Pairing: Zorro x Lysop
Rating: Noch harmlos.. ^^ PG 13?
Warning: ganz zartes Lime, Humor, Sarkasmus.. *gg*
Der geniale Zorro ist von Wasabi-chan geschrieben und Lysop-kun von mir. ^^
ENS-Rollenspiel.. und geht deshalb etwas mäßiger voran. ^^"
------------------------------------------------------------
Es war ein friedlicher Tag auf der Lamb. Ruffy hing vorne auf dem Lammkopf, Nami im Liegestuhl und sonnte sich und Lysop war gerade dabei neue Munition für seine Schleuder zusammen zu basteln.
Ein köstlicher Duft wehte über das Deck.. bald würde es Essen geben - Sanji arbeitete schon Stunden geschäftig in der Küche.
Zorro hatte seit dem Frühstück Schwerthiebe geübt, links oben, links unten, rechts oben, rechts unten. Mühelos, elegant und tödlich. Wie damals in Dojo. Das waren die Basics, aber darum wurde es auch langsam langweilig. Er zog sich das durchgeschwitzte T-shirt aus und wischte sich damit den Schweiß aus dem Gesicht. Vielleicht mal etwas anderes? Gleichgewichtssinn und ein bisschen Armmuskeltraining? Er ging in den Handstand und beugte die Ellenbogen, bis er mit der Nase auf die Planken kam. Und Arme wieder durchdrücken. Und wieder runter. Und wieder rauf. Und jetzt mit einem Arm... oha, das war ein wenig wackelig. Am besten gleich zweihundert davon...
Lysop angelte mit der Hand nach dem Reagenzglas mit Tabasco. Das Abfüllen war schwierig und brauchte immer Konzentration - die der Schütze in diesem Augenblick überhaupt nicht besaß. Sein Blick schweifte ab, zu Zorro.. und sog sich an dem schweißnassen Körper des Schwertkämpfers fest. Es fand es einfach unglaublich.. wie dieser täglich trainierte, und er bewunderte ihn dafür. Vielleicht sogar mehr als das...
Mit den Gedanken nicht bei der Sache achtete Lysop nicht auf seine Finger, als er das ätzende Zeugs anstatt in die Kugel auf seine Hand kippte. Ein starrer Augenblick - dann erscholl der markerschütternde Schrei des Braunhaarigen über die Lamb.
Lysop sprang auf und raste über das gesamte Deck, sich die schmerzende Hand haltend.
Zorro ignorierte das Gebrüll, wie er es auch sonst schaffte, Lärm und Streitereien seiner Mannschaftskameraden zu ignorieren. Kindsköpfe. Er hatte schließlich Wichtigeres zu tun. Gerade war er dabei, auszuprobieren, ob er im Handstand mit seinem großen Zeh an den Hinterkopf kommen konnte. Es ging nicht. Andererseits, das war auch keine Fähigkeit, die für Schwertkampf besonders wichtig war. Lieber noch ein paar Mal mit der Nase auf die Planken. Egal, ob ihm mit dem Kopf nach unten schwindelig wurde oder nicht. Lysop sah verkehrt herum wirklich lustig aus. Aber warum kam er mit affenartiger Geschwindigkeit auf ihn zugerannt? Und warum brüllte er so?
Einen Moment später wusste Zorro, warum.
Lysop brüllte wie am Spieß - und wie immer nahm niemand von ihm Notiz. Auch Zorro nicht. Lysop hätte es sich gewünscht.
"Wasser!!" kreischte der Schütze, und fuchtelte panisch mit seiner schmerzenden Hand herum.
Tatsächlich stolperte er über den Schwertkämpfer und schlug hin. Als er merkte über _wen_ er da gefallen war, nahm sein Gesicht die Farbe der Hand an. Bevor er jedoch etwas stottern konnte, kam Sanji aus der Küche und knallte ihm genervt einen Eimer mit kaltem Wasser hin.
Lysop sah leicht zitternd aber dankbar zu ihm auf und versenkte die verletzte Hand in dem kühlen Nass... es zischte leicht.
Zorro rappelte sich mühsam auf, er war einen halben Meter auf dem Nasenbein übers Deck gerutscht und dann zusammen mit Lysop in einem verknäulten Haufen gelandet.
Etwas lief ihm feucht-warm und metallisch schmeckend übers Gesicht - Mist, Nasenbluten. Er setzte sich neben Lysop, tauchte sein Tshirt in den Eimer und wischte sich damit sein blutiges Gesicht ab. Da bemerkte er erst Lysops verätzte Hand. " Von deinen Chilibomben? Ganz schön heftiges Zeug, was du da angerührt hast! " sagte er anerkennend.
Lysop rührte leicht wehleidig mit der Hand im Eimer herum, machte aber Zorro mit seinem Hemd sofort Platz, auch damit sich ihre Hände nicht berühren mussten.. Hatte der andere ihn grade tatsächlich.. gelobt? Der Kanonier traute seinen Ohren nicht, blinzelte etwas irritiert zu dem Schwertkämpfer hinüber. "Danke... ja, na ja es soll ja was nutzen, wenn ich die Gegner damit treff.. weißt du?"
Er kam sich dumm vor mit dem, was er da redete, also schwieg Lysop wieder, zog nach einer Weile die Hand aus dem Eimer und fühlt mit der anderen darüber. "Autsch.." Der Schmerz hatte sich in ein beständiges Pochen verwandelt.
"Hey Zorro, tut mir leid mit deiner Nase... das wollte ich nicht - ehrlich."
"Ist doch nur Nasenbluten" erwiderte Zorro ein wenig grummelig, er hasste es, bedauert zu werden. Wie wenn ihm das etwas ausmachen würde.
"Nee, echt, du solltest mehr machen, mit deiner Schleuder. Du bist unheimlich gut und wirken tut das Zeug auch."
Oh ja. Und wie es wirkte. Zorro merkte gerade, dass es keine gute Idee gewesen war, sein Tshirt in das Wasser zu tauchen, in dem Lysop sich die Hand abgewaschen hatte. Selbst in hochverdünnter Form zog es ihm schier die Haut vom Gesicht. Aber den Teufel würde er tun, sich etwas anmerken zu lassen.
"Mein Stil wär's nicht, aber, weißt du, du hast doch gar keinen Grund, dir in die Hose zu machen...hnnnngggg..."
Tief durchatmen. An etwas anderes denken. Einfach warten, bis der Schmerz nachlässt. Und gar nicht erst ins Bewusstsein dringen lassen, dass man das Zeug auch in den Augen hat...
Lysops Gesicht hellte sich schlagartig auf. "Ehrlich?!" Man, es bedeutete ihm wirklich viel, das Zorro ihn lobte.. gerade er. Er nahm sich vor, ab jetzt noch verbissener zu arbeiten.. bei seiner Kugelherstellung.
Für den Moment wurden sie jedoch von Sanji unterbrochen, der wieder aufs Deck getreten kam und schweigend auf die beiden herabsah, eine Kippe im Mundwinkel. Er musterte den Schwertkämpfer, zog eine Augebraue in die Höhe. "Zorro, du bist rot im Gesicht", stellte er sachlich ruhig fest, und nahm die Zigarette zwischen die Finger um den Rauch auszublasen. "Essen ist fertig, kommt ihr beiden."
Die Händen in den Hosentaschen schlenderte er zurück in die Küche - Lysops Blick folgte ihm. "Yeha! Komm lass uns essen gehen", verkündete Lysop voller Elan. Scheinbar hatte ihm Zorro mit seinen Worten den restlichen Tag gerettet.
"Geht dich einen Scheißdreck an!", knurrte Zorro. Er hatte jetzt so richtig schlechte Laune. Nicht nur, dass ihm verdünnte Chilisauce in den Augen brannte. Hatte Sanji etwa eine blöde Anspielung machen wollen? Wieso sollte er in Gegenwart von Lysop rot werden? Unfug, er sah Lysop schließlich jeden Tag. Aber bei fünf Leuten an Bord passierte es nur selten, dass man ruhigen einen Moment zu zweit hatte und ... äh... warum war er jetzt so sauer, dass Sanji sie unterbrochen hatte?
Lysop hatte sich entschuldigt. Zorro war es gewohnt, von Ruffy meterweit herumgeschleudert zu werden und es ging ihm auf die Nerven und Ruffy wusste das und hatte Ruffy sich jemals entschuldigt? Lysop schon. Merkwürdig. Zwei Dinge, die Zorro unverzeihlich fand: Feigheit und Unaufrichtigkeit. Er hätte nicht mehr in den Spiegel sehen können, wenn er sich selber bei dem einen oder dem anderen erwischt hätte. Aber bei Lysop störte ihn das nicht. Hatte ihn noch nie gestört.
Er stocherte tief in Gedanken in seinem Essen, ohne auf das Geschrei und Geblödel seiner Freunde zu achten. Die übliche Geräuschkulisse:
"Jaaaaaa, Fleisch! Viel Fleisch für mich!"
"Sanji.... machst du mir noch so einen köstlichen Milchshake?"
"SOFORT, Nami-san!"
"Mensch, Ruffy, gib mein Hühnerbein zurück!"
Ohne aufzublicken packte Zorro die an ihm vorbeisausende Gummihand und entwand ihr das gestohlene Hühnerbein. Er legte es auf Lysops Teller zurück und lächelte ihm wortlos zu. Nur einen Moment. Dann war er wieder mit dem Haufen Reis auf seinem Teller beschäftigt.
Und Lysop lächelte zurück. Aber das sah Zorro wohl schon gar nicht mehr... Sein restliches Essen verteidigte er elanvoller und rutschte, als er fertig war ein wenig auf der Sitzbank bei Seite, um Chopper Platz zu machen, der sich die Hand ansehen wollte.
Der kleine Elch krabbelte auf die Bank, versorgte Lysop schließlich mit einer Salbe und einem Verband und warf auch Zorro einen Blick zu. "Du auch?"
Natürlich lehnte der andere ab und Chopper machte sich kopfschüttelnd daran, sein Arztköfferchen wieder wegzupacken.
Als Sanji mit dem Abwasch begann, schmiss er die gesamte Truppe aus der Küche und Lysop machte sich wieder an seine Arbeit. Bis zum Abend....
Bis zum Abend war es eine lange Zeit und Lysop nahm sich vor, so viel wie möglich vom Tageslicht auszunutzen um noch schärfere, windschnittigere und zielgenauere Munition zu basteln. Vielleicht würde Zorro es merken und... äh...
Zorro nahm sich vor, den Nachmittag mit Faulenzen zu verbringen. Eigentlich schlief er nicht, wenn er mit geschlossenen Augen und hinter dem Kopf verschränkten Armen an Deck lag. Es war nur eine deutliche Art *Ich will jetzt nicht gestört werden* zu sagen. So sehr er alle an Bord mochte, irgendwo war er ein Einzelgänger und bei all dem Trubel an Bord brauchte er Zeit für sich allein. Zum Nachdenken zum Beispiel. Darüber, warum ihn Lysops Lächeln so gefreut hatte. Und warum ihm nichts, aber auch garnichtseingefallen war, was er hätte sagen können. Wahrscheinlich hielt ihn Lysop jetzt für einen gefühllosen, unsensiblen Klotz. Nun, das war ja nichts Neues... seufz... äh... NEIN! Das war jetzt kein Seufzer gewesen? Auf keinen Fall. Gar nicht. Nie. Er doch nicht. Und überhaupt. Lysop hatte das Hühnerbein zurückbekommen. Das sollte doch alles sagen, oder? Die Taten eines Kämpfers sagen, wer er ist, nicht die Worte.
Nur, ob Lysop das verstehen würde? Jemand, der keinen Schimmer hatte vom Weg des Schwertkampfs? Jemand, dessen Mundwerk nie stillstand? Ach, es war alles so schwierig...
Lysop arbeitete im Höchstakkord. Soviel Munition hatte er lange nicht mehr an nur einem Tag fertiggekriegt. Bald stand ihm der Schweiß auf der Stirn, nicht zu letzt von dem scharfen Zeugs, das er allerdings zum Glück _nicht_ wieder auf seine Finger kippte.
Die Zunge konzentriert in einem Mundwinkel zwischen die Zähne geklemmt füllte er den letzten Rest der rötlichen Mixtur in eine Kugel ein und ließ sich dann aufseufzend zurücksinken. Puuuh... das wäre erledigt. Insgesamt hatte er zwei Dutzend geschafft, das musste er doch gleich Zorro zeigen!
Der Kanonier hatte gar nicht bemerkt, wie die Sonne über seine Arbeit untergegangen war und sich die anderen schon nach und nach ins Schiffsinnere zurückzogen. Irgendwie.. wars ihm auch egal. Zorro war noch da - Lysop hatte immer wieder zu dem Schwertkämpfer auf der anderen Seite hingelinst, nicht sicher, ob dieser schlief...
Auch jetzt war er unsicher, den anderen vielleicht ungewollte zu wecken.
Mit den Armen voller selbstgemachter Kugeln trat er an den Grünhaarigen heran, blinzelte etwas unsicher auf diesen hinab. "Äh... Zorro?" wisperte Lysop fragend, leise.
"Naaaaami-saaaaan! It's happy hour!"
Sanji kam mit einem Tablett und einem bunten Cocktail mit Schirmchen aus der
Küche. Hach... ein Sonnenuntergang auf See mit einer so wunderbaren Frau...
in seiner Diensteifrigkeit stolperte er über Zorro und kam ins Trudeln...
"Aaaargh, Scheiß-Spinatschädel!"
Er fing das hohe Cocktailglas geschickt auf, ohne etwas zu verschütten und
trat beiläufig noch einmal zu. Gewisse stinkend faule Crewmitglieder, die
ihn außerdem an seinem Liebesdienst für Nami hinderten hatten es nicht
besser verdient.
"Hä... was? Hau ab, du Küchenschabe!" knurrte Zorro schlaftrunken und rollte
sich zur Seite, blanke Mordlust in den Augen.
"Was hast du hier rumzuliegen?"
"Und was hast du hier langzulatschen?"
"Äh... Zorro...?" Das war Lysop.
"Geh Weintrauben schälen, Blödmann! Und lass mich IN RUHE!"
*grummelbrummel*
"VERPISS DICH!
... und was willst du, Lysop? Hä?"
Ach du Schreck. Vielleicht lieber wieder gehen, wenn Zorro so schlecht drauf war. Zu spät.
Lysop sah dem davon stampfenden Sanji mit dem Cocktail nach, war für einen Moment etwas verunsichert bevor er Zorro die Hände hinstreckte.
"Da guck mal. Hehe.. sieh dir an, wie viele das geworden sind!"
Er ließ sich neben dem Schwertkämpfer auf den Hintern fallen und grinsend die Kugeln zwischen sie beide auf den Boden rollen.
Nach der Reihe deutete er auf jede einzelne.
"Das ist Tabasco. Siehst du? Und die hier, die hat Chillifüllung", erklärte der Kanonier eifrig und hob dann den Blick zu Zorros Gesicht.
"..... hast du dich mit Sanji gestritten?"
"Ach, nix weiter. Nur das Übliche halt", grummelte Zorro. "Der hat sie doch
nicht alle, wie der um Nami herumkriecht. Also, wenn das Liebe ist... nee...
Zeig mal, was sind das jetzt für welche? So wie heute Morgen? Welche ist die
härteste von allen?"
Lysop zögerte auf Zorros Worte leicht, dann fischte er eine rote Kugel heraus und hielt die dem anderen hin. "Da, das Ding haut rein! Meine Spezialmischung."
Stolz klopfte er sich mit der anderen Hand gegen die Brust und grinste. "Wo die hinhaut... wächst nix mehr."
Er ließ die Hand sinken um darüber einen Blick zu dem Schwertkämpfer zu werfen. War der jetzt beeindruckt? Hoffentlich...
Lysop konnte es nicht verhindern, aber sein Blick glitt wieder fast ehrfürchtig an Zorro entlang. Er schluckte. Scheiße, der hatte so einen tollen Körper. Wie wäre es wohl....?
Ach, Lysop sah so niedlich aus, so unsicher und voller Erwartung...niedlich? Lysop? Unsinn. Lysop war überhaupt nicht hübsch. Aber das war ja auch nicht der Punkt. Soll der dämliche Koch doch hinter hübschen Mädchenhersabbern und sich für sie zum Volltrottel machen. Lysop zu mögen war etwas völlig anderes. VÖLLIG. Gar nicht zu vergleichen. Lichtjahre entfernt.
Äh. Wie das wohl wäre, ihn im Arm zu halten? Kann ja passieren. So wie Lysop kämpft... genau... wenn er mal alle seine Kugeln verschossen hat, dann wird Zorro sich zwischen ihn und seinen Gegner schmeißen, den Mistkerl, der Lysop Böses will, in Stücke hacken und den blutenden, hysterischen Lysop dann in den Arm nehmen, beruhigen und in Sicherheit bringen. So was kann Zorro gut. Bunte Cocktails und Herzchen in den Augen... pfff...So ein Pech aber auch. Wenn man mordgierige Schurken mal gebrauchen könnte, sind keine da. Und Lysop möchte auch nicht gerettet werden, sondern ein Kompliment zu seinen Chiligeschossen.
Ach je. Zorro hielt eigentlich nichts von Distanzwaffen. Hatte auch keine Ahnung davon. Die richtigen Kämpfe sind die, wo man dem Gegner Aug in Auge gegenübersteht. Aber Lysop wollte so gern als Kämpfer ernst genommen werden. Na gut.
Zorro nahm die rote Kugel und betrachtete sie eingehend. Wie ein rotes Smartie sah sie aus. Harmlos.
"Also, das ist die härteste? Okay. Dann sollte man das mal ausprobieren."
Er lächelte Lysop aufmunternd zu, steckte das rote Smartie in den Mund und biss drauf.
Das...
war..
eine...
verdammte...
Schnapsidee...
.....
Lysop gingen die Augen über. Er konnte es nicht fassen... so absolut nicht... Zorro, suizidgefährdet oder was?! Dann war er auf den Beinen.
So schrill hatte der Braunhaarige noch nie gekreischt. Der panische Schrei ließ die ganze Lamb zittern, schmiss Nami aus ihrem Liegestuhl und ließ Sanji doch noch den Cocktail verschütten.
Zum Glück hockte Ruffy grade nicht auf dem Lammkopf - sonst säße er jetzt ganz sicher nicht mehr dort..
"ZorrroooooooOOOOOOOooooooooooo!!!"
Ohne noch einen klaren Gedanken warf sich Lysop auf den Schwertkämpfer und schüttelte ihn. Ein kläglicher Versuch... ja was? Zorro hatte das Teil zerbissen. Lysop wurde schon alleine von der Vorstellung heiß und kalt und speiübel.
"Ausspucken! Ausspucken!", kreischte er hilflos, die Finger in den Kragen des weißen Hemdes gekrallt.
Ausspucken? Was denn? Zorro würde gerne seine Zunge ausspucken, aber das geht nicht, sie ist auf Tennisballgröße angeschwollen.
Er hätte nie gedacht, dass Schmerz eine Farbehaben kann. Dieser ist rot, feuerrot, mit orangen Wirbeln darin und erkriegt keine Luft und er sieht nur Feuerwirbel und wahrscheinlich liegt er auf allen vieren auf den Planken und sieht aus wie ein Idiot und es gellt in seinen Ohren, ist das Lysop oder kann man Schmerz auch hören?
Lysop merkte nicht, dass das Gerüttel nichts brachte, jedenfalls nicht bis Sanji ihn dezent von Zorro runterkickte und Nami nach Chopper rief.
Während der Schiffsarzt Zorro begutachtete schaffte Sanji einen erneuten Wassereimer ran. Sich wahrscheinlich einredend der Schwertkämpfer wäre ihm dafür etwas schuldig..
Sie tauchten Zorros gesamten Kopf unter Wasser, wobei Chopper ein Auge darauf hatte, das dieser nicht absoff.
"Ausspülen", piepste der kleine Elch. "Er muss es auswaschen! Holt Eis!"
Lysop hockte dabei - unter Schock - und fühlte sich verdammt schuldig. Nami musste ihn drei Mal anblaffen, bis er schwankend aufstand und unter Deck torkelte um das zu machen, was Nami befohlen hatte: Ein Bett für Zorro herrichten.
In der Zwischenzeit verpasste Chopper dem Schwertkämpfer eine betäubende Beruhigensspritze.
Zorro schlug um sich, er hasste es, wenn Leute aufgeregt an ihm herumzerrten. Warum hörten sie eigentlich nicht zu, er war doch dabei, zu erklären, dass er NICHT ins Bett wollte, nicht in kaltes Wasser getaucht werden, nicht von allen betüddelt werden und dass überhaupt alles in Ordnung war, nur ein bisschen Chili im Mund...
Es lag vermutlich daran, dass alles was er sagte wie
*hgnnnnghnhhhgrrrraghnnn* klang.
Und dann saß Chopper auf ihm drauf und drückte in runter und zwischen all den roten Feuerwirbeln war plötzlich ein kleiner gelber Piekser, komisch, dass er das bei der Hölle in seinem Mund spüren konnte und dann wurden die Feuerwirbel langsamer und erloschen zu einem dumpfen, pulsierenden Blauviolett. Wo war Lysop? Schwer, jemanden zu erkennen, durch die wattigen, violetten Wolken hindurch, die sich immer tiefer auf ihn herabsenkten, wie eine dicke Daunendecke. Ah, da... Lysop sah schon wieder hysterisch aus, wie schade, Zorro hatte ihn doch ein wenig aufbauen wollen und jetzt machten alle so einen Zirkus wegen nichts und Lysop sah so jämmerlich aus, dass es Zorro in der Seele weh tat.
Zorro griff nach Lysops Hand.
"Lysop, deine Munition ist wirklich klasse..."
*chhhryyyfobbbeiimmmuschonhhhchrrrriinggghaaarghhhh*
Lysop war bei Zorro am Bett geblieben, schlicht weg und einfach weil sich sonst keiner kümmerte. "Selber schuld", kam es von Nami, ehe die Tür unter der Crew zufiel und die beiden allein ließ.
Chopper hatte Lysop ein paar Beruhigungsmittel dagelassen von denen dieser es wohl eh nie über sich gebracht hätte, sie dem anderen zu verabreichen.
Leicht zitternd und immer noch aufgewühlt hockte der Kanonier neben dem Bett und sah von Zorros Hand, die sich seine gegrapscht hatte zu dem Gesicht des Schwertkämpfers weiter.
"Z-Zorrooo? Geht es? Mensch das tut mir leid.. aber das willst du nicht hören was?" Dass der anderen ihm nicht gut antworten konnte, brachte Lysop dazu, sich in aller Form und ziemlich kläglich auszulassen. "Warum hast du da draufgebissen? Bist du doof?"
Dann bemerkte er erst, dass der anderen ihn vermutlich gelobt hatte, und wurde leicht rot.
Lächelnd betrachtete er Zorros krampfhaftes Gesicht. "Soll ich dir was Wasser holen oder so?"
Zorro wollte erklären, dass er nicht noch mehr Wasser haben wollte, das spülte die Chilisauce nur an Stellen in seinem Mund und seiner Kehle, die bisher noch nichts abbekommen hatten. Aber das mit dem Sprechen funktionierte einfach nicht, eine Mischung aus geschwollener Zunge und dem Beruhigungsmittel, das ihn ausbremste, sein Gehirn in Watte einpackte und alles wie in Zeitlupe erscheinen ließ. Also streichelte er nur über Lysops Handrücken und schüttelte den Kopf.
Lysop sah ihn an wie ein Auto. Er wartete vermutlich noch immer auf eine Antwort, obwohl Zorro ja nicht konnte.
Und irgendwie.. merkte er jetzt erst, dass Zorro ihn streichelt. Lysops Augen wollten sich nicht mehr von ihren Händen lösen. Ein Kribbeln fuhr über seinen Nacken. V-verdammt! Das war so schöön..
Lysops Gesicht nahm wohl für einen Moment einen verdammt dämlich-seligen Ausdruck an. "Okay", murmelte er leise. "Dann nich.. dann bleib ich hier.."
Na, also. Immerhin rannte Lysop nicht mehr herum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Und es war schön, seine Hand zu halten und nichts sagen zu müssen, weil man mit verätztem Mund kaum sprechen konnte und das ersparte einem all das blöde "Schönes Wetter heute, was, Lysop?" Ach, Lysop sah plötzlich aus wie ein glückliches Schaf.
Zorro musste grinsen, obwohl das seinen brennenden Lippen nicht gut tat. Er streichelte Lysops Arm hinauf bis zum Ellenbogen. Das war es also gewesen? Und es war so einfach... in einem Winkel seines Bewusstseins war ihm klar, dass das an der Beruhigungsspritze lag. Aber egal. Es war so selbstverständlich und doch soweit weg von allem und Lysops Haut fühlte sich gut an, wie wenn er seine Finger für immer da liegen lassen könnte...
Lysop betrachtet ihn versonnen. Den mal nicht wie ein Irrer trainierenden, oder sich mit Sanji schlagenden Schwertkämpfer. So ruhig war er eigentlich ja nur wenn er schlief... dann hatte sich Lysop aber nie so nah heran getraut, ihn immer aus der Entfernung beobachtet.
Warum war er nie mal einfach hingegangen und hatte sich daneben gelegt? Weil ihn Zorro dann vermutlich in den anderen Winkel des Schiffes befördert hätte... vermutlich.. oder nicht? Zorro sah danach aus, fand Lysop.
Jetzt hatte er hier eine Gelegenheit... oh man, schon der bloße Gedanke daran ließ Lysop Schweißerlen auf die Stirn treten.
Dann lieber vor einem Dutzend Männer wegrennen als so was... das würde er... niemals über sich bringen.
Was war denn nun los? Eben hatte Lysop sich noch gefreut und jetzt sah er aus wie ein Kaninchen vor einer Kobra. Natürlich, Lysop traute sich halt nichts. Bedeutete das, dass Zorro den ersten Schritt machen musste? Das konnte er gar nicht gut. Die Mädchen, die ihm in den Häfen manchmal bewundernde Blicke zuwarfen und hinter seinem Rücken über ihn tuschelten, erwarteten jedenfalls etwas von ihm und er kam sich dabei immer vor wie ein Idiot. Und wenn er nun... und wenn Lysop dann kreischend aus der Kabine rannte? Ach, egal. Das Leben war voller Risiken. Ein Schwertkämpfer kennt keine Furcht. Er zupfte an Lysops Ellenbogen und zog ihn näher zu sich heran.
Man konnte Lysops Augen beim größer werden zusehen. Ebenso den Schweißperlen auf seiner Stirn. Gegen seinen Willen fingen seine Beine leicht an zu zittern, wie jedes Mal, wenn er vor einem übermächtigen Feind stand. Nur das er diesmal nicht prahlte... Gott das war Zorro.. und genau das war das Problem.
Der konnte doch nicht einfach.. also einfach so..? Oder doch..?
Lysop brach seine Überlegungen ab, als seine eh schon strapazierten Nerven nicht mehr mitmachten. Im Nachhinein tat es ihm wieder total leid, aber im Augenblick war es einfach zuviel für den Jungen.
Mit einem kläglichen Laut, der nicht mal mehr an ein Kreischen herankam löste er sich von Zorros Hand, sprang auf und warf dabei den Hocker um, um zurück an die Wand zu weichen und sich zur Tür zu tasten. "Ich äh.. äh geh-geh mal nach den a-anderen sehen..", stammelte er und stürzte nach draußen.
Warum war er bloß so ein furchtbarer Feigling?!
Zorro drehte sich enttäuscht zur Wand. Na toll. Jetzt hatte er sich komplett zum Trottel gemacht. Deutlicher hätte ein Nein nicht sein können. Und vielleicht hatte er sich ja geirrt? Vielleicht war es nur diese verdammte Beruhigungsspritze, die sein Hirn in Apfelmus verwandelte und ihn absurde Schlüsse ziehen ließ, die ihm bei wachem Verstand nie in den Sinn gekommen wären? Wie kam er überhaupt darauf, dass Lysop... Wahrscheinlich erzählte Lysop draußen gerade allen ein Schauermärchen, das anfing mit "Wisst ihr was Zorro gerade gemacht hat...?"
Alles, nur das nicht. Ein schrecklicher Gedanke. Er musste noch mal mit Lysop reden, geschwollene Zunge hin oder her. Er musste erklären. Sich entschuldigen. Ihm versichern, dass das alles ein blöder Irrtum war. Dass er natürlich niemals... und schon gar nicht mit jemandem aus der Mannschaft...
Er wälzte sich an den Rand der Hängematte, tastete benommen mit den Füßen nach dem Fußboden, stand schwankend auf, machte ein paar Schritte durch die abgedunkelte Kabine und... stolperte über den Hocker und schlug der Länge nach hin.
Lsyops Herz raste immer noch. Selbst wenn er es gewollt hätte, jetzt hätte er nicht mehr zurück gekonnt. Er hatte zwar vor Zorro nicht sonderlich viel Rückgrat, aber... son bisschen..?
Der Kanonier fuhr zusammen, als es hinter im aus dem Raum krachte, und wurde bleich. Chopper - war das erste was ihm einfiel. Was auch immer Zorro da getan hatte.. eine erneute Spritze reichte sicherlich.
So schnell ihn seine Beine trugen, wetzte Lysop durch den Gang und suchte den Elch.
Einen Augenblick später kam die Crew zu Zorro ins Zimmer.. von Lysop war keine Spur. Der Junge hatte sich ins Krähennest gehockt, mit einer Decke und vor, die Nacht dort zu verbringen. Er schien nach dem heutigen Tag 'etwas' neben sich zu stehen..
Einen Moment lang wünschte Zorro sich, Lysop würde zurückkommen, um nach ihm zu sehen und sofort war es ihm peinlich. Mit Schwäche Aufmerksamkeit zu erpressen, das war das allerletzte, wirklich. Trotzdem war er ein ganz klein wenig enttäuscht, als wieder alle aufgeregt um ihn herumstanden, nur Lysop nicht. Die anderen seine schlechte Laune ausbaden zu lassen, war eigentlich auch nicht in Ordnung, aber was mussten sie auch versuchen, ihn wieder in die Hängematte zu hieven, ihm Kamillentee einzuflößen, mit nassen Lappen zu hantieren, und und und...? Zorro knurrte sie unartikuliert an, rollte sich zusammen und beschloss, einfach am Boden liegen zu bleiben. Dieser verkorkste Abend sollte endlich zu Ende gehen, morgen würde alles viel besser aussehen.
Irgendwer breitete eine Decke über ihn. Ruffy? Chopper schien zu protestieren. "Ist doch cool, auf dem Boden zu schlafen! Ich schlaf auch hier, bei Zorro!" Ja, das war Ruffy. Und der kuschelte sich jetzt neben ihn auf die Planken. Unmöglich, Ruffy jetzt noch böse zu sein. Zorro lächelte schief, wuschelte Ruffy durchs Haar und schlief ein.
Wirre, abgerissene Träume. In einem war er ein Riese und ein winziger Lysop rannte schreiend vor ihm weg, er machte ein paar Schritte hinter ihm her und trat auf den Lysopzwerg, der unter seinem riesigen Stiefel verschwand wie eine Knallerbse... Lysop, der ihn mit Feuerkugeln bewarf... Schnee... und Lysop hatte nur seine Latzhose an und fror so jämmerlich und Zorro knöpfte seinen Pelzmantel auf und ließ Lysop mit unter den Mantel schlüpfen und, Lysop legte seine Arme um ihn und schmiegte sich an ihn und...
... Zorro stellte fest, dass er wach war. Und dass tatsächlich jemand den Arm um ihn gelegt hatte. Ruffy. Zorro schob seinen Arm nicht weg, lauschte auf Ruffys ruhigen Atem und dachte darüber nach, wie leicht es Ruffy fiel, sich einfach zu jemandem zu legen, den er mochte und wie schwer das offenbar für Lysop war. Wie sehr er Ruffy mochte und Lysop genauso, aber ganz anders. Und wie sehr er sich wünschte, die schlafwarme, leise atmende Gestalt neben ihm wäre Lysop und nicht Ruffy. Und dass das vermutlich alles miteinander zu tun hatte und da kam wieder der Punkt, wo es für Zorro zu kompliziert wurde.
Ruffy blinzelte ihm ins Gesicht. "Zorro, bist du jetzt wieder gesund?" flüsterte er. Zorro sah sich um. Die Kabine lag im Halbdunkel, leises Schnarchen aus Sanjis und Choppers Richtung. Eine leere Hängematte.
"Wo ist Lysop?" wollte er fragen.
"Ooissssüsoff?"
Ruffy grinste ihn verschlafen an. "Du klingt lustig, Zorro, sag das noch
mal!" flüsterte er.
"bölöbbmannschschaffeida..."
Ruffy schien ihn verstanden zu haben, kicherte leise, kuschelte sich an ihn
wie ein Kater auf der Suche nach dem gemütlichsten Platz und schlief weiter.
Das war schön und gleichzeitig tat es weh. Und dann schlief auch Zorro
wieder ein.
Morgensonne im Bullauge.
"Zorroooo! Wach auf! Bist du jetzt wieder gesund? Sag schon! Zorro!"
"Was? Ach, Ruffy, lass mich schlafen..."
"Du musst jetzt wieder gesund sein! Kuck mal, es ist Morgen und Chopper hat
gesagt, morgen geht's dir besser!"
"Ich glaub, Chopper hat recht."
"Jaaaa! Zorro ist wieder gesu~und, Zorro ist wieder gesu~und!"
Und schon war Ruffy zur Tür hinaus. Zorro stand auf und streckte sich. Es
ging ihm tatsächlich besser. Keine Benommenheit mehr, keine geschwollene
Zunge, keine Schwierigkeiten beim Sprechen. Nur ein wenig Kratzen im Hals.
"He, Ruffy! Warte mal!"
"Was denn?"
"Wo ist Lysop?"
"Keine Ahnung. Zorro ist wieder gesu~und, Zorro ist wieder gesu~und..."
Zorro folgte ihm langsam nach draußen. Wo konnte Lysop bloß stecken...
Lysop hatte die Nacht ganz schlecht geschlafen. Eigentlich.. so gut wie gar nicht. Es war zwar nicht wirklich kalt, aber da oben ihm Krähennest und nachts, schon kühl...
Er klapperte mit den Zähnen, weigerte sich aber weiterhin, runter zu kommen und kuschelte sich in seine Decke.
Ey, Zorro... warum.. warum muss das alles so schwer sein?
Lysop träumte. Zorro kämpfte in seinem Traum wieder, mit allen drei Schwertern. Keine Ahnung, gegen wen, aber plötzlich lag er am Boden und hatte eines davon an seiner Kehle.
Ihm rann der Schweiß hinab und er schlotterte vor Angst. Und dann hatte Zorro gegrinst, und ihm den Fuß in den Magen gestellt.
Würde Zorro so was machen? Lysop schreckte mit einem leisen Schrei auf, und zog sich zitternd die Decke um die Schultern. Quatsch. Zorro doch nicht... der konnte ganz sanft sein, hatte er doch gesehn... ja, gesehn und war abgehauen.
Lysop ließ den Kopf hängen, zog die Nase hoch. Dann rieb er sich mit dem Unterarm über die Augen.
Mist... Shit verdammter.
Irgendwann döste er wieder weg.
Am nächsten Morgen wurde der Kanonier vom Schlagen der Kajütentür geweckt, die weit in den Angeln durch schwang und gegen das Holz der Schiffswand knallte.
Eh?!
Lysop schob sich mit dem Rücken am Mast hoch und blinzelte in die aufgehende Sonne. Dann krabbelte er vorsichtig zum Rand des Mastkorbes und spähte hinab. Da war Ruffy... Sanji der gerade in der Kombüse verschwand.. und Zorro.
Ihm ging es besser! Kurz strahlte Lysop auf, dann wurde die Freude durch die allbekannten Sorgen getrübt.
'Ob er sauer auf mich ist?' Lysop entschied, Zorro im Moment nicht sehen zu wollen.. also blieb er hocken wo er war.
Zorro warf einen Blick über das Deck. Kein Lysop. Merkwürdig. Na ja, vielleicht saß er schon am Frühstückstisch?
Gedrängel um den großen Tisch herum:
"NUTELLABRÖTCHEN! MIT LEBERWURST! UND WURST! UND NUTELLA!"
"Sanji, ist dieser Bananenshake etwa für mich?"
"Der ist für Zorro. Äh.. Nami-san, es tut mir so leid, ich mache dir natürlich auch einen, nur einen winzigen Moment, ja?"
Zorro war so überrascht, dass er einen Moment lang vergaß, nach Lysop zu suchen.
"Du hast MIR einen Bananenshake gemacht?" fragte er ungläubig. Sanji grinste.
"Ich wusste nicht, ob du schon wieder richtig schlucken kannst, da hab ich mir gedacht, Yoghurt und Bananen wären das Richtige. Wenn das für harte Männer wie dich nichts ist, dann gib ihn Nami."
"Öh... nein... also, ich meine, ja, danke... sag mal, wo ist eigentlich Lysop?"
"Keine Ahnung, draußen?"
Auf einem Schiff kann man nicht weit weg sein. Zorro fing an, sich Sorgen zu machen. Er sprang auf und ließ noch einmal einen Blick über das Deck schweifen. Das Beiboot war noch da, ein Glück. Aber wo... ?
Dann fiel der Groschen. Einen Ort gab es noch, wo er nicht gesucht hatte. Er kletterte die Strickleiter zum Krähennest hinauf.
Nami griff sich seinen Bananenshake und nahm einen langen Schluck. Sanji zuckte die Schultern. "Typisch Zorro. Zu cool für so was. Aber auf Lysops Chilibombe drauf beißen. Das nächste mal mach ich ihm Reißnägelshake, das trinkt er vielleicht. Nur um sich raushängen zu lassen, wie hart er ist."
Nami verdrehte die Augen. "Männer..."
Sanji nickte ihr zu, mit dem selbstzufriedenen Gefühl im Magen, nicht gemeint zu sein.
Zorro kletterte zum Krähennest hinauf und überlegte sich, was er Lysop eigentlich sagen wollte. Kurz und knapp sollte es sein, klar und aufrichtig. Kein Geschwafel, kein Rotwerden, kein Rumstottern. Klare Verhältnisse herstellen. Einfach nur sagen, wie es ist.
Aber...
... wie war es eigentlich?
Er blickte über den Rand des Krähennests. Da war Lysop ja, Gott sei dank.
Also... "Hallo, Lysop..." fing er an. "Also... weißt du... ... ich...
...
... äh..."
...
Er spürte, wie er rot wurde.
Mist.
Lysop knallte vor Schreck mit dem Kopf hinten gegen den Mast. "Zo-Zorro!" Wieder starrte er den Schwertkämpfer an, als hätte er eine seltene Spezies vor sich. Dann fiel ihm erst auf, dass der andere wieder normal reden konnte.
"Gehts dir wieder b-besser..?"
Doch etwas mulmig sah er Zorro dabei zu wie er zu ihm in den Mastkorb kletterte. Jetzt musste er sich also stellen? Aber das würde er hinkriegen! Kapitän Lysop wurde doch mit Zorro fertig! Zorro.. warum ausgerechnet Zorro?
Die Hände in den Zipfel der Decke gekrallt blickte er dem anderen geradewegs ins Gesicht. So sah man wenigstens nicht, dass seine Beine unter der Decke schlotterten...
"Was, äh.. willst du denn?"
Zorro holte tief Luft und schwang sich über die Brüstung. Lysops verkrampfte Finger und dieser ungesund-graue Farbton um seine Nase brachten ihn schon wieder aus dem Konzept. Vielleicht doch besser ganz harmlos anfangen.
'Sag mal, was machst du eigentlich hier oben? Warst du die ganze Nacht hier?'
Lysop zwang sich, eine gefasse Miene aufzusetzen. "Jawohl, die ganze Nacht." Vielleicht beeindruckte das Zorro sogar.. schön wärs.
"Es war kalt, aber ich habs ausgehalten!", gab er weiter Report ab.
.................
Dann bröckelte diese Fassade. Lysops Unterlippe bebte, als sich seine Zähne hinein gruben. "Zorroooooo, es mir leid!" heulte der Kanonier los. "I..i..ich wollte das nicht... ehrlich!" Er ließ die Decke endlich los, um sich energisch über die Augen zu wischen, hockte zusammengekauert da.
Oh, nein. Tränen. Mit so etwas kam Zorro überhaupt nicht gut klar. Was sollte er jetzt nun machen? Ihm ein Taschentuch reichen? Ihm eine scheuern? Ihn in den Arm nehmen?
Besser nicht. Am besten ihn überhaupt nicht anfassen, sonst würde er noch vom Krähennest herunter springen.
"Lysop..."
"Lysop! Hey!"
"Schau mich mal an."
Lysop sah hoch.
"Also, DIR tut es leid, dass ICH auf deine Chilibombe gebissen hab?
Das ist doch Irrsinn!"
Lysop zog geräuschvoll die Nase hoch, dann wandte er den Blick ab. "So... warum hast du das gemacht? Ich wär dann verdammt nämlich schuld gewesen, wenn dir die Zunge abfällt oder sonst was! Und ich... ich will das nicht schuld sein, hörst du?!"
Fast hätte er sich wieder in etwas hereingesteigert, doch dann fasste Lysop sich doch und fügte leiser hinzu: "Mach das nie wieder, ja?" Er streckte eine Hand unter der Decke hervor und zeichnete kleine Kreise mit dem Finger auf den Holzboden. Ein scheuer Blick zu Zorro hinauf. "Weil ich.. dich gern hab du Idiot."
Zorro runzelte die Stirn. Dieser Verlauf des Gesprächs passte ihm gar nicht.
Was er mit seinem Körper anstellte, das ging nur ihn etwas an, warum konnten
die anderen das nicht begreifen?
Tu das nie wieder. Pfft. Das war schon Grund genug, noch einmal auf eine
Chilibombe zu beißen.
Andererseits.
Was hatte Lysop da noch gesagt?
Und was konnte man darauf bloß antworten? Ohne sich zum Trottel zu machen?
Ja, das wäre was... aber das war irgendwie nur halb richtig und deshalb eine
ganze Lüge. Und feige außerdem. Und...
Aber da hatte er es schon ausgesprochen. "Klar. Weiß ich doch. Wir sind doch alle Nakama."
Lysop erstarrte. Das war nun so gar nicht das, was er erwartet hatte als Antwort. Zweifelnd sah er Zorro an. Vielleicht glaubte der ihm nicht, dachte, dass er wieder log. Genau, das musste es sein.
Dabei ... war es ihm doch ernst.
"Zorrooo...", kam es leicht gequält. Aber dann fand Lysop nicht mehr die richtigen Worte und den Mut um weiter zu reden, und so gab er es auf.
"Ja, weiß ich doch... schon.. okay."
Er packte die Decke und zog sie entschieden mit einem Ruck bei Seite, um schwankend aufzustehen.
Sein Blick war starr vorausgerichtet. "Ich geh.. was essen."
"Okay. Sanji hat das Frühstück schon lange fertig", sagte Zorro lahm und rutschte zur Seite, um Lysop Platz zum Hinunterklettern zu lassen. Bloß keine zufällige Berührung, jetzt.
Er kletterte hinterher, mit einem Bleigewicht im Magen. Lügen und Feigheit. Ein Urteil, das diesmal weiß Gott nicht Lysop traf. Sondern Lorenor Zorro, den beinah besten Schwertkämpfer der Welt. Wovor hatte er eigentlich Angst? Wovor bloß?
Lysop antwortete darauf nicht. Er hatte einen Kloß im Hals. Warum war Zorro so ein verdammter... Bastard? Sonst war er doch auch so stark und wurde mit allem fertig.. und jetzt?
Wirklich Hunger hatte Lysop gerade nicht. Vielleicht hatte ihm Ruffy eh nichts übrig gelassen.. mal sehen.
Sanji und Nami sahen auf, als die Langnase in die Küche kam. "Oi Lysop, endlich. Was glaubst du wie lang ich Ruffy von deiner Portion weg halten kann?"
Lysop schenkte Sanji darauf eine wedelnde Handbewegung und setzte sich, dass Zorro ihm folgte nahm er nur am Rande wahr.
"Und was willst du?" wandte sich der Koch an den Schwertkämpfer in der Tür. "Du hattest deine Portion doch schon. So viel ist nicht mehr da."
Nami unterbrach die Jungs, indem sie ihre Karte auf den Tisch zurücklegte und aufsah. "Hört mal. Hier in der Nähe ist eine Insel und dort gibt es sicher eine Stadt. Ruffy war dafür dort anzulegen.." Sie griff nach ihrem Tee. "Also stellt euch darauf ein."
"Was ist mit meinem Bananenshake?" fragte Zorro. Das war immerhing noch ein Lichtpunkt gewesen, an diesem Morgen, der so rasant die Kurve zu einem verdammten Scheiß-Tag voller Bleigewichte im Magen und Fröschen im Hals nahm. Nami lächelte ihm zuckersüß zu und hob das leere Glas.
"Ach,Mensch, Nami! TYPISCH! Das war MEINER!"
"Na, du hast ihn stehen lassen. War wohl zu süß für Mr. "Ich beiß auf Chilibomben"."
"Ich hab doch nur nach Lysop geschaut."
"Tja... wenn dir intime Gespräche mit Lysop wichtiger si..."
Zorro zuckte zusammen, wie wenn er in eine Steckdose gefasst hätte.
"HALT DIE KLAPPE! BLÖDE KUH!"
"Huuuch, da ist aber jemand empfindlich..."
"GEHT DICH EINEN SCHEISSDRECK AN!"
Sanji warf ihm ein nasses Küchenhandtuch an den Kopf.
"So, Zorro, jetzt reicht's mir. Lass Nami in Ruhe! Das ist wirklich das allerletzte, ein Mädchen so anzublaffen."
"Was geht dich das denn an? Mach deinen Abwasch und nerv nicht!"
"Was mich das angeht? Ich werd dir sagen, was mich das angeht! Ich LIEBE Nami-san und DU wirst sie nicht blöd von der Seite anreden, KLAR?
Nami lächelte geschmeichelt. Sanji sah ihr Lächeln aus den Augenwinkeln und strahlte vor Dankbarkeit.
Zorro lehnte an der Kajütenwand und kaute schlechtgelaunt an einem trockenen Stück Toast.
Sanji mal wieder. Mr. Fräulein Navigators Fußabtreter. Würdelos. Lächerlich.
Und doch.
Sanji liebte und verehrte Nami grenzenlos. Sie ihn nicht. Er tat alles für sie. Sie kaum etwas für ihn. Und trotzdem hatte er nie einen Hehl aus seinen Gefühlen gemacht. Hatte nie aufgehört, ihr tagtäglich seine Liebe zu beweisen.
Bescheuert.
Ja, bescheuert... aber auch verdammt mutig.
Mutiger jedenfalls als Zorro.
Scheiße.
Zorro warf die angekaute Toastscheibe auf den Tisch, wohl wissend, dass Sanji sich darüber ärgern würde.
"Also, was ist jetzt? Landgang, oder was? Was ist das für eine Stadt?"
Lysop hatte es aufgegeben, gegen den Lärm zu protestieren. Sein doch recht schwaches Gemaule ging im lauten Tumult klanglos unter, und als auch noch Ruffy sich gutgelaunt neben ihn schwang um ihm beim Aufessen zu 'helfen', war der Kanonier für den Moment abgelenkt.
Sanji wurde es indes zu viel. "Raus aus meiner Küche, Bastard! Wenn du Nami-san so anfährst wird sie dir GAR nichts sagen, verstanden?" Ein Blick zu ihr hin, dann ein vernichtender zu Zorro und der Kombüsentür rüber. "Wenn wir Land anlaufen und das Schiff unter deinem Arsch sich nicht mehr bewegt, während du pennst, wirst jawohl sogar DU es früher oder später merken.. UND JETZT RAUS!"
"Yosh!" Unterbrach ein gutgelaunter Ruffy den Streit. "Eine Stadt, wo Sanji Essen einkaufen kann. Fleisch!" Er federte von seinem Platz hoch und ließ den armen Lysop endlich mit den Resten allein. "Wann sind wir da~haaa?"
Nami blieb von dem allen unbeeindruckt. Sie nahm das neue Mixgetränk von Sanji entgegen und betrachtete den Logport. "In ein paar Stunden... heute Mittag würde ich sagen."
"Cooo~ool!" kam es von dem Gummijungen, eher er Zorro umlief und nach draußen stürmte. So bekam er Namis weitere Worte nicht mehr mit.
"Aih... " Sie hielt sich nun doch die Stirn. "Ihr solltet aber vorsichtig sein, das ist ein Sammelpunkt von Piratenbanden."
Der einzige der ihr noch (wie immer) Gehör schenkte, war Sanji.
"Noch nicht mal die Marine traut sich dort wirklich hin..."
Zorro beschloss, Ruffy zu folgen. Das könnte den missratenen Tag ein wenig aufhellen, er würde sich mit Ruffy ein wenig umsehen, sie würden sich mit irgendwelchen Leuten aus irgendwelchen Gründen eine grandiose Schlägerei liefern und dann könnte er Ruffy den größten Hamburger der Stadt und sich selber ein Dutzend Humpen Bier spendieren.
Warum fühlte sich eine so einfache und perfekte Idee wie mieses Weglaufen an?
Na schön. Niemand sollte Lorenor Zorro einen Feigling nennen können.
Im Türrahmen drehte er sich um und sah nach Lysop, der am Tisch saß und eine Wurstpelle von einer Seite des Tellers zur anderen schob.
Zorro bemühte sich, freundlich und unbefangen zu lächeln.
Mit einem Zentnersack auf dem Rücken Liegestütze zu machen war leichter.
"Was ist mit dir Lysop? Ich geh mir nachher die Stadt ansehen, wär schön, wenn du mitkommst."
Lysop rutschte bei diesen Worten mit der Gabel ab und durchbohrte das mickrige Wurststück. Nanii~ii? Warum ausgerechnet...
Lysop sackte auf seinem Platz in sich zusammen, und wäre fast unter den Tisch geflossen.
Okay.. Er rappelte sich wieder auf. Er war Käpt'n Lysop! ... und das nur ein einfacher Stadtbummel. Hatten sie doch schon öfter gemacht.
Als er sich nach ein paar Minuten endlich für eine Antwort bereit fühlte - war Zorro schon aus der Tür.
Toll. Lysop starrte Sanji nach, wie der seinen Teller zur Spüle buchsierte und stand seufzend auf.
Der Kanonier stieg ins Jungszimmer hinab und kramte nach seinem Rucksack, mit dem er schon in Loguetown prächtig eingekauft hatte. Vielleicht fanden sich diesmal wieder ein paar tolle Kramläden, die ihn dann ablenkten...
Zorro bemühte sich, einfach nur freundlich und normal zu sein. Gestern war das noch leicht gewesen. Heute war es so mühselig. Wenn das Liebe war, dann konnte er getrost darauf verzichten. Sollte man dabei nicht glücklich sein? Sanji sah immer so begeistert aus. Wie fühlte Sanji sich wohl, wenn er keine Herzchen in den Augen hatte und Nami ihn zum zillionsten Mal ignorierte?
Und Lysop ignorierte ihn nicht einmal. Er stand mit seinem Rucksack über der Schulter und sah ihn mit großen Augen an - Zorro krampfte sich der Magen auf Walnussgröße zusammen.
"Na, Lysop? Weißt du schon, was du vorhast, an Land?"
Puh. Monster Strike war leichter als das.
Ne, Lysop wusste es nicht. Ganz und gar nicht. Aber mit Zorro zu gehen, dafür hatte er sich entschieden.. warum auch immer. Er würde sich halt mal wieder was trauen.
"Ich guck, ob es interessante Läden gibt", gab er die Auskunft. "Jo.. so wie in Loguetown, weißt du?"
Dann liefen sie ein paar Stunden später tatsächlich Land und den Hafen dieser Stadt an und Lysop kletterte von Bord, um neben Zorro stehen zu bleiben, der schon vom Deck gesprungen war.
Der Schütze schirmte die Augen mit der Hand ab und wanderte mit seinem Blick über die Häuser. "Wooow!", kam es von ihm. Und kurz war er wieder der aufgeweckte, quirlige Kerl, wie ihn seine Freunde kannten. "Komm Zorro, das sehen wir uns näher an!"
Zorro hatte sich noch nie für alten Kram interessiert. Im Dojo hatte man auf persönliche Besitztümer keinen Wert gelegt und später hatte er nie mehr besessen als in einen Rucksack passte. Warum manche Menschen ganze Nachmittage damit verbringen konnten, durch Läden mit unnützem Zeug zu stöbern, war ihm ein Rätsel.
Aber Lysops Begeisterung war ansteckend. Und was Lysop noch in den merkwürdigsten Dingen entdeckte... egal, was er in die Finger bekam, er konnte daraus ein Musikinstrument basteln, eine Waffe, einen Klorollenhalter... Zorro staunte.
Das war eine völlig neue Welt und von Lysop dorthin mitgenommen zu werden war ein Abenteuer. Und Lysop freute sich so über jedes merkwürdige Objekt, das er Zorro zeigen konnte um ihm zu erklären, was er damit vorhatte. Kein verheult-tapferes Schniefen mehr, keinen Bleiklumpen im Magen mehr. Zorro war glücklich.
Dann wagte Lysop etwas, das sein Herz schon wieder einen kleinen Marathonlauf vollführen ließ.
Als er mit seinen 'Einkäufen' fertig war und der andere wohl für heute genug gestaunt hatte, rasteten die beiden eine Weile später am Rand des Markplatzes unter einen Baum und Lysop wühlte in seinem Rucksack herum.
Er tat irgendwas…. Basteln, wie die meiste Zeit über. Aber das Ergebnis unterschied sich doch erheblich von allem was der Schütze sonst so zu Stande brachte.
Er ließ Zorro keinen Blick darauf werfen, bis er wirklich fertig war und den Schraubenschlüssel wegsteckte.
Zorro hatte sich mit einer Dose Bier unter den Baum gesetzt und Lysop zugesehen, wie der geheimnistuerisch in seinem Rucksack herumgekramt und ihm dann den Rücken zugedreht hatte. Was für ein friedlicher Tag. Wenn Zorro sonst eine unbekannte Stadt betreten hatte, war sein inneres Frühwarnsystem immer auf Hochtouren gelaufen. Als er noch Kopfgeldjäger war, war das unerlässlich gewesen, damals hatte sich die Bevölkerung dieser schmierigen Hafenstädte in zwei Gruppen aufgeteilt: Beute und Konkurrenz. Seitdem er mit Ruffy unterwegs war, war das zwar anders, aber mit Ruffy auf Erkundungstour in eine Hafenstadt zu gehen, war eher riskanter als sein bisheriges Dasein und einer musste ja die Augen offen halten, bevor Ruffy sich in Schwierigkeiten stürzte wie ein Kleinkind auf eine Puddingschüssel.
Heute hatte er statt aus den Augenwinkeln auf verdächtige Personen zu achten, mit Lysop durch Kisten von Gerümpel gestöbert, sich mit ihm über besonders absurde Entdeckungen gefreut, ein angemessen finster drohendes Gesicht gemacht, wenn ein Händler Lysop über den Tisch ziehen wollte und sich anschließend hinter der nächsten Ecke mit Lysop über die plötzliche schleimige Höflichkeit des Verkäufers scheckig gelacht. Und jetzt saß er unter einem Baum und sah Lysop zu, wie der mit Feuereifer an etwas herumschraubte, was Zorro auf keinen Fall sehen sollte. Er wollte gar nicht wissen, was es war, er wollte nur Lysop zusehen.
Nach einer Weile schien Lysop endlich fertig zu sein und drehte sich zu Zorro herum. Mit einem einem zufriedenen Gesichtsausdruck und einem Grinsen zog er die Nase hoch.
Da war etwas.. in seinen Händen – das er Zorro nun etwas zögerlich hinhielt. Es war eine Spieldose, die der Junge liebevoll selbst gemacht hatte.. oder zumindest: umgebaut. Das Figürchen darin erinnert an einen gewissen Schwertkämpfer… zumindest besaß es drei Schwerter, die Lysop in Kleinstarbeit gefertigt hatte.
Tatsächlich wurde der Lockenkopf eine Spur rötlich um die Nase. "Für dich.."
Zorro verschluckte sich an seinem Bier. Was Lysop da gebastelt hatte, war so rührend. Und so Panne.
Deshalb hatte Lysop also in der Kiste mit dem alten Besteck nach Partyspießchen gesucht. Kleine Plastikpieker für Käsewürfel und Weintrauben. Manche davon in Schwertform.
Die Spieluhr war eine von diesen niedlichen Schmuckkästchen für kleine Mädchen, wo eine winzige Ballerina Pirouetten vollführte, solange die Musik spielte.
Zorro bekam innerlich Pickel und Krätze vor Peinlichkeit bei dem Gedanken, wie sein Plastikebenbild sich zu den blechernen Klängen einer sentimentalen Melodie im Kreis drehte. Was sollte er damit nur machen? Niemals sollte irgendjemand in der Mannschaft dieses Ding zu Gesicht bekommen, die Lächerlichkeit würde er nicht ertragen können.
Und doch... und doch...
Nie zuvor hatte er so ein Geschenk bekommen. Sein erster Impuls war, Lysop in den Arm zu nehmen und ihn zu knuddeln so fest er konnte. Lysop war so rührend, er brach ihm das Herz mit diesem Geschenk.
"Hey, danke, Lysop."
Er klopfte Lysop auf die Schulter und bemühte sich, das möglichst kernig-männlich, Großer-Bruder-mäßig rüberkommen zu lassen.
"Unglaublich. Wie hast du das nur so schnell geschafft?"
Lysop grinste stolz. "Hehe.. gut was?" Dann nahm er sich erstmal die Zeit und erklärte dem anderen genau was woraus bestand, mit dem Finger auf die entsprechenden Teile zeigend. Ein Laie verlor dabei schon nach Minuten völlig den Überblick.
Lysop merkte es zum Glück und verstummte irgendwann. Eingehend musterte er Zorros Gesicht. "Äh.. gefällt's dir?" fragte er noch einmal nach, obwohl er sich über das Lob des Schwertkämpfers schon tierisch gefreut hatte.
Nur.. äh.. verstand Zorro sein 'Geschenk'?
Seufzend drehte Lysop das Kästchen in der Hand und betrachtete die kleine Figur mit der er sich die meiste Mühe gemacht hatte, bevor er es mit einem schiefen Lächeln dem anderen zurückgab.
Das einzige mal, wo er vorher so was gebastelt hatte.. war zu Kayas Geburtstag gewesen. Aber, das war auch nicht mit dem hier vergleichbar. Ne, so überhaupt nicht! ... oder?
Lysop fuhr sich mit der Hand durch die Locken und kratzte sich am Hinterkopf.
Eigentlich dachte er gar nicht daran, was die anderen der Crew davon halten konnten.. für ihn zählte in diesem Moment einzig, das Zorro _sein_ Geschenk annahm. Und das hatte er ja. Lysop strahlte.
Zorro nahm das filigrane Schächtelchen und betrachtete es von allen Seiten.
"Das ist was ganz Besonderes. So was gibt's kein zweites Mal."
Ähhh. Zumindest war das nicht gelogen.
"Du hast mein Kopftuch vergessen. Das hab ich eigentlich immer auf, wenn ich die Schwerter gezogen hab. Ich mach das ja nicht zum Spaß."
Lysop klatschte sich an die Stirn und wühlte in seinem Rucksack nach einem Fetzen schwarzer Seide.
Zorro stellt die Spieluhr neben ihn auf den Boden.
"Ich geh mir noch ein Bier holen. Magst du auch eins?"
Lysop nickte dankbar, während er mit Stofffetzen, Schere und Kleber hantierte.
Zorro schlenderte über den Platz zu einer Imbissbude, kaufte zwei Dosen Bier und blieb an einem Stand mit lärmendem, zappelndem Aufziehspielzeug hängen. Lysops Lust am Rumstöbern war ansteckend. Und vielleicht fand er ja etwas zwischen all dem piependen, blinkenden, rotierenden Schnickschnack etwas, woran Lysop Spaß hatte? Die kleine Kanone, die mit Erbsen schoss, vielleicht? Das Feuerzeug in Form eines röhrenden Hirsches? Die Spardose mit der Monsterklaue, die nach den Spargroschen griff? Eher etwas für Nami. Oder vielleicht...
Am Rande seiner Wahrnehmung waren grölende Männerstimmen. Sein Frühwarnsystem schlug Alarm. Ach nee. Ein andermal. Nicht an einem so friedlichen Tag. Keine Prügeleien. Wie wohl dieses Flaschenteufelchen funktionierte? Lysop würde es wissen...
Lysop...
VERDAMMT
Lysops Stimme... hilflos, trotzig, kurz vor dem Kippen
Und dann die anderen:
"MUAHAHAHA! Was ist denn das! Wie süüüüüüüüüüß! Spielt mit Püppchen der Kleine!"
"GIB HER! Der nette Onkel will nur mal gucken..."
"HERGEBEN, HAT DER KÄPTN GESAGT! ALSO, BISSCHEN ZACKIG!
SONST WIRD'S DIR NOCH LEID TUN!"
Das schien heute Lysops Pechtag zu sein.. oder die Kerle hatten gelauert und nur gewartet, bis der Schwertkämpfer sich entfernte.
Das Ergebnis blieb für den armen Jungen das Selbe.
Gerade hatte er grinsend das Tuch mit dem Finger an dem Figürchen festgedrückt, da fielen Schatten auf ihn und als er aufsah, fand er sich von einer fremden Piratenbande umringt.
"Wa..?" Als Lysop sich aufrichtete, hatte er dabei ganz instinktiv die Dose an sich gedrückt. In seinem Gesicht stand das reinste Unverständnis geschrieben.
Die rauen Kerle lachten sich halb tot beim Anblick des Spielzeugs. Einer versuchte danach zu greifen. Lysop sah aus den Augenwinkeln, dass ihm ein Finger fehlte.
Unwillkürlich wich er mit dem Rücken bis an den Baum zurück, schluckte, suchte mit dem Blick nach Zorro.
Das der Junge jetzt auch noch anfing zu schlottern, ließ die Männer nur noch rauer lachen.
"HAHA! Seht euch das an, gleich macht er sich in die Hosen! Los. Gib her das Teil!"
Lysop presste die Zähne aufeinander. Auf seiner Stirn glänzte der Schweiß. Nein. Nein! NEIN! Das würden sie nicht bekommen! Nicht Zorros Geschenk! Nicht _sein_ Geschenk an ihn!
Das "Nein!" rutschte ihm tatsächlich heraus, als einer der Männer ihm das Kästchen entriss. Aber es klang lange nicht so zornig wie der Schütze es gerne gehabt hätte.
Seine Stimme zitterte wie seine Beine.
"Gib.. gib es mir zurück!", rief er erstickt. Das ließ die Männer wieder auflachen. Keiner nahm Notiz von der Hand der Schützen, die sich in seine Umhängetasche tastete… dort nach Schleuder und Kugel griff.
In sekundenschnelle hatte er sie gezogen und auf den Mann angelegt, der die Spieluhr in seinen schmutzigen Pfoten hielt.
Das Spannen das Gummis gab einen schneidenden Laut von sich, der den Kerl von dem Kästchen auf und Lysop ansehen ließ.
"Hä?" kam es von ihm. Er schien nicht zu wissen ob er lachen sollte oder wütend werden.
Dann schloss sich seine Pranke langsam um Lysops Werk, presste es zusammen mit der verdammten Absicht es zu zerdrücken.
Das war der Moment, in dem Lysop schloss. Dann schrie er auf – auch, weil der Mann neben ihm ihm die Faust in den Magen gerammt hatte. Lysop keuchte, ließ die Schleuder fallen und ging, sich krümmend, in die Knie.
Aber.. Er hatte den Pirat an der Wange getroffen, sie zierte nun ein blutiger Striemen.
"Mistkerl..." Lysop musste husten.
Zorro wirbelte herum, die Hand am Schwertgriff, und versuchte zu erkennen, was am anderen Ende des Platzes los war. Aber eine Pommesbude versperrte ihm die Sicht. Alles was er erkennen konnte, war die übliche aufgeregte Menschenmenge, die sich immer einfand, wenn jemand auf offener Straße so richtig Prügel bezog.
Lysop hatte in diesem Moment nur einen Gedanken im Kopf: Zorro. Wo war Zorro?!
Unter normalen umständen hätte er jetzt das gemacht, was er am besten konnte: wegrennen. Aber diesmal wollte er nicht… nicht ohne die Spieluhr.
Der Kanonier sammelte seinen Atmen und rief so laut er konnte nach dem anderen, bevor ihm ein Tritt in die Rippen ein schmerzvolles Wimmern abgewann.
Zorro hörte seinen Namen lang gezogen und panisch, das zweite o ging in ein schmerzhaftes Jaulen über.
"Lysop? Ich komme!" brüllte er und wollte losrennen. Wenn da jemand Lysop etwas zu leide tat, der konnte was erleben!
Da packte ihn jemand am Haramaki.
"Moment, junger Mann. Nicht so stürmisch. Das hat alles bis nach dem Bezahlen Zeit." sagte die Spielzeugverkäuferin energisch.
"WAS? Ach so... tschuldigung..."
Er warf der Frau die Schachtel mit dem Flaschenteufelchen zu, die er immer noch in der Hand gehalten hatte und riss sich los.
Hinter sich hörte er ihr Gezeter:
"AufpassengefälligstZerbrechlichGeldwächstnichtaufBäumenJugendvonheute..."
Lysop. Was war mit Lysop?
Dem ging es gerade nicht allzu gut. Kein Wunder, mit einem Fuß im Magen und schmerzhaftem Griff im Haar.
Der fremde Pirat zog ihn daran wieder auf die Füße und drängte Lysop gegen den Baum. Mit der freien Hand fuhr er sich langsam über die verletzte Wange. "So… ich hoffe du hattest deinen Spaß, Kleiner."
Die grobe Hand löste sich aus Lysops Haar und packte ihn stattdessen an der Kehle.
Der Junge keuchte nach Luft und klammerte seine Finger ins Handgelenk des Angreifers. Er wusste nicht wo sie herkam, aber er hatte Wut… und obwohl er immer noch zitterte, hielt Lysop den Blick des Mannes starr, die Zähne knirschend.
Das war nicht gut.. er wollte.. _konnte_ doch hier nicht sterben! Nicht bevor er...
Zorro stürmte über den belebten Platz, wäre beinah über einen vollgefressenen Mops gestolpert, der an Frauchens Leine zerrte, rempelte einen Orangenverkäufer an, dass die Südfrüchte übers Pflaster kullerten, durchbrach die gaffende Menschenmenge wie ein Bulldozer und sah gerade noch, wie eine bratpfannengroße Hand sich um Lysops Kehle schloss.
"DU SCHWEIN!" brüllte er und knallte dem Mann seinen Schwertgriff auf den Hinterkopf. Der Mann fiel in sich zusammen wie ein nasser Sack. Zorro zerrte ihn von Lysop weg und gab ihm noch ein paar Tritte hinterdrein.
Dann beugte er sich zu Lysop hinunter, der keuchend und luftschnappend am Boden lag.
"Alles in Ordnung mit dir, Lysop?"
Einen Moment brauchte er noch, dann konnte Lysop endlich etwas antwort, das sich wie "Ja" anhörte, im Zweifellsfall aber auch "fast" heißen konnte.
Er schob sich in eine sitzende Position hoch und streckte langsam die Hand nach seiner Schleuder aus.
Zorro hatte ihn gerettet… wie er es sich gewünscht hatte. Und am liebsten hätte sich Lysop jetzt in seine Arme geworfen, egal wie kitschig das aussah. Aber leider waren da immer noch die Piraten und denen schien es gar nicht gefallen zu haben, was Zorro mit ihrem vermeintlichen Anführer angestellt hatte.
Langsam zog sich der Kreis der Männer um die beiden enger.
Lysop schluckte. Dann hatten seine Finger den Griff der Schleuder ertastete, und schlossen sich fest darum.
Zorros Nackenhärchen sträubten sich, wie immer, wenn sich hinter seinem Rücken Ärger zusammenbraute.
Lysop schien es gut zu gehen, abgesehen von dem Schreck und dem Hustenreiz. Wenn er schon wieder nach seiner Schleuder greifen konnte...
Er grinste Lysop zu.
"Na, dann... halt mir den Rücken frei!"
Zorro drehte sich um und warf einen Blick in die Runde. Einen von DEN Blicken. Die Menschenmenge um sie machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Zorro hatte zwar mit einem Blick registriert, wen er hier alles gegen sich hatte. Aber er ließ sich Zeit. Er liebte solche Momente und er wusste, dass man sie voll auskosten musste um die richtige Wirkung zu erzielen. Gemächlich löste er sein Kopftuch vom Oberarm und band es sich um den Kopf. Dann zog er alle seine Schwerter.
"So, wer will hier Ärger haben?"
Lysop fühlte sich zwar nicht wirklich danach, aber er erwiderte es, als Zorro ihn angrinste und hob den Daumen. Machte doch nichts, dass ihm das verkurstete Blut im Mundwinkel klebte.
Gegen das, was Zorro gleich wieder tun würde…
Lysop konnte gar nicht sagen, wie oft er den Schwertkämpfer schon hatte kämpfen sehen. So… kraftvoll.. durchschlagend.. stark… und… verdammt! So würde _er_ das nie können. Never! Wenn er nicht irgendwann damit anfing…
Ein tapferer Krieger der Meere.
Tatsächlich hatte sich Lysop irgendwie auf die Füße gestemmt und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, in der anderen die Schleuder haltend.
"Yosh…"
Das war das erste Mal, dass Zorro _nur für ihn_ kämpfte. Schon der Gedanke daran ließ den Kanonier schlucken. Vielleicht sogar mehr, als der Anblick der bewaffneten Kerle, die sich nun siegessicher auf sie zu bewegten.
Natürlich musste er Zorro helfen! Also nicht, weil der es gebraucht hätte (und es großartig was bringen würde…) sondern aus Prinzip! … und so.
Krampfhaft seine Beine davon abhaltend zu zittern, legte Lysop eine neue Kugel ein und spannte langsam.
Zorro blickte in die Runde. Fünf Gegner. Das konnte brenzlig werden. Aber Zorro hatte genug Erfahrung mit Piratenbanden wie diesen. Der Kerl in der Mitte, das war das Alphamännchen. Den zu erledigen war die halbe Miete.
Zwei andere, typische Mitläufer. Die würden auf ihm herumtrampeln, wenn er am Boden lag, aber vorher würden sie sich nicht an ihn herantrauen. Und sie würden rennen, sobald der Anführer zu Boden ging.
Die zwei übrigen, das waren die wirklichen Gefahrenmomente. Ehrgeiziger Nachwuchs aus der zweiten Reihe. Entweder begierig darauf, vor ihrem Chef zu glänzen, oder vom Ehrgeiz zerfressen, selber den Kapitänshut zu tragen. Schwer einzuschätzen. Gefährlich. Gut, dass er Lysop dabei hatte. Für alle Fälle.
Aber nun lief das Ritual ab, mit der Präzision eines Uhrwerks. Blicke wie Dolche. Hände an Schwertgriffen. Einer machte einen Schritt nach vorn. Der Leitwolf, natürlich. Das war sein Job. Er hatte Lysops Spieluhr in seinen Wurstfingern, dieser Dreckskerl.
"Was mischst du dich ein? Wir wollen doch nur ein wenig spielen. Mit diesem hübschen, kleinen Spielzeug hier, muahahaha!"
"Eben. Gebt es her. Es gehört mir", antwortete Zorro eisig.
Schallendes Gelächter.
"DIR? Ooooch, wie süüüüß! Aber klar doch! Schaut mal Leute, das ist das Original! Kannst du dich auch so hübsch drehen?"
"Klar." zischte Zorro. Er sprang vor, ging in eine Drehung und seine Klingen wirbelten durch die Luft. Er hatte vorgehabt, dem arroganten Mistkerl die Feder vom Hut zu mähen, nur so als Warnung. Aber der Kerl war besser als erwartet. Stahl traf funkensprühend auf Stahl.
Die anderen Männer sahen dem Zweikampf gebannt zu, ebenso wie Lysop.
Natürlich waren sie nicht außer Gefahr, aber mit Zorro bei sich spürte der Schütze eine angenehme Art von Sicherheit.... naja eigentlich etwas anderes; eher sowas wie Verbrüderung.
Ja, er war stolz einmal neben Zorro kämpfen zu können, so ganz alleine, ohne Sanji und Ruffy. Mal ganz außen vor gelassen, um was es hier eigentlich ging.
Gebannt beobachtete Lysop die beiden umeinandertänzelnden Kämpfer, verlor sich dabei fast wieder einmal in Gedanken, wie unbeschreiblich und einnehmend Zorro auftreten konnte, das er die dünne Bewegung nur aus den Augenwinkeln wahrnahm.
Einer der jüngeren Kerle war langsam mit der Hand zu seinem Gürtel geglitten, und als Lysop den Blick unauffällig auf ihn heftete, erkannte er einen Wurfdolch.
Lysop hatte keine Angst.. jedenfalls nichts sofort.
Innerlich grinsend spannte er die Schleuder und richtete sie auf den Mann, der selbst nur Augen für seinen Käpt'n und Zorro hatte.
'Das machst du nicht, Freundchen', dachte Lysop, dann schoss er.
Mit einem Schmerzenslaut ließ der Kerl den Dolch fallen und riss, fluchend seine Hand haltend den Blick zu dem Schützen.
Oh-oh....
Einen Augenblick später blieb Lysop nur die Verteidigung, die er am besten konnte: Weglaufen.
Und das tat er, mit seinem Verfolger, immer rund um den Platz. Ganz weg wollte er nicht, aber was blieb einem als Fernkämpfer anderes übrig. Zumal... der anderen.. nun seinen Säbel gezückt hatte!
Kreischend legte Lysop noch einen Zahn zu. Immer um Baum, Zorro und die übrigen Männer herum...
Zorro war eigentlich voll und ganz mit seinem Gegner beschäftigt. Aber was er da aus den Augenwinkeln sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Lysop war zwar schnell, nur, im Kreis herum gab es keine Entkommensmöglichkeit für ihn. Wie an den anderen Kerl herankommen? Der gegnerische Käptn ließ Zorro keinen Moment für Spielereien.
Zorro legte besonders viel Wucht in seine Schläge und trieb seinen Gegner drei, vier Meter zurück, in Lysops Kreisbahn hinein. Lysop schlug einen Haken, um der herannahenden Lawine auszuweichen und entwischte knapp. Sein Verfolger war nicht so geistesgegenwärtig. Er prallte wie eine Dampfwalze auf seinen Käptn und die beiden landeten in einem würdelosen Haufen auf dem Boden.
Zorro warf Lysop ein aufmunterndes Grinsen zu.
Dieser taumelte noch ein paar Schritte weiter und warf dann einen verwirrten Blick über die Schulter zurück, um die verknäulten Kerle am Boden und einen daneben stehenden, grinsenden Zorro zu sehen.
Natürlich hatte das nicht gereicht, die Piraten endgültig auszuschalten.. sie noch wütender zu machen aber auf jeden fall.
Lysop tat vorsichtshalber einen Schritt zurück, und während sich Zorro wieder seinen Gegnern stellen musste arbeitete es hinter der Stirn des Schützen. Er bemerkte die am Boden verstreuten Orangen, die Zorro vom Stand gefegt hatte und lud sie sich auf die Arme, um die übrigen Kerle nun damit zu bewerfen.
Der feindliche Käptn war wieder auf den Beinen und sein Gesicht hatte die
Farbe einer vollreifen Tomate angenommen. Vor den Augen des gesamten
Marktplatzes im Dreck zu landen hatte den Spaß am Harmlose-Passanten-
Tyrannisieren erheblich vermindert. Und auf den ganzen Duell-Quatsch hatte
er auch keine Lust mehr. Nicht, wenn die Aussicht bestand, dass der
grünhaarige junge Kerl ihn noch einmal zum Gespött des Publikums machen
würde.
"Alle Mann auf ihn!" brüllte er und zeigte mit wutzitterndem Finger auf
Zorro. Zorro grinste und machte sich auf einen Kampf Fünf gegen Einen
gefasst. Gutes Zahlenverhältnis. Er mochte Herausforderungen.
Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass einer ihm schräg von hinten in
die Kniekehle treten würde.
Lysop gingen die Augen über, als Zorro von dem Tritt in die Knie ging.
Was.....? Er ließ eine Orange fallen die über das Pflaster davonrollte...
Der Schütze kümmerte sich gar nicht darum, was er allerdings besser getan
hätte.. ebenso wie um den Kerl hinter sich. Der, der eben hinter ihm her
gewesen war und endlich auf die Beine gekommen war, nachdem sein Kapitän
nicht mehr auf ihm draufhing. Lysop spürte nur noch einen Ruck an seinem
Hals, als er in einem Schwitzkasten nach hinten gezogen wurde. Da war etwas
Spitzes an seinem Rücken, das sich schmerzhaft vorwärtsbohrte.
Lysop reagierte in Panik, zappelte und trat um sich.
Der Pirat hatte wohl vorgehabt, ihn als Geisel zu benutzen, damit Zorro
sich vermöbeln ließ...
Daraus wurde jedoch nichts, als Lysop seine Weichteile mit dem Fuß
erwischte.
Mit einem unschönen Laut war es diesmal nicht die Langnase, die
aufkreischte. Dafür kam diese frei und hastete immer noch gedanklich blind
auf die Männer zu, die Zorro umringt hatten.
Zorro lag zwar auf den Knien und hatte ein paar böse Schrammen abbekommen,
aber das war noch kein Grund zur Besorgnis, fand er. Man hatte von unten
Gelegenheit für ein paar den Gegner verwirrende Schlagkombinationen. Nur,
lästig war es, so viele unbedeutende Gegner zu haben, die einem nicht mal
den Respekt zollten, ordentlichen Schwertkampf zu machen.
Aber Lysop war heute gut drauf! Zorro war richtig stolz auf ihn.
Als er sich herumwarf, um einen der Zweite-Reihe-Piraten, der sich an
seinem Rücken festklammerte, loszuwerden, bohrte sich etwas Spitzes
schmerzhaft in sein Knie. Lysops Spieldose! Unversehrt, zwischen all den
trampelnden Piratenstiefeln!
Das Dumme am Dreischwerterstil ist, dass man keine Hand frei hat. Zorro
warf sich auf den Rücken, rammte der lästigen Klette unter ihm seinen
Schwertgriff in die Rippen, rollte sich zur Seite und kickte die Spieluhr
zu Lysop hinüber, bevor er wieder die wütenden Hiebe von drei Gegnern
blocken musste.
Lysop reagierte geistesgegenwärtig, als er sich bückte und die Spieldose
vorsichtig mit beiden Händen hochhob... das war es dann aber auch. Der
Gegner hinter ihm, den er getreten hatte, und ein zweiter stürzten sich auf
den armen Jungen. Diesmal ohne zu Zögern, oder Lysop die Möglichkeit zur
Gegenwehr zu geben. Einer hielt ihn fest, während der andere Kerl ihn aufs
Übelste zusammenschlug, dass der Kanonier bald Sterne sah.
Irgendwas schmeckte metallisch in seinem Mund... Blut.
Ob die Kerle auch ihre Waffen benutzen, wusste Lysop nachher nicht mehr zu
sagen. Da war auch so genug Schmerz.. bis er sich irgendwann auf dem Boden
krümmte und ihn Dunkelheit umfing. Lysop hatte seine Hände um etwas
geschlungen, von dem er hoffte, das er seine Spieldose war...
Zorro sah Lysop zu Boden gehen. Diese Schweine! Seinethalben konnten sie
ihn zu fünft oder auch zu zehnt angreifen, aber zwei gegen Lysop, das war
unfair! Die konnten was erleben! Schluß mit lustig!
Er rammte einem der ehrgeizigen Nachwuchspiraten die Schwertklinge in den
Oberschenkel, kam auf die Füße und stürzte zu Lysop hinüber.
Verdammt! Lysop regte sich nicht mehr!
Der feindliche Käptn versuchte, sich ihm in den Weg zu stellen, aber Zorro
fegte ihn mit einem Schwerthieb aus dem Weg. Blut spritzte hoch und der
Käptn ging zu Boden.
Wie Zorro erwartet hatte, war das das Ende des Kampfes. Die beiden, die
sich damit vergnügten, auf Lysop einzutreten, sahen hoch und erstarrten vor
Schreck, als Zorro über ihren gefallenen Anführer sprang und wie ein
wütender Kampfstier auf sie zuraste.
"Das war ich nicht!" kreischte der eine und zeigte mit zitterndem Finger
auf seinen Kumpan. "Das war alles SEINE Idee!"
"Nein! SEINE!" kreischte der andere.
Für solche Memmen reichte auch eine flache Klinge. Die beiden flogen nach
rechts und links auseinander und versuchten krabbelnd aus Zorros Reichweite
zu flüchten.
Zorro stellte sich schützend vor Lysop und sah sich um. Vier Gegner am
Boden, der fünfte versuchte, seinem verletzten Anführer auf die Beine zu
helfen.
Lysop... er lag so seltsam verkrümmt da, sein Gesicht war blutverschmiert,
seine Augen geschlossen. Eigentlich hätte Zorro ein paar Momente der
Bewusstlosigkeit für nichts Schlimmes gehalten, aber es gab solche
Kopfverletzungen und solche...
Endlich diese Idioten loswerden!
Zorro bedachte jeden der fünf mit einem Blick wie eine Messerklinge.
"So. Heute ist EUER Tag." sagte er mit einer Stimme, die Diamanten hätte
schneiden können.
"Ihr könnt noch ein langes Leben voller Schnaps und Beute vor euch haben,
wenn ihr binnen drei Sekunden hier weg seid.
Drei Sekunden.
Dann will ich keinen mehr hier sehen.
VERPISST EUCH!"
Nervöse Blicke zum Käptn, der stöhnend und blutend in den Armen von
Nachwuchspirat 2 hing.
"Eins...
Aufgeregtes Getuschel.
Zwei..."
Erst rannte einer. Dann der nächste, seinen Kameraden mit der
Oberschenkelstichwunde im Schlepptau. Dem vierten blieb die undankbare
Aufgabe, seinen schwerverletzten Käptn durch die pfeifende und höhnisch
grinsende Menschenmenge fortzuschleppen.
Zorro steckte seine Schwerter ein. Den tosenden Applaus nahm er kaum wahr.
Er hatte jetzt nur eine Sorge auf der Welt - Lysop.
Er kniete neben der reglosen Gestalt nieder und nahm Lysop in den Arm. Ganz
behutsam, für den Fall, dass Lysops Rippen oder Wirbelsäule etwas
abbekommen hatten. So fühlte es sich nicht an, ein Glück. Aber Lysops Kopf
fiel kraftlos nach hinten, wie bei einem vielstrapazierten Plüschtier und
sein Gesicht war aschfahl geworden. Zorro stützte vorsichtig seinen
Hinterkopf und sah ihm ins blutverschmierte Gesicht.
"Lysop..." flüsterte er. "Alles in Ordnung mit dir?"
Da war nur Schwärze. Und dann Zorros Stimme die von irgendwo zu Lysop
hinüberhallte. War er tot oder wieso klang der andere so verzweifelt?
Hoffentlich nicht... er wollte Zorro schließllich noch was sagen...
Vorsichtig und mühsam öffnete der Kanonier die Augen, was sein Brummschädel
mit einem scharfen Stich Schmerz beantwortete.
Ein gequältes Stöhnen kam von dem Lockenkopf, bis er dann doch Zorro ins
Gesicht sah und merkte das er in dessen Armen hing. Hehe... aua..
Eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn er sich nicht so elend gefühlt
hätte.
"He.. sind sie weg? Ich wu... wusste dass du die packst. Ich..."
Die weiteren Worte gingen in ein ungesundes Husten über und würgten Lysop
die Stimme ab.
Wie ein Häufchen Elend sah er zu Zorro hoch, die Leute um sie herum gar
nicht bemerkend.
Am liebsten hätte er jetzt die Augen wieder zugemacht und geschlafen.. aber
da piekte ihn etwas in die Seite. Und das war dann doch zu wichtig, sein
Erfolgserlebnis... das musste er Zorro zeigen.
Lysop griff neben sich und nahm die Spieldose in die Hand um sie dem
Schwertkämpfer hinzuhalten, mit einem schiefen Grinsen - aber sichtlich
stolz.
"Guck.. ich hab sie."
Dann wurde er wieder ohnmächtig, die Finger fest um das Kästchen
geschlossen.
"Ja, du hast sie.", sagte Zorro mit einem kleinen Lächeln und wuschelte
Lysop durch sein krauses Haar.
"Du hast gewonnen."
Da erst merkte er, dass Lysop schon wieder in eine Ohnmacht abdriftete. Er
fing an, sich Sorgen zu machen.
"Hey!
Lysop!
Bleib da!
Reiß dich zusammen! Rede mit mir!"
Um ihn herum war aufgeregtes Schnattern.
"Unglaublich, fünf auf einmal..."
"Glückwunsch, Junge, wir geben dir einen aus!"
"...Gewalt auf offener Straße... immer schlimmer... Jugend von heute..."
"Lorenor Zorro! Ich will ein Kind von dir!"
"Hey, was ist mit deinem Kumpel, ist der tot?"
"Oh mein Gott, wie tragisch! Der arme kleine Kerl..."
"Was machen die denn da, knutschen die miteinander? Igitt!"
"Krankenwagen... Polizei... Feuerwehr... Marine...!"
"Du, wie hast du das gemacht? Zeig uns deine Schwerttechnik!"
"Komm schon! Lass den Kadaver da liegen und feiere mit uns!"
Unter anderen Umständen hätte Zorro nichts gegen eine kleine Siegesfeier
mit einer Menge Bier einzuwenden gehabt. Aber jetzt hatte er nur eine
Sorge: Lysop. Er wollte einfach nur weg, einen ruhigen Winkel finden und
sich um Lysop kümmern.
Zorro sah auf. Die Menge verstummte.
"Lasst uns in Ruhe. Haut ab." sagte er, nicht einmal laut. Aber es reichte,
dass die Menge einen respektvollen Kreis um sie bildete.
Zorro stand auf und hob Lysop hoch. In seinen Armen lag Lysop wie ein
nasses Handtuch, Arme und Beine baumelten schlaff herab, nur die Finger
einer Hand waren um die Spieluhr verkrampft.
Langsam ging Zorro mit Lysop im Arm über den Platz. Er musste sich nicht
durch die Menschenmassen drängen, die Menge wich ehrerbietig zurück und
bildete eine Gasse für ihn und Lysop. 'Schade, das Lysop das nicht sehen
kann', dachte Zorro einen Moment wehmütig.
Lysop erwachte eine Weile später. Sein Körper schmerzte von einer
unzähligen Anzahl von blauen Flecken und Prellungen, aber es schien nichts
gebrochen zu sein.
Vorsichtig, mit zusammengebissenen Zähnen tastete der Kanonier die
schmerzenden Stellen ab und bemerkte dann erst, dass Zorro ihn nicht auf
die Lamb sondern zu einem einsamen Stück Landstrand gebracht hatte.
Vermutlich irgendwo auf der Rückseite der Insel.
Leise ächzend wandte Lysop den Kopf und entdeckte die Spieluhr ein kleines
Stück weiter im Sand - unversehrt.
Dann war der nächste Gedanke des Lockenkopfes augenblicklich Zorro und er
setzte sich hastig, und nicht ganz schmerzfrei auf.
Zorro saß neben ihm im Sand und hatte aufs Meer hinausgeblickt. Hübscher
Sonnenuntergang. Wenn das nicht bedeutet hätte, dass Lysop seit Stunden
ohne Bewusstsein war, hätte er es hier richtig genießen können.
Zorro hatte seine ungewollt hochbrodelnden Gefühle wie mit Stahlklammern
unten halten müssen.
Man stirbt doch nicht an ein paar Schlägen auf den Kopf. Man stirbt aber
auch nicht, wenn man die Treppe herunterfällt. Eigentlich.
Und wenn.
Ein Kämpfer muss dem Tod stets ins Auge sehen können. Dem eigenen, kein
Problem. Dem von jemand anderem? KEIN PROBLEM. Zorro hatte es bereits
getan. KEIN PROBLEM. Nur, es tat so verdammt weh... EGAL. Es gab vieles,
das weh tat. Das war das Leben. Eine weiße Hälfte, eine schwarze.
Gleichgewicht des Kosmos.
Scheiß-Kosmos.
Als er neben sich ein Geräusch hörte, drehte er sich hastiger um, als die
innere Ruhe des beinah coolsten Schwertkämpfers der Welt eigentlich geboten
hätte und sein Lächeln spiegelte viel zu viel Erleichterung wieder. Aber
binnen weniger Momente hatte er sich gefangen.
Zorro (obercool): Na, Lysop? Auch schon wach?
Lysop blinzelte verwirrt und rieb sich den Hinterkopf. Sein Blick huschte
über den anderen. "Äh..." Mehr kam ihm im Moment nicht in den Sinn...
Zorro hatte ihn also nicht auf die Lamb gebracht, sondern zu diesem
verlassenen Stückchen Sand... gut.
Bloß nicht über das 'warum' nachdenken.. noch viel zu fertig. Zorro hier,
alles gut.
"Ich.. glaub schon." Da ihm die passenden Worte fehlten angelte Lysop nach
der Spieluhr, um überhaupt etwas zu tun. Etwas hilflos aber beruhigt das
sie noch heile war drehte er das Kästchen in den Händen. "Du...", setzte er
schließlich an. "Danke... ich mein wegen den Kerlen und so.."
Warum konnte er dem Schwertkämpfer auf einmal nicht mehr ins Gesicht sehen?
Die Spieluhr liess Lysops Blick nicht gehen... verdammtes Ding.
Zorro hatte ihn im Arm gehalten... und sogar getragen, oder? Blöder Nebel
im Kopf... so gerne würde er sich erinnern.
"Ist schon in Ordnung", sagte Zorro und wuschelte Lysop durchs Haar. Das
war doch völlig unverfänglich, oder? "Du hast denen ganz schön eingeheizt."
Lysop fuhr unter der Berührung unbewusst leicht zusammen. Es lag nicht
daran dass ihm der Schädel dröhnte, sondern Zorro hat das noch nie gemacht.
Trotzdem freute er sich über das Lob. "Eh.. danke Zorro."
Er begann den Schlüssel an der Spieluhr zu drehen und klappte dann den
Deckel auf.
Es sah tatsächlich ein wenig seltsam aus wie sich der Mini-Zorro zur Musik
drehte, aber Lysop zumindest, schien davon sehr angetan.
Naja.. so gesehen lenkte es ihn ab.. von der Frage warum ihn Zorro zu einem
einsamen Sandstrand gebracht hatte. Warum traute er sich nicht danach zu
fragen?
Warum zuckte Lysop denn zusammen? War das schon wieder zu viel Nähe
gewesen? Zorro zog die Hand weg.
Ach, wahrscheinlich hatte er einfach nur Kopfschmerzen. Bloß nicht sich
selber verrückt machen. Einfach normal bleiben.
Das war gar nicht so einfach.
Wieder dudelte die blecherne, kleine Melodie der Spieldose. Zorro fand das
Ding immer noch scheußlich, aber er hätte es um nichts in der Welt mehr
hergegeben.
Und wenn IRGENDJEMAND... etwa ein hergelaufener Koch oder so... dazu dumme
Sprüche ablassen würde, na, der konnte was erleben!
"Es funktioniert noch. Gut. Wär schade drum gewesen. Nachdem, wie du drum
gekämpft hast."
Er lächelte Lysop unsicher zu.
Der Kanonier lächelte zurück, auch nicht viel sicherer. Vermutlich war das
hier eine Situation aus der man was machen konnte. Wenn er jetzt gewusst
hätte wie, wo und was anfangen...
Ein paar Runden ließ Lysop die Figur sich noch drehen, die Musik noch
dudeln, dann klappte er vorsichtig aber scheinbar auch entschlossen die
Deckel wieder drauf und blinzelte wieder zu Zorro hoch.
"Zorro ich.. ähm.."
Gut, dass die Musik aufgehört hatte. Zusammen mit dem glutroten
Sonnenuntergang über dem Meer wurde es Zorro ein bisschen zu viel. Er
wollte keine Hilfestellung bei dem, was ihm schon die ganze Zeit auf der
Seele brannte.
Sanji konnte so etwas einfach besser. Aber Sanjis Erfolgsquote war
jämmerlich. Pffft! Es musste doch möglich sein, so eine Situation auch ohne
Süßholzraspeln zu meistern.
"Zorro... ich..."
"Ja?"
Schweigen.
Wellengeplätscher, Möwenkreischen.
Sonnenuntergang.
Zorro legte einen Arm um Lysop.
"Schön, dass du noch lebst."
Lysop schluckte, nicht sicher ob wegen dem Arm oder diesen scheinbar
abstrusen Worten. "Ähm... danke. Ähm... bin ich auch." Oh, Mann...
Konnte man das hier unter die Spalte 'Romantisch' einordnen? Irgendwie
nicht, oder? Moment. Wünschte er sich Romantik mit Zorro?
Ganz langsam wandte der Kanonier den Kopf und blinzelte zu Zorro hoch. Das
markante Kinn sah aus dieser Perspektive einfach unheimlich männlich aus..
Lysop wurde rot um die Nase - was dachte er denn da?!
Vielleicht ohne es selbst recht zu merken rückte er näher und schmiegte
sich an den anderen.
Zorro hatte keine Ahnung wie sein Kinn aussah und er hätte sich auch nie
Gedanken darüber gemacht. Aber er spürte, wie sich Lysop plötzlich anders
anfühlte. Nachdem er stundenlang den schlaffen Körper eines Bewusstlosen im
Arm gehalten hatte, war die Veränderung doppelt überraschend. Und schön.
Und es sollte so bleiben. Und wenn er jetzt das Falsche sagte, dann würde
Lysop wieder zusammenzucken und wegrennen. Also zog er Lysop nur näher an
sich heran.
