Der merkwürdige Fremde
Kommentar: Nun also Kapitel 2... ^^ Und soviel Feedback! *Sadi und Sabu in die Arme nimmt und nen dicken Schmatzer gibt* Ich hoffe, ihr bleibt noch länger dabei... Ich habe nämlich nicht vor, so schnell aufzuhören... *gg*
Widmung: Für Sadira und Saburina. (Ihr habt es ja so gewollt! *fg*)
Zum Kapitel: Gareon ist nicht länger alleine... Aber WAS für ein Wesen ist sein seltsamer Gesprächspartner?
Kapitel 2 - Der merkwürdige Fremde
// Und in dem Moment, als ich kapitulierte, öffnete sich die Kerkertür erneut. Wieder wurde ich geblendet, als das helle Licht einer Fackel meine Zelle in einen flackernden Schein tauchte. Und bevor ich mich auch nur halbwegs an das Licht gewöhnt hatte, kam eine stämmige Gestalt auf mich zugestürmt und hieb fest gegen meine Schläfe.
Ich verlor sofort das Bewußtsein. //
Als ich wieder zu mir kam, war man gerade dabei, meine Handgelenke in schwere, in der Steinwand fest verankerte Eisenketten zu schließen. Meine Fußgelenke waren bereits in Ketten gelegt worden. Und bemerkte beinahe sofort, wie deutlich wärmere und weniger feuchte Luft die nackte Haut meiner Arme und Beine streifte. Luft, wie sie normalerweise in den oberen Regionen hoher Gebäude vorkam. Also war mein Transport bereits beendet.
Verdammt.
Unter hämmernden Kopfschmerzen öffnete ich meine Augen. Der Typ von vorhin konnte wirklich fest zuschlagen, das musste ich ihm lassen. Normalerweise war es nicht so einfach, mich ins Reich der Träume zu befördern. Im ersten Augenblick sah ich nichts, bis mir jemand auf unsanfte Art einen dunklen Sack vom Kopf riss. Ich hustete trocken und spuckte ein paar Fasern aus, die sich während meines Transports von dem rauhen Stoff gelöst hatten.
"Hey, der Bastard ist wieder wach!"
Ich sah auf und suchte nach der Quelle dieser wirklich nicht sehr freundlichen Äußerung. Im Schein einiger Kerzen sah ich den Wächter, der mich heute bereits schon so unangenehm geblendet hatte, neben mir stehen. Er ließ eben gerade von meinen Handgelenken ab und trat einige Schritte zurück neben einen etwas kleineren Wachhabenden, der in jeder Hand eine Kerze hielt und mich misstrauisch beäugte. Ich erkannte ihn als denjenigen wieder, dem ich meine Bewusstlosigkeit zu verdanken hatte. Und er musste es auch gewesen sein, der eben gesprochen hatte, da ich sonst niemanden weiter erblickte.
"Der dunkle Jäger sitzt im Schwarzen Turm... Welche Ironie des Schicksals", meinte er spöttisch. "Wie lange ist es eigentlich schon her, seitdem du deine Freiheit bei dieser... unangenehmen Sache eingebüßt hast? Vier Jahre...? Und in drei Tagen wird deine bedauernswerte Existenz endlich vorüber sein."
Er spuckte verächtlich auf den Boden und kam zwei Schritte auf mich zu. Dann blieb er stehen, gerade weit genug entfernt, dass ich ihn nicht treffen konnte, sollte ich versuchen, nach ihm zu schlagen - was ich mir im Augenblick aufs Sehnlichste wünschte. Hass durchlief meine Adern wie heißes Öl, Hass auf diesen Mann, der es wagte, sich über mich lustig zu machen, ohne zu wissen, wie es war, ein Leben ausgeschlossen von der Gesellschaft zu führen. Ohne zu wissen, wie es war, seit frühester Kindheit mit verächtlichen Blicken betrachtet, und für seine Andersartigkeit gedemütigt und geschlagen worden zu sein.
Was wusste er denn schon!
Ich hing an meinem Leben, sehr sogar, denn es war das einzige, was ich noch besaß. Auch wenn es sonst niemanden gab, dem an mir lag... Nicht mehr. Schon lange nicht mehr...
Doch ich würde bis zu meinem letzten Atemzug darum kämpfen.
Er schien meinen wortlosen Hass zu sehen, denn sein Grinsen wurde breiter. Er lachte mich aus, lachte über meine Hilflosigkeit und meine Wut, dann verließ er zusammen mit dem anderen Wächter die Zelle und ließ mich in tiefster Dunkelheit zurück.
Ich sackte an der Wand zusammen, nachdem ich das irgendwie endgültig klingende Einrasten des Schlosses vernommen hatte. Lange stand ich da und presste meine Wange an den kühlen Stein, bis sich meine Gemüt beruhigt hatte und die Wellen meines Zorns nicht mehr ganz so hoch schlugen. Dann glitt ich an der Mauer hinab und legte erschöpft den Kopf auf meine angezogenen Knie, während die Ketten meine Handgelenke weiterhin nach oben zogen. Es war keine sehr bequeme Haltung, doch nach einer Weile fielen mir die Augen zu.
Ich musste geschlafen haben, denn als ich wieder erwachte, war ich nicht mehr allein in meiner Zelle. Ich konnte die Atemzüge des anderen nicht hören, und er gab auch keine anderen Geräusche von sich, die ihn verraten hätten, dennoch konnte ich seine Präsenz spüren. Dies ist eine der unerklärlichen Eigenschaften, mit der jeder Mensch von Natur ausgestattet ist (die meisten jedenfalls). Es ähnelt dem unangenehmen Gefühl, das man hat, wenn einem jemand in den Rücken starrt.
Ich schloss meine Augen und pfiff. Die Zelle mass gut vier Meter im Durchmesser, war also doppelt so groß, wie die letzte, in der ich mich befunden hatte. Der Fremde befand sich zu meiner Linken, etwa zwei Armeslängen von mir entfernt, gerade außerhalb meiner Reichweite.
Ob er schlief?
Ich räusperte mich und fragte dann leise: "Wer ist da?"
Für einen langen Augenblick geschah gar nichts, und ich wollte meine Frage gerade etwas lauter wiederholen, als eine fremdartig klingende, flüsternde Stimme antwortete.
"Kartanoquentis", raunte es (Er? Sie? Was zum Teufel befand sich da eigentlich mit mir in der Zelle?!), als hätte es schon lange nicht mehr gesprochen, und müsste sich erst wieder an den Geschmack der Worte auf seiner Zunge gewöhnen. "Amalon Brydano Zenna."
Ich verstand kein Wort.
Also musste es, was auch immer es war, aus einem weit entfernten Teil Thurias stammen, denn diese Sprache war mir nicht bekannt. Und ich konnte gut ein halbes Dutzend Dialekte und Sprachen dieser Welt fließend sprechen und fast doppelt so viele verstehen... Doch was war es? Ich versuchte es noch einmal, und bemühte mich, langsam und deutlich zu sprechen.
"Ich verstehe euch nicht", sagte ich. "Woher kommt ihr? Wer seid ihr?"
Wieder Stille. Dann eine Antwort, diesmal etwas lauter als zuvor, so dass es mir endlich gelang, den fremden Gefangenen als männlich einzustufen.
"Das war mein Name, Menschenkind", sagte er leise, und seine Worte ließen mich leicht schaudern.
Menschenkind? WAS hatte man nur hier mit mir eingesperrt? Menschlich schien es jedenfalls nicht zu sein... Ich legte mir sorgfältig meine Worte zurecht, bevor ich fortfuhr.
"Dann erlaubt mir bitte eine Frage: woher stammt ihr, Kar-" Wie war nochmal sein Name? Hoffentlich machte ich jetzt keinen Fehler - aber dieser Name war entschieden zu lang. "... Kartis?" endete ich schließlich und hoffte, dass er diese Abkürzung nicht als Beleidigung empfand.
Ein abfälliges Schnauben erklang und Ketten klirrten leise, doch er antwortete mir.
"Mein Geschlecht stammt aus dem Südland Akyartha, dem Land der feurigen Seen."
Ich zog scharf die Luft ein. Das konnte doch nicht... Ich meine, es wäre zwar möglich, aber SO dermaßen unwahrscheinlich, dass es schon wieder unmöglich war... Jedenfalls in diesem Jahrhundert... Sogar in diesem Jahrtausend...
"Ihr seid ... ein Drache?", wisperte ich.
"Ja", antwortete er leise.
Ende Kapitel 2