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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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2. Kinder

"Wir landen in fünf Minuten in Palas!" Gardes' Stimme hallten durch den gesamten Crusado.

"Komm, lass uns auf die Brücke gehen," meinte Hitomi und zog Van mit sich. Der schwarzhaarige Junge steckte noch das Medaillon in seine Tasche und folgte dann dem Mädchen vom Mond der Illusionen widerspruchslos. Auf der Brücke trafen sie nicht nur mit Allen und Gardes, sondern auch mit den drei Tiermenschen aus dem Frachtraum zusammen. Hitomi musste lächeln, als sie sah, wie glücklich Merle und Louvain zusammen aussahen. Das Katzenmädchen und der Löwenjunge gaben wirklich ein schönes Paar ab. Dann streifte Hitomis Blick den Wolfsjungen und bestürzt erkannte sie, wie unglücklich er wirkte. Seine gelben Augen blickten immer wieder missbilligend zu seinem besten Freund und dessen Freundin herüber und Hitomi meinte sogar ein leises Knurren aus seiner Kehle zu hören.

Vielleicht sollte ich mich in nächster Zeit ein bisschen um ihn kümmern. Oder zumindest dafür sorgen, dass Van es tut, dachte sie.

Schließlich wandte sie ihren Blick wieder aus dem Fenster und sah, dass der Crusado bereits von Königin Eries und ihrer Schwester Milerna erwartet wurden. An Milernas Seite stand der kleine dunkelhaarige Drayos und auf dem Arm hielt sie unverkennbar ein Baby.

Kurz vor der Geburt hatte Eries ihre Schwester nach Palas gebeten, damit auch Milernas zweites Kind im Palast zur Welt kommen konnte. Milerna hatte sich zwar erst etwas gesträubt, die Freunde in Farnelia zu verlassen, doch dann schließlich doch nachgegeben, da nach der asturianischen Tradition, der Geburtsort großen Einfluss auf das Schicksal und das weitere Leben des Kindes hatte. Und schließlich gehörte Ayres zur Königsfamilie Asturias, sodass ein anderer Geburtsort völlig undenkbar erschienen war.
 

Sobald der Crusado gelandet war, stürmte Allen über die Rampe auf das Flugfeld. Er fiel Milerna lachend um den Hals und küsste sie zärtlich. Anschließend liebkoste er seine Tochter und seinen Stiefsohn. Sehr viel ruhiger verließen die anderen das Flugschiff nach ihm. Eries trat mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu.

"Willkommen in Palas," sagte sie.

Der Wind fasste in ihr langes hellblondes Haar und spielte mit ihrem Kleid.

Hitomi ging wieder auf, was für eine großartige Königin sie doch war. Sie hatte eine Ausstrahlung, die es vollkommen unnötig machte, von Leibwachen umgeben zu sein. Niemand würde es je wagen, ihr in irgendeiner Form zu nahe zu treten. Sie hatte eine Autorität, über die noch nicht einmal ihr Vater verfügt hatte. Nach einander begrüßte Eries förmlich alle Ankömmlinge. Während Hitomi schließlich zu Allen und Milerna trat um die kleine Ayres das erste Mal zu sehen, sprach Eries Van und Lothian an.

"Ich habe bereits einige Guymelef-Modelle herausstellen lassen. Es sind ein paar wirklich ausgezeichnete dabei. Natürlich müsst Ihr aber ausprobieren, welcher am besten zu Euch passt, Lothian."

Lothian nickte unsicher. Er wusste immer noch nicht genau, wie er sich in der Nähe von Adeligen, insbesondere von Königinnen und Königen, verhalten sollte. Er winselte leise.

"Königin Eries, das ist sehr freundlich von Euch," lächelte Van. "Ich werde noch einen kurzen Besuch in der Stadt machen. Danach werden Lothian und ich uns sofort die Guymelefs ansehen."

Eries nickte zustimmend.
 

"Sie ist wirklich wunderschön," sagte Hitomi und streichelte sanft über die Finger des Babys. Milerna und Allen lächelten stolz. Der Säugling blickte Hitomi aus riesigen blauen Augen an und lachte breit.

"Hey!" Drayos zupfte an Hitomis Kleid. "Und was ist mit mir?"

Hitomi lachte ihn an.

"Du bist natürlich auch wunderschön," antwortete sie und stieß ihn mit dem Zeigefinger in den Bauch. Drydens Sohn sprang kichernd zurück.

"Hitomi," unterbrach Van das kurze Spiel, "Ich gehe jetzt in die Taverne. Geht ihr schon mal mit ins Schloss. Ich komme dann nach."

Hitomi senkte zustimmend den Kopf und drückte Van noch einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Dann sah sie ihm nach, wie er in Richtung Stadt lief.

"Immer noch die Suche nach dieser Frau?" fragte Allen. Hitomis grüne Augen funkelten übermütig, als sie ihn ansah.

"Was denn sonst? Er gibt nicht eher Ruhe, bis er Folkens letzten Wunsch erfüllt hat. Und bis er diese Frau endlich kennen gelernt hat."

"Ich kann ihn verstehen," meinte Milerna und ihre violetten Augen schimmerten dabei nachdenklich. "Er will doch nur wissen, wer seinem Bruder so nahe stand. Würdest du das nicht wollen?"

Hitomi stimmte ihr zu und nahm dann Drayos auf die Schultern. Gemeinsam liefen die Freunde zum Schloss.
 

Auf der Rückseite Gaias, inmitten der ewigen Stürme, gab es einige Ruinen. Es waren die Überreste einer alten Kultur, die schon lange dem endlosen Wind und den ständigen Blitzen zum Opfer gefallen war. Regen fiel hier selten und die Landschaft war felsig und trocken. Der Wind tobte unaufhaltsam durch Staub und Sand und peitschte lautstark gegen die wenigen heilen Fenster der einzigen, erleuchteten Ruine. Es war das einzige Gebäude, das noch nicht völlig verfallen war und das sich eng zwischen die hohen Felsen presste.

Auriana lief in der Eingangshalle unruhig auf und ab. Die beiden Frauen hätten schon längst hier sein sollen. Ihr blondes Haar war sorgfältig frisiert und sie trug eines ihrer elegantesten Kleider. Von der Schwangerschaft sah man ihr nichts mehr an und sie war genauso schlank wie zuvor. In einer dunklen Ecke der Halle kauerte ein mächtiger Schatten und sein ruhiger Atem ließ die Kerzen immer wieder aufflackern.

"Sie verspäten sich," grollte er mürrisch.

"Ich weiß, Herr," fauchte Auriana gereizt zurück. Sie blickte kurz zu den beiden Wiegen, die in einer Ecke standen. Sie wollte die Kinder endlich weggeben, damit sie ihr andauerndes Geschrei nicht mehr ertragen musste. Im Moment mochten sie zwar ruhig schlafen, aber das war für ihren Geschmack viel zu selten der Fall.

Die Tür der Halle wurde plötzlich aufgestoßen und Auriana zuckte zusammen. Ein Diener trat ein und verneigte sich höflich.

"Prinzessin Auriana, die Damen von Lethe und von Styx."

Ihm folgten zwei edel gekleidete Damen, deren seidige Umhänge nun von Staub bedeckt waren.

"Entschuldigt, Prinzessin, aber der Sturm..." begann Lady von Lethe, doch sie wurde sofort von dem Schatten unterbrochen.

"Das spielt keine Rolle," knurrte er grollend. Die beiden Frauen zuckten zusammen und spähten angstvoll in die Dunkelheit, aus der die Stimme gekommen war. Erkennen konnten sie dort nichts. Allein Schwärze umgab den grollenden Schatten.

Auriana winkte die beiden zu den Wiegen und nahm das erste Baby hoch.

"Sein Name ist Laures und er wird bei euch aufwachsen, Lady von Styx." Damit drückte sie der Frau das Kind in die Arme und nahm sofort den zweiten Säugling hoch.

"Und Lauria wird bei Euch aufwachsen, Lady von Lethe."

Damit hatte sie auch das zweite Kind übergeben.

"Ihr wisst, wie Ihr die Kinder zu erziehen habt," sagte Auriana noch und wandte sich dann ab.

"Ihr wisst, wie wertvoll sie für unsere Zukunft sind," ergriff nun der Schatten das Wort. "Sie tragen das Blut vom Volk des Drachengottes und vom Volk des Manticors in sich. Achtet gut auf meine Kinder."

Die beiden Damen verneigten sich ehrfürchtig in Richtung der Stimme und huschten dann aus der Halle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-01-12T23:36:56+00:00 13.01.2006 00:36
Spannend. Viel mehr fällt mir nicht ein.
Auf jeden Fall ist der böse Feind jetzt sichtbar.
Manticor.
Ist eine wilde Kreatur, bei den Fantasy-Kennern geschätzt
als unglaublich selten und sehr kampfstark.
Bin ganz sicher, dass in diesem Teil gewaltig die Post ab geht.
tough


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