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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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6. Schwarzer Ritter

Langsam erholte sich Van von der Überraschung.

"Tayanas Sohn?" fragte der König von Farnelia schließlich nach. Alexander nickte.

"Ja, sie war meine Mutter." Traurig blickte er auf ihr Grab hinunter. Sanft strich er mit der schwarz behandschuhten Hand über den Namen.

"Wie ist sie gestorben?" erkundigte sich Hitomi vorsichtig.

"Ein Guymelef. Ein Dragon Slayer hat sie umgebracht. Einfach so." Alexander schluckte hart. "Sie war einfach nur da. Sie hat nichts getan. Wir hatten keinen Krieg mit Zaibach. Nichts. Er hat sie umgebracht, weil sie einfach da war. Nur aus Willkür. Weil er es konnte."

Hitomi nickte traurig. "Ich weiß, ich habe es gesehen."

Alexander hob überrascht den Kopf. "Aber wie...?"

"Ich hatte eine Vision," erklärte Hitomi. "Ich habe gesehen, wie der Dragon Slayer durch den Wald gekommen ist und sie getötet hat. Und wie du aus dem Haus gerannt bist."

"Weißt du, wer es war?" hakte Van nach. Hitomis Visionen konnten ihn mittlerweile nicht mehr überraschen. Er wünschte sich nur, dass sie häufiger mit ihm darüber reden würde.

"Sie nannten ihn Dilandau. Dilandau..." Alexander ließ den Namen auf seiner Zunge rollen und schien ihn richtig zu schmecken. Seine Augen blitzten kalt auf.

"Dilandau ist tot," berichtete ihm Van. "Vor neun Monaten ist er in der Schlacht gestorben."

Tayanas Sohn sah Van überrascht an. Langsam ließ er sich zu Boden sinken.

"Tot? Einfach... tot?" Alexander schüttelte den Kopf und blickte abwechselnd von Van zu Hitomi. Dann legte er den Kopf schief und starrte ins Leere.

"Tot? Ich habe doch geschworen ihn eigenhändig zu töten! Wie kann er dann einfach schon... tot sein?"

Van legte dem Jungen vorsichtig die Hand auf die Schulter.

"Komm mit uns nach Palas. Wir werden dir alles erzählen."

Ruckartig sah Alexander auf.

"Warum habt ihr sie eigentlich gesucht?" wechselte er das Thema.

"Mein Bruder hat mich im Moment seines Todes darum gebeten. Er wollte, dass ich ihr sage, dass er sie geliebt hat. Und zwar nur sie."

Alexander lächelte traurig. "Alles in ihrem Leben kam irgendwie zu spät," seufzte er. Dann stand er langsam wieder auf und strich noch einmal über den Namenszug auf dem Grabstein.

"Lass mich raten: der Name deines Bruders war Folken..."

Van nickte und sah den Junge neugierig an. Er begann zu ahnen, worauf dieser hinauswollte.

"Dann bist du mein Onkel. Denn ich bin Folkens Sohn. Der Sohn von Folken Farnel und Tayana Dazéra."

Der König von Farnelia atmete einmal tief durch, bevor er antwortete.

"Das habe ich mir gedacht. Du hast Folkens Augen und genau die gleiche Stimme." Er lächelte sanft. "Willkommen in der Familie, Alexander."

Damit nahm er den schwarzhaarigen Jungen vorsichtig in den Arm. Im ersten Moment versteifte sich Alexander, doch dann erwiderte er vorsichtig die Umarmung. Als Van ihn wieder losließ, lächelte er scheu.

"Verzeih mir, aber ich bin den Umgang mit Menschen nicht gewöhnt."

Van winkte ab.

"Erzähl uns lieber, wie du so lange Zeit allein zurechtgekommen bist."

Alexander nickte und zu dritt ließen sie sich im warmen Gras nieder.
 

In Palas wirbelte Merle durch das Schloss. Sie suchte Louvain. Er war am Morgen einfach aus seinem Zimmer verschwunden ohne ihr Bescheid zu geben und sie hatte ihn seither nicht mehr gesehen.

Wo ist er nur? fragte sie sich. Schließlich rannte sie Milerna in die Arme.

"Hey, Merle. Suchst du was?" fragte die Prinzessin und hielt das Katzenmädchen lachend fest.

"Hast du Louvain gesehen?"

"Er ist mit Allen und Lothian vor der Stadt. Sie haben eine Trainingseinheit. Lothian soll lernen mit seinem neuen Guymelef zurechtzukommen. Sie sind schon bei Sonnenaufgang aufgebrochen."

"Und warum hat mich keiner gefragt?" schniefte Merle.

"Merle, dabei können sie dich nun wirklich nicht gebrauchen. Was sollst du da auch? Sie müssten ja Angst haben, dich aus Versehen mit den Guymelefs zu zertrampeln."

"Trotzdem hätten sie mich fragen können." Beleidigt starrte Merle auf eines der Porträts der astonschen Familie. Liebevoll strich ihr Milerna über das Haar.

"Merle, das war doch nicht böse gemeint. Du kannst nur nicht ständig an Louvains Seite sein. Lass ihn doch auch mal etwas alleine machen. Er braucht auch seinen Freiraum."

"Jetzt fängst du auch noch damit an," stöhnte Merle gereizt auf. "Das habe ich schon von Hitomi gehört."

"Damit hat sie auch ganz Recht." Milerna lachte leise. "Komm, wir setzen uns auf den Balkon und quatschen so richtig, ja?"

Merle nickte langsam und hakte sich dann bei der Prinzessin unter.
 

Alexander stand vor Escaflowne und blickte den Guymelef beeindruckt an.

"Das ist also Escaflowne, der berühmte Guymelef von Isparno..." murmelte er.

"Ich komme zwar nicht besonders viel herum, aber... Wer hat denn auch noch nicht von Escaflowne gehört?"

Van lachte und legte ihm die Hand auf die Schulter.

"Ja, und wer hat noch nicht davon gehört, wie ich ihn bei der letzten Schlacht demoliert habe? Die Isparno haben Monate gebraucht um ihn wieder zu reparieren."

Hitomi sah Van vorwurfsvoll an. "Das findest du lustig? Fandest du es etwa auch lustig, als Dilandau dich fast getötet hat?"

Mandelbraune Augen blickten sie entschuldigend an. Dann nahm Van sie in die Arme und drückte sie liebevoll an sich.

"Natürlich nicht. Ich schulde diesem Drachen noch so einiges," spielte er auf seine Rettung durch den schwarzen Drachen an.

"Nur leider habe ich ihn seither nicht wieder gesehen. Du etwa?"

Zärtlich zupfte er an einer vorwitzigen, braunen Haarsträhne. Hitomi lächelte ihn an und schüttelte den Kopf.

"Bisher noch nicht. Aber ich denke, dass er sich bald melden wird. Ich habe das Gefühl, als wenn sich irgendetwas zusammenbraut. Ich weiß nur noch nicht was."

Ernst blickten ihre grünen Augen Van an. Dann lachte sie verlegen und zuckte mit den Schultern.

"Es ist eben einfach nur so ein Gefühl..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-01-18T19:12:58+00:00 18.01.2006 20:12
Alles in ihrem Leben kam irgendwie zu spät.
Leider bin ich nicht zu hochklassig im kommentieren,
wie Du abranka.
Aber diese Stelle - oder vorher: ...weil er es konnte.
Das sind Stellen, die nachklingen.
Worte können Sätze bilden, ein inhaltliche Aussage machen,
Gefühle erzeugen, Bilder erstehen lassen....
die ganze Palette beherrschst Du - im Manticor zeigst Du es

tough


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