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Die Argoth-Chroniken: Zikél

von

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Kapitel 9

Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél

Teil: 09/??

Autor: Alaska & BlueMercury

Genre: Fantasy, Drama

Warnung: Gewalt, Sex, Depri, Zucker (die Warnungen gelten jeweils nur für einzelne Kapitel, also nicht abschrecken lassen ^^)
 

Kommentar: Es geht schnell voran und doch sind wir noch so weit vom Ziel entfernt! Kapitel 9 geht an den Start und es freut mich, dass ich jetzt schon eine treue Stammkommentatorenschaft habe ^^ Besonderer Dank geht an Ulysses, susuchan und firebird88 für die vielen Kommis! *knuff* Dabei besonders zu erwähnen die unglaubliche länge von Ulysses, der sich immer gern hierbei austobt ^^ Es freut mich auch, dass Mao von allen gut aufgenommen wird und die Spekulationen amüsieren mich besonders ^^ Einige Drohungen habe ich schon bekommen, im Falle Mao passiert etwas *lach* sowas hört man doch immer gern ^^ Natürlich bin ich auch für weitere Spekulationen offen, aber den richtigen Ausgang müsst ihr dann schon hier lesen *fg*

Also viel Spaß und kommentiert fleißig weiter!
 


 


 


 

~9~
 

Der Morgen kam viel zu früh und Zikél fühlte sich wie gerädert. Sein Schlaf war mit wirren und beängstigenden Träumen durchzogen gewesen, die seinen angespannten Geist nicht hatten zur Ruhe kommen lassen. Dennoch erhob er sich vorsichtig, um Mao nicht zu wecken, und schlich zum Nebenzimmer, um zu sehen, ob Leonidas bereits aufgestanden war.
 

Mao, der dennoch erwacht war, ließ ihn gehen. Sollte er ruhig erst einmal mit Leonidas reden. Allein.
 

Leonidas lag im Nebenzimmer, scheinbar schlafend. Doch als Zikél näher kam, hörte man seine Stimme. "Hast du gut geschlafen?"
 

Zikél war leicht zusammengezuckt und hoffte, dass nicht er Leonidas geweckt hatte. Vorsichtig setzte er sich auf den Bettrand. "Nein, nicht wirklich, aber das ist egal. Gibt es etwas Neues? Hat Nitta sich gemeldet?" So unwahrscheinlich es auch war, Zikél musste einfach fragen. Es war der erste Gedanke, wenn er aufwachte und der letzte, bevor er einschlief.
 

"Meinst du nicht, ich hätte es dir erzählt?" Leonidas setzte sich auf. "... ich bin hungrig."
 

Zikél seufzte. Er hatte die Antwort gewusst, warum war er nun enttäuscht? "Ich bereite das Frühstück gleich vor. Aber vorher habe ich noch eine Bitte. Ich möchte Telis besuchen, mich überzeugen, dass es ihm gut geht."
 

"Nach dem Frühstück." erlaubte Leonidas. "Und Mao wird sich darum kümmern. Komm her."
 

"Aber... ich kann doch auch..." Schnell verstummte er und tat, was Leonidas wollte. Überrascht stellte Zikél fest, dass er nervös war, konnte sich jedoch nicht erklären, warum.
 

"Was kannst du?" Leonidas zog den Tama-i zu sich und küsste ihn.
 

Der Blaue wollte sich dagegen wehren, da ihm jetzt nicht wirklich danach war, doch er ließ den Kuss zu, erwiderte ihn sogar etwas steif. "Das Frühstück bereiten. Mao muss nicht alles allein machen."
 

"Du hast bestimmt Besseres zu tun..." Während Leonidas wieder begann, Zikél zu küssen, fiel sein Oberkörper langsam wieder in die Kissen zurück und der Blaue wurde mitgezogen.
 

Hilflos gab dieser nach und überließ Leonidas die Führung. Es fühlte sich seltsam an, ihm so nahe zu sein, nach den Worten Maos vom Vortag. Seine Gedanken schweiften ab zu dem Tama-i und ein leichtes Kribbeln setzte in seinem Bauch ein, dass Zikél verwirrte.
 

Einen Moment noch kostete Leonidas das kleine Intermezzo voll aus, dann jedoch ließ er ab von Zikél. "Du bist ein dummes Kätzchen." sagte er sanft und irgendwie vermittelte er nicht den Eindruck, als würde er das auch nur im Entferntesten so meinen, wie er es sagte. "Na los, geh Frühstück machen. Ich komme gleich."
 

Verwirrt schaute er dem Mann an und verstand weder sein Handeln, noch die Worte. "Was... habe ich etwas falsch gemacht?" Wenn sein Bruder ihn als dumm bezeichnete, konnte man sicher sein, dass Zikél ihm ordentlich eine knallte, aber Leonidas Worte schienen eine ganz andere Bedeutung zu haben.
 

"Die Frage ist, was habe ich falsch gemacht? Machst du Frühstück oder soll ich über dich herfallen?" fragte Leonidas belustigt und wuschelte Zikél durch die Haare.
 

Sein Gesichtsausdruck musste ziemlich dämlich sein, aber Zikél verstand es wirklich nicht. Wieso gab sich Leonidas nun die Schuld? Aus einem Impuls heraus küsste er ihn noch einmal stürmisch und sprang dann aus dem Bett. Der Blaue war erleichtert, auch wenn er nicht wusste, warum. Leonidas hatte nichts falsch gemacht und doch hatte Zikél plötzlich etwas gegen diese Nähe. Aber wahrscheinlich war der Tama-i einfach nur nicht ausgeschlafen...
 

Im Nebenzimmer war Mao gerade dabei, sich anzuziehen. Frühstück stand bereits auf dem Tisch, nur fehlten die gewohnten Zugaben Nittas. "Guten Morgen." lächelte der Langhaarige.
 

"Morgen. Du bist ja schon fertig." bemerkte Zikél bedröppelt und zuckte die Achseln.
 

"Fertig? Ja, das Personal hier ist sehr schnell." zwinkerte Mao.
 

"Dann räum ich nachher ab." Mit einem freundlichen Lächeln setzte er sich an den Tisch und beobachtete Mao, wie er noch einmal alles kontrollierte und zurecht schob. "Wie hast du geschlafen? Ich hoffe, ich hab mich nicht zu sehr herumgewälzt."
 

"Die Nacht war in Ordnung."
 

"Mao!" hörte man plötzlich die Stimme Leonidas'.
 

Mao sah Zikél an. "Du entschuldigst, mein Herr ruft." lächelte er.
 

Zikél blickte auf und verfolgte den Braunen mit den Augen, bis er aus seinem Blickfeld verschwand.
 

~~~
 

Leonidas lag im Nebenzimmer, immer noch im Bett. Er betrachtete den Braunen nachdenklich, als dieser eingetreten war. "Schließ die Tür."
 

Mao tat, wie ihm geheißen und ging auf seinen Herren zu. "Habt ihr gut geschlafen?"
 

"Ja, danke der Nachfrage." Der schwarzhaarige Mann klopfte mit seiner Hand auf das Laken neben sich. "Zieh dich aus."
 

Mao lächelte, folge dem Befehl und krabbelte zu seinem Herrn unter die Decke.
 

~~~
 

Die Tür zwischen dem Schlafgemacht des Dracath und dem Speisesaal war nicht dick genug, als dass sie die Worte Leonidas' hätte aussperren können. Hellhörig spitzte der Blaue die Ohren und erstarrte. Aus ihm unerfindlichen Gründen krampfte sich sein Magen zusammen bei dem schlichten Befehl, der nicht einmal an ihn gerichtet war. Zikél wusste, dass Mao ihn ausführen würde und das stach ihn wie ein Dorn.
 

"Warum macht er das? Was will er mir damit sagen? Oder beweisen?" knurrte er und ballte die Hände zu Fäusten. Heiße Wut auf Leonidas stieg in ihm empor, doch ebenso auf Mao. Und noch etwas Anderes mischte sich dazu, wie Öl in ein bereits loderndes Feuer.
 

Mit einem Ruck stand er auf, so dass sein Stuhl rückwärts umkippte. Die Ohren zuckten, waren nur ein Vorbote des Ausbruchs. Noch immer konnte er sich nicht überwinden, die Tür zu öffnen. Es war nicht seine Angelegenheit und Leonidas würde sicherlich wütend werden, aber das war er auch. Es störte den Blauen erheblich, dass Mao von dem Mann einfach nur benutzt wurde, wenn auch besser, als von anderen. Das hatte der Junge nicht verdient, das wollte er nicht.
 

Einige Augenblicke streifte er unruhig hin und her, bis der Stachel ihn ein letztes Mal stach. Mit gebleckten Zähnen, angelegten Ohren und einem Blick, der hätte töten können, riss Zikél die Tür auf.
 

Und ihm bot sich genau das Bild, das er befürchtet hatte. Mao lag auf dem Bauch, seine Hände krallten sich in die Balken des Bettes. Über ihm Leonidas, der es nicht einmal für nötig gehalten hatte, sich das Hemd auszuziehen. Mao erschreckte, als er Zikél sah und versuchte, sich aufzurichten, doch Leonidas presste augenblicklich seinen Oberkörper wieder nach unten.
 

"Raus!" knurrte der Dracath.
 

Der Anblick der Beiden war wie ein Schlag in den Magen für Zikél und er musste sich am Türrahmen festhalten. Einen Moment starrte er nur zum Bett, doch dann übernahm die aufgestaute Wut die Kontrolle und er ging langsam mit angelegten Ohren auf das Bett zu.
 

"Du Mistkerl." fauchte er leise. "Du elender Mistkerl! Nur weil ich nicht wollte, holst du dir Mao ins Bett? Hast du keinen Anstand? Warum muss er ausbaden, was ich angestellt habe?" Seine Stimme hob sich und die Krallen wurden gefährlich länger. "Du kannst nicht einfach so mit seinem Leben spielen, als wäre es nicht mehr wert, als du dafür bezahlt hast!" schrie er und blieb vor dem Bett stehen.
 

Notgedrungen zog Leonidas sich aus Mao zurück, der ängstlich die Decke um sich raffte. Genervt, mit flackernden roten Augen sah der Dracath den Tama-i an. "Was willst du eigentlich? Denkst du wirklich, du bist so großartig, dass ich mir Ersatz für dich suchen muss?" Ein gemeines Lächeln breitete sich auf Leonidas' Zügen aus. "Ich weiß, du willst es nicht wahr haben, aber er ist zu mir gekommen."
 

Zikél wischte die Worte mit eine Geste weg und fauchte. "Natürlich, weil du es ihm befohlen hast! Glaub du, er würde sich dir widersetzten? Er weiß, was ihn erwartet, wenn er nicht folgt. Er hat Angst davor wieder zurück zu müssen! Bei dir geht es ihm besser, als in diesem verdammten Schuppen, wo Nitta ihn rausgeholt hat!" Seine Stimme überschlug sich vor Zorn und nicht zum ersten Mal musste der Bettpfosten darunter leiden. "Aber das ist kein Grund ihn genauso zu behandeln! Mao ist kein Stück Fleisch, an dem du deine verdammten Triebe stillen kannst!"
 

"Nicht, tu das nicht..." beschwor Mao den Blauen leise. "Zikél, geh."
 

"Hörst du? Also, Zikél, geh." höhnte Leonidas. Wieder dieses Grinsen. "Oder... bist du etwa eifersüchtig?"
 

Der blaue Kater ignorierte das Flehen Maos völlig, war viel zu wütend. Für Zikél stand fest, dass Leonidas den Jungen nur zur Befriedigung seiner Triebe benutzte und Mao sich fügen musste. Er beugte sich weiter vor und funkelte den Mann mordlustig an. "Was ich fühle, kann dir egal sein. Es geht hier nicht um mich, sondern um ihn... und um deinen verdammten Egoismus! Und hör auf mich so dämlich anzugrinsen oder ich schlag es dir aus dem Gesicht." Seine rechte Hand ballte sich fest zu einer Faust, bereit alles zu tun, was ihr Besitzer wollte.
 

"Willst du seine Stelle einnehmen?" Leonidas hatte ruhig seinen Tagesmantel zur Hand genommen und schlüpfte hinein.
 

Mao währenddessen krabbelte ein Stück auf Zikél zu und sah ihn flehentlich an. "Zikél, geh! Bitte, das hier ist meine Angelegenheit..."
 

"Scheinbar nicht." Leonidas beugte sich hinüber und zog Maos Kinn zu sich, gab ihm einen Kuss.
 

Mao erwiderte diesen und wisperte in den Kuss: "Bitte... Leonidas... lass Zikél gehen."
 

"Es steht ihm frei, jederzeit zu gehen. Aber ich glaube, er möchte uns lieber zusehen..."
 

Mit schmerzvoller Bestimmtheit verdrängte er, dass Mao Leonidas ebenso küsste, wie dieser ihn. "Den Teufel werde ich tun. Ich lasse das nicht zu! Wenn du jemanden brauchst, um dich zu befriedigen, nimm mich, aber lass Mao in Ruhe." Er kam noch näher, seine rechte Faust zitterte immer stärker und lechzte geradezu danach sich in das Gesicht des Mannes zu bohren.
 

"Mao, ich lass es nicht zu, dass er dich so behandelt. Verstehst du das denn nicht? Ich will nicht, dass dir was passiert." Über diese Ehrlichkeit selbst erschreckt, stockte Zikél kurz, bevor er beschloss es einfach zu ignorieren. "Lass ihn los, Leonidas." knurrte er gefährlich und spannte jeden Muskel in seinem Körper an, um sich auf den Mann zu stürzen. Und schoss auf ihn zu.
 

Doch sein Schlag traf nicht Leonidas, sondern Mao. Der junge Tama-i hatte sich vor Leonidas geworfen und die Faust des Anderen hart gegen sein Schlüsselbein bekommen. Der Schlag warf ihn gegen den Dracath, der ihn auffing und Zikél böse anfunkelte. "Das wirst du büßen..."
 

"Nein, Leonidas, lass ihn in Ruhe, lass ihn gehen..." flehte Mao und krallte sich am Schwarzhaarigen fest.
 

Zikél konnte den Schmerz, den er Mao ungewollt zugefügt hatte, fast selbst spüren und zuckte erschrocken zurück. Es war das Letzte, was er gewollt hatte. "Mao... warum... warum hast du das getan? Warum hast du..."
 

Sichtlich aus der Bahn geworfen dadurch, schüttelte der Blaue ungläubig den Kopf. Das Schuldgefühl wog so schwer, wie eben noch seine Wut. "Warum beschützt du ihn? Warum..." Es wollte einfach nicht in seinen Kopf, wieso Mao sich so für Leonidas einsetzte. Es tat weh.
 

Maos Blick wurde weicher, traurig. "Das kannst du nicht verstehen. Oder du willst es nicht. Du hast es die ganze Zeit über nicht verstanden. Deine Art von Freiheit ist nicht meine Art von Freiheit."
 

Leonidas schob Mao sanft von sich und gab ihm noch einen schnellen Kuss. "Ihr findet mich beim Frühstück. Und ihr werdet mir beide Gesellschaft leisten." Ein drohender Seitenblick traf Zikél. Und dann stand er auf und ging.
 

Während Mao mit hängenden Ohren auf dem Bett saß und Zikél betrachtete.
 

Wieder diese Worte, die er nicht verstand... oder verstehen wollte. Warum sträubte sich Mao so gegen seine Versuche, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen? Warum ließ er das einfach mit sich machen? Zikél ignorierte Leonidas völlig, wollte ihn nicht mal ansehen. "Aber sie kann es werden. Komm mit mir... ich zeige dir, wie es sein kann, wirklich frei zu sein." Seine Stimme war flehend und er streckte eine Hand nach dem Braunen aus.
 

Mao sprang auf. "Ich will deine Freiheit nicht! Begreif das doch endlich. Ich bin glücklich hier, warum akzeptierst du das nicht?" rief er. "Ich liebe Leonidas, mir ist es völlig egal ob frei oder nicht, ich will hier bleiben!"
 

Wie geschlagen stolperte der Blaue zurück und starrte Mao entgeistert an. Der Eisklumpen, der sich plötzlich in seinem Magen gebildet hatte, ließ Zikél zittern und er schüttelte einfach ungläubig den Kopf. "Nein, das ist nicht wahr. Du verwechselst Dankbarkeit mit Liebe." hauchte er und wollte einfach nicht glauben, was Mao gesagt hatte. In seiner Brust stach es, als würden tausend Nadeln durch ihn geschossen werden. "Du lügst."
 

Mao sah verkniffen nach unten. Er erwiderte nichts. Einen Augenblick später sammelte er vom Boden seinen Rock auf und schlüpfte wieder hinein. "Lass uns frühstücken gehen."
 

Zikél fühlte eine seltsame Taubheit in seinem Körper und merkte gar nicht, dass er dem Jüngeren folgte. Der Schock saß immer noch tief, obwohl sich alles in ihm dagegen wehrte, es auch nur eine Sekunde für möglich zu halten. Schweigend und mit ausdruckslosem Gesicht setzte er sich an den Tisch, so weit es ging von Leonidas entfernt. Hunger hatte er keinen mehr, also rührte er auch nichts an, starrte nur stumpf vor sich hin und versuchte den Schmerz in seinem Inneren irgendwie zu dämpfen.
 

"Iss etwas." sagte Leonidas, wieder ruhig, wie es schien. "Wenn du nichts isst, werden wir nicht aufbrechen."
 

Kurz zuckten seine Ohren, das einzige Anzeichen, dass zeigte, dass er die Worte gehört hatte. Es kostete viel Überwindung das Essen auch nur anzusehen. Sein Magen schien sich so fest wie nur möglich zusammen gezogen zu haben. Zikél würgte etwas Brot hinunter und sah Leonidas dann funkelnd an. "Zufrieden?"
 

"Nein. Pack dir was ein. Mao, du packst dir auch etwas ein." Leonidas aß seelenruhig weiter. "Unser Ziel liegt acht Tagesreisen von hier entfernt. Die Zeit haben wir nicht. Heute Abend werden wir da sein. Nitta wird uns empfangen." Er sah scharf zu Zikél herüber. "Du wirst nichts tun, solange wir es dir nicht erlauben. Handle gegen diesen Befehl und wir werden uns aus dieser Angelegenheit zurückziehen. Hast du das verstanden?"
 

Freudlos lachte Zikél auf und schüttelte den Kopf. "Du bist verrückt. Du kannst eine Acht-Tage-Reise nicht an einem schaffen." Es ärgerte ihn, dass Leonidas vorhin noch behauptet hatte, es gäbe nichts Neues und sie nun bereits aufbrechen sollten. Widerwillig stopfte er sich Brot und etwas Obst in eine Serviette und steckte diese in einen bereitgelegten Beutel.
 

Die ganze Sache mit Mao lastete immer noch auf ihm, doch jetzt waren andere Dinge wichtiger. Erst musste er seine Familie befreien. "Ich habe es gehört und verstanden, ja. Glaubst du, ich will meine Leute noch weiter in Gefahr bringen?" Sie mussten jetzt zusammen arbeiten, es half alles nichts.
 

"Macht euch soweit fertig. In einer Stunde hole ich euch wieder ab." Er stand auf und ging zur Tür. Als er sie öffnete, stand draußen eine Frau, die scheinbar gerade anklopfen wollte. Auf ihrem Arm hatte sie Telis, der friedlich schlummerte.
 

"Clara!" freute sich Mao, verstummte aber schnell. Er wollte den Kleinen nicht wecken.
 

"Telis!" rief Zikél überrascht und stürmte auf die Frau zu, um ihr das Kätzchen abzunehmen. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, dass es dem Kleinen anscheinend gut ging. Der Anblick wärmte ihn innerlich und er lächelte leicht.

Er strich dem kleinen Jungen sanft über den Kopf und streckte die Arme aus. "Gib ihn mir."
 

"Hier." vorsichtig schob sie den Kleinen von sich. "Ich habe ihm die Erinnerung an die vergangenen Ereignisse genommen. Vorerst. Der Kleine erträgt es nicht..."
 

Zikél nickte und war froh darüber, obwohl diese Erinnerungen nicht für immer von ihm fern bleiben konnte. "Ich danke dir." Er nahm Telis auf den Arm, hielt seinen Kopf in einer Hand und drückte ihn leicht an sich. Es tat gut endlich jemanden um sich zu haben, den er kannte. Wortlos ging er an Leonidas und Mao vorbei zu dem Bett und setzte sich mit dem Kätzchen darauf, während er liebevoll über den Rücken strich und leise schnurrte. "Alles wird wieder gut, mein Kleiner. Ich bin jetzt für dich da, du bist nicht allein." flüsterte er und küsste eine Schläfe.
 

"Wir werden ihn nicht mitnehmen, er bleibt bei Clara. Du hast eine Stunde." Damit verschwand Leonidas.
 

Clara sah ihm nach. "Was ist denn mit Leonidas los?" wollte sie wissen und sah die beiden Tama-i fragend an, ging aber nicht weiter darauf ein. "Zikél, du sollst verletzt sein. Zeig mir das bitte mal."
 

Er kümmerte sich nicht weiter um Leonidas, es war ihm im Moment so ziemlich egal. Mit dem Kätzchen auf dem Schoß legte er die Beine hoch und nickte auf seine Füße. "Es tut nicht mehr weh. Der Knöchel ziept vielleicht manchmal noch, aber es geht schon." erklärte er mit gesenkter Stimme, um Telis nicht zu wecken, blickte Mao nur kurz an und musterte dann die Frau näher. Der Junge auf seinem Schoß regte sich leicht und Zikél lächelte innig ob des niedlichen Bildes.
 

Clara näherte sich und ging vor Zikél in die Knie. Ihre Hände legte sie um den verletzten Knöchel, berührte ihn jedoch nicht. "Es wird jetzt ein bisschen warm..." meinte sie, bevor sie ihre Augen schloss. Und tatsächlich spürte Zikél die leichte Wärme, die von ihrer Magie zeugte.
 

Es machte ihn etwas nervös nicht zu sehen, was passierte, sondern nur etwas zu fühlen, doch Clara wirkte nicht wie jemand, der ihm schaden wollte. Außerdem hatte sie sich um Telis gekümmert, der nun langsam aus seinem Schlaf driftete.
 

"Zikél? Bist du das?" fragte er verschlafen und rieb sich die Augen.
 

"Ja, Kätzchen, ich bin es. Hast du gut geschlafen?"
 

"Ja, Tante Clara, du bist ja auch hier." Sichtlich erfreut darüber lächelte Telis zu der Frau und bemerkte dann erst ihre Hände. "Was macht sie da?"
 

"Sie heilt meinen Knöchel. Ich bin umgeknickt." erklärte Zikél und wuschelte ihm über den Kopf.
 

"Und wer ist das?" Er schaute Mao neugierig an.
 

"Ich bin Mao. Und du bist Telis, nicht wahr? Ich hab schon viel von dir gehört." lächelte Mao und tippte dem Jungen sanft einen Finger auf die Nase. "Du hast ganz schön lange geschlafen..."
 

Mit großen grünen Augen starrte er den anderen Tama-i an, lachte dann aber vergnügt auf. "Hab ich das? Ich war so schrecklich müde." gab er zu und schmiegte das Gesicht an Zikél, der darauf seine Wange streichelte.
 

"Ja, du hattest es auch nötig, Kleiner. Hast du Hunger? Auf dem Tisch steht bestimmt noch etwas Leckeres für dich rum. Möchtest du ein Glas Milch?" Fürsorglich kümmerte er sich um Telis und hoffte, dass dieses fröhliche Lachen erhalten bleiben würde. Er wusste, dass früher oder später die Frage kommen würde, vor der er sich so sehr fürchtete: Wo ist mein Jalla?
 

Telis schielte hungrig zum Tisch, blieb aber doch lieber erst mal bei Zikél sitzen. "Ist Mao der Freund, den wir besuchen? Jalla vermisst mich bestimmt schon, weil er jetzt ganz alleine ist im Dorf..."
 

Clara war immer noch versunken in ihr Heilritual. Mao stockte und nickte. "Ja. Zikél hat mir immer so viel von dir erzählt, und ich wollte dich mal kennen lernen."
 

Zikél war froh, dass Mao geantwortet hatte und zeigte es diesem auch mit einem Blick. Er selbst bekam keinen Ton heraus.
 

~ Jalla vermisst mich bestimmt schon... ~
 

Wie sollte er dem Kleinen beibringen, dass sein Kemjal nicht mehr da war, wie auch das Dorf, wie jeder. Er drückte den kleinen Körper fester an sich und vergrub das Gesicht in den wuscheligen Haaren. "Dein Jalla..." setzte er an, doch seine Stimme versagte und er verstummte.
 

Telis blickte neugierig auf. "Was ist mit ihm?"
 

Die großen unschuldigen Augen versetzten Zikél einen Stich ins Herz und er lächelte gequält. "Dein Jalla vermisst dich ganz sicher." endete er und zog Telis in eine verzweifelte Umarmung.
 

Clara schlug die Augen wieder auf. "So. Alles wieder in Ordnung. Oh Telis, du bist ja wieder wach! Gut geschlafen?" Die junge Frau stand wieder auf und betrachtete die Gruppe Tama-i.
 

"Ja!" rief der Junge freudig und Zikél entließ ihn aus seiner Umarmung, achtete aber darauf, dass er nicht runterpurzelte, so wie er nun herumhüpfte.
 

"Telis, möchtest du dich nicht mit Mao an den Tisch setzten und etwas essen? Da stehen ein paar ganz leckere Küchlein rum, hm?"
 

Begeistert nickte der Junge, traute sich nun auch sich von ihm zu trennen und huschte davon. Zikél sah ihm kurz nach, dann wandte er sich an Clara. "Was soll ich tun? Wie soll ich ihm nur beibringen, dass... dass sein Vater tot ist?"
 

Clara lächelte ihn an. Dann wandte sie sich an Mao und Telis. "Wir gehen mal eben rüber. Ihr vertragt euch hier, ja?"
 

Mao nickte. "Ja, Tante Clara."
 

"Ja, Tante Clara." versprach Telis zeitgleich und musste lachen.
 

"Gut." Clara legte einen Arm um Zikéls Hüfte und schob ihn ins Nebenzimmer.
 

"Kommt Zeit, kommt Rat." sagte sie, als die beiden die Tür hinter sich geschlossen hatten. "Befreie deine Familie. Baut das Dorf wieder auf. Ich kümmere mich solange um den Jungen. Wenn deine Familie sich erholt hat und euer Dorf wieder steht, und ihr Kraft habt, mit der ihr den Kleinen umsorgen könnt, dann hole ihn hier wieder ab und erkläre es ihm." Sie lächelte. "So würde ich es machen. Ich kümmere mich um ihn, solange du möchtest."
 

Zikél presste die Lippen fest aufeinander. Das Angebot war mehr, als er von dieser Frau erwarten konnte, doch trotzdem... "Ich möchte ihn nicht so lange allein lassen. Versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass er bei dir gut aufgehoben ist, doch... es dauert vielleicht Monate, bis alles wieder so ist, wie es einmal war. Wenn er solange von uns getrennt ist... es tut mir weh ihn allein zu lassen. Ich möchte für ihn sorgen, ihn adoptieren. Wenn meine Familie und Freunde wieder frei sind, ist es vielleicht besser ihn gleich mitzunehmen. Ich weiß, meine Väter würden mich unterstützten, sie kennen Telis seit seiner Geburt und gemeinsam können wir ihm das geben, was er verloren hat." Zikél wusste nicht, ob es das Richtige sein würde, aber es widerstrebte ihm, Telis so lange allein und im Unklaren zu lassen. Der Schmerz würde grausam sein, jetzt wie später. "Ich brauche ihn genauso, wie er mich braucht."
 

"Es ist deine Entscheidung." bestätigte Clara. "Viele von euch haben Verluste zu beklagen. Holt Telis zu euch, sobald ihr bereit dazu seid." Clara lächelte wieder. Sie hatte eine Art zu lächeln an sich, die unglaublich warm und liebenswert war. "Aber holt ihn erst, wenn ihr dem Kleinen ein Dach über dem Kopf bieten könnt. Er ist gesundheitlich sehr angeschlagen."
 

"Einverstanden. Ich möchte alles tun, damit es ihm gut geht. Wir waren... mit seiner Familie sehr eng befreundet. Ich habe immer auf ihn aufgepasst, als er noch ein kleines Kätzchen war." Das Lächeln wirkte wehmütig. Zikél bedankte sich noch einmal bei Clara. Ihre Anwesenheit tat gut und beruhigte ihn. Das erste Mal seit er hier war, fühlte er sich willkommen und akzeptiert. "Kann ich irgendetwas tun, um mich dir erkenntlich zu zeigen?"
 

"Ach, lass gut sein. Ich bin froh, wenn ich helfen kann." beruhigte sie ihn und zwinkerte ihm zu. "Ihr könnt mich ja mal besuchen kommen."
 

"Das werden wir gern." erwiderte Zikél das Lächeln und sah zur Tür, hinter der es plötzlich laut wurde. "Was stellt er denn nun schon wieder an?" Gemeinsam gingen sie in das andere Zimmer und kaum stand der Blaue im Raum flitzte etwas kleines Graues an ihm vorbei und versteckte sich hinter ihm.
 

"Telis, was...?" Verwirrt blickte er auf und sah Mao an, der sich gerade die Reste eines Sahneküchleins aus dem Gesicht wischte. Er spürte, dass Telis seinen Schwanz in die Hände nahm und sich daran festhielt, leise kicherte. "Was hast du wieder gemacht, du Lausebengel? Eine Essensschlacht? Du solltest nicht mit Lebensmitteln rumwerfen." schalt er sanft und grinste Mao an. Das warme Gefühl flatterte wieder durch seinen Bauch, doch der Tama-i versuchte es sofort zu unterbinden. Schnell wandte er sich an den kleinen Jungen. "Telis, Mao und ich, wir werden bald für eine Weile weg sein. Du bleibst solange bei Tante Clara, okay? Ich komme dann wieder und hole dich, ja?"
 

Telis nickte. Und sah Zikél an.
 

Und merkte nicht, dass Mao mit einem Cremetörtchen bewaffnet auf ihn zuhielt und es ihm mitten auf den Kopf ditschte. "Ha!" lachte Mao triumphierend und sprang in den großen Raum hinein.
 

Der Katzenjunge quietschte auf und fauchte, doch dann rannte er hinter Mao her, lachte ausgelassen und versuchte dessen Schwanz zu haschen, um sich zu revanchieren.
 

Zikél lachte genauso und prägte sich dieses Bild genau ein. Er wollte, dass die Beiden immer so fröhlich und herzlich lachten, wollte sie vor allem Schmerz und Leid beschützen oder wenigstens es lindern, in dem er für sie da war. Doch Mao würde es wohl nicht zulassen.
 

"Zikél! Spiel mit uns!" forderte Telis ihn auf und das alte Lächeln kehrte auf die Züge des Blauen.
 

"Wenn ich dich in die Finger kriege, Kätzchen, kannst du dein blaues Wunder erleben." drohte er gespielt und stürzte sich auf den schreiend davon laufenden Jungen.
 

Clara lachte ebenfalls herzlich, hob ihre Hand und pustete darüber. Aus ihrer Hand flogen plötzlich lauter bunte Blütenblätter, die um die drei Katzen tobten und mitzuspielen schienen.
 

~~~
 

Ganz in ihrem Spiel versunken, merkten sie gar nicht, wie die Zeit verging.
 

Plötzlich stand Leonidas wieder im Raum und Telis, der ihn zuerst bemerkte, flüchtete schnell hinter Zikél, um sich dort zu verstecken. Der Blaue hob irritiert den Kopf, legte dann aber beruhigend eine Hand auf Telis Schulter. "Keine Angst, er ist ein Freund."
 

Das graue Kätzchen klammerte sich jedoch weiterhin an seinen Schwanz und presste ihn fest an sich. Zikél ließ ihn und wandte sich an den Anderen. "Soll es los gehen?"
 

"Ja." Leonidas ging in die Hocke und holte aus einer seiner Taschen einen kleinen, bunten Ball. "Hier, Telis, den habe ich dir mitgebracht."
 

Verwundert über so viel Rücksicht auf den Kleinen musste Zikél lächeln und stupste den Grauen an. "Na los, er beißt schon nicht. Und wenn, kriegt er von mir Haue." versprach er.
 

Das und das kleine Geschenk überzeugten den Jungen anscheinend und er tapste zu Leonidas, schnappte sich den Ball, fiel ihm einmal um den Hals und rannte dann wieder weg.
 

"Wir brechen jetzt auf, Telis. Sei schön brav und tue, was Tante Clara dir sagt, ja?"
 

"Jaja." war das einzige, was Zikél als Antwort bekam, denn der kleine war viel zu fasziniert von seinem neuen Spielzeug.
 

"Kommt."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Damei
2006-06-17T13:58:14+00:00 17.06.2006 15:58
Also wenn ich mich net irre würde ich ja sagen zikel liebt mao aber naja bin mir da net sicher aber die szene mit telis is total süß*gG* weiter so
Von:  elbin-luna-chan
2005-12-22T10:35:57+00:00 22.12.2005 11:35
Telis ist irgendwie knuffig. So richtig kindlich. ^.^

Ich frag mich nur, wie Ulysses darauf kommt, dass ihr Mao abmurksen wollt... o.o?
Was weiß sie, was ich nicht weiß??? >__<
*räusper*
Nun ja, kommen wir zu Kapitel 10...
Von: abgemeldet
2005-12-11T22:16:13+00:00 11.12.2005 23:16
HI!
Sorry dass ich erst jetzt schreib!!!
Ist toll geworden das Kapitel!
Gefällt mir gut!
Gruß firebird88
Von:  Ulysses
2005-11-19T09:56:57+00:00 19.11.2005 10:56
Schon wieder der Erste? Oo

Warum kommentiert hier niemand?! Was'n los mit euch?!
Dabei hat diese Geschichte jeden Kommentar verdient! Sie reißt mich von Kapitel zu Kapitel noch mehr mit ^^

Vorne weg möchte ich noch einmal etwas los werden. *senkt die stimme, so dass es sehr gefährlich klingt* Wehe, ihr bringt Mao um!!! Ich sag es euch, tut es nicht!!! Das wäre unglaublich gemein, eurem größten Fan gegenüber!!!! Bringt Nitta um!!! Leonidas!!! Oder tötet meinetwegen Telis!!! ABER NICHT MAO!!!! NEIN!!! NEIN!!! NEIN!!! *auftrampel* Bitte nicht... *in tränen ausbrech* Ich hab so Angst davor und ich bin doch euer treuster Fan *schnief* *heul* Tut mir das nicht an... *zusammenbrech*

*zusammenreiß* Das Kapitel selbst war mal wieder sehr spannend, ich liebe diese Konflikte ^^
Ich hab voll den Atem angehalten, als sich Zikél mal eben entschlossen hat, in das Schäferstündchen zu platzen *g*

Aber Leonidas ist ja auch irgendwie arg dekadent... nehmen wir eben den anderen, wir haben ja Auswahl *lol* Und Mao, unterwürfig wie immer, zack, Hose runter und Beine breit >_<
Na ja, wenn er Freude daran hat... scheint ja so ;)

Ich finde es immer wieder toll, wie ihr den Konflikt zwischen Maos und Zikéls Weltanschauung ausarbeitet. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Mao sauer ist, weil Zikél all diese Sachen vor Leonidas ausplaudert, die Mao ihm gesagt hat, aber ich glaube, dafür ist er nicht der Typ. Das er Leo verteidigt, fand ich aber sehr überraschend.

Dafür merkt man deutlich, wieviel er Zikél allmählich bedeutet und ich habe stark das Gefühl, dass sein Coitus Interuptus nicht nur deswegen geschah, weil er so Mitleid mit Mao hatte *gggg* *das mal interpretier*

Die Szenen mit Telis danach sind natürlich Zucker ^^ Und gerade das macht mich nervös... irgendwie... ich will nicht, dass Mao... ich fange schon wieder an... ihr macht mich noch zum Nervenbündel!!! >____<
Lass doch Telis hinterher schleichen und dann sterben, dann habt ihr einen dramatischen Tod und Mao kann ganz doll lieb zu Zikél sein, um ihn über dieses Trauma hinweg zu trösten!!! Das wäre doch fein, oder?! Bitte!!! *wuuuuuääääh*

*knu*
*trottet mit hängenden schultern weg*
Dat ängstliche Uly...


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