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Miracle

von

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VI.

Titel: Miracle (6/7+Epilog)

Autor: KimRay

e-mail: KimRay@gmx.de

Kategorie: Romance

Unterkategorie: ein ganz klein wenig Humor???
 

Inhalt: Harry hat ein Problem mit Valentinstagen, trifft jemanden, dem er eigentlich lieber aus dem Weg ging und muss Konsequenzen ziehen, mit denen er am allerwenigsten gerechnet hätte. Und außerdem hat ein gewisser Blonder auch noch ein Wörtchen mitzureden.
 

DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
 

Anmerkungen: Sturköpfe unter sich, kann man hier nur sagen!
 

Beta: fiZi von Animexx. Wie immer big thanks!
 

Big thanks für die Reviews an: Miyazawa-chan, Manya, Kiki1966d, sekhmet, ackigirl, Devil_SSJPan, littleRanchan, Natsuki_Sayori, SayuriHantaigawa, Aya Malfoy und vickysnape! Grüße an all die neuen Kommi-Schreiber! An alle, die es sonst noch lesen: rafft Euch auf und lasst mich mal Eure Meinung hören!
 

Ansonsten bin ich echt froh Eure Kommis zu erhalten und hoffe, dass Ihr schön so weiter macht!
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

Lg KimRay
 


 

VI.
 

Amorina POV
 

Dass er tatsächlich noch mal auftauchen würde nach dem Zoff, den die beiden letzte Nacht gehabt hatten, hätte ich nicht erwartet, doch als ich jetzt die Tür aufmachte, stand er draußen und ich begann mir ob seiner Hartnäckigkeit das erste Mal Gedanken zu machen.

"Harry ist nicht da!" Es hatte den Anschien, als sei er noch ein wenig blasser, als gestern, aber das wunderte mich nicht sonderlich. Sogar Harry hatte heute Mittag übel ausgesehen.

Wenn mich nicht alles täuschte, konnte bei ihm von Schlaf letzte Nacht keine Rede gewesen sein, obwohl Albus und ich mitbekommen hatten, wie er Draco morgens um drei hinauskomplimentiert hatte.

"Schlitten fahren, oder?" Ich nickte. Was sollte ich lügen. Er würde ihn eh finden, wenn er wollte. Davon hatte mich Albus inzwischen überzeugt, und langsam begann ich das auch zu glauben.

"Danke!" Er erwartete doch wohl nicht, dass ich darauf reagierte?

An seiner Eiseskälte hatte sich nichts geändert - und an meiner Einstellung ihm gegenüber auch nicht.
 

Harry POV
 

Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer kam, als Lilly Ann, die sich gerade mit Danielles Sohn eine Schneeschlacht geliefert hatte, hastig auf die Füße kam und einen Moment später an meinen Beinen klebte.

"Daddy auf!", war das klare Kommando und ich tat ihr den Gefallen, bevor ich mich umwandte und mit einem Mal große Mühe hatte nicht über Danielles Gesicht zu lachen.

Ihr stand förmlich der Mund offen, als sie Draco sah und gleich darauf Lilly Ann anstarrte.

Was das anging, merkte man sofort, dass Draco Profi auf dem gesellschaftlichen Parkett war. Ich hätte nicht gewusst, was ich sagen sollte.

"Hallo, Harry!", meinte er zu mir, bevor er Danielle die Hand hinhielt.

"Darf ich mich vorstellen? Dorian Malfoy, Lilly Anns Mutter war meine Zwillingsschwester!" Das veranlasste mich, den beiden augenblicklich den Rücken zuzuwenden, denn mir schoss derartig das Blut in den Kopf, dass ich mir vorkam wie ein Feuermelder.

Himmel noch mal, der Kerl log ohne rot zu werden! Ich stotterte schon bei einer absolut lebenswichtigen Ausrede. Schließlich hatte ich ihr ja gestern nicht sagen können, dass Lilly Ann zwei Väter hatte.

"Daddy!" Froh, abgelenkt zu werden, widmete ich mich meiner Tochter. Sie wies den Hügel hinauf. Weg von Draco und Danielle.

Wieso stellte er sich eigentlich als Dorian vor? Bis zu seiner schwungvollen Unterschrift in Hermiones Jahrbuch hatte ich nicht mal gewusst, dass das sein zweiter Name war.

"Hey, Lilly Ann, sagst du mir nicht Hallo?", kam es in dem Moment von hinten.

Es geschah, was ich erwartet hatte. Lilly Ann tat so, als habe sie nichts gehört.

<Gib's ihm, Süße, umso schneller sind wir ihn wieder los!... Hoffentlich...> Letzte Nacht hatte ich natürlich nicht schlafen können.

Was hatte ich erwartet?

Ich hatte das Bett fluchtartig wieder verlassen und der Rest Feuerwhiskey, der in der Küche auf dem Tisch gestanden hatte, war mir sehr verführerisch vorgekommen.

Gott sei Dank konnte ich mich beherrschen.

"Sag ,Hallo', Lilly Ann!" Ein giftiger Blick und Draco wurde wieder ignoriert.

"Auf!" Wieder zeigte der Arm den Hügel hinauf.

"Wollen wir Tom mitnehmen?" Tom hieß Danielles Sohn. Lilly Ann schüttelte energisch den Kopf. Sie hatte heute nicht die Absicht zu teilen, weder mit Tom, noch mit Danielle und erst Recht nicht mit Draco.

Er machte auch keinen weiteren Versuch.

Er blieb einfach nur unten stehen und sah zu. Ich stellte fest, dass mich das ungemein irritierte, denn es hatte absolut nichts mit seinem hartnäckigen Verhalten von gestern zu tun.

Das machte mir, glaube ich viel mehr Sorgen, als alles andere, denn es zeigte, dass Draco meinte, was er sagte.
 

Und leider behielt ich damit Recht.

Das Schlimme daran war eigentlich, dass ich mich irgendwann daran gewöhnte, zumindest äußerlich. Draco tauchte nicht jeden Tag auf, doch er kam regelmäßig und selbst Amorina, die aus ihrer Abneigung ihm gegenüber keinen Hehl machte, gewöhnte sich irgendwann daran.

Am hartnäckigsten hielt sich Lilly Ann.

Sie, wegen der er das tat, sie stellte sich am stursten und das in jeder Beziehung. Lilly Ann behandelte Draco auch Wochen später noch wie Luft und er hatte ohne Zweifel begriffen, dass er auch dann keine Chance hatte, wenn er versuchte die Initiative zu ergreifen.

Wenn ich ehrlich war, verstand ich nicht, warum sie das tat.

Sicher, was in mir vorging, wenn er kam, das wusste ich.

Seit ich ihn wieder regelmäßig sah, fand ich auch wieder regelmäßig keinen Schlaf, doch das, was ich früher schon gekonnt hatte, konnte ich heute erst recht.

Ich würde nicht zeigen, was seine Nähe mit mir anstellte. Und ich war mir eigentlich auch sicher, dass ich das vor meiner Tochter verbarg.

Lilly Ann verhielt sich mir gegenüber völlig normal. Sie klammerte nicht unnötig, um ihre Besitzansprüche mir gegenüber nachdrücklich zu bekunden und sie schmollte mit mir, wenn es mal nicht nach ihren Kopf ging.

Das sagte mir, dass zwischen uns alles bestens stand und sie keine Angst hatte, mich teilen zu müssen.

Draco jedoch behandelte sie, als sähe sie in ihm eine echte Bedrohung und das verstand ich überhaupt nicht, denn er verhielt sich mir gegenüber so distanziert, als seien wir nichts weiter, als Bekannte.

Ich hatte ihm offenbar zweifelsfrei klar gemacht, dass ich jede Annährung nicht gnädig aufnehmen würde und er hielt sich daran. Es schien ihn nicht mal sonderlich zu interessieren.

Genau, was ich wollte.

Warum gab es mir dann einen Stich?
 

Draco POV
 

<Wenn ich nicht so genau wüsste, wo du das her hast, du kleine Zicke, würde ich dir was erzählen!> Langsam begann es mich ernsthaft zu stören, dass das kleine Biest mich noch immer wie Luft behandelte, vor allem, weil ich es inzwischen als so sinnlos empfand, mir all das anzutun.

Lilly Ann hatte wahrhaftig mehr von den Malfoys, als ihr Aussehen. Sie schaffte es konsequent, mich zu ignorieren und diese Fähigkeit, gemeinsam mit Harrys Dickkopf, erwies sich als unüberwindbares Hindernis.

Was mich dabei am meisten überraschte war die Tatsache, dass Harry sich darüber zu wundern schien. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es genau das war, worauf er sich verließ.

Inzwischen sah das aber irgendwie nicht mehr so aus. Lilly Anns Hartnäckigkeit irritierte ihn.

Auch wenn er es nicht zugab, er ging nicht mehr davon aus, dass ich ihm Lilly Ann wegnehmen wollte. Das sagte mir Amorina DelBiancos schlechte Laune und der Umstand, dass er kein wirkliches Problem mehr damit hatte, Lilly Ann auch mal mit mir allein zu lassen.

Amorina misstraute mir genauso konsequent, wie Lilly Ann mich ignorierte.

Der Einzige, der seine Einstellung mir gegenüber geändert hatte, war derjenige, von dem ich es am wenigsten erwartet hatte.

Harry.
 

"Hallo, Draco!" Ich konnte nicht anders, mir klappte die Kinnlade herunter, als plötzlich Albus Dumbledore im Wohnzimmer stand.

Amorina hatte mich wie üblich hier abgestellt. Harry war mit Lilly Ann etwas besorgen und ich hatte zu warten.

Und nun stand der Schulleiter von Hogwarts vor mir. Ich sammelte mich:

"Professor Dumbledore?!?", mehr oder weniger. Begrüßung konnte man das wohl nicht nennen. Er schmunzelte, seine übliche rätselhafte Reaktion auf alles.

"Es gibt keinen Grund mehr, so förmlich zu sein, mein Junge! Ich bin nicht mehr dein Schulleiter! Nenn mich ruhig Albus!"

Okay, das war's!

Mein Mund stand erneut offen.

War er jetzt komplett durchgedreht? Vater hatte ja schon immer behauptet, er habe eine Meise, aber das... das begriff ich jetzt nicht.

"...äh..." Wieder ein Schmunzeln, bevor er zum Kamin ging, sich ein Bonbon aus der Schale auf dem Sims nahm, auspackte und in den Mund schob.

"Du wunderst dich, dass ich hier bin! ...Harry war der Meinung, ich müsste unbedingt Lilly Anns Pate sein! Wo steckt er eigentlich?"

"...oh..." Ob ich es wohl auch noch schaffen würde etwas Zusammenhängendes heraus zu bringen?

Soso, Albus Dumbledore war also Pate meiner Tochter! Interessant! Harry hatte wirklich alle Maßnahmen getroffen, die in seiner Macht standen, um für optimale Sicherheit zu sorgen.

Misstrauischer Bastard!

Dem Gedanken fehlte jeder Biss. Harry hatte allen Grund mir zu misstrauen.

"Sie... ich weiß nicht, wo sie sind... irgend etwas besorgen!" Zu diesem ,Albus' konnte ich mich absolut nicht durchringen. Offenbar hatte ich doch mehr Respekt vor meinem früheren Schulleiter, als ich gedacht hatte.

Er kam nicht dazu, etwas zu erwidern, denn die Haustür ging, ein Quietschen war zu hören - Harry hatte Lilly Ann frei gelassen, das wusste ich, denn das hörte sich immer so an und ich wunderte mich manchmal, wie er es schaffte, sie so unter Kontrolle zu behalten - die Tür flog auf und der Wirbelwind stürmte herein, nur um augenblicklich zu erstarren.

"Hallo, Lilly Ann!", meinte ich, wohl wissend, was passieren würde. Dumbledore schmunzelte ihr ebenfalls entgegen.

"Hallo, kleine Miss Evans!"

"Hi, Albus! Draco!", kam es von der Tür in der nun auch Harry stand.

Lilly Ann bewegte sich wieder. Ich sah Harry an. So entging mir der Rest, aber das erfuhr ich erst später.
 

Harry POV
 

Ich hatte nicht erwartet, Draco zu sehen, doch als Lilly Anns Schritte im Wohnzimmer augenblicklich verstummten, wusste ich, dass er da war.

Natürlich hätte auch Albus diese Reaktion ausgelöst, doch ich schloss automatisch auf Draco, denn er war derjenige, der regelmäßig auftauchte. Albus kam nur manchmal auf einen Plausch vorbei.

Dracos Blick verursachte mir das obligatorische Kribbeln im Nacken und ich wich ihm aus - nur um im nächsten Moment zum ersten Mal in meinem Leben einen so unglaublichen Ärger auf meine Tochter zu empfinden, dass ich mich umdrehen und gehen musste, wenn ich nicht explodieren wollte.

Sie hatte zwischen Draco und Albus hin und her geschaut, ein paar Mal. Die logische Konsequenz wäre es gewesen, hinter meinen Beinen zu verschwinden, doch das tat sie nicht.

Sie machte mit solch einer Dreistigkeit klar, wo sie stand, dass es mir einen Schock versetzte und ich wusste, dass es Albus ähnlich ging.

Lilly Ann ging auf ihren Paten zu, zupfte an seinem Umhang und strahlte ihn an.

Alles Weitere entging mir, denn das war der Moment, in dem ich den Raum verließ.

"Daddy!", schallte es mir nach. Ich ignorierte es.

"DADDY!", wieder flog die Tür auf, doch ich sah Lilly Ann nicht an. Ich fragte mich nur, wohin ich verschwinden könnte, ohne dass sie mich erwischte, denn ich hatte das Bedürfnis sie zu schütteln und das wollte ich nicht.

Blieb der Fluchtweg die Treppe hinauf, doch es half nicht viel, Lilly Ann war auf allen Vieren auch ganz schnell die Treppe oben.

"Daddy auf!"

<Ja, schenk du mir nur dein engelsgleiches Malfoy-Lächeln, mein Liebling, du hast gerade einen großen Fehler gemacht! Und Daddy will dich im Moment nicht sehen!>

Ich konnte im Zimmer verschwinden und abschließen, doch dann würde ich ihr Geschrei hören. Ich konnte ihr die Meinung sagen und sie würde mich anhimmeln, dass mir jedes Wort im Hals stecken blieb oder ich konnte disapparieren.

Und das war es auch, was ich dann tat.
 

Albus Dumbledore POV
 

"Du meine Güte!" ich war mir nicht ganz im Klaren darüber, was gerade vorgefallen war, denn noch nie hatte mir Lilly Ann freiwillig ein Lächeln geschenkt, doch das, was nun passierte, verstand ich erst recht nicht.

Sie war aus dem Zimmer gelaufen, ohne Zweifel ihrem Vater hinterher, der aus irgendeinem Grund ziemlich sauer gewesen zu sein schien.

Und nun brüllte sie wie am Spieß.

Mein Blick traf Draco, doch der schien genauso wenig zu verstehen, was vor sich ging.

"Harry wird das schon regeln!", war sein einziger Kommentar.

"Ist Amorina nicht da?"

"Ich glaube, sie zieht es vor, nicht da zu sein, wenn ich da bin!" Er sah beinahe so aus, als amüsiere ihn das, und ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Draco hatte sicher einen schweren Stand in diesem Haus, doch er war hier, das war es, was zählte. Und ich wusste, dass Harry das inzwischen akzeptierte.

Was mich ein wenig irritierte, war die Tatsache, dass ihn Lilly Anns herzzerreißendes Geschrei überhaupt nicht zu beeindrucken schien.

"Du bist aber schon sicher, dass Harry das regelt!"

"Warum?"

"Weil er, glaube ich, nicht mehr im Haus ist!"
 

Draco POV
 

Das war ein mittelschwerer Schock. Und ich wette Dumbledore hat mir das angesehen.

Wieso sollte Harry ohne Lilly Ann das Haus verlassen?

Genauer gesagt: Wieso sollte er sie brüllend zurücklassen?

Das war doch sonst gar nicht seine Art.

"Ich... ähm... ich seh mal schnell nach!" Dumbledores Blick ruhte auf mir, als ich hastig hinausging. Mir war schon klar, was er dachte, wenn ich ruhig da saß, während Lilly Ann brüllte, doch normalerweise war es nicht nötig, dass ich mich darum kümmerte.

Dafür war Harry da. Das hatte Lilly Ann so entschieden.

Aber falls Harry tatsächlich nicht mehr hier war, war niemand da außer mir und Dumbledore.

Das Brüllen kam von oben. Dort war ich noch nie gewesen. Entschlossen stieg ich die Treppe hinauf.

Lilly Ann saß schreiend am Boden, die Ärmchen noch immer ausgestreckt, so wie sie es jedesmal tat, wenn Harry sie hochnehmen sollte, doch eben dieser war nicht zu sehen.

Plötzlich spürte ich einen Kloß im Hals. Darauf war ich absolut nicht vorbreitet, doch ich hatte leider keine andere Wahl.

"Hey, Kleines, was ist denn passiert?" ich machte nicht den Fehler, sie einfach so hoch zu nehmen. Ganz gewiss nicht. Dazu kannte ich sie inzwischen zu gut. Wenn sie nicht von sich aus entschied, zu mir zu kommen, würde sie nur noch mehr Theater machen.

Lilly Anns Kopf ruckte zu mir herum, doch das Weinen hörte nicht auf. Sie nahm nur die Hände herunter und deckte sie über ihre Augen.

"Sorry, wenn du mich nicht sehen willst, aber es ist keiner weiter da!"

Noch lauteres Weinen war die Folge.

"Hey! ...Er kommt schon wieder, da brauchst du keine Angst zu haben!" Nun sah sie mich doch an. Himmel, was für ein Bild des Jammers. Ohne Zweifel war sie es nicht gewohnt, wenn ihr Daddy sie hängen ließ. Ich fragte mich eigentlich nur, was ihn zu dieser Reaktion veranlasst hatte. "Na, was ist... kommst du mit?"

Noch immer schwammen die Tränen in ihren Augen und sie schluchzte herzzerreißend, doch nun sah sie mich an dabei. Und schien zu begreifen, dass ich ihre einzige Wahl war, denn plötzlich hob sie die Ärmchen wieder und streckte sie mir entgegen.

Ich musste schlucken.

"Bist du dir sicher, dass du das willst?"

Nein, ganz gewiss wollte sie nicht, doch sie ergab sich in ihr Schicksal und während das Weinen wieder anschwoll, blieben die Arme, wo sie waren.

Unsicher hob ich sie vom Boden. Nie zuvor hatte ich ein so kleines Wesen in den Armen gehalten und ich hatte keine Ahnung, ob ich es richtig machte, doch Lilly Ann war das egal. Ihre Arme schlangen sich um meinen Nacken und sie klammerte sich, noch immer weinend, an mich.

Es war das seltsamste Gefühl, dass ich je in meinem Leben verspürt hatte und mir wurde klar, dass ich wirklich keine Ahnung gehabt hatte, worauf ich mich eingelassen hatte.

Das begriff ich erst in dem Moment, als Lilly Ann mir all das Vertrauen schenkte, was sie hatte, weil ich im Moment der Einzige war, den sie hatte.

"Ssschhh, ist ja gut!" Nichts war gut. Daddy war weg und interessanter Weise regte es mich inzwischen auf, dass er sie so hatte sitzen lassen.

Was dachte er sich dabei? Er wusste doch ganz genau, das Amorina meistens verschwand, wenn ich da war. Und er wusste auch, dass Lilly Ann auf meine Gesellschaft nicht besonders wild war.

Was also sollte das? Nun, das würde ich ihn später fragen müssen, denn er war nicht da.

Entschlossen, erst mal das Beste draus zu machen, ging ich in Richtung Treppe, um Lilly Ann mit hinunter zu nehmen. Doch kaum, dass sie das begriff, wehrte sie sich energisch.

Einen Arm noch immer um meinen Nacken geschlungen, gestikulierte sie wild den Gang hinunter, noch immer schluchzend.

Sah ganz so aus, als könne sie nicht akzeptieren, dass Daddy nicht da war. Wie auch? Er war immer da gewesen.

Ich fragte mich erneut, was Harry veranlasst hatte zu verschwinden, während ich Lilly Anns drängen folgte und notgedrungen auch die Tür öffnen musste, vor der sie mich stoppte.

Ich war nicht begeistert davon, dieses Zimmer zu betreten. Inzwischen wusste ich, dass sie beide in diesem Raum schliefen - und dass Lilly Ann weiterhin regelmäßig jede Nacht zu Harry ins Bett krabbelte.

Ich hatte es mitbekommen, als er darüber sprach, dass sie inzwischen aus dem Bett herauskletterte.

Der Raum war leer.

Und überraschend ordentlich. Am Boden lagen nur ein paar Bausteine und ein riesiger Plüscheisbär. Die Betten waren gemacht und zum Fenster wehte die laue Frühlingsluft herein.

Harry war nicht da und das musste auch Lilly Ann akzeptieren.

Sie betrachtete mit verweinten Augen das Bett.

"Daddy?" Entschlossen wandte ich mich um und diesmal leistete sie keinen Widerstand, als ich mit ihr hinunterging.

"Er kommt wieder, Lilly Ann! Glaub mir! Er lässt dich nicht allein!" Daraufhin schlang sich auch ihr anderer Arm wieder um meinen Nacken und sie schmiegte sich an mich.
 

"Ihr zwei habt das geklärt, oder?" Albus Dumbledore sah mich aufmerksam an, als ich wieder ins Wohnzimmer kam.

"Ich hab zwar keine Ahnung, was er sich dabei denkt, aber wir haben es geklärt! Nicht war, Lilly Ann?" Verstimmtes Schnüffeln war die Antwort. Glücklich war sie über diese Lösung nicht.

Leider hatte Harry weder mir, noch ihr eine andere Wahl gelassen.
 

Harry POV
 

Das Haus war dunkel, als ich zurückkam, mit mehr als nur einem schlechten Gewissen, doch ich wusste, dass ich diese Zeit gebraucht hatte.

Ich hatte sie gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich Draco vertraute, was seine Absichten in Bezug auf Lilly Ann anging, um zu begreifen, dass es ein gemeines Spielchen war, das Lilly Ann mit ihm trieb und um meinen Ärger über sie zu verkraften.

Das war am schwierigsten gewesen, denn eigentlich hatte ich mich zu Anfang genau darauf verlassen. Es war absolut in meinem Sinne gewesen, dass Lilly Ann Draco aus unserem Leben ekelte.

Ich fragte mich, wann sich das geändert hatte.

Leider hatte sich in den letzten Wochen so viel geändert, dass ich mit dem ,Wann' nicht mehr recht nachkam.

Ich ließ ein leises Seufzen hören, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Mir war ein wenig komisch im Kopf und ich wusste jetzt, wie Draco sich in der Bar gefühlt hatte.

Wodka-Lemon war wirklich ein Teufelzeug und ich konnte wohl von Glück reden, dass ich es bei diesem einen belassen hatte, denn ich war an Alkohol überhaupt nicht mehr gewohnt.

Entschlossen, mich schnell noch bei Albus für mein Benehmen heute zu entschuldigen ging ich ins Wohnzimmer, denn durch den Spalt unter der Tür konnte ich sehen, dass dort noch der Kamin brannte.

Ich war jedoch kaum auf der Türschwelle, als ich auch schon mitten in der Bewegung erstarrte.

Er lag ausgestreckt auf der Couch, mit dem Rücken zu mir, doch sein gleichmäßiger Atem zeigte mir an, dass er schlief, und mir klopfte augenblicklich das Herz im Hals.

Das war der erste Schock. Den zweiten versetzte mir die Tatsache, dass Lilly Ann wohl auch auf dieser Couch liegen musste, denn ich konnte ihren Eisbären sehen.

Ohne den schlief sie schon seit Weihnachten mehr.

Leise wandte ich mich um, hastete die Treppe hinauf und warf einen vorsichtigen Blick in Amorinas Schlafzimmer.

Es war leer. Siedendheiß fiel mir ein, dass sie morgen als Gastrednerin auf einem Kongress in Lausanne sprechen würde und vermutlich schon aus dem Haus gewesen war, als ich mit Lilly Ann zurückkam.

Ich hatte Draco und Lilly Anne allein gelassen.

Oh Gott!

Etwas sagte mir, dass der erstere mir das wahrscheinlich ernsthaft übel nehmen würde. Aber andererseits, und das brachte mich jetzt fast zum lachen, denn die beiden schliefen schließlich friedlich zusammen auf der Couch, sah es ganz so aus, als habe diese Kurzschlussreaktion meinerseits auch einen gewissen Vorteil für Draco.

Ich fragte mich, ob der auch morgen noch anhalten würde, als ich zurück ins Wohnzimmer kam und die beiden auf dem Sofa etwas genauer betrachtete.

Es amüsierte mich ungemein, dass sie es mit Draco, trotz aller sonst aufgebotenen Ignoranz seiner Anwesenheit, im Schlaf genauso machte, wie mit mir.

Ihre kleinen Finger hatten sich in sein teures Hemd gewunden und hielten ihn fest, die Nase hatte sie an seine Brust gedrückt. Warum der Eisbär bei dieser Konstellation immer ins Bett sollte, würde für mich wahrscheinlich ewig ein Rätsel bleiben.

<Tja Malfoy, da siehst du mal, wie das ist!>, ging es mir durch den Kopf, doch leid tat er mir trotzdem, denn ich ahnte, dass sie es ihm nicht leicht gemacht hatte und darauf war Draco garantiert nicht gefasst gewesen.

"Silentium!", flüsterte ich, um die beiden nicht zu wecken, wenn ich Albus Dumbledore kontaktierte.

"Albus Dumbledore!", meinte ich dann noch immer schmunzelnd, als ich eine Hand voll Flohpulver ins Feuer warf. Einen Augenblick später erschien Albus Gesicht in den Flammen. Er schmunzelte ebenfalls und ich senkte verlegen den Kopf.

Trotzdem hatte ich irgendwie den Eindruck, als sehe er ziemlich zufrieden aus.

"Hallo, Harry! Wieder zu Hause?"

"Sorry, aber mir sind heute Nachmittag die Sicherungen durchgebrannt."

"Das hab ich gemerkt, ob du mir wohl erklären könntest, warum?" Er sah so schulmeisterlich dabei aus, dass ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen konnte.

"Du hast dich nicht gewundert, oder?"

"Über Lilly Ann? Doch!"

"Das war richtig frech von ihr! Malfoy taucht hier dreimal die Woche auf und sie ignoriert ihn, du tauchst einmal im Monat auf und sie grinst lieber dich an, als ihn eines Blickes zu würdigen!"

"Und das hat dich geärgert? ...Ich dachte, es sei das, was du wolltest!" Ich hatte den Anstand rot zu werden.

"Er gibt sich Mühe, und wenn er verdammt noch mal meint, er muss sie unbedingt sehen, dann soll er halt!" <Man ich sollte wirklich langsam aufhören so zu tun, als habe ich etwas dagegen... und mir vielleicht eingestehen, dass... nun ja... dass...>

"Harry!" Albus riss mich aus meinem Gedankengang.

"Äh... entschuldige, was?" Herrjemine, ich hatte vergessen, daran zu denken, dass Albus möglicherweise Gedanken lesen konnte.

"Ich sagte: Es freut mich, dass du es endlich begriffen hast! Er ist nicht mehr derselbe, auch wenn du ihn noch immer so sehen willst!" Das stimmte nicht... nicht mehr, aber das würde ich Albus nicht sagen.

"Sind sie klar gekommen?", lenkte ich vom Thema ab.

"Einigermaßen! Dein kleines Engelchen hat sich an ihren zweiten Daddy geklammert, nachdem sie keine andere Wahl mehr gehabt hat, aber ich bezweifle, dass es dabei bleibt! Dazu hatten sie zu viele Differenzen!"

"Differenzen?" Zwischen Draco und Lilly Ann konnte es eigentlich nur Differenzen geben, wenn man es genau nahm. Was also wunderte ich mich?

"Nun, machen wir uns mal nichts vor, mein Junge! Du bist Wachs in ihren Händen! Bei Draco wird ihr das nie gelingen! ...Da kommt sie übrigens!" Ich wandte mich um und sah, dass er Recht hatte.

Lilly Ann stand ein paar Schritte von mir entfernt und sah mich mit großen Augen an.

"Sieht so aus, als müsstest du das noch heute mit ihr klären! Aber ich schätze mal, sie gehört zu denen, die dir alles verzeihen, oder?" Ich konnte sein Grinsen regelrecht hören. "Ich wünsch dir eine gute Nacht, Harry!"

"Danke, dir auch, Nacht, Albus! ...Finite Incantatum..." , entgegnete ich abwesend und mit einem leisen Knacken verschwand Albus Gesicht aus den Flammen, während mein Silentium verlosch.

Mein Blick hing an Lilly Anns müdem Gesichtchen. Ohne es zu wollen verspürte ich erneut einen Anflug von Ärger und das überraschte mich wirklich. Sah ganz so aus, als könnte ich nur schwer verzeihen, dass sie Draco so behandelte. Darüber sollte ich lieber nicht genauer nachdenken.

"Daddy lieb!", flüsterte meine Tochter und ihr Blick brach mir beinahe das Herz. Ich ging in die Hocke und Lilly Anns Linke krallte sich in meine Jeans.

"Ich hab mich heute sehr über dich geärgert, Lilly Ann! Es war wirklich nicht nett, was du vorhin mit Draco gemacht hast! Er gibt sich Mühe und du ärgerst ihn!" Ihr Blick wanderte zur Couch, nur kurz. Dann drängelte sie sich an mich.

"Daddy Bett!" Na wunderbar! Draco hatte also offensichtlich nur eine Chance, wenn ich nicht in Reichweite war.

"Und Draco?"

"Draco Bär!" Ah, das konnten wir also auch, wenn wir wollten.

"Wie wäre es mit Daddy - Bär und Draco - Lilly Ann!"

"Lilly Ann Daddy Bett! Bär Draco!" Müde kuschelte sie ihr Gesicht an meine Schulter, aber so leicht würde ich es ihr nicht machen.

"Ich hab einen besseren Vorschlag! Wir lassen alles, wie es gerade war und Daddy kriegt sein Bett für sich allein!" Sie knurrte und einen schockierten Moment lang musste ich an das unwillige Knurren denken, das Draco damals im Nordturm von sich gegeben hatte, nachdem ich ihn gefragt hatte, ob er Colin sei.

"Lilly Ann Daddy Bett!" forderte sie nun mit Nachdruck.

"Wirst du lieb sein zu Draco?"

"Nein!", kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen, doch was mir daraufhin heraus rutsche, schockierte mich noch viel mehr.

"Was erwarte ich von einer Malfoy?"

"Malfoy!" Himmel, was hatte ich angerichtet.

"Vergiss es Lilly Ann, denk nicht drüber nach! Darf er den Bär behalten?" Ich könnte sie einfach hier bei ihm lassen. Der Effekt wäre riesiges Theater und ich stellte fest, dass ich darauf heute wirklich keine Lust mehr hatte.

Es ärgerte mich nur ein wenig, dass sie wach geworden war.

Wäre ich bloß nicht hereingekommen, nachdem ich es mitgekriegt hatte. Dann hätte ich ausnahmsweise Mal mein Bett für mich allein gehabt. Vielleicht hätte ich ja dann durchschlafen können.

"Draco Bär!", meinte Lilly Ann.

"Okay! Warum glaubst du, wäre mir wohl Draco, Lilly Ann, Bär lieber gewesen... ja lach du nur... irgendwann verbanne ich dich aus meinem Bett, das schwöre ich dir!", ich schnappte sie und richtete mich auf. Ich brauchte dringend eine Mütze Schlaf, doch bevor ich das Wohnzimmer verließ, hielt ich es aus unerfindlichen Gründen für notwendig, Draco wenigstens noch eine Decke zu verpassen.
 

Draco POV
 

Als er die Tür leise zugezogen hatte, schlug ich die Augen auf und atmete hörbar aus.

Lilly Ann hatte mich in die Rippen getreten, als sie über mich weg geklettert war und somit hatte ich die Debatte zwischen den beiden mitbekommen.

Soso, ich bekam also den Bär und Harry wollte sein Bett für sich allein! Ich gab ihm Recht. Mir hatten schon die paar Stunden auf der Couch gereicht.

Aber das war nur eine Sache.

,Was erwarte ich von einer Malfoy?' hatte er gesagt und das war der eigentliche Schock.

Er sah Lilly Ann als genau das, was sie war. Eine kleine Malfoy mit einem Potter-Dickschädel.

Wenn er ihr alles verzeihen konnte, warum hatte ich dann keine Chance?

Ich brauchte in dieser Nacht ewig, bis ich wieder eingeschlafen war.
 

"Auf!" Das klang energisch! Seit wann wurde man im Hotel geweckt?

"Autsch!"

"Lilly Ann, lass den Quatsch! Du sollst ihn nur wecken und ihm nicht die Haare ausreißen!"

Das war Harry.

Ich öffnete ein Auge und die Erinnerung kam zurück. Ich lag auf der Couch im Wohnzimmer von Amorina DelBiancos Haus und neben dieser Couch stand im Moment Lilly Ann, eine Hand voll von meinen Haaren zwischen den Fingern

"Morgen, Zwerg!" Das war meine Lieblingsbezeichnung für sie. Sie war ein Zwerg, zumindest in meinen Augen. Augenblicklich wandte sie sich ab und verschwand durch die Tür. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stand augenblicklich auf den Füßen.

Es war schon zwölf Uhr durch. Himmel war das peinlich. Warum hatte er mich nicht eher geweckt?

Einen Moment später stand ich in der Tür zur Küche. Lilly Ann hockte unter dem Tisch und stapelte Bausteine übereinander und Harry stand am Herd.

"...ähem... morgen..." Herrje, warum war ich so verklemmt?

Sie ignorierte mich und Harry sah sich um. Es schepperte und er fluchte.

"Daddy?", sie steckte den Kopf unter dem Tisch hervor.

"Schon gut, Süße, ich hab mich bloß dusselig angestellt!"

"...dusselig angestellt!"

"Ja... danke, Lilly Ann! ...ähem... morgen, Draco, das Bad ist die Treppe hoch und die erste Tür links! Liegt alles oben!"

"Warum hast du mich nicht eher geweckt?"

Warum schaute er mich jetzt so grimmig an?

"Weil wir auch erst vor einer Viertelstunde aufgestanden sind!" Das war jetzt aber nicht sein Ernst, oder? Der grimmige Blick war vergessen und ich schaute unter den Tisch.

"Du schläfst bis Mittag?" Lilly Ann wandte mir demonstrativ den Rücken zu und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.

"Was willst du zum Frühstück?"

"Egal... was es gibt!" Auf so etwas legte ich keinen besonderen Wert.

Interessanter war da schon die Tatsache, dass ich überhaupt zum Frühstück eingeladen wurde.
 

Harry POV
 

Als er endlich wieder aus der Küche verschwand, hatte ich das Gefühl, als gäben mir die Knie nach. Tief durchatmend lehnte ich mich gegen den Küchenschrank.

Das gerade hatte mir wirklich alle Beherrschung abverlangt, die ich zusammen kratzen konnte.

Ich konnte mich nur ziemlich düster daran erinnern, wie er damals ausgesehen hatte, in der früh auf der Couch, denn mir war wegen Lilly Ann so schnell schlecht geworden, dass ich nicht einmal mehr wusste, wie ich es bis zur nächsten Toilette geschafft hatte. Doch das gerade, das war ein Schock gewesen.

Himmel noch mal, ich fragte mich, ob er jeden morgen so sexy aussah.

Vermutlich hing es ganz einfach mit der Tatsache zusammen, dass sein Hemd nur noch von einem einzigen Knopf zusammengehalten worden war und mehr zeigte, als es verbarg, auch wenn ich ehrlich zugeben musste, dass ich mit den zerzausten Haaren wohl schon von Anfang an genauso viele Probleme hatte.

"Man, Lilly Ann, das kostet mich den letzten Nerv, aber wahrscheinlich hab ich es nicht anders verdient!"

Sie antwortete nicht. Ihre Bausteine hatten sie völlig in Beschlag genommen.

"Du bist mir keine Hilfe, Tochter!"

Resigniert füllte ich Lilly Anns Schokomilch in ihre Tasse, froh, dass ich den Topf vorhin gerade nicht vollkommen zu Boden befördert hatte.

Wenn das zur Gewohnheit werden würde, stand es um meinen Schlaf nicht besonders gut, und zum ersten Mal machte ich mir Gedanken darüber, was Draco wohl bei dieser ganzen Sache dachte.
 

Auf diese Frage gab es natürlich keine Antwort. Als er zehn Minuten später korrekt gekleidet am Tisch saß, und achtlos einen Toast hinunterschlang, wunderte er sich nur ausgiebig darüber, dass Lilly Ann so lange schlief.

Es dauerte nur ein paar Minuten und ein kurzes Blickduell zwischen den beiden, bis Lilly Ann wieder unter dem Tisch verschwand, ganz in die Nähe von meinen Knien.

"Was war das gestern für eine Einlage, Potter!"

"Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du mich nicht immer so nennen würdest!" Das regte mich, wenn ich ehrlich war, auf. Meist nannte er mich Harry und daran hatte ich mich gewöhnt, doch das Potter nervte mich. Ich war nicht mehr Harry Potter,

Draco sah mich nur spöttisch an, die linke Braue, wissend nach oben gezogen.

"Nenn mir einen Grund, warum ich dir einen Gefallen tun sollte!"

Okay, vergessen wir's!

"Das mit gestern... tut mir leid, aber... ich hielt es für eine gute Idee!" Nicht rot werden! Ja nicht rot werden!

"Gute Idee? ...Ich persönlich bin eher der Meinung, dass es eine üble Idee war!"

"Es hat funktioniert, oder!" Ich hatte keine Angst mehr rot zu werden. Sein kühler Ton half mir dabei ungemein.

Draco schwieg darauf und wir waren ohne Zweifel wieder bei Status quo.
 

Draco POV
 

Mein Hotelzimmer erschien mir an diesem Spätnachmittag wie eine Zuflucht und ich dachte zum ersten Mal darüber nach, aufzugeben.

Es hatte mich überrascht, dass er mir so ungeniert ins Gesicht log und hätte ich seine Diskussion mit Lilly Ann in der Nacht nicht mitbekommen, hätte ich es ihm abgenommen.

Langsam wurde mir Harry immer mehr zum Rätsel. Er zeigte so viele neue Masken, dass es unmöglich war, ihn irgendwie zu durchschauen. Und das war etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.

Sicher, was er gesagt hatte war richtig. Lilly Ann hatte begriffen, dass es auch mit mir ging, und das hatte Harry auch gleich bewiesen, denn kaum dass das späte Frühstück vorbei war, fragte er mich, ob ich noch ein bisschen Zeit hätte, da er gern etwas ohne Lilly Ann erledigen wollte.

Sobald er weg war, war ich wieder in, tauchte er wieder auf, ließ sie mich links liegen.

Erst im Nachhinein war mir klar geworden, was er getan hatte.

Er hatte mich mit Lilly Ann komplett allein gelassen, und ich fragte mich, ob ihm das bewusst gewesen war. Gestern hatte er noch gewusst, dass Dumbledore da war, doch heute war niemand außer mir bei ihr gewesen.

Irgendwie war das jedoch alles nebensächlich, auch wenn es möglicherweise bewies, dass er mir nicht mehr misstraute.

Etwas anderes machte mir viel mehr zuschaffen.

Meinem eigentlichen Ziel kam ich nicht einen Schritt näher. Es mochte sein, dass ich irgendwann die Zuneigung meiner Tochter gewann, doch ihrem anderen Vater kam ich keinen Schritt näher.
 

Von da an ging es abwärts.

Ich gab mir alle Mühe, das zu verhindern, doch ich schaffte es nicht.

Harry hatte begriffen, wie er Lilly Ann handhaben musste, um zu erreichen, was ich seiner Ansicht nach wollte. Das Resultat war, dass ich ihn selbst fast gar nicht mehr sah.

Üblicherweise sagte ich ihm oder Amorina, wann ich wieder kommen würde und so kam es, dass meist nur Amorina und Lilly Ann da waren, wenn ich kam. Wo Harry sich dann herum trieb, wusste ich nicht, und natürlich hatte ich auch kein Recht auf diese Information.

Ich kam wegen Lilly Ann und das war es, was ich bekam.

Sie war ein süßer kleiner Fratz. Je mehr sie begann mich zu akzeptieren, desto klarer wurde mir das. Hatte ich anfangs noch den Eindruck gehabt, dass sie total verzogen war, stellte ich bald fest, dass es schwierig war, ihr zu widerstehen.

Bei Harrys erstem Ausrutscher, hatte ich eine gewisse Wut im Bauch gehabt und genug Elan, meinen eigenen Kopf durchzusetzen. Das wurde von Mal zu Mal schwerer.

"Draco, komm!"

"Lilly Ann, du warst die ganze Zeit im Garten! Lass mich einen Kaffee trinken!"

Amorina hatte Kaffee gemacht und mich gefragt, ob ich welchen wollte. Es hatte mich schockiert, doch natürlich hatte ich sofort ja gesagt. Es sah ganz so aus, als ändere sich die Einstellung von Mrs. DelBianco mir gegenüber doch noch.

"Komm!"

"Nein!"

"Doch!", sie kam zurück, kletterte auf meinen Schoß und ich hörte Amorina verhalten lachen, als ihre Hände gegen meine Wangen patschten.

Ich musste wohl ein ziemlich düsteres Gesicht gemacht haben, denn sie setzte ihre Engelsmiene auf.

"Lieb sein!"

"Lass ihn Kaffee trinken, Lilly Ann! Es geht nicht immer nach dir!" Das hörte sie nicht gern, doch ihre Lösung war einfach. Sie machte es sich auf meinem Schoß bequem und schien das Kaffeetrinken überwachen zu wollen.

"Nerventöter! ...Willst du einen Keks?" Das Ende vom Lied war, dass ich von oben bis unten voller Krümel war, Amorina Lilly Ann eine Predigt über Tischmanieren hielt und keiner Harry bemerkte.
 

Harry POV
 

Ich war zu früh, das wusste ich, doch irgendwie hatte mich dieser Tag so fertig gemacht, dass ich nur noch nach Hause wollte. Es überraschte mich, als ich begriff, dass Amorina mit Draco und Lilly Ann im Salon Kaffee trank.

Es sah ganz so aus, als ändere sich Rinas Einstellung Draco gegenüber doch noch. Er war aber auch hartnäckig und ich wusste, dass er es geschafft hatte. Lilly Ann erzählte von ihm und das hieß, dass sie ihn akzeptiert hatte.

Ich versuchte mir nun schon seit Tagen einzureden, dass es das war, was ich für die beiden wollte, doch es war leider nicht alles.

Ich wollte noch etwas anderes, aber ich war schon lange zu der Überzeugung gekommen, dass Draco inzwischen erreicht hatte, was er wollte.

Unsere Tochter mochte ihn. Wann ich dazu übergegangen war, Lilly Ann als ,unsere' Tochter zu bezeichnen wusste ich nicht und genau dieses ,uns' war das Wort, das mich alle machte.

Es gab kein ,uns' zwischen Draco und mir. ,Uns' war nur Lilly Ann.
 

"Daddy!"

"Hi, Süße!" Lilly Ann hüpfte von Dracos Schoß, ignorierte Rinas Rede und kam auf mich zu gerannt. Ich fing sie auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sich ihre Arme um meinen Nacken schlangen.

"Hallo, Harry!", kam es von Rina und Draco.

"Willst du auch noch einen Kaffee?", fragte erstere.

"Nein, danke!" Rinas Blick wurde kritisch. Ich setzte Lilly Ann ab.

"Daddy weg?" Sie war nicht begeistert und ihr Blick wanderte zu Draco.

"Ich muss mit jemandem reden, Süße! ...Danach hab ich Zeit, okay!"

"'Kay!" Es war wohl die natürlichste Sache der Welt, danach zu Draco zurück zu gehen und ihm wieder auf den Schoß zu klettern. Er ließ sie nicht aus den Augen und ich wandte mich ab, um mein müdes Lächeln nicht zu zeigen.

Wenigstens Lilly Ann und Draco waren zufrieden.
 

Amorina POV
 

Ich wusste nicht, was es war, doch ich hatte den deutlichen Eindruck, dass Harry sich alles andere, als wohl fühlte. Ich hörte die Tür zur Bibliothek, nachdem er den Salon wieder verlassen hatte.

Es hatte mich überrascht, dass er so früh gekommen war. Normalerweise tat er das nicht, denn er wusste, dass Lilly Ann Draco dann sofort bei Seite schob.

Es sah zwar inzwischen für mich so aus, als sei das nicht mehr wirklich der Fall, doch er kam trotzdem meistens erst, wenn Draco gegangen war.

Plötzlich musste ich mir die Frage stellen, ob das nicht vielleicht an Draco lag.

Draco Dorian Malfoy hatte seine Ziele gründlich aus den Augen verloren. Das war zumindest mein Eindruck. Warum, wusste ich nicht. Bis auf dieses eine Mal, als sie sich damals vor der Tür gestritten hatten, hatte ich nie wieder den Eindruck bekommen, er sei viel mehr hinter Harry her, als hinter Lilly Ann.

Mir war klar, dass er mir sicher problemlos etwas vormachen konnte, wenn er wollte. Er kam jetzt fast vier Monate regelmäßig und hatte sich die ganze Zeit ausschließlich auf ihre gemeinsame Tochter konzentriert. Doch so gründlich er mich auch davon überzeugt hatte, dass ihm Lilly Ann wirklich wichtig war, hatte ich auch das Gefühl, dass er mit seiner eigentlichen Absicht zwar nicht abgeschlossen hatte, jedoch keinen Schritt vorwärts kam.

Es schockierte mich zu sehen, wie viele von Lilly Anns kleinen Eigenheiten von ihrem zweiten Vater stammten. Es fing an mit ihrem Misstrauen und endete bei ihrem Charme, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob sich Harry und Draco da vielleicht beide nicht viel nahmen.

Er war höflich, gut erzogen und zielbewusst und er zeigte eine Fassade, die ihm nicht gerecht wurde.

Die Kälte, die er zur Schau stellte, zeugte von seinem Misstrauen und war wohl reiner Selbstschutz. Sein beißender Sarkasmus war nervig, und er hatte die unmögliche Eigenschaft, sofort zu wissen, wie er einen wunden Punkt traf. Doch er attackierte sein gegenüber vor allem dann, wenn er sich angegriffen fühlte.

Ich hatte Bertramowitz ausgehorcht und ich hatte Albus interviewt, als mir klar wurde, dass er nicht aufgab. Am Ende hatte mich nichts mehr gewundert, doch entsetzt hatte mich am meisten die Tatsache, dass er nie nach Hause nach England ging, obwohl seine Mutter noch lebte.

Er lebte in diesem Hotel und kam zu Lilly Ann. Von Bernhard wusste ich, dass seine Familie steinreich war und dieser Lebenswandel deshalb wahrscheinlich kein Problem für ihn war. Er war gerade mal neunzehn und hatte noch eine Menge Zeit, sich zu überlegen, was er später machen wollte. Aber all das verriet etwas über Draco Dorian Malfoy, das ich niemals erwartet hätte.

Er war allein, genauso allein, wie Harry es mal gewesen war.
 

"Harry was ist los?" Er saß im Sessel vorm Kamin und starrte ins Leere. Erst als ich eintrat, hob er den Kopf.

Er war jeden Tag in Lausanne in der Hoffnung, die Aufnahmeprüfung für das dortige Medizinische Kolleg zu bekommen, und er arbeitete dafür wie ein Verrückter.

"Nichts, Rina, mach dir keine Gedanken!"

Ich schüttelte nur den Kopf.

"Wieder mal ein Anfall von Harry-Potter-Syndrom?" Der Blick, den er mir schickte war ungehalten. "Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst! ...Auch über das Problem draußen im Garten!" Harry tat mir nicht den Gefallen, darauf zu reagieren, auch wenn ich fast sicher war, dass es das war.

Ich wusste nicht, wie ich darauf kam. Harry hatte niemals Interesse gezeigt. An niemandem. Ich hatte nie den Eindruck gehabt, es gäbe da irgendwo jemandem, auch wenn er manchmal abends weggegangen war.

Harry lebte für seine Verantwortung und er zeigte kein Interesse.

Was, wenn er schon gehabt hatte, was er haben wollte, und sich nun von einer eisigen Fassade täuschen ließ?

"Ich habe kein Problem, Rina und das im Garten, hat sich, glaube ich, hervorragend von selbst gelöst!"

Ich musste lachen.

"Wenn du das glaubst, Harry! ...Dann meinetwegen! ...Du hast Lilly Ann versprochen zu kommen. Lass sie nicht solange warten!"

Er wollte nicht reden, also musste er allein klar kommen und ich würde ihm ganz bestimmt nicht sagen, dass er sich täuschte.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von: abgemeldet
2005-01-20T21:48:20+00:00 20.01.2005 22:48
Herrje, wenn die zwei kaltschnauzterrier noch länger aneinander vorbeireden bzw -schweigen, dann krieg ich echt noch mal nen Koller!!!
Von:  vickysnape
2004-11-29T21:08:12+00:00 29.11.2004 22:08
Oh ja was für ein süßes Kapi...
Gott aber du kannst einen Schocken. Da haut Harry glatt ab ohne seine Tochter? Und ist mit ihr auch noch böse? Beschimpft sie dann als eine Malfoy... oh ich kann ihn ja so gut verstehen... muss wirklich sehr, sehr schwer sein gegen eine kleine Malfoy-Potter (ganz schlechte Mischung, ganz schlecht...*g*)

Oh was les ich da. Malfoy wird langsam auch weich. Hoffentlich aber nciht so wie Harry, wer soll denn das Kleine Monsterlinchen dann erziehen... die setzt wirkich überall ihren Kopf durch...
Ich drück fest die Daumen, dass die beiden oder besser die Drei zusammen kommen, wäre echt zu schade, wenns doch nicht klappen sollte...

Also ich bin gespannt wie ein Flitzbogen. Ich freu mich schon jetzt auf Freitag...

bis dahin...

deine vickysnape
Von: abgemeldet
2004-11-29T16:54:02+00:00 29.11.2004 17:54
Lily Ann kann ja ganz schon dreist sein.
Wenn Harry net da ist, dann ist Draco gut genug, aber sonst ist er Luft oder wie?Aber süß ist es schon wenn man sich Draco und Dracokindchen auf dem Sofa vorstellt.
Ich hoffe Draco und Harry bekommen das bald mal in den Griff *mit-dem-Zaunpfahl-wink* ^.~

Greets Jeanca
Von: abgemeldet
2004-11-29T16:00:26+00:00 29.11.2004 17:00
ok.. süßes kapitel... mir ist aufgefallen das es nur noch zwei kapitel sind.. schade... ich freu mich auf das nchste Kpaitel.. inde msinne ranchan
Von: abgemeldet
2004-11-29T13:09:55+00:00 29.11.2004 14:09
Tjaja... Muss ich erwähnen, dass ich den Teil wieder mal total sweeeeeeeet fand?! >_<
Wundert mich nicht, dass Draco sich in Lily Anns Herz schleichen konnte, auch wenn's 'ne Weile gedauert hat. (Malfoy-Charme! *g*)
Aber die Kleine hat echt Schwein: Darf in Harrys Bett schlafen, darf auf Dracos Schoß sitzen und beide knuffeln... *NEEEEID*
Im nächsten Teil kommt schon das Ende, oder? *sniff* Bin gespannt, wie es ausgeht!
Von: abgemeldet
2004-11-27T13:50:38+00:00 27.11.2004 14:50
Irgendwie ist mir hier Lily Ann wieder richtig lieb geworden, weil es einfach so sweet ist, wie sie inzwischen mit draco umgeht, aber auch wie sie an harry hängt ;)

Jetzt fehlt nur noch das I-Tüpfelchen an der Geschicht, nämlich das Harry und Draco endlich mal zu potte kommen und das hingedeichselt bekommen, der Zwerg alias Lily Ann soll doch endlich auch eine ordentliche Family haben ^-^
Aber ich bin zuversichtlich, dass es nächsten Freitag was positives in diese richtung gibt ;)

Bin schon freudig gespannt auf das nächste Chap!

bye Devil
Von: abgemeldet
2004-11-26T19:32:02+00:00 26.11.2004 20:32
Schwelg...
Einfach göttlich, diese FF!
Ich muss sagen ein großes Kompliment, auch wenn du mich zwischedurch schon ziemlich zum Heulen gebracht hast.
Es ist aber auch wirklich herzzerreißend, was da mit den beiden läuft.. wenn sie doch nur miteinander reden würden, wär die ganz Sache shcon längst geklärt!
Aber wie war das noch mal mit malfoyschem Stolz und potterscher Sturheit?
Den besten Beweis für diese fatale Mischung haben sie ja original und in Farbe vor sich, ne?
Ich freu mich schon riesig auf das siebente!
Cat
Von: abgemeldet
2004-11-26T15:53:47+00:00 26.11.2004 16:53
Hi!
Einfach klasse.Ich finds gut wie du die situation zwischen Harry und Draco rüberbringst und diese dann mit ihrer "gemeinsamen Tochter" verbindest. Sie ist ne richtige Malfoy*g*
Mensch die zwei reden dauernd aneiander vorbei...*kopfschüttel*
schrecklich. ob sie irgentwann kapieren das die drei ne süße , zwar ausgefallene aber harmonische, sich ausgleichende und ergänzende....(^^)
Familie Abgeben??
Also mach weiter so. ich warte schon sehnlichst auf den nächsten Freitag. Eine WOche kann ganz schön lang sein..
Bis dann miya
Ps: danke für sie erwähnung...
Von:  Gaea
2004-11-26T14:50:38+00:00 26.11.2004 15:50
+wink+ hallo!!

wahh das kapi war echt gut!!!!! draco und lily-ann einfach sweet, hoffe es nimmt ein glückliches ende!!!!

l.g. sekhmet
Von:  Cuschi11
2004-11-26T13:09:57+00:00 26.11.2004 14:09
Waren tolle zwei Kpitel, bin gespannt wie es weiter geht.
Gruß Cuschi11


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