Zusammen und doch allein
Zusammen und doch allein
-entstand mit mondlichtzauber
Eine alte Frau sieht dem Zug hinterher,
klammert sich an ihrer alten Jacke fest
und schwenkt weinend ein Tuch,
denn nun ist sie allein und vergessen.
Ihre Enkel,
die ihr so viel bedeuten,
kommen für lange Zeit nicht mehr,
denn sie wollen ihr Leben leben.
Langsam geht sie nach Haus,
während der Zug einsam dahin zieht
und sich durch graues Land schlängelt.
Seine Gäste schauen aus den Fenstern.
Alle zusammen und doch jeder allein,
denn jeder ist gedanklich woanders
und der Blick leer.
Der Zug,
er zieht vorbei an kleinen Dörfern,
wo Menschen noch in Frieden leben
und ihre Bräche pflegen.
Der Zug,
er zieht vorbei an Industriegebieten,
wo die Bahnhöfe klein und schmutzig sind,
die Menschen ihre Arbeit verlieren
und eine Hoffnung früh stirbt.
Der Zug,
er zieht vorbei an Städten,
wo der Bahnhof groß und hell ist,
aber doch jeder für sich allein,
da die Menschen von Termin zu Termin eilen.
Der Zug,
er fährt weiter mit leeren Blicken,
bis die Reise zuende
und die Schicksale sich trennen.
Schicksale wie das der jungen Frau
Langsam steigt sie aus,
Angst und Verwirrung im Gesicht,
da der Ausweis fehlt.
Eilt zu ihrer leeren Wohnung,
sucht nach einem Beweis ihrer Existenz
und findet doch keinen.
Schicksale wie das des nervösen Mannes
Unruhig starrt er auf seine Uhr,
Panik im Gesicht,
da das Taxi noch nicht da.
Trampelt auf der Stelle,
da er jetzt zu spät zur Arbeit kommt
und seine Karrierechance verpasst.
All diese Menschen,
sie leben in verschiedenen Welten
und doch mitunter das Selbe.
Fühlen alle die Kälte dieser Zeit
By Jemo Kohiri