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Bitte... lass die Zeit stehen!

Machtkämpfe im Hogwarts der 70er Jahre
von

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Der ganz normale Schulstress?

Vier Jahre waren vergangen, seit die beiden sich kennen gelernt hatten. Heute war ihr erster Tag in Hogwarts schon fast vorüber. Beide waren sie nach Slytherin gekommen und zusammen hatten sie ihren eigenen Schlafsaal bekommen, bzw. der andere war schon von den übrigen Neuankömmlingen besetzt, weswegen sie jetzt ein Vierbettschlafraum für sich allein hatten.
 

Doch Lucius würde schnell erfahren, dass es auch gereicht hätte, wenn in dem Zimmer drei Betten weniger gestanden hätten. Die beiden hatten sich bettfein gemacht, waren jeder in ihr Bett gekrochen, löschten die Lichter und der Blondschopf war sogar schon dabei sich nach diesem anstrengenden Tag ins Land der Träume zu verabschieden, als schließlich eine Kerze wieder anfing zu brennen und er jemanden durch den Raum tapsen hörte.
 

Todmüde öffnete er ein Auge und erblickte Lucifer, der vor seinem Bett stand und ihn flehend ansah. "Wasn los?", nuschelte Lucius.
 

Sein Freund schaute leicht verlegen drein und meinte dann schließlich: "Ich kann allein nicht schlafen. Kann ich zu dir kommen?"
 

Lucius richtete sich verwundert in seinem Bett auf. "Wie meinst du das, du kannst nicht allein schlafen? Wie schläfst du denn sonst?"
 

"Meistens schlafe ich bei meinem Bruder, es sei denn wir haben uns am Tag heftig gestritten, dann übernachte ich ausnahmsweise bei meinen Eltern. Ich weiß, das hört sich wirklich total blöd und kindisch an, aber es klappt sonst einfach nicht! Ich bin noch nie eingeschlafen, wenn ich allein im Bett lag.", erklärte der Dunkelhaarige. "Meine Eltern haben schon oft versucht, mir das abzugewöhnen, aber nachdem ich dann immer drei, vier Nächte überhaupt nicht geschlafen habe, haben sie es schließlich aufgegeben... bitte, bitte lass mich bei dir im Bett schlafen. Ich verspreche auch, dass ich dich ganz bestimmt nicht stören werde!"
 

Sein Freund kratzte sich am Kopf und gähnte einmal herzhaft. Lucifer war sich nicht sicher, ob er überhaupt mitbekommen hatte, was er ihm gerade erzählt hatte, als dieser schließlich murmelte: "Meinetwegen, aber mach jetzt endlich mal das Licht aus."
 

Ein Grinsen huschte über Lucifers Gesicht. Er pustete die Kerze aus, krabbelte zu Lucius unter die Decke und wünschte ihm fröhlich eine "gute Nacht", was dieser mit einem leisen, grummeligen "Nacht" quittierte.
 

Nur wenige Augenblicke später wurden sie von dem wohlverdienten Schlaf übermannt.
 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
 

Die nächsten Wochen und Monate lief es nicht anders und es schien jetzt schon beinahe selbstverständlich zu sein, dass die beiden Freunde sich ein Bett teilten. [1] Es ging bereits in zügigen Schritten auf Weihnachten zu und Lucius hatte sich schon damit abgefunden, dass er ab jetzt wohl den Rest seines Lebens viermal täglich diesen widerlichen Trank, der sein rotes Auge verbergen sollte, runterwürgen musste. Hier, wo er ständig von fremden Leuten umgeben war, konnte er ja schlecht darauf verzichten. Das würde nur zu nervigen Fragen, Hänseleien und einem Überschuss an Aufmerksamkeit führen. Nein, wenigstens hier, wo (fast) niemand sein Geheimnis kannte, wollte er leben wie jeder andere normale Junge auch.
 

Lucifer, der im Zaubertrankunterricht seine Leidenschaft für das Herumexperimentieren entdeckt hatte, wollte sich nicht damit abfinden und begann damit, eigene Kreationen zu entwerfen. Diese sollten besser schmecken als das alte Serum, oder zumindest länger halten; doch bislang war keiner seiner Versuche von Erfolg gekrönt gewesen.
 

Lucius fragte sich immer noch, warum er sich von seinen Freund immer dazu breitschlagen ließ, dessen neueste Erfindungen auszuprobieren. Meistens musste er gleich im Anschluss auf die Toilette, um sich ihrer wieder zu entledigen, ohne dass sich auch nur der kleinste Erfolg gezeigt hatte. Einmal landete er sogar in der Krankenstation; der Trank, den er dieses Mal genötigt wurde zu nehmen, färbte sein rotes Auge nicht blau, sondern sein blaues auch noch rot, und als wäre das nicht genug gewesen, fingen seine Augen dann auch noch im wahrsten Sinne des Wortes an zu brennen.
 

An diesem Tag musste Lucifer seinem Freund versprechen, ihm nie wieder ein ungetestetes Serum zu verabreichen, weshalb der Dunkelhaarige nun für den Rest des Schuljahres einen Teil seiner Freizeit damit verbrachte auf Rattenjagd zu gehen.
 

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Das zweite Jahr brach an und der zweite Jahrgang der Slytherins bekam Zuwachs: Kai Fujizawa. Der 13-jährige war im Sommer mit seinen Eltern nach England gezogen und würde nun deswegen hier zur Schule gehen.
 

Lucius und Lucifer kam das schon ein wenig merkwürdig vor. Wenn man auf ein Internat ging und die Familie dann umzog, musste man doch nicht zwangsläufig die Schule wechseln. Doch so sehr sie ihren neuen Zimmerpartner auch löcherten, er ließ absolut nichts durchblicken. Er schien überhaupt einer von der kühlen, strengen Sorte zu sein. Es war, als würde er jeden Abend vorm Schlafen einen ganz genauen Plan von dem nächsten Tag machen, auf dem ganz präzise stehen würde, was er tun muss und was er auf keinen Fall machen durfte.
 

Auf jeden Fall ging er immer beim Zubettgehen nach der gleichen Prozedur vor: Er legte sich ins Bett und starrte fünf Minuten lang regungslos an die Decke, bevor er das Licht löschte und scheinbar gleich einschlief.
 

In der ersten Nacht dachten Lucius und Lucifer noch, hätte er es ihretwegen gemacht. Denn als er gesehen hatte, dass die beiden scheinbar zusammen in einem Bett schliefen, hatte er sie ein paar Sekunden emotionslos (wie immer) angeschaut und war dann selbst ins Bett gegangen, wo er minutenlang die Decke fixierte, ehe er das Kerze ausblies.
 

Die beiden beschlossen ihn lieber nicht danach zu fragen und ließen den sonderbaren Zeitgenossen mit dem bösen Blick von dem Tag an einfach in Ruhe. Doch das war leichter gesagt als getan wie es sich eines Morgens herausstellte:
 

"Lucius, wach auf!"
 

"Noch fünf Minuten, okay?"
 

"Nein! Nicht okay! Wir haben verschlafen! In fünf Minuten beginnt die erste Stunde!"
 

"Was!?" Lucius war mit einem Schlag hellwach und sah zu Lucifer hinüber, der schon dabei war, sich in seine Klamotten zu werfen. "Wieso haben wir den Weckruf nicht gehört?"
 

"Das weiß ich auch nicht und du solltest jetzt auch nicht darüber nachdenken, sondern lieber in die Puschen kommen.", trieb Lucifer seinen Freund an.
 

"Bin ja schon dabei!"
 

"Na toll.", kam es von dem Dunkelhaarigen, der zum Nachbarbett schaute. "Fujizawa scheint schon lange weg zu sein. Er hätte uns wenigstens wecken können, bevor er ging! Das hat er bestimmt mit Absicht gemacht!"
 

"Du solltest jetzt nicht darüber nachdenken, sondern lieber in die Puschen kommen.", imitierte Lucius seinen Freund.
 

"Ich bin schon längst fertig. Ich warte nur noch auf dich. Was machst du da überhaupt??" Lucifer beobachtete interessiert wie der Blonde auf dem Boden umherkroch und unters Bett lugte.
 

"Ich kann meinen zweiten Schuh nicht finden. Er ist einfach weg!"
 

"Das darf doch jetzt nicht wahr sein!" Lucifer blickte sich suchend um und wurde auch schnell fündig. "Hier ist er doch, du Blindfisch!"
 

Lucius fing den Schuh, der ihm zugeworfen wurde und sah seinen Freund entnervt an. "Das ist DEIN Schuh! Du solltest dir noch mal die Äuglein waschen, bevor du zum Unterricht gehst."
 

"Das kann gar nicht mein Schuh sein. Ich habe doch schließlich beide an!" Zum Beweis hob er seine Robe ein Stück und zum Vorschein kamen ein schwarzblauer und ein schwarzbrauner Schuh.
 

"Du hast meinen Schuh! Da kann ich ja lange suchen!"
 

"Ups, muss ich wohl in der Hektik vertauscht haben... dann zieh schnell meinen an und wir sind quitt."
 

"Ich will aber nicht deinen Schuh, ich will meinen Schuh."
 

"Ich bin doch nicht giftig!"
 

"Darum geht's doch gar nicht. Ich will einfach nicht mit verschiedenfarbigen Schuhen rumlaufen!"
 

"Stell dich nicht so an. Jetzt beeil dich, wir sind schon jetzt zu spät.", drängte Lucifer und verließ den Raum.
 

"Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig...", murmelte Lucius, zog sich Lucifers Schuh an und folgte ihm schnell.

Natürlich waren sie zu spät zum Unterricht gekommen, doch glücklicherweise entgingen sie dem Nachsitzen und kamen noch mal mit einer Verwarnung -und mehr Hausaufgaben- davon.
 

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Zur Mittagszeit kamen die zwei Halbverhungerten endlich zu ihrem Recht. Sie hatten sich an einem der Tische in der großen Halle niedergelassen und stopften immer noch nicht sehr gut gelaunt das Essen in sich hinein, da entdeckte Lucifer drei Tische [2] weiter jemanden, der ihm den Appetit vergehen ließ. Fujizawa hatte sich dort niedergelassen, stocherte lustlos in seinem Essen rum und blätterte interessiert in einem alten Buch herum.
 

Lucifer schmiss seine Gabel auf den Teller. "Okay, mir reicht's! Der kriegt jetzt was von mir zu hören!", sagte er und wollte gerade aufstehen, als Lucius ihn am Handgelenk zurückhielt.
 

"Aber doch nicht jetzt, wo hier alle gerade am Mittagessen sind. Such dir dafür einen Ort aus, an dem gerade nicht so viele Leute anwesend sind!"
 

"Ich muss das aber jetzt loswerden, sonst platze ich noch - oder es passiert noch was schlimmeres." Er riss sich los und schritt schnurgerade auf den Rothaarigen zu. Lucius seufzte ergeben, erhob sich dann aber ebenfalls, um seinem Freund beistand zu leisten.
 

Lucifer war währenddessen bei seinem Ziel ankommen und schnappte ihm ohne Vorwarnung das Buch aus der Hand. Fujizawa hatte sich weder erschrocken, noch hatte er sich umgedreht, um zu sehen, wer der Übeltäter war. Er saß einfach genauso da wie vorher, als er das Buch noch in der Hand hielt und sagte ruhig: "Könnte ich bitte mein Buch zurückbekommen?"
 

"Nein.", antwortete Lucifer und reichte das Buch an Lucius weiter. "Vielleicht nachher, wenn mir deine Antworten gefallen."
 

"Ich wüsste nicht, wann du mich etwas gefragt hättest."
 

"Jetzt werd' nicht frech!"
 

"Ich bin nicht frech. Ich sagte nur ganz klar wie es ist."
 

"Oh, das ist ja seltsam. Dabei weißt du im Unterricht doch schon immer die Antworten auf alles, noch bevor der Lehrer überhaupt eine Frage gestellt hat. Ist die Glanzstunde unseres Oberstrebers etwa schon vorbei??", fragte Lucifer gespielt entsetzt.
 

"Dann muss ich dich wohl mal aufklären.", sagte Fujizawa gelassen und blickte ihm in die Augen. "Ich kann nur ungesagte Fragen von Leuten beantworten, die mindestens genauso intelligent sind wie ich. Deshalb kannst du nicht von mir erwarten, dass ich das auch bei so einem minderbemittelten Halbaffen machen kann, wie du einer bist."
 

Lucifers Gesicht nahm einen leicht rötlichen Ton an. "Wie war das gerade?!"
 

"Oh, entschuldige bitte. Das hätte ich mir ja denken können, dass das für so jemanden wie dich zu hoch ist."
 

Lucifer wollte gerade ziemlich sauer etwas erwidern, als Lucius das Buch laut auf den Tisch knallen ließ. Er hatte bemerkt, dass sich seinen Freund nicht mehr weit von seinen berserkerähnlichem Zustand befand. Natürlich empfand er Fujizawas Worte auch als höchstbeleidigend, doch im Augenblick gab es wichtigere Dinge. "Das reicht jetzt! Hört auf mit dem Drumherumgerede! Es liegt doch wohl klar auf der Hand, was wir wollen: Warum hast du uns heute morgen nicht geweckt?"
 

"Ich bin doch nicht euer Kindermädchen. In eurem Alter solltet ihr schon in der Lage sein allein aufzustehen."
 

"Hallo? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Wir gehen alle in eine Klasse und müssen somit auch immer zur gleichen Zeit los. Ist dir, als du den Schlafsaal verlassen hast, nicht einmal in den Sinn gekommen: ,Oh, die beiden schlafen noch, sie haben wohl den Weckruf nicht gehört. Ich sollte sie lieber schnell wecken, bevor ich losgehe, sonst kommen sie nachher zu spät zum Unterricht.' So etwas tut ein normaler Mensch!"
 

"So etwas tut ein dummer Mensch. Ich wollte euch damit nur eine kleine Lektion erteilen. So etwas kommt davon, wenn man noch bis spät in die Nacht aufbleibt und andere beim Schlafen stört. Ich hoffe, ihr macht euch mal Gedanken darüber, wenn ihr an euren Extrahausaufgaben sitzt."
 

"Wir waren letzte Nacht überhaupt nicht lange wach. Wir waren zeitgleich mit dir im Bett!", protestierte Lucifer.
 

"Das trifft vielleicht auf die letzte Nacht zu, aber es gibt nicht wenige Ausnahmen, bei denen das nicht der Fall war."
 

"Es mag sein, dass wir manchmal erst später schlafen gehen, aber Fakt ist, dass wir gestern rechtzeitig im Bett waren, also war das Verschlafen definitiv nicht unsere Schuld.", konterte Lucius.
 

"Genau. Das bedeutet, dass du uns heute lediglich eins reinwürgen wolltest! Hab ich recht?", fragte Lucifer.
 

"Das ganze ist so lächerlich.", Fujizawa nahm sein Buch und erhob sich. "Ich habe weder Zeit noch Lust das mit euch auszudiskutieren."
 

"Hey, bleib hier, wenn wir mit dir reden!", verlangte Lucifer und packte ihn an der Schulter.
 

"Fass mit nicht an!", zischte Fujizawa, woraufhin der Dunkelhaarige reflexartig mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand wegzog. Als Lucius auf eben diese blickte, sah er, dass sich auf ihr kleine Brandblasen gebildet hatten. "Sag mal, was bist du eigentlich für ein Freak?!"
 

"Das geht euch einen feuchten Dreck an! Fasst euch lieber an eure eigene Nase! Als ,normal' würde ich euch auch nicht gerade bezeichnen!"
 

"Jetzt halt aber mal die Luft an, wir...", weiter kam Lucifer nicht, denn in dem Moment trat Professor McGonagall dazwischen. "Was ist hier los?!"
 

Mit einem Mal war es in der großen Halle totenstill.
 

Erst jetzt fiel ihm auf, dass es auch schon vorher recht ruhig im Saal gewesen war. Nun sah er, dass alle ruhig auf ihren Plätzen saßen (oder standen, um besser sehen zu können) und ihr Gespräch gebannt mitverfolgt hatten.
 

"Meursault! Malfoy! Hatte ich ihnen nicht heute morgen schon eine Verwarnung gegeben!?"
 

"Aber wir haben doch überhaupt nichts gemacht.", verteidigte Lucifer sie beide.
 

"Sie meinen also einen solchen Aufstand in der großen Halle zu veranstalten, sei überhaupt nichts? Ihr beide werdet jetzt mit mir kommen."
 

"Aber Professor, sehen sie sich doch einmal an, was Fujizawa mit Lucifers Hand gemacht hat!"
 

Professor McGonagall langte nach der Hand Lucifers, blickte einmal kurz darauf und wandte sich dann mit strenger Miene an den Rothaarigen. "Hatten Sie mit dem Direktor zu Beginn des Schuljahres ein Gespräch darüber, dass sie solcherlei Dinge vermeiden sollten?"
 

"Ja, das hatte ich.", erwiderte dieser.
 

"Nun gut. Fujizawa, Sie werden uns ebenfalls begleiten. Meursault, gehen Sie in den Krankenflügel und lassen Sie das behandeln, bevor Sie zu uns stoßen."
 

Lucifer nickte und machte sich auf den Weg in den Krankenflügel, während die anderen beiden Professor McGonagall folgten. Kaum hatten sie die große Halle verlassen, brach ein großes Gemurmel und Getuschel aus und alle fragten sich, wie das wohl weitergehen würde. Umso verwunderter waren alle am nächsten Morgen, als sie Lucius Malfoy, Lucifer Meursault und Kai Fujizawa friedlich vereint beim Frühstücken an einem Tisch sitzen sahen.
 

Jetzt könnte man meinen, sie wären beim Nachsitzen dazu gezwungen worden, doch es kam von ganz allein. Nachdem alle Differenzen beiseite gelegt waren, schlossen sie doch noch in stiller Übereinkunft Freundschaft.
 

Des weiteren passierte nichts weiter erwähnenswertes in ihrem zweiten Schuljahr. Man sollte vielleicht nur kurz erwähnen, dass Lucius Vater kurz vor den Sommerferien eines rätselhaften Todes starb, doch das kümmerte ihn recht wenig. Denn daraufhin zogen die Großeltern Malfoy wieder in das Landhaus ein, um sich dort um alles zu kümmern, und mit denen kam Lucius sehr viel besser zurecht, als mit seinem Vater.
 

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Das dritte Schuljahr begann und mit ihnen kamen auch Spielfiguren hinzu, mit denen Lucius und Lucifer nicht unbedingt tagtäglich Kontakt haben wollten. Zum einen war da Lucifers kleiner Bruder Lionel. Die beiden hatten sich nie sonderlich gut verstanden und im Laufe der Jahre hatte sich ihr Verhältnis zueinander mehr verschlechtert als verbessert [3]. Und zum anderen war da auch noch Lucius' Verlobte Narcissa Black. Seine Großeltern hatten das im letzten Sommer für ihn arrangiert, sein Vater hatte sich nie um so etwas gekümmert. Dafür hatte Lucius ihm in Gedanken einen Pluspunkt gegeben. Naja, zumindest waren sie noch nicht richtig verlobt, aber die Familien hatten schon Verträge unterzeichnet, in denen festgelegt worden war, dass sie einander versprochen waren.
 

Glücklicherweise kamen die beiden nach Ravenclaw, so dass sie sich wenigstens nicht zwangsläufig über den Weg liefen.
 

Etwa eine Woche nach dem Schulbeginn wurde der dritte Jahrgang der Slytherins mal wieder um einen Mann stärker. Noah Valentine, das Wunderkind, kam hinzu. Er war eigentlich ein Erstklässler, aber der Unterricht hatte ihn dort so unterfordert, dass man ihn einen Test machen ließ, woraufhin Professor Dumbledore der Meinung war, dass er, was seine Leistungen beträfe, wohl am besten in der dritten Klasse aufgehoben sei.
 

Da im Zimmer der drei Slytherins noch ein Bett frei war [4], nahmen sie den Kleinen auch gleich unter ihre Fittiche, wofür Noah auch überaus dankbar, denn etwas unheimlich waren sie ihm am Anfang schon gewesen.
 

Einiges könnte sich aber seiner Meinung nach trotzdem noch ändern, zum Beispiel könnten Lucius und Lucifer, wenn sie ihre täglichen Fünf-Minuten hatten, aufhören ihn auszulachen und zu behaupten, dass er wie ein Mädchen aussehen würde, wenn er ein Kleid tragen würde.

Auch Kais darauf folgender Einwurf, dass sie den Knirps doch in Ruhe lassen sollten, da der ja schließlich nichts dafür könnte, dass er einen zarten Körperbau und so dichte Wimpern hätte, trug nicht wirklich dazu bei, dass Noah sich besser fühlte.
 

Doch es gab da noch eine Sache oder besser gesagt eine Aufgabe, von der er überhaupt nicht begeistert war, sie aber widerspruchslos gleich am ersten Tag auf sich genommen hatte:
 

Es war noch sehr früh am Morgen. Die Sonne ging schon langsam auf und die Vögel zwitscherten schon fröhlich, aber hier in den Kerkern der Slytherins sah und hörte man von alledem nichts und trotzdem war Noah schon wach.

Da er nicht mehr schlafen konnte, ging er schon einmal in den Waschraum, um sich fertig zu machen.
 

Dort war es um diese Zeit noch menschenleer, nur Severus Snape, der mit Noah eingeschult worden war und mit dem er sich in der einen Woche, in der er in der ersten Klasse gewesen war, eigentlich ganz gut verstanden hatte, war schon hier. Noah wusste, dass er jeden Morgen so früh aufstand - sie hatten beide den gleichen Schlafsaal gehabt - sich rasch fertig machte und dann in die Bibliothek oder zum Frühstücken eilte, weil er gern mit allem fertig war, bevor die anderen Schüler hinzukamen. Sie wechselten ein paar belanglose Worte miteinander und gingen dann jeder ihres Weges.
 

Als Noah wieder in den Schlafsaal zurückkam, waren die anderen gerade dabei aufzuwachen und sich noch einmal für fünf Minuten auf die Seite zu drehen.
 

"Soll ich mit dem Frühstücken auf euch warten, oder kann ich schon raufgehen?", erkundigte er sich.
 

"Oh, nein. Du br...", begann Lucius, als er von Lucifer unterbrochen wurde, der scheinbar gerade eine Erleuchtung gehabt hatte: "Ja, genau. Du bringst uns das Essen hier herunter!"
 

Eine kleine Pause entstand, in der keiner etwas sagte, bis Noah sich dazu durchrang: "Ich soll was?"
 

"Weißt du, es ist so... wir gehen nie zum Frühstücken nach oben weißt du. Es geht immer nur einer von uns hoch und holt für uns alle etwas, so dass wir gemütlich im Bett frühstücken können... Habe ich nicht recht, Lucius?", meinte er und stieß seinen Freund mit dem Ellenbogen an. Der wiederum versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass diese Idee für ihn neu war und nickte bestätigend. "Ja, genau. So ist es schon immer gewesen!"
 

Noah blickte zweifelnd zu Kai hinüber und auch Lucifer und Lucius hofften, dass ihr gerechtigkeitsliebender Freund ihnen hier keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Kai sah Noah mit unbewegter Miene an und sagte schließlich: "Ja, das ist wahr. Es ist viel angenehmer hier zu frühstücken, als oben, wo man selbst am frühen Morgen keine ruhige Minute hat."
 

Der Kleine seufzte, denn wenn Kai das sagte, dann musste es ja auch stimmen. "Was soll ich denn mitbringen?" Er bekam von ihnen allen eine Liste mit ihren jeweiligen speziellen Wünschen zugesteckt und verließ den Raum.
 

In diesem Moment dankten Lucius und Lucifer dem Gott im Himmel, dass er sie alle drei zu Morgenmuffeln gemacht hatte, während Kai einfach nur kopfschüttelnd da saß.
 

"Du bist wirklich ein Genie! Wie ist dir nur so plötzlich dieser Geistesblitz gekommen!" Lucius fiel seinem Freund um den Hals.
 

"Tja, ich bin eben unglaublich intelligent, gutaussehend, talentiert..."
 

"...und unglaublich berechnend und selbstverliebt!", beendete Kai den Satz. "Also ehrlich, was ihr dem Knirps alles antut."
 

"Was heißt denn hier ,ihr'? Du hast doch schließlich auch mitgemacht!", stellte Lucius richtig.
 

"Aber nur weil ihr so langsam auf mich abfärbt. Ich versuche mich ja dagegen zu wehren, weil es meiner zukünftigen Karriere nur schaden kann, doch es klappt eben nicht immer." Kaum hatte er geendet, landete ihm auch schon ein Kissen auf dem Gesicht.
 

"Du sagst das so daher, als ob es etwas schlechtes wäre, dabei solltest du dich viel mehr geehrt fühlen, dass wir dich in unsere Mitte aufgenommen haben!"
 

"Verzeiht mir, Eure Durchlaucht! Natürlich empfinde ich es als eine überaus große Ehre mit Ihnen beiden verkehren zu dürfen, aber erlaubt mir dennoch eine bescheidene Frage zu stellen."
 

"Es sei dir gewährt.", meinte Lucius großzügig.
 

"Was machen wir, wenn er fragt, warum er immer das Frühstück holen muss?"
 

"Er ist der Jüngste. Das genügt als Erklärung!", bestimmte Lucifer.
 

"Genau! Die Jugend muss dem Alter schließlich Respekt zollen.", nickte Lucius zustimmend.
 

"Na, wenn ihr meint, dass er das als Antwort akzeptiert.", erwiderte Kai nur und stand auf.
 

"Wo willst du denn jetzt hin?", fragte Lucifer
 

"Nur zur To. Ich bin gleich wieder da."
 

"Ach so." Plötzlich bemerkte Lucifer wie Lucius an seinem Hals rumfummelte. "Ist was?"
 

"Was ist denn das?" Lucius hatte eine lange, schmale, silberne Kette mit einem grünen Amulett, auf dem seltsame Zeichen eingraviert waren, aus dem Pyjama seines Freundes hervorgezogen. "Das hast aber noch nicht lange, oder?"
 

"Nein, das hat mir mein Großvater vererbt. Du weißt schon, der der in den Sommerferien gestorben ist, wo wir doch alle noch vorher hinkommen mussten, damit er uns noch alles persönlich übergeben konnte. Mir hing er eben diese Kette um und sagte, dass dies ein Glücksbringer sei, den ich nie ablegen sollte."
 

"Es sieht so aus, als ob da etwas drin wäre... kann man es aufmachen?"
 

"Ja, aber das würde ich dir nicht raten. Ich habe auch selbst noch nicht hineingeschaut."
 

"Warum? Bist du gar nicht neugierig?"
 

"Doch, aber mein Großvater sagte wortwörtlich: ,Öffne dieses Amulett niemals, es sei denn, du wünscht dir einen raschen und schmerzfreien Tod.' Er sagte es völlig ernst. Nicht, dass er jemals Witze gemacht hätte. Ich will mein Glück jedenfalls nicht herausfordern."
 

"Klingt unheimlich. Und das soll wirklich Glück bringen?", wollte Lucius wissen.
 

"Bislang hat es mir sehr viel Glück gebracht. Hör doch mal, ich glaube unser Frühstück kommt.", grinste Lucifer.
 

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Und so kam es, dass Noah ihnen jeden Tag das Frühstück ans Bett brachte. Alle waren sie zufrieden, weil sie nun länger schlafen konnten und sich auch nicht dem Gelaber nervender Mitschüler am frühen Morgen aussetzen mussten. Die Lehrer schien es auch nicht zu stören, dass sie bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages nicht in der großen Halle anwesend waren. Das sie es nicht merkten, war eher unwahrscheinlich. Sie fielen eigentlich immer auf, so wie auch heute, als sie in Astronomie einen unangekündigten Test schrieben:
 

"Pst, kannst du mir, was ein Lichtjahr ist?", fragte Lucifer seinen Banknachbarn.
 

"Das ist ein Jahr, in dem nur die Sonne scheint und es nie dunkel wird.", flüsterte Lucius, doch als er sah, dass sein Freund das tatsächlich aufschreiben wollte, sagte er schnell: "Nicht! Das war doch bloß ein Scherz."
 

"Na, schönen Dank auch, du Witzbold. Dann sagt mir jetzt mal die richtige Antwort."
 

"Ich bin da genauso schlau wie du..."
 

Lucifer seufzte und beugte sich ein Stück nach vorne. "Hey, Noah!"
 

"Was ist?" Noah drehte seinen Kopf ein Stück, damit er besser hören konnte, was Lucifer hinter ihm sagte.
 

"Was ist ein Lichtjahr?"
 

"Keine Ahnung. Es hat irgendetwas mit Lichtgeschwindigkeit zu tun, glaube ich jedenfalls... ich bin mir nicht sicher."
 

"Dann frag mal Kai."
 

"Hey, Ruhe dahinten! Sonst sind die Tests gleich weg und ihr könnt gehen!", kam es vom Lehrerpult.
 

"Der und seine leeren Versprechungen.", murmelte Lucius vor sich hin.
 

"Pst, Kai. Weißt du...", begann Lucifer so leise wie möglich.
 

"Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt.", kam die prompte Antwort des Rothaarigen.
 

"Hörst du uns etwa schon die ganze Zeit zu?", fragte Lucius.
 

"Ihr seid ja wohl schlecht zu überhören."
 

"Warum hast du dann nicht gleich zu Anfang geantwortet!", empörte sich Lucifer leise.
 

"Du hast mich nicht gefragt." (alle -.-°)
 

"Darüber sollten wir später diskutieren!", warf Noah flüsternd ein.
 

"Es wird nicht geredet! Habt nicht ihr gehört! Ich meine es ernst, sonst könnt ihr gleich abgeben!"
 

"Was bedeutet das ,Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt'?", fragte Lucifer unbeirrt.
 

"Ich glaube, dass soll heißen... nehmen wir mal an, ein Stern ist fünf Lichtjahre von uns entfernt, dann bedeutet das, dass das vom Stern reflektierte Licht der Sonne fünf Jahre braucht, um bei uns anzukommen. Richtig, Kai?", vergewisserte sich Lucius.
 

"Ja, so könnte man es ausdrücken."
 

Lucifer stutzte: "Das heißt also, wenn der Stern dann plötzlich kaputt geht, dann dauert es ja ganze fünf Jahre, bis wir es hier auf der Erde merken! Und wenn er repariert ist, dauert es wieder fünf Jahre, bis wir sein Licht wieder sehen."
 

Auf einmal prustete Lucius laut los: "Wie willst du denn einen Stern reparieren!?"
 

Noah konnte sich auch nicht mehr halten: "Wahrscheinlich fliegt er hoch, klebt alle Einzelteile zusammen und klebt dann seinen Taschenspiegel davor, damit der Stern wieder das Licht der Sonne auf die Erde werfen kann!"
 

"Nein, er würde doch nie seinen Taschenspiegel für so etwas aufgeben! Wahrscheinlich würde er einfach nur eine brennende Kerze hineinstellen - wie bei einer Laterne.", lachte Kai.
 

"Ihr nehmt mich hier wohl alle nicht ernst, oder wie soll ich das verstehen?!", entrüstete sich Lucifer, während sich die anderen drei bemühten, vor Lachen nicht von ihren Stühlen zu fallen.
 

"Was zu viel ist, ist zuviel! Her mit euren Tests! So etwas ist mir in meiner gesamten Laufbahn ja noch nie untergekommen!" Der Astronomie-Professor sammelte ihre Tests ein und meckerte: "Ihr geht jetzt sofort vor die Tür und da bleibt ihr, bis ich entschieden habe, was ich mit euch machen soll!"
 

Lucius, Kai und Noah verließen immer noch von Lachattacken geschüttelt den Klassenraum. Lucifer folgte ihnen tödlich beleidigt. Was aus ihrem Test wurde, war allen vollkommen egal.
 

So ging auch das dritte Schuljahr relativ ereignislos zuende, doch mit dem Eintritt in die Pubertät wird es dafür in den kommenden Schuljahren wohl viel turbulenter zugehen....
 

<Fortsetzung folgt>
 


 

[1] Das ist wortwörtlich gemeint, also versteht das jetzt bloß nicht falsch! Die beiden sind erst elf, an so etwas denken die (noch) gar nicht, doch im nächsten Kapitel... wer weiß schon, was da alles passieren wird.... (ich natürlich!^^)
 

[2] Normalerweise stehen in der großen Halle "nur" die vier großen Haustische, aber hier gibt es ganz viele kleine Tische, an denen immer zwei bis vier Leute (aus hausübergreifend) sitzen können (wie in einen riesigen Café). Nur zu Beginn und am Ende des Schuljahres und bei wichtigen Versammlungen werden hier die großen Tische rausgeholt.
 

[3] Und die beiden haben die meiste Zeit ihres Lebens zusammen in einem Bett geschlafen???
 

[4] Eigentlich sind ja zwei Betten frei, da Lucifer ohnehin nie sein eigenes benutzt.
 

So, der Schnelldurchlauf durch die ersten drei Jahre ist geschafft. Als ich begann, mir diese Geschichte auszudenken, wollte ich das alles weglassen und nur über das verflixte siebte Jahr schreiben. Aber ich glaube, so könnt ihr besser verfolgen wie eins zum anderen kam, oder so ähnlich... Im Endeffekt ist es wohl doch einfach nur ein ziemlich großes Durcheinander geworden... *seufz*
 

Na jedenfalls, wenn ihr irgendetwas nicht verstanden habt oder ihr etwas ungeklärtes aufgeklärt haben möchtet, fragt mich einfach und ich werde eure Frage in einem Kurzinterview von Lucius & Co beantworten lassen.

Wie immer gilt:

Es gibt keine blöden Fragen, sondern nur blöde Antworten!
 

Lasst doch zum Abschluss bitte noch ein Kommi da, ja?!
 

Vorschau:
 

Im nächsten Kapitel geht's um das vierte und fünfte Schuljahr. Wir erfahren, warum man Weintrauben in Schnapsgläser tut, was für verheerende Folgen eine Wette haben kann und wieso Noah in den Streik geht...
 

Bis zum nächsten Mal!
 

byebye,

Starlet
 

Nach über einem halben Jahr Pause wird es nun endlich weitergehen! Sorry an alle, die so lange gewartet haben... aber ich glaube, eigentlich schreibe ich diese Geschichte nur für mich selbst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-06-12T14:05:09+00:00 12.06.2005 16:05
*lol* Ich find das Kapi voll lustig! Die stellen ja ganzschön was an... Ich bin sicher das wird noch besser! trotzdem benehmen die sich ziehmlich Slyth-untypisch. Eher wie die Rumtreiber. (nich das es mich stören würde...)
mach weiter so und sag bescheid, wenn wieder ein neues Kap. on is!!!
bye
+ELVE+


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