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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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4. Spannungen

Direkt im Eingangshof warteten fünf verschiedene Guymelef-Modelle auf die vier Männer. Van und Allen gingen sie mit kritischem Blick ab und blieben schließlich einvernehmlich neben einem großen, hellgrauen Guymelef mit einem violetten Umhang stehen. Er entsprach dem überarbeiteten Modell von Scheherazade.

"Versuch den hier mal, Lothian," meinte Van.

Gehorsam kletterte der Wolfsjunge an der Kampfmaschine hoch und ließ sich ins Cockpit sinken. Er machte einige Schritte und fuhr dann das Schwert aus. Nachdem er es einige Male durch die Luft hatte sausen lassen, trat er wieder an seinen Platz in der Reihe zurück und Lothian sprang aus dem Cockpit.

"Er ist toll," lachte der Wolfsjunge. "Ganz leicht zu steuern. Und extrem beweglich. Der Sitz fühlt sich auch so an, als wenn er für mich geschaffen wäre."

Van musste angesichts dieser Begeisterung lachen.

"Dann merk ihn dir. Und jetzt probierst du noch den daneben."
 

Merle lief mit mürrischem Gesicht neben Hitomi über den Markt. Während das Mädchen vom Mond der Illusionen immer wieder mit großen Augen stehen blieb und die Auslagen betrachtete, grummelte Merle vor sich hin.

"Was ist denn los, Merle?" fragte Hitomi schließlich entnervt.

"Was soll ich denn hier, Hitomi?" jammerte das Katzenmädchen. "Ich will bei Louvain sein."

"Merle." Hitomi seufzte leise und nahm das Katzenmädchen sanft an den Schultern. "Lass ihn doch auch einfach mal was mit Lothian machen. Er braucht auch mal seine Ruhe. Wenn du immer nur bei ihm bist, dann gehst du ihm vielleicht sogar noch auf die Nerven. Siehst du etwa Van und mich oder Allen und Milerna dauernd auf einander hocken?"

Störrisch blickten Merles blaue Augen sie an.

"Wieso denn? Wir lieben uns und wir sind immer zusammen."

"Das will ich dir doch gar nicht nehmen," erwiderte Hitomi und ließ auf der Brüstung der nahen Brücke nieder. Anschließend bedeutete sie dem Katzenmädchen sich neben sie zu setzen.

"Weißt du, jeder braucht seinen Freiraum. Im Moment geht das mit dir und Louvain so vielleicht noch gut, aber auf Dauer wird er das Gefühl haben, dass du ihm die Luft abschnürst. Hast du außerdem mal an Lothian gedacht?"

"Was hat der denn damit zu tun?" Merle fuhr sich ungehalten durch das rosafarbene Haar und zuckte ungeduldig mit dem Schwanz. Warum sollte sie sich das eigentlich alles anhören?

"Merle, Lothian ist eifersüchtig. Er hat das Gefühl, dass du ihm seinen besten Freund wegnimmst. Wenn das so weiter geht, wird er unangenehm werden und vielleicht irgendetwas tun, das dir oder Louvain sehr wehtut."

"Ach, du spinnst doch!" fauchte das Katzenmädchen, sprang auf und war sofort in der Menschenmenge verschwunden. Hitomi sah ihr kopfschüttelnd nach.

Da wäre ich mir nicht so sicher, Merle, dachte sie.
 

Im Schloss hatte Milerna es sich auf einem der Balkons bequem gemacht. Sie saß in der Sonne und blickte über die Dächer von Palas. Neben ihr stand Ayres' Wiege und Drayos spielte zu ihren Füßen. Sie fühlte sich ganz und gar zufrieden.

"Hier bist du also, Schwester," sprach Eries, als sie sich zu Milerna setzte. Milerna lächelte ihrer älteren Schwester freundlich entgegen.

"Hast du mich etwa gesucht, Eries?" erkundigte sich Milerna.

"Nicht direkt. Ich wollte schon seit längerem mit dir reden, habe aber nie den richtigen Zeitpunkt gefunden."

"Nun," meinte Milerna mit einem Lächeln, "Dann tu es doch jetzt."

"Wie du meinst." Eries zuckte mit den Schultern. "Ich halte es nicht für richtig, dass du Allen geheiratet hast. Nicht so kurz nach Drydens Tod. Und nicht so völlig ohne jede offizielle Zeremonie. Milerna, du bist Prinzessin von Asturia. Also verhalte dich auch so!"

Mit jedem Wort war Eries' Stimme schärfer geworden.

"Darum geht es also," erwiderte Milerna gelassen. "Ich wusste, dass es dir nicht gefallen würde. Warum eigentlich nicht? Allen ist doch eine gute Partie. Und wir wissen doch beide, dass es meine Pflicht gewesen wäre, nach Drydens Tod wieder zu heiraten. Schon allein wegen des riesigen Handelsimperiums, dass ich allein gar nicht führen kann."

"Kann Allen es denn? Wohl eher nicht. Er ist ein Ritter. Ein General. Ein Kämpfer. Aber sicher kein Händler. Ich sage ja nicht, dass Allen für eine Prinzessin unangemessen ist. Er ist es nur für dich. Und die Hochzeit war es unter diesen Bedingungen auch." Eries blaue Augen blitzten hart auf.

"So? Warum ist er denn für mich unangemessen? Oder gilt nicht viel mehr: er wäre für dich angemessen gewesen?" Milerna beugte sich vor und auch in ihrer violetten Augen trat ein zorniges Funkeln. Eries sprang auf.

"Wie kannst du es wagen mir so etwas zu unterstellen?" zischte sie wütend. Dann drehte sie sich auf dem Fuße um und stürmte mit wehendem Kleid davon.

Milerna sah ihr verblüfft nach.

"Ich glaube, ich habe da in ein Wespennest gestochen," murmelte sie leise.
 

Lothian hatte mittlerweile alle Guymelefs getestet und verschiedene Übungen mit ihnen durchgeführt.

"Und, was meinst du?" fragte Van.

"Der Erste. Der ist genau der Richtige," erwiderte der Wolfsjunge.

"Ja, ich hatte auch den Eindruck, dass er zu dir passt," mischte sich nun Allen ein.

"Gut." Van wandte sich an den Händler. "Wir nehmen den mit dem violetten Umhang. Wegen des Geldes wendet Euch bitte an Königin Eries."

Dieser nickte und entfernte sich dann.

"Eries bezahlt ihn?" erkundigte sich Allen verblüfft.

"Nein," lachte Van. "Sie streckt das Geld nur vor. Meinst du etwa, dass ich mit so einer Summe durch die Gegend laufe?"

Jetzt stimmte auch der blonde Ritter in das Gelächter ein. Derweil nahm der Löwenjunge Lothian bei Seite.

"Du brauchst noch einen Namen für ihn," sagte er. "Schließlich haben alle guten Guymelefs einen Namen.

"Ja, du hast Recht, Louvain." Der Wolfsjunge legte den Kopf schief und spähte zu seinem Guymelef empor. "Na, wie sollst du denn heißen?" brummte er, dann lachte er laut auf. "Ich habe es! Du heißt Lavender!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-01-16T17:34:06+00:00 16.01.2006 18:34
Ein schönes Kapitel mit Rahmen.
Tests und Kauf eines Guymelefs und dazwischen die spannungsgeladenen Gespräche, die neues Unheil ankündigen.
Du bist in Deinen Formulierungen zwar liebevoll geblieben, aber
trotzdem etwas zielstrebiger im Erzählstil.
Es liest sich bedeutend flüssiger.
Der Manticor ist too - schade. dass Du dazu neigst,
im Titel die 'Spannung' schon rauszunehmen.
'Lavender' oder 'Paarungen' ....
ich liebe es, wenn die Titel nichts verraten.
Ich bin immer noch kein Escaflowne-Kenner, aber mir gefällt Deine FF nach wie vor - nein, mehr. *g*
tough


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