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"Benedictio Diaboli" - Blutrosen

von

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Prolog

"Du weisst, dass du vor mir nicht fliehen kannst. Du schaffst es nicht einmal bis an die Grenzen Orons, geschweige denn durch die blutige See. Es wird dir keiner helfen..."

Die Worte, die Farviriol vor zwei Wochen noch zu ihm gesagt hatte, hallten in Raffaels Ohren wieder, als er sich der erdrückenden Übermacht an Rotmänteln gegenüber sah. Sie hatten ihn wieder einmal aufgespürt, die Bluthunde Farviriols, seines Zeichen Geheimrat der Moghuli Dimiona. Sie würden ihn nicht verletzten und auch nicht töten - das behielt der Waldelf schon sich selbst vor- , doch wünschte Raffael sich in diesem Moment nichts mehr, als dass sie sein Leben voller Qual beenden mögen, ein Leben, das nicht mehr lebenswert war, ein Leben, das seit mehr als 3 Jahren nichts schönes mehr für ihn bereit hielt.
 

Raffael hatte schon drei seiner Verfolger in Borons Hallen geschickt, aber seine astrale Kraft ging zur Neige, schnell... sehr schnell! Wie sollte er nur entkommen? Sein Wanderstab prügelte wie wild auf die drei Männer in seiner Nähe ein, bis sie am Boden lagen. Bisher hatten sie es nicht geschafft die Distanz zwischen Raffael und sich zu verkleinern. Sie wussten, dass ihr Herr sie bestrafen würde, für jede Schramme die Raffael nahm. Die Männer kannten den Hexer, der ihnen gegenüber stand, hatten sie ihn ja des öfteren wieder eingefangen und die Zeit war ihr Verbündeter. War Raffaels astrale Macht verbraucht, hatte er keine Chance mehr zu entkommen. Also warteten sie.
 

Raffael spürte, dass es vorbei war... sein Stab fiel zu Boden. Er sank auf die Knie, rammte seine Fäuste in den weichen Boden, begann zu weinen:

" Warum? So weit... noch nie so weit, ich hatte... es fast ... geschafft. Nur noch ein kleines Stück weiter."

Zwei, der komplett in Rot gekleideten Männer traten auf ihn zu.

Salil, der Kommandant reichte ihm eine Hand. "Komm! Er wartet auf dich. Ich zolle dir meinen Respekt, du bist sehr weit gekommen. Ich hätte dir gerne die Freiheit gelassen, aber ich muss an meine Männer denken."

Raffael blickte in Salils tiefblaue Augen, umrandet von seiner ebenholzfarbenen Haut und wusste, dass der Hauptmann seine Worte ernst meinte. Er griff nach seiner Hand, atmete tief durch und stand auf.

" Also, bring mich zurück." Raffael zitterte und Salil musste ihn stützen, damit er nicht wieder zu Boden ging. "Bitte vergib mir.." flüsterte Salil, "aber ein Sklave kann sich seinen Herrn nicht aussuchen. Wir würden schwer bestraft werden, wenn nicht gar den Tod finden, hätten wir dich nicht gefunden."

"Ich weiss", entgegnete Raffael traurig. Selbstverständlich wusste er, was Farviriol mit Männern machte, die sich seinen Anordnungen widersetzten. Nie hatte Raffael ein grausameres und unbarmherzigeres Wesen erlebt, als den hochgewachsenen, fast zweihundert Jahre alten Waldelfen, der so gar nicht in die Vorstellung von Elfen im allgemeinen passen wollte. Natürlich hatte er in seinem kurzen Leben erst wenige Elfen gesehen, aber was er von ihnen wusste, stimmte in keiner Beziehung mit Farviriols Eigenschaften überein. Der Elf musste unter seinem Volk als schwer badoc angesehen werden, da er riesige Städte der Einöde vorzog und sich der Kunst der Tortur verschrieben hatte. Immerhin wurde durch Farviriol bewiesen, dass Elfen eine Seele haben, wie sollte er sonst seine an die Shaz-Man-Yat verkauft haben können?
 

Raffael wurde zu einer reichen Sänfte gebracht, über und über bestickt mit schwarzen Perlen aus dem Südmeer, eingefasst in Ornamente aus Zwergengold. Zweifelsohne eine herausragende Arbeit und sicher so an die vier- bis fünfhundert Dukaten wert. Farviriol lässt sich ja nicht lumpen, dachte Raffael bei sich, als er das Gefährt betrat. Salil nahm neben ihm Platz. Raffael überschlug die Beine und stütze seinen Kopf auf seine Hand. "Du hast dich gemacht Salil, immerhin bist du jetzt schon Hauptmann. Vielleicht, wenn du genug den Speichellecker gespielt hast, gibt er dir deine Freiheit" ,höhnte er.

Salil zuckte unter der bissigen Bemerkung zusammen und im selben Moment tat es Raffael Leid, als er den traurigen Blick des fast hühnenhaften Hauptmannes sah. Salil war Raffaels einziger Verbündeter, sein Freund, und er hatte ihn verletzt, ganz bewusst, um seine eigene Angst zu verdrängen. Es war leicht jemandem die Schuld zu geben, der sich nicht wehrte, der die Anschuldigungen stumm ertrug.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht verletzten."

"Schon gut, ich verstehe dich. Du weißt, auch ich war einst sein "Kunstmaterial". Dann hat er dich gefunden... Wenn du nur einmal für ihn schreien würdest, oder anfangen würdest vor ihm zu weinen... deine Qualen hätten ein Ende. Gib ihm, was er verlangt, dann verliert er das Interesse an dir. Ansonsten wird es nie aufhören." Salil bettelte seinen Freund regelrecht an.

Die Sänfte setzte sich in Bewegung. Sie würden auf direktem Wege nach Elburum gebracht werden.

"Mag sein, aber diesen Triumph gönne ich ihm nicht. Irgendwann werde ich entkommen."

" Glaubst du wirklich, dass er dich nicht bis über die Grenzen der schwarzen Lande verfolgen würde? Niemand gewährt einem Sklaven Zuflucht, schon gar nicht, wenn er aus Oron kommt. Auch die zwölfgöttlichen Tempel werden dir nur einen begrenzten Schutz bieten. Farviriol selbst kann sie als Diener der Erzdämonin vielleicht nicht betreten, aber er hat genug Leute und Macht dich mit Gewalt herauszuholen. Und dann sterben viele Menschen. Ihm ist gleich wie viele" gab Salil zu verstehen.

"Soll ich deswegen mein ganzes Leben als sein Spielzeug verbringen?" fuhr Raffael Salil böse an. "Was kümmern mich diese Menschen. Seit drei Jahren sind die Niederhöllen für mich hereingebrochen, Tag für Tag friste ich mein Leben, wenn man es überhaupt noch so nennen kann, in seinem Haus. Jeden Abend lässt er mich in sein "Spielzimmer" bringen, wo ich als lebendes Kunstobjekt zu seiner Erheiterung diene!

Raffael riss sich ein Stück seines Oberteils vom Arm. "Sieh her, einmal hat er mir den Arm abgetrennt, nur um zu sehen, wie lange es wohl braucht, bis er wieder anwächst." Salil wandte seinen Blick auf den Boden der Sänfte, er konnte nicht hinsehen. Zu gut kannte er die Prozeduren, die Farviriol als Kunst bezeichnete.

"Du sollst es dir ansehen!" Diese Worte schrie Raffael fast. Doch es mischten sich auch Verzweiflung und unerträglicher Schmerz in seine Stimme. Raffael atmete hörbar ein, starrte mit glasigem Blick aus dem Fenster und schwieg. Vor seinen Augen flog die Landschaft vorbei, wurde zu schmalen Strichen und Farbfeldern. ...



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Von:  Archimedes
2005-09-22T15:36:28+00:00 22.09.2005 17:36
Edit: Das sollte eigentlich der PROLOG!!! sein.... -_- Ich hab mich da verklickt, ich habs schon geändert, dauert aber noch etwas bis es hier auch auftaucht! ^^ Also keine Verwirrung!

-Pride-


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