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Tabularasa

Dein Wunsch ist mir Befehl
von

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Visitor

"Mein Gott wo waren sie denn?!" Die Stimme des Chiefs bellte ihm in einer ohrenbetäubenden Lautstärke entgegen. Charly riss sich erst mal den Hörer vom Ohr und wartete ein paar Minuten, bis sich sein Vorgesetzter beruhigt hatte. " Ein kleiner Unfall, sonst nichts. Was?, Ja, ja eine leichte Rippenprellung. Wie bitte? Ja sie haben ja recht, ich hätte mich gleich melden sollen, aber ich habe im Spital nicht daran gedacht. Wie? Mhmm klar, beim nächsten mal steige ich nicht auf den Stuhl zum Fensterputzen. Ich komme dann heute abend wieder zum Dienst. Gut bis dann." Mit einem tiefen Seufzer legte er auf. Das hatte er ja gerade noch einmal abbiegen können. Langsam strich er sich über die immer noch blaue Brustseite. Jetzt fragte er sich, warum er eigentlich diese Ausrede erfunden hatte, aber irgend etwas in seinem Inneren sagt ihm, dass es gut war lieber niemanden von seinen wirklichen Erlebnissen zu erzählen. Er stand auf und ging in die Küche. Dort angekommen führte ihn sein nächster Schritt zum Kühlschrank. Ein eiskaltes Bier und eine Ladung Eis, waren jetzt genau das Richtige. Mit einem leisen Zischen öffnete er die Flasche, als er plötzlich einen scharfen Schmerz spürte. Er hatte sich am scharfen Rand des Kronkorkens den Zeigefinger angesäbelt. Fluchend steckte den blutenden Finger in den Mund. Den verklebten Korken, warf er achtlos in die Spüle. Das war einfach nicht sein Tag heute. Als er sich wenig später mit einem Pflaster versorgt hatte griff er erneut zur Flasche und trank einen Schluck. Herrlich wie das kühle Nass ihn erfrischte. Zusammen mit dem Kühlbeutel setzte er sich wieder auf das Sofa. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es noch drei Stunden bis zum Dienstbeginn waren, er schloss die Augen. Also, noch genug Zeit, um sich aus zu ruhen.

Vor seinen geschlossenen Lidern tauschten erneut die verzehrten Bilder der Nacht auf, der U-Bahnhof, die Wölfe, der rote Mann. Doch als er ein zweites mal hinsah, war es die blonde Lady die ihn anstarrte. Ihre Augen schienen auf einmal so unwirklich. Er wusste nicht was es war, doch plötzlich spürte er die brennende Sehnsucht, bei ihr zu sein. Er versuchte aufzustehen, doch er konnte nicht, seine Beine schienen wie gelähmt zu sein und er fiel der Länge nach hin. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, robbte nach vorn, doch sie schien sich immer weiter von ihm zu entfernen. Er wollte schreien, doch ein dröhnendes Lachen erfüllte seine Ohren. Mit einem heftigen Ruck fuhr Charly hoch.

Er blinzelte verwirrt, als er erkannte, dass er immer noch auf seinem Sofa saß. Mit fahrigen Bewegungen strich er sich über die Augen. Er wollte schon zur Uhr schauen, als das Läuten der Türglocke ihn zusammen fahren ließ. Mühsam stolperte er zur Tür. Draußen stand ein Streifenpolizist in Uniform. " Chief Grissom schickt mich Sir, ich soll sie abholen." Charly runzelte die Stirn. Normalerweise hätte er gegen diese Art von Kontrolle Einwände gehabt, doch jetzt war sie ihm gerade recht. "Ich komme, einen Moment." Schnell griff er zu seiner Jacke und Dienstpistole, dann zog er die Haustür hinter sich zu.
 

In einem eleganten Bogen fuhr der schwarze Wagen auf die mit Kies gesäumte Auffahrt. " Viel Spaß ihr zwei." Seras hüpfte mit einem Kopfnicken aus dem Wagen, doch Alucard blieb noch einen Moment sitzen. Seine verspiegelten Brillengläser funkelten im Licht der Innenbeleuchtung. " Du kommst alleine zu recht?" fragte er kühl, doch Integra merkte welch wirklicher Ton hinter ihm steckte. "Keine Sorge ich werde das schon hin kriegen." Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. " Wenn nicht kann ich mich ja immer noch melden. Also, los raus mit dir und richte Helena schöne Grüße aus." Alucard nickte und stieg ebenfalls aus. Er sah den davonbrausenden Rücklichtern stumm nach. "Meister, was ist wollt ihr nicht mitkommen?" Seras stand bereits an der Vordertür, des alten Firmenhauses. Plötzlich verzogen sich die Lippen des Vampirs zu einem eigenartigen Lächeln, dann drehte er sich um und kam zu ihr hinüber.
 

Charly stöhnte leise, als er den riesigen Haufen von Akten auf seinem Schreibtisch erblickte, das konnte sich doch unmöglich innerhalb einer Woche angesammelt haben. Er ging um das breite Möbelstück herum und griff wahllos ein paar Blätter. Dolly, der gute Geist der Abteilung guckte mit einem verschmitzen Lächeln um die Ecke. "Sie hatten mich doch gebeten, alles zu besorgen , was ich über ungeklärte Mordfälle in den letzten 4 Jahre, die sich überwiegend nachts abgespielt hatten finden konnte. Charly hob skeptisch eine Augenbraue und warf die Blätter zurück auf die anderen. " Tja, ich fürchte ich habe noch einen Auftrag für sie. Können sie mir vielleicht auch noch Unterlagen über eine Organisation Namens Hellsing beschaffen? Holen sie alles ran was sie finden können." Dolly nickte zögernd, dann war sie verschwunden.

Er wollte schon nach seinen Zigaretten suchen, als ihm eine Idee kam. Schnell griff er zum Telefon. Es dauerte nur zwei Freizeichen, bis sich die Stimme von Zdziarstek meldete. Charly war für einen Moment erstaunt. " Ich dachte sie wären nur für zwei Wochen hier Professor?" meldete er sich und Zdziarstek lachte. "Ah, Mr. Peterson. Ich habe lange nichts mehr von ihnen gehört? Heulen die Wölfe immer noch?" Charly spürte eine Gänsehaut seinen Nacken entlang wandern. " So zu sagen. Ich habe noch ein paar Fragen an sie. Bleiben sie noch länger in England?" " Ein paar geschäftliche Dinge halten mich hier noch eine Weile fest. Was kann ich denn noch für sie tun?" "Das möchte ich doch lieber persönlich klären, wann haben sie Zeit?" Für einen Moment war es still in der Leitung. " Kommen sie am besten Donnerstag abend nach Oxford." Dann war das Gespräch beendet.
 

Die Reifen gaben ein hohes Quietschen von sich, als Integra unter beherztem Bremsen den Wagen zum Stehen brachte. Sie glitt aus dem Wagen und sah zu der unbeleuchteten Haustür, die wenige Meter vor ihr den Eingang zu einem vierstöckigen Mietshaus markierte.
 

Nach dem er drei Stunden lang versucht hatte, aus den Wust von Akten schlau zu werden, lehnte er sich mit leicht schmerzverzehrten Gesicht zurück. Die Rippen pochten wie ein Schlagzeug in seiner Brust und machten ihm das Atmen schwer. Vorsichtig schob er sich aus seinem Stuhl. Vielleicht war es doch klüger wieder nach Hause zu gehen.

Er meldete sich bei Dolly ab und fuhr zurück zu seiner Wohnung. Im Auto fiel ihm noch etwas ein, schnell griff in die Innenseite seiner Jacke und fummelte ein Stück Papier samt Stift hervor. Unter leichten Schlenkern kritzelte er eine Nummer auf den Zettel, dann steckte er beides wieder ein. Als er wenig später die Haustür aufschloss, überkam ihn eine Welle der Müdigkeit. Er hängte seine Jacke an die Garderobe und ging ins Wohnzimmer. Die Leuchtreklame des gegenüber liegenden Hotels warf gespenstische Lichtfetzen über die Möbel und Charly griff schnell zum Lichtschalter. Sein Blick glitt durchs Zimmer. Irgendwas in seinem Kopf meldete ein Warnsignal, doch alles schien wie immer. Er stöhnte. Das war nicht der Charly von früher. Langsam hatte er das Gefühl an Paraneuia zu leiden. Vielleicht sollte er einfach nur Duschen und danach ins Bett gehen. Er knipste das Licht aus und ging hinüber zum Badezimmer. Als sein Blick auf die weiße Wanne fiel, kam ihm eine noch bessere Idee. Baden! Schnell huschte er zurück in die Küche. Das war es was er jetzt brauchte, eine Wanne voll Schaum und dazu ein Gurkensandwich nach Petersonart. Er öffnete die Kühlschranktür und angelte nach den Zutaten. Mit der Gurke im Mund, der Butter und dem Toast in beiden Händen wollte er mit einem Schups seines Ellenbogens die Tür wieder schließen, als sie ihm von alleine entgegen kam. " Guten Appetite Mr. Peterson" Charly fiel vor Schreck die Gurke aus dem Mund und die Butter klatschte mit einem lauten Plumps auf den Boden. Integra verzog dabei keine Mine. Ihre Hand ruhte auf dem geschlossenen Schrank und Charly schnappte hörbar nach Luft. " Wie zur Hölle kommen sie hier rein!" stieß er schließlich hervor. Dabei hielt er das Toastbrot wie ein Kissen umklammert. Integras Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. " Na ja ich schätze auf die gleiche Art wie sie, durch die Tür?" Charly keuchte immer noch, doch nun haute er das Brot donnernd auf die Küchenzeile. " Verdammt noch mal die Tür war zu!" Integra hob überrascht die Augenbrauen. "Wirklich? Sie sah über seine Schulter in Richtung Flur. "Nun, dann muss ich wohl durchs Fenster geflogen sein." Charly verzog verärgert die Stirn. Machte sich diese Frau etwa über ihn lustig? Sie ging nun an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Zögernd folgte er ihr. Integra schaltete das Licht ein und blieb dann, in der Mitte des Raums stehen. " Was wollen sie überhaupt hier?" Langsam drehte sie sich zu ihm um. " Sie wollten mir doch sofort Bescheid geben, wenn sie neue Informationen haben Mr. Peterson. Charly spürte schon wieder eine Gänsehaut auf seiner Haut wachsen. Der Klang ihrer Stimme wurde auf einmal so merkwürdig. Wie vor ein paar Tagen, als sie sich in dem Haus von Mr. Salonica von einander verabschiedet hatten. Irgendwie fühlte er sich komisch und er schluckte ein paar mal, bevor er ihr antwortete. " Ich war heute zum ersten mal wieder im Dienst, ich habe keine neuen Informationen, ich...." "Wirklich nicht?" Sie kam direkt auf ihn zu. Charly blinzelte, konnte es sein, das sie nicht einmal mit den Wimpern zuckte, während sie mit ihm sprach? Wieder ertappte er sich dabei, dass er nicht von ihren Augen ablassen konnte. Was war nur so besonders an ihnen?. Er kam nicht darauf, obwohl es ihm so vorkam, als ob er an nichts anderes mehr denken konnte. Sie lächelte wieder und plötzlich hielt sie einen Zettel in der Hand und Charly hatte das Gefühl, jemand hätte einen Eisbeutel über ihn ausgeschüttet. Es war der Zettel aus seiner Jackentasche, den er gerade vor einer halben Stunde geschrieben hatte. " Wer verbirgt sich hinter dieser Nummer Mr. Peterson?" Wieder musste er schlucken, bevor er ihr antwortete. " Ein alter Freund bei der Militärpolizei, er und ich sind zusammen zur Schule gegangen, ich dachte das er vielleicht ein paar Kontakte hat, die ich gebrauchen kann." Die Worte sprudelten wie von selbst aus ihm heraus."Sehr schlau von ihnen Charly." Sie steckte den Zettel in die Brusttasche seines Hemdes und er ließ es widerstandslos geschehen. Sie drehte sich langsam und ging in Richtung Flur. " Ich möchte das sie mich sofort anrufen, wenn sie mit ihm gesprochen haben und das Gleiche gilt für den Professor." "Natürlich" Ihm schauderte es vor seiner eigenen Stimme, die sich anhörte wie eine verrostete Gartentür. Sie war nun im Dunkel des Raumes verschwunden. " Bis dann Charly, dann hörte er nur doch die Tür klappen. Wie betäubt sah er ihr nach, dann ging er stumm zurück ins Badezimmer.
 

Leise vor sich hin singend fuhr Integra zurück nach Hampstead. Sie fühlte sich großartig. Irgendwie satt und zufrieden. Als sie an einer Straßenlaterne vorbei kam, funkelte für einen kurzen Augenblick, das Metall des Kronkorkens auf, der auf ihrem Armaturenbrett, wie ein Spielball hin und her schleuderte. Sie griff nach ihm und grinste. Dann warf sie ihn aus dem geöffneten Seitenfenster. Wie ein blinkender Funke hüpft er über den Asphalt und verschwand dann in den schwarzen Schatten eines Gullys. Immer noch grinsend fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Dann lachte sie. Wenn es trocken war, schmeckte es entsetzlich, aber selbst in diesem Zustand erfüllte es noch seinen Zweck.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2004-11-06T12:32:05+00:00 06.11.2004 13:32
Dritte!!! *hehehehe*

*räusper* War *seufz* mal wieder genial. So langsam fällt einem echt nichts mehr ein. Finde auch dass die Wortwahl mal wieder sehr gut war;)
Hoffe es geht sehr schnell weiter!!!!
Gruß Mari
Von:  das-schrecken
2004-11-05T19:32:08+00:00 05.11.2004 20:32
Großartiges Kapitel!
Mir gefiehl das Gespräch zwischen Integra und Charly sehr gut. Der Schluss war einfach fabelhaft.
Standartsatz: Schreib bitte schnell weiter!
Mfg
Von:  Aurel
2004-11-05T11:23:06+00:00 05.11.2004 12:23
Erste!! *muahahah*

Wieder tolles Kapitel, besonders der Schluss hat mir gut gefallen! Noch mal besonders der letzte Satz! *g* Das hast du sehr gut geschrieben! Du findest immer so schöne Worte, Auch als Charly seine Wohnung betritt (ich meine das mit den Lichtfetzen der Neonreklame) - sehr atmosphärisch!! *lob*

Schade, dass Helena nicht mehr vorgekommen ist ... *schnief*

Schreib bitte bitte bald weiter!!


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