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Schwarzer Drache: Manticor

Schwarzer Drache II
von

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27. Im Labyrinth der Träume

"Wie kommen wir hier nur bloß raus?" Hitomi drehte sich ratlos im Kreis.

"Vielleicht so, wie wir hier hereingeraten sind," meinte Alexander behutsam.

Hitomi schüttelte den Kopf. "Hast du dir etwa gemerkt, wo wir lang gelaufen sind? Hast du überhaupt mitgekriegt, dass wir in ein Labyrinth reingerannt sind?"

Verlegen zuckte der Junge mit den Schultern. Unsicher pustete er sich eine vorwitzige schwarze Haarsträhne aus der Stirn.

"Und was nun?" fragte er kleinlaut.

Ratlos zuckte Hitomi mit den Achseln. "Wir gehen einfach weiter. Hier bleiben können wir ja schlecht. Zu dumm, dass wir Faisala verloren haben. Sie hätte uns helfen können."

Langsam gingen sie los und drangen weiter in das Labyrinth der Träume ein.
 

Nicht sehr weit hinter ihnen schob sich der Manticor mit einem tiefen Grollen durch die Gänge. Er stapfte vorwärts und seine breiten Flügel streiften die Mauern. Unbeirrt folgte er der Aura des Kindes des Drachens.
 

"Hitomi," flüsterte Van leise und nahm ihre Hand. "Bitte komm zurück. Bitte... Ich warte auf dich. Hitomi..."

Hilflos sah er seine Verlobte an. Dann glitt sein Blick zu Alexander und traurig schüttelte er den Kopf. Es war zum Verrücktwerden, dass er nichts tun konnte!
 

"Hast du das auch gehört?" fragte Hitomi plötzlich und legte den Kopf schief. Sie hatte das Gefühl, dass sie Vans Stimme gehört hätte.

"Was meinst du?"

"Ich dachte, ich hätte Van gehört."

"Von wo kam das?" hakte Alexander aufgeregt nach.

"Von dort." Hitomi deutete in einen der fünf Gänge der Kreuzung.

"Dann lass uns dort hingehen." Folkens Sohn zuckte mit den Schultern. "Diese Richtung ist so gut, wie jede andere."

"Ja..." Hitomi dachte nach. "Vielleicht kann mich Van ja leiten. Wenn ich nur fest genug an ihn denke, könnte es klappen. Unsere Verbindung müsste eng genug sein..."

"Einen Versuch ist es jedenfalls wert." Unbehaglich sah Alexander sich um. "Lass uns weitergehen. Ich habe ein ungutes Gefühl..."
 

Van glaubte eine kurze Bewegung in seiner Hand zu spüren. Verblüfft blickte er auf Hitomis Hand herunter und sah, dass sich ihre Finger minimal bewegten.

"Hitomi," redete er wieder auf sie ein. "Gib nicht auf, Hitomi. Ich bin bei dir."

"Kann sie dich hören?" fragte die Elfenpriesterin hinter ihm.

Faisala war noch immer schwach, zwang sich aber weiterhin wach zu bleiben. Sie hing in Farlas Armen und ließ sich nun langsam neben den beiden Menschen zu Boden sinken. Das junge Elfenmädchen blieb treu an ihrer Seite.

"Ich glaube schon. Sie hat die Hand bewegt," erwiderte Van.

"Das ist ein gutes Zeichen," lächelte Faisala und blickte Hitomi mit neuer Hoffnung an.
 

Hitomi lauschte weiter auf ihre innere Stimme und führte sich und Alexander durch die steinernen Gänge. Schließlich erreichten sie den Kern des Labyrinthes. Dort stand ein Pavillon aus leuchtendem Kristall. Um ihn herum erstreckte sich ein Garten, in dem Massen an Blumen blühten und der beinahe an einen Dschungel erinnerte. Ein schmaler Kristallweg führte hindurch zu dem Pavillon.

"Wo sind wir hier?" flüsterte Alexander leise. Es schien ihm irgendwie unangemessen an diesem Ort laut zu sprechen.

"Ich weiß nicht," zischte Hitomi zurück. Dann warf sie einen Blick über ihre Schulter zurück in das Labyrinth. Und erstarrte. Hinter ihnen schob sich der Manticor in den Gang und blickte sie mit seinen funkelnden Augen an.

"Weißt du, wir sollten weitergehen," meinte sie, fasste Alexander am Arm und rannte los.

Auf der grauen Ebene hätte der Manticor ihnen nichts tun können, da sie einfach nur hätte aufwachen müssen, aber hier... So fern von der Realität, so tief in der Welt der Träume verstrickt - hier war sie sich nicht so sicher.

Alexander blickte kurz über seine Schulter und folgte Hitomi dann. Sie drängten sich durch die Pflanzen hindurch, die sich immer wieder an ihren Schultern festklammerten und ihnen blutige Kratzer in die Haut rissen.

"Für einen Traum," keuchte Alexander. "Ist das ein bisschen sehr real!"

"Quatsch nicht, lauf!" schrie Hitomi zurück und zog das Tempo noch weiter an.

Hinter sich hörten sie den Manticor grollen. Mit lautem Krachen hetzte er durch das Gebüsch.
 

Schnell erreichen sie den Kristallpavillon und da die Tür offen stand, stürzten sie hinein. Sofort umfing sie ein bläulich schimmerndes Licht, fast so, als wenn sie sich in besonders klarem Wasser befinden würden. Hinter ihnen sprang der Manticor durch die Tür. Hitomi und Alexander schrieen auf, doch es gab niemanden, der sie hören konnte.

"Gibt es hier denn keinen anderen Ausweg?" Hitomi suchte hektisch die Wände mit den Augen ab, aber die einzige Tür war die, durch die sie eben hineingerannt waren.

"Was machen wir denn jetzt bloß?" murmelte Alexander leise, als sie sich gemeinsam zur hintersten Wand zurückzogen.

"Hier bist du also, Drachenkind," grollte der Manticor und schlich näher. Er ließ seine scharfen Zähne aufblitzen und zuckte mit dem Skorpionschwanz. Seine schwarzen Augen funkelten sie bösartig an.

"Und das Mädchen vom Mond der Illusionen auch noch. Beide in einem Traum des Sees. Welch ein Glückstag für mich... Ein Schlag und ihr beide seit tot..."

Er hob die rechte Vorderpranke und langte tapsig zu. Der Schlag ging weit daneben, doch beide konnten sie deutlich seine langen Krallen sehen.

"Wieso Traum des Sees?" keuchte Hitomi und presste sich enger an die Wand.

"Das hier ist auf seine Weise real," lachte der Manticor und kam noch ein paar Schritte näher. Er ließ seine Opfer nicht mehr aus den Augen. "Sterbt ihr hier, sterben auch eure Körper. Ihr hättet es mir kaum noch leichter machen können..."

Erneut hob er seine Pranke und diesmal war es kein Spaß mehr. Angsterfüllt suchten Hitomi und Alexander nach einem Ausweg, konnten aber keinen entdecken.

"Seid bereit zu sterben," fauchte der Manticor und schlug zu.

Eine massive Wand aus Wasser hinderte ihn urplötzlich daran, Hitomi und Alexander zu treffen.

"Verschwinde!" gellte eine hohe Stimme durch den Kristallraum. "Verschwinde! Das ist meine Welt und nicht deine!"

Mit einem empörten Knurren sprang der Manticor zurück und warf den Kopf in den Nacken.

"Du wagst es?! Du stellst dich mir in den Weg?!"

"Wie du siehst," lachte die Stimme. "Hier ist meine Welt. Hier kannst du mir nichts anhaben. Also verschwinde. Geh, Manticor, ehe du es noch bereust."

Die Wasserwand näherte sich dem Manticor immer weiter. Knurrend und fauchend zog er sich wie ein geprügelter Hund zurück. Als er rückwärts durch die Tür ging, wandte er sich noch einmal an Alexander und Hitomi.

"Das war nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben," versprach er. Dann war der Manticor verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tough
2006-05-01T13:49:39+00:00 01.05.2006 15:49
Spannend.
Die Besitzerin der hohen Stimme schützt das Kind des Drachen und das Mädchen vom Mond der Träume.
Also haben diese noch ein Wesen auf ihrer Seite - nicht nur den Drachen. Schon beruhigend.
Nur die Wasserwand war zu plötzlich da.
Würde ich stärker betonen, sonst liest es sich so beiläufig, dass dieses Wunder nicht so recht auffällt.
tough


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