Miracle

III.

Titel: Miracle (3/7+Epilog)

Autor: KimRay

e-mail: KimRay@gmx.de

Kategorie: Romance

Unterkategorie: ein ganz klein wenig Humor???
 

Inhalt: Harry hat ein Problem mit Valentinstagen, trifft jemanden, dem er eigentlich lieber aus dem Weg ging und muss Konsequenzen ziehen, mit denen er am allerwenigsten gerechnet hätte. Und außerdem hat ein gewisser Blonder auch noch ein Wörtchen mitzureden.
 

DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
 

Anmerkungen: Und weiter geht's! Diesmal gibt es auch wieder ein bisschen Draco. :)
 

Beta: Wieder mal fiZi von Animexx. Danke für alles!
 

Big thanks an: Shiruy, Black-cat, Dax, Jeanca, sekhmet, Devil_SSJPan, Fee_der_Nacht und littleRanchan! Dank Euch sehr! :) und macht weiter so!
 

LG KimRay
 

III.
 

Harry POV
 

Das war auch der Name, auf den meine kleine Hexe Anfang Februar im Beisein ihrer Paten Albus Dumbledore und Amorina DelBianco getauft wurde.

Ich hatte mich ein wenig vor Lilly Anns erster Begegnung mit Professor Dumbledore gefürchtet und sein Blick traf auch wie erwartet überrascht meinen, als er sie das erste Mal sah.

Lilly Anns Augen hatten inzwischen exakt dieselbe Farbe, wie Dracos, so weit mir das in Erinnerung war.

Albus sagte nichts.

Als sei nichts gewesen begann er augenblicklich Scherze mit meiner Tochter zu treiben. Sie sah ihn dabei äußerst skeptisch an. Er überließ es auch nur zu gern Amorina, sie während der Taufe zu halten und das irritierte mich schon ungemein.

Doch erst am Abend, als Lilly Ann längst schlief und wir noch ein wenig beisammen saßen, brachte ich den Mut auf nach dem Grund zu fragen.

Er schmunzelte das altvertraute Schmunzeln.

"Ich wollte doch nicht, dass den armen Pastor der Schlag trifft!" Amorina brachte diese Antwort zum lachen und das irritierte mich noch mehr, doch Albus klärte mich auf.

"Weißt du, Harry! Ich habe in meinem Leben eine ganze Menge kleine Kinder gesehen, aber eins, das werde ich wohl nie vergessen! Es hat gebrüllt, kaum, dass seine Mutter auch nur den Versuch machte, es für einen Augenblick jemand anderem zu überlassen!" Was wollte er damit sagen? "Bei dieser Taufe bin ich auch dabei gewesen!", fuhr er fort, "Wenn ich mich recht erinnere wurde der Knirps auf den Namen Harry James getauft!"

"Oh!", brachte ich heraus und Amorina konnte sich kaum noch halten vor Lachen.
 

Albus Dumbledore POV
 

Er hatte sich gemacht, der Junge. Das stand fest. Die Beschreibungen, die ich immer wieder von Amorina erhalten hatte, waren besorgniserregend gewesen, doch inzwischen sah er wieder fit aus.

Und er liebte dieses zauberhafte kleine Ding abgöttisch.

Draco Malfoys Tochter!

Kein Wunder, dass er damit nicht herausgerückt hatte und es wunderte mich auch nicht mehr, dass er das Kind damals um keinen Preis seinem anderen Vater hatte überlassen wollen.

Harry kannte Draco, sein Vater hatte ihn töten wollen und er selbst hatte ihm Rache geschworen. Um nichts in der Welt, würde er für ein Kind ein solches Szenario heraufbeschwören, wie er es mit Draco erlebt hatte.

Sein Kind.

Ich hatte gewusst, dass Amorina die beste Wahl war, doch selbst sie hatte am Ende gezweifelt, dass er es schaffte das Baby zu akzeptieren, doch mal wieder hatte er alle überrascht.

Manchmal fragte ich mich wirklich, wie ihm das immer wieder gelang. Eigentlich müsste ich ihn doch kennen. Eigentlich müsste ich doch wissen, dass er seine Entscheidungen mit dem Herzen trifft.

Und Lilly Ann war eine Herzensentscheidung.

"Wie geht es Ron und Hermione?" Ich hob den Blick und sah ihn überrascht an. Das hatte ich nicht erwartet. Als mir Amorina mitgeteilt hatte, dass er seinen Namen geändert hatte, wusste ich, dass er mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte. In jeder Beziehung.

Ich fragte mich, ob es Absicht war, dass sie uns allein gelassen hatte.

"Ich hätte nicht erwartet, dass du nach ihnen fragst." Harry senkte den Blick.

"An manche Dinge gewöhnt man sich leichter, an andere weniger leicht!"

"Sie hätten es verdient, Harry! Manchmal weiß ich nicht, ob gerade Hermione nicht vielleicht noch heute unter der Frage, was aus dir geworden ist, leidet! Dieser letzte Eindruck von dir, den sie in Zaubertränke hatten, hat ihnen beiden glaube ich große Angst gemacht! Ich habe ihnen zwar immer wieder glaubhaft versichert, dass du dich erholt hast, doch ich bin mir sicher, sie würden das lieber von dir selbst hören!"

"Ich schätze, dazu bin ich zu feige!"

"Du, Harry???" Manchmal setzte eindeutig sein Verstand aus und er lachte nun selber leise.

"Lächerlich, ich weiß! Aber glauben Sie wirklich, dass Ron die Sache mit Lilly Ann verstehen würde? Bei 'Mione mach ich mir da keine Sorgen, aber Ron! ...Manchmal verstehe ich es doch selber nicht!"

Harrys Blick ging nun ins Leere. Mir war klar, was er meinte.

Es war unmöglich, Lilly Anns zweiten Vater zu verleugnen. Ich denke, er lag richtig mit seiner Einschätzung, doch etwas verblüffte mich noch sehr viel mehr.

Er weigerte sich noch immer, zu akzeptieren, was die Existenz seiner Tochter eigentlich bedeutete.

Und das größte Problem dabei war, dass ich es im Grunde selber nicht verstehen konnte.
 

Harry POV
 

Okay!

Ganz ruhig!

Nicht nervös werden!

Keine Panik!

Ich versuchte tief durchzuatmen.

Es war schwierig.

Snape hatte in den letzten Wochen des Schuljahres alle Tränke, die für die Prüfung relevant waren noch einmal gebraut, also hatte ich es im Keller unseres Hauses genauso getan, aber da war es nebensächlich gewesen, wie es gelang und vor allem hatte er mir nicht über die Schulter geschaut dabei.

Natürlich hatte Albus all meine Arbeiten an Severus weitergereicht. Sie waren von ihm persönlich korrigiert worden. Und natürlich hatte er regelmäßig etwas daran auszusetzen gehabt, aber das war jetzt nebensächlich.

Das Snape mir mehr oder weniger über die Schulter schaute, war ich gar nicht mehr gewöhnt und genau das war heute der Fall.

Die verdammte Kristallkugel stand neben mir auf dem Arbeitstisch und die Fledermaus konnte mich darin sehen. Unablässig starrte er mich an, obwohl er wusste, dass eine zuverlässige Aufsichtsperson im Raum war.

Es war ein Schock für mich gewesen, als Albus mir mitteilte, das Snape darauf bestand. Er hatte sich ja sogar angeboten, auch bei Zaubertränke selbst die Prüfung durchzuführen, doch Snape hatte sich geweigert.

Und ich war der Dumme dabei. Meine Hände begannen so zu zittern, dass ich sie sinken ließ. Ausgerechnet einen Lehrer aus Hogwarts hier in Amorinas gemütlichen Haus direkt vor der Nase sitzen zu haben, selbst, wenn es nur in einer Kristallkugel war, war eine schreckliche Erfahrung.

Ich konnte ihn höhnisch Lächeln sehen.

Er war der einzige, der ohne Rücksicht auf Verluste Theater aufführte, seit er wusste, dass Albus mich auch die Abschlussprüfung außerhalb von Hogwarts schreiben ließ.

Alle anderen Lehrer hatten sich zwar gewundert, doch natürlich Professor Dumbledores Entscheidung, die auch vom Ministerium genehmigt war, akzeptiert.

Das war der einzige Vorteil, Harry Potter gewesen zu sein.

Es nützte mir aber im Moment gar nichts, denn es half mir in Sachen Snape nicht weiter. Ich konnte Rinas besorgten Blick spüren und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass die Zeit verrann.

Lilly Ann schlief. Sie war mit einem Schlafzauber belegt, etwas, was ich sonst hasste, aber anders konnten wir das Problem nicht lösen.

Amorina musste meine Prüfung beaufsichtigen. Die Wiege meiner Kleinen stand so, dass Snape sie nicht sehen konnte.

Mist verdammter!

Er würde mich nicht kriegen!

Und er war schuld daran, dass meine arme Kleine vier Stunden durchschlafen musste. Ich knallte meine bisherigen Aufzeichnungen auf den Tisch und sah Snape aufschrecken.

Ohne ihn noch einmal anzusehen, begann ich von vorn.

Zwei Stunden später füllte ich meinen Trank in eine Phiole und verkorkte sie, schenkte Severus Snape ein selbstgefälliges Lächeln und gab Amorina einen Wink, dass sie das Zeug weitergeben sollte.

"Sie haben noch Zeit, Mister Potter!"

"Ich brauche keine Zeit mehr! Sie können das Zeug haben! Ich bin fertig!" Mehr, als es jetzt war, würde es nicht werden und ich war mir ziemlich sicher mich gut geschlagen zu haben.

Das war etwas, was mich überraschte. In Hogwarts hatte ich alle Freiheit der Welt gehabt, mich aufs Lernen zu konzentrieren und hier, obwohl ich mit Lilly Ann alle Hände voll zu tun hatte, hier machte es mir gar keine Probleme mehr.

"Gut!", sagte Snape inzwischen mit Bosheit in der Stimme, "Destination: Zaubertränke-Kerker. Wir haben extra für sie einen Kamin angezündet, Mister Potter!" In Hogwarts wusste niemand, dass ich nicht mehr Potter hieß. Darauf hatte ich bestanden. Albus würde für die Richtigkeit meiner Unterlagen sorgen.

,Schwätz du nur, alte Fledermaus!', dachte ich und sah mich nach Rina um.

"Hast du es gehört?"

"Ja, hab ich!" entgegnete sie mit einem undeutbaren Lächeln und nahm meine Prüfungsunterlagen. "Du warst spitze, Harry!...Professor Snape, ich bin gleich bei ihnen!" Ohne zu zögern löschte sie die Kristallkugel und meinte zu mir:

"Weck deinen kleinen Liebling und geh an die frische Luft!...Ist ja eine unglaubliche Suppe hier unten!"

Das musste sie mir nicht zweimal sagen, ich nahm Lilly Ann aus der Wiege, weckte sie auf und ging mit ihr hinaus in den Garten.
 

Draco POV
 

Er hatte ,Mister Potter' gesagt, da war ich mir absolut sicher!

Mein Hauslehrer benahm sich schon seit Beginn dieser Prüfung äußerst seltsam. Normalerweise schwirrte er die ganze Zeit durch den Kerker und ließ keinen aus den Augen.

Heute taten das Professor Sinistra und Professor Vektor für ihn und er starrte die ganze Zeit in die Kristallkugel auf seinem Tisch, so als ließe er jemanden nicht aus den Augen.

Ich hatte schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt, diesen Blick zu kennen. Als ich jetzt Harrys Namen aufschnappte, hatte ich irgendwie nicht den geringsten Zweifel, dass er es war, der irgendwo seine Prüfung in Zaubertränke schrieb.

Harry.

Ich hatte überraschend lange gebraucht, darüber hinwegzukommen, dass ich ihn wahrscheinlich nie mehr wieder sehen würde.

Und ich hatte noch länger gebraucht, mir das einzugestehen.

Als Albus Dumbledore den besorgten Schülern erklärt hatte, dass Harry Potter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren würde, hatte schockiertes Schweigen geherrscht und bei den Gryffindors hatte es einige Mädchen gegeben, die zu weinen begannen.

Überrascht hatte mich, dass auch Granger weinte. Inzwischen wusste ich, dass niemand eine Ahnung hatte, wo Harry war. Nicht einmal seine besten Freunde.

Und jetzt schrieb er die Abschlussprüfungen für den ZAG.

Das war ein starkes Stück.

Ich ließ Snape nicht aus den Augen. Die Kristallkugel interessierte ihn nicht mehr. Vermutlich gab es nichts mehr zu sehen. Er ging zum Kamin hinüber.

Noch so eine Kuriosität. Noch nie hatte in den Kerkern der Kamin gebrannt.

Doch der Zweck wurde mir schnell klar. Eine Frau erschien in den Flammen und sie erinnerte mich erschreckend an Professor McGonagall, mit ihren strengen, kalten Zügen.

Ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen und ich bekam den Eindruck, dass sie Snape auslachte.

Meine Güte! Ich könnte wetten, Harry hatte kein gutes Haar an seinem Lieblingslehrer gelassen.

Sie reichte eine Hogwartsmappe mit den Prüfungsunterlagen zu Snape und schickte seine übliche Prüfungsausstattung hinterher: Federn, mit denen man nicht schummeln konnte, verhexte Pergamente, die alles zeigten, was je darauf geschrieben worden war, die Zutaten und alle anderen Hilfsmittel die keinen Betrug zuließen.

Argwöhnischer Paranoiker! Wenn Dumbledore zuließ, dass Harry seine Prüfungen außerhalb machte, würde er auch dafür sorgen, dass er keinen Schmu machen konnte.

Soweit konnte man sich auf den alten Kauz verlassen.

Gleich darauf war die Frau wieder verschwunden, Snape ging zu seinem Schreibtisch zurück, legte die Sachen dort ab und begann nun den Rest seiner Schüler mit seiner Anwesenheit zu quälen, doch es war nicht zu übersehen, dass es ihn in den Fingern juckte, einen Blick auf das zu werfen, was Harry gemacht hatte.

Immer wieder schlenderte er unauffällig an seinem Tisch vorbei, solange bis er es aufgab, die Mappe öffnete und zu lesen begann.

Da sein Gesicht dabei immer finsterer wurde, wusste ich, dass man Harry gratulieren konnte. Er hatte es ohne Zweifel geschafft, eine gute Leistung abzuliefern und Severus Snape die Laune gründlich zu verderben.

Ich versank in Gedanken. Meine Sachen hatte ich fertig. Zaubertränke war schon immer ein Klacks für mich.

Harrys Name hatte meine Erinnerungen wieder aufgerüttelt und ich fragte mich, wie er am Unterricht teilgenommen haben könnte, ohne hier zu sein. Sehr schnell glitt ich jedoch wie üblich zu der Frage ab, die mir seit damals keine Ruhe mehr ließ.

Was wäre wohl zwischen uns beiden passiert, wenn er Hogwarts nicht verlassen hätte?

Und was, bei allen schwarzen Hexen, hatte es zu bedeuten, dass ich einfach nicht hinter mir lassen konnte, was in der Nacht nach St. Valentine passiert war?

Nicht mal nach all der Zeit und all den anderen, die nach ihm gekommen waren..
 

Albus Dumbledore POV
 

Es war immer wieder etwas Besonderes. Ich hatte es nun schon so oft erlebt und doch war es jedes Mal von neuem ein erhebendes Gefühl.

Einen Jahrgang nach bestandenen Prüfungen ins Leben zu entlassen, machte mich stolz. Stolz auf das, was diese jungen Zauberer und Hexen geleistet hatten, stolz auf das, was Hogwarts als Ganzes leistete.

Und doch empfand ich diesmal einen schmerzhaften Stich in der Brust.

Es hätte auch Harrys große Abschlussfeier sein sollen. Er hatte es sich so hart verdient. Er hatte so viel für uns alle getan und nun schloss er hinter Hermione als Zweitbester ab, weigerte sich jedoch nach Hogwarts zu kommen, um sein Diplom persönlich entgegenzunehmen.

Nicht mal das tat er.

Ich wusste nicht, wie lange Amorina und ich auf ihn eingeredet hatten, erst Recht als feststand, wie gut er gewesen war, doch er hatte sich hinter Lilly Ann versteckt und darauf beharrt nicht an der Abschlussfeier teilzunehmen.

Keiner hatte erwartet, dass er es so gut machen würde. Nicht einmal Remus und dieser hatte wirklich Gottvertrauen in ihn. Severus natürlich erst recht nicht. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es gerade ihn besonders wurmte, Harry selbst in seinem Fach so hervorragend abschneiden zu sehen.

Minerva war einfach nur Stolz auf Harry, auch wenn er natürlich keine Punkte mehr für Gryffindor holen hatte können.

Dank Hermione Granger hatten sie jedoch den Hauspokal trotzdem gewonnen.

Besonders für sie und Ron wäre es wohl wichtig gewesen, ihn noch einmal zu treffen, sicher sein zu können, dass es ihm tatsächlich wieder gut ging, doch er weigerte sich.

In Anbetracht der Tatsache, dass er ein furchtbarer Lügner war, war das vielleicht sogar verständlich, doch deswegen hatte ich trotzdem das Gefühl, dass er andere Gründe hatte.

Mein Blick wanderte hinüber zum Tisch der Slytherins.

Draco Malfoy war wie immer das Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er stand als Zweitbester in der Chronik der Hogwartsabsolventen. Harry betrachtete sich nicht als Hogwartsabsovent. Das wusste ich, doch das hätte mich nicht wirklich interessiert.

Noch war ich Leiter dieser Schule.

Doch das Ministerium hatte mir einen Riegel vorgeschoben. Harry hatte zwar seine Prüfung nach den Standards von Hogwarts gemacht, doch als Howgwartsabsolvent konnte ich ihn nicht führen, denn er war zur Prüfung nicht hier gewesen.

Nur Schüler, die auch ihre Prüfung in Hogwarts gemacht hatten, galten auch als Absolventen. Nur sie durften in der Chronik stehen.

Draco war der Gewinner in dieser Sache. Er stand auf Platz zwei.

Noch immer konnte ich nicht begreifen, wie zwischen diesen beiden ein Miracle zustande kommen konnte.
 

Draco POV
 

"Na das ist ja ein Ding!", Pansy hatte ihr in dunkelgrünes Leder gebundenes Slytherin-Jahrbuch auf geschlagen und starrte es mit offenem Mund an. "Wieso ist Potter im Abschlussjahrbuch?"

Augenblicklich schnappte ich mir meine eigene Ausgabe, die wir zusammen mit dem Abschlussdiplom überreicht bekommen hatten und schlug sie auf.

Tatsächlich. Harry war drin, seine ZAG's standen darunter und das Foto konnte nicht alt sein, denn so kannte ich ihn nicht.

Was immer mit Harry Potter passiert war, es hatte ihm verdammt gut getan.

Warum in aller Welt gab mir das jetzt einen Stich?

"Hatte der alte Kauz nicht gesagt, er käme aus gesundheitlichen Gründen nicht zurück? Krank sieht der aber nicht aus!" Inzwischen herrschte an allen Tischen Unruhe und Pansy brachte zum Ausdruck, was die meisten an unserem Tisch dachten.

"Wie hat er seine ZAG's gemacht? Das kann doch gar nicht sein!...Schaut euch das an, er muss einer der besten gewesen sein!", bemerkte nun Blaise und ich stellte fest, dass sie Recht hatte. Nur Granger, zwei Ravenclaws und ich hatten so viele ZAG's, wie unter Harrys Namen standen.

Die Diskussion, einmal aufgeflammt, ging nun heftig hin und her. Vor allem mokierten sich meine Hauskameraden darüber, dass er so gut abgeschnitten hatte.

Ich achtete nicht darauf. Ich starrte das Bild an.

Es war ein Muggelfoto, genauso schwarz-weiß, wie die magischen, doch ohne Bewegung. Er wirkte verschlossen. Seine Augen zeigten eine Vorsicht, die mir fremd war, so als wolle er der Welt nicht mehr zeigen, wer er war.

Die schwarzen Haare waren ein wenig länger als früher, das Gesicht wirkte schmaler.

"Hey, er sieht wirklich verdammt gut aus! Noch besser als früher!", schnappte ich plötzlich auf. Es kam erneut von Pansy. Zustimmendes Gemurmel war von einigen anderen Mädchen zu hören.

Besten Dank, alte Kuh!

Sie brachte zum Ausdruck, was mir durch den Kopf ging. Harry sah tatsächlich verdammt gut aus.

Warum musste mir das schon wieder einen Stich versetzen?

Meine Laune wurde von Minute zu Minute düsterer. Das war nicht die Art Erinnerung, die ich mir für meinen Abschluss in Hogwarts vorgestellt hatte.
 

"Malfoy?" Es war Grangers Stimme, die mich aus meinen verworrenen Gedanken riss. Sie stand vor mir und hielt mir ihr dunkelrotes Gryffindorjahrbuch entgegen.

"Was willst du denn hier?", schnarrte ich sie kalt an. Sie erwartete doch nicht etwa wirklich einen Vers zur Erinnerung von mir, oder?

"Für Harry! Vielleicht willst du ja auch deinen Senf dazu geben!", erwiderte sie völlig unbeeindruckt und ließ mich nicht aus den Augen.

Himmel noch mal, wie kam sie denn auf die Idee?

Als ich das Buch jedoch aufschlug, wusste ich warum. Wenn ich das richtig überblickte, hatten bis jetzt alle Schüler der Abschlussklasse unterschrieben und nur die Slytherins fehlten noch.

Meine Hauskameraden warteten auf meine Reaktion.

Sie starrten mich, ob der Tatsache, dass ich das Buch überhaupt genommen hatte an, als hätte ich plötzlich Hörner bekommen und ich spürte einen Kloß im Hals. Das kam auch selten vor.

Einerseits wollte ich mir keine Blöße geben, andererseits wollte ein Teil von mir Harry Potter Lebwohl sagen und ich wusste, dass das hier die letzte Chance dafür war.

"Hast du 'ne Feder?"

Na bravo, ich wurde immer besser! Aber es war leider so, dass ich tatsächlich keine dabei hatte. Sie reichte mir eine weiße Eulenfeder und augenblicklich musste ich an Hedwig denken, die in Hogwarts zurück geblieben war.

Warum er das getan hatte, verstand ich bis heute nicht.

So, nun war ich in Besitz einer Feder, jetzt musste ich mir nur noch ganz genau überlegen, wie weit ich mich zum Narren machen wollte.

Shit!

Letztendlich tat ich etwas, was ich sonst nie tat und Pansy neben mir sah mich entsprechend irritiert an, doch das war mir gleich. Mir war auch gleich, dass Harry damit garantiert nichts anfangen konnte, es ging nur ums Prinzip.

Ich unterschrieb mit Draco Dorian Malfoy und setzte noch mein Siegel darunter.

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich das tat. Normalerweise gab es nur ein kaum leserliches Malfoy und garantiert kein Siegel und mir war klar, das Pansy sich dessen ganz deutlich bewusst war, denn sie hatte dieses kaum leserliche Malfoy in ihrem Buch, doch das war mir egal.

Sollten sie denken, was sie wollten!

Es ging um Harry und in diesem Moment begriff ich, dass er mich vermutlich niemals mehr ganz loslassen würde.

Zwischen uns hatte sich etwas geändert, das nicht mehr auszulöschen war. Es mochte sein, dass es nur diese eine Nacht gewesen war, doch ich hatte in diesen Stunden etwas begriffen, das meine Sicht auf Harry vollkommen veränderte.

Er mochte ein Held sein, doch er war genauso allein, wie ich.
 

Am Ende hatten alle unterschrieben, auch die Slytherins. Ich erntete einige beleidigte Blicke, doch das war mir egal. Sogar Granger hatte mich mit rätselhaftem Blick angesehen, als ich ihr das Buch zurückgab, aber das war mir genauso egal.

Ich war ein Malfoy! Was interessierten mich die Ansichten der anderen.

Es war Grangers Jahrbuch. Ihr Name prangte in goldenen Lettern unter dem Gryffindorwappen auf dem Einband. Sie wollte es für ihren Freund hergeben und ich stellte fest, dass mir das eine gewisse Achtung abrang, auch wenn es mich doch eigentlich nicht überraschen dürfte.

Als sie all ihre Unterschriften zusammen hatte, ging sie mit Weasley an ihrer Seite zu Dumbledore und gab ihm das Buch.

Es war Zufall, dass ich am nächsten Tag auf dem Bahnhof mitbekam, wie Albus Dumbledore an Hermione, die als eine der letzten in den Zug stieg, heran trat und ihr ein anderes Jahrbuch mit rotem Ledereinband und Gryffindorwappen überreichte.

Sie warf nur einen einzigen Blick darauf, bevor ihr die Tränen aus den Augen stürzten und ich verrenkte mir unauffällig den Hals um den Einband zu sehen, als sie das Buch hochhielt, um es Weasley zu zeigen, der offenbar schon im Zug war.

Auf dem Einband stand in vertrauten goldenen Lettern Harry James Potter Jahrgang 1997/98.
 

Harry POV
 

Ich starrte das Buch an, wie ich es schon getan hatte, als Albus es mir weitergab.

Hermiones Abschlussjahrbuch.

Das war das einzige, was ich vergessen hatte, komplett. Und Amorina hatte auch noch mitgespielt und Albus ein Foto von mir beschafft.

Jetzt prangte mein Bild einschließlich meiner ZAG's im Hogwarts-Abschlußjahrbuch 97/98, doch das war eigentlich Nebensache.

Es traf mich tief zu sehen, dass mein ganzer Jahrgang unterschrieben hatte, sogar die Slytherins und Draco.

Ich gestand es mir nur ungern ein, doch diese Unterschrift war eine von denen, die ich besonders lange angestarrt hatte.

,Draco Dorian Malfoy' stand da, mit Siegel.

Und ich fragte mich, ob er das bei allen gemacht hatte.

Ich hatte nicht mal gewusst, dass er mit zweitem Vornamen Dorian hieß.

Ein nobler Name, so wie der ganze Kerl, wenn er nur nicht so eisig wäre.

Mein Blick hing eine Ewigkeit an seinem Foto und ich registrierte jede einzelne Ähnlichkeit zwischen ihm und Lilly Ann. Es war schockierend und ich begrub die Hoffnung, dass sich daran jemals etwas ändern würde.

Draco hatte meiner Tochter ganz klar seinen Stempel aufgedrückt. Keiner, der ihn kannte, würde nur einen Augenblick daran zweifeln, dass Lilly Ann genauso seine Tochter war, wie sie meine war.

Sie war ihm zu ähnlich und jeden morgen, wenn sie die Augen aufschlug und mich mit all ihrer Herzlichkeit anstrahlte, gab es mir einen Stich, denn ich musste daran denken, das Draco mich niemals so ansehen würde.

Doch im Grunde waren es ein paar wenige Worte von Ron und Hermione, die mich heute Nacht keinen Schlaf finden ließen.

Ich hatte ihre Fotos stundenlang betrachtet, doch in mein Herz hatte sich gegraben, was sie mir wohl zum tausendsten mal versichert hatten, ohne es jemals in Worte gefasst zu haben:
 

>>Wann immer Du uns brauchst, wir sind für dich da!<<
 

Sie hatten beide unterschrieben und ich wusste, dass sie jedes Wort meinten. Niemals zuvor hatte etwas meine Entschlossenheit, die Vergangenheit hinter mir zu lassen, so sehr ins Wanken gebracht, wie diese wenigen Worte.

Gedankenverloren starrte ich von meinem Lieblingsplatz, der breiten Fensterbank meines Zimmers, in die Dunkelheit hinaus, die Gesichter von Ron und Hermione deutlich vor Augen und einen nagenden Schmerz im Herzen, denn das war der Abschied, der mir von allen am schwersten gefallen war.

,Sie hätten es verdient!', hatte Albus zu mir gesagt und er hatte Recht, doch mir fehlte ganz einfach der Mut. Mir fehlte der Mut, mich der Wahrheit zu stellen und ich wusste nicht, ob ich ihn jemals aufbringen würde.

Ich konnte Lilly Anns leise Atemzüge hören. Noch lag sie in ihrem Bettchen, doch irgendwann in der Nacht würde sie anfangen leise vor sich hin zu schimpfen, so lange bis ich sie zu mir holte.

Amorina schimpfte mich dafür, doch ich sah keinen Grund Lilly Ann diese Nähe zu verweigern. Manchmal fragte ich mich, ob ich das tat um sie für meine Abneigung während der Schwangerschaft zu entschädigen, doch selbst dann war es mir egal.

Ich liebte es, sie ganz nah bei mir zu haben.

Wie sollte ich nur meinen Freunden beibringen, dass ich eine Tochter von Draco Malfoy hatte?

War das denn überhaupt möglich?

Darauf hatte ich keine Antwort. Ich wollte Ron und Hermione wieder sehen, doch anlügen wollte ich sie nicht und ihnen die Wahrheit zu sagen zu müssen, machte mir Angst, denn ich hatte keine Ahnung, wie besonders Ron darauf reagieren würde.

Ich hatte Albus mein eigenes Jahrbuch für Hermione gegeben, denn schließlich hatte sie ja nun keins mehr. Nur ein einziges Wort hatte ich zustande gebracht und selbst das war zittrig, doch es war absolut ehrlich.
 

>>Danke!<<
 

tbc