(New) Version Up!
¸ by Yui Ishida (03/2001)
Anfangs habe ich ihn nicht beachtet, wie fast jeden. Er war mir einfach egal. Wir mussten
nun mal zusammenarbeiten und ich musste mit ihnen allen zurechtkommen, aber über ihn
nachgedacht habe ich damals nicht. Er war derjenige, der uns immer mit den neusten
Informationen versorgte und uns vieles erklärte, was nicht einmal Joe, Tai oder ich
verstanden, obwohl wir älter waren. Er war einfach da und mit von der Partie. Schließlich
jedoch schlug diese Gleichgültigkeit ihm gegenüber in Bewunderung um. Er wusste so viel
und blieb stets ruhig und besonnen. Nie schien er einen Fehler zu machen. Er war einfach
das komplette Gegenteil von mir. Ich sah ihm schließlich mit Neugier über die Schulter und
hörte ihm mit regem Interesse zu, wenn er uns etwas erklärte. Ich bewunderte seine
Selbstständigkeit, obwohl ich anfangs glaubte, dass diese keine außer mir besäße, da sie
nie das erlebt hatte, was ich als Kind durchgemacht hatte und sie sie dadurch nie so schnell
erreichen hätten können. Doch bei ihm bemerkte ich sie und das bewunderte ich so, neben
seiner Intelligenz und der trotzdem oft fröhlichen Art, wenn er mit T.K. sprach oder auch mit
über Tai lachte. Doch über solche Gefühle habe ich nie nachgedacht. Warum auch, er ist
schließlich kein Mädchen, was natürlich kein Verbrechen ist. Doch ich bin mit den Jahren
doch etwas erwachsener geworden und verstehe nun die Gefühle und Empfindungen, die
mit meinem Wappen verbunden waren und sind. Allerdings ist dieses Gefühl nicht dabei.
Dieses Gefühl kann ich nicht deuten und schon gar nicht verstehen oder durch intensives
Nachdenken zermürben. Es ist einfach da, wenn ich ihn sehe. Auch er ist erwachsener und
reifer geworden, aber auch lockerer, was mir am meisten gefällt, da ich das in manchen
Situationen immer noch nicht hinbekomme. Vielleicht ist es Liebe? Nein, dass kann ich
einfach nicht glauben. Wie kann man denn schon als Jungen einen Jungen lieben? Geht das
überhaupt? So richtig, wie wenn man ein Mädchen liebt? Ich kann mir das nicht vorstellen.
Ich habe mir schon überlegt mal mit Sora darüber zu sprechen, da sie schließlich das
Wappen der Liebe trug und noch immer in ihrem Herzen bewahrt, aber ich habe den
Gedanken schnell wieder verworfen. Ich hatte Angst davor, dass sie es falsch oder gar
nicht verstehen würde. Und Tai? Nun, ich würde ihn mittlerweile als meinen besten Freund
bezeichnen, trotzdem ist es mir undenkbar mit ihm darüber zu reden, als wäre es ein
Gespräch über Mädchen. Womöglich würde er mir sowieso nicht richtig zuhören, da er
dazu viel zu impulsiv ist. Obwohl auch er sich geändert hat und meiner Meinung nach viel
besonnener geworden ist. Vielleicht sollte er davon mal etwas auf Daisuke übertragen, der
ihm in gewisser Hinsicht nacheifert. Aber darum geht es mir gerade gar nicht. Dies alles
sind nur kleine unbedeutende Gedanken, die ich oft habe, um von ihm und meinen mit ihm
verbundenen Gedanken loszukommen. Denn die Gefühle für ihn sind stets bei mir und wenn
ich singe, zeige ich sie auch der Außenwelt. Jedoch wird es wohl nie jemanden so deuten,
wie ich sie wirklich fühle und es wird sie wohl auch nie jemand richtig verstehen, was mich
irgendwie schon ziemlich beruhigt. Wer weiß, was sonst aus ihnen werden würde. Doch
trotzdem werde ich ein Lied für ihn schreiben. Irgendwann einmal, wenn ich mir über all das
klar geworden bin, was das alles in mir bedeutet. Wenn ich vielleicht einmal verstehen.
Wir sind gute Freunde geworden. Ja, ich glaube, ich hatte noch nie so einen guten Freund,
wie ihn. Früher hätte ich nie gedacht, dass wir uns mal anfreunden würden. Ich hatte sie
damals bei unserem ersten Zusammentreffen alle beobachtet und meine Schlüsse daraus
gezogen. Er war für mich immer der Unnahbare, der Coole gewesen, der sich nie eine
Schwäche anmerken ließ. Das hatte ich irgendwie bewundert und tue es auch heute noch.
Auch wenn er meiner Meinung nach etwas aufgeschlossener geworden ist. Er sieht uns schon
lange nicht mehr als äFeindeä an, die er nicht verstehen kann und mit denen er nichts zu tun
haben will. Ich bin echt froh, dass wir uns so zusammengerauft haben, wo wir uns doch teils
überhaupt nicht kannten. Ich lache gerne mit ihm. Er ist umschwärmt und eigentlich richtig zu
beneiden. Die Mädchen reißen sich um ihn. Sei es wegen seiner Musik, oder wegen seines
Aussehens, was ich Beides verstehen würde. Doch ihm scheint das nicht so zu gefallen. Es
kommt mir so vor, als könnte er nicht so recht mit dem weiblichen Geschlecht umgehen. Nun,
in diesem Punkt ähneln wir uns wohl. Obwohl ich schon mutiger geworden bin. Ich verstecke
mich nicht mehr so, wie früher. Sonst haben wir eigentlich nicht viel gemein. Wir sind meist
der genaue Gegensatz. Aber wahrscheinlich verstehen wir uns deshalb so gut. Es heißt ja
immer: Gegensätze ziehen sich an. Ich weiß nicht, ob ich bei ihm mit der Verbundenheit
zwischen ihm und Tai mithalten kann, aber ich finde das auch gar nicht so wichtig. Ich bin
gerne mit ihm zusammen, da er meist progressiv denkt, im Gegensatz zu den Anderen, die
immer gleich losstürmen. Nun, wohl mit Ausnahme von Joe, der eher einen Schritt
zurückmacht, anstatt vorwärts zu gehen. Ob ich ihn als mehr ansehe, als einen guten
Freund? Kann ich doch gar nicht. Schließlich sind wir beide Jungs und das Andere.nun, ich
glaube nicht das das zu mir passt. Außerdem ist es angeblich nicht änormalä. Obwohl ich
sagen muss, das Adjektiv änormalä bekommt für einen Digiritter schnell eine neue und
andere Bedeutung.
äDie Datenanalyse ist jetzt abgeschlossen!ä Ich öffnete meine Augen und blinzelte in das
schwache Licht des Computers.
äDu musst nicht hier bleiben. Wenn Du müde bist geh nach Hause!ä Ich sah auf den
Rotschopf neben mir, der mich anlächelte und sofort war ich wieder hell wach. Wie hatte
ich bloß einnicken können!
äNein, ist schon in Ordnung. Ich habe doch gesagt, dass ich für den Notfall hier bleibe.
Wer weiß was Tai und den anderen sonst wieder zustößt.ä Er nickte mir zu und wandte sich
dann wieder zu seinem Bildschirm. Ich wollte mich erheben, um nicht gleich wieder
einzuschlafen, da bemerkte ich erst, dass Soras Kopf auf meiner Schulter ruhte. Ich verhielt
mich also ruhig, um sie nicht zu wecken. Denn ich war insgeheim sehr froh, dass sie hier bei
uns war. So war ich nicht allein mit ihm, denn das machte mich oft sehr unsicher. Obwohl
doch gar nichts an ihm war. Ich kannte ihn nun schließlich schon eine ganze Weile und nie
hatten wir uns gezofft. Nun, zumindest nie so richtig. Im Gegenteil, seit wir auf die selbe
Oberschule gingen und auch noch in der selben Klasse waren verstanden wir uns
hervorragend.
äKlasse! Sie haben den schwarzen Turm zerstört! Dann müssten sie ja bald zurückkommen!ä
äGut!ä Nun war ich es, der ihm zunickte. Vorsichtig tippte ich Sora an, die auch sofort
reagierte.
äWas ist los? Ist was passiert?ä
äSie haben es geschafft!ä Ich konnte mich endlich erheben. Sofort trat ich hinter den
Computer in sicherer Entfernung zurück, so wie es auch Izzy getan hatte, meine Hände in
die Hosentaschen gesteckt. Doch es kam niemand. Keine Nachricht, kein Signal, einfach
nichts. Keine Digiritter, die sich vor dem Fernseher versammelten, um in ihre Welt
zurückzukehren. Was war geschehen?
äDas ist ja merkwürdig!ä Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Warum meldeten sich die
Anderen nicht? Sie hatten ihre Mission erfüllt und es uns wurde schon gleich Dunkel.
äDa muss was passiert sein!ä Soras Stimme riss mich aus meinem Gedanken über die
digitale Welt und ob ich mit Tentomon Kontakt aufnehmen sollte oder mir
überflüssigerweise Sorgen machte. äVielleicht sollten wir nachsehen?ä Sora wirkte
beunruhigt.
äAm Besten wir versuchen es erst einmal mit einer e-Mail!ä Das war es, was mir an Matt
gefiel, er dachte oft das gleiche wie ich, ohne das er es wahrnahm. Ohne ein weiteres
Wort zu verlieren zog ich den Stuhl wieder an den Computer heran und schnappte mir die
Tastatur. Matt beugte sich zu mir herunter. Er wollte wohl wissen, was ich schrieb. Etwas
nervös, da ich seine Nähe spürte, vertippte ich mich ein paar Mal. Ich konnte es nicht
haben, wenn mir jemand beim Schreiben über die Schulter sah. Doch wegschicken wollte ich
ihn auch nicht gerade.
äGabumon! Hier bin ich!ä Ich winkte meinen Digimonpartner zu mir heran. Er hatte wohl
sofort erfahren, dass ich wieder einmal in seiner Welt gelandet war. Und auch Tentomon
ließ nicht lange auf sich warten. Freudig landete er neben Izzy, der ausnahmsweise
mitgekommen war.
Ich tätschelte meinem Digimon den Kopf. Ich freute mich sehr es endlich wieder einmal
persönlich zu sehen und nicht nur über den Bildschirm. Heute hatte ich Matt endlich mal
wieder begleitet. Wie lange war ich schon nicht mehr hier gewesen. Doch ich wollte meinen
Laptop an einen der Fernseher anschließen, um die Anderen zu finden. Sie hatte nicht auf
die e-Mail reagiert und das bereitete mir Sorgen. Sora hatte sich bereiterklärt am
Computer die Wache zu übernehmen, denn wir konnten nicht riskieren, dass jemand den
Computer ausschaltete. Ich hatte die Hoffnung über das digitale Netz direkt in dieser Welt
etwas herauszufinden.
äHast du das auch gehört?!ä Gabumon stieß mich an und sah Richtung Osten. Ich horchte
kurz bevor ich stutzte und dann sofort Izzy an der Schulter stupste. Dieser blickte von
seinem Laptop auf uns sah mich mit seinen großen dunklen Augen verwundert an. Diesen
Blick kannte ich gar nicht von ihm, aber er wirkte unglaublich anziehend.
äWas ist?ä Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
äWir sollten uns verstecken!ä Seiner Verwunderung wich Verständnis. Er schien mir
ausnahmslos zu vertrauen. Er fragte nicht einmal. Doch das Laptopeinpacken dauerte mir
viel zu lange. Das komische Geräusch kam immer näher. Irgendwann hielt ich es nicht mehr
aus und ohne weiter darüber nachzudenken, packte ich ihn am Handgelenk und zog ihn mit
mir.
Ich wusste kaum, wie mir geschah. Sein Griff war unglaublich stark, gar nicht wie der eines
Jugendlichen. Wie schmächtig musste ich dagegen wirken. Blödsinn! über was dachte ich
da eigentlich nach? Wir waren in einer Gefahrensituation und ich sann über seinen
Körperbau nach. Ich spürte, wie ich rot anlief. Warum war mir das nur so peinlich? Doch
Matts schnelle Reaktion hatte uns vor schlimmeren bewahrt. Kaum hatten wir das dichte
Gebüsch erreicht, als ein mächtiges Digimon auf die Lichtung trat und den Fernseher
neugierig beschnupperte.
äNicht so weit! Sonst entdeckt es uns noch!ä, wisperte ich Izzy zu, doch er Junge ließ sich
nicht beirren. Er lehnte sich nur noch weiter nach vorne und schob mich dabei mit der Hand
zur Seite.
äDieses Digimon kennen wir noch nicht!ä Er schien ganz fasziniert zu sein, da er eine neue
Spezies entdeckt hatte. Ich wollte schon protestieren, als ich bemerkte, dass er seine Hand,
mit der er versucht hatte mich wegzudrücken, immer noch auf meiner Brust ruhte. Mein Herz
begann schneller zu schlagen. Doch was sollte ich tun? Ich konnte ihm doch nicht einfach
seinen Halt wegnehmen. Denn so ein herumpurzelnter Izzy hätte uns sicher verraten. Also,
ließ ich ihn mit heißen Wangen gewähren, bis das Digimon endlich wieder verschwunden
war. Doch danach hielt ich es nicht mehr aus. Ruckartig erhob ich mich, so das Izzy
schließlich wirklich umfiel. Doch ich redete mir ein uns so eine peinliche Aktion erspart zu
haben. Was hätte er wohl gesagt, wenn er mitbekommen hätte, was er da gerade die
ganzen endlosen drei Minuten getan hatte? Nun gut, vermutlich nicht viel, da es eigentlich
nichts gewesen war, aber. Ach, ich war es nun einmal nicht gewohnt, dass jemand so nah
bei mir war!
Ich verlor mein Gleichgewicht, kaum dass sich Matt erhoben hatte. Verwundert lag ich nun
auf der weichen Erde und überlegte, was mich so aus der Bahn geworfen hatte. Ich sah zu
Matt, der sein Jackett aufknöpfte, um sich anscheinend Luft zu machen. Irgendwie sah er
merkwürdig aus. Gut, er hatte wie immer seine Hände in die Hosentaschen gesteckt und
blickte etwas grimmig drein, aber das war nichts ungewöhnliches, vor allem, wenn wir
einem Digimon begegnet waren und wieder einmal eine Gefahrensituation überstanden
hatten. Doch trotzdem kam es mir so vor, als wäre er rot geworden. Nun, eigentlich war
das ja nicht so wichtig und daher schob ich es auf die Hitze, die hier in dem dichten Wald
herrschte.
Alles in Ordnung? Matt hatte eine Hand aus der Hosentasche genommen und streckte sie
in meine Richtung. Da erst wurde mir bewusst, dass ich immer noch auf dem Boden lag. Ich
erhob mich eiligst. Dann tat ich es ihm gleich. Ich begann mein Jackett aufzuknöpfen.
Alles in Ordnung. Verwundert beobachtet ich sein Tun. Ich hatte Izzy noch nie in luftigen
oder lockeren Klamotten gesehen. Nun ja, als wir damals das erste Mal in der Digiwelt
waren, da schon, aber das zählte nicht, da war er noch ein Kind gewesen. Doch nun,
öffnete er nicht nur seine Jacke, sondern entledigte sich auch noch seiner Krawatte, die er
in seiner Tasche verstaute. Danach öffnete er noch die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes.
Ich war sprachlos und musste mir eingestehen, dass er so verdammt gut aussah.
Ist was? Ich fuhr auf und wandte mich schnell ab. Es hatte ihm ja auffallen müssen, dass
ich ihn die ganze Zeit beobachtet hatte.
Lass uns mit unserer Arbeit weiter machen! Ich steuerte wieder auf den Fernseher zu. Was
hatte ich da nur wieder für Gedanken! Das war doch nicht normal! Natürlich sah Izzy nicht
schlecht aus, die Mädchen rissen sich bestimmt um ihn, so intelligent, wie er war. Aber ich
war ein Junge und passt daher wohl kaum zu ihm. Ich fuhr mir durchs Haar. Schon wieder
diese Gedanken über dieses ShonenAi Zeugs, es gab ja wirklich Tausende von Mangas
darüber. Aber das waren ja alles nur Geschichten und daher erfunden und nichts als
Quatsch.
Ich würde ihn wohl nie so richtig verstehen! Hatte ich irgendwas falsches gesagt? Warum
sah er so komisch drein? Und er strich sich durchs Haar. Das tat er nur, wenn ihm etwas
peinlich war, oder wenn er absolut nicht weiter wusste. Nach diesen Gedanken musste ich
mir eingestehen, dass ich ihn wohl doch gut kannte. Aber ich hatte keine Zeit weiter
darüber nachzudenken. Wir mussten die Anderen finden, das war jetzt das Wichtigste.
Ich begab mich also wieder an meinen Laptop und wir hatten Glück. Innerhalb von fünf
Minuten empfing ich ein Signal über eine Frequenz, die wir nie vorher benutzt hatten.
Sie scheinen in der nähe der alten Fabrik zu sein.
Du meinst, die Fabrik, wo wir damals das erste Mal Andromon getroffen haben? Ich war
überrascht, dass er sich noch so genau an diesen unheimlichen Ort zu erinnern schien. Aber
andererseits war das wohl nicht verwunderlich. Schließlich habe ich auch keines unserer
Abenteuer vergessen.
Ja, das ist die Fabrik.
Sie ist ungefähr fünfzig Kilometer von hier, Richtung Osten. Tentomon flatterte aufgeregt
neben mir herum. Er konnte es wohl kaum erwarten dort hinzukommen. Anscheinend machte
es ihm genauso viel Spaß, wie mir, hier mit ihm mal wieder etwas zu erleben.
Na, dann wollen wir mal! Matt zog sein Digivice hervor und nickte Gabumon zu. Er war
mal wieder schneller als ich. Schließlich wären wir auch mit Kabuterimon dort hingekommen.
Gabumon.digitiert zu...Garurumon!
Na los, steig auf! Ich reichte ihm meine Hand und zog hin auf Garurumons Rücken. Er
schien etwas unsicher. Nun gut, ich war es schließlich gewohnt, auf meinen Digimon zu
reiten, im Gegensatz zu ihm. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich ihn nie auf
Garurumon mitgenommen.
Haltet euch gut fest!, erklang die nun tiefe Stimme meines Digimonpartners und ich
klammerte mich in sein Fell, während Izzy sich zu meiner überraschung und gleichzeitig zu
meinem Erschrecken an mir festhielt. Doch ich hatte keine Zeit zum Protestieren, denn schon
war Garurumon losgelaufen. Mein Herz schlug in dem wilden Takt seiner Sprünge.
Allerdings nicht vor Aufregung, sondern weil ich seinen warmen und irgendwie sanften
Körper so dicht an meinem spürte. Er hatte seinen Kopf an meinen Rücken gelehnt, wohl um
dem Wind zu entkommen und die Augen geschlossen, was ich durch einen kurzen Blick nach
hinten, sofort festgestellt hatte. Mir wurde heiß, da half selbst der scharfe Wind nicht mehr.
Am liebsten hätte ich ihn vor mich gesetzt, ihn an mich gedrückt und.
Matt? Er riss förmlich die Augen auf, als ich seinen Namen nannte. Wo war er nur wieder
mit seinen Gedanken gewesen? Hatte er denn nicht gemerkt, dass wir angekommen waren?
Anscheinend nicht. Ich strich meine Haare zurecht und wollte mich vorsichtig auf den Boden
hinablassen, als ich das Gleichgewicht verlor und spürte, wie mir meine Beine nicht mehr
gehorchten. Das Reiten auf Garurumons Rücken war wie fliegen gewesen und nun
gehorchte mir mein Körper nicht mehr. Das wäre ja an und für sich nicht schlimm gewesen,
wenn ich nicht mitten in meinem Sturz Halt gesucht hätte und dabei ausgerechnet Matts
Hosenbein erwischt hätte. Der arme Kerl war so überrascht, dass er auch keinen Halt mehr
fand und wir zusammen von seinem Digimon stürzten. Meine Güte, war mir das Ganze
peinlich.
Ich wusste erst wieder was los war, als ich Izzys rotes Gesicht unter mir sah und abermals
seinen jungen Körper spürte. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich von seinem
unschuldigen Anblick losreißen konnte. Dann jedoch erhob ich mich wieder energisch, schon
allein, damit er nicht bemerkte, wie rot ich geworden war, denn ich spürte das Glühen
meiner Wangen. Was passierte hier eigentlich? Ständig kamen wir in solche peinlichen
Situationen! Das war ja nicht mehr normal! Es war fast so, als würde irgendetwas wollen,
dass wir uns näher kamen! Nein, nicht schon wieder der Quatsch! Ich hatte mir doch vorhin
schon gesagt, dass das alles nichts war! Aber warum war ich dann immer so aufgewühlt,
wenn er so nah bei mir war? Und seine roten Wangen vorher. Es war ihm bestimmt auch
peinlich gewesen.
Tu.tut mir leid. Izzy klopfte sich den Staub von der Hose. Sein Gesicht war immer noch
von einer leichten Röte überzogen.
Schon gut, ist ja nichts passiert. Matt klang eigentlich überhaupt nicht grimmig, wie ich
eigentlich erwartet hatte. Doch trotzdem traute ich mich nicht, ihm direkt in die Augen zu
sehen. Ich schaffte es einfach nicht, so sehr ich mir auch einredete, dass es dumm war.
Hoffentlich war er wirklich nicht sauer. Vielleicht nahm er es mir übel, dass ich mich vorhin
an ihm festgehalten hatte? Aber, ich muss zugeben, so habe ich mich gleich sicherer gefühlt.
Sein warmer starker Körper und seine gleichmäßigen Atemzüge.uh.jetzt dachte ich
schon wieder darüber nach! Was war heute nur los mit mir?
Lass uns die anderen suchen. Matt hatte wieder die Händen in seine Hosentaschen
gesteckt und lief, gefolgt von Gabumon, der wieder zurückdigitiert war, auf das große
graue Gebäude zu.
Tentomon.digitiert zu...Kabuterimon!
Izzys Digimon griff an. Ein so großes Digimon hatte ich hier nicht erwartet. Schon allein,
weil ich dachte, dass wir die Fabrik damals gesäubert hatte und nun nichts mehr zu
befürchten hatte, doch ich hatte mich wohl geirrt.
Was ist das für ein Ding?
Emitmon.Level Ultra.Mutantdigimon.Typus Virus.Attacke: Zeitstrom.
'Das sagt mir jetzt auch nicht mehr!', dachte ich bei mir, doch ich sagte es nicht. Irgendwie
hatte ich Angst, Izzy damit zu verletzen, da es ja sein Laptop und auch irgendwie sein
Digimonanalyser war. Auch wenn sich das irgendwie blöd anhört.
äDonnerschlag! Kabuterimon griff erneut an und ich sah auf Izzy, der angestrengt dem
Kampf folgte. Er schien ebenfalls zu merken, dass es seinem Digimon nicht gerade leicht
fiel gegen diesen Gegner anzukommen. Wir mussten ihm helfen.
Los, Gabumon! Wir sind dran! Verschämt sah mein Digimon zu Boden. Ich verstand ihn
sofort. Er hatte seine ganze Energie auf dem Weg hierher aufgebraucht und musste nun
unglaublichen Hunger haben.
Verdammt!, fluchte ich leise vor mich hin, so dass es Gabumon nicht hören konnte.
Schließlich wollte ich nicht seine Gefühle verletzten. Doch mir fiel es schwer so tatenlos
herumzustehen.
Kabuterimon.Ultradigitation zu.
Izzy Wappen hatte geleuchtet. Mit Freude erwartete ich das Erscheinen von
Megakabuterimon, doch es kam gar nicht so weit. Denn mitten in der Digitation griff
Emitmon erneut an und landete einen Volltreffer. Izzys Digimon geriet ins Schwanken,
digitierte zurück und begann auf den Boden zuzurasen.
Tentomon! Ich war aufgesprungen, ohne über irgendetwas nachzudenken. Mein Freund
war in Gefahr und ich musste einfach etwas tun. Doch bei jedem Schritt den ich lief, kam es
mir so vor, als würde er eine Ewigkeit dauern. Als würde man einen Film, in dem ich
vorkam, in Zeitlupe abspielen. Ich konnte ihn einfach nicht erreichen. Aber ich MUßTE es
schaffen! Ich brauchte ihn doch! Aber leider.
Tentomon! Mach die Augen auf! Sag doch etwas! Ich hatte ihn nicht auffangen können.
'Izzy.' Es war, als würde er meinen Namen sagen, doch er bewegte sich nicht.
Zeitstrom!
IZZY! Das böse Digimon griff erneut an. Es hatte seine Chance erkannt. Ich sah nur, wie es
auf ihn zielte. Danach wusste ich nur noch, wie ich meine Armen um ihn schlang, um ihn von
hinten zu schützen. Wie ich zu ihm gekommen war, wusste ich nicht mehr. Alles war einfach
viel zu schnell gegangen. Ich wartete nur noch auf den Schlag, der mich und nicht ihn
treffen würde, als.
Gigaschlag! Ich glaube, ich war noch nie so froh gewesen, diese tiefe Stimme zu hören,
als in dem Augenblick. Ich wusste sofort, dass die Gefahr nun gebannt war.
Matt! Izzy! Ist alles in Ordnung! Tais Stimme drang an mein Ohr, doch als ich ihm
antworten wollte, bemerkte ich, dass ich Izzy immer noch fest umschlungen hatte. Ich löste
mich etwas beschämt von ihm und wollte ihm aufhelfen, als ich in sein Gesicht sah. Ich
dachte, mein Herz würde zerspringen, als ich diese tränengefüllten Augen sah. Diese
sanften Händen, die den leblosen Körper des Digimons an sich drückten und diesen
zitternden Jungen, der immer wieder diesen Namen rief.
Tentomon.nein.du darfst mich nicht alleine lassen.nein.Tentomon, mein liebes
Tentomon.ä Ich spürte ihn, seinen warmen Körper an meinem und wie er immer kälter
wurde. Daher klammerte ich mich noch fester an ihn. Er durfte nicht kälter werden, er durfte
es einfach nicht. Es war so selbstverständlich gewesen, dass er bei mir gewesen war, wenn
ich hier war. Doch nun. Ich fühlte nichts mehr, außer ihm. Das erste war ein Stich in der Brust
gewesen, dann ein Zittern, dass meinen ganzen Körper durchfahren hatte, doch nun.ich
fühlte nichts. Es war so leer in mir, als hätte mich jemand abgeschalten und mir gesagt, dass
nun alles vorbei wäre. Genau, wie das Leben meines Digimons vorbei schien. Es hatte, wie
immer versucht mich zu beschützen, sich meiner würdig zu erweisen, doch jetzt. Jetzt
konnte er das nicht mehr. Vielleicht, weil es mich auch nicht mehr richtig gab. Schließlich
fühlte ich nichts mehr. Wahrscheinlich war er gar nicht tot! Ja, genau das war es! Er war ein
Digimon, er konnte doch gar nicht sterben! Wahrscheinlich musste er sich nur wieder wie ein
Akku aufladen! Und das brauchte eben seine Zeit! Warum war ich nicht gleich darauf
gekommen? Ich wollte ihm helfen. Am Besten, ich hielt ihn ganz fest. Ich wollte für ihn da
sein, wenn er wieder zu sich kam.
Ist schon gut, Tentomon! Lass dir Zeit. Ich warte auf dich. Gleich werden wir uns wieder
gegenseitig fühlen.
Die leise Stimme und sein plötzliches Lächeln machten mir Angst. Er schien nicht mehr hier zu
sein. Er schien sich von mir zu entfernen, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich kniete
mich zu ihm hinunter.
Izzy? Meine Stimme war nur ein Flüstern, doch trotzdem hallte sie gespenstisch durch die
große Halle. Ich sah erschrocken auf und erblickte Tai und die Anderen, die regungslos auf
uns sahen. Sie waren genauso verwirrt und geschockt, wie ich. Ich versuchte es erneut.
Izzy! Er sah mich an. Die leere seiner Augen erschreckte mich dermaßen, dass ich einen
Schritt zurückwich. So hatte ich ihn noch nicht gesehen und wünschte mir in diesem
Augenblick es auch nie erlebt zu haben. Es schien fast so, als würde er mit seinem Digimon
sterben, als hätte er jedweden Lebenswillen aufgegeben. Das durfte ich nicht zulassen!
Nicht um meinetwillen geschweige denn um seinetwillen. Doch was sollte ich tun? Ihm sagen,
dass alles wieder gut würde? So ein Unsinn! Das konnte es gar nicht werden!
Ich sah ihn wieder an. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass seine Verbundenheit zu
seinem Digimonpartner so stark gewesen war.
Izzy? Izzy, kannst Du mich hören? Ich schreckte aus meinen Gedanken, als ich Genais
Stimme vernahm. Mit ihm hatte hier wohl keiner gerechnet.
Matt! Tai war zu Izzys Laptop geeilt und brachte ihn nun zu uns.
Genai! Sag uns, was wir tun sollen! Wir verlieren ihn! Ich hatte sofort begriffen, dass
dieser alte Mann unsere einzige Chance war, Izzy zu helfen, oder ihn sogar zu retten. Ich
sah durchdringend auf den Bildschirm, auf dem der kleine Mann zu sehen war.
Die Stimme schien wie durch einen Schleier an mein Ohr zu dringen. Doch ich wollte sie gar
nicht hören. Nein, ich wollte warten, nichts als warten. Ich wollte bei Tentomon sein, wenn er
wieder aufwachte und meinen Namen rufen würde.
Izzy! Hast du nicht gehört? Du kannst ihn retten! Ich sah auf. Matts Gesicht war so ernst. Er
hatte mich an den Schultern gepackt und schüttelte mich. Ich wollte das er aufhört, doch er
tat es einfach nicht. Ich hörte seine Worte kaum. Es war mir auch egal, was er sagte. Ich
wollte ihm gar nicht zuhören.
Izzy! Verdammt noch mal, wach endlich auf!
Lass, mich! Ich versuchte Matt abzuschütteln, doch er hörte nicht auf. Schließlich verlor ich
die Geduld. Ich legte Tentomon vorsichtig beiseite und stand auf.
Du sollt mich in Ruhe lassen! Ich schlug zu. Nur, um dann in die Knie zu sinken und meine
schmerzende Hand zu schütteln. Verflucht! Matts Kiefer war verdammt hart.
Bist du jetzt wenigstens wieder wach? Ich sah erneut auf. Matt lag vor mir auf dem Boden
und wischte sich mit dem Unterarm über den Mund. Ich hatte ihn wohl voll erwischt. Doch
bevor ich etwas sagen konnte, mischte sich Tai ein. Wo war der denn so plötzlich
hergekommen?
Du musst dich beeilen, Izzy! Nur du kannst Tentomon wieder aktivieren! Doch wenn du dich
nicht beeilst verlierst du ihn! Was hatte Tai da gesagt? Ihn wieder aktivieren? Aber
schaffte er das denn nicht von alleine? Ich musste doch nur abwarten. Ich sah auf den
leblosen Körper und sofort stiegen mir wieder Tränen in die Augen. Was wenn Tai recht
hatte und er konnte es nicht alleine schaffen? Wenn er tot war? Ich wollte ihn wiederhaben,
ihn nicht verlieren. Es war fast so, als hätte der Schlag gegen Matt bei mir etwas wieder
eingerenkt. (Ich hoffte nur, bei ihm hatte ich nichts ausgerenkt!) Denn nun hatte ich nicht
mehr vor einfach nur zu warten und damit ohne weiteres aufzugeben! Ich würde meinen
Freund zurückholen. Wenn es eine Möglichkeit gab, dann würde ich sie nutzen.
Sag mir, was ich tun muss! Ich schnappte mir den Laptop und sah Genai herausfordernd
an.
Dann hör mir gut zu, Izzy! Tentomon ist deaktiviert worden! Wenn du ihn retten willst, dann
musst du sein Programm erneuern! Doch du hast nicht viel Zeit! Die Deaktivierung bleibt nur
10 Minuten lang, danach zerfällt sein Körper, wenn er nicht wieder aktiviert wurde! Du
musst dich in seinen Körper einklinken und wie gesagt, sein Programm erneuern! Ich werde
dir dabei helfen! Izzy nickte Genai noch einmal zu dann schloss er Tentomons Körper an
seinen Laptop an. Die Tränen in seinen Augen waren nicht verschwunden, doch sein
Gesichtsausdruck war so entschlossen, dass man einfach an ihn glauben musste. Seine
Finger flogen geradezu über die Tastatur. Niemand wagte es etwas zu sagen, aus Angst,
man könnte seine Konzentration stören oder Genais Stimme übertönen. Mein Herz schlug
wie wild, wie musste es da erst Izzy gehen. Doch man sah ihm seine Gefühle nicht an. Er
schien von seinem Laptop geradezu fixiert.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis wir den erwarteten Satz hörten.
So ist es richtig! Durch seine Daten ist das Programm an ihn angepasst worden. Du hast es
fast geschafft. Und nun schicke das Programm ab.ä Izzy drückte die Entertaste. Alle
starrten gebannt auf das immer noch reglos daliegende Tentomon. Doch nichts geschah.
Dann dieses bling und das kleine rechteckige Fenster auf dem Laptop. Izzys Augen
weiteten sich. 'übertragungsfehler!' Ich dachte mir bliebe das Herz erneut stehen, als ich
Izzys verzweifelten und entsetzten Gesichtausdruck sah. Das durfte nicht sein! Das durfte
einfach nicht das Ende sein!
Genai! Was soll ich tun! Genai! Wir verlieren ihn! Doch der alte Mann meldete sich nicht.
Er war wiedereinmal verschwunden. Doch dieses Mal würde ich es ihm nicht verzeihen.
Schließlich hing Tentomons Leben von der ganzen Sache ab. Warum ließ er uns in solchen
Situationen nur immer allein? Ich drückte erneut auf die Entertaste, um das OK zu
bestätigen und versuchte es erneut. Der Laptop arbeitet. Dann erneut das
Warnungsfenster. Was sollte ich nur tun? Ich spürte, wie die Verzweiflung immer mehr
Besitz von mir ergriff. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, um meine Gedanken wieder
ordnen zu können und ihn so nicht zu verlieren, aber es gelang mir einfach nicht. Da sah ich
plötzlich Matt neben Tentomon niederknien. Ich verstand nicht. Doch er anscheinend schon.
Er tastete an meinem Digimonpartner herum und nickte mir schließlich zu. Ich verstand zwar
nicht, aber versuchte es danach dennoch erneut. Wieder arbeitet der Laptop. Ich hoffte
und bangte. Doch es erschien kein Warnungsfenster, kein Warnton erklang. Erst als das
Programm versand und geladen war, konnte ich beruhigt auf das OK-Feld klicken. Ich
wusste nicht wie, aber Matt hatte es geschafft. Ich legte mein Gerät beiseite und nahm
Tentomon wieder in den Arm. Er musste einfach aufwachen! Es durfte nicht zu spät gewesen
sein! Das würde ich mir nie verzeihen!
Izzy? Ich wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen als ich die Stimme dieses
Digimons wieder vernahm und Izzys Tränen der Freude sah. Er umarmte seinen Freund und
wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Das immer noch etwas benommene Tentomon ließ
jedoch alles willenlos mit sich geschehen. Und bei diesem Anblick wären sogar mir fast die
Tränen in die Augen gestiegen. Doch ich hielt sie zurück. Was sollten die anderen von mir
denken.
Na, dass ging ja noch mal gut! Tai klopfte mir auf die Schulter uns strahlte mich an. Wie
hast du das nur wieder geschafft, Matt? Nach diesem glücklichen Ausgang und dem
eigentlich plumpen Problem, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich habe nur den Stecker wieder richtig hineingesteckt, das war auch schon alles. Ich kenne
das von meiner E-Gitarre. Sie funktioniert manchmal auch nicht richtig, wenn der Stecker zu
lose sitzt. Da muss man dann einfach ein bisschen nachjustieren. Ich fuhr mir mit der Hand
über die Nase, dann begann ich herzhaft zu lachen. Tais dämliches Gesicht war ja auch
wirklich zu komisch. Daraufhin konnte mein Kumpel sich allerdings auch nicht mehr halten
und stimmte mit ein.
Was ist denn mit euch beiden los? T.K. sah uns fragend an. Ich würde sagen, es war
einerseits die Erlösung, nach dieser untertäglichen Anspannung, andererseits einfach das
lächerliche Problem. Doch ich konnte es ihm nicht erklären. Ich musste einfach zu sehr lachen.
Was war denn eigentlich los? Er flog schon wieder, das war ein gutes Zeichen. Izzy?
Äh, entschuldige.ja? Ich hatte seine Frage ganz überhört, so froh war, ich dass es ihm
wieder gut ging. Das hatte ich in dem Moment gewusst, als ich wieder die Wärme seines
Körpers gespürt und seine Stimme vernommen hatte.
Was ist denn passiert?
Ach, nicht so wichtig! Du hast eigentlich nichts verpasst!ä Er wusste ich auch nicht, warum ich
ihm nichts davon erzählte, doch später begriff ich, dass er es gar nicht wissen brauchte. Es
hätte ihn bestimmt nur verwirrt oder ihm vielleicht sogar Angst gemacht. Und außerdem
ging alles ohne Probleme weiter. Warum also alles unnötig komplizieren?
Nun, und dann wurden wir getrennt. Wir können nur hoffen, dass sie heil zurück in
unsere Welt gekehrt sind. Tai hielt inne und sah uns an.
Wir sollten Kontakt mit Sora aufnehmen. Sie hält am Computer im EDV Raum die
Stellung.
Ich glaube, dass ist nicht mehr nötig. Yolei hielt ihr Digiterminal hoch und strahlte uns
geradezu an. Ich habe gerade eine Mail von ihr erhalten. Joe und Cody sind gut bei ihr
angekommen. Sie sind über einen Fernseher in einem hier angrenzenden Gebiet in unsere
Welt zurück.
Damit hätten wir immerhin ein Problem gelöst. Doch was machen wir jetzt? Ich wusste
dieses Mal keinen Rat. Wir saßen hier fest. Aus der Fabrik konnten wir nicht entkommen,
das hatten Tai und die anderen schon festgestellt. Wir mussten jedoch zu einem Fernseher,
was sollten wir also tun?
Ich schlage vor, wir schlagen hier unser Nachtlager auf. Durch die Barriere kommen wir
heute sowieso nicht mehr, es ist bereits halb acht. Morgen können wir uns dann etwas
überlegen. Tai und seine Nachtlager. Das kannten wir ja schon. Na, solange er nicht
Wache hielt! Bei dem Gedanken an das nächtliche Abenteuer von damals musste ich
irgendwie wieder grinsen. Konnte ja auch nur ihm passieren! Wer traf schon mit der Glut
genau auf ein Seadramon? Meine Güte, wie gerieten wir damals immer noch
aneinander.
Ist was? Tai dachte offensichtlich, dass ich nicht seiner Meinung war. Ich räusperte mich
und versuchte meine Gedanken zu vertreiben. Wir hatten jetzt wirklich keine Zeit für so
was.
Ich glaube Tais Vorschlag ist das Beste.
Aber was werden unsere Eltern sagen, wenn wir heute nicht nach Hause kommen? Kari
schien nicht so begeistert von der Idee ihres Bruders.
Ach, heute ist doch Freitag! Da werden die nicht so pingelig sein. Daisuke winkte ab. Ihm
gefiel es sicher, hier zu bleiben. Na, er war eben ein kleiner Tai.zumindest in solchen
Dingen.
Keine Sorge! Sora wird sich schon eine Ausrede einfallen lassen! Mein Brüderchen schien
ausnahmsweise mal auf Daisukes Seite zu sein.
Also, dann ist es beschlossen, wir bleiben hier! Izzys trat neben Kari. Irgendwie löste das
ein komisches Gefühl in mir aus. Ich ließ die Beiden keinen Augenblick aus den Augen. Und
das Problem mit der Barriere könnt ihr mir überlassen. Ich werde schon einen Weg finden,
wie wir hier herauskommen. Kopf hoch, Kari! Uns passiert schon nichts. Bis der
Digimonkaiser mitbekommt, dass wir eine seiner Todesspiralen erledigt haben, sind wir
schon längst über alle Berge. Er lächelte sie an. Und wie sie zurückstrahlte. Scharf sog ich
die Luft ein. Warum war er so freundlich zu ihr?
Ich hatte ihn schon lange nicht mehr spielen hören. Doch die Töne, die er seiner
Mundharmonika entlockte, beruhigten ungemein und ließen die schrecklichen Ereignisse des
Nachmittags vergessen. Ich lehnte mich an die Wand und sah mich um. Außer uns schien
niemand mehr wach zu sein. Obwohl der Boden und die Wände hier nicht gerade das
ideale Schlafgemach waren. Aber als Digiritter gewöhnt man sich wohl schnell an so etwas.
Ich wollte mich noch bei dir bedanken! Matt sah auf. Wir saßen etwas abseits. Er, weil er
wohl die anderen mit seinem Spiel nicht stören wollte und ich, weil ich mich zu ihm gesellt
hatte. Er hatte wohl gedacht, dass ich schon schlafe, denn er sah mich überrascht an, als ich
ihn ansprach.
äWofür denn? Ich habe doch gar nichts getan.ä Er lehnte sich ebenfalls an die Wand und
spielte mit seiner Mundharmonika herum. Wir saßen direkt nebeneinander.
Na, immerhin hast du Tentomon gerettet!ä
Das hast du ganz alleine geschafft. Er war schon immer bescheiden gewesen.
Nein, denn ohne dich würde ich wahrscheinlich jetzt noch vor dem Laptop sitzen und
versuchen das Programm zu versenden. Außerdem wäre ich nicht so schnell wieder
aufgewacht! Dafür danke ich dir! Ich hoffe, ich habe dir nicht zu sehr wehgetan?
Er beugte sich zu mir und besah sich meine Schramme an meinem linken Mundwinkel. Ich
hielt unwillkürlich den Atem an. So nah waren wir uns noch nie gewesen. Vorsichtig tastete
er dagegen.
äIch hoffe, es tut nicht all zu sehr.ä
Er hatte mein Handgelenk gepackt und sah mir in die Augen. Ich wehrte mich nicht, so
überrascht war ich. Ich hatte wohl eine Stelle berührt, die doch wehtat. Was war ich doch
für ein Trottel. Seine Hand war warm und angenehm. Gar nicht brutal oder rau. Sein Atem
ging schnell. Was hatte er bloß? Ich sah ihn an. Und da erst bemerkte ich, wie nah wir uns
gerade waren. Ich schreckte zurück und zog meine Hand mit. Mein Herz hatte plötzlich zu
rasen begonnen und meine Hand, an der er mich festgehalten hatte, war ganz heiß
geworden. Sie hatte sich seiner Körpertemperatur angepasst. Das Gefühl, dass ich in mir
spürte kannte ich nicht. Ich war plötzlich, bei dem Anblick seiner Augen, so voller Energie
gewesen. Ich musste mich beruhigen.
Ent.entschuldige. Ich wollte dir nicht noch mal wehtun. Ich sah ihn nicht an, als ich mich
entschuldigte. Ich konnte einfach nicht. Irgendwie war mir die Situation peinlich, obwohl
doch gar nichts geschehen war. Wir waren uns etwas näher gekommen, als es für
gewöhnlich üblich war, aber das war ja kein Verbrechen. Mit diesen Gedanken begann
mein Herz langsam wieder im normalen Rhythmus zu schlagen.
Oh, Gott! Ich hatte wirklich kurz daran gedacht ihn in den Arm zu nehmen und zu. Meine
Güte, nur weg mit diesen furchtbaren Gedanken! Er war ein JUNGE! Vom selben
Geschlecht, wie ich, ein Junge! Und dabei hatte ich erst unwillkürlich reagiert. Ich hatte den
Schmerz gespürt, als er mich berührte und hatte dann einfach nach seinem Arm gegriffen,
um ihn davon abzuhalten seinen Fehler zu wiederholen. Und dann dieser Gedanken, als ich
sein Gesicht so nah vor mir sah und seine dunklen tiefen Augen und. Herrjemine, warum
drehte ich bei ihm nur immer so durch? Es war doch nicht etwa wirklich etwas an diesen
ShonenAi Geschichten dran, oder etwa doch? Nun, selbst wenn! Für mich war das Ganze
nichts! Aus! Basta!
Ist schon gut! Ist ja nichts weiter passiert! Ich packte meine Mundharmonika ein und drehte
mich zur Seite. Auch noch mit dem Kopf in seiner Nähe zu schlafen hätte mich wohl ganz um
den Verstand gebracht. Wir sollten uns auch ausruhen! Wir haben morgen viel vor.
Wie kommst du nur immer mit diesen ganzen Daten, Zahlen und Codes zurecht? Kari sah
mir schon eine ganze Weile über die Schulter und irgendwie störte es mich bei ihr kein
bisschen. Vielleicht, weil ich mir sicher sein konnte, dass sie nichts davon verstand und auch
nicht bemerken würde, wenn ich einen Fehler machte? Ich wusste es nicht. Nun, Matt
verstand ja wohl auch nicht all zu viel von Computern. Oder doch? Wenn ich ehrlich war,
dann wusste ich es eigentlich gar nicht so recht. Ich sah nach rechts. Matt, Tai und die
anderen hatten sich, bis eben auf Kari und mich, zusammengesetzt und brüteten über
unserem Fluchtplan und wie sie zu dem von Joe und Sora vorgegebenen Fernseher
durchkommen sollten, ohne, dass wir zu sehr auffielen. Keiner wollte freiwillig dem
Digimonkaiser begegnen, solange wir nicht wussten, wie wir ihn und seine Teufelsspiralen
aufhalten sollten.
Dauert das noch lange? Ich sah wieder auf Kari. Das Mädchen hatte recht! Ich sollte mich
auf meine Arbeit konzentrieren und nicht in der Gegen herumschauen.
Ich müsste es gleich geschafft haben! Keine Sorge, wir sind bald hier weg! Ich war ihr ein
Lächeln zu. Schließlich durfte ich sie nicht beunruhigen. Auch wenn sie älter geworden war,
so war sie doch noch eine der Jüngsten. Gut, sie hatte den Bonus, dass sie schon als sie noch
jünger war als wir, Bekanntschaft mit der Digiwelt machte und dadurch schon genauso viel
wusste, wie wir. Trotzdem. Irgendwie fand ich, dass man noch auf sie aufpassen musste.
Sie lächelte zurück und setzte sich neben mich. Anscheinend fand sie gefallen an meinem
Laptop.
Ich schlage also vor, dass wir uns auf Kabuterimon, Holsemon, Nefertimon und Pegasusmon
aufteilen. In der Luft sind wir schneller! Ich sah wieder nach links. Ich konnte meinen Blicke
einfach nicht von ihnen lassen. Oder ihm? Langsam begann ich nicht mehr über all das
nachzudenken, wenn ich ihn ansah. Ich tat es einfach. Das hatte ich letzte Nacht beschlossen.
Das Ganze führte schließlich zu nichts.
Gut! Wenn Izzy also die Barriere geknackt hat, starten wir sofort! Daisuke war voller
Tatendrang, wie immer. Tai und ich nickten uns zu. Der Fernseher war nicht weit, wir würden
es schon schaffen! Ein helles Lachen erklang und ich sah erneut zu ihnen. Sie hinge
regelrecht an seinem Arm und ihm schien das gar nichts auszumachen! Ob er sich für sie
interessierte? Ich sah zu Tai. Er sah nicht einmal zu ihnen hinüber. Lachend unterhielt er sich
mit Yolei und T.K., während Daisuke sich mal wieder mit V-mon balgte. War ich denn hier
der einzige, der diese.diese.na, eben diese Annäherungsversuche sah? Ich erhob mich
ruckartig und schritt auf die Beiden zu.
äDu bist wirklich ein Genie! Kari lachte erneut, als sie sah, wie Izzy leicht rot wurde. Ich
kochte innerlich. Wie sie sich an ihn heranschmiss! Das war ja nicht auszuhalten!
HEY! Meine Stimme hatte sich von ganz alleine erhoben. Ich wusste auch nicht, warum ich
überhaupt was gesagt hatte. Doch ich hatte und nun sahen mich Izzy und Kari fragend an.
Wohl schon allein, weil ich so laute gerufen hatte. Ich wäre am liebsten im Boden
versunken! Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich spürte, wie ich schon wieder rot anzulaufen
drohte. Ich drehte mich zur Seite, damit sie es nicht sahen und verstaute meine Hände in
den Hosentaschen.
Was ist denn, Matt? Musste er mich die ganze Zeit ansehen? Es war schon so schlimm
genug.
Ich wollte nur wissen, ob ihr bald fertig seit! Und.außerdem will Tai was von dir, Kari!
Das Mädchen erhob sich und ging ohne ihre Lächeln zu verlieren an mir vorbei. Ich glaube,
sie hatte mir sogar zugenickt. Anscheinend hatten sie meinen ärgerlichen Unterton doch
nicht so sehr wahrgenommen. Das erleichterte mich.
Ich brauche noch eine Minute. Izzy begann wieder herumzuhacken.
Äh, ja klar! Ich wollte dich nicht drängen. Ich lehnte mich an die Wand hinter ihm und ließ
meinen Blick schweifen. Da sah ich, wie Kari und Tai diskutierten. Das war wohl meine
Schuld. Ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte ja nicht lügen wollen, aber es war ein Notfalle
gewesen. Außerdem hätte sie sich nur nicht so an ihn ranmachen müssen. Ich wollte meine
Augen abwenden, als ich T.K.s Blick auffing. Er stand direkt neben Tai und seiner
Schwester. Er sah mich so komisch an. Dann lächelte er plötzlich. Was er wohl dachte? Ob
er wusste, dass ich Kari weggeschickt hatte?
Nun steigt schon endlich auf! Wir müssen hier weg! Ich half Gabumon auf Kabuterimons
Rücken und sah Matt an. Er hatte wohl nicht vor gehabt mit mir zu fliegen, denn er sah sich
irgendwie unsicher um. Das machte ihn gleich viel jünger. Ich musste grinsen. Sein
Gesichtsausdruck war einfach zu niedlich. Niedlich? Ich überdachte meinen soeben
gedachten Gedankengang. Wie war ich denn nur auf dieses Wort gekommen? Ich
schüttelte den Kopf. Wir mussten nun wirklich los!
Ich stieg also auf. Doch so ganz wohl war mir nicht dabei. Warum musste ich ausgerechnet
mit ihm fliegen? Aber T.K., die treulose Tomate, hatte sich schon mit Pegasusmon und Tai
aus dem Staub gemacht. Und Nefertimon, Kari und Daisuke waren auch schon
aufgestiegen. Es blieb nur noch Yolei, doch die setzte auch soeben mit Holsemon zum Start
an. Keine Chance! Ich musste wohl auf Kabuterimon reiten. Doch ich würde mich nicht an ihm
festhalten! Das wäre ja wohl nur peinlich gewesen. Lässig machte ich es mir also auf dem
riesigen Insekt bequem. Es sah schon irgendwie gruslig aus, dieses Kabuterimon.
Auf geht's! Izzy hob den Arm und sein Digimon startete. Ich war von dem plötzlich Ruck so
überrascht, dass ich hastig nach einem Halt suchte.
Urplötzlich spürte ich nicht nur den Wind, sondern auch diese warmen starken Arme um
meinen Körper. Ich musste rot, wie eine Tomate werden, denn Matt klammerte sich
regelrecht an mich. Nun zumindest für einen kurzen Augenblick. Denn danach lockerte sich
sein Griff wieder etwas. Doch er ließ nicht los. Das wunderte mich bei ihm. Er schien mir oft
so unnahbar. So, als würde er Berührungen vermeiden. OK, man durfte schon mal
kumpelhaft den Arm und ihn legen, das machte zumindest Tai, aber von sich aus tat er sehr
selten so etwas. Zumindest meinen Beobachtungen zufolge. Ob das ein Zeichen war? Ob
Matt mich mochte? Ich wagte es nicht, ihn anzusehen oder etwas zu sagen. So ließ ich ihn
einfach gewähren. Schließlich hatte ich mich auch bei ihm festhalten dürfen. Und irgendwie
störte es mich auch nicht. Ich war seit der letzten Nacht ruhiger in seiner Nähe geworden.
Ob das vielleicht daran lag, dass ich die Nacht so nahe bei ihm verbracht hatte? Selbst
wenn, es war ja eigentlich egal. Wir waren gute Freunde und unsere Freundschaft schien zu
wachsen. So empfand ich es zumindest.
Ich war streng darauf bedacht, nicht auch noch den Rest meines Körper so nah an ihn
herankommen zu lassen. So hielt ich den Kopf stets oben. Ich spürte seinen Herzschlag unter
meinen Händen. Er war ruhig und gleichmäßig. Gut, es schien ihm nichts auszumachen, dass
ich mich an ihm festhielt. Nun, ich hatte ja auch keine andere Wahl. Kabuterimons Körper
war teilweise so glatt, das es keinen Halt gab. Doch als ich ihn da so vor mir sah. So nah.
Da kam er mir so jung vor. Doch es war eine entschlossene Jugendlichkeit. Trotzdem wollte
ich ihn einfach nur beschützen. Egal, was andere dazu sagen würden! Schließlich waren wir
nur Freunde. Mehr durfte daraus auf keinen Fall werden! Oder war es schon mehr? Meine
Gedanken ließen sich, seit wir wieder hier in der Digiwelt waren, nicht mehr ordnen. So
sehr ich es auch versuchte. Wer konnte mir nur sagen, was ich tun sollte? Wie ich mich
verhalten sollten? Wenn es nun wirklich Liebe war? Nein, das durfte es nicht sein! Dagegen
wollte ich mich wehren!
Dort unten! Da ist er! Genau, wie Joe gesagt hat!ä Daisuke hatte den Fernseher zuerst
entdeckt. Sofort steuerten wir darauf zu. Kaum waren wir auf der sicheren Erde, als unsere
Digimon wieder zurückdigitierten und jeder sein Digivice hervorholte.
Beeilt euch! Tai trieb alle zur Eile an. Und das mit Recht. Schließlich holten die vier Flymon
schnell auf und keiner wollte sich auf einen Kampf einlassen. Unsere Digimon wäre von dem
schnellen Flug viel zu erschöpft gewesen, um gegen sie gewinnen zu können.
Daisuke verschwand, gefolgt von Yolei, Kari und T.K. Schließlich folgte auch noch Tai. Der
nächste war Matt. Ich sah immer wieder zum Himmel, darauf gefasst jeden Augenblick die
dunklen Schatten zu sehen.
Ich wurde zurück geschleudert. Ohne das ich etwas tun konnte. Der Fernseher hatte mich
nicht in sich aufgesogen. Er weigerte sich einfach mich wieder zurückkehren zu lassen. Was
sollte ich tun? Ich sah Izzy an, der mich nur unverständlich ansah. Beide lagen wir auf der
Erde und rührte uns nicht. Dann jedoch wurde mir klar, dass er in Gefahr war.
Beil dich und verschwinde! Los! Ich zerrte Izzy auf die Beine und schob ihn zu dem
flimmernden Fernseher. Einen Augenblick lang wehrte er sich nicht, doch dann begann er
wie wild zu zappeln, so das ich ihn loslassen musste.
Ich bleibe bei dir!
Sag mal, spinnst du! Sie werden uns jeden Augenblick aufgespürt haben! Hier bist du nicht
sicher!
Ich lass dich nicht im Stich! Seine Augen blickten so ernst drein. Ich konnte ihn schließlich
nicht zwingen zurückzugehen.
Joe! Ich sah den am computersitzenden Digiritter so ernst an, wie ich konnte. Matt kann
nicht zurück! Wir bleiben hier! Wenn die Luft wieder rein ist, werden wir versuchen
zurückzukommen! Sucht uns nicht! Das hat keinen Sinn! Ihr brächtet euch nur unnötig in
Gefahr! Versprich es mir, Joe! Er schob seine Brille nach oben.
Verstanden! Viel Glück! Ich nickte ihm noch einmal zu. Ich wusste, auf ihn war verlass. Er
würde Tai und Daisuke, ebenso wie die anderen dazu bringen, uns nicht zu folgen. Ich
vertrauter seiner Zuverlässigkeit, die er schon so oft bewiesen hatte.
Wir müssen hier weg! Matt zog mich wieder am Arm. Da erklang ein ohrenbetäubender
Schlag und ich sah neben mir mit Entsetzen die versengte Erde. Sie hatten uns gefunden! Ich
sprang auf. Ein weiterer Angriff und ich reagierte ohne zu wissen, was ich da tat. Ich warf
mich auf Matt und riss ihn gerade noch rechtzeitig zu Boden. So kam es mir zumindest vor,
denn ich spürte noch den Luftzug, als einer der Giftstachel an mir vorbeisauste. Wir rollten
über die Erde und versanken im Gebüsch, was uns wahrscheinlich, nein.sogar bestimmt,
das Leben gerettet hat.
Mein Kopf schmerzte fürchterlich. Ich versuchte ihn zu heben, doch da bemerkte ich, wie mir
auch jeder andere Knochen im Leib weh tat. Ich sank zurück auf den wenigstens weichen
Untergrund. Dann öffnete ich vorsichtig die Augen. Ich erkannte ein grünes Blätterdach,
durch das einige Strahlen der Sonne drangen. Ich wollte mich erneut erheben, als ich die
Last auf meinem Körper wahrnahm.
Izzy! Ich konnte mir diesen kleinen Ausruf nicht verkneifen. Der Junge lag auf mir und
schien zu schlafen. Er sah so friedlich aus. Ich hob meine Hand und strich vorsichtig das Blatt
auf seiner Wange weg. Wie weich sein Gesicht war.
Er rührte sich und ich ließ meine Hand sofort wieder sinken. Ruhig blieb ich liegen, bis er zu
sich kam. Ich wollte ihn nicht erschrecken.
Na, geht's wieder? Ich versuchte ruhig zu bleiben und schaffte es sogar ein Lächeln
hervorzuzaubern. Denn auch wenn ich in seiner Gegenwart ruhiger geworden war, so
hatten wir doch nie so engen Körperkontakt gehabt und das beunruhigte mich schon etwas.
Ich hörte seine sanftklingende Stimme und sah auf. Sein Gesicht war so nahe. Ich zwinkerte
mit den Augen, um endlich die Benommenheit zu vertreiben. Als ich das geschafft hatte,
richtete ich meinen Oberkörper auf und stützte mich mit meinen Händen auf dem Boden ab.
Nun, zumindest dachte ich kurz, dass es der Boden sei, auf dem ich da lag. Doch kaum
hatte ich ihn berührt, da bemerkte ich erst, dass ich mich hier auf Matt befand.
Verzeihung! Ich versuchte mich hastig aus dieser Situation zu befreien und sprang
regelrecht auf. Na ja, eigentlich hatte ich nie Probleme mit dem Gleichgewicht gehabt, als
Fußballer wäre das wohl auch etwas unvorteilhaft gewesen, aber es lag wohl an dem
heftigen Gepurzel, das wir hinter uns hatten, denn kaum hatte ich meine Füße auf den
diesmal richtigen Boden gesetzt, als ich zur Seite kippte.
So schnell war ich noch nie auf den Beinen gewesen. Ich sah ihn nur kippen und schon stand
ich. Allerdings nicht gerade lang. Denn kaum hatte ich ihm unter die Arme gegriffen, als er
mich mit sich riss und wir erneut auf dem moosbewachsenen Waldboden landeten. Nur,
dass diese Mal Izzy unten lag und ich über ihm kniete. Wenigstens war ich nicht auf ihn
draufgefallen.
Er sah mich an und sagte kein Wort. Von ihm ging eine unglaubliche Wärme aus. Ich spürte,
wie sie auf mich übergriff und mir heiß wurde. Wollte er denn nicht aufstehen? Ich konnte
mich nicht bewegen, so wie er über mir lehnte. Doch auch wenn sich äußerlich nichts regte,
in meinem Inneren brannte es lichterloh. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich meine
Gefühle für ihn so deutlich spürte und in einer gewissen Weise verstand. Denn es störte
mich nicht, dass er so nahe bei mir war. Im Gegenteil, es wühlte mich auf, als wäre ich ein
kleines Kind, dass vor Vorfreude Luftsprünge machte. Irgendwie erwartete ich, dass er sich
mir nähern, mich weiterhin so ansehen würde. Doch natürlich geschah nichts dergleichen.
Kaum hatte ich seinen Blick gefangen, da wusste ich, dass er sich verändert hatte. Er hatte
nicht mehr dieses Verständnislose in sich, wie an dem Abend in der Fabrik. Aber was es
war, dass sich so in seinen Augen spiegelte, verstand ich nicht.
Ich wusste auch nicht genau warum, aber es dauerte etwas, bis ich meinen Körper dazu
brachte, sich rückwärts zu bewegen. Aufzustehen schaffte ich allerdings nicht. Ich schob mich
von ihm weg und setzte mich ins Gras. Mir war so heiß! Ich zog mein Jackett aus und warf
es neben mich. Hier unter dem Blätterdach staute sich die Luft schrecklich.
Danke! Ich glaube, du hast mich gerettet. Izzy sah und richtete sich auf. Dann lächelte er
mich an.
Gern geschehen! Jetzt sind wir wenigstens quitt! Ich stockte kurz. Izzy schien plötzlich so
fröhlich. Hatte ich irgendwas verpasst?
Matt! Matt, antworte doch! Das war doch Gabumon!
Izzy! Bist du hier?
Tentomon! Hier sind wir! Izzy erhob sich entgültig und wies so seinem Digimon den Weg.
Matt saß, an einen Baum gelehnt, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen vor mir. Er
schien die kurzzeitige Ruhe zu genießen. Ich hingegen wollte herausfinden, was Matt daran
gehindert hatte in unsere Welt zurückzukehren.
Gibst du mir mal dein Digivice? Er antwortete nicht, sondern hielt es mir nur entgegen. Ich
nahm es und berührte dabei seine Hand. Sie war schweißnass. Anscheinend war er doch
nicht so ruhig, wie er aussah. Bestimmt hatte er Angst nicht mehr nach Hause zurück zu
können. Das durfte ich nicht zulassen! Ich musste einfach herausfinden, was geschehen war.
Ich war Izzy sehr dankbar. Er gab sein Bestes, dass sah man ihm genau an. Und ob ich
wollte, oder nicht, aber ich war auf ihn angewiesen. Normalerweise hasste ich das Gefühl,
doch bei ihm fand ich es in Ordnung. Ich wusste genau, dass er es niemals ausnützen würde.
Das ist ja merkwürdig! Ich horchte auf. Izzy schien Probleme zu haben.
Was ist? Sofort war ich an seiner Seite und sah auf den Laptop, verstand allerdings nicht
das geringste.
Nun, dein Digivice reagiert anders, als für gewöhnlich.
Was meinst du damit? Ich wusste nicht, auf was er hinaus wollte.
Na ja, es scheint so, als wärst du.als seiest du.so etwas wie ein Digimon!
WAS? Ich schrie Izzy fast an. Dann jedoch sank ich zurück und fasste mir an den Kopf.
Das war einfach zu viel für mich! Doch irgendwie hatte ich immer noch nicht verstanden,
was das Ganze nun eigentlich zu bedeuten hatte.
Und, Ist das schlimm? Izzy beugte sich über seine Daten.
Hm. eigentlich nicht. Ich meine, du bist ja auch kein richtiges Digimon. Ich weiß nur nicht,
warum. Er sprach in Rätseln.
Was denn nun?
Gib mir mal deine Hand! Er griff so schnell nach ihr, noch während er sprach, dass ich
selbst gar nicht reagieren konnte und legte sie auf mein Digivice, welches er in den
Computer gesteckt hatte. Eigentlich hätte er sie jetzt wieder loslassen können, da ich
verstanden hatte, was er wollte, aber er tat es nicht. In gedankenversunken hielt er mein
Handgelenk fest und arbeitet gleichzeitig an seiner Auswertung. Ein wohliger Schauer
durchflutete mich und ich begann ebenfalls abzutauchen. Nur, dass ich im Gegensatz zu ihm
nicht an Daten oder ähnliches dachte, sondern schlicht und einfach an ihn und unsere
ganzen peinlichen Situationen in dieser Welt.
Jetzt hab ich's! Ich schreckte aus meinen Gedanken und zog meine Hand reflexartig
zurück. Wie war ich nur auf solche Gedanken gekommen?
Ich weiß es jetzt!
Was weißt du? Matt blickte mich so verständnislos an, dass ich mir ein Grinsen verkneifen
musste. Er sah so richtig jung und unschuldig aus.
Na, was dein Problem ist!
Aha. Und was ist es, wenn ich fragen darf? Er war richtig ungeduldig.
Nun, es ist so: Normalerweise sind wir, wenn wir in die Digiwelt kommen als menschliche
Organismen registriert, um es einfach auszudrücken. Doch du scheinst als digitales Wesen
gespeichert worden zu sein!
Was soll denn das heißen? Ich beeilte mich fortzufahren.
Dass du praktisch nun zu dieser Welt gehörst und daher nicht mehr zurückkannst.
Aber.aber. Er schien kurz nachzudenken. Ich wollte etwas sagen, aber kam mir zuvor.
Dann verstehe ich nicht, warum die Digimon der neuen Digiritter mit unsere Welt können
und ich nicht!
Erstens bist du kein richtiges Digimon und zweitens liegt das wohl an den Digivices. So
genau kann ich dir das alles leider auch nicht erklären. Wahrscheinlich bist du noch mal
anders registriert, als die Digimon. Matts Gesicht sprach Bände. Er verstand nicht, was ich
ausdrücken wollte.
Und was können wir dagegen tun?
Wir müssen dich wieder als Menschen registrieren.
Und wie soll das gehen?
überlass dass nur mir! Ich zwinkerte ihm zu.
Wie du meinst! Aber ein Frage hätte ich da noch. Er schien sich wieder zu beruhigen.
Ob er mir so vertraute? Das war irgendwie ein schönes Gefühl.
Warum bin ich so registriert worden?
Ich weiß nicht genau, aber ich vermute, es ist passiert als du während der übertragung
des neuen Programms an Tentomon, den Stecker berührt hast. Dabei sind wahrscheinlich
einige von den Daten auch auf dich übertragen worden und da Tentomon als Digimon
registriert ist.
Ich verstehe.
Er saß nur da und arbeitete. Das konnte man ja nicht mit ansehen! Ich wusste ja, dass er es
für mich tat, aber irgendwie hatte ich es gerade gar nicht eilig nach Hause zu kommen. T.K.
hatte bestimmt eine gute Ausrede für Vater gefunden. Darüber brauchte ich mir also keine
Gedanken machen.
Ich erhob mich und begann umher zu gehen. Mir war langweilig. Auf meiner
Mundharmonika wollte ich nicht spielen. Schließlich wollte ich Izzy nicht in seiner
Konzentration stören. Gabumon schlief und Tentomon unterstützte mit seinem Wisse wohl
Izzy. So sah es zumindest aus. Ob die Beiden das auch wirklich hinbekamen? Ich stolperte
fast über etwas und sah nach unten. Na, das kam mir ja gelegen.
Als ich Matt lachen hörte, sah ich auf. Zuerst nahm ich nur Gabumon wahr, der herumrannte,
doch dann sah ich ihn. Verwundert sah ich genauer hin! Matt spielte doch tatsächlich
Fußball! Und das nicht nur mit Gabumon sondern mit einem Koromon! Nur, dass dieses auf
dem Ausbildungslevel befindliche Digimon nicht mitspielte, sondern selbst der Fußball war.
Aber irgendwie schien es ihm gar nichts auszumachen, denn es lachte ebenfalls. Ich
schüttelte den Kopf. So was Irres! So kannte ich Matt überhaupt nicht. Er war plötzlich so
ausgelassen.
Hey! Izzy! Mach mal eine Pause und spiel mit! Er hatte mich entdeckt.
Gut! Ich komme! Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt meine Arbeit zu verlassen, aber
kaum hatte ich die zwei gesehen da hatte mich die Lust gepackt. Außerdem war es bereits
ziemlich spät. Ich glaubte nicht, dass der Computer im EDV Raum überhaupt noch lief.
Wahrscheinlich waren Joe und die Anderen längst nach Hause gegangen, damit sich nicht
noch mehr Eltern grundlos sorgen mussten. Ich konnte also genauso gut heute Nacht
weiterarbeiten.
Ich hatte schon von Tai und Sora gehört, dass Izzy mit ihnen früher Fußball gespielt hatte,
aber das er so gut war hätte ich nicht gedacht. Er hatte diesen Sport nie erwähnt und jeder
hielt ihn daher wohl für einen Stubenhocker, aber das war er ganz und gar nicht.
Spätestens, wenn man ihn so gesehen hatte, wusste man das. Er hatte seine Jacke
ausgezogen und sein Hemd aus der Hose geholt. Klar, so konnte er sich besser bewegen.
Was für mich allerdings ein reiner Nachteil war. Denn so hatte ich so gut wie keine Chance
gegen ihn. Wir spielten gegeneinander, während Gabumon unser provisorisches Tor
bewachte, welches aus zwei Stöcken bestand. Irgendwie schien mein Digimonpartner etwas
ängstlich, was uns allerdings nicht davon abhielt aufs Tor zu schießen.
So leicht kommst du an mir nicht vorbei! Ich stellte mich Izzy in den Weg. Dieser jedoch
grinste mich nur frech an.
Das werden wir noch sehen! Er täuschte nach rechts an, was ich allerdings sofort
durchschaute. Du hast keine Chance mein Lieber! Wieder ein Trick! Dieses Mal nach links,
aber. Hey! Wo war denn der Ball?
Reingelegt!ä Und jetzt war Izzy auch noch weg! Verdammt.
Gabumon! Pass auf! Zu spät! Der Ball hatte die Torlinie bereits überquert. Oder sagen
wir besser das Koromon war an meinem Digimon vorbei über die gedachte Grenze
gepurzelt.
Ich war in meinem Element! Wie lange hatte ich schon nicht mehr gespielt! Und mit Matt
machte es unglaublichen Spaß. Er gab einfach nicht auf! Das gefiel mir ungemein.
Hier ist kein Durchkommen! Unterschätze mich nicht! Er lief auf mich zu. Gut, er war in
vollem Lauf! Meine Chance! Er wollte rechts vorbei, auch gut. In dem Augenblick wo er links
antäuschte und sich dann wieder nach rechts wandte, schnappte ich mir den Ball.äh, nun
eigentlich dieses rosa Koromon.wie auch immer, zumindest hatte ich es geschafft. Bloß
leider freute ich mich zu früh. Nicht das Matt eine Gefahr für mich gewesen wäre, denn ich
lief ihm davon, aber irgendwie wickelten sich die langen Schlappohren dieses zum Ball
abgestempelten Koromons um meine Fußgelenke. Nun, das Ergebnis war, dass ich etwas
unsanft mitten im Lauf auf die Erde fiel. Na, wenigstens war es mal zur Abwechslung der
Boden.
äAlles in Ordnung?ä Das Koromon und Matt sprachen mich gleichzeitig an und sahen beide
so besorgt komisch drein, dass ich unwillkürlich lachen musste.
äJa, danke! Mir geht es gut.ä
äDa bin ich aber froh!ä Das Digimon hüpfte in Izzys Arme und er drückte es leicht. Sein
Lachen steckte an. Wie lieb er mit Koromon umging.
äAber das nächste Mal gewinne ich!ä Ich straffte meinen Körper und stellte mich vor Izzy.
Dieser grinste mich immer noch frech an. äDu wagst es.ä Dieses Grinsen war eindeutig
gewesen. Ich schnappte mir Izzy und nahm ihn locker in den Würgegriff.
äNein, Matt! Lass das! Ich gebe auf, ich gebe auf!ä Izzy begann leicht zu strampeln, lachte
aber dennoch weiter. Schließlich ließ ich ihn los. Er klopfte seine Sachen ab und trat dann
auf mich zu. Ganz nahe kam er meinem Gesicht, ohne das er es gemusst hätte.
äDu.besiegst.mich.nicht!ä Ganz langsam sagte er diese Worte und tippte mir dabei
auf die Brust. Ich sah ihn nur an, bis er sich schnell umdrehte, sich sein Jackett schnappte und
zu seinem Laptop zurücklief. Dann strich ich mir durch die Haare. Er war schon einzigartig
und so wahnsinnig liebenswert! Moment mal! Liebenswert? Meine Güte, ich dachte ja schon
wie ein Mädchen! Ich fuhr mir ein zweites Mal durch meine Kopfbehaarung. Er war ein
guter Freund, verdammt!
Es war mittlerweile längst Nacht geworden, doch ich wollte nicht aufhören. Schließlich
konnten wir hier nicht ewig bleiben. Ich musste also Matts äProgrammä fertig stellen. Wenn
es hier nur nicht so warm wäre. Ich begann die Žrmel meines Hemdes hochzukrempeln.
Dazu erhob ich mich, da ich vorher auf dem Bauch gelegen hatte. Da erblickte ich einen
See, der mir vorher nicht aufgefallen war. Er war nicht groß und anscheinend nur aus einem
bestimmten Winkel zu sehen, denn einige Bäume und Sträucher verdeckten ihn ganz gut.
Das war jetzt genau das Richtige! So eine kleine Erfrischung würde mir bestimmt gut tun
und mich wach halten! Schließlich gab es hier weder Cola noch Kaffee!
Als ich Wassergeplätscher hörte öffnete ich meine Augen. Ich war wohl eingedöst. Na, das
war ja bei dieser Wärme und nach dem Fußballspiel kein Wunder. Izzys Laptop lag vor
mir auf dem Moosboden. Wir hatten uns wieder ins Dickicht begeben, nur für alle Fälle.
Hier wusste man schließlich nie. Doch wo war Izzy hingegangen? Ich sah mich um und folgte
dem anhaltenden Plätschern. Und plötzlich stand ich am Ufer eines Sees, an dem Izzy saß
und sich Wasser ins Gesicht und in den Nacken spritzte.
äOh, Matt! Das Wasser tut echt gut! Solltest du auch probieren!ä Er lachte mich an. Die
nassen Haarspitzen hingen ihm ins Gesicht, das Hemd hatte er nur noch mit drei mittleren
Knöpfen geschlossen und die Žrmel waren hochgekrempelt. Er sah einfach wahnsinnig.na
eben wahnsinnig sexy aus!
äIst was?ä Izzy erhob sich. Ich schrak aus meiner Starre und räusperte mich.
äSolltest du nicht lieber weitermachen?ä Ich schritt, ohne weiter auf ihn zu achten auf den
See zu. Eigentlich hatte ich das gar nicht sagen wollen und schon gar nicht so gefühllos,
aber ich hatte mich gerade einfach nicht unter Kontrolle und musste mich daher dringend
abkühlen. Ich musste meinen Verstand wieder zur Vernunft bringen!
Hatte ich etwas falsch gemacht? Vielleicht hatte ich vorhin etwas Falsches gesagt!? Warum
war er nur plötzlich so abweisend zu mir? Lag es an mir? Es musste an mir liegen! Bestimmt
war ich vorhin zu aufdringlich gewesen.oder überheblich? Aber es schien ihm doch
genauso viel Spaß gemacht zu haben, wie mir! Vielleicht sollte ich mich einfach
entschuldigen? Ich zögerte. Matt kniete nieder und nässte sein Gesicht. Dann hob er seinen
Kopf und schüttelte die hängegebliebenen Wassertropfen ab. Irgendwie schien er gar
nicht mehr wie ein Kind. Ich holte Luft und sah in den Himmel. Es war wohl wirklich das
Beste, wenn ich mich entschuldigte.
äMatt.ich.ä Meine Stimme versagte, als Matt sein Hemd auszog. Mir wurde sofort heiß.
Warum nur? Er war doch nur ein ganz normaler Junge. Ich hatte ihn schon damals so
gesehen. Sogar ganz nackt war er gewesen, als wir in diesem Haus von Devimon badeten.
Anscheinend war es Matt immer noch zu warm, denn er zog auch seine Schuhe aus und ehe
ich etwas sagen konnte sprang er einfach in den See. Erst war ich total überrascht, doch
dann musste ich lächeln. Das passte zu ihm. Er begab sich oft in tiefe Gewässer ohne zu
wissen, was auf ihn zukommen würde. Meine Güte, er war schon verdammt gut gebaut! Er
war wirklich kein Kind mehr! Ich spürte, wie meine Wange glühten. Elegant zog er seine
Bahnen durch das dunkle Wasser, in dem sich mittlerweile die Sichel des Mondes spiegelte.
Entschuldigen konnte ich mich auch noch später. Das Beste war wohl, wenn ich wieder zurück
an meine Arbeit ging. Schließlich wollte ich Matt nicht noch mehr verärgern. Ich warf noch
einen Blick in seine Richtung. Sein nasses Haar glänzte. Dann wandte ich mich hastig ab.
Das hier war nicht gut für mich, es verwirrt mich nur und ich brauchte einen klaren Kopf, um
endlich fertig zu werden.
Ich strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht. Diese Abkühlung war gut gewesen. Sie
hatte mich wieder zu Verstand gebracht. Ich zog mein Hemd an und trat durch das Dickicht.
äIzzy, wie lange.ä Ich hielt inne und blieb stehen. Izzy lag neben seinem Laptop und
schlief. Der Cursor blinkte eifrig weiter, doch der junge Mann mit den roten Haaren schlief
tief und fest und sein Digimon neben ihm. Ich kniete mich neben ihn und sah auf den
Bildschirm. äReady to start program.ä. Anscheinend war er fertig geworden. Doch ich
wollte ihn jetzt nicht wecken. Er hatte sich den Schlaf redlich verdient. Vorsichtig schob ich
das elektronische Gerät etwas beiseite, wobei ich mich über ihn beugen musste. Wohl
etwas zu weit, denn ich verlor irgendwie mein Gleichgewicht und wäre fast auf dem armen
Izzy gelandet, doch ich konnte mich gerade noch abfangen. Vorsichtig sah ich in seine
Richtung. Er hatte nichts bemerkt. Wie friedlich er aussah. So unschuldig. Nun gut, so wirkte
wohl jeder im Schlaf. Trotzdem, er war auf seine Art erwachsen und kindlich zugleich. Ich
streckte meine Hand aus. Ich wollte ihn berühren. Sein Gesicht berühren und seine Haut
unter meinen Finger fühlen.
äMatt?ä Ich fuhr so zusammen, dass ich Izzy fast unter mir begraben hätte. Doch ich fing
mich ab und rutschte von ihm weg.
äWas hast du denn?ä
äGabumon! Meine Güte, hast du mich vielleicht erschreckt!ä Mein Herz raste immer noch.
Ob Izzy daran Schuld war? Quatsch! Das war nur der Schreck gewesen.
äShh.ä Mein Digimon hatte wohl auch die beiden Schlafenden entdeckt. Sofort dämpfte
ich meine Stimme.
äLass uns auch schlafen gehen.ä Ich zog Izzys Jackett heran und deckte ihn damit zu.
Glücklicherweise war es heute Nacht nicht kalt. Dann legte ich mich etwas abseits neben
ihn. Müde von dem anstrengenden und ereignisreichen Tag schlief ich fast sofort ein. Das
war gut so, denn wer weiß, über was ich mir sonst nur wieder Gedanken gemacht hätte.
Ich erwachte, als ich seinen warmen Körper in meiner Nähe spürte. Erst dachte ich, es sei
Gabumon, doch als ich es schaffte meine Augen ganz zu öffnen sah ich Matts Gesicht
genau vor mir. Ich hielt abrupt die Luft an. Anscheinend war ich irgendwann eingeschlafen
und hatte mich wohl im Schlaf bewegt. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Matt sich
so dicht an mich herangelegt hatte. Oder doch? Ich zog mein Jackett wieder über meine
Schulter. Ob er mich zugedeckt hatte? Ich sah ihn an. Ich konnte meinen Blick nicht von
seinen ruhigen und friedlichen Gesichtszügen lassen. Er sah wirklich gut aus. Kein Wunder,
dass Daisukes Schwester ihn nicht in Ruhe ließ. Wenn ich ein Mädchen wäre, dann würde
ich mich auch um ihn bemühen. Nur war ich kein Mädchen und würde auch nie eines sein.
Nicht, dass ich eines hätte sein wollen, ich war gerne ein Junge, aber um seine
Aufmerksamkeit zu erregen hätte ich alles getan. Ich erhob mich ruckartig. Warum war ich
nur so komisch? Meine Gedanken waren doch nicht normal! Kein Wunder, dass mich
manche Leute für seltsam hielten. Warum war ich nur so?
äMatt? Matt.ä Ich öffnete meine Auge und gähnte. Vor mir standen Izzy, Tentomon und
Gabumon. Ich schrak auf.
äIst was passiert?ä Izzy schüttelte den Kopf.
äWir dachten nur, es sei endlich an der Zeit aufzustehen. Schließlich ist es schon Mittag
vorbei.ä
äWarum habt ihr mich dann nicht schon früher geweckt?!ä Es war mir irgendwie peinlich,
dass ich der Letzte war, der aufstand. Daher erhob ich mich schnell.
äAm Besten wir probieren gleich das Programm aus.ä Izzy schien voller Tatendrang, denn
erstrahlte richtig.
äGut, wenn du meinst. Was muss ich machen?ä
äLeg deine Hand wieder auf das Digivice.ä Ich setzte mich neben Izzy, der seinen Laptop
auf seinen Schoß genommen hatte. Seine Žrmel hatte er wieder heruntergekrempelt.
Allerdings hatte er die Knöpfe offen gelassen, so dass er ziemlich fesch aussah. Ob er
schon lange wach war? Warum hatte ich auch nicht bemerkt, dass sie alle aufgestanden
waren?
äSo.schon fertig!ä Ich hatte gar nicht mitbekommen, was Izzy gemacht hatte, so sehr war
ich in ihn versunken gewesen. In sein freudiges Gesicht, wenn er an seinem tragbaren
Computer saß und seine blitzenden Augen, wenn er etwas eingab oder ausprobierte. Ich
spürte, wie meine Hände nass wurden. Warum saßen wir nur ständig so nah beieinander?
äUnd was jetzt?ä Ich nahm meine Hand wieder von meinem Digivice.
äIch werde das Digivice nochmals überprüfen, dann werden wir sehen, ob es geklappt
hat.ä Ich rutschte wieder an meinem äStammbaumä an dem ich seit unserem Sturz ständig
gelehnt hatte. Ich hatte Hunger. Doch anscheinend war ich nicht der Einzige, denn kaum
hatte ich daran gedacht, als Gabumon und Tentomon mit einem Haufen Früchten
zurückkamen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie weggegangen waren.
Ich sah auf, als ich sein Lachen hörte. Ich hörte es so wahnsinnig gerne. Das Digivice hatte
wieder normal reagiert und so war es nun kein Problem mehr für uns, nach Hause
zurückzukehren.
Matt sah Gabumon und Tentomon zu, die heute selbst versuchten Fußball zu spielen. Es sah
wirklich zu komisch aus. Es freute mich, dass Matt anscheinend wieder besser drauf war.
Ob es doch nicht an mir gelegen hatte? Ich seufzte. Wie er da so saß, mit dem halboffenen
Hemd, das eine Bein angewinkelt, die Hände auf dem Boden und lachte, das war, als
würde für mich eine Sonne aufgehen. Eine, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Nie
waren mir die süßen Lachfalten oder seine atemberaubenden blauen Augen aufgefallen.
Zumindest nie so, wie gerade in diesem Augenblick. Ich spürte, wie mir wieder heiß wurde
und mein Herz Freudensprünge machte. Das ich ihn so erleben durfte, ich glaube, dass war
etwas besonderes. So wirkte er nicht mehr so abweisend und cool, sondern einfach nur
anziehend und lieb. Wer kannte Matt schon so? Ich strich mir durchs Haar. Warum
kribbelten meine Finger nur so? Weil ich ihn berühren wollte? Weil ich ihn mochte?
Aber.nein, kein aber! Ich wollte ihn! Schon die ganze Zeit! Warum hatte ich es nur nie so
gespürt, so dass ich es verstand? Ich glaube, dieser Matt, wie ich ihn da sah, war wie in
Auslöser in mir, der etwas öffnete, was mich unheimlich glücklich machte und mir diesen Mut
gab.
Er sah mir schon die ganze Zeit an und daher versuchte ich nicht in seine Richtung zu sehen
sondern beobachtet weiter die zwei spielenden Digimon. Es war mir nicht unangenehm,
dass er mich ansah, nur irgendwie hatte ich Angst, dass er etwas über mich erfahren würde,
was nicht einmal ich wusste. Dann erhob er sich so plötzlich, dass ich einfach zu ihm schauen
musste. Er kam auf mich zu, ohne etwas zu sagen. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht
deuten. Das machte mich unsicher. Mein Herz begann wild zu klopfen, als er vor mir
niederkniete und wir uns in die Augen sahen.
äI.Ist was, Izzy?ä Ich flüsterte fast, so schwach war meine Stimme. Doch ich konnte meinen
Blick nicht dem Seinen entziehen so sehr ich es auch versuchte. Denn ich wusste, dass gleich
etwas passieren würde. Ich wusste nicht was, aber mir war klar, dass es mein Leben
verändern würde. Und dann kam er mir noch näher, stützte sich auf meinen Händen mit den
Seinen ab und küsste mich.
Ich küsste ihn.
Später habe ich mich oft gefragt, warum so plötzlich? Danach fragte ich, warum erst da?
Nie fand ich eine Antwort. Doch die Berührung seiner Lippen vergesse ich nie! Sie waren so
sanft. Nie hätte ich das erwartet. Nie geglaubt, was das für ein Gefühl ist. Und vor allem
hätte ich nie erwartet, dass ich für meinen ersten Kuss selbst verantwortlich bin! Doch ich
küsste IHN! Ich legte meine ganze Energie, die sich wohl in den letzten Tagen angestaut
hatte, hinein und mir wurde heiß und kalt dabei.
Als ich von ihm abließ sah ich wieder in seine Augen. Erst dachte ich, ich erkenne sie, seine
Gefühle für mich. Doch dieser kurze Augenblick war zu schnell vorüber, als dass ich daran
hätte festhalten können. Er wich dem Entsetzten in seinen Augen. Und ich entfernte mich
etwas von ihm, blieb allerdings vor ihm sitzen. Mein Atem ging schnell, meine Wangen
glühten und mein Körper zitterte vor Erregung.
Erst wollte ich mich seinem Kuss hingeben. Er war so.so verblüffend schön, anregend und
ließ mich für einige Sekunden nicht mehr klar denken. Doch als er wieder von mir abließ
und ich neben seinem Gesicht die Situation erkannte, war ich entsetzt. Nicht wegen ihm,
nein, von mir! Das ich diese Situation nicht verhindert oder geahnt hatte. Das ich sie kurz
genossen hatten. Das war nicht richtig! Das konnte einfach nicht richtig sein! Was war nur
mit uns los?
Ich konnte mich nicht rühren. Und er saß nur vor mir und sah mich an. Mit seinen dunklen
Augen und dem süßen Mund. Was war nur los hier?
Ich tastete nach dem Baum hinter mir und stand auf. Ich musste hier weg! Das war alles nicht
passiert! Nein! Ich wollte das nicht wahrhaben! Ich mochte Izzy! Aber doch nicht so!
Warum? Warum hatte er das getan?
äWas hast du getan?ä Seine Stimme war nur ein Flüstern, doch der Satz war hart genug.
Ich dachte mir bliebe das Herz stehen. Mein Körper war mit einem Schlag ruhig. Sein Blick
war nicht böse, aber so verwirrt, dass ich selbst nicht mehr wusste, was ich denken, fühlen
oder dazu sagen sollte. Er ging an mir vorbei und sah nicht zurück.
Ich nahm mein Digivice. Kaum das ich es in den Händen hielt rannte ich los. Ich musste zu
diesem verdammte Fernseher! Ich musste weg von diesem Ort, den ich noch nie verstanden
hatte und an dem ich mich so vielen Herausforderungen gestellt hatte. Doch dieser war ich
nicht gewachsen! Das konnte ich nicht! Mein Herz schlug schneller und ich spürte, wie mir die
Tränen in die Augen stiegen. Warum nur war ich zurückgekehrt? Nur nie wieder hierher!
Diesen Ort mit all dem Geschehenen zurücklassen! Ich wischte mir im Laufen die Tränen
weg, doch sie hörten nicht auf.
ICH SCHAFFE DAS NICHT! ICH KANN DAS NICHT!
Erst konnte ich ihm nicht hinterher. Ich war zu geschockt und verwirrt. Geschockt, weil ich das
getan hatte und verwirrt, weil ich ihn einfach nicht verstand. Ich war doch nur meinen
Gefühlen gefolgt. Einmal hatte ich auf mein Herz gehört! Was war so falsch daran?
Schließlich folgte ich ihm, wie in Trance ein Stück und sah gerade noch, wie er im Fernseher
verschwand. Ich starrte das flimmernde Gerät lange an. Ich konnte nicht weinen, auch wenn
mein Herz voller Traurigkeit und Enttäuschung war. Was hatte ich falsch gemacht? Ich
wusste es nicht. Nur eines, das wusste ich: Ich sah vielleicht nicht besonders gut aus, war
nicht beliebt oder geachtet, aber ich hatte Herz. Und ein Herz.kann gebrochen werden.
Und das.ist das schmerzhafteste auf der ganzen Welt.
Fortsetzung.????
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