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"Benedictio Diaboli" - Blutrosen

von

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Der Preis der Macht

So, hiermit schaufle ich mein Grab, ich weiss, aber der erste Teil muss so enden! *sich-vor-den-Briefbomben-Messern-und-Knarren-schütz*

Als nächstes wird die Korrektur gemacht. Unter anderem wird der Prolog komplett wegfallen und die 1 1/2 jahr noch nachgereicht werden. Es wird dann auch endlich ne richtige Kapiteleinteilung geben und für jedes eine Überschrift. Ich lade die FF dann nochmal vollständig neu hoch und mach Charabeschreibungen und Bilder rein!

Ich hoffe man liest sich auch beim zweiten Teil! ^^

Auch wenn gewisse Charaktere nicht vorkommen... *hust*
 


 

Abschlusskapitel: Der Preis der Macht
 

"Wie kommt es, dass sie nicht heilen?"

Raffael drückte den Schwamm im warmen Wasser des Badezubers aus. Es hatte sich vollkommen rotgefärbt und die Hose des Hexers ebenfalls. Raffael kniete hinter dem Zuber und hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, dennoch war es nass geworden. Eigentlich hätte er es sich sparen können, eines anzuziehen.

Er hatte Farviriol aus dem Palast der Satrapa getragen, die sie aus dem Fenster des oberen Stockwerks grimmig beobachtet hatte. Zum Glück hatte Salil bereits vor dem Tor gewartet. Er hatte Farviriol entsetzt betrachtet, denn auch er hatte es nicht für möglich gehalten, seinen Herrn jemals so zu sehen. Ohne seinen Freund wäre es schwer geworden, den Elfen unbemerkt nach Hause zu bringen. Würde bekannt werden, dass er im Augenblick schwächer war, als ein Kind, dann waren sie alle verloren.

Als sie angekommen waren, hatte Raffael ein Bad bereitet und Alkohol besorgt, um die Wunden Farviriols zu versorgen. Marie und die Anderen hatten sich an das gehalten, was er ihnen aufgetragen hatte: Sie waren fort und Raffael bedauerte es einen Moment, denn jetzt würde es schwer werden, den Elfen am Leben zu erhalten. Er war ohne Bewusstsein gewesen und sein Sikharyan war verbraucht. Er würde sterben.

Raffael fragte sich, ob es Berechnung der Satrapa gewesen war, ihn so zurück zu geben. Hatte sie damit gerechnet, dass Farviriol sich über ihn hermachen würde und ihn an sich band, wenn er keine andere Möglichkeit mehr hatte, zu überleben? Sie hätte vermutlich nicht gedacht, dass der Elf sein eigenes Bewusstsein löschen würde , um sein Versprechen zu halten. Wenn Raffael ehrlich war, er hätte es sebst nicht geglaubt!

Sobald Farviriol das Bewusstsein wieder erreicht hatte, hatte er Salil des Zimmers verwiesen.

"Sie heilen. Doch sehr, sehr langsam" antwortete Farviriol leise.

Raffael musste sich vorbeugen, um ihn überhaupt verstehen zu können. Dabei streifte er mit seinem Hemd die Schulter des Elfen. Farviriol erschauerte unter der Berührung des Stoffs. Er saß gebeugt und müde im Wasser mit den Händen in seinem Schoß und drehte dem Hexer seinen Rücken zu, der übersät war mit tiefen Wunden, die nicht gerinnen wollten. Einige gingen bis auf die Knochen. Einen normalen Menschen hätte das verlorene Blut alleine schon umgebracht. Viel beunruhigender, als die übermenschlichen Kräfte des Lamijahs, das überlebt zu haben waren die Wunden selbst. Sie durften nicht einmal da sein!

Farviriols Haar hatte seine weiße Farbe wieder und hing nass an seinen Seiten hinunter und es verströmte nicht mehr den Geruch nach frischen Rosen. Der übernatürliche Zauber, der ihn für gewöhnlich umgab war restlos verschwunden. Er war nicht mehr, als ein schönes Mitglied des Elfenvolkes.

Raffael tauchte den Schwamm in das warme Wasser und tupfte jede einzelne Wunde fein säuberlich ab. Es war lächerlich. Die Kräfte eines Lamijas sorgten dafür, dass sie sich nicht entzündeten, aber er wollte etwas tun, um sich besser zu fühlen.

"Nicht" sagte Farviriol und entzog sich Raffales Zugriff. "Mach es mir nicht noch schwerer" Er zitterte jetzt am ganzen Körper und legte seine Hände auf die Oberarme, um sich zur Ruhe zu bringen. Er versuchte das Zittern zu unterdrücken, doch das Plätschern des Wassers verriet ihn.

"Was passiert mit dir?" wollte Raffael wissen. Seine Hände hingen schlaff im Wasser. Er wusste nicht, wohin mit ihnen.

Der Elf versuchte zu lachen.

"Ich sterbe"

Ein Stich traf Raffael mitten ins Herz. Wenn Farviriol starb, was würde aus Marie werden?

"Was brauchst du, damit du überlebst?" fragte er, obwohl er die Antwort kannte.

"Etwas, das du nicht bereit bist, mir zu geben" sagte Farviriol bitter und drehte seinen Kopf halb herum.

"Und Marie ist nicht hier. Dafür hast du gesorgt. Selbst wenn ich sie riefe, sie käme nicht mehr rechtzeitig Und jemand neuen zu fangen, dazu fehlt mir die Kraft." Er lachte leise. "Letztendlich wirst du also von mir befreit sein" Farviriol wandte sich wieder nach vorne. "Bist du jetzt glücklich?"

Raffael wusste nicht, was er darauf antworten sollte. War er glücklich, wenn Farviriol starb? Objetiv betrachtet, ohne Marie in seine Überlegungen mit einzubeziehen.

Raffael dachte intensiv darüber nach. Er hatte dem Elfen oft den Tod gewünscht. Und so nah wie jetzt, war er diesem Wunsch lange nicht mehr gekommen. Der Hexer hörte in sich hinein und antwortete dann auf die Frage:

"Es ist mir gleich." Es war die ehrlichste Antwort, die er Farviriol geben konnte. "Ich habe aufgehört, mir deinen Tod zu wünschen. Wenn ich eins in Oron gelernt habe, dann dass der Tod nie die Antwort auf Fragen, oder Lösung von Problemen sein kann. Der Tod erleichtert dem Einzelnen vielleicht sein Leben, aber er macht die Welt deswegen nicht besser."

Farviriol lachte wieder. "Sagst du mir damit, dass dich meine Gegenwart nicht mehr stört? Und dass du mir vielleicht doch dein Sikharyan gibst?" Er drehte sich zu Raffael um, ging auf die Knie und legte seine Hände über die des Hexers im Zuber. Raffael sah eine leise Hoffnung im Blick des Elfen. Er seufzte tief und zog die Hände aus dem Wasser.

"Nein" sagte er dann mit fester Stimme und richtete sich auf. "Ich bin nicht bereit dazu"

Die geringe Hoffnung im Blick des Elfen erstarb. Er senkte seinen Kopf und nickte schwach.

"Aber ich" sagte eine Stimme aus dem Nebenzimmer.

Raffael und Farviriol wanden sich überrascht der Stimme zu.

Salil trat unter den Rundbogen hervor und sah vom einen zum Anderen. Er war unerlaubt herauf gekommen und so leise, dass nicht einmal der Elf ihn gehört hatte.

"Ich bin bereit, ihm zu geben, was er benötigt""

Raffael war schockiert. "Nein, Salil, nein! Hast du vergessen, was er mit dir gemacht hat? Du kannst dich un..."

"Doch ich kann. Und ich werde" unterbrach er Raffaels Redefluss und nickte. "Ich habe es nicht vergessen, was vor einem Jahr dort unter geschah" Er betrat den Raum und ging auf Farviriol zu. "Und ich habe ihn dafür gehasst" Dann wandte er sich an Raffael "Aber du bist nicht der Einzige, der verzeihen kann" sagte er und lächelte. Raffael schluckte seinen aufkommenden Ärger hinunter. Er würde ihn nicht opfern.

"Weißt du, was du da sagst? Du bindest dich für den Rest deines Lebens an ihn! Du wirst nie wieder frei sein, keine Familie mehr gründen können, oder von hier weggehen! Er würde es nicht zulassen."

Sein Blick fiel abschätzig auf Farviriol.

Salil trat auf Raffael zu und legte ihm die Hand auf die Schulter, immer noch ein Lächeln in den Augen und voller Zuversicht.

"Ich weiss. Aber vielleicht gibt es einen Weg es später ungeschehen zu machen. Wenn es einen Weg nach vorne gibt, gibt es auch immer einen zurück!" sagte er gelassen. Dann senkte er den Kopf. " Außerdem, wenn er stirbt und das Mädchen ihm folgt," Er schüttelte den Kopf. "Du könntest es dir nie verzeihen!"

"Aber.." wollte Raffael ansetzten

"Kein aber, Raffael. Diesmal wirst du gehorchen!" sagte er zwinkernd. "Wenn wir eines gemein haben, dann, dass wir beide unsere Schuld immer begleichen! Und ich stehe noch in deiner Schuld!"

Der Hexer wollte widersprechen, schüttelte dann aber den Kopf.

"Was könntest du mir denn schulden, mein Freund?" fragte er und legte seine Hand über die Salils.

Der Braunhaarige sah ihn an.

"Dir ist es vielleicht nicht bewusst, aber deine Anwesenheit in diesem Haus, hat vielen Menschen das Leben gerettet."

Raffael sah auf den Mann, der ihm Freund und Begleiter geworden war, den er manchmal nicht verstand, gerade seinen Entschluss sich den Rotmänteln angeschlossen zu haben, aber dem er blindes Vertrauen entgegen bringen würde.

Er wollte nicht, dass Salil ausbadete, was er angerichtet hatte. Raffael strich sich durch das schwarze Haar und stützte den Kopf eine Weile in seine Handflächen. Salil hatte sich entschieden und nichts würde ihn von seinem Entschluss abbringen können. In dieser Hinsicht glich er dem Braunhaarigen. Stur bis zuletzt. Weiter zu diskutieren würde nur Zeit verschwenden. Raffael ließ aufgebend seine Arme fallen. Sie schlugen gegen die Seiten seiner Oberschnekel. "Dann mach" Er schüttelte verständnislos den Kopf.

Salil klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, trat dann von ihm weg und ging zu Farviriol.

"Herr, ihr könnt über mich verfügen" sagte er, ging neben dem Zuber auf die Knie, legte seine Hand auf Farviriols Wange und begann sie zu streicheln. Zuerst wollte der Elf zurückweichen, nahm dann das ihm dargebrachte Angebot aber umgehend an und zog den Braunhaarigen samt Kleidung zu sich ins Wasser. Er warf Raffael noch einen bedauernden Blick zu, der alle Enttäuschung darüber zum Ausdruck brachte, dass nicht er in seinen Armen lag und wandte dann seine gesamte Aufmerksamkeit dem Braunhaarigen zu. Salil folgte ohne Widerwillen.

Raffael schloss die Augen, als sie sich zu küssen begannen und schüttelte abermals den Kopf, als wolle er ein widerwärtiges Bild verscheuchen.

Dann verließ er mit einem Fluch auf den Lippen schleunigst den Raum. Er ging in die Küche, die wie verwaist da lag und feuerte den Ofen an, denn ihm war kalt. Und er hatte Hunger. Er kramte Töpfe, Gemüse und Kartoffeln zusammen und begann zu kochen. Hinzu kam, dass er Beschäftigung brauchte. Raffael kannte den Elfen, Es würde eine Weile dauern, bis er mit Salil fertig war.
 


 

Das Gemüse kochte auf dem Feuer und füllte den Raum mit verführersichem Duft. Raffael fügte mehr hinzu, für eine weitere Portion. Salil würde neue Kraft brauchen.

Wie konnte er das nur tun? Er verstand den Braunhaarigen nicht. Er band sich an den Elfen in einer Weise, die ihm die vollkommene Kontrolle über ihn ermöglichte. Aber es war seine Entscheidung. Er tat es aus freien Stücken. Warum ärgerte es ihn dann so maßlos? Raffael griff gedankenverloren nach dem metallenen Griff des Topfs und ließ ihn sofort fallen, als das erhitzte Metall sich in seine Finger brannte. Er klapperte über den blank geputzten Boden der Küche und hinterließ eine heiß dampfende Gemüsefläche.

"Verfluchter Mist!" brüllte er und gab dem Topf einen Tritt, dass er durch den Raum fegte. Er steckte sich die verbrannten Finger in den Mund und starrte vor sich hin. Wie konnte Salil das nur freiwillig tun?

Raffael ging zum Topf, hob ihn auf und stellte ihn in den Schüttstein. Er suchte nach Schrubber und Eimer und begann das verschüttete Essen aufzuwischen.

Es regte ihn auf, dass sein Freund da oben war. Oben bei Farviriol, und das tat, wozu ihm der Mut fehlte. Es wäre seine Aufgabe gewesen, seinen Fehler gutzumachen und nicht die Salils. Er müsste jetzt bei Farviriol sein und ihm das Leben retten.

Raffael wischte über den Boden, bis er sauber war und setzte sich an den Tisch der Küche. Er nahm sich eine Orange und begann zu essen. Erneut kochen wollte er nicht und so groß war sein Hunger nicht mehr. Bei dem Gedanken daran, was Farviriol mit Salil machte, verging ihm der Appetit. Etliche Zeit später, in der er über diese Situation brütete, hörte er ungelenke Schritte auf die Küche zukommen und einen Augenblick später betrat Salil den Raum. Er war schwach und lehnte sich gegen den Rundbogen.

Raffael sah ihm in die Augen und suchte Bedauern in ihnen. Doch er fand es nicht. Sein Freund wirkte geistesabwesend.

Er ließ seinen Blick über seine Gestalt gleiten. Das Haar war noch feucht vom Wasser des Badezubers und er hatte sich mühevoll angezogen, denn die Kleidung saß nicht richtig. Sein Hemd war nicht zugeknöpft und darunter kamen Bissspuren und blaue Flecke hervor. Raffael wollte es sich lieber nicht ausmalen, was in den letzten Stunden da oben passiert war.

"Geht es dir gut?" fragte er skeptisch, doch Salil nickte

"Ja, aber sehr müde" Er ging mit wackeligem Gang zum Tisch und ließ sich auf den zweiten Stuhl fallen.

"Es tut mir Leid. Du hättest das nicht tun sollen" sagte Raffael leise. Seine Worte klangen in seinen eigenen Ohren wie Hohn. Jetzt war es zu spät für Bedauern.

Salil hob müde den Kopf. "Er will dich sehen, bevor er sich schlafen legt"

Raffael nickte stumm und stand auf. Sein Freund legte den Kopf auf die Tischplatte. Das nasse Haar, das nach Rosen roch, verteilte sich kranzförmig um sein Haupt.

"Du solltest jetzt auch zu Bett gehen. Du siehst erschöpft aus."

Salil gab nur ein undefinierbares Grunzen von sich.

"Ich werte das als ja" sagte Raffael und ging hinaus. Die Abendluft wehte ihm kalt um die Nase und jagte ihm einen kurzen Schauer über den Rücken. Es war Sommeranfang, aber heute war die Nachtluft ungewöhnlich kalt und am Himmel zogen dunkle Wolken vorbei.

>>Kein gutes Zeichen<<
 


 

Der Hexer begab sich in das Schlafzimmer des Elfen, das aussah, als hätte der Beleman selbst hindurch gefegt. Wasser nässte den Teppich gänzlich ein, Kleidungsstücke lagen verstreut auf dem Boden, der Tisch war umgestoßen und Blutspuren fanden sich hier und da, aber überraschenderweise war das Bett von der Unordnung völlig unberührt. Farviriol lag in den Laken und nur sein Haarschopf lugte hervor. Raffael ging ans Bett und wartete bis er aufschaute.

"Du hast nach mir geschickt?" Raffael befürchtete, dass er jetzt eine ordentliche Standpauke gehalten bekäme, jetzt wo es dem Elfen besser ging. "Aber mach es kurz. Ich habe heute nicht mehr die Kraft, mich mit dir zu streiten" Er seufzte erschöpft und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Farviriol setzte sich auf. Sein Gesicht und der Rest seines Körpers waren immer noch gezeichnet, aber die Wunden sahen besser aus und seine Bewegungen waren zwar noch nicht katzengleich, aber deutlich schneller als zuvor. Er würde es schaffen. Er war jetzt in der Lage sich zu heilen und er hatte jemanden gefunden, der ihn mit Sikharyan versorgte.

"Keine Sorge, ich habe dich nicht gerufen, um dir Vorwürfe zu machen. Ich bin dir nicht böse." Farviriol saß leicht gebeugt vor ihm und lächelte wissend. Er verstand ihn auch ohne viele Worte. Raffael musste zugeben, dass ihm dieses gegenseitige Verstehen ganz angenehm war. Er atmete erleichtert aus, gab seine abwehrende Körpersprache auf und ließ die Arme sinken.

"Ich möchte nur eins wissen." sagte Farviriol lächelnd. Dann wurde seine Miene ernster. "Warum bist du gekommen?" Er hob die grünen Augen und sah Raffael durchdringend an. "Wenn dir nichts an meinem Leben liegt, warum hast du mich dann zurück geholt?" Der Hexer seufzte tief und ließ sich neben dem Elfen nieder, zog ein Bein an und lehnte sich darauf.

"Die Wahrheit wird dir aber nicht gefallen" sagte er und legte den Kopf auf die Seite, um Farviriol anblicken zu können.

"Damit rechne ich. Das meiste, was du sagst, missfällt mir." bestätigte er lächelnd.

"Wegen Marie. Ich wusste nicht, was aus ihr wird, wenn du stirbst" antwortete Raffael ehrlich und machte sich darauf gefasst, dass Farviriol an die Decke gehen würde, doch seine Reaktion fiel kleiner aus, als erwartet.

"Ah, wegen ihr." sagte er und sah gebannt auf die weißen Laken. " Es ist immer wegen ihr" Dann atmete er tief ein und schloss die Augen. Raffael musterte ihn eingehend.

"Warum bist du enttäuscht?"

Farviriol lachte leise und legte sich zurück in die Kissen.

Du kennst mich doch lange genug" fuhr der Hexer fort.

"Ja, ich kenne dich. Vermutlich besser als jeder Andere. Aber ich hatte gehofft, dass die Zeit für mich arbeiten würde und sich etwas ändert." Er öffnete die Augen, nahm Raffaels Hand und spielte mit seinen Fingern. Der Hexer zog sie nicht weg, sondern betrachtete Farviriol mit Interesse. Er verstand dieses Geschöpf einfach nicht und je mehr er es versuchte, desto schwerer fiel es ihm. Farviriol war durch die Hölle gegangen. Erneut. Für ihn. Und das obwohl er ihm bisher nicht entgegen gekommen war und es auch nicht tun würde. Zumindet nicht freiwillig. Er hatte ihn verraten, mehrmals, und er hatte es ihm jedes Mal nachgesehen Warum beschützte er ihn bloß so hartknäckig?

"Ich will dir auch eine Frage stellen." begann Raffael. "Warum ich? Was ist an mir besonders, dass du mich hütest, wie ein Drache seinen Hort?"

Der Hexer schmunzelte über seinen eigenen Vergleich, aber fand ihn passend. Farviriol starrte ihn eine Weile ausdruckslos an, als müsse er über diese Frage nachdenken, wandte dann seinen Blick aber kopfschüttelnd ab und entließ Raffaels Hand.

"Geh schlafen, junger Hexer. Ich bin müde" seufzte er. Er wollte sich auf die Seite rollen und das Thema beenden. Diese Reaktion kam abrupt und Raffael dachte gar nicht daran.

"Nein, ich kann jetzt nicht gehen. Ich will eine Antwort" Er ballte die Hände zu Fäusten.

"Was willst du von mir? Salil hat Recht..."

"Ich sagte dir, du sollst gehen!" unterbrach Farviriol barsch. Er sah ihn dabei nicht an.

"Das werde ich nicht!" Raffael beugte sich vor. "Du hast dich verändert und ich will wissen wieso!" Seine Worte fielen lauter aus, als beabsichtigt. Doch er wollte endlich Antworten. Es konnte nicht ewig so weiter gehen. Sie bekämpften sich gegenseitig. Jeder auf seine Weise. Selbst jetzt stritten sie sich und das wegen einer einfachen Frage!

Farviriol wandte ihm wieder sein Gesicht zu und sah ihm direkt in die Augen. Er war verärgert.

"Geh!" sagte er ruhig, aber in seinem Unterton und seiner Haltung schwangen eine eindeutige Drohung mit.

Raffael erschrak. Er hatte das Gefühl ein verletztes Tier in die Enge zu treiben. Ein gefährliches Tier. Um die Schärfe aus seinem Ton zu nehmen fügte er leise hinzu:

"Hilf mir, dich zu verstehen" Er sah den Elfen bittend an, versuchte aber jede Forderung zu vermeiden.

Farviriol betrachtete ihn einen Moment noch mit Ärger, ließ sich dann aber von seinem Blick erweichen und nickte kaum merklich. Wenn es eskalieren musste, dann sei es eben so.

"Also schön" seufzte er.

Er rutschte an die Seite des Hexers, drückte sein aufgestelltes Bein zu Boden und bettete sein Haupt in seinen Schoß. Sein feuchtes Haar legte sich wie eine Decke um seinen Rücken. Raffael erstarrte. Er wollte Antworten, keine Demonstration! Er verhielt sich dennoch ruhig, würde aber auch nicht nachlässig werden. Im Moment würde er noch nichts gegen die Annäherung des Elfen unternehmen. Ein klein wenig Spielraum räumte er ihm ein.

Farviriol atmete tief ein, schloss abermals die Augen und begann zu erzählen. "Du willst wissen warum?"

>>Ja<< dachte Raffael.

"Ehrlich gesagt, weiss ich es nicht. Als wir uns kennen lernten, wollte ich dich bestrafen, weil du das Mädchen gerettet hattest. Dann kam der Ehrgeiz hinzu, dich gewinnen zu wollen, weil niemand sich mir widersetzten durfte. Du hast dich gewehrt, mehr als jeder Andere. Und je mehr du dich gewehrt hast, desto mehr wollte ich es. Dich zertreten, weil du es gewagt hast, mich schwach aussehen zu lassen." Raffael zog verstimmt eine Augenbraue hoch. "Als ich dann herausfand, dass Blakharaz Anspruch auf deine Seele erhob und dich beschützte, wollte ich gegen ihn gewinnen, verhindern, dass er dich mir wegnimmt." Er lächelte dünn. "Rivalität besteht nicht nur unter den Göttern, musst du wissen. Ohnehin hatte ich nicht geglaubt, dass du es lange aushalten würdest."

Farviriol legte einen Arm um Raffaels Taille und schmiegte sich stärker an ihn, wie ein Kind, das nach einem schlechten Traum, Schutz bei der Mutter sucht und streichelte zärtlich mit seinen schlanken Fingern über seinen Rücken. "Doch du hast durchgehalten. Je schlimmer ich dich behandelte, desto stärker bist du geworden. Es ärgerte mich über die Maßen, deinen Willen nicht brechen zu können, bis ich schließlich einen Weg gefunden hatte, dich zu demütigen. Es bereitet mir Vergnügen dich leiden zu lassen, in dem ich die Menschen quäle, die dir wichtig sind. Du schaffst es, dass ich nur noch Gedanken daran verschwende, wie ich dir als nächstes beikommen kann. Trotz meiner Macht machst du einen Narren aus mir. Dafür hasste ich dich und ich hasse dich noch!" Farviriol richtete die juwelenartigen Augen auf ihn. Raffael konnte den Ausdruck in ihnen nicht deuten, doch er spürte, dass seine Worte nur zum Teil der Wahrheit entsprachen.

"Weshalb hast du mich dann gedeckt, wenn du mich so sehr hasst?" fragte er und sah hinab auf das weiße Haupt in seinem Schoß.

"Warum bist du zu ihr gegangen?"

Raffael fühlte sich hin und her gerissen, dieses Geschöpf mit seinen abartigen Gedankengängen von sich zu stoßen, oder es einfach die Arme zu nehmen. Farviriol tat ihm Leid. Er hatte in seinem langen Leben, das um ein vielfaches länger war, als das eines Menschen, nur Leid und Ablehnung kennen gelernt. Und dieses Leid war größer gewesen, als er bisher gewusst hatte. Er war zu jung gewesen, um die Zeit während Borbarads Erscheinen bewusst mitzuerleben. Er konnte nur erahnen, wie grauenvoll es damals gewesen sein musste. Und ganz gleich, was diese Erlebnisse aus Farviriol gemacht hatten, irgendwann vor vielen Jahrzehnten musste er einmal anders gewesen sein. Vielleicht damals schon sonderbar, aber nicht böse. Pawla hatte ihm berichtet, dass er einst auf der anderen Seite gekämpft hatte.

Farviriol richtete sich auf Kopfhöhe des Hexers auf und blieb einen Spann von seinem Gesicht entfernt. Nasse Strähnen fielen in das bleiche Gesicht, das dabei war zu heilen, aber sicher noch Tage dafür brauchen würde. Er war immer noch schön, dass es weh tat.

"Ich weiss nicht wann genau es begann, aber wenn du nicht da bist, dich mit dem Mädchen abgibst, dich in Freundschaft an Salil wendest, immer dann drohe ich vor Hass zu zerspringen und in mir regt sich der Wunsch alles zu zerstören, was dir wichtig ist. Und wenn ich bei dir bin" er fuhr über Raffaels Wange "dich berühre, dir deinen Körper zerbreche, dann brennt etwas in mir, gräbt sich bis in mein Innerstes und verschlingt mein Herz. Ich merke, dass es sich auflöst und es schmerzt, dass ich es kaum ertrage. Ich sterbe süße Tode, jedes Mal aufs Neue. Ich fürchte mich vor dir und vor dem, was du mit mir machst, mehr noch als vor Merisa und deshalb hasse ich dich! Und dennoch." Der Elf sah ihm fest in die Augen. "Es ist besser, als wenn sie dich getötet hätte. Deshalb bin ich zu ihr gegangen"

Farviriol hauchte einen Kuss auf Raffaels Lippen, der sich weder sträubte, noch ihn erwiderte, aber sich anspannte und trocken schluckte.

"Was hast du mit mir gemacht? Wie konntest du mich nur so schwächen?" fragte er ungwohnt sanft mehr an sich gerichtet. "Was machst du mit mir?" wiederholte er und sah Raffael fragend an. Farviriol zog ihn an sich und wollte erneut die Distanz zwischen ihren Lippen schließen, doch diesmal wich Raffael zurück. Farviriol lehnte seinen Kopf mit einem resignierten Seufzen gegen seine Brust, die Arme immer noch um seine Taille geschlungen.

"Warum zwingst du mich, es auszusprechen? Sie reißt ohnehin schon an mir. Ihr beide tut das, zerrt an zwei Seiten und reißt mich in Stücke. Und ich weiss nicht in welche Richtung ich gehen soll. In welche Richtung soll ich gehen?" Er hob den Kopf. "Sag mir in welche!" Seine Augen waren die eines verlorenen Kindes.

"Ich verstehe nicht." sagte Raffael und bekam ein mulmiges Gefühl. In diesem Zustand war der Elf noch nie gewesen. Etwas stimmte nicht mit ihm.

Farviriol nahm die Hände des Hexers und zog ihn zu sich. Raffael stemmte sich dagegen, bis die Finger des Elfen wie Fesseln in seine Gelenke schnitten. Er hatte einen beträchtlichen Teil seiner Kraft zurück. Das ungute Gefühl wurde zu schleichender Angst. Etwas stimmte mit ihm ganz und gar nicht. Farviriol lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Raffael und legte den Kopf auf seine Schulter. Raffaels Herzschlag verdoppelte sich von einem Moment zum anderen.

"Lass den Unsinn. Du bist erschöpft!" knurrte er, aber dass er sich mehr als unwohl fühlte, konnte er nicht verbergen.

"Mach, dass es aufhört" hörte er den Elfen sagen und sein warmer Atem drang bis durch sein Hemd. Raffael bekam eine Gänsehaut. Er versuchte sich loszumachen, aber Farviriol gab ihm keine Möglichkeit dazu. Seine Finger gruben sich wie Nägel in die Haut. Raffael unterdrückte den Schmerzenslaut und auch den Fluch, den er auf den Lippen hatte. Er drückte mit seinem Körper kräftig gegen den Elfen, um ihn vielleicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eine sitzende Position war dabei mehr als hinderlich, noch dazu, wenn man seine Hände nicht gebrauchen konnte. Farviriol ahnte Raffaels Vorhaben, drehte mit einer zu schnellen Bewegung, als dass der Hexer hätte reagieren können, seine Arme auf den Rücken und ließ sich nach vorne fallen. Raffael schlug auf das Bett auf und hörte seine Schulterknochen knirschen. Ein ersticktes Stöhnen verließ seinen Mund. Im nächsten Augenblick kniete Farviriol über ihm. Diese Position hatte seine Situation nicht gerade verbessert. Aber zumindest hatte der Elf seine Hände loslassen müssen. Er schob sie unter seinem Körper hervor, doch Farviriol krallte sich sofort wieder in seine Handgelenke und setzte sich auf seinen Unterkörper.

"Lass mich los!" forderte Raffael verärgert. Der Mann hatte seinen Spielraum ausgereizt. Jetzt war definitiv der Moment, um etwas zu unternehmen. Mit den beschränkten Möglichkeiten, die er hatte stemmte er sich gegen den Elfen, der ihn durch sein Gewicht ans Bett fesselte. "Nein! Schick mich nicht fort" Farviriol hob den Kopf und Raffael erkannte an seiner Miene was als Nächstes passieren und dass es ihm nicht gefallen würde. Nur am Rande nahm er wahr, dass es zu regnen begonnen hatte und die einzelnen Wassertropfen auf den Boden des Balkons nieselten.

"Mach, dass es aufhört. Ich kann es nicht länger ertragen" sagte Farviriol erneut. Raffael las in seinen Augen Begehren, Bedürfnis, aber auch eine tiefe Qual, die ihn in Erstaunen versetzte. Eine Qual, die er sich nicht erklären konnte.

"Ich verstehe dich nicht!" keuchte er. "Was soll ich machen? Was muss aufhören?"

Farviriol blickte ihn glasig an. Er schien nicht bei Verstand zu sein.

"Mach, dass es aufhört" wiederholte er, bevor sein Mund den Raffaels fand und jede Widerworte im Keim erstickte. Seine Zunge drang tief in seinen Mund und raubte ihm den Atem. Raffael wandte atemlos sein Gesicht ab und versuchte sich unter ihm vorzukämpfen. Mehr als nach ihm zu treten war er allerdings nicht in der Lage.

"Geh runter!"

>>Es wird wieder passieren!<< dachte er in Panik. Doch in seinem Inneren brannte eine kleine Flamme höher, bei jeder weiteren Berührung des Elfen. Und mit einem Mal wurde er auch Farviriols betörendem Geruch gewahr. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu.

>>Zu spät<< Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, begann der Zugriff auf seine Seele.

"Verschwinde aus meinem Kopf!" schrie er.

Farviriol beugte sich tiefer über Raffael, strich mit den Fingern über seine Lippen und ritzte mit seinen Nägeln einen tiefen Schnitt in die Unterlippe des Hexers.

Der süße Geschmack seines eigenen Blutes füllte Raffaels Mund. Er knirschte mit den Zähnen, als der Schmerz sich einstellte. Stärker aber noch versuchte er zu unterdrücken, dass er Gefallen daran fand. Als Farviriol sich wieder aufrichtete und Raffaels Gesicht mit klaren Augen eingehend betrachtete, als sehe er es ein letztes Mal, sagte er traurig: "Merisa hat Recht. Ich muss es beenden, bevor du mich zerstörst. Ich kann nur einem Herrn dienen"

Dann riss er das Hemd des Hexers entzwei.
 


 

Raffael kämpfte sich mühevoll einen Arm frei und schlug Farviriol ins Gesicht. So hart er nur konnte. Er würde ihn schon wieder zu Verstand bringen.

"Hör auf!" brüllte er und holte abermals aus. Farviriol fing den hilflos geführten Schlag ab und drückte Raffael zurück auf das Bett, seine Hände über seinem Kopf. Wie stählerne Fesseln schlossen sich seine Finger wieder um seine Handgelenke und pinnten ihn wie einen Schmetterling auf die Laken.

Farviriols Gesicht senkte sich in sein dichtes Haar. Er sog den Duft der schwarzen Fluten tief ein und lockerte nur für den Bruchteil einer Sekunde seinen Griff und zögerte. Als er sich wieder aufrichtete, sah Raffael in Farviriols Augen Zweifel und eine unendliche Pein.

Mit bedauerndem Blick fuhr der Elf seine verletzten Lippen mit den Fingerspitzen ab und küsste sie sanft. Raffael begann zu zittern und Zorn stieg in ihm auf. Er unternahm einen weiteren Versuch, sich aus dieser Lage zu befreien, aber er war chancenlos. Mit einem wütenden Knurren schloss er die Augen und öffnete sie sofort wieder. Er sah Farviriol böse an. Die Zweifel des Elfen waren verschwunden.

Raffael spürte den Druck auf seiner bloßen Brust und die Wärme die von Farviriol ausging. Und auch, dass etwas an ihm fraß. Die wenigen Male, in denen er sich ihm in dieser Weise genähert hatte, waren anders gewesen. In Merisas Gefängnis hatte er lebensnotwendiges Sikharyan gebraucht und damals im Zelt hatte er ihn einfach nur unter seine Kontrolle bringen wollen. Jetzt allerdings, war mehr vorhanden, als der Drang zu überleben, oder ein widerspenstiges Tier zu zähmen. Es war der Wunsch sich von einer Last zu befreien. Einer Last, die so erdrückend war, dass er daran zu zerbrechen schien.

Bitte, mach, dass es aufhört!"

"Sag mir, was aufhören muss! Ich verstehe dich sonst nicht!" forderte Raffael hilflos.

Farviriol sprach immer dieselben Worte und ihm kam es wie ein endloses Gebet vor. Doch an wen war es gerichtet?

"Es muss aufhören" hörte er Farviriol leise sagen, bevor er so hart geküsst wurde, dass es ihm den Atem verschlug und seine Lippen zu einem einzigen Meer aus Schmerzen wurden.

Raffael wollte sich aufbäumen, doch Farviriols Hände gaben nicht nach. Verzweifelt krallte er seine Fingernägel in die weiche Haut. Auch der Sturm, der gegen seine Seele tobte wurde stärker. Die anfangs freundliche Umarmung seines Seelenpanzers, war zu einer gewaltsamen Umklammerung geworden. Farviriols Kraft rollte mit einer Entschlossenheit gegen ihn, dass kein Zweifel daran bestand, dass er sich dieses Mal holen würde, wonach es ihn seit Monaten verlangte. Er würde ihn unter allen Umständen aufbrechen. Er verschwendete keine Zeit damit, ihm wie damals im Zelt, ein Trugbild einzupflanzen, das ihn verführen sollte. Dafür hörte er auch in seinen Gedanken immer die selben Worte: "Es muss aufhören! Mach dass es aufhört!" Farviriol wiederholte sie unablässig, als seien diese Worte sein einziger Gedanke, die einzige Wahrheit, die er kannte. Raffael verstand sie nicht.
 

Die Hände des Elfen glitten über den verlockenden Körper unter ihm, der sich gegen ihn zur Wehr setzte, wie nie etwas anderes jemals zuvor. Ebenso das strahlende Licht, das durch Schatten getrübt war, aber immer wieder einen Schlupfwinkel fand, aus dem es hell hervor scheinen konnte. Woran liegt es, dass jeder Versuch, sich dieses Licht zu unterwerfen scheitert, und es sich immer wieder entzieht? Farviriol hielt inne, senkte sein Gesicht in Raffaels Haar, das er für das Schönste hielt, das er je gesehen hatte und sog den Duft ein, der seinem mittlerweile so ähnlich war und trotzdem stets etwas eigenes bewahrte. Es war weder fein, noch seidig, nicht einmal weich, aber von einer Kraft und Leben, dass es ihn jedes Mal schmerzte, wenn er es nicht berühren durfte. Er richtete sich auf, sah in die grünen, stolzen Augen, die die Farbe der Nacht angenommen hatten und ihn angstvoll anblickten, zugleich aber eine Gewissheit in ihnen lag, dass er hart kämpfen müsste, um sie zu brechen. Farviriol fuhr vorsichtig die blau werdenden Lippen ab, die unter seiner Berührung erzitterten, nicht in freudiger Erwartung erneut liebkost zu werden, sondern vor Angst und Zorn. Er spürte, wie sein Wille gegen die Seele dieses Mannes herrschte, der ihm nur Ärger gemacht hatte, seit er ihm das erste Mal begegnet war.

>>Ja, ich hasse dich!<< dachte er. >>Ich habe dir alles genommen, was dir etwas bedeutete, dich zertreten und geschändet, damit dir keine andere Wahl bleibt und du dich flehend an mich wenden würdest und ich mich deiner dann entledigen könnte. Wie ich es mit hunderten zuvor getan habe und wie ich es mit hunderten nach dir getan hätte.<< Farviriol küsste sanft den zitternden Mund. >>Und dennoch, du kleiner, schwacher Mensch kämpfst dich jedes Mal zurück. Und je schlimmer es für dich wird, desto leichter fällt es dir. Ich wollte dich an mich binden. Doch viel mehr hast du, ohne, dass ich es bemerkte, mich an dich gebunden<< Für einen Moment regte sich in Farviriol Bedauern darüber, dass er sich mit seiner dämonischen Kraft nehmen musste, was er unter anderen Umständen vielleicht freiwillig erhalten hätte.

Der Mann unter ihm versuchte den kurzen Moment des Zweifelns zu nutzen, um sich zu befreien.

Die Pein kehrte in Farviriol zurück, die ihn anpeitschte, weiter zu machen, die Stimme, die bedrohlich zu ihm flüsterte, dass er Diener war und nicht Herrscher.

Er schloss die Augen und drängte seine Zweifel beiseite.

>>Es war ein schlechter Handel<<
 

Raffael wollte den Elfen aus seinem Kopf ausschließen. Er musste es. Er erinnerte sich an den Moment in der Bibliothek, als er dabei gewesen war alles zu vergessen. In diesem Augenblick hatte er Farviriol gewollt. Mehr als alles andere auf Dere. Und es war dabei wieder zu geschehen. In seinem Körper stieg das Verlangen, die Arme um den Elfen zu legen und seine Leidenschaft zu erwidern. Doch es war nicht sein Verlangen. Jedenfalls nicht wirklich. Farviriol rief es dank seiner dämonischen Gaben hervor. Raffael hatte Schmerz nie besonders gemocht. Ein wenig rauher beim Liebesspiel vorzugehen war in Ordnung, aber sich gegenseitig blutig zu reißen war nicht nach seinem Geschmack. Und dennoch brachte der Schmerz eine Erregung mit sich, die er bisher nicht gekannt hatte. Und es war nicht der Schmerz allein. Nicht halten, sondern gehalten zu werden. Mit Frauen war eine solche Erfahrung niemals möglich, gestand Raffael sich ein. Und trotzdem. Es war nicht echt. Hätte er diesen Gedankengang auch gehabt, wenn Farviriol ihn nicht bedrängen würde?

Diesem Gedanken nachzugehen war der falsche Moment.

Raffael bemerkte, wie er Farviriol zurück küsste. Er liebkoste seine Lippen, seine Nase, sein ganzes Gesicht, als hätte sein Körper sich von seinem Willen gelöst und handele in eigener Sache.

Und es war bedeutungslos. Das Feuer ihn ihm, das Farviriol schürte, brannte höher und wollte seinen Verstand erreichen.

Raffael bäumte sich ein letztes, klägliches Mal gegen ihn auf, doch sein Widerstand wurde hinweg gefegt, wie Laub vom Herbstwind. Es war zu spät. Die Kraft, die gegen seine Seele rauschte hatte ein Loch in seinen Schutz geschlagen und es war niemand mehr da, der ihn davor bewahrte. In Raffaels Verstand hallte der Schrei des Triumphes wieder. Zuerst glaubte er, es sei Farviriol, doch das Wesen, das dabei war in seine Seele zu dringen war mächtiger, fremder. Raffael forderte begierig die Lippen, die sich ihm boten, seine Zweifel und Ängste ignorierend. Er wollte diesen süßen Mund, der Verheißung und gleichzeitig Verdammnis bedeutete, noch einmal schmecken. Selbst wenn es das Letzte war, was er ein seinem Leben tat. Es war ihm gleich. Zumindest für diesen Augenblick würde er die Erfüllung finden, welche er so lange schon vermisste. Er fragte nicht danach, was später kommen könnte. Die leise Stimme der Vernunft und der Vorsicht hämmerte gegen sein Verlangen, bettelte, flehte regelrecht darum, nicht beiseite geschoben zu werden. Sie hallte in seinen Gedanken wieder und wurde schwächer. Er fühlte, wie sich die Dunkelheit in ihm ausbreitete, sich seiner Seele näherte und die Hand nach ihr ausstreckte. Er hatte Monate dagegen gekämpft, sich gegen den Zugriff dieses "Dings" gewehrt und immer mit Erfolg. Er hatte Unterstützung gehabt von einem ebenso dunklen Wesen, wie das, das gerade dabei war, sich in ihm festzufressen und ihn für immer zu verändern. Doch jetzt stand er ihm allein gegenüber, machtlos, denn er war nur ein Mensch und müde. So unendlich müde. Ein Teil in ihm wollte den Widerstand aufgeben, zur Ruhe kommen und den ständigen Kampf endlich beenden, dem Gegener die Hand entgegen strecken und sich ihm ausliefern. Nur ein verschwindend geringer Teil drängte die Gefahr noch zurück, kämpfte um den letzten Rest, der noch wirklich sich selbst gehörte. Es war das letzte Stück Freiheit, das erhalten geblieben war. Die Möglichkeit der Wahl.

Raffael versuchte seine Arme um Farviriol zu schlingen, doch der Elf hinderte ihn daran. Er hielt seine Hände gefangen und unterbrach den innigen Kuss, überrascht über den schnellen Erfolg und die plötzliche Hingabe. Er spürte, dass er durch den Panzer gedrungen war und er nur noch eine Brücke zwischen ihnen beiden bauen musste, um ihn an sich zu binden, wie er es mit vielen anderen zuvor schon getan hatte. Er blickte in die grünen Augen, die durch den Mondschein erleuchtet wurden und sah in ihnen nichts anderes als Verlangen.

"Bitte!" flehte der Hexer.

Raffaels Stimme klang in seinen Ohren weit entfernt. Sie schien nicht wirklich Teil von ihm zu sein, so fremd war sie ihm. Ihm war als hätte sein Körper die Kontrolle übernommen.

Er drückte gegen Farviriols Hände, die ihn auf das Bett zwangen. Dieses Mal aber nicht, um ihn von sich zu stoßen. Er wollte ihn zu sich ziehen und ihn nie wieder freigeben.

"Bitte! Lass mich dich lieben!" hörte er sich sagen und erschrak über die Worte. Es waren nicht seine Worte. Es durften nicht seine Worte sein!

Farviriol entließ Raffaels Hände und setzte sich langsam auf, ließ ihn aber keinen Moment aus den Augen, um keine seiner Reaktionen zu verpassen. Er misstraute ihm und letzten Endes auch seiner eigenen Macht. Es hatte zu lange gedauert den Willen des Hexers zu brechen und so recht daran glauben, endlich nach all der Zeit am Ziel zu sein, konnte er nicht. Er strich vorsichtig in der Rückwertsbewegung über Raffaels Oberkörper, folgte der Mittellinie zwischen seinen Brustmuskeln, bis zu seinem Bauch. Als Belohnung erhielt er ein leichtes Zittern der Haut unter seinen Fingern. Farviriol hob den Blick zu Raffaels Gesicht und lächelte. Der Hexer betrachtete das feingeschnittene Antlitz des Elfen, das so unerträglich schön war, trotz der Schnittwunden und Vernarbungen, die bald nicht mehr zu sehen sein würden. Er ließ sich ausgiebig Zeit für seine Betrachtung. Es kehrte völlige Stille ein. Raffael sah in das Gesicht Farviriols und musste ebenfalls lächeln. Er war einfach vollkommen. Die grünen Augen, die schmale Nase und die vollen Lippen. Durch seine spitzen Ohren, die aus den silbernen Stähnen vollen Haars hervortraten, wirkten die ohnehin schon zierlichen Gesichtszüge und die hohen Wangenknochen noch um ein Vielfaches weiblicher. Raffaels Blick wanderte über Farviriols Körper. Er war zu dünn. Viel zu dünn, aber die Physionomie der Elfen war schlanker und zierlicher, als die eines Menschen. Farviriols Rippen traten hervor und auch Sehnen und einzelne Muskelpartien waren deutlich zu erkennen. Hätte Raffael nicht gewusst, dass dies der Körper eines Mannes war, er hätte ihn für den eines vierzehn jährigen Jungen gehalten. Und trotz der körperlichen Defizite barg dieser Körper unvorstellbare Kräfte. Kräfte, die er gut kannte.

>>Nein, sieh ihn nicht an!<< dachte er und zwang sich, in sich hinein zu horchen. Noch war es nicht vorbei. Er hatte den Kampf um seine Seele noch nicht verloren. Doch von Sekunde zu Sekunde wurde es schwerer.

Farviriol bemerkte die Musterung, der er unterzogen wurde.

Er nahm Raffaels Hand, streichelte mit dem Daumen über die zitterten Fingerknöchel und küsste sie leicht.

"Es ist anders, als mit Frauen, aber nicht weniger schön. Dein Verstand sträubt sich noch dagegen, aber ich brauche nur noch die Verbindung zwischen deiner Seele und mir herzustellen und du hast keine Wahl mehr. Lass dich einfach fallen" Farviriol nahm auch noch die andere Hand des Hexers in seine und zog ihn zu sich heran.

Raffael folgte diesmal ohne Widerstand zu leisten. Sein Körper wollte nach langer Zeit der Entbehrung menschlicher Wärme, endlich wieder berühren und berührt werden.

Sein Verstand hingegen raste panisch und stellte sich gegen sein Begehren, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Es war, als befände sich eine gläserne Wand zwischen ihnen. Eine Wand, die seine Gedanken nicht durchließen, aber gleichzeitig offen war, um Farviriols Präsenz einzulassen.

Sein Herzschlag hämmerte in seinen Ohren, als sein Körper sich gegen Farviriols Brust sinken ließ und seinen Rosenduft einatmete.

"Lass es uns heute beenden. Einer von uns wird zerstört werden, ganz gleich, was heute Nacht geschieht" flüsterte Farviriol Raffael leise ins Ohr und strich behutsam über seinen Kopf .

"Sie fordert den Preis ein, für die Gaben, die sie mir schenkte."

Der Elf küsste zärtlich Raffaels Ohr und nahm ihn in die Arme. Der Hexer tat es ihm gleich und schloss die Arme hinter seinem Rücken. Er streichelte über Schulterblätter und Wirbelsäule. Die Haut des Elfen war warm und weich. Raffael schloss die Augen, um die Gefühle, die ihn trafen zu erkunden und zu ordnen. Er hörte die Worte des Elfen an seinem Ohr.

"Ich werde um mein Überleben kämpfen. Selbst wenn ich es wollte, mir fehlt die Kraft mich gegen die Herrin zu stellen."

Er löste sich aus der Umarmung nahm Raffaels Gesicht in beide Hände und küsste sanft Stirn, Nase und dann die zitterten Lippen, die keine Sekunde zögerten und sich ihm sofort öffneten.

"Ich habe dir alles genommen und bis zuletzt hast du um deine Menschlichkeit gekämpft." sagte er leise an Raffaels Mund, so dass er den feinen Luftzug auf seinen Lippen spüren konnte.

"Nicht einmal hassen konntest du mich." und mehr zu sich gewandt: "Was wirst du tun, wenn du jetzt auch noch das Letzte verlierst, was dir geblieben ist? Wirst du mich dann hassen?"

Farviriol streifte Raffaels zerissenes Hemd von seinen Armen.

Der Hexer saß mit geschlossenen Augen auf dem Bett, die Hände in den Stoff der Laken gekrallt. Er wollte das nicht, aber er hatte keine Wahl. Farviriol war dabei die Verbindung herzustellen. Er musste nur noch Sikharyan von ihm stehlen. Ein klein wenig bloß, dann würde es vorbei sein. Und sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.

Farviriol fuhr Raffaels Arme entlang, über die Hände, bis zu seinen Fingerspitzen. Der Hexer schloss seine Finger um die Farviriols. Seine Hände waren kleiner, aber kräftiger, als die des Elfen. Er führte sie zu den Lippen und ließ Farviriol langsam die geschwungenen Linien nachzeichnen.

Raffael öffente den Mund einen kleinen Spalt, so dass die Finger des Elfen, die Außenseite seiner Zähne leicht berührten. Dann öffnete er die Augen, sah Farviriol mit verklärtem Blick an und leckte vorsichtig mit seiner Zungenspitze über Zeige - und Mittelfinger, bevor er sie liebevoll und ohne sie zu verletzten mit seinen Zähnen festhielt. Farviriol kicherte leise.

Im Inneren des Hexers tobte der Kampf weiter, nicht nur zwischen ihm und Farviriol, sondern auch der Kampf mit sich selbst. Er stellte sich gegen sein eigenes Verlangen, doch die Wand wollte nicht weichen.

Farviriol lächelte zufrieden und für einen kurzen Augenblick glaubte Raffael so etwas wie Glück in seinem Gesicht zu lesen, bevor der Elf erneut seinen Mund suchte und ihn in einen langen, innigen Kuss zog. Er legte seinen Kopf gegen Raffaels Stirn.

"Es wird bald vorbei sein." sagte er dann mit einer tiefen Gewissheit in der Stimme. "Hab keine Angst. Selbst wenn du an mich gebunden sein wirst, deine Seele wirst du nicht verlieren"

Er strich Raffael eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. Dann küsste er sich über Schultern und Brust des Hexers, seinen Weg nach unten bis zu Raffaels Bauch, zuerst zärtlich, dann fordernder, bis er schließlich mit kleineren Bissen die warme Haut aufriss.

Raffael hielt die Luft an und konnte nicht anders, als leise aufzustöhnen. Die kurzen Bisse waren wie Nadelstiche auf seiner Haut, doch der Schmerz wich augenblicklich dem Verlangen nach mehr.

Er griff in das feine, noch feuchte Haar und krallte sich darin fest, versuchte aber nicht zu unterbinden, was Farviriol tat.

Der Hexer spürte, dass Farviriol oder das Wesen an seiner Seele zu ziehen versuchte. Genau hätte er es nicht sagen können. Verführerisch wisperte er/es ihm zu, sich fallen zu lassen. Zu gerne hätte Raffael nachgegeben. Wenn er jetzt dieses Wesen in seine Seele hinein ließ, könnte es immer so sein. Farviriol und er könnten lange Jahre Vergnügen und Freude teilen. Vielleicht könnte er sogar wieder glücklich werden. Glücklich werden? Mit dem Mann, der ihm sein Glück und sein Leben genommen hatte? Und selbst wenn er vergessen könnte, was Farviriol getan hatte, wie lange könnte dieses Glück tatsächlich andauern? Einige Monate oder Jahre, vielleicht. Doch irgendwann würde Farviriol an ihm das Interesse verlieren, spätestens dann, wenn er eine neue Herausforderung gefunden hatte. Was war sein Leben dann noch wert? Und wenn der Elf ihn tatsächlich gehen lassen würde, anstatt sich seiner zu entledigen, wohin konnte er dann noch gehen? Wenn er jetzt für einen kurzen Moment des Glücks alles aufgab, konnte er nicht mehr zurück. Nicht zu Pawla, Fadime oder den Anderen. Sie würden ihm nicht verzeihen und er könnte ihnen nicht mehr in die Augen schauen, ohne in ihnen jedes Mal, gleich einem Spiegel, zu sehen, wie er in dieser Nacht mit Farviriol das Lager teilte. Raffael brachte seine gesamte Kraft auf, um sich dazu zu zwingen den Kopf zu senken. Er wollte Farviriol nicht sehen. Scham breitete sich zunehmends in ihm aus. Scham darüber, dass er ein solches Begehren in ihm hervorrief und er nicht die Macht hatte, sich dagegen zu wehren. Zudem machten es ihm alleine die Berührungen des Elfen schwer genug der Kraft, die gegen seine Seele rauschte zu widerstehen. Farviriol versuchte ihm Sikharyan zu entziehen, aber er kämpfte dagegen. Den kleinen Rest Freiheit, den er sich bewahrt hatte, wollte er nicht aufgeben.

Die Kontrolle über seinen Körper hatte er allerdings vollständig verloren. Jede Berührung Farviriols versuchte er mit gleicher Intensität und Leidenschaft zurück zu geben.

Raffael schloss die Augen, doch schon spürte er eine Hand unter seinem Kinn, die ihn zwang, den Kopf zu heben.

"Nein, sieh nicht weg." sagte Farviriol, der sich wieder aufgesetzt hatte. "Ich will, dass du jeden Augenblick miterlebst, ohne Zweifel, ohne Scham oder Reue" Er küsste Raffael und drang tief mit seiner Zunge in seinen Mund, als wolle er hinein kriechen, um nur noch ein Wesen zu bilden.

Raffael öffnete blinzelnd die Augen und sah in ebenfalls geöffnete, grüne, faszinierende Augen, die so unheimlich fremd und gleichzeitig so vertraut waren. Er konnte nicht anders, als in ihnen zu versinken.

Farviriol liebkoste Raffales Schulterblätter und blieb an der Brandmarke hängen. Er strich über die Erhebung in der Haut, dem Skorpion, der ihn als seinen Besitz auswies. Dann wanderten die langen Finger des Elfen über Raffales Rückgrat, ließen keinen einzigen Wirbel aus, bis sie in dem kleinen Tal zwischen Rücken und Po angekommen waren, folgten dann dem Verlauf von Raffaels Gürtel nach vorne und öffneten ihn mit einer schnellen Bewegung. Währendessen hatte Farviriol den langen Kuss nicht unterbrochen und hielt ihn mit seinen Augen weiterhin gefangen.

Der Hexer spürte, wie der Druck auf seine Seele stärker wurde. Lange konnte er Farviriol nicht mehr davon abhalten, sich seine Seelenenergie zu holen. Er stellte sich mit der verbliebenen Kraft gegen ihn, doch wenn nicht ein Wunder geschah, das den Elfen aufhielt, bevor sie beide zum Äußersten gegangen waren, hatte er endgültig verloren.

Raffaels Angst stieg ins Unermessliche. Nicht einmal die Furcht vor Farviriols Tortur war so groß gewesen. Er hatte sich immer das Recht der Wahl vorbehalten. Hatte Farviriol erst einmal Sikharyan entzogen, würde er nicht mehr als eine willenlose Puppe sein, deren Fäden jemand anders bewegte. Seine Seele würde er behalten, aber nicht den freien Willen. Er war froh über diese Angst. Sie half ihm bei klarem Verstand zu bleiben.

Farviriol knöpfte die braune Lederhose auf und zog Raffael auf die Knie.

Er streifte mit einer geschickten Bewegung den Stoff hinuter. Raffael erschauerte und konnte nichts weiter tun, als sich seiner Erregung hinzugeben. Der Elf liebkoste die sanfte Haut seines Pos und den Innenseiten seiner Schenkel. Raffael schloss die Augen und beugte sich vornüber, so dass er Farviriols schönes Haar mit den Lippen berührte. Er küsste sanft die nassen Strähnen, die so wunderbar nach Rosen und Frühling rochen.

Farviriol sah auf und lächelte zufrieden, richtete sich auf und zwang Raffael sich zurück in die Laken zu legen, doch ihn wirklich zu zwingen, war nicht nötig.

"Bitte, hör auf dagegen zu kämpfen und lass mich ein." sagte Farviriol. "Ich habe deinen Schutz längst durchbrochen und deinen Körper verlangt es nach mir, ebenso sehr, wie es meinen nach dir verlangt."

Farviriol schloss seine Hand um Raffaels Glied und beugte sich vornüber, so ,dass er Raffaels Lippen noch erreichen konnte, ohne ihn dabei zu erdrücken.

Der Hexer spürte, wie das Blut in seinen Unterkörper schoss und auf die Berührung reagierte. Nach so langer Abstinenz konnte er die Reaktion nicht unterbinden.

"Nein" brachte er mühevoll und zitternd hervor, legte seine Hände auf Farviriols Schultern und knetete die weiche Haut. "Bitte"

Farviriol schüttelte den Kopf und begann seine Hand vor und zurück zu bewegen. Raffael richtete sich halb auf und legte schwer atmend den Kopf mit geschlossenen Augen auf die Schulter des Elfen.

"Ich kann nicht aufhören. Sie wird mich vernichten" sagte er heiser und lehnte sein Gesicht an Raffaels Wange. Langsam rieb er seine Wange im gleichen Rhythmus seiner Hand. "Sie wird mich früher oder später zu sich in die Niederhöllen reißen. Ich wollte nie paktieren, aber um zu überleben war ich dazu bereit. Seit du hier bist, sind meine Zweifel größer geworden. Wenn ich jetzt nicht tue, was sie verlangt..." Farviriol leckte die zarte Haut unter Raffaels Ohr, sog sie zwischen seine Zähne und knabberte daran. Dann verschnellerte er die Bewegungen seiner Hand.

Der Hexer grub seine Nägel tief in den Rücken des Elfen, bis warmes Blut seine Finger benetzte. Sein Atem verschnellerte sich und wurde lauter, als er dem Höhepunkt nahe kam.

Raffael konnte nicht anders, als mit aller Kraft in Farviriols Schulter zu beißen, um nicht vor Ekstase zu schreien. Der Elf erschauerte und zuckte zusammen, umfing Raffael mit seinem freien Arm und drückte ihn fest an sich. Auch er war erregt. Raffael fühlte sein Verlangen gegen seinen Unterkörper pulsieren.

In seinem Inneren ging alles plötzlich sehr schnell. Er war am Ende seiner Kräfte. Die Präsenz Farviriols und damit auch des Wesens, dem er zum ersten Mal in Farviriols Zelt gegenüber gestanden hatte, legten sich über seine Seele. Wie ein gefangenes Tier wurde er in die Ecke getrieben. Trotz seiner Schwäche wollte er sich nicht geschlagen geben und weiter hoffen.

"Hör... auf" stöhnte er gegen Farviriols Haut. Im vergangen Jahr hatte er niemals gebettelt, doch das war vorbei.

"Bitte, Farviriol... hör auf" flehte er.

Zu Raffaels Überraschung kam Farviriol der Aufforderung nach. Doch sobald er die Hand von seinem steifen Glied genommen hatte, war es für ihn unerträglich und schmerzend, nicht gestreichelt zu werden. Er kam sich vor, wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Den Hexer überfiel leichter Schüttelfrost und er bemerkte wie sein Körper, gegen seinen Willen, den Kontakt zum Elfen suchte, um sich endlich Erleichterung zu verschaffen.

Farviriol nahm sein Gesicht in beide Hände und streichelte seine Wangen.

"Für dich gibt es kein Zurück und du weisst es" sagte er fast bedauernd und fügte anerkennend hinzu: "Du hast tapfer gekämpft."

Raffael wusste, dass er Recht hatte. Er öffnete die Augen und wollte zumindest mit Würde untergehen. Er blickte Farviriol fest an und dachte daran, dass eine verlorene Schlacht nicht den Verlust des Krieges bedeuten musste. Auch wenn er jetzt gegen diesen übermächtigen Gegner scheitere, es würden andere Gelegenheiten kommen. Woher nahm er überhaupt die Gewissheit, dass es keine Möglichkeit gab, die Verbindung zwischen einem Lamijah und einem Menschen rückgängig zu machen? Er wusste so wenig über Dämonen und ihre Diener. Salil war ohne Bedauern diese Verbindung eingegangen. >> "Vielleicht gibt es einen Weg es später ungeschehen zu machen. Wenn es einen Weg nach vorne gibt, gibt es auch immer einen zurück!"<<

Wenn es einen Weg vorwärts gab, musste es auch immer einen zurück geben. Dieser Gedanke hatte eine gewisse Logik und etwas Tröstliches. Und es war die einzige Hoffnung, an die er sich klammern konnte. Er würde heute gebeugt werden, aber nicht für den Rest seines Lebens!

"Mach schon." wisperte er und einzelne Tränen füllten seine Augen. Es würde das erste Mal sein, dass er in Gegnwart des Elfen um sich selbst weinte.

Der Elf lächelte und wollte beenden, was er angefangen hatte, als Raffael leise hinzufügte: "Aber... auch wenn... du mich jetzt an dich bindest..." er küsste Farviriol und streichelte über seine Wange,

"ich werde dir ...nie gehören. Sei dir dessen versichert. Denn nur, was freiwillig geschenkt wird, kann besessen werden! Ich verliere heute meine Freiheit" Raffael streichelte über Farviriols Oberkörper, "aber du verlierst bedeutend mehr, als ich!"

Seine Worte brachten den Elfen dazu, inne zu halten.

Raffael sah ihn noch einen Moment furchtlos an und drehte dann seinen Kopf zur Seite. Er blieb reglos mit offenen Augen liegen und eine einzelne Träne lief über seine Nase und tropfte auf die Kissen. Dann lächelte er. Er dachte nicht daran aufzugeben. Und wenn es an Sturheit grenzen sollte, es würde nicht vorbei sein. Es war nie vorbei, denn es gab immer eine Möglichkeit. Man musste sie nur suchen und finden.

Farviriol musterte den Hexer. Etwas lag im Gesicht des Mannes, das ihn irritierte. Er fügte sich nach langem Kampf seinem Schicksal, doch anstatt Verzweiflung oder Angst vorzufinden waren seine Züge völlig entspannt und eine tiefe Hoffnung strahlte aus diesen grünen Augen hervor. Und ein unbedingter Überlebenswille. Schlagartig hatte sich eine neue Atmosphäre um ihn gebildet. Der Hexer hatte aufgegeben, er wusste es. Warum fühlte es sich dann nicht so an? Farviriol verstand diesen Widerspruch nicht. Er konnte die Verbindung zwischen ihnen förmlich greifen und hielt Raffaels Seelenenergie in seinen Händen. Er musste sie nur noch seiner hinzu fügen. Der Hexer hatte keine Kontrolle mehr über sich und erwiderte leidenschaftlich jede einzelne Berührung. Und trotzdem fühlte es sich an, als sei er weiter von ihm entfernt, als jemals zuvor. Von einem Moment zum anderen. Was passierte hier? Tränen hatten ihn über die Jahre nie berührt. Alle seine Opfer hatten geweint, gebettelt oder gefleht. Und es war Musik in seinen Ohren gewesen. Doch diese einzelne Träne, die mehr aus Trotz geweint wurde, als Verzweiflung, und die eben gesprochenen Worte, versetzten ihm einen tiefen Stich in sein Herz.

Farviriol bemerkte den kleinen Teil von Raffael, der vor ihm verschlossen blieb und den er, so sehr er sich auch bemühte, nie mit Gewalt erreichen würde. Und insgeheim gestand er sich ein, dass er sogar froh darüber war. Farviriol lächelte, denn alles ergab mit einem Mal einen Sinn. Was er wirklich von diesem Mann wollte, warum er ihn nicht gehen lassen konnte, warum es ihm so schwer fiel ihn einfach umzubringen, wie alle anderen zuvor, woran es lag, dass sein Herz zu verbrennen drohte und warum die Herrin, obwohl er ihr so lange treu gedient hatte, jetzt sein letztes bisschen Seele einforderte. Er hatte es die ganze Zeit über geahnt, -befürchtet-, und jetzt war es Gewissheit.

Ein längst vergessenes Gefühl war dabei sich in ihm auszubreiten. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er es überhaupt das letzte Mal empfunden hatte. Und es fraß sich schnell tiefer in ihn hinein und setzte sich fest. Es nahm den Kampf gegen den dunklen Teil in ihm auf, der aufschrie vor Zorn.

Tödliche Gewissheit.

Und plötzlich wollte er nicht weiter machen. Er gab Raffael Recht. Selbst wenn er sich jetzt seiner bemächtigte und er sich ihm hingab, es würde nicht echt sein. Er liebte nicht ihn, sondern nur einen willenlosen Körper, der auf seine Gaben reagierte. Selbst wenn er Sikharyan von ihm entzogen hatte, würde er sich dennoch versuchen zu wehren, unerbittlich, bis er eine Möglichkeit gefunden hatte, sich seiner endgültig zu entledigen. Vielleicht nahm er sich sogar das Leben, wenn dies die einzige Möglichkeit wäre. Farviriol wusste nicht, ob es eine Möglichkeit gab, sich von einem Lamija zu lösen, außer dem Tod. Doch er war sich sicher, wenn es sie gab, würde der Hexer es sein, der sie fand.

Farviriol begann zu lachen, erst leise, dann immer lauter, bis er sich auf Raffael legte und sein Gesicht in dem dichten, schwarzen Haar vergrub.

Raffael legte die Arme um ihn und starrte in die Luft. Sein Körper reagierte immer noch auf die Nähe zu Farviriol und er fühlte, dass es dem Elfen in seiner Gegenwart nicht anders erging.

Der Elf lachte wie irr in Raffaels Haar und er spürte, wie das dunkle Wesen an ihm zu zerren begann.

"Ich kann es nicht!" sagte er verzweifelt. Er drückte sein gesamtses Gewicht gegen Raffael, so dass dieser die Luft anhielt, als sich der Unterkörper des Elfen sich an den seinen presste. Gleichzeitig bemerkte er, wie die Brücke, die er gebaut hatte, Stück für Stück, zerbrach und er wieder die Oberhand über seinen Körper bekam. Er hörte das Wesen noch einmal aufschreien, rasend vor Wut. Es tobte, doch richtete es sich nicht mehr gegen ihn, sondern widmete sich einem neuen Ziel.

Raffael nahm die Hände von Farviriols Rücken und die Erregung in ihm ließ nach. Er war frei.

"Was hast du aus mir gemacht?" hörte er die Frage des Elfen, doch er war sich nicht sicher, ob sie wirklich ihm galt. Farviriols Atem wurde ungleichmäßig.

"Also, werde ich es sein, der heute Nacht zerbricht" lachte er. "Welch Ironie"

Die erzdämonische Kraft wühlte sich durch ihn hindurch und riss an dem, was von seiner Seele noch übrig geblieben war.

Sein Atem wurde ungleichmäßig.

Raffael schob sich unter ihm hervor. Sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals, wenn er an das dachte, was fast geschehen wäre. Warum machte der Elf nicht weiter? Er hatte sich der Situation ergeben. Farviriol hatte gewonnen. Warum verschonte er ihn?

Raffael setzte sich vorsichtig auf, darauf bedacht keine hektischen Bewegungen zu machen, die Farviriol animierten, erneut über ihn herzufallen. Er stand langsam vom Bett auf, drehte sich verschämt um, damit Farviriol ihn nicht ansehen konnte und begann sich anzuziehen. Es war eine lächerliche Reaktion. Der Elf hatte mehr von ihm gesehen, mehr mit ihm gemacht, als alle Frauen, die er bisher gehabt hatte. Raffael schüttelte den Kopf und fuhr die kleinen Wunden ab, die Farviriol in seiner Erregung, in seine Haut gerissen hatte. Bis auf seine Unterlippe taten sie nicht wirklich weh. >>Er hat sich sehr zurück gehalten.<< dachte er.

Tausend Gedanken rasten ihm durch den Kopf, doch am klarsten war der, der Farviriols Verhalten zu verstehen versuchte.

Als er sich wieder dem Bett zuwandte, um ihn danach zu fragen, glaubte er nicht, was er erblickte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er es nicht für möglich gehalten, dass ihn noch etwas mehr in Panik versetzten könnte, als das bisherige Erlebte. Aber er irrte sich. Farviriol lag zusammengekrümmt in den Laken mit weit aufgerissenen Augen und Perlen kalten Schweißes liefen ihm von der Stirn. Raffael konnte sich nicht erinnern, ihn je schwitzen gesehen zu haben. In den Augen des Elfen las er die unbändigste Angst, die er je bei einem anderen Wesen gesehen hatte. Sie überstieg den Ausdruck, den er bei Merisa gehabt hatte um das Hundertfache. Farviriol begann sich von einer Seite zur Anderen zu rollen und hielt seinen Kopf derart verkrampft, als wolle er etwas aus ihm herausreißen. Seine Finger bohrten sich in die Kopfhaut, bis Blut floss. Raffael starrte auf das Bild, das sich ihm bot, unfähig sich zu rühren. Erst jetzt wurde er des Lachens wieder gewahr. Er war in seinen Gedanken versumpft und hatte alles ausgeblendet. Farviriol lachte. Schrill und ohrenbetäubend, und beängstigender, als alles, was er sich vorstellen konnte. Was hatte Farviriol gesagt? Raffael versuchte sich an die Worte zu erinnern, die in seiner Verzückung untergegangen waren. Es fiel ihm schwer, den Nebel in seinem Kopf zu durchdringen.

>>Sie wird mich früher oder später zu sich in die Niederhöllen reißen!<<

Seine Augen weiteten sich entsetzt, als ihm klar wurde, dass Farviriol sich gegen die Dämonin stellte und dabei war zu verlieren. Und er tat es seinetwegen.

"Kämpf dagegen an!" schrie er, eilte neben das Bett und ging in die Hocke. Farviriols Augen starrten glasig und ohne ein bestimmtes Ziel, gerade aus.

"Sieh mich an!" befahl der Hexer und wollte die Hand nach ihm ausstrecken.

"Mach, dass es aufhört" schrie der Elf und endlich verstand Raffael, was diese Worte bedeuteten.

"Das kann ich nicht!" antwortete er entsetzt.

Farviriol schnellte nach vorne und krallte sich an ihm fest, mit einer Geschwindigkeit, dass er keine Möglichkeit hatte, zu reagieren. Im selben Moment, als der Elf ihn berührte, wurde er ebenfalls von der erzdämonischen Präsenz erfasst. Sie begann an seiner Seele zu reißen, aber nicht nur an seiner allein. Er spürte Farviriols Gegenwart und die Aufmerksamkeit der Dämonin golt primär ihm. Er selbst war nur schmückendes Beiwerk, das im Vorübergehen mitgenommen wurde. Dennoch war die Macht beängstigend! Dagegen erschien ihm Farviriols Macht mit einem Mal lächerlich klein.

Er fühlte, wie sich seine Seele binnen Augenblicken von seinem Körper löste und er in das grässliche Angesicht der Niederhöllen blickte. Unbeschreibliche Kälte breitete sich in seinem Körper aus. Er glaubte sein Herz erfröre zu Eis und würde zersplittern. Raffael hörte sich selbst schreien und sah, wie sein Körper gegen Farviriols Umklammerung kämpfte.

Auch er schrie "Mach das es aufhört!" und drückte ihn derart an sich, dass er das Brechen von mehreren Rippen wahrnahm, doch kein Schmerz kehrte ein. Für einen kurzen Augenblick beherrschte die Frage nach dem warum seine Gedanken. Ein kurzer Moment der Ablenkung.

"Mach dass es aufhört!" schrie Farviriol erneut und wurde von Schüttelkrämpfen gepeinigt.

Seine Arme schlossen sich fester um Raffael und drückten seinen Oberkörper nach hinten. Der Hexer verlor das Gleichgewicht und stürzte mit dem Elfen in den Armen zu Boden.

Dann bemerkte er, wie Farviriols Präsenz nach ihm griff und sich an seine Seele klammerte.

Es war anders als zuvor. Er versuchte nicht daran zu ziehen. Im Gegenteil. Er hielt sich daran fest, als sei sie die Rettungsleine eines Ertrinkenden.

"Bitte, mach, dass es aufhört!" Farviriols Stimme war laut und schrill und voller Angst. Und er wandte sich an ihn. Er legte ihm eine weitere Bürde auf.

Raffael spürte wie die Dämonin seiner gewahr wurde. Ihr Hass und Zorn richtete sich nun gegen ihn. Er war klein und unbedeutend in ihrem Angesicht und er wagte es, sich zwischen sie und ihre Bezahlung zu stellen. Wie ein gewaltiges Ungetüm stürzte sie auf ihn ein. Raffael glaubte in eine gigantiche Fratze zu blicken. In panischer Angst tat er das, was logisch war. Was sein Überleben sichern konnte. Flucht! Er schob Farviriols Seele von sich, die nicht die Kraft hatte sich dagegen zu wehren. Sie wollte den Elfen, nicht ihn. Raffael hörte in seinen Gedanken immer wieder die gleichen Worte: "Mach, dass es aufhört!" und es waren nicht die Worte des unbarmherzigen Geschöpfes, des grausamen Paktierers, den Raffael kennen gelernt hatte. Es war der winzige Rest an Güte und Mitgefühl, der in Farviriol überlebt hatte und er streckte die Hand nach ihm aus, in der Hoffnung auf Erlösung.

Es war ihm egal.

"Ich kann nicht!" schrie Raffael verzweifelt und riss sich los. Zu groß war seine Angst mit dem Elfen zu fallen. Er hatte nicht so lange gekämpft, um jetzt wegen ihm seine Seele zu verlieren. Nicht für ihn. Er war kein Held, er konnte nicht retten. Er hatte seine Familie nicht retten können, hatte Marie nicht beschützen können und er konnte nicht gegen eine Dämonin siegen. >>Er hat es verdient, in die Niederhöllen zu kommen<< dachte er und rannte. Er spürte, wie der Ansturm von Belkelel schwächer wurde. Sie ließ ihn ziehen und bemächtigte sich des Elfen.

Farviriols Schreie und Hilferufe begleiteten ihn und er ignorierte sie. Es war so leicht. Er würde sein Leben und seine Seele retten. Zumindest das konnte er. Sein Gewissen würde rein sein.

Raffael sah sich nicht um und rannte.
 

Epilog: Frei?!
 

In Ströhmen ergoss sich das Wasser über Felder und Landstriche und die Kälte kroch in seine Glieder. Die Regenzeit war angebrochen. Leise klapperten die Hufe des schwarzen Hengstes über das Pflaster des kleinen Weges, dessen Verlauf ihn weitab von den großen Straßen führte.

Die durchnässte Mähne des prachtvollen Tieres hing schwer zu beiden Seiten herunter und der warme Atem bildete kleine Wirbel in der kalten Luft.

Wie er hierher gekommen war, wusste er nicht, oder wie lange es gedauert hatte. Er erinnerte sich nur undeutlich an das was geschehen war, nachdem die Erzdämonin Belkelel sich den Elfen geholt und er ihn im Stich gelassen hatte. Er war einfach nur davon gelaufen. So schnell er konnte.

Er war erst wieder auf diesem Pferd zu Verstand gekommen, als er durch den strömenden Regen hetzte und der Schmerz in seiner Brust unerträglich geworden war. Raffael strich sich über die gebrochenen Rippen, von denen eine in seine Lunge stach. Er schmeckte sein eigenes Blut in seinem Mund und das Reiten fiel ihm schwer.

Raffael saß auf dem Rücken von Farviriols Streitross, das er gestohlen hatte. Aber dieser brauchte es nicht mehr. >> Ich habe ihn zurück gelassen<<

In der letzten Woche hatten sich die Ereignisse überschlagen. Wieder einmal. Jeder Mensch trug in sich eine bestimmte Grenze der Belastbarkeit und wenn die zu oft überschritten wurde, zerbrach er.

Raffael hatte aufgehört zu zählen, wie oft seine Grenze in den letzten Monaten überschritten worden war und er hatte es bisher immer durchgestanden. Doch dieses Mal würde er nicht wieder auf die Beine kommen, wenn sich ihm jetzt auch nur das kleinste Hindernis in den Weg stellte.

Sein Gewissen würde rein sein....

Er atmete tief durch und sah auf den Weg vor sich. Hier irgendwo musste Shisad doch liegen. Er stellte sich ungelenk in die Steigbügel, streifte sich das nasse, zerzauste Haar aus dem Gesicht und überblickte die Gegend. Der Regen machte es ihm schwer weit zu sehen. Er blinzelte einige salzige Tropfen hinweg und lächelte dann erleichtert. In etwa drei Meilen Entfernung konnte er vier kleine Häuser erkennen.

Raffael hoffte, dass sie auf ihn warteten. Es war an der Zeit dieses Land zu verlassen. Und er brauchte endlich Frieden.

Sein Gewissen würde rein sein....
 


 

So, das war das Abschlusskappi... zumindest für diesen ersten Teil ^^

Briefbomben können an mich geschickt werden... *lol*



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  RayDark
2008-04-21T22:45:13+00:00 22.04.2008 00:45
*heul*
Der Elf tut mir echt Leid! Und auch Raffael...er wird kein reines Gewissen haben, dazu ist er gar nicht in der Lage.

Die Geschichte ist super geschrieben (stylistisch), die Figuren ausgereift und sie ist megaspannend.
Ich hoffe, es geht nicht nur mit Raffael weiter. Irgendwie hoffe ich noch immer auf den Elfen.
Von:  WolfsDream
2008-01-24T22:38:29+00:00 24.01.2008 23:38
Das ist nun also das Ende.
Vorläufig hoffe ich.
*seufz*
Etwas Ähnliches hatte ich ja schon geahnt. *auf den letzten Kommi deut*
Armer Fariviol.
Dürfen die Anhänger Belkelels (oder so ähnlich?) nicht mehr lieben?
Es scheint mir fast so, als wäre das dem Elfen zum Verhängnis geworden.
Zum Schluss erinnerte er mich fast ein wenig -nicht schlagen bitte!- an Gollum. Er hasst und liebt Raffael zu gleich.
Kein Wunder, dass er von der Qual fast zerissen wurde.

Aber auch armer Raffael.
Selbst wenn er es geschafft hat seinen Körper und seine Seele dem Zugriff Farviriols zu entziehen, so wird ihn die Erinnerung an den Elfen doch nie mehr loslassen.
Besonders nicht nach dem er ihn so im Stich liess.
Ob er sich also wirklich frei nennen kann ist die Frage.

Bei dem Kampf um Raffaels Seele hab ich jedenfalls teilweise echt die Luft angehalten!
Alles in Allem einfach eine großartige Geschichte, schon alleine der Aufbau der Charaktere ist...*sprachlos ist*
*sich mit wirren Gesten dennoch zu vertständigen versucht*
*aufgibt*

Naja, ich wiederhole mich.^^°
Sag auf jeden Fall bescheid, wenn du mit der Fortsetzung soweit bist, ja? *knuff*

LG,
Julia



Von:  Carcajou
2007-09-07T15:16:39+00:00 07.09.2007 17:16
Umpf!
Da ich die FdK- Story schon so toll fand, hab ich mich hier auch nochmal durchgefressen.
Ich habe zwar keinen Dunst, was "das Schwarze Auge" ist, aber du lässt hier eine faszinierende Welt vor dem inneren Auge enstehen, absolut fesselnd und süchtig machend.
Fantastisch, ehrlich!
Du stellt die Charaktere mit einem ungeheuren Fingerspitzengefühl vor, lässt einem Stück für stück immr tieferen einblick gewinnen. Vor allem Faviriol: erst das Monster, dann immer mehr ein Opfer- die zerstörten Überreste eines Wesens, das sich anpassen musste, um zu überleben und dabei alles verloren hat.
Sicher war er wohl auch vorher kein Engel, aber genau wie Raffael hat man sich immer mehr an ihn gewöhnt, und statt ihn zu hassen, fühlt man Mitleid- gerade angesichts des Endes dieser Geschichte bleibt da ein sehr bitterer Nachgeschmack über. Derjenige, der die Reste des Guten, von wirklich ehrlichen Gefühlen in ihm aufgeweckt hat, lässt ihn in die Hölle stürzen, verschuldet im Endeffekt seinen Untergang. Das hat eine ungeheure tragik, die einem ein wenig die Kehle zusammenschnürt.
Hat Raffael dann nicht auch irgendwie verloren? da hat er so lange um seine seele gekämpft, sogar gegen ZWEI Feinde, und dann lässt er Farviriol im Stich...
Was hat den Elfen so an ihm fasziniert? Das er um seine Schwächen wusste, aber trotzdem nie aufgegeben hat?
- nein, Raffael ist bestimmt kein heiliger oder ein Held, er ist eben wirklich nur ein Mensch, ein guter vielleicht, aber mit allen Schwächen, mit denen diese Spezies geschlagen ist. Und der überlebenswille siegt dann eben doch über das mitleid.
das wird ihn wohl nie wieder loslassen!
Wie gesagt, ein SEHR bitterer Nachgeschmack!
Und einfach eine tolle Geschichte.
Ich kann mich Arzu nur anschließen:
Ein SEHR fettes Lob an Dich!

Und mal wieder ein Beweis dafür, das die Anzahl der Kommies nichts über die Qualität einer Geschichte aussagt...
*Fassungslos Kopf schüttelt*

Ich habe auch gesehen, das du die Fortsetzung vorläufig abgebrochen hast- sehr schade! Aber da besteht ja wohl noch die Hoffnung, das später vielleicht...^^*
Ich werde drauf lauern!

Liebe grüße, Carcajou



P.S.:
Ahm...ich hatte gesehen, das du viele arabische Worte in der Story verwendet hast. Darf ich dich einfach mal ganz plump- dusselig was fragen? Kannst du mir da irgendein erschwingliches Nachschlagewerk empfehlen? ich versuche mich gerade auch an einer FF und brauche den ein oder anderen Arabischen oder Ägyptischen Begriff, später -viel später- wohl auch genauere Infos über Nordafrikanische Mythologie... Ägypten, die Sahara, vielleicht auch Persien.
Könntest du mir da vielleicht helfen?
Über ein paar Tipps, WO ich nachgucken könnte, wäre ich SEHR dankbar!
Von:  Archimedes
2006-02-14T07:12:08+00:00 14.02.2006 08:12
ich hab ja grad den Schock meines Lebens gekriegt! *Herzstillstand*
Du hast ja JEDES meiner Kappi extra kommentiert. (Also einer hätts ja auch getan ^^)
Von:  singvogel
2006-02-11T13:21:10+00:00 11.02.2006 14:21
Also Briefbombem gibts nicht, dafür war alles viel zu spannend. Immer dieser Zwiespalt, muss ganz schön anstrengend gewesen sein da die ganze Zeit die Waage zu halten. Hut ab, kann ich da nur sagen. Ist sehr überzeugend geworden.
Mittlerweile kriegt man sogar selbst Mitleid mit dem Elfen.*schnief*
Wie war dieser hoffnungsvolle Satz? Wo es einen Weg nach vorn gibt, da gibt es auch einen zurück? (jedenfalls sinngemäß...) Mal sehen ob dem so ist:)
Von:  Archimedes
2006-02-10T19:28:29+00:00 10.02.2006 20:28
Hi!

Harhar! *stolzbin* Genauso sollte es auch sein. Der Zweifel, liebt der Elf den Hexer, oder nicht... du darfst mich nicht zu doll loben, sonst passt mein Ego nimmer durch die Tür! *kabumm-Türrahmen*
Das Kappi hat mich auch meisten Nerven gekostet. UIch saß fast vier (!) Wochen nur an der Stelle zwischen Raffael und Farviriol. ich bin immer noch nicht zufrieden, aber ich kann damit leben... *lol*
Tja, ob Farviriol noch mal auftaucht wird hal nicht verraten ....

Andrea
Von: abgemeldet
2006-02-10T19:14:09+00:00 10.02.2006 20:14
Boa das war jetzt wirklich sehr hart !!
Aber trotzdem werde ich dir keine Briefbomben rüber schicken ^^ Warum ?? Weil ich glaube (und hoffe) das
Farviriol wieder auftauchen wird !! Vielleicht mitten in einem Kampf oder so, aber auf jeden Fall wird er Raffael irgendwie behilflich sein. Ich weiß wirklich nicht woher diese Gewissheit kommt, aber solange du nicht das Gegenteil behauptes werde ich daran fest halten =) Anscheinend liege ich sogar falsch... nya was soll's^^
Oh... ich hatte mir schon gedacht, dass Farviriol Raffael in gewisser Weise liebt.... schon direkt nach dem ersten Kapitel... zwischendurch war ich zwar anderer Meinung, aber ein bissl zweifel blieb immer.

''Selbst wenn ich es wollte, mir fehlt die
Kraft mich gegen die Herrin zu stellen." Also spätestens nach diesem Satz müsste jedem klar sein, dass Farviriol den Job schmeißen will.... noch offensichtlicher geht es ja wohl kaum noch.

Die kleine Rede die Raffael gehalten hat und ihm eigentlich das Leben gerettet hat war einfach nur einmalig !! Besser hätte man das nicht rüber bringen können. Insgesamt hat du diesen Zwiespalt super zum Ausdruck gebracht.... dieses Verlangen-sich Wehren... richtig geil.
Du hast dich in diesem Kapitel wirklich von der besten Seite gezeigt .... alles kam mir richtig durchdacht vor.... du hast alle wichtigen Details beschrieben , da war wirklich gar nichts , das man hätte auslassen können. Was mir besonders gut gefällt ist, dass du in der Handlung immer gut weiter kommst, ohne dem Leser dabei das Gefühl zu geben Jahre zu überspringen !! Also noch ma ein fettes Lob an dich... du darfst dir auch was darauf einbilden.

bussi


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