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Wenn du lachst

Bill x Tom
von

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19

Tom lief gesenkten Hauptes aus dem Krankenhaus. Um sich herum nahm er fast nichts mehr wahr, sodass er beinahe ein paar Schwestern und Ärzte umgenietet hätte. Die Abweisung seines Bruders hatte ihn den Tränen mehr als nur nahe gebracht. Er hatte das Gebäude fluchtartig verlassen und lief nun im Park vor dem Krankenhaus herum, auf der Suche nach einem Platz, wo er sich niederlassen konnte. Nach kurzem umhersuchen fand er eine Bank, direkt vor einem Sandkasten. Er setzte sich darauf, zog die Beine an und schlang seine Arme um sie herum.
 

Warum verdammt, hatte er das auch erwähnt? Es war doch schon länger her gewesen, das er sowas getan hatte. Für sich selbst hatte er das Thema doch eigentlich schon abgeschlossen. Und damit beschlossen, niemandem davon zu erzählen. Nichtmal Bill, seinem eigenen Zwillingsbruder. Er hatte Angst, das Bill ihn dann mit völlig anderen, verkehrten Augen, sehen würde. Ihm nicht mehr so trauen würde, wie zuvor. Und diese Reaktion gerade… war das nicht genau das gewesen, wovor er Angst gehabt hatte? Gott, er war so blöd…
 

Eine Weile lang saß er da, den Kopf auf den Knien. Um ihn herum kamen und gingen Menschen, die ihre Verwandten und Freunde im Krankenhaus besuchten. Doch er nahm kaum Notiz von ihnen. Doch die Kinder, die da nun den Sandkasten betraten, erregten seine Aufmerksamkeit. Ein Zwillingspärchen, wie er und Bill. Ausgelassen und fröhlich. Glücklich.
 

Was gäbe er dafür, nochmal so klein zu sein. Nicht das fühlen zu müssen, was er im Moment empfand. Nicht dieses komplizierte Leben führen zu müssen… aber war es wirklich so kompliziert?
 


 

Bill sah aus dem Fenster. Immer noch.

Tom

hatte

gekifft.
 

Die Wut, die in ihm hochkochte, war unvorstellbar. Sein Bruder hatte sich tatsächlich etwas von diesem schädlichen Zeug eingeballert, ohne Rücksicht auf Verluste? Und ihm das nichtmal gesagt? Eigentlich gab es doch nichts, worüber sie nicht gesprochen hatten. Rein gar nichts…
 

Bis auf seine Gefühle… über die hatte er mit Tom ja nicht gesprochen. Aber Gefühle waren etwas anderes, als Drogen. Etwas ganz anderes.
 

Sein Blick schweifte vom Fenster ab und strich über die Einrichtung des Zimmers. Sehr hell und trist. Eintönig. Aber wenigstens einen Fernseher hatte er. Bei der nächsten Gelegenheit würde er Markus mal fragen, wie er das Ding ans laufen bekam.
 

Und die nächste Gelegenheit kam verdammt schnell. Eines der menschlichsten Bedürfnisse ereilte ihn und er musste den Schwesterndienst zu Hilfe rufen, da er absolut nicht aufstehen konnte, wie er schnell merkte. Erst zögerte er, den Knopf zu drücken, der im Schwesternzimmer anzeigen würde, das er irgendetwas bräuchte. Doch, welche Wahl hatte er? Wenn er versuchte, es selbst zum Klo zu schaffen, würde er zwangsläufig aus dem Bett fallen und… nein, an die weiteren Peinlichkeiten dachte er lieber erst gar nicht, sondern drückte den Knopf.
 

Kurze Zeit später stand Markus im Zimmer.

„Na, wo brennts denn?“ grinste er Bill an.

Bill errötete leicht

„Naja, brennen tuts eigentlich nirgends... aber...“

„Aber? Du musst mal?“

Bill nickte, ohne Markus anzusehen.

Selbiger kam ums Bett herumgelaufen, um Bill hochzuhelfen. Als er merkte, dass Bill sich kaum auf seinen Beinen halten konnte, hob er ihn einfach hoch und trug ihn ins Bad. In diesem Moment war Bill verdammt froh, das er sein Zimmer mit noch niemandem teilen musste.
 

Im Bad setzte er Bill ab, stellte ihn auf seine Füße, hielt ihn am Oberkörper fest. Bill zitterte, weil er einfach noch zu schwach war, um selbst zu stehen, doch in Markus kräftigen Armen fühlte er sich geborgen und beschützt. Er hätte noch eine Ewigkeit so verbringen können, wenn Markus seine Gedankengänge nicht einfach unterbrochen hätte:

„Stützen oder halten?“

Bill wurde knallrot. Sein Bruder hätte sich bei so einem Satz bestimmt was eingefangen, aber Markus... er wusste ja nicht einmal, wie Markus das gemeint hatte. Wahrscheinlich hatte er einfach irgendetwas hineininterpretiert, oder den Satz total falsch verstanden.

Ohne ein weiteres Wort setzte Markus ihn auf dem Klo ab, wandte sein Gesicht zur Wand, damit Bill nicht sah, wie er innerlich grinsen musste, ob der Tatsache, dass er den 16jährigen wohl bald komplett um den Verstand bringen würde, wenn er so weitermachte.
 

Als er Bill wieder in sein Bett gebracht hatte, fiel ihm auf, das der Junge mit den braunen Augen scheinbar Kummer hatte, denn wieder sah Bill aus dem Fenster und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Markus setzte sich auf eine seite des Bettes, betrachtete Bill nachdenklich. Dieser Typ, der da so hilflos in seinem Bett lag, war so wunderhübsch. Diese sanften braunen Augen, die schwarzen Haare, die total zerwuselt waren - wie gerne hätte er einmal hindrurchgestrichen, Bill gestreichelt. Er rappelte sich aus seinem Tagtraum hervor und fragte seinen Patienten, was denn los sei.
 

Bill wusste nicht genau warum, aber als er Markus ansah, ihm in die Augen schaute, die ein wunderschönes himmelblau füllte, spürte er, dass er seinem Pfleger vertrauen konnte. Und das nicht nur in ärztlicher Hinsicht...

„Ich weiß es nicht genau... ich mein, ich verstehe mich schon seit längerem nicht mehr so gut mit meinem Bruder. Früher waren wir ein Herz und eine Seele, weißt du... es war toll. Wir konnten über alles reden, egal was war, wir haben sogar im Grunde gewusst, was der andere gerade macht und so... aber... seit einiger Zeit ist alles total anders. Wir streiten uns nur noch, und dann kommen plötzlich Sachen raus, von denen ich absolut nichts gewusst hab, was er mir nie erzählt hat... das macht mich fertig... ich hab gedacht, ich könnte ihm vertrauen...“

Eine Träne stahl sich ihren Weg hinab über seine Wange, bis sie von Markus Lippen gestoppt wurde.
 

Erschrocken über sich selbst wich Markus wieder zurück, fragte sich, warum er das gerade getan hatte. Eigentlich hatte er sich einmal geschworen, nie wieder etwas mit einem Patienten anzufangen, nie wieder mehr als nur freundschaftliche Gefühle zu entwickeln... und doch war er wieder auf dem Weg, sich in etwas hineinzusteigern, sich vielleicht in etwas zu „verrennen“, was ihm vielleicht wieder wehtun konnte...
 

Doch nicht nur Markus hatte diese Situation verwirrt, auch Bill fragte sich auf einmal, was los war. Denn Markus Gegenwart verursachte ein Kribbeln in seinem Bauch, dass er eigentlich nur von seinem Bruder gewohnt war. Und, diese weichen Lippen, die er gerade in seinem Gesicht gespürt hatte, waren ihm nichtmal unangenehm gewesen. Im Gegenteil, sie hatten das Kribbeln noch verstärkt. Aber... warum?
 

Markus biss sich auf die Lippen, sah zur Seite. Es war wohl besser, wenn er das Zimmer verliess. Sein Hormonhaushalt wurde von Bill mächtig durcheinandergebracht. Wohl zuviel, wenn er daran dachte, was er im Badezimmer gesagt hatte, und was jetzt gerade geschehen war. Er stand auf und verliess hastig den Raum, noch bevor Bill etwas sagen konnte.
 

Selbiger sah ihm mit gemischten Gefühlen hinterher. Sein innerstes fuhr gerade Achterbahn, und die Talfahrt schien in Zielrichtung, wenn er an seinen Bruder dachte. Was der wohl gerade machte?



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