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Kopfüber

Das 10. ist daaa bitte lesen ^^
von

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Mit Herz und Hand

So, da ist es endlich! Es hat verhältnismässig lange gedauert, aber es ist auch ein verhältnismässig gutes und eher längeres Kapitel ^^

Wer meine Geschichte "Thoughtless" kennt, wird in diesem Kap eine Paralelle entdecken, die ich jetzt noch nicht verrate ^.-

Ich widme das Kapitel... ehm... NaokoTori, die es hoffentlich irgend wann einmal lesen wird^^
 

Hoffe es gefällt euch, ich mag es sehr gerne ^^
 

Viel Spass
 

Eure Dragon
 

10. Kapitel Mit Herz und Hand
 

Einkaufen mit Mädchen musste der Horror sein. Jedenfalls stellte ich mir das immer schrecklich vor, obwohl ich selber eines bin. Micha tat mir leid. Er trottete in gutem Abstand hinter uns dreien her und schleppte die Tüten. Eigentlich war es mir gar nicht so wohl, ich fühlte mich eingeengt zwischen Engel und Justine, welche jede auf ihre Art um meine Aufmerksamkeit zu buhlen schienen. Es erschien mir wie eine Zwickmühle, zum einen waren da die beiden Mädchen, zum anderen Micha. Egal, an wen ich mich wandte, irgendjemanden störte es immer. Es war zum verrückt werden. Also entschloss ich mich, gar nichts zu sagen. Micha gab ein leises Stöhnen von sich, was mir ein Grinsen entlockte. Er war ja so arm dran...
 

Als wir an einem Buchladen vorbeikamen, erspähte ich schon nach einem kurzen Blick durchs Schaufenster Maggie, welche an der Theke stand und gerade eine alte Dame bediente. Ich traute meinen Augen kaum. Micha trat mir auf die Hacken, weil ich unverhofft stehen geblieben war und die beiden Mädchen drehten sich nach mir um. Auch Micha starrte nun in die Buchhandlung hinein. Schliesslich grinste er.

"Wusste gar nicht, dass sie heute Schicht hat..."

Mein verwunderter Blick streifte ihn nur flüchtig, denn schon trat er durch die automatische Schiebetür in den Laden, schlich sich von Maggie scheinbar unbemerkt hinter die Theke und klopfte ihr auf die Schulter. Die lockenköpfige Neunzehnjährige wirbelte herum und trat dem Jungen auf den Fuss, worauf dieser leise aber theatralisch vor Schmerz zusammenzuckte.
 

Ich bemühte mich, nicht überrascht zu sein. Schliesslich wusste ich ja, dass Micha die Schwarzhaarige viel besser kannte als ich, wahrscheinlich auch besser als jedes andere Mitglied der dunklen Gruppe.

Wie angewurzelt stand ich noch da, als auch Engel und Justine in den Buchladen eintraten und sich um Maggie scharten.

Dann schüttelte ich den Kopf und ging ihnen nach, setzte ein strahlendes Lächeln auf. Und dieses war sogar echt. Ich freute mich, Maggie zu sehen. Diese nahm mich aber nicht wirklich wahr, zu beschäftigt war sie damit, all die Besucher und ihre Kunden unter einen Hut zu bringen. Sie wirbelte leicht mit den Armen, alles in rechte Bahnen zu lenken versuchend, bis Micha nach ihrer rechten Hand griff und diese sanft festhielt. Unwillkürlich biss ich mir leicht auf die Unterlippe, beobachtete Maggies Gesicht. Sie lächelte leicht und strich mit der freien Hand ihr Haar zurück.

"Gleich ist meine Schicht zu Ende, geht doch schon einmal ins Café oder so, ich komme dann nach.", zwinkerte sie dann. Ein breites Grinsen schlich über meine Züge. Micha nickte, als plötzlich ein lautes Poltern zu hören war. Nach kurzem Umschauen sah ich dann Justine, welche sich mit dem Rücken an ein Bücherregal presste und so einige schwere Exemplare herausfallen liess. Ihre Augen funkelten drohend und ihre Finger zitterten verkrampft. Ihr gegenüber stand Engel, die wohl die Ursache für diese Szene war. Ich schüttelte den Kopf, konnte nicht verstehen, was das sollte. Mit einem entschuldigenden Blick gen Maggie trat ich auf die beiden Mädchen zu, griff Engel sachte und doch bestimmt an die Schulter.

"Lass den Quatsch.", raunte ich und rollte die Augen, während ich Engel mit etwas stärker werdendem Druck an mich - und somit von Justine weg - zog. "Und du auch."
 

Maggie und Micha standen unterdessen wie gebannt hinter dem Kassentresen, die Augen des Rothaarigen füllten sich mit Tränen, so sehr musste er sich das Lachen verkneifen. Als sich Justine von dem halb ausgeräumten Regal entfernt hatte, kniete ich mich nieder, um die Bücher aufzuheben. Binnen Sekundenbruchteilen halfen sechs Frauenhände mit. Zwei davon waren hell, die Nägel nicht zu lang, die kleine, runde Form der Hand erinnerte mich an eine Tatze.

Ein anderes Händepaar kam in mein Blickfeld, es hob gerade ein dickes, schweres Buch auf. Ihre Haut war blass, nicht von gesundem rosa Teint wie die anderen, sondern beinah schneeweiss, die Finger waren lang und zierlich und die Nägel waren kurz und spitz gefeilt, ich konnte förmlich diesen dünnen Grat zwischen zärtlicher Berührung und schmerzendem Kratzen fühlen, welcher wohl von diesen Händen ausging. Die angrenzenden Arme waren bis zum Handgelenk unerbittlich unter langen, grauen Ärmeln versteckt.

Und dann waren da noch zwei weitere Hände. Sichtlich gut gepflegt glitten sie bei jeder ihrer hauchzarten Bewegungen dahin, die Finger waren lang und schienen kräftig und weiblich zugleich, ein helles Rot zierte die Fingernägel, auf welche die Besitzerin wohl akribisch achtete. Einmal drehte sich eine ihrer Handflächen mir zu und ich erkannte vier kleine, kaum sichtbare, kurze Narben in ihr, sie schienen frisch oder einfach nicht gut verheilt. Ich stutzte und erschrak umso mehr, als sich ein neues Händepaar einmischte, sich an meine Schultern legte. Stark und männlich, die Fingernägel natürlich kurz. Ich schauderte und erhob mich. Alle Bücher waren wieder an ihrem Platz, kaum fünf Minuten waren vergangen und ich war so versunken gewesen, dass ich einfach in meiner kauernden Position verharrt war. Ich zeigte ein verlegenes Grinsen und dann gingen wir, ohne Maggie, aus dem Laden heraus, winkten und nickten ihr zum Abschied, welcher ja nicht für lange sein sollte.
 

Vom Eingang des Buchladens aus konnte man schon das Café sehen, welches dicht bei einer Nebengasse stand. Wir näherten uns rasch und zielstrebig dem Lokal, über dessen Tür ein Schild hing: 'The Green Cat'. Eine solche grüne Katze schmückte jeden Fenstersims als handgefertigte Porzellanfigur. Ich zwinkerte Engel zu, welche das Café schon aus einer ihrer Prüfungen kannte und als wir eintraten, griff ich nach Justines Hand. Hinter mir hörte ich Micha seufzen, endlich könne er die schweren Tüten abstellen.

Der Raum an sich war ziemlich düster aufgrund der dunkelgrün getönten Fensterscheiben. Antik aussehende Fackeln beleuchteten die braunen Wände und die daran hängenden, grossen Gemälde. Es schien alles fast ein bisschen unheimlich, wären da nicht die vielen kleinen, runden Tische mit zwei bis vier Stühlen darum, die überall im Raum standen und die freundlich aussehenden Leute, die da sassen. Der perfekte Ort für Mitglieder der dunklen Gruppe. Ein kurzer Moment des Umschauens nach einem freien Tisch verstrich und dann setzten wir uns an einen Tisch an der Eckbank, so dass Maggie später noch Platz finden könnte.

Ein Kellner mit schulterlangem, braunem Haar und einem schönen, weissen Hemd kam auf uns zu. Ich erkannte ihn sofort. Claude, ein Weiberheld sondergleichen, gerade in der Ausbildung zum Koch und trotzdem von eher wehleidigem Gemüt. Er war auch Mitglied in der dunklen Gruppe und hatte uns schon einige Neuzugänge beschert, meistens Mädchen. Michas Blick traf ihn schneidend, als Claude mir übers Haar wuschelte, auch Justine warf ein Schnauben nach dem 18Jährigen und Engel schien dem Aufstehen nahe, um ihm eine rein zu hauen. Ich kicherte und strich mir meine Frisur wieder zurecht.

"Na, die Damen, was darfs denn sein?" Er zwinkerte und Micha räusperte sich gut hörbar. Ich warf ihm einen strengen Blick zu und lächelte dann zu Claude. Er zückte seinen kleinen Notizblock und machte seinen Kugelschreiber bereit, schaute uns erwartungsfroh aus hellbraunen Augen an. Nach kurzem Überlegen bestellte ich einen Green Cat - Kaffee Spezial, mit viel Zimt und ein Bisschen Schokolade und riet Engel davon ab, sich auch einen zu bestellen. Ich hielt es für gefährlich, dem kleinen Wirbelwind Zucker sowie Koffein zuzuführen, wer konnte schon wissen, wann es zu viel war und sie völlig durchdrehte? Zu meinem Erstaunen nickte sie bloss und bestellte sich etwas anderes sowie ein Eis. Micha überlegte lange, zu lange, meiner Meinung nach. Ich hätte zu gerne gewusst, woran er wirklich dachte. Ob er wohl die Ermordung Claudes mittels eines Kaffeelöffels plante? Er hatte den Braunhaarigen schon oft als "aufdringlichen Schleimer" bezeichnet, nicht zuletzt weil dieser offensichtlich ein Auge auf Michas Schwester geworfen hatte. Inzwischen hatte sich Justine mit glänzenden Knopfaugen ein Glas Milch bestellt, unter dem überaus amüsierten Schmunzeln von Claude und einem leicht angewiderten Blick von Engel.

"Ein Glas Milch für das Kätzchen, soso?"

Claude streichelte sie förmlich mit seinen Blicken, so dass ich breit grinsen musste und für Micha ebenfalls einen Spezialkaffee bestellte, da dieser so sehr in Gedanken versunken schien. Das "Kätzchen" schien das Ganze reichlich wenig zu stören, mit der Gelassenheit eines Anglers blickte sie weder angetan noch abgeneigt zum Kellner hoch, leicht nickend. Unter dem Tisch berührten sich unsere Hände kurz. Schnell nutzte ich die Gelegenheit, um mit meinem Daumen über ihren Handrücken zu fahren, als ob ich sagen wollte, dass alles gut war. Ich wollte ihr Stärke geben, da ich trotz ihrer Ruhe spürte, dass sie sich innerlich noch immer fürchtete.

Der Kellner verschwand schliesslich in den hinteren Räumen des Cafés und ich hörte Micha aufatmen. Da ich zwischen Justine und Engel sass, konnte ich weitere Übergriffe Engels gut im Keim ersticken, mit einem festen Blick, einem mahnenden Wort. Sie liess einfach nicht davon ab, der Schwarzhaarigen scheinbar Angst einzujagen, sie zu triezen, bis diese plötzlich mit wutentbrannten Augen vorne um mich herum griff und Engel ihre Fingernägel in den Rücken der auf dem Tisch liegenden Hand schlug. Die Blonde schrie auf und erhob sich ruckartig, ich zog geistesgegenwärtig Justines Krallen beiseite. Ich fuhr mir mit den Händen durchs Haar, seufzte tief.

"Mit euch kann man nirgendwo hingehen.", keuchte ich entnervt und stand von meinem Stuhl auf, legte einen Arm um Engel und ging mit ihr zur Toilette, während Micha bloss verdutzt den Kopf schüttelte und Justine einen fragenden Blick zuwarf. Diese leckte sich die Lippen und begutachtete scheinbar gelangweilt ihre Fingernägel.
 

Im Toilettenraum des Green Cat lehnte ich mich an eine Wand und schaute mich im Spiegel kurz an, mit hoffnungslos zerwühltem Haar und müden, braunen Augen. Engel hielt ihre schmerzende und leicht blutende Hand unters Wasser eines Waschbeckens. Ich verkniff mir jeglichen Kommentar. Natürlich hätte ich ihr sagen können, dass sie es provoziert hat oder Ähnliches, was ja auch stimmte. Aber ich wusste, dass es nichts bringen würde. Sie war jetzt zu aufgekratzt - und das im wörtlichen Sinne - als dass sie auch nur ein Fünkchen Vernunft hätte für mich und meine Anliegen aufbringen können. Ich wusste, dass es falsch war, sie in den Arm zu nehmen, doch ich glaubte, dass sie das brauchte. Und ich glaube es noch jetzt.
 

Als wir gemeinsam zum Tisch zurückkehrten, fanden wir zwei Veränderungen vor: Maggie war inzwischen hinzu gestossen und hatte sich neben Micha ans Fenster gesetzt und Justine sass nun zu seiner Linken auf der Bank. Ein leises Schmunzeln huschte über meine Züge und ich grüsste Maggie zum zweiten Mal an diesem Tage mit einem Nicken. Engel umarmte sie stürmisch über den Tisch hinweg und setzte sich dann wieder neben mich auf ihren Stuhl.

Nur wenige Momente später - es hatte noch nicht einmal ein richtiges Gespräch entstehen können - kam unser Kellner mit elegantem Schritt aus der Küche, ein voll beladenes Tablett auf einer Hand sicher balancierend. Sogleich als er Maggie erblickte verbreiterte sich sein Grinsen noch, ich war erstaunt, dass das überhaupt möglich war. Mit routinierten Bewegungen verteilte Claude unsere Bestellungen, wobei er wohl Micha völlig verdrängte. "Maggie, meine Schönheit, mein Mond am finstren Nachthimmel, meine...", schwärmte er und stellte ihr den Kaffee hin, welcher eigentlich für den Rothaarigen gedacht war und dieser somit leer ausging. Maggie lächelte friedlich und nickte Claude zu, während Micha ein mehr als missmutiges Räuspern von sich gab. Die schwarzhaarige Chefin der dunklen Gruppe bestellte sich ein Wasser, scheinbar unberührt von Michas lodernder Aura. Auf der Stelle drehte sich Claude auf dem Absatz und flitzte in die Küche.

Ich konnte mir ein Schmunzeln wirklich nicht verkneifen, als Maggie mit unveränderter Miene die ihr zugewiesene Kaffeetasse zu Micha herüber schob. Ihre Finger waren so elegant... Mit einem leichten Kopfschütteln hielt ich mich davon ab, auf ihre Hände zu starren und lehnte mich zurück, den Gesprächen lauschend.

Micha regte sich tödlich über Claude auf, Engel regte sich über Justine auf und Justine und Maggie sassen gelassen da, man hätte sie fast für Schwestern halten können, beide hatten sie diesen ernsten Ausdruck. Nur, dass er bei Maggie geübter und lockerer wirkte, was ich aber dem Altersunterschied von drei Jahren zwischen den beiden zuschrieb.
 

"Genau!", sagten Micha und Engel wie aus einem Munde und reichten sich die Hände. Ich grinste und konnte mir schon denken, worin sie sich einig waren. Im Meckern waren die beiden absolute Spitze. Wieder durchschoss mich der leicht bitter schmeckende Gedanke, dass Engel heute abreisen würde. Ich würde sie dann nur noch an den Treffen sehen, vielleicht auch mal ausserhalb, aber das eher höchst selten. Trotz allem fühlte ich mich draussen alleine mit ihr nicht wohl, alleine Gassi gehen ist langweilig... Aber was dachte ich denn da?! Ein leises Kichern entfuhr mir und sogleich zuckte ich zusammen, da eine Hand sich an meinen Rücken legte. Ich schaute um mich, Claude war wieder da und brachte Maggies Wasser. Er streichelte, für die anderen so gut wie unbemerkbar, meinen Rücken, die zärtliche Berührung liess mich schaudern. Eine Strähne meines rotbraunen Haares fiel mir störend ins Gesicht und ich strich sie weg.

Micha, welcher mir schräg gegenüber sass, funkelte drohend zum Kellner und murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. Als Claude einige Minuten später noch immer da stand und Maggie stetig zuzwinkerte und mit Komplimenten um sich warf, zischte er: "Musst du nicht eigentlich arbeiten?!" Aber ich wusste, dass er eigentlich so etwas sagen wollte wie: ,Scher dich zum Teufel.'

Claude grinste ihn offen an und erwiderte, nein, er müsse nur dann arbeiten, wenn er gebraucht würde. Daraufhin schnaubte der andere und nickte zu einem Tisch am andern Ende des Raumes, wo zwei Damen schon seit einer Viertelstunde wie wild winkten, um einen Kellner zu bekommen und schon leicht verärgert aussahen. Der Braunhaarige schluckte und zupfte sich seinen Pferdeschwanz zurecht, welchen er zum Arbeiten immer trug. Dann grinste er wieder, diesmal etwas weniger selbstbewusst und huschte zu den Kunden, zückte seinen Block. Wie ich mir denken konnte, versuchte er mit seiner charmanten Art, die Damen zu beruhigen, wahrscheinlich versprach er ihnen einen Kaffee aufs Haus.
 

Ich rührte mit dem Löffel in meinem bald nicht mehr so heissen Kaffee herum und betrachtete scheinbar fasziniert den Schaum. Engel lehnte sich zu mir herüber und begann mir Fragen zu stellen, welche ich alle so knapp als möglich mit "Ja, nein, vielleicht" und Ähnlichem beantwortete. Für längere Antworten hätte sie mir ohnehin keine Zeit gelassen zwischen ihren endlos langen Sätzen ohne Punkt und Komma. Dass sie dazwischen noch ihr Eis essen konnte, schneller als so mancher, der dem Verhungern nahe war, schien mir ein Rätsel. Inzwischen beobachtete uns Maggie mit regem Interesse, bis sie in einer der seltenen Sprechpausen Engels das Wort an mich richtete.

"Ihr kamt also gut miteinander aus, die zwei Wochen?" Sie schmunzelte zärtlich.

Ich nickte bloss knapp, verschwieg ihr die kleinen nächtlichen Eskapaden. Dann fragte sie mich, ob sie mich das nächste Mal von Anfang an für die Urlaube zur Verfügung stellen sollte. Meine Augen leuchteten auf. Diese Frage war wie ein Heiratsantrag für mich, oder zumindest vergleichbar. Bald würde ich wieder viel mehr Zeit haben, da mein Praktikum abgeschlossen war und ich wieder zum Studentenalltag zurückkehren würde. Ich musste gar nichts sagen, Maggie spürte, wie meine Antwort lauten würde und lachte leise mit sanfter, tief-weiblicher Stimme, ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite. Einige Strähnen ihres krausen Haares fielen sanft über ihre Schulter und verdeckten ihr linkes Auge.

Ich nippte am Kaffee und wandte den Blick nicht ab von Maggie, um welche die Fragen in meinem Kopf gerade schwirrten.

"Und was machst du sonst so?", fragte ich dann.

"Studieren... genau wie du, stimmt's?"

Ich hob eine Augenbraue. Sie studierte?

"J... ja, stimmt...", stotterte ich verunsichert, "Was studierst du denn?"

Sie kicherte. "Da kommst du nie drauf..." Sie zeigte mir ein vergnügtes Zwinkern. Ich grübelte. Was könnte es sein, etwas, das man ihr nie im Leben zutrauen... Ich riss meine Augen weit auf und lachte dann.

"Theologie?", hakte ich scherzhaft nach.

Wider meiner Erwartungen nickte sie. Ich konnte mir diese Frau beim besten willen nicht in einer Kirche vorstellen, zumal unsere dunkle Gruppe von solchen Institutionen eher noch für böse gehalten wurde. Aber etwas Priesterähnliches hatte sie schon an sich, wenn sie eine Rede hielt, oder wenn sie die wichtigen Worte beim Blutritual sprach... das musste ich zugeben.
 

Wir verlangten die Rechnung, Micha und ich teilten sie untereinander auf und ich legte, als der andere nicht hinschaute, ein nettes Trinkgeld für Claude auf den Tisch. Beim Vorbeigehen zwinkerte ich ihm zu, er winkte uns und warf mit Luftküssen um sich. Wieder draussen ging ich abermals zwischen Engel und Justine her, Micha und Maggie hielten sich etwas hinter uns. Gerade, als ich meinen Schritt für einen Moment schneller gestaltete, hatten sich wohl beide Mädchen in den Kopf gesetzt, nach meiner Hand zu greifen, doch stattdessen berührten sie sich gegenseitig, drehten die Köpfe und sagten wie aus einem Mund:

"Becky...."

"Hmm?", machte ich und drehte mich zu den beiden, welche einander nun entgeistert anstarrten und sofort die Hand der anderen losliessen. Ich musste breit grinsen und vernahm Michas Prusten hinter uns.

Am Bahnhof angekommen holten wir Engels prall gefüllte Reisetasche aus einem Schliessfach. Die Blonde würde heute einen anderen Zug nehmen als ich.

Wir umarmten uns, das Herz war mir schwer. Der Zug rollte an. Engel stieg ein. Die Maschine setzte sich wieder in Bewegung und ein Teil meines Herzens rollte mit ihr hinfort. Und ward nie wieder gesehen. Vielleicht hat sie ihn behalten, diesen kleinen Teil, doch wahrscheinlicher ist eher, dass er sie gar nicht erst erreicht hat. Wäre es sonst so weit gekommen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Black_Taipan
2006-02-10T17:45:29+00:00 10.02.2006 18:45
Endlich konnte ich es auch lesen und da ich jetzt meine Ferien geniessen kann, konnte ich mir auch richtig Zeit beim Lesen nehmen und richtig eintauchen.
Ich finde es richtig genial, wie du die Szene mit Micha beim Shoppen beschreibst. Den Anfang kannte ich ja schon durch eines unserer Gespräche, aber das Original ist einfach am Besten.
Und all diese kleinen Zwiste zwischen Justine und Engel sind der Hammer.
Vorallem die Sache mit den Fingernägeln zeigt, wie sehr Justine einer Katze ähnelt. Auch ihr ängstlicher, aber dennoch kühles Verhalten.
Und nun ist Engel weg und ich bin irgendwie froh, auch wenn dann diese Streitereinen wegfallen.

Und Claude. Ich mag eigentlich keine Machos und Frauenhelden, aber sein Verhalten ist witzig.^^

Bai-bai
xXx Taipan
Von: abgemeldet
2006-02-01T17:04:38+00:00 01.02.2006 18:04
Hach, Claude in Aktion xD *freufreu* Wieso mag ihn denn keiner? xD
>> Ich für meinen Teil bin froh das Engel weg is.. Wie du weißt hege ich nicht sehr viel symphatie ihr gegenüber *justine-fan*


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