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Kopfüber

Das 10. ist daaa bitte lesen ^^
von

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Gedanken und Gerechtigkeit

Nuun hier ist das vielleicht von euch schon lang ersehnte 4. Kapitel. Dieses mag ich ebenfalls, es ist nicht so kurz und voller Gedanken, vielleicht sogar etwas wirr. Das Bild dazu wäre neblig und doch hell...

Ich würde mich über Kommentare freuen und hoffe, ihr bleibt mir treu ^^

*knutscha*

Eure Dragon
 

4.Kapitel Gedanken und Gerechtigkeit
 

Ihr Name war Eva Lang. Sie wurde in Handschellen zum Verhandlungsraum gebracht. Schwarzes, gerades Haar fiel auf ihre schmalen Schultern und wehte leicht, als sie sich scheinbar in Zeitlupe an mir vorbeibewegte. Sie trug schwarze Jeans und einen weiten, grauen Pullover, unter welchem ihre zierlich-weibliche Figur nur zu erahnen war. Und eine Sonnenbrille. Das stetige klackern ihrer spitzen Schuhabsätze auf dem Steinboden hallte in dem grossen Raum von den mit Bildern behangenen Wänden und der Wärter, der Eva Lang an den Handschellen führte, hinkte leicht auf einem Bein.
 

Nicht ohne ein mulmiges Gefühl setzte ich mich auf meinen Platz und kramte den Labtop aus meiner schwarzen Aktentasche. Ich öffnete den Deckel, wie jeden Morgen. Ich startete das Schreibprogramm, wie jeden Morgen. Und dann ging es los, wie jeden Morgen.
 

Der Richter, mein Chef betrat den Saal. Alle erhoben sich, und setzten sich auf sein Geheiss wieder. Die Angeklagte Eva Lang musste die Sonnenbrille abnehmen. Ihre grün-blauen Augen blickten matt in den Raum. Alles erschien mir mechanisch, wie meine Finger, die über die Tastatur flogen und die Verhandlung abtippten.

Eva Langs Personalien wurden verlesen. Sie war 16 Jahre alt, Schülerin und lebte bei ihren Eltern in einem Vorort der Stadt.
 

Ich musste gar nicht mitdenken, meine Hände tippten, was die Stimmen sagten und so war mein Kopf frei. Entweder horchte ich den Stimmen, oder ich dachte an notwendige Einkäufe, oder Pläne für das Wochenende. Auch an diesem Tage war es mal wieder so, dass ich alles andere tat, als mich auf den Staatsanwalt mit seiner Anklageschrift zu konzentrieren. Meine Gedanken waren beim 10. der allmonatlichen Treffen dieser kleinen "dunklen Gruppe", welcher Micha Graf und ich angehörten. Es sollte dieses Mal eine Vampir-Veranstaltung werden, mit viel künstlichem Blut und spitzen Zähnen.

Gerade noch konnte ich mir ein Seufzen verkneifen. Meine Vorliebe für die finsteren Mysteriösitäten der Welt wurde schon zu oft als furchteinflössender Spleen eingestuft, Bewerbungen wurden mir deshalb abgesagt, gute Freunde wandten sich ab. Man hat es nicht leicht, dachte ich, als plötzlich ein Wort meine Aufmerksamkeit erregte.

"Satanismus".
 

Sogleich horchte ich auf und überflog mit einem gekonnten Blick, was ich bisher geschrieben hatte: Eva Lang wurde vorgeworfen, sie hätte sich in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli mit einigen anderen Jugendlichen auf einem Friedhof getroffen. Dort hätten sie zwecks eines satanistischen Rituals einen Raben geschlachtet und einer Vierzehnjährigen die Pulsader am linken Arm mit einem waagrechten Schnitt mittels eines Küchenmessers aufgeschnitten. Anschliessend soll das Blut vermengt mit dem des Tieres aus einer kupfernen Schale getrunken worden sein. Auch die drei übrigen Anwesenden (zwei Jungen und ein weiteres Mädchen im alter von 14-16 Jahren) habe die Angeklagte zum Trinken des Blutes angestiftet. Das Opfer starb noch auf dem Friedhof am hohen Blutverlust, die Leiche war aber weggeschafft und bisher nicht aufgefunden worden.

Der in der Nähe wohnhafte Alfred Ullner alarmierte gegen 2.00 Uhr die Polizei, weil er Schreie gehört hatte. Eva Lang und die drei anderen wurden sogleich verhaftet, diese aber bald wieder aus der Untersuchungshaft entlassen, da sich der Verdacht erhärtete, die Angeklagte habe das alles alleine geplant und die drei bzw. vier zum Mitmachen angestiftet.

Somit wurde Eva Lang der schweren vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge in Tateinheit mit schwerer Tierquälerei, Grabschändung, nächtlicher Ruhestörung und Anstiftung zu diesen angeklagt, gemäss Paragrafen sowieso...
 

Mein Blick streifte die Angeklagte prüfend. Konnte ein Mädchen wie sie so etwas vollbringen? Eva Lang gestikulierte nicht, sie zeigte keinerlei Gefühlsregung, kein Zwinkern, kein Nägelkauen. Kalt, schoss es mir durch den Kopf, als ich die junge Schwarzhaarige so betrachtete und währenddessen jedes Wort von dem, was gesprochen wurde, auf meinen Labtop übertrug. Auch wenn die Angeklagte selber nicht viel sagte. Eigentlich sagte sie gar nichts, ausser, dass sie es war.

"Ja, ich war es. Ich habe dieser Kleinen die Adern aufgeschnitten.", meinte sie kühl, ohne Reue, ohne Stolz. Ich verspürte ein unbestimmtes Ziehen in der Magengegend, was ich höchstens mit dem Gefühl vergleichen konnte, das mich heimsuchte, wenn ich beleidigt oder zu unrecht für etwas belangt wurde.

Der Staatsanwalt sagte, dass Eva bei der Polizei aber ihre Tat verleugnet habe, es gäbe gar keine Leiche, hätte sie verzweifelt gerufen. Aber Beweise gab es nicht.

Die 16-Jährige zuckte mit den Schultern, eine der wenigen Regungen, welche sie allen Anwesenden zu bemerken gestattete. "Hab ich eben Scheiss erzählt..." Ihre Stimme klang so lustlos, resignierend, ihre Worte schienen abseits von Wahrheit und Lüge. Und dann sah sie zu mir rüber. Ihr Blick war nicht im Geringsten so gefühllos wie eben noch, im Gegenteil: Er erschien mir zart, ihr wahres Wesen.

Niemand schien es wahrzunehmen, aber mich schaute sie an und sie schüttelte für mich deutlich und doch nur im Ansatz sichtbar den Kopf. Nein.

Von diesem Moment an war für mich klar, dass Eva unschuldig war. Aber ich konnte nichts machen. Warum hatte sie nun gestanden, wenn sie doch keinen Grund dazu hatte? Irgend etwas verschwieg sie, doch niemand würde es herausfinden, das wusste ich. Sie wird in eine Jugendhaftanstalt verbracht werden und da lange, lange Zeit bleiben. Wenn ich nicht eingriff. Aber wie? Wie konnte ich diesem Mädchen helfen?

Es war aussichtslos. Hoffnungslos. Es schien ganz so, als hätte Justitia diesmal nicht nur die Augen, sondern auch das Herz verschlossen.

Ein eisiger und doch wohliger Schauer durchfuhr meinen Körper. Ich wusste, es war an der Zeit, dass ich selber für Gerechtigkeit sorgte. Es einfach auf eine Art Gottheit zu übertragen, was geschah, war in diesem Moment einfach nicht angebracht, feige.
 

Es ging alles so schnell. Eva Lang wurde abgeführt. Einfach so. Natürlich, sie hatte gestanden, aber warum fragte mich denn niemand? Zu mir hatte sie wirklich gesprochen, es war nur ein Wort... Aber ein Wort der Wahrheit ist stärker als ein Roman voller Lügen, ein Protokoll ausgefüllt mit Falschheit.

Alles um mich herum wurde grau, in diesem Augenblick. Alles, ausser ihren Augen, so sanft und klar. Sie alleine leuchteten mir entgegen in diesem grauen Raum voller Kälte, welche ich wirklich gefühlt zu haben hätte schwören können. Wenn schon mein Körper nicht mitspielte, so wollte ich wenigstens meine Stimme erheben. Doch zunächst geschah nichts. Und dann:
 

"Nein!" Stühle rückten, Schritte hallten durch den Saal. Ich spürte, wie ich einen stämmigen Arm mit beiden Händen umklammerte und an diesem zerrte. Stimmen schwirrten in meinem Kopf umher, war es meine eigene, die des Richters, die der Polizisten, oder bildete ich sie mir ein? Keinen einzigen Satz konnte ich entziffern, es war alles so verworren. Sekunden, die wie Stunden waren. Und dann Klarheit.

Weit, weit weg erschien mir ein vertrauter Klang, so zärtlich wie die Blicke der Eva Lang. Nein... nein, lasst sie! Meine Stimme. Dann ihre.

Vergib mir.

Das Gefühl von hilfloser Kraft trieb mich beinah in die Ohnmacht. Vielleicht ermüdeten mich meine Schreie. Schrie ich? Schwieg ich? Bilder verschwammen vor meinen Augen. Keine Chance.
 

Ich sah Eva Lang niemals wieder. Nach Hause war das Einzige, was ich zu wollen noch im Stande war. Aber so einfach war das nicht.

Die vereinzelten grauen Strähnen im ansonsten vollen dunkelbraunen Haar meines Chefs erhielten meine volle Aufmerksamkeit, im Gegensatz zu seinen erzürnt und erschrocken blickenden Augen und der Standpauke, die er mir gerade hielt. Nur vereinzelte Worte schnappte ich auf und vergass sie sogleich wieder. "...nie wieder vorkommen... Satanistin... gefährlich... gefeuert." Was sagten Sie?

Ich nickte. Und dann liess er mich gehen. Und ich ging. Nach Hause. Leeren Herzens mit vollem Kopf, voller Eindrücke und Gefühle, die ich nicht einordnen konnte.
 

Glück, ja. So konnte man es nennen. Glück war es, das mir dazu verhalf, meine eigene Wohnung wiederzufinden, oder überhaupt an der richtigen Zugstation auszusteigen. Glück war es auch, was mir meine Wohnungsschlüssel so ohne weiteres in die Hände gleiten liess aus meiner Tasche, welche es mich nicht hatte bei der Arbeit vergessen lassen. Hätte das Glück eine Hand, würde ich sie ihm schütteln, hätte es eine Wange, würde ich sie küssen. Danke.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2005-10-07T11:13:24+00:00 07.10.2005 13:13
*leere* autsch... mann du schaffst es immer wieder mit deinen worten emotionen hochkochen zu lassen... ich find das klasse... kap 7 rückt näher... schreib schneller dragi... *anfeuer*
Von:  Merle_Miau
2005-09-18T08:31:42+00:00 18.09.2005 10:31
Diese Eva Lang tut mir Leid... So wie du es dar gestellt hast, war sie es ja gar nicht... und das find ich traurig...
*seufzt* Aber trotzdem war das Kapitel wieder sehr schön.
Es beschreibt wirklich sehr schön die Gefühle und Gedanken von Rebecca. Dieses Kapitel ist wirklich klasse.
Ich werd das 5. jetzt auch mal lesen.
Bis dann^^
Merle.
Von:  Jeymoe
2005-09-11T19:46:24+00:00 11.09.2005 21:46
also...
ich finde dieses kapitel nich am schönesten es verwirrt mich ein wenig, ich bestreite nicht das du gefühle gut beschreiben kannst, alledings wirkt die szene im gerichtsaal ein wenig übertrieben, rebecca befindet sich ja schon fast in trance.
das kapitel davor war so schön ruhig bis zum ende wo dann die spannung kam mit dem schrei, dann wurde die spannung wieder abgebaut.
außerdem dieser Eva konnte doch nichts nachgewiesen werden, von daher gibts doch eigentlich gar keinen grund für rebecca so zu reagieren, da dieser dort beschriebene akt auf dem friedhof doch irgendwie inziniert vor kommt.
übertrieben find ich, in einer anderen situation und lage wären die beschreibungen vielleicht besser gekommen, mich hat dieses aufspringen und handeln nicht wirklich gepackt und warum sollte sie eva nie wieder sehen? ein wenig verwirrend wenn man das ende vom 3ten kapiel liest wo was steht von umarmung und das rebecca das wohl noch oft tun würde
ich dachte beim ende des dritten kapittels das es sich da um justine handelte.
das kapitel verwirrt mich ein wenig und rebecca wirkt mir gegen ende etwas zu sehr entrüstet.
interesant was wohl jetzt passiert oder wie das ganze verarbeitet wird,
werde weiter lesen^^
Von:  Sweet_Celina
2005-09-10T11:27:15+00:00 10.09.2005 13:27
*-* wow!
Genial ^^
Ich stimme Razi zu, du kannst die Gefühle super beschreiben...
Weiter so ^^
Von: abgemeldet
2005-09-08T13:55:35+00:00 08.09.2005 15:55
Dieses Kapitel finde ich bislang am Schönsten.. Du beschreibst ihre Gefühle und Gedanken so gut.. Man kann sich in deine Figuren hineinversetzen, das ist es was ich an deinem Stil mag..
Ich erwarte voll Spannung das 5.


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