Zum Inhalt der Seite

Die a hero - A journey into Konoha's past - 12 years ago

Eine Short Story von Shijin-sama - Schnief-Alarm!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Erde bebt

Erde, mitten in der Nacht. Alles schläft. Nur ich nicht... und warum nicht? Weil ich dieses Kapitel hier schreiben muss. Will ich das überhaupt? Fragt mich da jemals jemand nach?

Nein.

Interessiert eigentlich irgendeinen was ich darüber denke? Ob ich noch Lust habe, ständig FFs zu schreiben?

Nein.

Aber was bleibt mir denn anderes übrig...

Viel "Vergnügen" mit Kapitel 3,
 

Shijin-sama
 

Nachdem die Heiligen Jungfrauen abgereist waren, war der Tag langsam und zäh dahingeflossen. Nun war es Nacht, und nur das Licht des Mondes und vereinzelter Sterne durchbrach hin und wieder die Dunkelheit, als es auf Mitternacht zuging. Hätte man an Türen gelauscht, hätte man wohl nur leises, ruhiges Atmen gehört, obwohl oder gerade weil die Ninjas an diesem Tag spät bis gar nicht aufgestanden waren.

Aber nicht alle Shinobi schliefen den Schlaf der Gerechten. Abgesehen vom Vierten persönlich, den gemeinsam mit dem Dritten noch letzte Formalitäten wachhielten, waren noch mindestens drei weitere Menschen nicht einmal in die Nähe ihrer Betten gekommen.

Einer von ihnen war Kakashi, der noch immer drauf und dran war, alle Worte des Hokage in den Wind zu schlagen, und davonzulaufen, den anderen hinterher. Er wusste sehr wohl, dass er sie weder finden noch einholen würde, und je länger er darüber nachdachte, desto mehr entfaltete sich die Wahrheit von Yondaimes Worten. Und dennoch fiel es ihm schwer, zu begreifen, und noch schwerer, einfach zu Bett zu gehen, wenn er genau wusste, dass die Anbu - unter ihnen Obito - irgendwo dort draußen unter freiem Himmel übernachteten und ebenso wenig wie er wussten, was auf sie zukam.

Schließlich gab es da noch zwei weitere Gestalten, die leise durch die Nacht schlichen, übervorsichtig darauf bedacht, niemanden zu wecken, und nicht in die Reichweite vereinzelter Lichter zu geraten, die immer wieder einmal in einem Fenster aufflammten, dann, wenn der Bewohner einen leichten Schlaf hatte.

"Nun komm schon", flüsterte Jiraiya, als Tsunade erneut stehen blieb. Trotzdem sie ihn nur schemenhaft erkennen konnte, winkte er ihr übertrieben zu.

"Ach, das ist doch lächerlich!", zischte sie verärgert. Rasch huschte sie einige Schritte näher. "Was soll denn dieses Theater?", fuhr sie dann fort, während sie sich erneut umsah.

"Du wolltest dich unbedingt auf ,neutralem' Boden treffen", erinnerte Jiraiya sie in einem Tonfall, der sie normalerweise zur Weißglut getrieben hätte. Aber sie konnte es sich einfach nicht leisten, ihn jetzt anzuschreien, nicht, wenn sie dann in Kauf nehmen musste, mit ihm gesehen zu werden.

"Neutraler Boden, pah..." Sie schüttelte den Kopf. "Wenn ich gewusst hätte, was du daraus machst, wäre ich ja fast noch lieber zu dir nach Hause gekommen."

"Bitte, meine Tür steht jederzeit für dich offen."

Tsunade warf ihrem ehemaligen Mitschüler einen giftigen Blick zu, doch Jiraiya tat so, als habe er nichts bemerkt. Stattdessen heftete er sich an ihre Fersen, als sie eilig an der nächsten Hauswand entlangschlich. Dann hatten sie endlich die Gärten erreicht, am Fuß des Felsens an dem Konohagakure erbaut worden war. Die nackte, raue Felswand erhob sich bis weit in den Himmel hinein. Jetzt, bei Nacht, sah sie noch wilder aus als bei Tageslicht, denn die Schatten in den Rissen und Spalten waren dunkler und verliehen dem von Menschenhand unberührtem Gestein eine ganz andere Tiefe.

"Könntest du jetzt aufhören, den Stein zu bewundern?" Jiraiya riss sich vom Anblick des Felsens los, als Tsunades Stimme in seine Gedanken eindrang. "Ich möchte diese Angelegenheit gerne schnell hinter mich bringen. Ganz nebenbei ist mir nämlich auch noch kalt."

Beinahe wäre Jiraiya eine Bemerkung herausgerutscht, die Tsunade denn doch mit einer Ohrfeige belohnt hätte, gleichgültig, wer sie dann entdecken würde, doch im letzten Moment hielt er sich zurück.

"Hättest dir halt was anderes anziehen müssen", murmelte er stattdessen.

"Ja, ja... sind wir hierhergekommen, um uns über Mode zu unterhalten?" Aus ihrer Sicht hatte sie jede Berechtigung, gereizt zu sein, auch wenn er ihre Ansicht absolut nicht teilte. Aus genau demselben Grund hatte er es auch nicht eilig, den Moment hinter sich zu bringen.

Aber wenn es eben sein sollte...

"Schon gut. Ich bin bereit."

Nun zögerte Tsunade doch. Zwar war es allenfalls als dämmrig zu bezeichnen, doch ihre Augen gewöhnten sich mehr und mehr an die Lichtverhältnisse. War es denn nicht schon schlimm genug, dass sie Jiraiya küssen musste? Musste sie ihn denn dabei auch noch sehen?

Sie seufzte theatralisch, doch er schien kein Erbarmen zu kennen.

"Wettschulden", erinnerte er sie hartherzig.

"Ehrenschulden", stimmte sie zu. Schicksalsbesiegelnd. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, schloss die Augen - und riss sie wieder auf.

"Auf die Wange reicht doch?"

Eigentlich hatte Tsunade gewusst, dass er den Kopf schütteln würde. Was sonst hätte Jiraiya wohl tun sollen?

"Na gut... war ja nur eine Frage..."

Erneut spitzte Jiraiya die Lippen und wartete. Am Liebsten hätte sie sich jetzt einfach davongemacht, aber wie hätte sie denn danach dagestanden?

"Warum kannst du nicht einfach ein Gentleman sein, und mir meine Schulden erlassen?", versuchte sie es ein letztes, verzweifeltes Mal. Allein der Blick, den Jiraiya ihr schenkte, war Antwort genug.

"Weil ich nun mal keiner bin", sagte er dennoch, "erst recht nicht in solchen Angelegenheiten. Und abgesehen davon habe ich einen Ruf zu verlieren."

Resignierend erkannte Tsunade die Sinnlosigkeit des Auf-Jiraiya-Einredens, und unterdrückte nur mühsam ein weiteres Seufzen.

Bring's hinter dich, dachte sie.

Was ihr im Nachhinein an dieser Nacht am Seltsamsten vorkam, war die Tatsache, dass der Kuss nicht so schrecklich gewesen war, wie sie befürchtet hatte. Nachdem sie es endlich über sich gebracht hatte, sich Jiraiya zu nähern, und seinen Mund mit ihrem zu berühren, dauerte es eine ganze Weile, bis sie sich wieder voneinander lösten; und bis zum nächsten Morgen hatte sie einen Geschmack auf den Lippen, den sie - so gerne sie es auch wollte - nicht sehr überzeugend als unangenehm bezeichnen konnte.

Wenn Jiraiya nur ein wenig netter, ein bisschen weniger pervers und vielleicht mehr ihr Typ gewesen wäre... wenn das der Fall gewesen wäre, dann wäre ihr dieser Kuss sogar romantisch vorgekommen.

Aber nur dann.
 

Dann war eine Zeit gekommen, in der das Dorf in trügerischem Alltag versunken war. Die Menschen lachten und weinten noch immer genauso, wie vor dem Tag, an dem die Anbu gegangen waren. Zumindest wirkte auf den ersten Blick alles so, als habe sich nichts geändert. Ein anderer Mann war es, der nun die Ninja anführte, seinen täglichen Pflichten nachging, und des abends hin und wieder Go spielend seine Sorgen und Mühen zu vergessen suchte.

Zumindest jedoch Kakashi hatte es nicht geschafft, seine Besorgnis einfach zu vergessen. Abgesehen von der Tatsache, dass ihm augenblicklich ohnehin nicht viel zu tun blieb, es sei denn, sein Meister rief ihn zu sich, um mit ihm zu reden; abgesehen davon hätte er auch dann die Fassade nicht aufrechterhalten können.

Tag für Tag verließ er das Dorf. Nicht weit, nicht einmal weit genug, um Yondaime Sorgen zu machen, aber weit genug, um Ausschau zu halten. Nach Menschen am Horizont, nach Bewegungen in der Ferne. Jedes raschelnde Blatt, jeder Grashalm, der vom Wind gebeugt wurde, schien ihm ein Zeichen zu sein.

Und doch kehrten die Anderen nicht zurück. Tage vergingen, schließlich Wochen, und je näher das Ende eines Monats rückte, desto deutlicher wurden die Spuren der heimlichen Angst im Gesicht Kakashis, desto tiefer die gelegentlichen Sorgenfalten im Antlitz des vierten Hokages.

Eines Tages, als der letzte verbliebene Anbu wieder einmal enttäuscht umkehren und nach Hause gehen wollte, nahm er aus dem Augenwinkeln eine Bewegung war, auf die er so lange gewartet hatte. Jemand kam! Zunächst konnte er außer einem Schemen nichts erkennen, doch eben, als sein Herz freudig schneller zu schlagen begann, löste sich die Gestalt einer jungen Frau aus dem Licht. Voller Enttäuschung wollte Kakashi nun doch umdrehen, da wurde ihm mit einem Mal bewusst, dass er die Ankommende kannte.

Es war eine der Heiligen Jungfrauen, und so wie sie aussah, hatte sie einen eilig gelaufenen Weg hinter sich. Er überlegte noch, was zu tun sei, da hatte sie ihn bereits entdeckt, und rief ihm zu, er solle dem Yondaime ihr Kommen ankündigen. Etwas in ihrer Stimme alarmierte ihn, und so schnell er konnte, rannte er ins Dorf zurück und ohne anzuhalten weiter zum Anwesen des Hokage.

"Sensei", rief er, noch bevor er das Arbeitszimmer seines Meisters ganz betreten hatte. Yondaime sprang auf.

"Sind sie zurück?", fragte er, war schon halb bei der Tür, da hatte Kakashi endlich genug Luft geschnappt. "Nein", keuchte er. Der Vierte wandte sich zu ihm um.

"Was ist dann?"

"Eine der Jungfrauen ist unterwegs, es ist dringend", richtete sein Schüler aus. Der Hokage überlegte eine Weile. Es gab nur einen Grund, weshalb eine der Frauen den Weg auf sich genommen haben könnte, und dieser Grund ließ ihn nicht eben vor Freude juchzen.

"In Ordnung", nickte er, "vielen Dank, dass du mir bescheid gegeben hast."

Gemeinsam verließen sie das Gebäude, und Kakashi wandte sich ab, auf einmal eingeholt von der Enttäuschung, wieder einen Tag vergangen zu wissen, einen weiteren Tag ohne Nachricht von Obito.

"Kakashi", rief Yondaime noch, bevor sie ihre Wege trennten. Der Junge sah auf und sein Meister lächelte ihm zu. "Sie werden wiederkommen, da bin ich mir sicher."

Unter anderen Umständen hätte Kakashi ihm diese beruhigenden Worte vielleicht abgekauft, aber er kannte das Gesicht seines Lehrers zu gut. Halb dankbar, dass er dennoch versuchte, ihn aufzuheitern, halb mutlos blieb er stehen, und sah zu, wie Yondaime rasch in Richtung der Tore davonschritt und in der langsam beginnenden Dämmerung seinen Augen entschwand.

Erst dann wandte er selbst sich wieder um, um nach Hause zu gehen, dorthin, wo ihn nichts weiter erwarten würde, als die ewig gleichen, unnachgiebig dreinblickenden Augen seines Vaters, und eine Kälte, ganz tief in seinem Herzen.
 

Yondaime hatte die Besucherin höchstpersönlich zu ihrer Unterkunft gebracht, nachdem sie eine ganze Weile in seinem Arbeitszimmer geredet hatten. Dann hatte er ihr eine gute Nacht gewünscht und sie allein gelassen. Alles in allem war ihr Treffen ohne große Floskeln und Verbeugungen abgelaufen, denn für solche Dinge blieb schlichtweg keine Zeit. Als der Vierte in seine Gemächer zurückgekehrt war, hatte er sich hingesetzt, und den Kopf in die Hände gestützt.

Der Dritte hätte sich wohl kaum eine bessere Zeit aussuchen können, sein Amt niederzulegen, so dachte Yondaime mit einem bitteren Humor. Alles was vorher sicher erschienen war, löste sich in seine Bestandteile auf, und er, der Feuerschatten der vierten Generation, fand sich mit einem Mal in der Luft wieder, im Nichts.

Die Jungfrau, die selbe, mit der er am Tag ihrer Abreise gesprochen hatte, hatte einen guten grund gehabt, den Weg auf sich zu nehmen, denn hatten sie ihn am Tag seiner Ernennung schon beunruhigende Gerüchte mitgebracht, so waren sie es nun umso mehr. An jenem Tag, knapp einen Monat her, hatten sie gesagt, etwas Nicht-Menschliches habe Zerstörung und Tod gebracht.

Nun sagte sie, es sei ein Monster. Es war kein Geheimnis, dass die Heiligen Jungfrauen Reisenden und Flüchtenden aller Art Unterkunft gewährten, und so waren sie an ihre Informationen gekommen. Immer noch nichts genaues, leider, aber ein leises Geflüster über ein Ungeheuer, dessen geringste Bewegung die Erde erzittern ließ. Noch sollte es fern sein, noch sollte es nach Süden und Osten ziehen. Aber wie lang würde es dauern, bis es Richtung Konohagakure schritt?

Als Yondaime wieder aufblickte, hatte er seine Gedanken weder geordnet, noch wusste er, was er zu tun gedachte. Vor dem Fenster herrschte nun finsterste Nacht, und auch in seinem Zimmer waren längst alle Lichter erloschen, ohne, dass er es auch nur am Rande wahrgenommen hatte.

Er wusste, wie spät es war, dennoch erhob er sich schließlich und öffnete, beinahe automatisch auf Zehenspitzen gehend, die Türe. Mit irgendjemandem musste er reden, so leid es ihm auch tat, den alten Hokage noch einmal aus dem Schlaf reißen zu müssen.

Wie sich herausstellte, hatte Sandaime allerdings noch nicht geschlafen. Kaum, dass Yondaime dazu ansetzte, zu klopfen, öffnete der Alte auch schon die Tür, und ließ ihn ein.

"Ich dachte mir, dass du früher oder später kommen würdest", sagte er, während er seinem nächtlichen Gast Tee eingoss, der scheinbar zufällig in diesem Augenblick fertig wurde.

"Also dann." Er ließ sich dem Jüngeren gegenüber nieder und nickte ihm zu. "Sprich dich aus."

Aber so gut es auch tat, reden zu können, das Gespräch mit dem früheren Hokage sollte dem Neuen keine große Erleichterung bringen. Denn kaum, dass er die eine Sorge geteilt hatte, brach das nächste Unglück herein.
 

Ein klein wenig war es so, als hätte er es geahnt. An diesem Tag war Kakashi früher als gewöhnlich aus dem Schlaf aufgeschreckt, mit rasendem Puls. Ohne auch nur noch eine Sekunde zu warten, hatte er sich bereits angekleidet und die Hütte verlassen. Draußen war es noch immer dunkel, nur ein schwacher, kaum erkennbarer Streifen Licht am fernen Horizont kündete vom nahenden Ende der Nacht und dem Erwachen des neuen Tages. Doch Kakashi hatte keinen Blick für den Himmel, er rannte zu den Toren und hinaus.

Die Ebene lag genau so vor ihm, wie in den letzten Wochen, flach, leblos, leer. Und dennoch gelang es ihm nicht, sein Herz zu beruhigen. Er spürte einfach, dass etwas nicht stimmte, dass etwas über diesem beginnenden Tag lag wie ein drohender Schatten.

Auf einmal hatte er schreckliche Angst, obwohl er nichts sah oder hörte, um sie zu rechtfertigen. Allein aus dem Bedürfnis heraus, irgendetwas zu tun, ging er einige Schritte weiter, blieb stehen, sah sich um, setzte sich dann wieder in Bewegung. Die Minuten verstrichen, langsam wurde es hell.

Kakashi hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange er schon über die Ebene gelaufen war, wie lange er die Füße durch das Gras hatte streifen lassen, als er endlich ein Geräusch vernahm. Hätte er an diesem Tag genau wie an denen zuvor seinen Beobachtungsposten nahe des Tores eingenommen, vermutlich hätte er Obito nie gefunden. Jemand anderes wäre vielleicht später zufällig über ihn gestolpert, vermutlich zu spät.

So aber hörte Kakashi, schon halb außer Sichtweite des Dorfes, eine Stimme im hohen Gras. Eine Stimme, die er kannte!

Vermutlich wusste er, was für ein Anblick ihn erwarten würde, als er herumfuhr und zu der Stelle eilte, wo er mit einem Mal den Körper des Freundes liegen sah, dennoch brannte sich das Bild in einer grausamen Schrecksekunde in seinen Geist ein, und er würde es für den Rest seines Lebens nie wieder vollständig vergessen können.

Es war tatsächlich Obito, der da vor ihm lag. Obito, der starb. Ob es dem Freund gelang, Kakashi zu erkennen, wusste dieser nie mit Sicherheit zu sagen, er hörte nur die Stimme des Anderen.

"Es droht... Gefahr... hol Yondaime..."

Für den Bruchteil einer Sekunde war Kakashi versucht, nichts dergleichen zu tun. Er sah, er wusste, dass Obito starb, und welche Nachricht er auch immer zu überbringen hatte, er wollte ihn in diesem Moment nicht allein lassen. Dann aber siegte die Vernunft, und das Wissen, seinem Freund damit am Besten zu helfen, und zum zweiten Mal innerhalb von 48 Stunden rannte Kakashi. Der Weg erschien ihm dieses Mal ungleich länger, zog sich dahin. Die Luft stach schon nach wenigen Metern in seinen Lungen, dann erreichte er endlich sein Ziel.

Yondaime hörte die hastigen Schritte auf dem Flur, und war schon bei Kakashi, ehe dieser die Tür erreicht hatte.

"Obito!", brachte er hervor, bevor er strauchelte und beinahe gestürzt wäre. Der Vierte hörte fast alles, was er wissen musste, aus diesem einen Wort heraus, fing Kakashi auf.

"Wo?", war seine einzige Frage, und erneut lief Kakashi los, seinen Meister dicht hinter sich. Mehr und mehr Ninjas hielten inne, als sie die beiden rennen sahen, manche tauschten verwirrte, andere besorgte Blicke. Als Jiraiya sie erblickte, wusste er augenblicklich, was geschehen sein musste, und schloss sich ihnen mit raschen Schritten an.

"Jiraiya!", rief der Vierte, als er seinen Meister erkannte, und er nickte in Richtung Kakashi. Der große Ninja verstand, und als sie nahe genug an ihrem Ziel waren, dass Yondaime sehen konnte, wo Obito lag, da hielt Jiraiya Kakashi zurück.

"Lass mich los!", rief dieser und versuchte, dem Griff des Anderen zu entgehen, doch der Meister des Hokages ließ nicht los.

"Bleib hier", sagte er leise, "du musst nicht noch mehr Schmerz auf dich laden."

"Aber er stirbt!", schrie Kakashi, "Er stirbt!" Plötzlich gab er seine Gegenwehr auf und brach vollends zusammen. "Ich muss doch bei ihm sein", flüsterte er. Dann brach er in Tränen aus. Eine Weile kniete Jiraiya stumm neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter, dann richtete er Kakashi schließlich auf.

"Komm", sagte er dann sanft, und schob Kakashi behutsam vor sich her, zurück ins Dorf und bis in seine eigene Hütte. Dort angekommen, schloss er die Tür. Kakashi ließ sich zu Boden sinken und schluchzte immer noch.

"Es tut mir Leid", durchbrach Jiraiya schließlich das Schweigen und setzte sich neben den weinenden Jungen. "Wenn du allein sein möchtest..."

"Nein", brachte Kakashi tränenerstickt hervor und richtete sich auf, "geht nicht."

Mehr Worte brauchte es nicht. Wie selbstverständlich legte Jiraiya Kakashi erneut einen Arm um die Schultern, und zum ersten Mal seit dem Tod seiner Mutter hatte Kakashi das Gefühl, dass es jemand ganz und gar gut mit ihm meinte. Ohne sich noch um etwas anderes zu kümmern vergrub er das Gesicht in den Armen des weißhaarigen Ninjas, und weinte, weinte solange, bis seine Tränen versiegten.
 

Obschon er am ganzen Körper zitterte, und seine Kleider blutbefleckt waren, hatte Yondaime nicht direkt den Heimweg angetreten, sondern hatte einen Umweg in Kauf genommen, um noch einmal bei Jiraiya vorbeizuschauen. Dieser öffnete, als der Hokage zaghaft klopfte, warf noch einen raschen Blick ins Innere und trat dann hinaus, die Tür sorgsam hinter sich ins Schloss ziehend.

"Ist er...", begann Jiraiya und brach dann ab. Yondaime nickte.

"Er... hat es hinter sich." Seine Stimme war belegt. "Was ist mit Kakashi?"

"Er schläft", entgegnete Jiraiya. "Wie es ihm allerdings gehen wird, nachdem er wieder erwacht ist..."

"Seltsam...", setzte der Vierte an, sprach dann aber nicht weiter.

"Was ist seltsam?", hakte sein ehemaliger Meister nach. Yondaime wiegte den Kopf hin und her.

"Eben... als Obito... Bericht erstattet hat... da dachte ich für einen Moment, ich hätte Kakashi gestatten müssen, mit ihm zu gehen. Und doch... bin ich froh, dass... ich es nicht getan habe."

Jiraiya nickte.

"Ich verstehe."

Schweigen kehrte zwischen ihnen ein, und in diesem Augenblick, da war Yondaime kein großer Ninja-Meister, sondern wieder der Schüler des anderen.

"Geh nach Hause", sagte Jiraiya schließlich, mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. "Geh nach Hause, wasch dir die Hände, zieh dir etwas anderes an. Die, die du fortgeschickt hast, sind gestorben, aber die Menschen in diesem Dorf leben, und sie brauchen dich. Sie brauchen dich mehr denn je, jetzt, wo etwas dort draußen ist, das... Anbu töten kann."

Der vierte Hokage nickte, dann gehorchte er, ließ Kakashi in Jiraiyas Obhut zurück, und ging davon.
 

Er hatte die Heilige Jungfrau in sein Zimmer bringen lassen, und ihr von dem erzählt, was geschehen war. Obito hatte das, was sie ihm berichtet hatte, bestätigt, sofern man die wenigen Worte, die er noch hatte sprechen können, so bezeichnen konnte. Auf jeden Fall hatte er ihr nicht widersprochen, und allein die Tatsache, dass er gestorben war, ließ jeden Zweifel im Keim vergehen.

Was Yondaime aber fast noch wichtiger erschienen war, war, dass er sie davor gewarnt hatte, das Dorf wieder zu verlassen. Zwar ging er noch immer nicht von einer unmittelbaren Bedrohung aus, aber außerhalb der Palisaden war es - seiner Auffassung der Dinge nach - noch weitaus gefährlicher als innerhalb.

Dann war das unvermeidliche Schweigen eingetreten, und wieder einmal begannen Yondaimes Gedanken, auf ihren eigenen Bahnen zu wandeln, so gerne er sie auch davon abgehalten hätte. Plötzlich schreckte er auf, als eine feingliedrige Hand sich auf seine legte. Die Augen der jungen Frau betrachteten ihn forschend.

"Du machst dir wieder einmal Vorwürfe", flüsterte sie. Obwohl sie unmittelbar dazu übergegangen war, ihn zu duzen, waren ihre Worte nicht unhöflich. "Du lädst alle Sorgen auf dein Haupt, ohne dir jemals eine Chance zu geben. Immer noch."

Da erkannte der Vierte mit einem Mal, woher ihm ihre Augen so bekannt vorkamen. Erschrocken zog er seine Hand zurück.

"Shin... Shinjiru?"

Sie nickte.

"Die bin ich. Ich will ehrlich sein, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich jemals wiedersehen würde, und zuerst habe ich dich nicht erkannt. Aber dann..."

"Mein Gott." Yondaime war wie vom Donner gerührt. Shinjiru. "Wie... wie lange ist es jetzt her? Jahrzehnte, seit ich das Dorf verlassen habe..."

"Ich erinnere mich noch", sagte sie leise, "du bist gegangen, um Ninja zu werden, der größte Ninja aller Zeiten, hast du gesagt. Ich glaube, außer mir hat keiner geglaubt, dass du es schaffen würdest." Sie lachte.

"Und du?", fragte er schließlich. Für einen winzigen Augenblick verstummte sie.

"Du erinnerst dich noch an meine Eltern?", begann sie dann. Diesmal war es an ihm, zögerlich zu nicken. Es war lange her, aber er hatte noch eine schwache Erinnerung and Shinjirus Familie.

"Sie meinten, es sei das Beste für mich, mein Leben der Religion zu widmen, und ich habe keinen Grund gesehen, ihnen zu widersprechen. Ich verließ das Dorf, da warst du noch kein Jahr fort. Wir mussten wohl unsere eigenen Wege gehen. Vielleicht war es Schicksal."

"Wir waren Freunde damals", sagte er schließlich, "und trotzdem hatte ich beinahe deinen Namen vergessen... erst jetzt beginne ich wirklich, mich zu erinnern."

"Ja." Wieder nickte sie, aber ohne auf seine Worte einzugehen. "Das Schicksal trennte unsere Wege, und das Schicksal führt sie nun wieder zusammen. Glaubst du an Vorsehung, Hokage-sama?"

"Was, wenn ich es täte?"

Ein zweites Mal kehrte Stille ein, und als Shinjiru diesmal seine Hand ergriff, ließ er es geschehen.

"Ich... bin nicht sicher", flüsterte sie, "vielleicht werden wir alle sterben, vielleicht überleben wir. Unsere Wege können sich so rasch wieder trennen, und womöglich werden wir einander nie wieder sehen."

"Sterben...", wiederholte Yondaime. "Müssen wir denn unser Schicksal als gegeben hinnehmen?"

"Man sagt es so. Aber nicht der Tod ist es, den ich fürchte. Weißt du, der Tod ist etwas, was allen Menschen gleich ist. Wir alle sterben, die einen früher, die anderen später. Ich habe gelernt, das hinzunehmen."

"Und was fürchtest du dann?"

Sie schwieg.

"Einsamkeit", sagte sie dann. "Ein Leben lang allein zu sein."

"Dann hast du wohl doch den richtigen Weg für dich gewählt", stellte er fest. Als sie lachte, klang sie traurig.

"Verstehst du denn nicht?", fragte sie, "Die Gemeinschaft, die die Religion mir bieten kann, lindert nicht die Art von Einsamkeit, die mir den Schlaf raubt. Es ist nicht wichtig, wie viele von ihnen um mich sind, ich fühle mich nicht... geborgen bei ihnen."

"Ich verstehe." Zumindest glaubte er, das zu tun. "Aber ich bin nicht sicher, ob ich verstehen will."

Sie senkte den Kopf, dann ließ sie seine Finger los und hob die Hände hinter den Kopf. Als sie sie einige Sekunden später sinken ließ, hielt sie eine Haarnadel in der Linken. Ihr dunkles Haar fiel ihr auf die Schultern, als sie wieder aufsah.

"Es fällt mir schwer", begann sie, "für den Rest meines Lebens die Einsamkeit zu wählen. Es ist nicht leicht, heilig zu sein."

Und dann, als Yondaime noch immer nichts sagte, stand sie auf und trat einen Schritt auf ihn zu. Noch während sie sich neben ihn kniete, drehte sie seinen Kopf sanft zu sich herum und küsste ihn auf die Lippen.

Der Vierte schob sie sanft von sich und sah in ihr Gesicht. Niemals hatte er früher empfunden, was ihn in diesem einen Augenblick überkam.

"Es ist verboten", mahnte er sie.

"Ich weiß", gab sie zurück, "und wenn ich den Preis dafür zahlen muss, ich werde es mit Freuden tun."

Als sie zu einem zweiten Kuss ansetzte, da ließ er ihn geschehen, und umfing ihren Körper mit beiden Armen, bevor sie sich gemeinsam in der Ewigkeit verloren.
 

"Wo bist du gewesen?"

Die Stimme seines Vaters war wie immer, kalt und herzlos, als Kakashi schließlich, schon spät in der Nacht, über die Schwelle trat. Der Tag war an ihm vorbeigezogen und alles, an das er sich noch erinnern konnte, waren der Anblick Obitos, und das Gespräch, das er mit Jiraiya geführt hatte.

Irgendwie hatte er es geschafft, die Tränen zu bezwingen, doch nun, als sein Vater ihn auf diese Weise in Empfang nahm, brachte er es nicht länger zustande, ruhig zu bleiben.

"Obito ist tot", sagte er. Salzig traten Tränen in seine Augen, doch das Gesicht seines Vaters blieb regungslos.

"Und deswegen lässt du deinen Vater warten?", fragte er, "Deswegen wagst du es, zu spät nach Hause zu kommen?"

"Er war mein Freund", rechtfertigte Kakashi sich, nun wieder weinend.

"Und du bist eine Schande", gab sein Vater zurück. Eiskalt. "Menschen werden geboren, Menschen altern, Menschen sterben. Ninjas werden geboren, Ninjas sterben. Was ist daran, mit dem du dich nicht abfinden kannst? Der Tod ist eine Bestimmung für einen wahren Mann."

"Aber Obito war kein Mann, der lebte, um zu sterben."

"Dann verdient er weder die Bezeichnung ,Mann', noch dein ,Freund' zu sein. Und jetzt hör auf, dich lächerlich zu machen. Deine Mutter kann sich glücklich schätzen, dass sie dich so nicht sehen muss."
 

Es war ein Erdbeben, das den vierten Hokage aus dem Schlaf riss. Nur ein schwaches Zittern der Erde, aber spürbar, nichtsdestotrotz. Und mit einem Mal war alles wieder da, auch die Angst.

Als Yondaime sich umwandte, da war niemand neben ihm.

Shinjiru war spurlos verschwunden.
 

Ende des dritten Kapitels.

Ich hoffe, es hat euch einigermaßen gefallen^^ Ich muss sogar selbst gestehen, zwischendurch fand ich's richtig gut *lach*

Wenn es euch auch so geht, dann bitte ich um Kommentare.

Bis dann,
 

Shijin-sama



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shabon
2004-10-28T17:53:00+00:00 28.10.2004 19:53
Whuaaa...
Endlich bin ich zum weiterlesen gekommen. Bin ja gestern leider so unliebsam unterbrochen worden.
Egal. Ändert ja nichts daran, dass der Teil große Klasse war. *nick nick*
*geht jetz weitalesen XD*
Von:  mangacrack
2004-10-26T18:36:15+00:00 26.10.2004 20:36
Der 1. Tote T__T ....aaaaarner Obito...er war nicht der letzte, hat ja gerade erst angefangen
ich lieeeeeeebe deinen schreibstil...und die FF ist eine sehr realistische Version der Zeit von Yondaime (er ist soooo süß XD)
biddö schreib doch schnell weiter

mangacrack
Von: abgemeldet
2004-10-26T15:48:56+00:00 26.10.2004 17:48
Ich schliess mich deiner Meinung an Shijin.
Bitte schreib gaaaaaanz schnell weiter!
Gruss Schnurli


Zurück