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The Balance of Creation

TYKA u. a.
von

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Wenn ein Herz schmerzt

Danke für Eure Kommis, liebe Leser! Ich hätte gerne schon früher einen neuen Teil on gestellt, aber ich hatte leider für einige Zeit keinen Zugriff aufs Internet. Jetzt aber bin ich wieder da - hier ist also das nächste Kapitel!^^ Viel Spaß!
 

Kapitel 20: Wenn ein Herz schmerzt
 

„Die Herren Kon und Rodriguez können jetzt Besuch empfangen." sagte die Krankenschwester, und die Delegation aus dem Wartezimmer machte sich auf den Weg. Claude eilte sofort an die Seite seines Liebsten, dessen Arm geschient und bandagiert war.

„Wie fühlst du dich, mon chér?"

„Na ja....es ist mir schon besser gegangen....Was ist passiert, nachdem ich fort war?"

Der Franzose erzählte ihm, was sich zugetragen hatte, nachdem sie beide die Höhle des Löwen verlassen hatten. Raul hatte ihm alles ausführlich berichtet und Claude war anfangs nicht sicher gewesen, ob er Miguel damit belasten durfte, aber da er nun einmal fragte....und er duldete keine Schonung, wenn sie seiner Meinung nach unangebracht war. Die Züge des Mexikaners wurden ernst.

„Wird Bryan....sterben?"

„Das wissen wir noch nicht, aber die Ärzte sind nicht sehr zuversichtlich. Seine Chancen stehen schlecht, aber ein endgültiges Urteil hat noch keiner abgegeben."

„Wie furchtbar", murmelte Ray, der traurig zugehört hatte. „Falls Tala je wieder er selbst sein sollte und Bryan es wirklich nicht überlebt....wie wird er dann damit umgehen, dass er seinen besten Freund getötet hat? Ich wage mir das gar nicht vorzustellen....was ist mit dem Kampf gegen Deimos? Haben wir gewonnen?" Max schob sich in den Vordergrund des Geschehens.

Er lächelte den Chinesen an und in seinen blauen Augen schimmerte Erkennen und das Wissen um ein Dasein, das er vergessen hatte.

„Max! Du....du...."

„Ja, Ray. Ich kann mich wieder erinnern. Ich nehme an, dass die Verwandlung das bewirkt hat."

„Die Verwandlung? Soll das heißen, du hast dich in Genbu verwandelt?"

„Genau. Ich ertrug den Gedanken nicht, dich zu verlieren....da hat Draciel zu mir gesprochen und ich....ich war auch endlich dazu bereit, zu kämpfen. Nicht nur für dich, sondern für alle, für diese Welt. Aber mein erster Impuls war....dich zu beschützen." Er wurde rot.

„Du hast....mich gerettet? Ich danke dir."

„Das war doch nichts besonderes. Du hast mich auch gerettet, als Deimos die Windattacke benutzt hat, um mich anzugreifen. Du hast dich einfach dazwischen geworfen, du Idiot....obwohl du doch verletzt warst! Und als er dich gequält hat, dieser Bastard....ich dachte, mein Herz würde stehen bleiben! Ich will das nicht noch einmal erleben!"

Einzig seinem Gefühl folgend, umarmte er den anderen und Mr. Dickenson wiegte schmunzelnd den Kopf. Er komplimentierte die übrigen Anwesenden freundlich hinaus und Claude zog verständnisvoll die Vorhänge zu, die das Bett von Miguel von dem des Chinesen abschirmten. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und malten goldene Reflexe in das blonde Haar des Jüngeren. Ray war verwirrt und verlegen und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Schließlich aber erwiderte er die Umschlingung, stumm, ein wenig zitternd, unfähig, die zahlreichen Emotionen zu kontrollieren, die in ihm tobten. Von Max strömte eine wunderbare Wärme auf ihn über, er roch seinen Duft nach Sommer und sog ihn tief bis in seine Lungen. Der Amerikaner war äußerst umsichtig in seiner Berührung, darauf bedacht, ihn nicht zu fest zu drücken. Sein Gesicht ruhte in Rays Halsbeuge und sein heißer Atem streifte seinen Nacken. Ihre Herzen schienen im selben Rhythmus zu schlagen und sie lauschten diesem Pochen, das so offen von ihren Empfindungen erzählte. Nach einer Ewigkeit (so kam es ihnen zumindest vor) löste sich Max von ihm und strich ihm zärtlich eine Strähne des langen seidigen Haares aus der Stirn. Seine Wangen waren noch immer von rosiger Farbe, als er fragte: „Ray....verrate mir eines: Wenn man....wenn man in deiner Heimat seine Liebe gesteht....was sagt man dann?"
 

Der Ältere erwiderte zunächst nichts, so überrascht war er. Glück erfüllte seine schmerzenden Glieder, seine Kehle wurde trocken und die Stimme war kaum lauter als ein Flüstern: „Auf Chinesisch....ich meine, auf Mandarin (die am häufigsten gesprochene Form des „Chinesischen") sagt man ‚Wo ai ni‘...."

Der Achtzehnjährige schluckte und neigte sich zu ihm vor: „Also....Wo....ai....ni."

Seine Augen leuchteten dabei; in ihnen standen all die machtvollen Gefühle, für die es nur die drei kleinen Worte gab. „Weißt du auch, wie man bei uns sagt?" hauchte er sanft. Ray nickte leicht, bettete seine rechte Hand im Nacken des anderen und zog ihn zu sich herunter, bis ihre Lippen sich fast berührten. Sehnsuchtsvoll und fordernd klang es, aber zugleich auch unendlich zärtlich.

„I....love....you."

Sie blickten einander an und ihre Lippen vereinten sich. Anfangs war es ein tastender, suchender Kuss, aber bald wurde er verlangender, inniger. Der Neunzehnjährige bat um Einlass, und als Max sich ihm öffnete, erforschte er einfühlsam und behutsam die noch fremde Mundhöhle. Er animierte den Blonden, es ihm gleichzutun, und der Amerikaner ließ sich nach und nach auf das sinnliche Spiel ein. Sie trennten sich erst, als ihnen die Luft knapp wurde und der Amerikaner wirkte ein wenig beschämt. Er hatte noch nie jemanden so intensiv geküsst und spürte ein Verlangen in sich aufsteigen, das seinem noch unberührten Körper völlig fremd war. „Ich bin froh, dass du dich auch endlich verwandelt hast. Jetzt können wir gemeinsam gegen Hades kämpfen und das Gleichgewicht der Schöpfung wiederherstellen."

„Ja. Allerdings würde mich interessieren, was Daichi mit der ganzen Sache zu tun hat."

„Ach ja, richtig - er hat eine nicht zu unterschätzende Rolle während der Mission in der Unterwelt gespielt. Er hat einen Bannkreis errichtet, nicht wahr? Das gehört meines Wissens zu den Magien der höchsten Ebene."

„Das ist korrekt. Hohes Level ist den vier Prinzen vorbehalten, also uns beiden, Tyson und Kai, sowie den Priestern und Gelehrten von Eden. Mittleres Level wird von den Mitgliedern des Ordens vertreten, den Bluterben; sie verkörpern das Machtpensum gewöhnlicher Wächter. Niedriges Level findet man bei den Hütern in Ausbildung."

„Daichi besitzt ein Bit Beast, Strata Dragoon. Trotzdem erscheint es mir unwahrscheinlich, dass er ein Wächter ist, seine Zauberkraft ist viel zu stark dafür."

„Dem stimme ich zu!"

„Hä?!"

Der Vorhang wurde zur Seite geschoben und Claude mischte sich in das Gespräch des frisch zusammengefundenen Liebespaares ein. Miguel musste grinsen, da Max und Ray schlagartig rot anliefen, als ihnen bewusst wurde, dass die beiden die ganze Zeit über im Zimmer gewesen waren, während sie einander ihre Gefühle gestanden hatten.
 

„Hättet ihr nicht rausgehen können?" erkundigte sich der Chinese angesäuert. Der Franzose lächelte verschmitzt. „Was hätte das geändert? Miguel ist schließlich ein Patient und wäre zwangsläufig hier geblieben. Und ich kann ihn nun mal nicht allein lassen." fügte er zärtlich hinzu, was den Mexikaner dezent erröten ließ.

„Kann ich die anderen wieder hereinholen? Ich glaube, Daichi hat uns etwas zu sagen."

So war es tatsächlich. Mr. Dickenson musterte den Fünfzehnjährigen freundlich und nickte ihm aufmunternd zu. Der Rothaarige trat von einem Fuß auf den anderen, unsicher und etwas zerknirscht, da Carlos ihn durchdringend ansah. Er erwartete eine Antwort, wie alle.

„Damals in Eden gab es nicht nur Wächterfamilien, sondern auch Clans, deren Abkömmlinge nicht zu Kriegern oder Hütern im eigentlichen Sinne ausgebildet wurden, sondern zu Priestern oder Gelehrten. Später waren sie in diesen Positionen dafür verantwortlich, diejenigen in Magie und Schwertkampf zu unterweisen, denen eines Tages der Schutz des Reiches obliegen würde, also den Hütern, die mit einer Kreatur verbunden waren. Die Kaste der Priester und Gelehrten hat sich aus den fahrenden Lehrmeistern entwickelt, die durch die Lande zogen und talentierte Jungen und Mädchen als Schüler annahmen. Beide Berufsgruppen waren in Eden sehr angesehen. Sol zum Beispiel war als umherreisender Lehrmeister tätig, ehe er die Stelle als rechte Hand von Prinz Suzaku erhielt. Und genauso wie die Wächter in die Menschenwelt flohen, als Hades Eden zerstörte, gelang es auch einigen Priestern und Gelehrten, auf die Erde zu entkommen - und auch sie verliebten sich, heirateten und gründeten Familien. Eine der größten Familien, deren Wurzeln bis in die Vergangenheit zurückreichen, ist die der Sumeragi."

„Sumeragi? Warte mal - heißt du nicht so mit Nachnamen?" warf Carlos ein.

„Genau. Ich bin zur Zeit der persönliche Schüler von Mr. Dickenson, Verzeihung, ich meine, von Diomedes. Ein zukünftiger Hohepriester und Zaubermeister."

Es hätte nicht viel gefehlt, und dem schwarzhaarigen Spanier wäre der Unterkiefer bis zum Boden gekracht. Fassungslos starrte er den jugendlichen Heißsporn an. Kenny, der als guter Freund mit von der Partie war, ebenso Hiro, Tyson, Kai, Ray und Max staunten den ehemals so vorlauten und hitzigen „Bengel" an wie das achte Weltwunder (wenngleich man es dem kühlen Russen nicht deutlich anmerkte, er beschränkte sich wie üblich auf ein skeptisches Hochziehen der Augenbrauen.). „Ich habe euch das deshalb nicht schon früher erzählt, weil ich mich in der Unterwelt eingeschlichen hatte, um die Umgebung auszukundschaften. Ich befürchte nämlich, dass die Entscheidungsschlacht auf Hades‘ eigenem Gebiet stattfinden wird....schon allein aus dem Grund, dass dabei keine unbeteiligten Menschen in den Kampf mit hineingezogen werden. Es kann uns also nur nützlich sein, das Land des Feindes zu kennen."
 

Der Präsident der BBA räusperte sich und erklärte: „Das ist wahr, dennoch war ich äußerst besorgt. Ich bin froh, dass du heil zurückgekehrt bist. Im Moment sind wir aber noch nicht bereit für einen Code O! Bryan ringt um sein Leben....Brooklyn und Tala befinden sich nach wie vor unter Hades‘ teuflischem Einfluss....und wir haben weitere Verletzte zu beklagen, etwa Miguel, Ray und auch Kai und Tyson, die beide den Kampf gegen Deimos zum Glück relativ glimpflich überstanden haben. Oder nicht?"

„Seien Sie beruhigt", erwiderte der Graublauhaarige, „....abgesehen von einem Bluterguss am Rücken bin ich nicht verwundet worden. Ich war lediglich völlig erschöpft, weil Suzaku all seine Kraftreserven verbraucht hat, um Seiryuu und die anderen zu schützen."

„Wobei ich ihn nicht darum gebeten habe", kam es trocken von dem Japaner und Kai wandte sich überrascht zu ihm um.

„Was redest du da? Du weißt genau, dass er es niemals zuließe, dass dir etwas passiert. Suzaku sieht in dir immer noch Seiryuu; er liebt dich. Wie hätte er sich sonst verhalten sollen?"

„Warum sprichst du von dir selbst in der dritten Person?"

„Ich spreche nicht von mir selbst, Tyson! Ich bin nicht Suzaku! Hör auf, mich mit diesem Playboy in einen Topf zu werfen!"

„Du bist seine Reinkarnation, verdammt! Warum kannst du nicht begreifen, dass eure Seelen zusammengehören, miteinander verschmelzen müssen?!"

„Darauf verzichte ich dankend! Er ist mir lästig, sonst gar nichts!"

„Du kapierst es nicht! Glaubst du ernsthaft, du könntest den Rest deines Lebens mit einer zweigeteilten Seele verbringen? Du musst dein Alter Ego akzeptieren und eins mit ihm werden!

Vielleicht würde dir das auch dabei helfen, besser mit deinen Gefühlen umzugehen!"

„Das ist das letzte, was ich mir wünsche! Wenn es Suzaku nicht gäbe, würde ich mich gar nicht an dieser verfluchten Weltenretter-Farce beteiligen! Mich interessiert weder die Vergangenheit, noch die Zukunft! Ich existiere im Jetzt, in der Gegenwart, und diese ganze Heldennummer ist in meinen Augen lächerlich!"

„Lächerlich?! Wenn du im Jetzt, in der Gegenwart, nicht kämpfst, um Hades zu besiegen, dann wirst du dir selbstverständlich keine Gedanken mehr über deine Zukunft machen müssen, weil du dann keine mehr hast! Bryan ist lebensbedrohlich verletzt worden, wir haben schlimme Gefechte hinter uns und du wagst es, das alles eine Farce zu nennen?!"

„Hör zu, Tyson: Ich wiederhole mich ungern, aber da du mich offensichtlich nicht verstehen willst....Ich habe nichts, für das es sich zu kämpfen lohnt! Die einzigen Dinge, die mir auf dieser Welt begegnet sind, waren Einsamkeit, Schmerz, Verzweiflung, Hass! Ich habe mir geschworen, für nichts und niemanden tiefere Gefühle aufkommen zu lassen, um nicht erneut betrogen und verraten zu werden! Auch wenn Hades Boris ist....ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben! Er gehört zu einem Teil meines Lebens, den ich hinter mir gelassen habe! Er ist ein abgeschlossenes Kapitel! Verschone mich also mit diesem Unsinn!"

Mr. Dickenson, der nahe daran war, mal ein paar bedeutsame Takte mit dem Russen zu wechseln, kam nicht dazu, denn in die gespenstische Stille hinein, die von Kais Worten ausgelöst worden war, knallte eine schallende Ohrfeige.

Der Zwanzigjährige taumelte zurück und hielt sich die Wange, auf der sich ein rötlicher Streifen abzuzeichnen begann. Seine rubinfarbenen Augen hatten sich geweitet. Der Hüter von Dragoon senkte seine rechte Hand und betrachtete seinen Gegenüber zornig.

„Du maßt dir an, so etwas zu sagen?! Die Bilder, die wir in unseren Träumen gesehen haben.... der Kummer, das Leid, die Trauer, das Entsetzen, die Grausamkeiten....war das alles belanglos für dich?! Die Schlachten, die wir bisher durchgemacht haben, in denen wir unser Vertrauen zueinander bewiesen haben, sind sie dir egal?! Spielt es für dich keine Rolle, dass einer der unseren mit dem Tod ringt?! Noch dazu Bryan, mit dem du doch befreundet bist - oder es jedenfalls warst! Und die seltenen und dafür umso kostbareren Momente, in denen wir einander die Herzen öffneten? Was waren sie für dich?! Gefühlsduselei?! Albernheit?! Schwäche?! Wie kann man nur so verbohrt und egoistisch sein?! Du enttäuschst mich, Kai! Dein arrogantes Gesicht....mir wird schlecht!!" Damit rauschte er hinaus und ließ eine betretene Menge zurück.

Kai war wie betäubt, er stand einfach nur da und war so bleich geworden, dass Kenny schon befürchtete, er würde jede Minute zusammenbrechen. Als er endlich aus seiner Trance erwachte, meinte er leise: „Ich....gehe dann wohl besser. Wir sehen uns." Er schob die Tür hinter sich zu und seine Schritte verhallten im Flur.

Es blieb lange still, bis Garland sich an den alten Herrn wandte. „Sie erwähnten vorhin einen Code O. Was ist das?"

„Der Code Omega. Dieser Code bedeutet so viel wie die endgültige Offensive, die letzte Entscheidungsschlacht gegen Hades, der alle Wächter auf diesem Planeten zusammenruft, um eine Armee gegen die Mächte des Bösen zu bilden. Die Mobilmachung, wenn man es so ausdrücken will."

„Ich verstehe...."

„Code Omega hin oder her, was ist mit Tyson? Ich habe ihn noch nie zuvor so wütend erlebt!" rief Max aus. „Ich will nicht bestreiten, dass er recht hatte, aber dass er Kai vor uns allen dermaßen abgekanzelt hat, passt nicht zu ihm. Geheimnistuerei ist nicht seine Sache und er hätte ihm ohnehin irgendwann direkt ins Gesicht gesagt, wie falsch er seine Haltung findet - aber nie hätte er Kai vor versammelter Mannschaft so bloßgestellt! Ty ist temperamentvoll und sehr geradeheraus, aber nicht gemein! Was ist nur in ihn gefahren?!"

„Gute Frage...."
 

Der Russe wanderte ziellos durch die Straßen von Tokyo. Suzaku, dessen geisterhafte Erscheinung neben ihm einherschritt, blickte ihn verstohlen von der Seite an. Sein Herz schmerzte, verletzt von den Worten des Blauhaarigen, auch wenn der Japaner Kai und nicht ihn angeschrieen hatte. Dennoch konnte er spüren, dass seine Wiedergeburt trotz allem Stolz nicht immun gegen das eben Geschehene war, zumal die Ohrfeige auf seiner Wange noch immer unangenehm brannte.

„Was hast du denn erwartet?" wagte er einen Vorstoß. „Dass er sich darüber freut, dass du den verbitterten Einzelgänger und einsamen Wolf heraushängen lässt? Er liebt dich zwar, und bisher hat er dir alle deine törichten Fehler verziehen....doch damit ist jetzt Schluss, du hast den Bogen eindeutig überspannt. Sein Geduldsfaden ist gerissen, und mich persönlich wundert das gar nicht, obwohl es mich selbst sehr getroffen hat. Das hier ist kein Spiel, verdammt! Wann kapierst du endlich, dass du deine Augen nicht ewig vor der Wahrheit verschließen kannst? Du bist ein Teil dieser Geschichte, die vor zehntausend Jahren begonnen hat, ob es dir gefällt oder nicht! Du kannst nicht ständig vor deinem Schicksal davonlaufen - oder vor deinen Gefühlen!"

„Lass mich zufrieden!"

„Oh nein, dieses Mal wirst du deine Lauscher aufsperren, ich habe es nämlich gründlich satt, gegen deinen Dickkopf anzurennen! Ich mag deine Sturheit eigentlich, da du mir darin gleichst, aber es reicht jetzt! Jeder Idiot hätte in der Zwischenzeit gemerkt, dass du in Tyson verliebt bist, bloß du verleugnest es nach wie vor!"

„Hör auf damit, ich will es nicht hören!!"

„Du willst mir also erzählen, dass dich seine Strafpredigt total kalt gelassen hat? Natürlich, du stehst ja über allem!"

„....Es ist mir egal, was er von mir denkt! Soll er doch den großartigen Weltenretter spielen, wenn es ihm Spaß macht!"

„Spaß??? Glaubst du etwa, er würde kämpfen, weil es ihm Spaß macht??? Er kämpft, um die Menschen zu schützen, die ihm wichtig sind! Er kämpft, um diesen Planeten zu schützen, den er als seine Heimat anerkennt! Auch du lebst auf diesem Stern, aber du wirst untergehen, wenn dir alles gleichgültig ist! Und außerdem bezweifele ich, dass es dich wirklich nicht interessiert, was er über dich denkt! Er liebt dich von Herzen, doch deine Einstellung hat ihn schwer enttäuscht! Mich auch, wenn ich ehrlich bin."
 

Kai antwortete nicht. Er lehnte sich an ein Geländer, unter ihm brandete der Verkehr. Ein sanfter Wind kam auf und wirbelte sein Haar durcheinander. „Er kann mich doch gar nicht lieben!" stieß er plötzlich hervor. „Er behauptet es, ja....aber es ist unmöglich! Was habe ich denn je für ihn getan?! Alles, was ich jemals fertiggebracht habe, war, ihn zu verletzen, ihn im Stich zu lassen, ihn traurig zu machen! Er war mir immer ein Freund....der beste, den ich je hatte....und ich habe es ihm nie vergolten! Jemanden wie mich kann man gar nicht lieben!"

Suzaku hielt kurz inne, erschrocken, überrascht, ehe er seiner Reinkarnation die Hand auf die Schulter legte. „Das ist es also? Du weigerst dich, seine Liebe anzunehmen, weil du davon überzeugt bist, sie nicht zu verdienen? Ach Kai....was bist du nur für ein dummer Junge...." Er seufzte leise, schüttelte lächelnd den Kopf. „Wenn ich das geahnt hätte, mir wäre vieles klarer geworden...."

„Woran erkennt man....dass man verliebt ist?"

„Das ist nicht einfach zu erklären....Wenn du zum Beispiel an deine Freunde denkst, an Ray, Max und Kenny, was empfindest du da?"

„Ich weiß nicht genau....es....ist ein warmes Gefühl....das Wissen, dass ich diesen Menschen vertrauen kann....dass ich mit ihnen reden kann....Ich tue es selten, zugegeben. Aber allein die Sicherheit zu haben, dass da jemand ist, mit dem ich sprechen, zu dem ich kommen kann...."

„Tut dein Herz dabei weh?"

„Nein. Es ist mehr wie ein Gefühl von....Nähe....und Verbundenheit....kein Schmerz."

„Und bei Tyson?"

„Ich....weiß es nicht....nicht genau, jedenfalls. Ich bin gern mit ihm zusammen, ich kann ihm selbst Dinge sagen, die die anderen nie von mir erfahren würden....vielleicht, weil er einfach zuhört, ohne zu versuchen, mir irgendwelche Ratschläge zu erteilen, die ich nicht gewollt habe. Er kennt mich recht gut, glaube ich....Es....ist auch ganz schön, an ihn zu denken....Klar, er hat eine freche Art, und früher hat mich sein kindisches Verhalten genervt und sein riesenhafter Appetit....aber er war auch der einzige, der mir ein Lächeln abringen konnte."

„Hast du über ihn gelächelt oder mit ihm?"

„....Mit ihm. Tyson hat seine Schwächen nie kaschiert oder abgestritten, wenn man ihn mit der Nase darauf stieß....Und wenn er einmal begriffen hatte, dass er sich falsch benommen hatte, hat er sich selbst nie geschont....und er war immer anständig und mutig genug, um sich offen vor jedem zu entschuldigen, dem er wehgetan hatte. Den wenigsten ist vermutlich bewusst, wie bewundernswert das ist. Ich selbst habe viele Fehler begangen....aber ein Wort der Entschuldigung kam nie über meine Lippen. Wie auch? Man hatte mich gelehrt, dass Fehler unverzeihlich sind. Hm....Tyson ist stärker als ich, innerlich."
 

„Schmerzt es?"

„Was meinst du?"

„Das, was er dir vorhin an den Kopf geworfen hat."

Kai drehte sich weg, mit einem Mal irritiert und scheu. Er fuhr mit seinen Fingern die Spur der Ohrfeige nach, erinnerte sich an die harten Worte, die der Jüngere ihm entgegen gebrüllt hatte.

„Du maßt dir an, so etwas zu sagen?! Die Bilder, die wir in unseren Träumen gesehen haben.... der Kummer, das Leid, die Trauer, das Entsetzen, die Grausamkeiten....war das alles belanglos für dich?! Die Schlachten, die wir bisher durchgemacht haben, in denen wir unser Vertrauen zueinander bewiesen haben, sind sie dir egal?! Spielt es für dich keine Rolle, dass einer der unseren mit dem Tod ringt?! Noch dazu Bryan, mit dem du doch befreundet bist - oder es jedenfalls warst! Und die seltenen und dafür umso kostbareren Momente, in denen wir einander die Herzen öffneten? Was waren sie für dich?! Gefühlsduselei?! Albernheit?! Schwäche?! Wie kann man nur so verbohrt und egoistisch sein?! Du enttäuschst mich, Kai! Dein arrogantes Gesicht....mir wird schlecht!!"

Du MAßT dir an, so etwas zu sagen?!

Der Kummer, das Leid, die Trauer, das Entsetzen, die Grausamkeiten....war das alles BELANGLOS für dich?!

Spielt es für dich KEINE ROLLE, dass einer der unseren mit dem Tod ringt?!

Die seltenen und dafür umso kostbareren Momente....

Was waren sie für DICH?!

Gefühlsduselei?! Albernheit?! SCHWÄCHE?!

Wie kann man nur so VERBOHRT und EGOISTISCH sein?!

Du ENTTÄUSCHST mich, Kai!

Dein ARROGANTES Gesicht....mir wird SCHLECHT!

Die einzelnen, bedeutsamsten Worte schienen sich aus der Rede herauszulösen, immer lauter und bedrohlicher zu werden, während sie wie ein scheußliches Echo in seinen Ohren widerhallten. Tysons zorniger, verächtlicher Blick drang zurück in seinen Geist, vermischte sich mit dem Echo, tanzte durch seinen Kopf, ließ ihn erschauern.

Du maßt dir an....!

....War das alles belanglos....?!

Spielt es für dich keine Rolle....?!

Was waren sie für dich....?!

....Schwäche....?!

Verbohrt....egoistisch....!

Du enttäuschst mich....!

Dein arrogantes Gesicht....!

Mir wird schlecht....!

„JA, VERDAMMT!!!" brach es abrupt aus Kai heraus und Suzaku zuckte zusammen. „Ja, es schmerzt....!! Die Ohrfeige ist harmlos....aber dass er mir so etwas sagen kann....dass er mich so ansehen kann....Das ist es, was schmerzt! Ich fühle mich so...."

Der Prinz des Feuers gebot dem Russen, sich zu ihm umzuwenden. Der Zwanzigjährige gehorchte widerstrebend, gestattete nur widerwillig, dass der andere sein Kinn anhob, um seine Züge genauer studieren zu können. Eine einzige Träne rann über Kais blasse rechte Wange und der Hüter des Heiligen Phönix wischte sie behutsam fort.

„....unglücklich?" vollendete er den Satz. Sein Gegenüber schwieg. „Lass uns zum Dojo zurückkehren. Du musst mit ihm reden."
 

Nach einer zehnminütigen Busfahrt waren sie am Gebäude der Schwertkampf-Schule angelangt. Kai vernahm heftiges Keuchen und eilte in den Garten, wo der neunzehnjährige Kendoka damit beschäftigt war, Schläge gegen einen unsichtbaren Feind zu führen. Als er den Älteren entdeckte, verfinsterte sich seine Miene.

„Du." Es klang kalt und abweisend und Kai verspürte einen Stich. „Was willst du? Ich trainiere gerade. Du störst!"

„Tyson....können wir nicht darüber reden? Du magst Bryan und dass er so gefährlich verletzt worden ist, ist sicher ein Schock für dich, zumal er dir in deiner Vergangenheit ein treuer Freund gewesen ist....doch das ist kein Grund, es an mir auszulassen!"

„Es geht hier nicht um Bryan, verflixt! Es geht um dich und deine Einstellung! Egal, was du getan hast, ich habe dir immer verziehen....aber jetzt will ich nicht mehr! Na schön, du hast vielleicht niemanden, um dessentwillen du diese Erde verteidigen möchtest, aber deine Weigerung, dein Schicksal zu akzeptieren, ist das letzte! Du läufst lieber weiter davor davon, anstatt es anzunehmen!! Du bist ein Feigling! Diese Angelegenheit betrifft nicht nur dich, sondern uns alle, die gesamte Menschheit, denn wenn wir nicht kämpfen, dann ist es aus!!"

„Ich....ich kann nicht für eine Welt kämpfen, die mir nur Leid gebracht hat!"

„Sind dir deine Freunde etwa so gleichgültig?! Bin ICH dir gleichgültig?!"

„Nein! Aber...."

„Was ist? Noch mehr Ausflüchte?! Das steht mir bis hier, wenn du es genau wissen willst! Hör auf, dich wie ein kleines trotziges Kind zu betragen und fang an, wie ein Mann zu handeln! Obwohl das bei dir vermutlich gar keinen Zweck hat - du hast doch null Rückgrat! Du bist erbärmlich!!" Er packte seine Holzwaffe, schulterte sie und verschwand im Dojo. Kai reagierte zunächst nicht, bis er zur Hintertür ging und von dort das Haus betrat. Er hörte Tyson in der Halle üben. Mechanisch stieg er die Treppe zu seinem Zimmer hinauf und schob schweigend die Tür hinter sich zu. Suzaku betrachtete ihn besorgt und war zugleich verwirrt, denn er war es nicht gewohnt, dass Seiryuu so unbarmherzig war; außerdem glaubte er, eine merkwürdige Aura um ihn herum bemerkt zu haben. Der Russe öffnete seinen Schrank und holte eine gerahmte Fotografie unter einem Wäschestapel hervor. Es war ein altes Bild, das vor sechs Jahren entstanden war und die Bladebreakers vereint zeigte: Kenny, Max, Ray, ihn selbst und Tyson, in Siegerpose natürlich, mit der obligatorischen Baseballkappe und einem sympathischen Grinsen. Zeugnis einer Zeit, in der alles noch anders gewesen war. Er musterte jede der abgelichteten Personen, den Japaner jedoch am längsten. Nach und nach begann der Rahmen, im Griff dieser schlanken Finger zu zittern, als wäre Kai plötzlich furchtbar kalt. Eine Träne tropfte auf das Glas, noch eine und eine dritte. Schließlich rutschte er an der Schrankwand herunter, vergrub sein Gesicht in den Armen - und ergab sich seinem Schmerz.
 


 

*Taschentuch rauskram* Sorry, dass ich den beiden sowas antue, aber es ist wichtig für die Storyline...wer von Euch ahnt, was mit Tyson passiert ist? Ah, ich werde natürlich nichts verraten! Bis zum nächsten Mal! *wink*



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jyorie
2013-05-29T15:03:53+00:00 29.05.2013 17:03
Hallo ^_^

und ich dachte jetzt haben sie es geschafft und Kai ist auch bereit dazu ein Wächter zu werden, schade das er sich wieder anders entschieden hat und von all dem Vergangenheitszeug immer noch nichts hält. Und das obwohl er sich doch schon die Zuneigung eingestanden hat.

Liebe Grüße sendet Jyorie

Von: abgemeldet
2008-11-27T18:40:19+00:00 27.11.2008 19:40
Also, am Anfang war es wahrscheinlich wirklich sein Gedultsfaden.
Eventuell wurde er danach von einen der Ritter des Bösen verzaubert.sefte.
Und klar ist Tyson seelisch stärker.
Aber selbst eine so starke Seele wie seine verliert Kraft, wenn jemand wie Kai da ist.
Nichts gegen Kai

Du hast super geschrieben
JLP
Von: abgemeldet
2006-09-13T23:34:12+00:00 14.09.2006 01:34
jetzt hat ray endlich seinen max.
kai,tyson ich hoffe es wird wieder alles gut.
aber sonst war es sehr gut und ich freu mich wenns wieder weiter geht.
Von:  _bLoOdY_AnGeL_
2006-09-12T07:22:13+00:00 12.09.2006 09:22
Wahhhhhhhhhhhhhh!Ich liebe diese Story!!!!
Einfach super, wie deine anderen^^

Der arme Kai*schnief*T^T*patpat*
Das wird schon wieda,............hoff ich

Schreib ganz schnell weidaaaaaaaaaaa, ja?
Von: abgemeldet
2006-09-04T20:26:29+00:00 04.09.2006 22:26
Hey,
echt genial.
Ich habe da schon eine Vermutung......
Vielleicht habe ich sogar recht.
Die Story ist einfach toll.
Ich kann mich gut in die Characktere reinversetzen und verstehe sie.

Ich bin gespannt wies weiter geht.
Deine
Mei
Von:  CataleyaLiu
2006-09-03T16:15:10+00:00 03.09.2006 18:15
ich glaub ich weiß was mit tyson ist
der kampf gegen brookyln hat ihn mehr schaden gemacht asl man sehen kann oder nicht
ich kann es schon verstehn, warum tyson so ausgerastet ist aber auch was kai jetzt fühlt

ich glaub , jeder würde das gleich fühlen, weil es zur liebe dazu gehört oder nicht

ich bin kein poet oder so
aber ich kann schon verstehn

zurück zum thema
dieses kaptiel fand ich recht seltsam, da sich kai und tyson gestritten haben aber tyson es dann abblockte und was für eine aura ist das, über deb dojo

ich bin schon gespannt wie es weiter geht und ich hoffe du schreibst mir eine ens, wenn du den nächsten kapitel hochlädst

bye
^^
Von:  naomi_ni
2006-08-27T17:17:27+00:00 27.08.2006 19:17
super!
ich habe leider erst heute diese ff endeckt find sie aber trotzdem super
sag mir bitter bescheid wenns weitergeht ja?
danke

naomi
Von:  Maron007
2006-08-27T00:43:42+00:00 27.08.2006 02:43
das war echt cool ^^
schreib schnell
weiter ^-^

bye ^.^


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