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When love is knocking on your door

Weihnachtsbeitrag 2004
von

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Kommentar: Pünktlich zu Weihnachten 2004 und dem diesjährigen Adventskalender

von boyxboy ein kleines süßes happysappi für euch ^-^ Ich hoffe ihr habt Leon

und Damian genau so knuddelflauschigzimtsternchenlieb (was für ein Wort - ich

glaub langsam bekomm ich auch das alljährliche Weihnachtsfieber ^^°) wie ich ^-^

Ich weiß, ich hab gesagt, dass es ein Einteiler wird. Es hat sich auch von der

Story rein gar nichts geändert, ich hab also nicht mehr geschrieben als

ursprünglich geplant oder so(d.h. vom Inhalt ist nicht mehr dazu gekommen, aber

ich hatte zugegebenermaßen nicht damit gerechnet, dass ich so viele Worte

brauchen würde um diese Geschichte zu erzählen >.<), aber ich fand, dass es

übersichtlicher ist, wenn man es noch mal ein bisschen aufteilt ^-^

Das Lied gibt es nicht wirklich, dass habe ich mir nur mal eben auf die Schnelle

ausgedacht, weil mir mein Titel so gefallen hat und ich ein Lied brauchte, indem

diese Zeile vorkommt (und versucht mal so ein nichtvorhandenes Lied zu kriegen,

ohne es schließlich selbst zu "dichten"...)

Also viel Spaß beim Lesen und danke an Netti fürs Beta ^-^

Gewidmet ist die Story No-kun. Er weiß warum *anflausch* ^__^
 

CONTACT I
 

Leon seufzte leise auf und strich sich eine der schulterlangen, blonden Locken

aus dem Gesicht, die ihm immer wieder in die haselnussbraunen Augen fielen.

/Warum muss Lina ausgerechnet jetzt krank werden und dann gleich noch Thomas

anstecken? Ich kann doch nicht für drei Personen essen! Aber bei meinem Glück

war das ja abzusehen. Erst müssen meine Eltern auf nach Japan und jetzt sind

auch noch meine beiden besten Freunde ausgeknockt... Ach menno, ich will

nicht... Weihnachten allein feiern ist doof... und nur für sich selbst Plätzchen

backen macht keinen Spaß... /

Selbstvergessen vor sich hinschmollend blickte er aus dem großen Glasfenster des

heimelig warmen, wundervoll duftenden Cafés. Seit er vor etwa anderthalb Jahren

sein Studium der Germanistik und Anglistik aufgenommen hatte, war es ihm zu

vertraut schöner Gewohnheit geworden, so oft er konnte (was bedeutete mindestens

zwei Mal pro Woche) mit ausreichend Schreibmaterial hierher zu finden.

Das kleine festlich aber nicht kitschig hergerichtete Café war wirklich sein

absoluter Lieblinsplatz um zu schreiben und zu träumen - sogar noch vor seiner

weichgepolsterten Fensterbank und seinem geliebt-geheiligten Bett. Dies hatte

mehrere Gründe: Zum einen war er nicht gern allein und hier war er von Menschen

umringt, deren Gesprächen er aufmerksam lauschen konnte, ohne dass man ihn

irgendwie stören würde, während er nach einer zündenden Idee suchte, und zum

anderen konnte er in seiner gemütlichen Einzimmerwohnung nicht Kaffee, heiße

Schokolade und Tee sowie leckeren Kuchen und frisches Gebäck bestellen - das

hieß, er konnte schon, nur hatten weder sein Kühlschrank noch sein Wasserkocher

bis jetzt gelernt, ohne ihn zurecht zu kommen und ihm ihr kleines kulinarisches

Meisterwerk dann auch noch mit dem bezauberndsten Lächeln dieser Erde zu

servieren, so wie etwa einer der hiesigen Kellner.

"So, bitte schön, ein Lady Grey Tea für unseren Bestsellerautoren mit den

,singenden Händen'", lächelte ihn der Schwarzhaarige mit den durchdringenden

aber sanftwarmen grünen Augen an und platzierte den Tee samt allen anderen

Utensilien auf dem Tisch vor ihm.

Leon errötete leicht, wie er es immer tat, wenn der Kellner (und übrigens auch

Germanistik- und Journalistik-Student) ihn mit Komplimenten oder anderen netten

Gesten - wie sein zauberhaftes Lächeln... - bedachte. Allerdings war er auch

mehr als nur ein bisschen überrascht davon, dass Damian, wie dieser Traummann

von seinen Eltern genannt worden war, ganz offensichtlich seinen Roman

,Nachtglühen' gelesen hatte. Wie sonst hätte er von den ,singenden Händen'

wissen können?

"Dankeschön", murmelte er leise, da er seiner Stimme in Anwesenheit des, soweit

er wusste, geringfügig Älteren nie so recht trauen wollte, einfach aus der

Befürchtung heraus, seine Stimme könnte vor Glückseligkeit - oder wie in diesem

Augenblick _Verlegenheit_ - kippen.
 

"Gerne. Dafür bin ich doch da", zwinkerte der andere, sah sich kurz um, ob alle

Gäste bedient waren, und rutschte dann kurzerhand auf den Platz neben Leon.

/Jetzt oder nie.../

Der junge Blondschopf blinzelte ihn verwirrt an und Damian musste sich wirklich

schwer zusammenreißen, um nicht auf der Stelle von den vor Überraschung leicht

offen stehenden, rosenen Lippen zu kosten. Stattdessen lachte er nur leise über

den niedlichen Anblick, den er als leicht verfrühtes Weihnachtsgeschenk für sich

verbuchte, und sagte dann sein Sätzlein auf, dass er nun mindestens schon

50.364.790 Mal vor seinem Spiegel aufgesagt hatte:

"Sag mal... könnte ich in den Ferien vielleicht einmal bei dir vorbeischauen und

deine Aufzeichnungen für Germanistik von vorgestern abschreiben? Ich war doch

krank und irgendwie habe ich bis jetzt niemanden gefunden, der sie einigermaßen

vollständig hat..."

"Natürlich...", antwortete der Kleinere langsam und sichtlich überrascht, schob

gleich noch nach: "Wann willst du denn kommen?"

"Sobald du Zeit für mich hast", strahlte Damian ihn überglücklich an, grinste

dann schief, und deutlich weniger glücklich erklärte er: "Ich muss Weihnachten

diesmal allein verbringen und kann mich ganz nach dir richten."

"Ja, ich auch...", nuschelte Leon traurig, sodass Damian unmerklich die

Augenbrauen zusammenzog. So eine Trauermiene stand dem Kleineren überhaupt

nicht, fand er.

"Ich habe sowieso nichts weiter vor, außer ein bisschen schreiben und ausspannen

- theoretisch könntest du also schon morgen kommen, wenn du nichts besseres zu

tun hast", führte der Blonde zu Ende und schnitt eine reichlich schief

ausfallende Grimmasse.

"Wenn es dir wirklich nichts ausmacht, gerne!", antwortete Damian schnell und

mit klopfendem Herzen, bevor Leon es sich anders überlegen konnte. Wenn diese

braunen Augen nur wüssten, was sie mit jedem Blick in ihm auslösten...

Am liebsten hätte er der schlanken aber nicht zu zierlichen Gestalt auf der

Stelle die Kleider vom Leib gerissen und jeden einzelnen Zentimeter mit seinen

Mund liebkost, jedes Fleckchen Haut mit seinen Lippen ertastet; aber er wusste

ja noch nicht einmal sicher, ob der Jüngere nur über Männerliebe schrieb oder

ihr auch selbst frönte. Zugetraut hätte er Leon nämlich auch ersteres, denn sein

Erstling, der trotz des _speziellen_ Hintergrunds auf die (sowohl hetero- als

auch homosexuellen) deutschsprachigen, und vielleicht bald auch auf

internationalen Bestsellerlisten gefunden hatte, hatte seinen jungen Verfasser

als eine sehr feinsinnige und einfühlsame Person enttarnt.

"Nein, ganz und gar nicht", rief Leon hastig und der Schwarzhaarige bemerkte

erfreut, dass dieser sich schon jetzt über sein Kommen freute.

"Wo wohnst du denn genau?", erkundigte sich der kellnernde Student und ließ sich

von dem Jüngeren die Adresse aufschreiben und genauestens erklären, damit er

auch ja nicht zu spät kam. Das letzte, was er wollte, war, Leon glauben zu

lassen, dass er ihn vielleicht doch versetzte, wo er ihm extra seinen ersten

Weihnachtsfeiertag opferte.

"Damian!", rief Herr Siebenstern, der Besitzer des Cafés, in eben diesem

Augenblick nach ihm.

"Komme sofort", gab der Gerufene freudig zurück und sprang mit der

feinsäuberlich geschriebenen Adressennotiz eilfertig auf, beugte sich aber noch

einmal zu dem anderen herunter und konnte es sich einfach nicht verkneifen, die

feingliedrige, etwas kleinere Hand leicht zu berühren.

"Also abgemacht - ist dir so gegen 14 Uhr recht?"

Der junge Student blickte erstaunt auf ihre beiden Hände, zog die seine aber

auch nicht weg, sah nur mit großen, fragenden Augen zu ihm auf und nickte stumm.

"Vielen Dank...", lächelte der spanisch-schweizerische Mischling mit tief

empfundener Herzlichkeit und fügte in Gedanken ein wenig über sich selbst

schmunzelnd hinzu: /Und "Merci, dass es dich gibt."/

Nach mehr als einem Jahr des um den Jüngeren Herumschleichens hatte er sich nun

also endlich ein Herz gefasst - und er bereute es nicht, schwebte im Moment viel

mehr auf Wolke Sieben, weil er es getan hatte und nicht abgewiesen worden war.

Er wusste natürlich, dass er von ,Aufzeichnungen abschreiben' gesprochen hatte

und die Abfuhr noch früh genug kommen konnte, aber schließlich war heute das

Fest der Liebe und er in genau diesem Augenblick einfach viel zu aufgedreht, als

dass er an so etwas denken mochte.

Er schenkte dem hübschen Blondschopf noch einen letzten sehr ausgiebigen und

liebevollen Blick und erst dann begab er sich zu seinem Chef, der ihn zum

Telefon schickte, an dessen anderen Ende sein bester Freund schon ungeduldig auf

ihn wartete.
 

Fast zaghaft hob er den mittlerweile nur noch warmen, aber nicht mehr heißen Tee

an seine Lippen und trank in kleinen Schlucken davon, hatte merkwürdigerweise

das Gefühl, als koste er von weichwarmen Lippen, die sich sanft auf die seinen

schmiegten.

Noch immer mitgenommen von dieser freudigen Botschaft wank er Herrn Siebenstern

heran um zu bezahlen. Er musste schnellstens hier raus, bevor der Größere

wiederkam, oder Leon würde für rein gar nichts mehr garantieren können - nicht

in diesem Zustand des scheinbar absoluten und nicht mehr zu übertreffenden

Glücks.

/Ich glaube, ich habe so eben das schönste Weihnachtsgeschenk meines Lebens

bekommen/, dachte er verträumt lächelnd und kramte in seiner geliebten

schwarzroten Stoffumhängetasche nach dem Portemonnaie, musste erst alles

ausräumen um die Geldbörse wie immer ganz am Grund zu finden - eines dieser

unbegreiflichen Phänomene, deren Sinn einzig und allein der sein musste, Leon

auch noch den letzten Nerv zu rauben.

Herr Siebenstern wünschte ihm festlich gestimmt und mit einem warmen Lächeln

schöne Weihnachten, dann verließ der Blondschopf eilig, aber deutlich besser

gelaunt als zuvor, das Café und machte sich auf den Heimweg.

Ja, schon allein die Vorfreude würde ihm den einsamen Heiligabend mehr versüßen

als Zehn LKW-Ladungen frischgebackener Plätzchen...
 

Mehr als nur gut gelaunt kam Damian aus dem Raum "nur für Mitarbeiter", jedoch

verkehrte sich sein Lächeln schnell in sichtbare Enttäuschung, als er Leons

Platz verwaist vorfand.

"Falls du den kleinen Träumer suchst, der ist gerade gegangen... Hatte es ja auf

einmal mächtig eilig - und hat gestrahlt wie so'n Honigkuchenpferd... Mein

nichtsnutziger Neffe hat ihm wohl schöne Augen gemacht, was?", fragte sein Onkel

amüsiert.

Damian wurde leicht rot. "Onkel, nicht so laut!", zischte er. Es war ja nicht

so, dass er sich für seine Sexualität schämte, aber mit Informationen über sein

Privatleben hatte er sich bei Fremden schon immer sehr zurückgehalten und er war

ja auch wirklich froh, dass sein Onkel ihn als das akzeptierte und mochte, was

er war, aber musste er ihm das denn unbedingt zeigen, indem er Damian ständig

damit aufzog? Leider wusste der gemütliche Endvierziger nämlich nur zu genau,

dass sein Neffe beide Augen auf den kleinen verträumten Engel mit den

goldblonden Rauschelocken geworfen hatte... Was allerdings zugegebenermaßen den

Vorteil hatte, dass es in der Regel auch Damian war, der den liebenswerten

Blondschopf bedienen _durfte_.

"Fragen wird man ja wohl noch dürfen", grinste sein Lieblingsverwandter und

klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern. "Man macht sich halt so seine

Gedanken, wenn man herausfindet, dass du ihn ausgerechnet heute, zum Fest der

Liebe, besuchst..."

Damian blinzelte verwirrt. "Wovon redest du? Ich gehe _morgen_ zu ihm - und nur,

um seine Aufzeichnungen abzuschreiben!"

Das Grinsen auf den Lippen seines Onkels mütterlicherseits wurde noch viel

breiter. "Und wer's glaubt... aber ich wette mit dir, dass du nicht bis morgen

warten wirst, um ihn zu besuchen..."

Misstrauisch hob er die Augenbraue. Was hatte der Cafébesitzer nun schon wieder

ausgeheckt? "Und woher willst du das wissen?", erkundigte er sich argwöhnisch.

"Ganz einfach: Ich glaube nicht, dass du dir die Chance entgehen lässt, den

rettenden Ritter in der weißen Rüstung zu spielen - und schon gar nicht, dass du

den Kleinen eine Nacht vor seiner eigenen Wohnung campieren lässt!" Damit zog er

einen Damian unbekannten Schlüsselbund aus seiner Schürze, die er beim Backen

seines stadtweit berühmten Naschwerks trug - und somit so gut wie nie ablegte.

"Dein Kleiner hat seine Schlüssel hier vergessen - ist mir nur leider viel zu

spät aufgefallen und theoretisch ist es ja auch gar nicht so schlecht, wenn ich

meinem Neffen helfen kann unter die Haube zu kommen."

Damian stöhnte auf und riss schnell die Schlüssel aus der Hand seines Onkels,

bevor der noch auf irgendwelche "genialen" Ideen kommen konnte.

"Er ist N.I.C.H.T. _mein_ Kleiner, okay Johnny?"

"Ja... _noch_ nicht", grinste Johnny Siebenstern nur und zwinkerte ihm

verschwörerisch zu, bevor er ihn zurück in den Personal-Raum scheuchte, wo der

Schwarzhaarige seine Arbeitsklamotten gegen seine Freizeitkleidung eintauschen

konnte, und schenkte ihm "weil doch heute Weihnachten ist" die 45 Minuten bis zu

seinem eigentlichen Feierabend damit sein junger Lieblingsverwandter seine

Rettungsaktion für ausgesperrte - und unbestreitbar niedliche - Träumer antreten

konnte.

"Ciao!", rief Damian seinem Onkel zu, während er sich den schwarzen

Stoffrucksack überwarf, der nur einen einzigen Träger besaß welchen man bequem

quer über die Brust hängte.

"Viel Glück - und tut nichts, was ich nicht auch tun würde!"

Der 21jährige Student behielt es sich vor, darauf nichts zu antworten und

quittierte es nur mit einem alles sagenden Augenrollen, während er die Tür

aufzog und sich dem mittlerweile ausgewachsenen Schneesturm entgegenwarf.

/Was beklagen sich nur alle? Immerhin weiße Weihnachten, oder etwa nicht?/,

dachte er leicht schief grinsend über die zahlreichen wenig festlichen Flüche

die ihm ein heftiger Wind zutrug, welcher aus gewöhnlichen Fußgängern torkelnde

fußkranke Enten machte.

/Na Rückenwind ist immer noch besser als Gegenwind/, versuchte er sich wie immer

den positiven Krümel aus dem Pessimistenkuchen herauszupicken und machte sich

dann auf zu Leons Wohnung.
 

Leon für seine Wenigkeit hatte im Moment genug damit zu tun, seine kläglichen

Flugversuche so kurz vor seiner Wohnung nicht doch noch in einem wenig

würdevollen Abgang enden zu lassen und jammerte leise vor sich hin, wobei der

Wind es ohnehin auf seine eigene - und sehr effektive - Weise unmöglich machte

auch nur das eigene Wort zu verstehen.

Er war ja wirklich froh, dass sie dieses Jahr doch noch weiße Weihnachten

bekamen, aber man konnte es auch übertreiben...

/Egal. Weihnachten bleibt Weihnachten/, dachte der hübsche Blondschopf fröhlich,

den so manch eilig vorbeihastender Fußgänger en passant beinahe mit dem

Christkind verwechselte.

Weihnachten war für ihn praktisch der wichtigste Tag im Jahr. Er bedeutete ihm

sogar viel mehr als sein eigener Geburtstag. Schon als Kind hatte Leon sich

immer riesig über Weihnachten und all seine Auswirkungen gefreut: Alle wurden in

festliche Stimmung versetzt, die Menschen _versuchten_ immerhin lieb und

freundlich zueinander zu sein, die ganze Familie kam zusammen und jedes Jahr

spätestens ab Nikolaus wurden von seiner Mutter, seinem Onkel, allen anderen der

Backkunst fähigen Verwandten und nicht zuletzt von ihm Unmengen an Plätzchen

gebacken - und da ihm ohnehin irgendein Alien nach seiner Geburt ein schwarzes

Loch anstatt eines Magens eingepflanzt zu haben schien, konnte er so viele davon

essen wie er nur wollte... und das war wirklich eine ganze Menge...

Plötzlich ließ ihn etwas aus seinen Gedanken aufschrecken: Ein leises vom

Schneesturm fast verschlucktes Maunzen.

Leon hielt erschrocken inne und sah sich nervös um. Seit er als kleines Kind

_wirklich_ grundlos von einer Katze lebensgefährlich gebissen worden war, als er

sich im Garten seiner Großtante auf der Wiese ausgestreckt hatte - und von deren

Biss er noch immer zwei Wundmale am Hals trug, als ob er von einem Vampir

gebissen worden wäre[1] -, verspürte er eine ernsthafte Aversion gegen

Hauskatzen. Er hatte nie verstanden, wieso er wegen seiner Verschmustheit oft

mit diesen Tieren verglichen wurde. Für ihn waren sie lediglich ganz besonders

gemeine und abgrundtief hinterhältige Vierbeiner - ganz und gar nicht zu

vergleichen etwa mit den friedlichen Kaninchen oder einem Hund.

Der junge Student wusste ja selbst, dass es kindisch war, aber er konnte nun mal

nichts dafür, dass er diese Tiere einfach nicht mochte, so schön sie auch

aussehen und so weich ihr Fell auch sein mochte. Er fand sie sogar regelrecht

unheimlich oder besser gesagt die Tatsache, dass immer eine Katze in der Nähe

war, wenn ihm irgendetwas passierte - und dabei war er nun wirklich kein

abergläubischer Mensch.

Wieder einmal überlegte Leon ergebnislos, ob ein "einfacher Katzenbiss" für ein

lebenslanges Trauma ausreichte, musste aber zumindest doch einräumen, dass er

schließlich nicht von diesem einen heimtückischen, boshaften, ja fast

dämonischen Riesenvieh seiner Großtante auf alle Katzen schließen konnte - oder

besser gesagt: Es zumindest nicht tun _sollte_. Schließlich konnte man kaum

behaupten, dass, weil es unter den Menschen ein so unglaubliches, regelrecht

zauberhaftes Exemplar namens Damian gab, alle anderen Vertreter dieser Spezies

genauso waren. Bestes Beispiel war er ja selbst.

Wieder hörte er das Miauen und ging eilig weiter. Er war fröhlich - oder um der

Wahrheit die Ehre zu geben: Überglücklich - und hatte jetzt keine Lust auf

Pleiten, Pech und Pannen.

Leider schien die nur schemenhaft erkennbare weißschwarze Katze nichts davon zu

wissen, denn im nächsten Moment huschte sie unbekümmert zwischen seinen Beinen

hindurch, sodass Leon einen erschrockenen Satz nach vorne machte und prompt auf

dem zu Glatteis festgetretenem Schnee ausglitt, eine meisterhafte Eiskunstlauf-

Kür zum Besten gab und beinahe sein Gleichgewicht wiedergefunden hätte, wäre da

nur nicht urplötzlich der Absatz der niedrigen nach unten führenden Steintreppe

aufgetaucht, die sich an den Weg, der von dem Wohnhaus zur Straße führte,

anschloss...

Schliddernd und wild mit den Armen rudernd versuchte er sich noch zu retten,

doch da hatte er auch schon vollends die Bodenhaftung verloren.

Es ging alles viel zu schnell - nicht einmal für einen Schreckenschrei, der

ohnehin ungehört im Tosen des winterlichen Sturmes untergegangen wäre, blieb ihm

noch Zeit, bevor der Schmerz wie weißglühendes Eisen in seinem rechten Fuß

explodierte.

Leon stöhnte leise, Tränen stiegen ihm wie bei einer Springflut schlagartig in

die Augen und für einen Moment sah er nur bunte Lichtblitze verschwommen über

seine fest zusammengepressten Lider zucken.

Als der Schmerz schließlich wildpochend auf ein gerade noch erträgliches Maß

gesunken war, begann er herzhaft zu fluchen und versuchte unterdessen noch

irgendwie wieder in die Senkrechte zu kommen ohne seinen offensichtlich

verletzten Fuß zu belasten.

Unmittelbar zu eben jenem Fuß erklang plötzlich ein beinahe besorgtes Maunzen,

sodass Leon erschocken zusammenzuckte und aus Versehen seinen verletzten Fuß

aufsetzte.

Zischend sog er die Luft zwischen den Zähnen ein und eine einsame Träne bahnte

sich ihren Weg über seine Wange.

Erneut ließ die Katze ein klagendes Miauen hören und er blickte, nachdem er sich

einigermaßen beruhigt hatte, argwöhnisch zu dem schwarzweißen, scheinbar noch

sehr jungen Fellbündel, dass sich in diesem Moment aufrichtete und mit den zwei

Vorderpfoten gegen seine Wade lehnte als wolle sie an ihm hinaufklettern und

sich in seiner Jacke oder wenigstens zwischen seine Arme verkriechen.

Und obwohl er eine fast an Hass grenzende Abneigung gegen Katzen hegte, tat ihm

dieses eine, ein wenig tollpatschige Kätzchen plötzlich Leid. Es konnte ja

nichts dafür, dass er sich wie ein Kleinkind schon bei einem lächerlichen Miauen

zu Tode erschreckte - außerdem war es wirklich verdammt kalt und abgesehen

davon, dass selbst er erkannte, dass er vor sich einen entwischten Stubentiger

haben musste, war heute doch Weihnachten, das Fest der Liebe und Besinnlichkeit.

Er seufzte leise auf und hüpfte einbeinig und ziemlich unbeholfen zur Haustür,

ließ auch das maunzende Fellknäuel nach einem letzten - _sehr_ - langen Blick

hinein, als er mit vor Kälte bereits tauben Fingern endlich die Tür an dem

eisigen Metallgriff aufgedrückt hatte.

Erschöpft sank Leon auf die unterste Treppenstufe und lauschte schaudernd und

fröstelnd dem pfeifenden Wind, der um das Haus sauste und jede noch so winzige

Ritze nutzte. Er war zwar kein muskelbepackter Athlet, aber schließlich trotz

seiner beinahe zierlichen Statur auch kein absoluter Schwächling und

einbeinhüpfend gegen einen ausgewachsenen Schneesturm anzukämpfen war nun auch

nicht gerade die üblichste Freizeitaktivität.

Das Fellbündel namens June, wie man von einem kleinen silbernen Plättchen an dem

blutroten Halsband ablesen konnte, störte sich indes nicht an den sehr

nobelpreisverdächtigen Gedankengängen des blonden Jünglings. Stattdessen begann

es sich die Treppe hinaufzuarbeiten und Leon gestand sich seufzend ein, dass es

besser war, es sofort hinter sich zu bringen, bevor es ihm auf der Treppe allzu

gemütlich wurde und er vielleicht noch in Betracht zog, darauf zu übernachten,

um sich morgen von einem Nachbarn hoch tragen zu lassen.
 

- - - -

[1] Sorry No-kun, aber ich fand es irgendwie trotzdem cool ^^° *dir eine packung

katzenleckerlis zur Verteidigung reich*



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-04-07T09:11:42+00:00 07.04.2006 11:11
Ohay-o ^^y
Klasse Anfang *maunz*...
Leon scheint ja ein kleiner Unglückskater zu sein...XDD
werd ma weiter Lesen...
mata ne
Von: abgemeldet
2006-01-02T15:56:36+00:00 02.01.2006 16:56
Noch keine Kommentare? Dann muss ich jetzt eben einen schreiben ^-^
Also mir gefällt die Story und ich werde auf jeden Fall weiterlesen. Er ist bestimmt 'erfreut' wenn er merkt dass sein Schlüssen weg ist, aber die Rettung naht ja *gg* Ich find's toll dass er die Katze reingelassen hat, obwohl er von diesen Tierchen eigentlich nicht so begeistert ist ^^
Ich lese jetzt erst mal weiter.
LG

takuyami


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