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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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23. Im Traum

Hitomi träumte...

Sie lief durch eine weite Graslandschaft. Die Sonne schien und der Wind spielte mit ihrem Haar. Van kam ihr entgegengelaufen und mit einem Lachen fielen sie sich in die Arme und wirbelten herum. Hand in Hand liefen sie durch das Gras und Hitomi fühlte sich einfach nur glücklich. Keine Sorgen. Keine Gedanken. Alles war einfach. Nur sie und Van.

Plötzlich verdunkelte ein schwarzer Schatten die Sonne. Die beiden blieben stehen und blickten zum Himmel. Ein riesiger schwarzer Drache setzte zur Landung an.

"Weg!" rief Van entsetzt. "Er darf uns nicht finden! Niemals!"

"Aber..." Verstört sah ihn Hitomi an. "Ich kenne ihn. Du kennst ihn doch auch. Er ist ein Freund."

"Nein! Er nimmt uns alles! Er zerstört..." Van zerrte sie mit sich, doch Hitomi wehrte sich.

"Nein. Ich will mit ihm reden, Van," erklärte sie energisch.

"Dann verlieren wir alles... Die Welt zerbricht..." Van sah sie mit traurigen Augen an. Langsam löste er sich auf, wie Schaum in der Sonne. Das Gleiche geschah mit der Graslandschaft. Zurück blieb eine undefinierbare graue Ebene über die wabernde Nebelschleier zogen. Hitomi drehte sich zu dem Drachen um und stellte ohne Überraschung fest, dass dieser noch da war.

"Du hast die Illusionen erkannt, ohne dass ich etwas sagen musste. Ich bin beeindruckt." Seine gelben Augen lächelten Hitomi sanft an.

"Er wollte nicht mit dir reden." Traurig sah Hitomi den Drachen an und trat auf ihn zu. "Was ist das hier?"

"Ihr seid im See der Träume geschwommen. Er zeigt euch, was ihr sehen wollt. Eure tiefsten Wünsche. Eure größten Ängste. Und manchmal... Manchmal schickt er auch Bilder von der Realität und lässt euch sehen, was ihr endlich sehen müsst." Der Drache lächelte sanft. "Er hat dir gezeigt, was du dir von Herzen wünscht. Endlich sorglos zu sein. Zusammen mit dem Drachenreiter. Und doch..." Er legte den Kopf schief und schenkte Hitomi einen liebevollen Blick. "Und doch war es für dich nur ein Moment. Du weißt, dass es so nicht sein kann. Deshalb hast du die Illusion erkannt."

Langsam nickte Hitomi. "Was ist mit den anderen?"

"Du musst sie finden. Sie drohen sich in ihren Träume zu verlaufen. Wenn das einmal geschehen ist, ist es schwer sie wieder zu finden und zurückzubringen." Der Drache breitete seine Flügel aus und lächelte Hitomi erneut an.

"Finde sie, Mädchen vom Mond der Illusionen. Finde deine Freunde." Er schwang sich in den Himmel und Hitomi blieb allein zurück. In Sekundenbruchteilen war der schwarze Drache in den grauen Nebelschleiern verschwunden.

"Und wie tue ich das?" flüsterte Hitomi leise und ratlos.
 

Die Priesterin der Elfen sah Louvain ernst an. Sie war gut einen Kopf größer als Farla, die Elfe, die der Löwenjunge zuerst kennen gelernt hatte, ähnelte ihr ansonsten jedoch sehr. Statt eines silbernen Lichtschimmers umgab die Elfenpriesterin jedoch ein sanftes, goldenes Licht. Louvain hatte schon Farla als leuchtend empfunden, doch die Aura der Priesterin übertraf sie noch um einiges. Die Priesterin der Elfen leuchtete nicht nur, sondern sie strahlte regelrecht mit der Sonne um die Wette.

"Ich werde jetzt das Wasser trinken und zu deinen Freunden gehen. Zuerst versuche ich es mit dem Mädchen." Sie deutete auf Hitomi. "Du hast gesagt, dass sie besondere Fähigkeiten hat, deshalb werde ich sie am ehesten finden können. Wenn sie begabt ist, dann kann sie mir helfen. Ansonsten..." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich kann dir nichts versprechen, Löwenjunge, aber ich tue, was ich kann." Die Elfenpriesterin trank das Gefäß mit Wasser in einem Zug leer und sank neben Hitomi zu Boden.
 

Einen golden schimmernde Gestalt taucht vor Hitomi auf. Verblüfft starrten sich die beiden gegenseitig an.

"Die reine Ebene. Noch nie habe ich sie in einem Traum vorgefunden." Die glockenhelle Stimme der Elfe durchbrach die Stille.

"Die Illusion ist zerbrochen," erklärte Hitomi dem Lichtwesen.

Die Elfenpriesterin lachte auf. "Dann verstehe ich. Du bist das Mädchen, das mir der See so oft angekündigt hat. Ich habe dich oft gesehen, doch niemals dein Gesicht. Und doch... Ich wusste, dass du kommen würdest.

,Auf der grauen Ebene steht sie.

Nach der zerbrochenen Illusion...'

So hat mein Traum es mir immer wieder gesagt. Und hier stehen wir nun. Wie ist dein Name, Mädchen?"

"Hitomi. Und deiner?"

Die Elfe lachte auf. "Mich hat lange keiner mehr danach gefragt. Faisala ist mein Name. Und nun komm. Deine Freunde brauchen uns." Die Elfe streckte die Hand aus und lächelte Hitomi an. Vorsichtig ergriff das Mädchen vom Mond der Illusionen die ausgestreckte Hand der Elfe.

"Zu wem gehen wir zuerst?" fragte die Elfe lächelnd.

"Zu Van," erklärte Hitomi entschlossen.

"Gut, dann konzentriere dich auf ihn..."

Langsam traten sie vor und verschwanden im grauen Nebelschleier.
 

Van träumte...

Er stand vor dem Altar des Tempels. Die Basaltstatue des Drachen sah ihn aus Rubinaugen liebevoll an. Nervös sah er sich um. Dann erklang die Musik und Hitomi betrat den Tempel. Die Hochzeitsgäste standen auf und zollten der Braut ihren Respekt. Van strahlte Hitomi an. Sie trug ein wundervolles, weißes Kleid und sah unglaublich schön aus. Sie lächelte Van zärtlich an. Anschließend glitt sein Blick über die erste Reihe. Sein Vater und seine Mutter sahen ihn genauso liebevoll an, wie auch sein Bruder Folken. Daneben saßen Vargas und die anderen alten Kämpfer. Van lächelte. Sein Glück war vollkommen. Und doch... Langsam stahl sich eine Träne über seine Wange.

"Das kann nur nicht sein..." flüsterte er leise. "Es kann nicht sein..."

"Gut, dass du das siehst." Die helle Stimme der Elfe riss ihn aus seiner Traurigkeit. Van drehte sich um und registrierte beiläufig, wie sich das Bild um ihn herum auflöste. Hinter ihm schwebte die Lichtgestalt der Elfe und daneben stand Hitomi und lächelte ihn an.

"Wach auf, Van," sagte das Mädchen sanft und streichelte ihm über die Wange. "Ich komme bald nach."

Auch Van verschwand nun und Hitomi sah die Elfe an. Die Priesterin lächelte schief.

"Das war noch einfach. Aber die Schwierigkeiten kommen sicher noch. Wer jetzt?"

"Allen." Wieder fassten sich die beiden an den Händen und verschwanden im Nebel.
 

Van riss die Augen auf und sprang ruckartig hoch. Sofort war Louvain bei ihm und fasste ihn beruhigend an der Schulter.

"Was war das?" fragte Van aufgeregt.

"Der See. Der See ist schuld."

"Wo sind wir?"

"Bei den Elfen. Sie haben uns aufgenommen. Und ihre Priesterin versucht, euch alle zurückzuholen. Und zumindest bei dir hatte sie ja Erfolg."

Louvain lächelte erleichtert. "Wenn du wüsstest, was ich mir für Sorgen gemacht habe..."

Van hörte ihm schon gar nicht mehr zu und blickte auf die schlafende Hitomi.

Komm auch wirklich zurück, Hitomi. Bitte... flehte er stumm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-03-23T18:25:19+00:00 23.03.2006 19:25
Dieses Kapitel ist mein neuer Favorit.
Da konnte ich nachempfinden, wie sich die Menschen auf der
Traumebene verlieren - einander verlieren.
Jeder für sich gefangen, doch in der gleichen Dimension.
Und eine elfische 'Pfadfinderin' als Scout.
Kein bisschen kitschig, erinnert mich an
'The Schwarz_Sindrome' von kureneko_kitty.
Die Ebene von 'Sein oder Nicht-Sein' auf der sich
Schuldig in den Hirnen der Menschen bewegt, die er liest.
Etwas unheimlich, aber unheimlich gut.
tough


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