Was ich als erstes über dich erfuhr
Titel:.
Warnings: Fluff, OoC
A/N: Mitleid ist böse möse! òo
Und jetzt viel Spaß mit:
~*~ Was ich als erstes über dich erfuhr. ~*~
Als ich aufwache, schwirren mir immer noch die Gedanken an den Typen, um den Kopf... Aber umso schneller verdränge ich sie.
Nach dem Frühstück gehe ich einkaufen, so wie jeden Samstag. Es hat sich ja doch nichts verändert.
Ich gehe die Straße entlang und überprüfe im Kopf, ob ich weiß, was ich alles brauche. Autos rauschen an mir vorbei.
Eine Straßenbahn hält. Ich sehe, wie sich Menschen aneinander vorbei zum Ausgang der Bahn drängen. Andere Personen wiederum quetschen sich in die Bahn. Ich schaue dem Schauspiel eine Weile zu, bis die überfüllte Straßenbahn, wie eine Sardinenbüchse auf Schienen, abfährt.
Ich wollte schon weitergehen, doch ich stocke, als ich sehe wo ich mich eigentlich befinde.
Das große, weiße Gebäude. Monumental steht es mir gegenüber, droht näher zukommen, mich fast zu verschlucken. Ein unwohles Gefühl macht sich in mir breit.
Das Krankenhaus, wo ich den Kerl abgeliefert habe, wieso macht es mir nur jetzt solche... Angst? Stumm starre ich in die Fenster.
Ich will weitergehen, doch meine Beine scheinen ein Eigenleben zu haben.
An dem Eingang, der von weißen Säulen umringt ist, sitzen einige Menschen auf den Treppen.
Nur eine Person sticht heraus.
Allein und verlassen sitzt er da. Den Kopf hat er gesenkt, seine Beine baumeln herab, so einsam, als wüsste er, dass auf dieser Welt niemand ist, für ihn... Seine roten Haare hängen strähnig herab. Der junge Mann von gestern, jetzt ist er allein.
Ich habe schon viele Menschen so gesehen, aber kein Bild blieb je so an mir hängen, wie dieses. Ohne genau zu wissen warum, laufe ich über die Straße.
Je näher ich dem Typen komme, desto mehr Details sehe ich an ihm. Wie abgemagert er doch ist...
Seine traurigen, blauen Augen bemerken mich erst im letzten Augenblick.
Langsam dreht er seinen Kopf zu mir. Wie ein Eiskristall, der in der Sonne glitzert, so leuchten seine Augen mich an.
Seine Mundwinkel ziehen sich nach oben und ein wunderschönes Lächeln gleitet über seine Lippen. Ein Engel, er erinnert mich an einen Engel.
Jetzt dreht er sich vollkommen zu mir. Unter seiner offenen Jacke sehe ich deutlich das Mullbinden um seinen Oberkörper gebunden sind. Sonst scheint er ganz OK zu sein.
Ich bleibe stehen und starre ihn einfach nur an. Er sieht so erbärmlich aus. Ob er magersüchtig ist? Ob er hier wohnt oder wo anders her kommt?
Aber wieso frage ich mich das nur? Es macht ja doch keinen Unterschied. Wieso bin ich eigentlich hier? Ich wollte ihn doch gar nicht besuchen, doch jetzt wo ich in so sehe...
In mir kommt wieder Mitleid hoch.
Der Rothaarige steht auf. Einwenig verzerrt er die Miene, vor Schmerz und hält sich die Seite. Mit gebeugten, angestrengten Schritten kommt er auf mich zu.
Immer noch ruhte dieses einzigartige Lächeln auf seinen Mund. Als er vor mir steht, hält er an und mustert mich von oben herab.
Seine Augen scheinen aber nicht mein Äußeres, sondern meine Seele zu sehen. Ein seltsames Gefühl...
"Ich wusste, dass du kommst!", sagt der Rothaarige schließlich.
"Ich bin nur zufällig hier. Ich wollte eigentlich schon wieder gehen.", antworte ich und wende meinen Blick von ihm.
Was haben seine Augen nur an sich, dass ich glaube in ihnen zu versinken? Was hat er nur an sich, dass mich bewegt hier zu sein?
"Nein! Bitte! Geh nicht... sonst... sonst bin ich so allein...", erwidert der Rothaarige. Sein Tonfall klingt kindlich, ohne Scham und falsche Worte. Er sagt einfach was er denkt und was wahrscheinlich auch die vollkommene Wahrheit wäre.
"Pah!", töne ich im Sinne von Desinteresse.
"Komm ich zeig dir was!", ruft der Rothaarige dann und zieht mich ins Krankenhaus. Sein Griff ist nicht sehr stark und er läuft auch nicht schnell, aber dennoch zieht er mich mit sich.
"He! Warte mal! Hab ich gesagt das ich hier bleib?", protestiere ich, doch der Kerl ignoriert mich einfach. Er schleift mich durch das Krankenhaus, bis wir an eine Tür kommen die er partout aufstößt.
Ein sattes Grün und der Duft des Frühlings, springt mir regelrecht entgegen. Er hat mich tatsächlich in den Park des Krankenhauses gezogen.
"Schön, oder?", fragt der Rothaarige mich, aber ich antworte nichts.
Wieso auch? Ich hab zu tun! Soll er mich doch in Ruhe lassen. Ich bin nicht sein Krankenpfleger!
"Ich geh jetzt.", sage ich und wende mich halb ab.
"Aber wieso denn?", fragt er mit dieser kindlichen Art, die so unverfälscht und ehrlich klingt.
"Ich hab noch zu tun!"
"Und was?"
"Das geht dich überhaupt nichts an!"
"So wie es dich nichts angegangen hat, was aus mir geworden wäre?" Ich stocke bei diesem Satz. So schamlos unschuldig, er doch scheint, mit diesem Blick aus dem man nicht schlau werden kann. So kindlich er doch wirkt, umso schwerer ist das Gewicht, dass in seinen Worten liegt.
Was soll diese Frage? Es hat mich nichts angegangen, natürlich, aber ich war einfach nett.
"Das hat mich auch nichts angegangen, aber ich war so freundlich und habe dir geholfen!", erkläre ich in einem gereiztem Ton.
"Aber ich habe dich nicht darum gebeten, nicht wahr?", erwidert der Rothaarige.
"Natürlich nicht!"
"Aber ich habe dich gebeten herzukommen, oder?"
Worauf will dieser Typ hinaus? Was sollen diese Anspielungen? Klar hat er mich gebeten herzukommen und ich...
Ich bin seiner Bitte gefolgt?!
"Du bist doch jetzt hier, oder? Wieso willst du nicht bleiben? Nur ein bisschen... Bitte!", fügt der Kerl hinzu und wieder schaut er mich mit diesem durchdringendem, nichtssagenden Blick an.
Ich bin hier, aus irgendeinem undefinierten Grund, bin ich hier... Also wieso sollte ich nicht noch ein wenig bleiben? Nur ein wenig...
"Na gut...", sage ich und setzte mich auf eine Bank. Der Rothaarige setzt sich, mit einem Lächeln auf dem Lippen, neben mich.
"Ich bin Tala...", erwidert der junge Mann.
Tala also...
Kein Name von hier. Ob er aus dem Ausland kommt? Wie alt er wohl ist?
Viele meiner Fragen beantwortete Tala mir, an diesem Tag, selbst. Wenn er mich etwas fragte, antwortete ich so knapp wie möglich. Die Zeit verging, ohne, dass ich es merkte und am Abend verabschiedete ich mich von Tala.
"Du kommst doch morgen, oder? Komm! Bitte!", sagt er zum Abschied.
Ich denke nicht wirklich daran, ihn jemals wieder zu besuchen. Mein ganzer Tagesablauf ist wegen ihm durcheinander gebracht wurden. Morgen wollte ich es wirklich nicht so enden lassen. Ich habe genug über Tala erfahren.
Zwar nicht alles, aber vieles: Er kommt aus Russland, beide Eltern sind tot, schon als kleines Kind ist er hierher gekommen, von da an lebte er bei seinem Onkel. Jetzt ist der 23, zwei Jahre älter als ich, was man ihm aber nicht ansieht. Im Gegenteil! Er sieht sogar noch jünger als ich aus, wahrscheinlich, weil er so dünn ist.
Ich habe ihn auch gar nicht gefragt, warum er so magersüchtig ausschaut oder was diese Typen von ihm wollten, er hat es ja auch nicht gesagt und aufdringlich wollte ich nicht sein. Aber was soll´s?!
Ich werde ihn eh nie wieder sehen.
Am Abend bekam ich einen Anruf, Am Montag müsste ich nach Osaka, wegen Kooperationen und Handelsverträgen. Das ist die perfekte Ausrede, diesen Typen von mir fernzuhalten. Nach einer Woche wird er mich bestimmt vergessen haben. Da bin ich mir ganz sicher.
Ob ich morgen zu Tala gehen sollte und ihm sage, dass ich eine Woche nach Osaka fahre? Es wäre ja nicht einmal gelogen. Vielleicht sollte ich das tun.
Der arme Kerl, es wird ja nichts schaden, ich muss nur meine Termine verschieben.
Zufrieden mit meinem Entschluss, gehe ich schlafen.
Ab morgen wird wieder alles normal...
Tbc.
©-Dini *olé*