin der Blondschopf ihm den Mittelfinger hinter her zeigte.

"Man hat auch nirgends seine Ruhe… ich kenn ein wirklich ruhiges und idyllisches Plätzchen. Dort fahre ich manchmal zum entspannen und lesen hin. Wollen wir dort hinfahren?"

Eine U-Bahn fuhr ein.

Saku reagierte nicht. Der Blondschopf schaute zur Anzeigetafel. Plötzlich packte er schnell seine Sachen ein, sprang auf und packte Saku's Hand. "Komm schnell!"

Er zog Saku hoch, welcher sich noch hastig seine Tasche umhängte.

"Halt!", rief Saku und schnappte sich dann noch schnell die Dose Eiskaffee, welcher der Blondschopf übersehen hatte. Dieser lächelte nur und rannte dann mit Saku im Schlepptau auf die U-Bahn zu.

Kurz nach den Beiden schlossen sich die Türen der U-Bahn, welche sich sofort darauf in Bewegung setzte.

Der Blondschopf ließ nun auch die Hand von Saku wieder los. Erst jetzt bemerkte Saku etwas erschrocken, dass ihm die Berührung gar nicht unangenehm gewesen war. Er konnte gar keine negativen Gedanken spüren. Die Berührung hatte eher beruhigend auf ihn gewirkt. Überhaupt hatte er gar keine genauen Gedanken wahrnehmen können.

Er schaute zu dem wesentlich größeren Blondschopf hoch. Dieser erwiderte den Blick lächelnd. "Herr je, ich habe gerade das Gefühl, dass ich ein wehrloses Kind entführe!", seufzte der Blondschopf.

"Gar nicht!", erwiderte Saku schnippisch.

Verdutzt schaute der Blondschopf den kleineren Jungen an: "Oh mein Gott, es spricht!", verspottete er ihn.

Beleidigt schaute Saku zu Boden. 'ES spricht?!', dachte er nur.

Der Blondschopf wuschelte Saku durch die Haare, worauf dieser reflexartig kurz zurück zuckte.

Der Blondschopf schaute ihn nun mit einem traurigen Lächeln an.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte er.

Saku zögerte. Aus irgendeinem Grund wollte er seinen richtigen Namen, den er von seiner Mutter bekommen hatte, nicht verraten. "Saku!", antwortete er lediglich. Dieser Name war ihm gerade ganz spontan eingefallen.

"Saku", wiederholte der Blondschopf. "Mal kurz überlegen… ah, Saku heißt 'Zaun'! Es kann aber auch 'erblühen' heißen. Kommt drauf an, mit welchen Schriftzeichen man es schreiben würde."

"Was für Schriftzeichen?", fragte Saku neugierig.

"Japanische!", antwortete der Blondschopf lediglich. "Mich nennt man übrigens Aizen!"

"Und was bedeutet dieser Name?"

Aizen lächelte etwas verspielt, indem er den einen Mundwinkel höher zog, als den anderen.

"Finde es heraus."

Enttäuscht schaute Saku weg.

Die restliche Zeit der Fahrt sprachen die Beiden nicht mehr miteinander.

Als sie nun an der letzten Station dazu aufgefordert wurden, auszusteigen, nahm Aizen Saku wieder an die Hand. Sie verließen als Einzige die U-Bahn, alle anderen Fahrgäste waren an den anderen Stationen ausgestiegen.

Die Station sah sehr verdreckt und alt aus. An der Decke hing ein altes, verdrecktes Schild, auf dem man noch so gerade eben "Bahnhof" erkennen konnte.

'Ein Bahnhof?', fragte Saku sich.

Als sie die alte bröckelnde Treppe hinauf gingen, kamen ihnen grelle Sonnenstrahlen entgegen und kurz darauf konnte Saku Vogelgezwitscher vernehmen.

Oben angekommen befreite Saku seine Hand aus Aizen's lockerem Griff und ging ein paar Schritte vor, während Aizen kurz stehen blieb und die frische Luft einatmete.

Vor Saku lag eine grüne wild gewachsene Wiese. Als er sich dann zu Aizen umdrehte, erblickte er hinter diesem und dem Eingang zur U-Bahn-Station ein altes Gebäude, an dem schief das Schild "Bahnhof" hing, weil es nur noch an einer Ecke mit einem Nagel gehalten wurde. Dem Dach fehlten die Hälfte der Dachpfannen, außerdem fehlte die vordere Mauer fast ganz, was das Dach etwas schief hängen lies. Alles sah sehr wackelig und zerbrechlich aus. Schräg hinter dem Gebäude lagen ein paar einzelne Stücke Schienen, über die schon Gras und Unkraut gewachsen war. Links neben dem Gebäude befand sich ein riesiger kreisförmiger, gepflasterter Platz, der zur Hälfte von einer Mauer umrahmt wurde, zumindest damit, was davon übrig geblieben war.

Nur sehr weit entfernt konnte man Autos fahren hören, ansonsten war es wirklich sehr still an diesem Ort.
 

Aizen konnte ein leichtes Lächeln auf Saku's Gesicht erkennen.

"Also gefällt es dir hier?"

"Ja!", antwortete Saku knapp.

"Puh, dann ist ja gut, denn wir sitzen hier erstmal eine Weile fest. So oft fahren hier keine U-Bahnen mehr hin. Dass sie überhaupt noch fahren, ist schon verwunderlich!" Aizen ging nun auf die Wiese zu und suchte sich ein schönes Plätzchen, wo er sich niederlassen konnte. Dann schmiss er den Aktenkoffer auf den Boden, zog sein Jackett aus und legte es in das hoch gewachsene Gras. Nun lockerte er seinen Schlips, öffnete den ersten Knopf des Hemdes und krempelte die Ärmel hoch.

"Was für eine grässlich unbequeme und viel zu warme Kleidung für dieses heiße Wetter.", stöhnte er und pflanzte sich auf sein Jackett.

Saku beobachtete ihn dabei nur stumm. Als Aizen nun sein Jackett abgelegt hatte, fiel ihm auf, dass er eine recht dürre Figur und regelrecht knochig, dünne Handgelenke hatte.

Aizen schaute Saku an, wie er da so nichts sagend stand. "Du dagegen hast richtig praktische Luftlöcher in deinen Klamotten!", verspottete Aizen ihn.

"Komm, setz dich!", forderte Aizen ihn auf und klopfte mit seiner Hand neben sich auf den weichen Wiesenboden.

Saku gehorchte wie ein gut erzogener Hund.

Aizen ließ sich nun ins Gras zurück fallen und betrachtete Saku, wie er verkrampft neben ihm hockte.

Saku drehte sich zu Aizen um und hielt die Dose Eiskaffee hoch, die er immer noch mit sich herum schlürrte.

"Darf ich? Ich hab jetzt doch Durst bekommen."

Aizen nickte lächelnd, worauf Saku sich wieder nach vorn drehte, die Dose öffnete und einen Schluck nahm.

Aizen betrachtete Saku noch eine Weile, dann erhob er sich, nahm ihm die Dose Eiskaffee ab und nahm sich auch einen Schluck.

Saku erinnerte sich, wie ihm ein Mitschüler mal sein Getränk wegnahm und davon trinken wollte, worauf ein anderer Mitschüler einwandte: "Du willst doch nicht aus etwas trinken, woraus ER schon getrunken hat?"

Saku musste ungewollt lächeln.

Aizen wuschelte wieder in Saku's Haaren. "Wer hat dir eigentlich diesen feschen Stufenschnitt verpasst?", neckte er Saku wieder, welcher darauf wieder einen traurigen Blick bekam.

"Wenn du möchtest schneide ich sie dir zurecht. Ich habe mal eine Ausbildung zum Friseur angefangen."

"Jetzt gleich?!", fragte Saku erschrocken.

Aizen lächelte erheitert. "Wenn du sie unbedingt sofort geschnitten haben willst, dann gern. Aber ich muss erst schauen, ob ich eine geeignete Schere dabei habe."

Saku nickte nur, worauf Aizen ihm die Dose wieder in die Hand drückte und wieder einmal anfing in seiner Aktentasche herumzuwühlen. Diesmal konnte Saku einen Blick in die Aktentasche werfen, welche nicht wie von ihm erwartet ordentlich und sortiert war. Alle möglichen Dinge flogen darin wild herum.

"Ah, die Schere dürfte gehen! Und da ist ja auch mein Kamm. Komm, setz dich vor mich!"

Saku gehorchte ihm.

Aizen kniete sich hinter Saku und fing erstmal an, seine struppigen Haare durch zu kämmen. Aizen war sehr vorsichtig, nur manchmal ziepte es leicht. Eine wohl fühlende Gänsehaut machte sich auf Saku's Kopfhaut breit.

Dann fing Aizen an zu schneiden. Beim ersten Schnitt, zuckte Saku ganz automatisch zusammen. Das Geräusch der Schere erinnerte ihn daran, als er ca. eine Stunde vorher noch mit einer Schere bedroht wurde.

"Ah, nicht wackeln, sonst verletze ich dich noch!", warnte Aizen mit seiner beruhigenden Stimme. Daraufhin hielt Saku ganz still.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  0neTwo
2005-08-17T06:52:34+00:00 17.08.2005 08:52
Das fand ich echt fies was se mit dem armen Saku gemacht haben! >.< Mobbing is echt kuso! Bin echt froh das ich nie gemobbt wurde...
Auf jeden Fall bin ich schon auf das...5te Kapi gespannt!^^ Hab ich dir schon gesagt was ich über`s 4te meine?
Also, schnell weiter mach`n!
Von:  0neTwo
2005-08-17T06:50:31+00:00 17.08.2005 08:50
Noch kein Kommi?...find ich echt immer Schade für dich...U.U Ich finde du schreibst schön und solltest dich davon nicht runterziehen lassen, ok?!
Auf jeden Fall bin ich schon ma auf Aizen gespannt!^^ Hab ihn ja schon im Brief geseh`n! *.*
Von: abgemeldet
2005-07-13T11:59:07+00:00 13.07.2005 13:59
HEy, cool! Interessant! Wie gehts weiter?
Schreibst du mir ne ens, wenns weitergeht?
Dankefein!
Nanashi
Von:  0neTwo
2004-12-16T12:43:24+00:00 16.12.2004 13:43
Ha, siehste! Nich nur ich lese deine FF und find se gut!^^ Ich bin mal gespannt wie de weiter schribbelst! ;) Und fühle mich natürlich total geehrt das se für misch is!!! :) *knuff*
Setze mich auch sogleich an ein Stück Papier und mach mal'n Chara Design! Hab ja viiiel Zeit!*imMomentinderArbeithock^^'*
Weitaaaa! Aba flott!!! XD
Von:  mathilda
2004-12-10T22:20:27+00:00 10.12.2004 23:20
Die story ist nicht schlecht. allerdings wirkt der junge momentan noch nicht so extrem so, als würde er gemobbt werden. ich finds toll dass das thema mal jemand anspricht. Es kommt ja häufig genug vor...
übrigens, ich will ja nicht kguscheßern, aber 'Mobben' schreibnt sich mit doppel-b
schreib schnell weiter
bye thildchen
Von:  Bythia
2004-10-08T20:55:02+00:00 08.10.2004 22:55
Ganz schön düster und ja, auch ein bisserl scheiße und das sag ich jetzt nicht nur weil ich dich lüb hab!!!^^*kotz*
Also im Grunder alles bestens, schreib weiter, wenn dir danach ist, auch wenn's mir komisch vorkommt überhaupt an so was weiterzuschreiben...Prologs sind doch scheiße!
nichts gegen deine storys aber ich frag mich immer worans liegt dass manche leute kranke sachen schreiben auch wenn sie wohl im wirklichen leben öfter vorkommen als uns lieb ist!
Naja, das zum Thema "seien wir realistisch!!

Bythia
Von:  0neTwo
2004-09-15T20:13:10+00:00 15.09.2004 22:13
Also ich finde den Anfang gar net so schlecht! Und das sag ich jetzt nich nur weil ich dich lüb hab!!!^^
Du kannst noch was jutes draus machen!!!
Bin schon auf den ersten Teil gespannt!!!


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