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Dämonenfeuer

von

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Das Feuer brannte. Die heiße Luft mit Rauch vermengt stieg aus den Tiefen der Häuserschluchten zu ihr herauf und bildete einen starken Kontrast zu der kühlen Luft der klaren Sommernacht. Das Mädchen - Seraphine - bewegte sich hastig zurück, als eine Stichflamme zu ihr hochschoss. Trotz der kühlen Luft, die ihre lederartigen Drachenflügel ihr zufächelten, war ihre Haut trocken und rissig geworden; aber darauf achtete sie nicht. Seraphine hatte ihren Umhang aus leichtem Stoff abgelegt und saß nun in T-Shirt und einer kurzen Jeanshose auf dem Dach eines Supermarktes - oder dem, was davon übrig war. Sie kniff die Augen zusammen, um in die Flammen zu schauen, die unter ihr loderten. Aus den purpurroten Flammen krochen schwarze Schatten - die Dämonen. Denn dieses Feuer, das schon längst den Asphalt der Straße in eine klebrige Masse und die parkenden Autos darauf in unförmige Klumpen geschmolzen hatte, war ein Dämonenfeuer: die Verbindung zwischen der Welt der Dämonen und der Menschenwelt, bestehend aus magischen Flammen. Seraphine war ein Teil beider Welten, doch keine akzeptierte sie. Die Menschen hatten entweder Angst vor ihr oder sahen in ihr eine Bedrohung; für die Dämonen war sie einfach nur eine Missgeburt, die Tochter einer Dämonin und eines Menschen - die größte Schande überhaupt für die Dämonen! Daher wurde Seraphine mit der Zeit eine Einzelgängerin. Obwohl sie eigentlich für keine der beiden Welten von Bedeutung war, hatte sie in letzter Zeit immer wieder Anschläge überleben müssen. Das verwunderte die Halbdämonin sehr, da es manchmal sogar Schatten waren, die sie angriffen. Doch ihr magischer Stein Rapa hatte ihr bis jetzt immer so starke magische Kräfte geliehen, dass sie die Angreifer mühelos abwehren konnte. Aber die Gegner wurden immer stärker.

Dabei hatte alles so harmlos begonnen. Vor ungefähr 16 Jahren kaufte ein junger amerikanischer Student namens Kay Lowell zwei uralte Bücher über Dämonen und Beschwörungsformeln für eine seiner Arbeiten in einem Trödelgeschäft. In einem der beiden Bücher waren Zeichnungen von den verschiedenen Dämonenclans und einigen ihrer Mitglieder. Eine Illustration zeigte den Clan des Drachen, dem Herscherclan der Dämonen. Alle Dämonen dieses Clans besaßen Drachenmerkmale: Klauenfüße, lederartige Flügel, leicht schuppige Haut, rote Augen und die Fähigkeit, Feuer mit ihren Blicken zu entzünden. Kay brauchte nur einen Blick auf die jüngste Tochter des Herrschers Seth zu werfen, schon war es um ihn geschehen - er hatte sich in die hübsche Dämonin verliebt. Zwar sah sie nicht so aus, was der amerikanische Durschnittstyp unter "hübsch" versteht, aber dass war dem schwerverknallten Studenten egal. Er wollte nur eines, irgendwie zu seiner Lilith kommen. Lilith hatte langes rotes Haar und ihre Haut war nicht so schuppig wie die der anderen Dämonen. Für einen Dämon sah sie also ziemlich gut aus. Kay reiste weit umher, um alle Zutaten für die Beschwörung eines Portals zu bekommen. Als Tor zwischen den Welten hatte er das "Dämonenfeuer" gewählt, da es der einzige Zugang zur Dämonenwelt war, durch das man auch wieder vollständig zurückkam, bei den anderen Portalen, wie zum Beispiel dem "silbernen Spiegel", dem "magischen Fenster" oder dem sogenannten "Sternentor", bestand die Gefahr, dass ein oder mehrere Körperteile in der anderen Welt blieben. Leider war das Dämonenfeuer auch der gefährlichste Durchgang, da sich immer ein Dämon freiwillig opfern und von den Flammen verschlingen lassen musste, um das Tor wieder zu verschließen - und finde mal einen Dämonen, der sich freiwillig umbringt! Aber darum wollte sich Kay erst später kümmern.

Zum Schluss brauchte er nur noch einen der magischen Steine der Elemente. Er wusste allerdings nur von einem noch existierenden Stein, dem Stein der Mondstrahlen, auch Rapa genannt. Er fand den Stein schließlich in Frankreich, wo er sich im Besitz einer alten Hexe befand. Als Tausch für den Zauberstein musste Kay seine linke Hand opfern, doch für seine Liebe tat er alles. Mit dem halbmondförmigen Edelstein im Gepäck - und nur einer Hand - ging es wieder zurück nach Amerika. Da Kay sein Studium niedergelegt und keine Familie mehr hatte (er war eine Waise), konnte er sich ohne Probleme auf das geheime Ritual vorbereiten. Endlich war es so weit. In einer Vollmondnacht öffnete Kay das Tor in die Dämonenwelt. Mit Rapa in der Hand konnte er das Feuer durchschreiten, ohne sich Verbrennungen zuzuziehen. Er kam in dem Schlafgemach der Prinzessin Lilith an. Die Prinzessin fuhr hoch, doch als sie erkannte, dass er Mensch war, beruhigte sie sich. Lilith war nämlich von der Welt der Menschen fasziniert - sehr zum Ärger ihres Vaters, der die Menschen nur als jagdfähige Beute ansah. Als sie hörte, dass der fremde junge Mann nur wegen ihr in diese feindliche Welt gekommen war, war sie zuerst verblüfft. Als sie aber an ihren Vater und seinen Menschen-Jagd-Trupp dachte, wurde sie ganz traurig. Denn irgendwie fand sie Kay ganz süß, wollte aber andererseits nicht ihre Familie im Stich lassen. Doch die Entscheidung wurde ihr auf brutale Weise abgenommen: Als sie gerade die Situation mit Kay besprechen wollte, hörten sie beide ein Horn schallen. Lilith fuhr erschocken hoch, denn das Horn zu blasen bedeutete Gefahr - und bei dieser speziellen Reihenfolge der Töne Gefahr von innerhalb der Festung! Kay hielt Lilith davon ab, die Treppe hinunter in den Thronsaal zu rennen, was gar nicht so einfach war, da sich Lilith mit einem Mal in ein zähnefletschendes, mit den Flügeln um sich schlagendes Wesen verwandelt hatte. Doch damit rettete er ihr das Leben, denn in genau dem Augenblick, als seine Kräfte zu erlahmen drohten, kam eine kleine Armee von Dämonen die Treppe herauf, nur um dann mit Lichtblitzen auf Lilith zu schießen. Diese schoss erschrocken zurück in ihr Gemach - Kay hinterher - und sperrte die Tür zu. Einen kurzen Moment später kam durch einen Geheimgang der König der Dämonen, Seth, herein. Er blutete aus lauter kleinen offenen Wunden und hatte starke Verbrennungen und als er seine Tochter mit einem Menschen sah, der sie zudem noch festhielt, wollte er sich schon auf Kay stürzen, doch Lilith hielt ihn zurück. Nachdem sie ihm erklärt hatte, dass sie sich in diesen Menschen verliebt hatte - Kay dachte, er hörte nicht recht - stimmte Seth grummelnd zu, seinem zukünftigen Schwiegersohn nichts zu tun. Der König taumelte, denn er verlor immer mehr Blut. Dann erzählte er der schockierten Lilith, dass ihr Onkel Chaim mit einigen anderen Dämonen einen Aufstand angezettelt hatte. Liliths Mutter, Schwestern und Brüder waren alle getötet worden, außer Liliths ältester Schwester Kara, die Chaim heiraten sollte. Nun waren sie also Gefangene in diesem kleinen Zimmer. Kay wies auf das Dämonenfeuer hin, dass sie in Sicherheit bringen konnte, doch dafür brauchten sie auch erst mal einen Dämonen, der sich für sie opfern würde. Schließlich traf König Seth eine schwere Entscheidung: Er würde Kay und Lilith durch das Portal schicken, um sich dann zu opfern, damit sich dass Tor schließen würde. Lilith wollte zwar protestieren und flehte ihren Vater an, es nicht zu tun, aber der sah keine andere Möglichkeit. Er verlor immer mehr von seinem Dämonenblut und würde den nächsten Sonnenaufgang wahrscheinlich nicht mehr miterleben. So konnte er wenigstens sicher sein dass das Blut des Drachenclans weiterlebte, denn er wusste, dass Kara sich eher umbringen würde als Chaims Frau zu werden. Lilith versuchte noch einmal, ihren Vater umzustimmen, aber der hielt an seinen Entschluss fest. So traten Kay und Lilith durch das Dämonenfeuer. König Seth wollte sich schon in die Flammen werfen, als plötzlich die Tür zu Liliths Zimmer aufgebrochen wurde und Chaim mit seinen Gefolgsleuten eintrat. Chaim war eine grauenhafte Gestalt: Er hatte lange schwarze Haare, die in fettigen Strähnen von seinem Kopf hingen, rote alles durchdringende Augen, schwarze Klauen und Drachenflügel, die schon stark zerrissen aussahen. Er hielt einen Speer in der Hand, den er blitzschnell schleuderte. Der Speer flog durch die Luft - und traf den König in unterhalb der linken Schulter in den Rücken. Stöhnend - und jetzt noch blutüberströmter - brach Seth zusammen. Die Spitze des Speeres aber trat auf der anderen Seite wieder heraus und flog weiter. Sie traf Kay in den rechten Arm. Chaim zog eine Grimasse, die wohl ein Grinsen sein sollte, aber seine Wirkung vollkommen verfehlte und sein mageres Gesicht wie einen Totenkopf aussehen ließ. Dann trat er auf das Dämonenfeuer zu. Doch König Seth lebte noch. Er lag zwar im Sterben, aber langsam schob er sich auf das Portal zu, hinter dem Kay und Lilith standen und ihrerseits immer mehr zurückwichen. Mit letzter Kraft und einem lauten Schrei sprang Seth auf und stürzte sich in die purpurnen Flammen. Mit einem lauten Zischen wurde das Tor immer kleiner und die fauchenden Flammen verlöschten blitzartig.

Doch Kay hatte vergessen, Rapa beim Verschließen des Tors zu benutzen, und so blieb eine kleine Flamme übrig, die aber merkwürdigerweise nicht heiß war. Diese kleine Flamme stellte nun für immer eine winzige Verbindung in die Dämonenwelt dar und konnte nur gelöscht werden, wenn sich das Portal erneut öffnen und wieder ordnungsgemäß verschlossen werden würde. Kay und Lilith heirateten heimlich und versteckten die kleine Flamme unter einer belebten Straße in einer amerikanischen Großstadt. Lilith wurde schwanger und starb kurz nach der Geburt ihrer kleinen Tochter Seraphine. Als der magische Stein Rapa in Seraphines Nähe kam, begann er strahlend blau zu leuchten. Kay ließ sich von einem Freund aus dem mondförmigen Edelstein, der so groß wie die Faust eines Babys war, einen Kettenanhänger fertigen und zusammen mit einem kleinen goldenen Kettchen hing der Stein fortan um den Hals der kleinen Seraphine. Aber dann wurde Kay sehr krank, denn der Speer Chaims war vergiftet gewesen und das Gift tötete langsam. Schließlich starb er. Seraphine war damals gerade mal neun Jahre alt. Nun war sie ganz allein und musste sich eine neue Bleibe suchen, denn das Haus, in dem sie zusammen mit ihrem Vater gelebt hatte, war hochverschuldet und so wurde es zusammen mit der Einrichtung bei einer Auktion versteigert. Seraphine konnte sich nirgendwo blicken lassen, denn alle Leute hielten sie aufgrund ihrer Flügel und Klauenfüße für ein Monster. So zog sie immer nur nachts los und lebte ein Jahr lang zurückgezogen in den Wäldern Nordamerikas.

Dann beschloss Seraphine, die nächstgrößte Stadt aufzusuchen. Doch das war die Stadt, unter der die kleine Flamme begraben war. Als Seraphine nun nachts über die Stadt flog, reagierte die kleine Flamme, die noch immer munter unter einer Straße vor sich her brannte, auf den Stein Rapa, und mit einem Mal brach eine Stichflamme aus einer Straße hervor - das Portal in die Dämonenwelt hatte sich wieder geöffnet! Sofort schossen Soldatendämonen aus den Flammen hervor und griffen die Menschen auf der Straße und in den Autos an. Die Flut der Dämonen nahm nicht ab und so schafften sie es, in gerade mal drei Jahren, die gesamte Welt in Schutt und Asche zu legen. Die wenigen überlebenden Menschen lebten versteckt in den Häuserruinen der Großstädte und jedes Jahr wurden viele Kinder geholt, um für die Dämonen als Sklaven zu arbeiten. Die jüngeren Kinder konnten sich nicht an ein freies Leben erinnern, denn inzwischen herrschten die Dämonen schon sechs Jahre lang über die Welt. Jedes Jahr versammelten sich alle Dämonen, die in der Menschenwelt lebten, in der Stadt, in der das Dämonenfeuer brannte feierten ihren Sieg über die Menschheit.

Nun saß Seraphine also auf dem Dach eines ehemaligen Supermarktes und starrte hinunter in die Flammen. Bald würde es hier nur so von Dämonen wimmeln, der "Tag des Sieges" nahte. Seraphine kannte die Geschichte ihrer Eltern von ihrem Vater und erkannte daher in dem König der Dämonen Chaim wieder. Er sah genau so aus, wie es ihr Vater immer erzählt und aufgezeichnet hatte. Er schien kein bisschen älter geworden zu sein, was sicher auch daran lag, dass in der Welt der Dämonen die Zeit langsamer verlief. So alterten die Dämonen in 10 Jahren nur um ungefähr ein Menschenjahr. Der Stein Rapa half Seraphine manchmal mit magischen Kräften, so konnte sie zum Beispiel mit ihren Händen Feuer tragen, entstehen lassen und schleudern. Auch ihre Augen veränderten sich jedes Mal von rot zu einem leuchtenden gelb, wenn der Stein ihr Magie lieh.

Seraphine hörte hinter sich ein leises Geräusch und drehte sich blitzschnell um, die linke Hand hielt Rapa fest umklammert, um jederzeit seine Magie anzuwenden. Der ungebetene Besucher fiel vor lauter Schreck fast vom Dach. Es war Naja, ein Mädchen von 13 Jahren und einer der einzigen Menschen, die keine Angst vor der Halbdämonin hatte. Naja schaffte es sogar manchmal mit ihrer naiv fröhlichen Art, Seraphine zum Lachen zu bringen, was ziemlich selten war. Doch jetzt war Seraphine gar nicht nach lachen zumute, zu schmerzhaft waren die Erinnerungen gewesen.

"Du sollst dich nicht immer so anschleichen. Irgendwann schmeiß ich dich vielleicht sonst aus Versehen vom Dach herunter.", herrschte Seraphine die Kleine an.

"Und dann fliegst du hinterher und fängst mich auf.", erwiderte Naja lächelnd, während sie ihr einfaches Leinenkleid glatt strich.

Seraphine drehte sich seufzend um, warf ihre langen feuerroten Haare in den Nacken und starrte traurig in den Nachthimmel. Naja nahm einfach alles zu sehr auf die leichte Schulter. Immerhin brauchte sie keine Angst davor haben, versklavt zu werden, da sie für ihr Alter sehr klein und schmächtig und außerdem von Geburt an blind war. Trotzdem kannte sie sich in dem Ruinenviertel, in dem sie wohnte, so gut aus wie keine andere. Ihr Vater hatte es sogar geschafft, ein Jungtier der wilden Hunde zu fangen, großzuziehen und den Hund zu einer Art Blindenhund zu trainieren. Todd war ein braves Tier, das Naja fast überall hin folgte, nur auf die Dächer der Häuser schaffte er es nicht.

Seraphine spürte eine kleine Hand auf ihrer Schulter.

"Schon wieder ein Anschlag?", fragte Naja leise.

Seraphine nickte und fragte sich wohl schon zum hundertsten Male, wie das kleine Mädchen es schaffte, besser als alle anderen die Gefühle anderer zu deuten.

"Und jedes Mal werden sie stärker. Dieses Mal konnte ich die Angreifer nicht mit einem Mal abwehren. Wenn das so weitergeht, werde ich entweder selbst immer stärker werden müssen, oder..."

".... oder es wird bald keine Dämonen mehr geben.", fügte Naja halb scherzhaft hinzu.

Seraphine wusste, dass Naja das nur sagte, um sie von diesen Gedanken abzubringen und war dankbar dafür. In diesem Moment war ihr so ziemlich jede Ablenkung willkommen.

Die Halbdämonin spannte ihre großen dunkelroten Drachenflügel, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, und drehe dem flackernden Feuer den Rücken zu. Ihren Umhang nahm sie in die Hand, er störte nur beim Fliegen.

"Komm", sagte sie zu Naja. "Ich fliege dich heim. Todd findet auch so nach Hause."

Sofort sprang Naja auf Seraphines Rücken und schlang ihre dünnen Arme um Seraphines Hals. Naja war die einzige, die Seraphine mitfliegen ließ. Immerhin war sie auch die leichtste von Seraphines Freunden. Zu denen gehörte Keith und Sana, Najas ältere Zwillingsgeschwister, und Sten, der Einzelgänger. Sten war erst vor einem halben Jahr von Najas Mutter gefunden worden. Er lag verletzt am Ufer eines Sees und konnte sich an nichts außer seinem Namen erinnern. Der sechszehnjährige Junge war immer ziemlich zurückgezogen und redete mit kaum jemanden. Nur Naja schaffte es ab und zu, ihn in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Da er sich so gut mit Naja verstand, und außerdem keine Familie hatte, nahm Najas Familie ihn auf. Die anderen Leute in den umliegenden Ruinen waren nicht sehr begeistert über das neue Gruppenmitglied, aber das störte die Familie nicht.

Seraphine und Naja flogen durch die Nacht und landeten schließlich vor dem "Haus" von Najas Familie. Najas Mutter Takala hatte aus einem großen Stück Stoff einen Vorhang genäht, der die selbe Farbe wie die Steine der Ruinen ringsherum hatte. Die Familie hatte viel Platz zum Leben, da das Haus, in dessen Trümmern sie lebten, früher einmal ein großes Geschäft gewesen war. Einen Block weiter befand sich ein See, der in einem Stadtpark lag. An diesem See wurde Sten gefunden, daher ging er oft dorthin und versuchte sich an seine Vergangenheit zu erinnern.

Naja sprang von Seraphines Rücken und pfiff nach Todd. Der kam bellend aus einer der vielen Straßen hervorgeschossen und begann sofort, an Najas Hand zu lecken, aber nicht, ohne Seraphines vorher einmal kritisch begutachtet zu haben. Wie alle wilden (und auch zahmen) Hunde mochte er keine Dämonen, aber da Seraphine nur zum Teil ein Dämon war, akzeptierte er sie. Seraphine meinte immer, dass Todd einer der schlausten Hunde war, die sie je gesehen hatte. Seine Besitzerin packte Seraphine an einer Hand und zog sie auf die Vorhang-Tür zu.

"Komm, Seraphine! Heute macht Ma Rindereintopf. Iss doch mit."

Seraphine zögerte. "Ich weiß nicht, ob deine Eltern das erlauben, weil ich doch zu denen gehöre. Und außerdem gibt es doch so wenig Fleisch, da möchte ich euch nichts wegnehmen." Einige Menschen hatten es geschafft, in den Parks und umliegenden Gegenden eine Art Viehzucht aufzubauen und tauschten dann Tiere oder Fleisch gegen andere Nutzgegenstände oder Nahrungsmittel. Najas Vater Alan war Arzt und Takala zog auf einer kleinen Rasenfläche vor dem Haus Kräuter, die sie dann zu Medizin und Tees verarbeitete. Außerdem half sie als Hebamme ihrem Mann. Doch in letzter Zeit waren viele Leute, die Alan behandelt hatte, an einer mysteriösen Krankheit gestorben und so wollte kaum jemand seine Dienste in Anspruch nehmen. Dadurch hatte die Familie aber auch weniger zum Tauschen, um sich genug zu Essen zu besorgen. Vor allem das Fleisch war besonders wertvoll, und nicht alle konnten es sich jeden Tag leisten.

"Ach, mach dir keine Sorgen. Ich glaube, sie werden nichts dagegen haben.", sagte Naja vergnügt und riss Seraphine aus ihren Gedanken.

Und bevor Seraphine protestieren konnte, standen sie schon hinter dem Vorhang. Seraphine war in all den Jahren, in denen sie schon mit Naja und ihren Geschwistern befreundet war, noch nie bei ihnen zu Hause gewesen, denn Alan war von den Dämonen nicht sehr angetan, seit sie seine älteste Tochter Irana fortgeschafft hatten.

Der Raum, in dem die Halbdämonin nebst blindem Mädchen und Hund jetzt stand, war riesig. Mit großen Stoffbahnen wurden einzelne Bereiche abgetrennt. So gab es eine Art Wohnzimmer (in dem stand Seraphine jetzt), eine Küche, einen Waschraum und drei Schlafräume. In dem Küchenteil brannte ein großes Feuer in einem noch größeren Kamin. Im Winter, wenn es kalt wurde, wurden alle Räume zusammengelegt und die Familie schlief dann nachts vor dem Kamin.

Der Vorhang zur Küche war beiseite gezogen worden und am Kamin stand Takala. Die kleine, etwas rundliche Frau mit den blonden Haaren und wachen blauen Augen rührte in einem riesigen Kessel, aus dem es verführerisch nach Fleisch duftete. Sie trug wie ihre kleine Tochter ein einfaches Leinenkleid, unter dem sich deutlich ihr runder Bauch abzeichnete. Es gab einige Frauen, die sich schämten zu zeigen, dass sie schwanger waren, doch Takala machte sich nichts daraus. Alan saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden und versuchte gerade, eine Beule aus einem weiteren Kessel herauszubekommen. Sein Hemd und die Hose waren schon mehrmals geflickt worden, es war nicht einfach, neue Sachen zu finden oder herzustellen. Obwohl es den ganzen Tag heiß gewesen war und ein Feuer brannte, war es doch überraschend kühl im Raum. Als Naja und Seraphine eintraten und Todd hinterher stürmte, blickte Alan auf. Bei Seraphines Anblick runzelte er die gefurchte Stirn, aber bevor er etwas sagen konnte, kam seine Frau aus der Küche und begrüßte ihre Tochter und deren Freundin. Naja umarmte ihren Vater.

"Ich freu mich, dass du wieder da bist. Wie war es im Nachbardorf? Hattest du viel zu tun?", fragte sie aufgeregt. Doch ihr Vater antwortete nur: "Das erzähle ich nachher beim Essen. Isst deine Freundin auch mit?"

Naja runzelte die Stirn. Dann nickte sie. Auch Seraphine wunderte sich. Warum wollte Alan, dass sie blieb? Sonst war er gegenüber Dämonen doch nicht so freundlich. Sie behielt ihren Umhang an, so waren ihre Drachenflügel nicht so sehr zu sehen. Um Alan vielleicht freundlicher zu stellen, hob die Halbdämonin den zerbeulten Kessel auf. Alan sah schweigend zu, wie Seraphine tief Luft holte und dann leicht gegen die Beulen im Kessel blies. Eine kleine orange Flamme floh aus ihrem Mund und landete auf der größten Delle. Sofort begann sich diese Stelle zu verformen, bis die Beule verschwunden war. Seraphine blies noch zwei kleine Flammen auf den Kessel, und schon war er wieder repariert. Immer noch schweigend reichte Seraphine den Kessel an Alan weiter. Der besah ihn sich von allen Seiten, klopfte hier und da einmal gegen die Kesselwand und nickte dann Seraphine zu. Die Halbdämonin war erleichtert. Jetzt hatte sie etwas gegen das Abendessen eingetauscht und Alan hatte es akzeptiert.

Nach kurzer Zeit kam auch Sten von draußen herein und wenig später trudelten Keith und Sana, der Rest der Familie, ein. Sana war ein hübsches fünfzehnjähriges Mädchen mit dunkelblonden Haaren und blaugrünen Augen. Ihr blaues ärmelloses Kleid reichte ihr gerade Mal bis zu den Knien und war voller Farbkleckse, denn sie hatte gerade wieder die Zimmerwände bemalt. Ihr Zwillingsbruder Keith hatte ihr dabei geholfen, doch sein Hemd und seine Hose sahen sauberer aus als die Sachen seiner Schwester.

Die Stimmung war sehr angespannt. Die Kinder rechneten jede Minute damit, dass Alan einige Schimpfreden über Dämonen ablassen würde, denn heute hatte seine älteste Tochter Irana Geburtstag. Niemand wusste, wo sie war, wahrscheinlich musste sie im Palast des Königs arbeiten, da sie sehr hübsch war und die schönsten Mädchen für Chaim persönlich arbeiten mussten.

Doch die Familie aß schweigend ihren Eintopf. Seraphine fühlte sich unwohl, denn sie spürte, dass Alan sie die ganze Zeit über beobachtete.

"Pa, warum bist du heute so still?" ,fragte der fünfzehnjährige Keith auf einmal mitten in die Stille hinein. Seine Zwillingsschwester Sana nickte nur.

Alan räusperte sich und sprach dann mit seltsam rauer Stimme:

"Ihr fragt euch sicherlich, warum wir heute auf einmal soviel Fleisch haben, wo doch Fleisch zur Zeit so selten ist.", alle nickten und Alan fuhr fort. "Nun, ich war die letzten Tage in einem Dorf, das sich kurz vor der Stadt gebildet hat. Ich weiß Keith, dass du das Dorf kennst", warf er auf den fragenden Blick seines Sohnes ein, "aber vielleicht kennt Seraphine es nicht." Doch Seraphine kannte es. Dieses Dorf, auch "Weihenufer" genannt, war das einzige in der Umgebung, in der ein alter Halbdämon als Schamane lebte. Das war in sofern ungewöhnlich, weil Halbdämonen wirklich sehr selten vorkamen. Der Schamane hatte sich sehr über Seraphines Besuche gefreut und ihr einiges über Rapas magische Kräfte erzählt. Doch Seraphine hatte immer gespürt, dass er ihr nicht alles erzählte, was er wusste.

Alan riss Seraphine aus ihren Gedanken, denn er sprach weiter.

"Nun, kurz vor meiner Ankunft hat eine Horde Dämonen das Dorf überfallen. Sie haben etwas gesucht, etwas, von dem sie glaubten, dass der alte Schamane es haben oder zumindest wissen könnte, wo es ist. Aber er hat ihnen nichts gesagt. Darauf haben die wahnsinnigen Dämonen ihn umgebracht und das Dorf verwüstet. Als ich ankam, musste ich mich erst mal um die Verletzten kümmern. Das einzige Wertvolle, was die Dorfbewohner besaßen, waren ihre Tiere und so tauschten sie eine Menge Fleisch gegen meine Behandlungen."

Seraphine war geschockt. Der alte Halbdämon war tot? Das konnte nicht wahr sein. Halbdämonen wurden nie getötet, nur vertrieben, da die reinen Dämonen nicht wollten, das schmutziges Blut an ihren Händen bzw. Klauen klebte. Warum also um alles in der Welt wurde diese alte Regel, die Kay seiner Tochter immer wieder erzählt hatte, warum wurde diese Regel gebrochen? Gab es einen Zusammenhang zwischen diesem Verbrechen und den Angriffen, denen sie immer ausweichen musste? Durch ein plötzliches Gefühl aus den Gedanken geholt, schaute Seraphine auf.

Streng sah Alan ihr mit seinen seltsamen grünen Augen ins Gesicht. Diese Augen! Sie schienen durch ihr hindurch blicken zu können und alle Geheimnisse in ihrem Innern zu sehen. Seraphine schluckte. Sie ahnte, was jetzt kam.

Alan holte tief Luft. "Ich glaube, ich weiß, was diese Dämonenhorde gesucht hatte. Und zwar das da."

`Das da´ war der blaue Edelstein, der um Seraphines Hals baumelte und den die Halbdämonin jetzt fest umklammert hielt.

"Seraphine, was ist los? Was meint Pa?" ,fragte Naja mit zittriger Stimme. Die ganze Geschichte ängstigte sie, genau wie den Rest ihrer Familie, und sie spürte das Unbehagen ihrer Freundin.

"Er meint meinen magischen Stein", sagte Seraphine mit tonloser Stimme und Naja schnappte unwillkürlich nach Luft.

"Du musst Rapa den Dämonen geben, bevor er noch mehr Schaden anrichtet."

Seraphine wunderte sich. Woher kannte Alan den geheimen Namen des Steines der Mondstrahlen und welchen Schaden sollte er anrichten? Sie hatte seit einiger Zeit einen schrecklichen Verdacht ... nein, das konnte Alan nun wirklich nicht wissen!

"Nein Pa!", rief Naja dazwischen und sprang vom Tisch auf, an dem sie saßen. Alle starrte das kleine blonde Mädchen mit den blinden hellgrünen Augen an.

"Wenn du Seraphine den Stein wegnimmst, stirbt sie!"

Stille. Dann sprach Sana das aus, was sich alle fragten. "Warum sollte sie dann sterben?"

Seraphine setzte schnell zu der Antwort an, dass Naja nur übertreibe, aber es war schon zu spät.

"Seraphine wird in letzter Zeit immer wieder von Dämonen angegriffen und sie brauch Rapa, um sich zu wehren.", erklärte Naja.

Seraphine seufzte. Na prima, jetzt wussten es alle!

"Was heißt dass, Angriffe?!? Aber wieso?", das war das erste Mal, dass Sten etwas zu diesem Thema sagte. Er sah besorgt aus.

"Naja, was weißt du über diesen magischen Stein?", fragte Alan seine kleine Tochter, ohne auf Stens Frage einzugehen.

Naja runzelte die Stirn. "Ähm, nicht viel. Nur, dass Seraphine seine magischen Kräfte gebrauchen kann, um sich gegen diese Angreifer zu wehren." Sie schauderte, denn sie stellte sich gerade Seraphine vor, die über eine ganze Horde von Dämonen hinwegfegt und alle niedermetzelt.

Takala hatte das Unbehagen ihrer Tochter bemerkt. "Warum fragst du sie so was?", fragte sie an ihren Mann gerichtet.

Alan beachtete seine Frau nicht, sondern sah Seraphine fest in die Augen. In diesem Moment erinnerte er Seraphine schmerzhaft an ihren eigenen Vater Kay. Schnell vertrieb sie die Erinnerungen. Die Gegenwart war jetzt wichtiger als die Vergangenheit.

"Du weißt", begann Alan, "dass Rapa in unserer Sprache Mondstrahlen bedeutet. Aber in der Sprache der Dämonen bedeutet der Name Tod oder im Dialekt der Hundedämonen Schlüssel. Und der alte Schamane sagte mir, dass der Stein nur von Halbdämonen benutzt werden kann. Und so wie es aussieht, weiß der König der Dämonen von dir und auch die Bedeutung von Rapas Namen."

Seraphine zuckte zusammen. Als sie sprach, kam ihr ihre eigene Stimme rau und krächzend vor. "Gut, deswegen also die Angriffe. Vielleicht denkt Chaim, dass ich den Stein benutzen könnte, um ihn und die anderen Dämonen zu vernichten. Aber ich bin nicht stark genug dafür."

Alle Anwesenden waren bei Chaims Namen zusammengezuckt. Niemand sprach seinen wahren Namen aus. Er wurde immer nur "König der Dämonen" oder "Black Dragon" - "schwarzer Drache" genannt. Ein alter Aberglaube besagte, dass man schlimme Dinge nicht mit dem richtigen Namen benennen sollte, um sie nicht noch zu verschlimmern. Und so hatten alle Menschen sogar schon Angst vor Chaims Namen entwickelt. Seraphine fand diese Angst unbegründet. Sie hatte keine Angst vor Chaim, sondern verspürte bei dem Gedanken an den Dämonenkönig nur Hass. Hass wegen ihrer Eltern, wegen ihrer gestohlenen Kindheit, wegen ihren getöteten Freunden, wegen allem, was Chaim dieser Welt angetan hatte.

Alan vertrieb diese Gedanken, als er weitersprach: "Du hast wahrscheinlich Recht, aber das dürfte nicht der einzige Grund für die Angriffe auf dich sein. Ich habe von einigen der wenigen Dörfern in der Umgebung und von zwei weiterentfernten Stadtvierteln gehört, dass sie von einem Dämon überfallen wurden. Es war nur ein einziger - doch die Bewohner wurden regelrecht niedergemetzelt. Die wenigen Überlebenden sprachen von einem blutroten Drachenwesen mit einem mondförmigen blauleuchtenden Zeichen auf der Stirn. Du weißt, was das bedeutet, Seraphine, und ich weiß es auch. Du ..." Er brach ab, denn in diesem Moment kippte Sten vom Stuhl.

Der Junge wälzte sich auf der Erde und schrie sich die Seele aus dem Leib. Seine Augen glänzten glasig und er fuhr mit den Händen immer zum Hals hoch, als wolle ihn jemand ersticken. Seine Schreie erstarben und er röchelte nur noch.

Alle anderen sprangen auf. "Er stirbt!!", schrie Sana voller Panik. Sie war total durch den Wind. Seraphine war verblüfft. Ihr war es vorher noch nicht aufgefallen, aber wahrscheinlich ging Sanas Neigung zu Sten über Freundschaft hinaus.

Seraphine kniete sich neben Sten, der sich inzwischen nicht mehr bewegte und nur noch ein leises Keuchen von sich gab. Die Halbdämonin zog die Kette mit Rapa über ihren Kopf und umklammerte den magischen Stein. Sie wollte sich gerade konzentrieren, als Alan ihre Hand festhielt. "Du weißt, was passiert, wenn du die Macht des Steines benutzt? Du weißt doch, wer diese Menschen in den Dörfern getötet hat?"

Seraphine nickte traurig. "Aber er stirbt sonst.", sagte sie mit einem Blick auf Sten, dessen Gesicht sich dunkelrot gefärbt hatte. "Ich muss ihm helfen. Wenn die Verwandlung weiter fortschreitet, musst du mir Rapa wegnehmen. Das ist die einzige Möglichkeit, um euch zu schützen. Und selbst wenn ich dabei selbst sterben sollte.", fügte sie leise hinzu.

Alan nickte und trat einen Schritt zurück. Seraphine sah auf Sten. Der Junge war blau angelaufen und konnte nur noch stockend Luft holen. Sein Atem ging sehr leise. Schweiß lief durch sein kurzes graubraunes Haar über die geschlossenen Augen sein Gesicht hinunter. Seraphine schloss ihre Augen und umklammerte Rapa. In Gedanken bat sie den Stein um seine Kraft und Hilfe. Der mondförmige Stein löste sich aus der Kette und begann heiß zu werden und zu pulsieren wie ein lebendes Herz. Dazu strahlte er in einem Blau, dass so hell war, dass es alles zu durchdringen schien. Seraphine spürte, wie sie sich veränderte. Ihre Ohren wurden spitzer und kleiner, ihre Flügel spannten sich und wuchsen auf die doppelte Länge an und ihre Hände wurden zu Klauen. Nun hatte sie genug Kraft, um Sten zu helfen. Als die Halbdämonin ihre Augen wieder öffnete, hatte ihre Umgebung eine leicht bläuliche Färbung angenommen. Sten bekam kaum noch Luft, sein Atem hörte sich an wie eine alte und schwere Maschine. Vorsichtig legte Seraphine ihre Klauenhände um seinen Hals und konzentrierte sich. Sten atmete noch ein paar Mal, und dann wurde es still. Er atmete nicht mehr.

"Sie hat ihn umgebracht!!", schrie Sana verzweifelt. "Sie hat ihn umgebracht!"

Schon wollte sich Sana auf Seraphine stürzen, doch Alan hielt das Mädchen fest. Sana kämpfte mit Händen und Füßen, doch ihr Vater ließ sie nicht los. Schreiend, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen, versuchte Sana sogar, ihren Vater in die Hand zu beißen, doch Alan schaffte es, seine Hände in Sicherheit zu bringen und Sana festzuhalten.

Inzwischen hatte Seraphine Sten nicht losgelassen. Ihre Augen waren wieder geschlossen und sie stellte sich vor, wie helles Licht aus Rapa kam, ihre Arme entlang kroch und in Stens Hals verschwand. Sie wusste, warum Sten keine Luft mehr bekommen hatte, und nun kämpfte sie mit Rapas Hilfe gegen Chaims Macht. Mit einem Mal hörte die Halbdämonin ein knackendes Geräusch. Stens Oberkörper schoss nach vorne - und Sten begann zu husten. Er spuckte etwas in seine Hand und atmete ein paar Mal ruhig ein und aus. Dann öffnete er sein Hand. Darin lagen zwei kleine Holzstückchen, in denen merkwürdigen Zeichen eingeritzt waren. Sten blickte auf - und sah nur noch eine Wolke aus blonden Haaren, die ihm die Sicht versperrte. Sana hatte sich losgerissen und umarmte jetzt Sten. Der war ganz verdutzt und schob Sana schnell weg, die ihn daraufhin schmollend ansah. Dann blickte Sten Seraphine in die Augen.

In diesem Moment spürte Seraphine einen scharfen Schmerz auf ihrer Stirn, es fühlte sich an, als hätte jemand versucht, ihren Kopf in der Mitte zu durchtrennen. Rapa, der über Sten geschwebt hatte, schoss nun mit einem Mal auf Seraphine zu und blieb vor deren Stirn stehen. Der Stein erstrahlte in einem hellen kalten Blau. Seraphines Kopf stand in Flammen und das Feuer breitete sich rasend schnell in ihrem restlichen Körper aus. Vor Schmerz einen Schrei ausstoßend bäumte Seraphine sich auf. Die Familie sah erschrocken, wie sich Seraphine nun weiter veränderte. Sie bekam eine dunkelrote geschuppte und trockene Haut und ihre Ohren verschwanden völlig. Seraphines ohnehin schon eingerissenes T-Shirt riss nun völlig und die Jeans spannte sich stark, denn ihre Flügel wuchsen noch ein wenig und ihre Statur veränderte sich ebenfalls: Ihr ganzer Körper wurde muskulöser und ihr Gesicht bildete eine Schnauze, über der gelbe Augen funkelten. Seraphine wurde zu einem Drachen - und zwar zu einem riesigen und sehr gefährlichen Drachen, einem Königsdrachen. Ihr Umhang hinderte ihre Flügel daran, sich auszubreiten, sonst hätte sie sich wahrscheinlich schon längst in die Luft erhoben.

Sten schaute auf die Stelle, wo vorher seine Freundin gestanden hatte und nun sich dieses Monster befand. Angst stand in seinen Augen, er erinnerte sich wieder.

Rapa begann sich in der Stirn des Drachenwesens einzufügen, als Alan vorsprang. Mit einer schnellen Bewegung griff er nach dem blauen Stein - und riss ihn hinunter. Es gab einen lauten Knall und rauchartiger Nebel füllte das Zimmer aus. Als der Nebel sich ein wenig verzogen hatte, sahen alle Seraphine, die auf der Erde lag und sich nicht rührte. Ihre Augen waren geschlossen und sie atmete nicht mehr. Seraphine blutete aus zahlreichen kleinen Schnittwunden, die sich an ihren Handflächen, den Flügelansätzen und ihrer Stirn befanden.

Sten sprang auf und kniete sich neben die leblose Gestalt der Halbdämonin. Sanft hob er sie hoch und legte das tote Mädchen auf sein Bett, das sich in der Ecke des Raumes befand und nur aus Stoff und Stroh bestand. Sana verspürte den heißen Stich der Eifersucht und war selbst darüber erschrocken. Alan legte die Kette mit dem magischen Stein Rapa, der sich wieder in seine Kette eingefügt hatte, um Seraphines Hals, damit die Halbdämonin zusammen mit dem Stein begraben werden konnte.

Kaum berührte Rapa Seraphine Haut, da begann er wieder zu leuchten, jetzt aber in einem weichen und freundlichen Blauton. Doch Alan nahm ihn nicht wieder fort, instinktiv spürte er, dass der Stein dieses Mal keinen Schaden anrichten würde.

Rapa stieg in die Höhe und zog Seraphine mit sich. Eigentlich war dieser Raum nur drei Meter hoch, aber nun wurde Seraphine auf eine Höhe von neun Metern gezogen! Keiner wusste, wie das sein konnte, aber alle schauten auch nur gebannt auf das, was gerade geschah. Seraphine hing nun in der Luft und Rapa umkreiste das Mädchen langsam. Wind kam auf und der magische Stein flog immer schneller. Schließlich rotierte er so stark, dass Seraphine von einem blauen Licht umgeben zu sein schien. Das Licht strahlte immer heller, bis die Familie ihre Augen abwenden musste. Mit einem Mal fiel das Licht in sich zusammen und die einzige Lichtquelle im Raum war nur das flackernde Feuer. Seraphine sank herab und Rapa hörte auf zu glühen.

Als Seraphine wieder auf dem Boden lag, stürzte Sten sofort zu ihr hin. Er nahm ihre Hand und spürte ihren Puls, schwach, aber sie lebte wieder. Alan kniete neben seinem Adoptivsohn und trennte ihn von Seraphine. Sten wollte protestieren, aber Alan brachte Seraphine in Najas Schlafraum, da das Mädchen Ruhe brauchte. Naja konnte bei ihrer Schwester Sana schlafen. Sten setzte sich vor den Kamin und starrte den Rest des Abends ins Feuer. Alan und Takala rührten eine Medizin für Seraphine zusammen, ums sie zu stärken. Naja, Sana und Keith hatten sich nach draußen verkrochen, es war eine warme Sommernacht und sie schliefen lieber draußen. Seraphine fieberte die ganze Nacht hindurch und manchmal rief sie im Schlaf etwas in einer fremden Sprache, was keiner verstand.
 

Am nächsten Morgen wachte Naja auf und rannte sofort ins Haus. Alan kam ihr entgegen und Naja blieb stehen, denn sie hatte gespürt, dass ihr Vater vor ihr stand.

"Wie geht es Seraphine?", fragte das kleine Mädchen besorgt.

Alan lächelte, obwohl er wusste, dass Naja es nicht sehen konnte. "Ihr geht es besser, als ich dachte. Vor einigen Stunden ist ihr Fieber verschwunden und nun schläft sie noch ein wenig."

"Gut.", sagte Naja erleichtert.

Takala lag in einer Ecke auf einigen Decken und schlief, sie hatte die ganze Nacht an Seraphines Seite gesessen und war nun erschöpft eingeschlafen. Alan selbst hatte Ringe unter den Augen, denn er hatte Seraphine und seine Frau nicht alleine gelassen. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er hatte Angst vor der Halbdämonin - oder eher vor dem, was in ihr schlummerte.

Auf einmal wurde der Vorhang zurück gezogen und Seraphine stand im Raum. Sie war nur noch mit ihrem alten Umhang bekleidet, der ihr gerade Mal bis zu den Knien ging.

Alan schaute Seraphine verblüfft an. "Ich dachte, du schläfst noch ein wenig. Es wäre besser, wenn du dich noch mal hinlegst."

Seraphine schüttelte den Kopf. "Nein, ich kann nicht mehr schlafen. Ich muss nachdenken. Und zwar über eine Menge."

Naja stürmte auf sie zu und umarmte ihre Freundin ganz fest. "Ich bin froh, dass du wieder gesund bist."

Seraphine lächelte traurig und schob Naja ein kleines Stückchen weg. Dann hockte sie sich hin. "Weißt du, ich wünschte mir, ich wäre nicht mehr aufgewacht."

"Wie kannst du nur so etwas sagen!!", rief Naja aufgebracht.

Seraphine schaute Alan verzweifelt an. Dieser schüttelte nur den Kopf. Nein, sie konnte Naja nicht die ganze Wahrheit erzählen, sie war ja noch ein Kind!

"Ich habe etwas sehr schlimmes getan und ich weiß, dass mich viele Menschen dafür hassen. Das möchte ich nicht. Es ist ein schreckliches Gefühl."

Naja nickte nur. Sie verstand, dass Seraphine nicht mehr sagen wollte.

Takala war inzwischen auch erwacht und war sogleich froh, dass es Seraphine gut ging. Sie kramte ein altes Kleid aus ihrem Fach und gab es Seraphine. Diese schnitt noch zwei Schlitze für ihre Flügel ein. Dann trat Takala an Seraphine heran.

"In der Nacht hast du im Fieberwahn geredet, aber ich konnte es nicht verstehen. Es war so was wie Tarenschaana efrapaa ikolo sorelium terias kamma - oder so ähnlich . Ich dachte nur, du möchtest es wissen."

Seraphine nickte. "Danke. Es heißt aber Tar en shána efrap á ikol o soreli um teriás kama. Es bedeutet grob übersetzt Feuer und Flammen verschließen das Tor, das nie wieder kommt das Böse hervor. " Dann wurde sie nachdenklich. "Mir kommt dieser Vers bekannt vor, ich weiß nur nicht woher. Oder warum er in der hohen Dämonensprache ist."

"Hohe Dämonensprache??", fragte Naja verblüfft. "Heißt das etwa, es gibt verschiedene Sprachen unter euch Dämonen?"

"Nicht direkt.", erklärte Seraphine. "Es gibt die hohe Sprache, die nur von den Mitgliedern des Drachenclans, also von der Königsfamilie, gesprochen wird. Die normale Dämonensprache ist eine einheitliche Sprache, nur vereinzelt treten einige Dialekte auf."

"Und woher kannst du diese hohe Sprache?", fragte nun Takala verwundert. Seraphine hatte niemanden von ihrer Herkunft erzählt, aber sie wusste immer, dass sie es irgendwann jemanden erzählen würde.

Seraphine räusperte sich. "Nun ja", begann sie verlegen. "Meine Mutter war die Prinzessin der Dämonen." Takala und Alan schauten sie nur verblüfft an. Und Naja kicherte: "Ich habe mir immer mal gewünscht, eine Prinzessin als Freundin zu haben. Und jetzt habe ich eine und weiß nichts davon!!"

"Was?!?", das war Sana. Sie war eben mit Keith und Sten hereingekommen. "Heißt das etwa, dass Black Dragon mit dir verwandt ist?" Man hörte deutlich die Angst und den Hass in der Stimme des Mädchens.

"So ungefähr...", druckste Seraphine herum. Das hatte sie befürchtet. "Chaim, er ... er ist mein Onkel. Aber ich hasse ihn.", beteuerte sie schnell, als sie den ängstlichen Blick von Takala sah. "Er hat meine restliche Familie ausgelöscht und wollte auch meine Mutter töten, als sie mit meinem Vater floh." Alle starrten sie an. Langsam wurde Seraphine immer nervöser.

"Und wie konnten deine Eltern fliehen? Kaum einer vor uns kann ihm und seinen Dienern entkommen.", nun meldete sich Sten zu Wort, der Seraphine jetzt kritisch musterte.

"Durch ein Feuertor. Doch sie konnten es nicht vollständig schließen, also versteckten sie es unter einer Straße.", sagte Seraphine leise.

"Feuertor? Straße? Das stimmt ziemlich mit dem Portal hier in der Nähe überein...", murmelte Alan.

Seraphine schluckte. Jetzt kam das, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte. "Mein Stein Rapa ist eine Art Schlüssel für das Tor. Und als ich mal über genau diese Straße flog, da...", sie holte tief Luft, "..da habe ich wohl so etwas wie eine Kurzschlussreaktion ausgelöst."

"Moment, Moment.", unterbrach Sana sie. "Du willst uns doch nicht allen Ernstes sagen, dass du Schuld an diesem" (sie zeigte auf die Häuserruinen, die durch die offene Tür zu sehen waren) "verdammten Schlamassel bist?!?"

Seraphine nickte kleinlaut.

"Wegen dir haben wir jetzt diese ganzen Dämonen auf dem Hals? Wegen dir und deinem billigen Schmuckstück??", Sana hatte sich jetzt richtig warmgelaufen und zeterte weiter.

Seraphine wäre am liebsten im Boden versunken. Sten und Keith starrten sie nur vorwurfsvoll an und Takala zog Naja von Seraphine fort. Alan konnte man ansehen, dass er wütend war, nein, er kochte förmlich vor Wut.

Als Naja mit weinen anfing, hielt es Seraphine nicht mehr aus. Mit einem Aufschluchzen stürmte sie an den Zwillingen und Sten vorbei, hinaus in den Morgen, hinaus in die Freiheit. Sie hörte Naja rufen, aber Seraphine achtete nicht darauf. Sie spannte die Flügel und flog mit dem aufkommenden Wind gen Himmel.
 

Der Wind brauchte eine Weile, um ihre Tränen zu trocknen. Sie verstand die Gefühle der anderen, ja, Seraphine verstand sie sogar recht gut. Aber dass änderte nichts daran, dass sie sich schlecht fühlte. Sauschlecht. Ihr Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an die vielen Menschen, die Chaim und seine Horde ohne jeglichen Grund getötet hatten. Dass alles hatte Seraphine nicht gewollt, aber jetzt war es zu spät. Sie konnte die Vergangenheit nicht ändern, sosehr sie es sich auch wünschte.

Als Seraphine nach einer halben Stunde die Gebäude unter sich ansah, staunte sie: Sie war, ohne Absicht, einen Bogen geflogen und schwebte jetzt über dem großen Stadtpark. Sie sank tiefer und glitt knapp über der Oberfläche des Sees entlang. Dann flog sie auf das Dach eines Hochhauses und setzte sich dort oben hin, um über den Park zu schauen und zu überlegen. Sie wusste, was sie zu tun hatte, aber gleichzeitig machte es ihr auch Angst.

Seraphine war so in Gedanken versunken, dass sie den Besucher erst bemerkte, als er kurz hinter ihr stand. Sie fuhr herum, flog kurz auf und stieß den vermeintlichen Angreifer nieder. Doch es war nur Sten. Mit schmerzverzerrten Gesicht schaute er zu ihr auf und auf seiner Brust bildete sich ein Blutfleck, dort, wo Seraphines Klauenfuß ihn getroffen hatte. Seraphine schlug die Hand vor den Mund und drehte sich um. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Alles ging schief, jetzt hatte sie sogar noch einen ihrer Freunde verletzt! Sie wollte schon wieder flüchte, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.

"Bleib hier, es ist nicht schlimm."

Seraphine dreht sich um. Sten stand hinter ihr und versuchte ein Lächeln, was aber gänzlich misslang, da er immer noch Schmerzen hatte.

"Ich habe dich verletzt.", sagte Seraphine geknickt.

"Ach, mach dir keine Sorgen, es ist nur eine alte Wunde, die wieder neu aufgeplatzt ist.", meinte Sten. Seraphine erinnerte sich, dass Naja ihr von drei langen und tiefen Kratzern auf Stens Brust erzählt hatte, die jetzt vernarbt waren. Ihr stockte der Atem. Nein, das konnte nicht sein!!

Aber die Gewissheit kam, als Sten sich sein zerrissenes T-Shirt über den Kopf zog und sich die Kratzer, die Seraphine ihm zugefügt hatte, ansah. Ihre Klauen hatten fasst haargenau die selben Stellen aufgerissen wie die Krallen, welche die Narben verursacht hatten, die er seit seinem Auffinden hatte. Seraphine kämpfte mit den Tränen, als sie sah, wie Stens Gesichtausdruck von Erstaunen in Verstehen überwechselte. Als er Seraphine dann anstarrte, sah das Dämonenmädchen keinen Hass in seinen Augen, sondern nur eine endlose Traurigkeit. Das war zuviel für Seraphine. Sie setzte sich auf den Boden und begann zu weinen. Die Tränen quollen geradezu aus ihren Augen. Sten, dessen Wunden aufgehört hatten zu bluten, setzte sich neben sie und nahm sie in seine Arme.

Als sich Seraphine beruhigt hatte, schien die Mittagssonne bereits heiß am Himmel. Sten und Seraphine gingen auf dem Dach entlang und setzten sich unter eine Birke, die auf dem Dach wuchs. Keiner sagte ein Wort. Ein Falke flog über ihre Köpfe hinweg und kreiste über dem See. Dann ging er in den Sturzflug über. Unter einem Busch schaute etwas sandfarbenes hervor und der Falke dachte wohl, es sei eine Maus oder etwas ähnliches. Ruhig beobachteten Seraphine und Sten die Szene. Der Vogel hatte das Ding unter dem Busch fast erreicht, als er einen Schrei ausstieß und blitzschnell nach oben flog. Denn in diesem Moment bewegte sich der Busch und ein Löwe trat hervor. Das Ding war seine Schwanzspitze gewesen! Der König der Tiere trat an den See und begann zu trinken. Der Falke kreiste noch immer über dem See und stieß immer wieder einen Schrei aus. Es war so, als wäre der Vogel wütend und würde den Löwen beschimpfen. Der kümmerte sich aber nicht weiter drum, schüttelte nur seine Mähne und verschwand wieder zwischen den dichten Bäumen des Stadtparks.

Leon, so hieß der Löwe, gehörte früher in den städtischen Zoo. Als die Dämonen die Welt der Menschen überfielen, töteten sie auch die meisten Tiere aus den Zoos. Die Tiger, Löwen und andere Raubtiere ließen sie in den Städten frei, so auch Leon. Die Dämonen wollten, dass die Raubtiere die Menschen angreifen und töten würden. Doch die überlebenden Menschen begannen, die gefährlichen Tiere zu jagen. Leon wurde als einziger nicht getötet, da er mit der Flasche aufgezogen wurde und daher handzahm war. Sein Tierpfleger lebte ebenfalls im Stadtpark und kümmerte sich so gut es ging um seinen Schützling. Zu fressen hatte der große Löwe genug, denn die Dämonen hatten nicht alle Pferde, Zebras und andere ungefährliche Zootiere erwischt, außerdem vermehrten sich Kaninchen und Katzen im Park rasend schnell.

Seraphine und Sten lachten über den aufgebrachten Vogel und seiner vermeintlichen Beute. Der Falke schwebte noch ein wenig in der Luft und flog dann über die Häuserdächer fort, immer noch laut krächzend. Dann herrschte wieder Stille, nur die Vögel zwitscherten um die Wette und die Frösche im See gaben wieder eines ihrer Konzerte zum besten.

Sten schaute Seraphine an. Diese lies den Kopf sinken.

"Ich weiß, was du denkst. Und es tut mir Leid, ich hatte keine Ahnung, dass Rapa mich immer in einen Drachen verwandelt, wenn ich ...", Seraphine verstummte, denn Sten hatte sich zu ihr hingebeugt und küsste sie. Zuerst war Seraphine geschockt, aber dann erwiderte sie den Kuss zärtlich. Sie lösten sich wieder voneinander und Sten sah ihr in die Augen.

"Ich liebe dich, egal in was du dich verwandelst oder was du getan hast. Du bist du, Seraphine. Daran darfst du niemals zweifeln."

Seraphine senkte traurig den Kopf. "Ich liebe dich auch, sehr sogar. Aber ich muss eine Entscheidung treffen. Und diese Entscheidung könnte mich umbringen."

Erschrocken starrte Sten sie an. "Wenn du dich umbringst, nützt das auch nichts!! Das bringt die Toten auch nicht wieder ..."

"Darum geht es nicht.", unterbrach ihn Seraphine. "Die einzige Chance, die Dämonen loszuwerden, ist, dass man sie zurück in ihre Welt lockt und dann das Dämonenfeuer verschließt. Es kann allerdings nur mit Rapa und einem Opfer, einem dämonischen Opfer, verschlossen werden. Und genau dass werde ich tun, das bin ich euch schuldig."

Sten schüttelte den Kopf. "Das bringt doch nichts. Wie sollst du die Dämonen überhaupt wieder durch das Tor locken? Außerdem verbrennen sie dann doch, wenn sie durch das Feuer gehen."

"Nein, wenn das Feuer durch einen Zauberspruch umgekehrt werden. Jetzt befindet sich nämlich der Eingang in der Dämonenwelt und der Ausgang hier in der Menschenwelt.", erklärte Seraphine.

"Wenn du tatsächlich recht hast", sagte Sten, ohne auf den wütenden Blick von Seraphine zu achten, "dann müsstest du aber erst mal den Zauberspruch kennen. Und du hast mir nicht verraten, wie du die Dämonen rüberkriegen willst."

Seraphine lächelte ihn an. "Ich kenn den Spruch. Es ist der selbe, den ich immer im Fieberschlaf gemurmelt habe. Obwohl ich keine Ahnung habe, warum ausgerechnet so ein Spruch für dieses Feuer ist. Und das Lockmittel ist leicht: Du hast doch gehört, dass der alte Schamane, der Halbdämon, getötet wurde. Nach seinem Tod hat Chaim merkwürdigerweise mehrere seiner Leute getötet, als Strafe. Ich konnte erst den Sinn dahinter nicht verstehen, aber im Fiebertraum habe ich den alten Schamanen gesehen. Ich weiß, es klingt verrückt, aber er hat mit mir geredet. Er sagte, dass er ein alter Freund meiner Mutter sei. Er war damals ihr Lehrer, denn er war zwar ein Halbdämon, aber sehr weise. Auf jeden Fall war er der einzige, der wusste, wie man das Dämonenfeuertor umpolen kann. Er kannte den Spruch und brachte ihn meiner Mutter bei. Chaim wusste davon, daher war er auch so sauer, als der Schamane getötet wurde. Denn die Dämonen werden in dieser Welt krank. Sie müssen einmal im Jahr zurück in ihre Welt. Daher brauchten sie den Schamanen. Ich tippe mal, dass Chaim denkt, dass meine Mutter oder der alte Schamane mir den Spruch ebenfalls beigebracht haben. Und sie werden versuchen mich zu kriegen, sonst sterben sie."

"Und warum lässt du sie dann nicht einfach sterben? Dann hätten wir unsere Ruhe.", meinte Sten ungerührt.

Seraphine schaute ihn geschockt an. "Einige der Dämonen haben ihre Familien mit hier hergebracht! Unschuldige Kinder würden ebenfalls sterben, ganz zu schweigen von den Dämonen, die Chaim nur folgen, damit sie nicht getötet werden."

Sten senkte schuldbewusst den Kopf.

"Ich werde versuchen, das Dämonenfeuer umzupolen, damit alle Dämonen hineingehen. Und dann werde ich ...", Seraphine schluckte, denn sie hatte selbst Angst vor dem, was sie tun wollte, "dann werde ich mich opfern und von den Flammen verschlingen lassen."

"Nein!!!", rief Sten aus und sprang auf. Er stieß mit seinem Kopf gegen einen tiefhängenden Ast der Birke und sank mit schmerzerfülltem Gesicht wieder zu Boden. Zähneknirschend rieb er sich den Kopf und sagte dann etwas ruhiger: "Das werde ich nicht zulassen. Du wirst dich nicht opfern, hörst du?!? Ich ... ich werde das verhindern - ich werde einen Weg finden, und wenn ich dich fesseln und bewachen muss."

Seraphine lächelte über seinen Eifer, sie zu beschützen.

Sten war jetzt richtig in Fahrt und brachte ein Gegenargument nach dem anderen. Eine Bemerkung stimmte auch Seraphine nachdenklich: "Du sagtest doch, dass das Dämonenfeuertor nur mit einem dämonischen Opfer verschlossen werden kann. Aber du bist nur eine Halbdämonin - also kein vollwertiger Dämon. Was ist, wenn dein Halbdämonenblut nicht ausreicht und das Tor nicht vollständig verschlossen wird?"

Seraphine nickte langsam und in Gedanken versunken. "Da könnte was dran sein. Aber du wirst mich nicht umstimmen können, ich muss es einfach riskieren. Verstehst du, ich muss! Wenn ich nur hier herum sitze und nichts tue, fühle ich mich schuldig - schuldig für alles, was hier geschehen ist. Aber wenn ich versuche, die Dämonen verschwinden zu lassen, dann fühle ich mich besser, weil ich etwas getan habe, um meine Schuld zu begleichen." Traurig blickte sie Sten ins Gesicht. "Ich würde es mir nie verzeihen können, nichts getan zu haben."

Nun kamen Sten die Tränen als er sah, dass Seraphine nicht von ihrem Plan abzubringen war, nicht einmal ihm zuliebe. "Ich werde dir helfen.", sagte er leise.

Seraphine nickte und versuchte, den dicken Kloß in ihrem Hals zu verdrängen. "Am besten fangen wir gleich an, die Lage auszukundschaften.", schlug sie mit leicht krächzender Stimme vor. Sten nickte.

Sie fassten sich an den Händen und sprangen vom Dach. Seraphine hielt Sten und flog mit ihm sanft auf die Erde. Dann gingen sie los.

Hinter einer Mauer stehend beobachteten Seraphine und Sten die Dämonen, die emsig hin und her eilten. Dass keine Wachen da waren zeigte, dass die Dämonen unvorsichtig wurden. Chaim saß auf einem Thron, der aus Menschenköpfen gemacht worden war. Sten schluckte beim Anblick der vielen Schädel. Dann sah er sie. Seraphine schaute gerade einigen Kindern nach, die einen Hund jagten, als Sten sie anstupste.

"Hey, Seraphine! Diese Dämonin dort sieht fast so aus wie du. Kennst du sie?", flüsterte er ihr ins Ohr.

Seraphine blickte in die Richtung - und erstarrte. Denn dort, zu Füßen des Dämonenkönigs, saß eine Frau, die sie eigentlich für tot gehalten hatte. Ihr Vater hatte ihr von einer Tante erzählt, die Chaim heiraten sollte, sich aber sehr wahrscheinlich vorher selbst getötet hatte. Kay hatte seiner Tochter auch ein Bild von Kara, Seraphines Tante, gezeigt. Und nun saß Kara dort vor ihren Augen. Obwohl ihr hübsches Gesicht eingefallen war, war die Ähnlichkeit mit Seraphine nicht zu verbergen. Dann stutzte Seraphine. Irgendetwas war an Kara anders, etwas sehr wichtiges fehlte. Und dann sah sie auch, was es war: Man hatte Kara ihre Flügel abgeschnitten! Das war mit das größte Verbrechen, das es gab. Durch das Abschneiden der Flügel erlangte derjenige, der die Flügel dann verspeiste, die Macht über den nun Flügellosen. Seraphine erklärte Sten diesen Fluch.

Der meinte: "Ich gehe jede Wette ein, das Black Dragon sie so gefügig gemacht hat."

Seraphine nickte.

Plötzlich wurden ihr und Sten Messer an den Hals gesetzt. Das Hauptquartier der Dämonen war also doch nicht völlig unbewacht gewesen. Seraphine und Sten wehrten sich nicht, hätten sie es getan, wären ihnen bestimmt die Kehlen aufgeschnitten worden.

Die beiden Wächterdämonen brachten die beiden zu Chaim. Der sah Sten nur kurz an, sein Blick blieb auf Seraphine hängen. Auch Kara schien aus ihrer Trance erwacht zu sein, denn sie starrte Seraphine nun ebenfalls an. Auf einen Wink von Chaim senkten die Wachen die Messer und hielten das Dämonenmädchen und den Jungen noch stärker fest.

Chaim grinste gehässig. "So so, da kommt also die Tochter meiner menschenliebenden Nichte freiwillig zu mir. Nach dir, kleiner Bastard, habe ich die ganze Stadt durchsuchen lassen. Du hast einige meiner besten Männer getötet, alle Achtung. Aber mit Rapas Hilfe ist das auch kein Problem, wenn nur nicht die Nebenwirkungen wären... "

Jetzt begann sich Seraphine zu wehren, sie wollte sich auf Chaim stürzen. Dieser lachte nur laut auf, kalt und gemein wie immer.

"Na na, nicht so stürmisch. Wie ich sehe, hast du das Temperament deiner Mutter geerbt." Er begutachtete jetzt Sten, der Chaims Blick mutig entgegnete. "Ein Mensch. Du gibst dich also auch mit diesem Gesindel ab. ", sprach er gemein grinsend zu Seraphine, die ihn wütend anstarrte, " Ach, ich vergaß, dass dein Vater ebenfalls ein Mensch gewesen war. Aber ich glaube, dass mein Speer ihm nicht allzu sehr bekommen ist."

Seraphine wehrte sich immer noch.

"Gut, diesen Menschen brauchen wir nicht mehr. Beseitigt ihn.", befahl der Dämonenkönig seinen Wachen.

"Nein!!", schrie Seraphine und wehrte sich jetzt mit aller Macht. Der Wächterdämon konnte sie nicht mehr halten und ließ sie los. Seraphine stürmte zu den Wachen hin, die Sten gerade wegführen wollten und stieß die Dämonen mit aller Macht beiseite. Dann stellte sie sich schützend vor Sten. Der war ganz erstaunt, er hatte nicht damit gerechnet, dass Seraphine so stark war.

Chaim schmunzelte. "Wie herzergreifend. Deine Mutter hatte sich auch in einen Menschen verliebt. Wie die Mutter, so die Tochter, stimmt`s Kara?", fragte er an die Flügellose gewandt. Kara nickte, es blieb ihr auch nichts anderes übrig. Aber in ihren Augen glomm ein Feuer, das vorher noch nicht da gewesen war. Ihr Geist begann sich langsam zu wehren. Chaim bemerkte davon nichts.

Seraphine sagte zu Chaim, ohne dabei den Hass in ihrer Stimme zu unterdrücken: "Ich weiß, weshalb du mich gesucht hast und ich werde dir nur helfen, wenn du Sten gehen lässt. Du oder einer deiner Diener wird ihm nichts tun, seiner Familie ebenfalls nicht. Ich würde euch auch nur helfen, weil mir dein Gefolge leid tut. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, Rapa zu benutzten, um euch die Nebenwirkungen spüren zu lassen!"

Chaim zögerte kaum merklich. Mit nachdenklicher Stimme sagte er: "Ich werde es mir noch überlegen." Er befahl seinen Wachen, Seraphine und Sten in Ketten zu legen. Dann mussten sich die beiden neben Kara zu seinen Füßen setzen. Seraphine wollte erst protestieren, aber dann fügte sie sich doch, es nützte nichts, wenn sie Chaim wütend machte.

>Hey, Kleines, bist du wirklich Liliths Tochter?<

Seraphine zuckte zusammen, aber zum Glück bemerkte es niemand. Sie sah sich um. Sten beobachtete ruhig die Umgebung und Kara blickte starr geradeaus.

>Wer bist du?<, fragte Seraphine stumm, denn die andere Stimme hatte sie nur in ihren Gedanken gehört. >Und ja, ich bin Liliths Tochter.<

>Ich bin Kara. Und schau AUF GAR KEINEN FALL zu mir hin, verstanden?!?<

Seraphine staunte, man konnte also auch in Gedanken laut rufen. >Aber warum können wir uns in Gedanken unterhalten? Außerdem dachte ich, Chaim kontrolliert dich.<

Karas Lachen hörte sich in ihrem Kopf merkwürdig an. >Das hätte er wohl gerne! Chaim hat mir zwar meine Flügel genommen und damit Macht über meinen Körper erlangt, aber meine Gedanken kontrolliert niemand. Und zu deiner anderen Frage: schon mal was von Telepathie gehört? Alle weiblichen Mitglieder der Drachendämonen haben diese Fähigkeit, sogar du, obwohl du auch Menschenblut in dir trägst. Warum willst du Chaim helfen? Weißt du denn nicht, dass er deine Mutter tötete, indem er ihr die Heimatwelt nahm und deinen Vater vergiftete, sodass er starb?<

Seraphine war überrascht. >Woher weißt du, dass mein Vater vergiftet wurde?<

>Chaim hat oft genug damit geprahlt, deine Familie ausgelöscht zu haben.<, war Karas leise Antwort.

>Nein, ich will ihm nicht helfen, ich will ihn vernichten.<, sagte Seraphine stumm. >Ich versuche ihn in eine Falle zu locken, auf den ersten Teil ist er schon hereingefallen. Jetzt muss er mir nur noch zustimmen und dann...<

>Wie willst du das anstellen? Du bist noch ein halbes Kind und ohne große Kraft. Wie willst du ihn da vernichten?<, fragte Kara irritiert.

>Ich bin sechszehn!<, sagte Seraphine sauer. >Und ich habe einen Plan, ob er gut ist, weiß ich nicht. Es hat was mit dem Dämonenfeuer zu tun, ich werde versuchen, es zu schließen. Zuerst aber muss ...<

>NEIN!!! Verrate mir nicht deinen Plan. Vielleicht ahnt Chaim was und fragt mich aus. Ich könnte mich nicht gegen ihn wehren und müsste alles erzählen. Aber sag mir eins: Wie willst du das Dämonenfeuertor schließen?< Selbst Karas gedanklich gestellte Frage hatte einen zweifelnden Ton.

>Ach, ich muss es nur umkehren<, erklärte Seraphine, >und dann muss ich in die Flammen gehen, denn man braucht zum Verschließen des Tores meinen Stein Rapa und ein Opfer, das Dämonenblut in sich trägt.< Seraphine schluckte. Zwar stand ihr Entschluss fest, aber trotzdem hatte sie noch Angst vor ihrer Entscheidung.

Sie hörte, wie Kara neben ihr scharf ausatmete. >Du bist doch noch ein Kind! Wieso willst du sterben, wenn du noch dein ganzes Leben vor dir hast?<

Seraphine schüttelte in Gedanken den Kopf. >Aber wer sollte es sonst tun? Man muss sich freiwillig opfern.<

>Vielleicht ich?<

Seraphine schickte daraufhin so viele protestierenden Gedanken, dass Kara leise aufstöhnte: >Hör auf damit, ich kriege Kopfschmerzen! Und ich habe es ernst gemeint. Du weißt doch, was mit einer Flügellosen geschieht, deren Meister stirbt.<

>Ich glaube, sie wird zu einer seelenlosen Hülle.<, riet Seraphine und verfluchte sich, nicht besser aufgepasst zu haben, wenn der alte Schamane ihr etwas erklärt hatte.

>Richtig. Und ich sterbe daher so oder so. Du hattest doch nicht etwa vor, Chaim am Leben zu lassen?<

>Natürlich nicht!<, dachte Seraphine empört.

>Bitte. Lass mich dass Opfer sein, dann kann ich wenigstens Chaim alles heimzahlen, was er mir angetan hat.<

Seraphine zögerte nur kurz, aber dann gab sie nach. >Gut, aber dann muss ich dir kurz vorher Rapa geben.<

Kara nickte in Gedanken. >Du kannst deinem Menschenfreund vielleicht auch eine Gedankennachricht schicken, ich glaube, du schaffst es.<

Seraphine formulierte einen Gedanken und versuchte, ihn zu Sten zu schicken. >Sten, hier ist Seraphine. Kara will das Opfer zum Schließen des Portals sein. Wenn du mich gehört hast, bewege deine linke Hand.<

Möglichst unauffällig sah Seraphine zu Sten hinüber. Dieser begutachtete gerade einen der Wachen, als er leicht zusammenzuckte. Dann krümmte er die Finger der linken Hand und grinste leicht. Er wusste es jetzt also.

Chaim drehte sich wieder Seraphine zu. "Ich habe meine Entscheidung getroffen und ich werde deinen Vorschlag annehmen. Los Mensch, verschwinde von hier, bevor ich es mir anders überlege. Aber du, Seraphine, wirst mich ab sofort mit 'Eure Hoheit' ansprechen." Auf einen Wink hin befreiten die Dämonensoldaten Sten. Seraphine schaute ihn an und ihr stiegen die Tränen in die Augen. Auch Sten spürte einen dicken Kloß im Hals, denn es war nicht sicher, ob sie sich jemals wiedersehen würden. Langsam drehte er sich weg und ging zwischen den Häuserreihen fort.

Seraphine richtete sich auf und stellte sich ein wenig abseits, sie fand es unter aller Würde, zu Chaims Füßen zu sitzen. Dieser zuckte nur kurz mit der Augenbraue, sagte aber nichts. Die Öffnungszeremonie sollte in der Nacht stattfinden und so musste Seraphine eine ganze Zeit lang warten. Chaim brüllte Befehle herum und die Dämonensoldaten rannten hin und her , immer bemüht, den Wünschen ihres Königs nachzukommen.

Gegen Abend wandte sich Seraphine an Chaim. "Eine Frage, eure Hoheit.", sagte sie, "warum hast du Sten einen Runenzauber eingesetzt?"

Chaim grinste mit seinem typischen Totenkopfgrinsen. "Das war doch eine geniale Idee von mir, oder? Ich wollte herausfinden, wie du reagierst, wenn ein Mensch vor deinen Augen stirbt. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass du es wagen würdest, deinen magischen Stein zu benutzen und damit einen Menschen zu retten.", fügte er leicht zerknirscht hinzu. "Ich wollte außerdem wissen, wie stark deine Fähigkeiten mit Rapas Unterstützung sind. Dass du den Runenzauber meines mächtigsten Magiers brechen konntest, hätte ich nicht erwartet. Aber das zeigt, dass du imstande sein wirst, uns das Tor zu öffnen."

Seraphine musste sich anstrengen, nicht zu grinsen. Sie hatte es geschafft, Chaim wenigstens ein bisschen aus der Fassung zu bringen, was dadurch klar wurde, dass er den Runenzauber als Zauber eines seiner Magier ausgab. Aber Seraphine hatte gespürt, dass der Zauber von Chaim persönlich ausgesprochen worden war. Allerdings hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie das Holzstäbchen mit den Runen darauf, ein wesentlicher Bestandteil des Runenzaubers, in Stens Hals gekommen war. Als sie Chaim danach fragte, lachte dieser nur. "Wie dumm du bist! Wer, glaubst du, hat diesen Jungen vor deinen Attacken gerettet und ihn an das Seeufer gelegt? Ich war das. Ich wusste, wer deine Freunde unter den Menschen sind, und habe dafür gesorgt, dass sie ihn fanden. Da habe ich ihm den Stab in den Hals gesteckt, natürlich hatte mein Magier vorher den Runenstab so verzaubert, dass er nicht zu spüren war und keinen Schaden verursachte. Das alles diente nur zum Austesten deiner Kräfte - und der von Rapa natürlich."

Jetzt war Seraphine nicht mehr nach lachen zu Mute. Sten hatte also nur deshalb überlebt, weil Chaim es so wollte. Das musste sie erst einmal verdauen. Sie spürte wieder Gewissensbisse, Sten wäre nicht fast gestorben, wenn sie nicht gewesen wäre. Andererseits hätte sie ihn bei den Angriffen auf den Dörfern getötet, wenn Chaim nicht einen fiesen Plan verfolgt hätte. Es war alles so verworren. Seraphine war den Tränen nahe.

>Psst, Kleines. Nicht weinen. Er darf nicht merken, wie sehr er dich damit getroffen hat. Und du musst aufhören, dich schuldig zu fühlen. Alles ist vom Schicksal vorbestimmt, man kann es nicht ändern. Du darfst nicht mehr in der Vergangenheit leben, dass Hier und Jetzt ist das einzige, was zählt.<, hörte sie die tröstenden Worte von Kara in ihrem Kopf.

Merkwürdigerweise ging es Seraphine gleich besser. Da sie nicht wusste, wie sie es sagen sollte, schickte sie Kara einfach eine Unmenge dankbarer Gefühle. Diese tat es leicht ab, das hätte doch jeder getan, meinte sie.

Obwohl es auf die Nacht zuging, wurde es kaum dunkler. Der Vollmond schien diesmal besonders strahlend vom Himmel, es war ein Blaumond, der zweite Vollmond in einem Monat. Kurze Zeit nachdem der Mond aufgegangen war, gab Chaim das Zeichen zum Aufbruch. Langsam setzte sich sein Volk in Bewegung. Er selbst schritt vorneweg, Kara schlich scheinbar brav hinter ihm her. Seraphine ging hinter Kara und dann kamen die Soldaten. Die Frauen und Kinder gingen in der Mitte, die Männer hinten. So zogen sie durch einige Straßen bis hin zum Feuer. Hier unten war die Hitze noch schlimmer als auf dem Dach des Kaufhauses, wo sich Seraphine jetzt wieder sehnlichst hinwünschte. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Chaim stieß sie nach vorne, bis die heißen Flammen ihr das Haar zu versengen drohten. Nun sollte sie mit dem Ritual beginnen. Es wurde auch langsam Zeit, denn die anderen Dämonen, Chaims Untertanen, wirkten schon ein wenig angeschlagen, ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Seraphine umklammerte Rapa mit ihren Händen und bat den Stein darum, wenigstens nur einmal ihr seine Macht zu leihen, ohne dass er sie in ein Monster verwandeln würde. Der magische Stein erwärmte sich in ihren Händen und Seraphine ließ ihn los. Rapa hatte sich wieder aus ihrer Kette befreit und hing nun vor ihr. Mit einem Mal schien es, als würde der Stein die Strahlen des Vollmondes einsaugen, um selbst mehr magische Kräfte zu bekommen.

Seraphine hörte hinter sich Gemurmel, sie wusste, dass der magische Stein des alten Schamanen ein lilafarbener Stein des Wassers gewesen war und niemals so hell gestrahlt hatte wie Rapa jetzt. Senah, der Stein des Schamanen, war bei seinem Tod verschwunden, Seraphine hatte den Verdacht, dass er sich in Wasser aufgelöst hatte, sowie sich Rapa wahrscheinlich in Mondstrahlen auflösen würde, wenn sein Besitzer starb.

Rapa strahlte jetzt so hell, dass es fast in den Augen wehtat, ihn anzusehen. Jetzt war es soweit. Nun sagte Seraphine laut und deutlich die öffnenden Worte: "Tar en shána efrap á ikol o soreli um teriás kama." Als sie zur Seite blickte, konnte sie sehen, dass Chaim sie fragend ansah. Der Schamane hatte den Spruch immer nur leise geflüstert, damit ihn keiner hören konnte, wieso sollte also Seraphine die Worte in alle Welt hinausrufen? Außerdem schien Chaim die Bedeutung des Zauberspruchs zu verwundern, immerhin sprach er ebenfalls die hohe Sprache und konnte die Worte daher mühelos übersetzen. In diesem Moment gab es einen lauten Knall. Die Flammen loderten hoch in den Himmel hinauf. Dann sanken sie wieder in sich zusammen. Seraphine drehte sich nun völlig zu Chaim um und sagte: "Ihr könnt jetzt hindurch, das Tor ist geöffnet."

Chaim beäugte sie misstrauisch. Dann schickte er mit einem Kopfnicken zwei seiner Soldaten vor. Diese gingen sichtbar nervös auf das Feuer zu. Der mutigere der Beiden setzte erst einen Fuß in die Flammen und ging dann vollständig hinein. Der Zweite folgte ihm. Chaim schien überzeugt, musste sich aber bemühen, sein Volk unter Kontrolle zu bringen, denn diese wollten alle gleichzeitig in ihre Welt, damit sie wieder gesund werden würden. Der Dämonenkönig sortierte sein Gefolge und schickte sie immer in kleineren Gruppen zum Tor, eine Massenpanik konnte er nicht gebrauchen. Während des Tumults hatte sich Seraphine fortgeschlichen, Chaim hatte es noch nicht bemerkt. Kara blickte sich gehetzt um und ging dann vorsichtig zu Seraphine, die sich hinter einem geschmolzenen Auto versteckt hatte.

Hastig und ohne ein Wort zu sagen drückte Seraphine ihren magischen Stein Rapa in Karas Hand, wünschte ihr in Gedanken Glück und rannte fort. Sie drückte sich nah an eine Hauswand und wollte von dort das Geschehen beobachten, als sie ein unterdrücktes Schluchzen hörte. Sie drehte sich um.

Hinter ihr hockten mindestens zwanzig junge Frauen und Mädchen dicht gedrängt in der Seitengasse. Die Gesichter der meisten waren eingefallen und sie schienen fast nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Andere waren ein wenig wohlgenährter, aber keineswegs in besserer Verfassung. Außerdem sahen alle so aus, als hätten sie seit Monaten kein Bad mehr genommen und ihre zerfetzte Kleidung schien fast zu Staub zu zerfallen. Seraphine machte einen Schritt auf die Menschen zu. Diese wimmerten noch lauter auf und bedeckten ihre Gesichter. Nur eine junge Frau von ungefähr zwanzig Jahren blickte Seraphine trotzig entgegen, ihren Arm um ein kleines dürres Mädchen gelegt. Hinter sich hörte Seraphine Chaim seinen Soldaten etwas zurufen, anscheinend hatte er ihr Verschwinden bemerkt. Vorsichtig trat Seraphine aus den Schatten der Häuser hervor und ins Mondlicht. Die Mädchen und Frauen gaben erstaunte Töne von sich und die Zwanzigjährige, wahrscheinlich die Anführerin, stand auf. Sie schien am Ende ihrer Kräfte zu sein, ihre Beine zitterten, aber trotzdem zog sie ein Messer, an dem noch Blut klebte, und nahm eine abwehrende Position ein, bereit, sich und ihre Gruppe zu verteidigen. Als Seraphine genauer hinsah, kam ihr die Anführerin merkwürdig vertraut vor. Sie hatte ein starke Ähnlichkeit mit Takala, größer und schlanken zwar, aber unweigerlich eine Ähnlichkeit. Dann meinte Seraphine zu wissen, wen sie vor sich hatte.

"Irana?", fragte sie vorsichtig und machte noch einen kleinen Schritt auf die Gruppe zu.

Die Anführerin schien im ersten Augenblick starr vor erstaunen, fasste sich aber sehr schnell wieder. "Verschwinde, Dämon. Wir werden nie wieder für den Teufel Chaim arbeiten und ihm zu Willen sein, auch seinen Männern nicht." Während sie sprach, legte sie ihren linken Arm noch fester um das kleine Mädchen, welches unter ihrer Kutte seltsam unförmig wirkte.

Seraphine schüttelte den Kopf. "Keine Angst, ich will euch nichts tun. Ich stehe auf eurer Seite." Irana, denn es war wirklich die verschwundene Tochter von Alan und Takala, lachte auf. "Du bist ein Dämon. Und alles Dämonen sind Chaims Untertanen."

>Bitte, tu meiner Mama nichts.<, hörte Seraphine auf einmal eine leise weinerliche Stimme in ihren Gedanken. Ein Kind? >Bitte, sag, dass du ihr nichts tust. Und den anderen auch nicht. Nimm mich mit und lass die anderen hier leben.<, bat die kleine Stimme weiter.

Dann sah Seraphine, wie das kleine Mädchen in Iranas Armen die Kutte abwarf und nun nur noch ein halbzerrissenes Kleid trug. Doch es hatte Drachenflügel! Es war ein Halbdämon, genau wie sie. Das Kleine mit den hellen blonden Haaren hob den Kopf und blickte Seraphine aus ihren roten Augen an. Das zeigte deutlich, dass sie zum Teil eine Drachendämonin war. Dann ging das kleine Mädchen mit schnellen Schritten auf Seraphine zu und blieb vor ihr stehen. Irana rief: "Lanisa! Nicht, bleib hier!" und wollte hinter dem Kind hinterher stürzen, aber sie schaffte keinen Schritt mehr weiter und brach zusammen. Lanisa schaute Seraphine mutig in die Augen, doch Seraphine bemerkte, dass die Kleine stark zitterte. Seraphine hockte sich vor das Mädchen und sagte: "Ich bin wirklich ein Freund. Kannst du das deiner Mutter irgendwie klar machen?" Lanisa musterte sie mit einem kritischen Blick und mit einem Mal bemerkte Seraphine, wie eine unsichtbare Kraft in ihrem Kopf herumwühlte, als suche sie etwas. Dann nickte das kleine Mädchen, ging zurück und half ihrer Mutter wieder auf die Beine. Diese schaute Seraphine immer noch etwas nervös, aber wenigstens nicht mehr feindselig an. Plötzlich hörte Seraphine hinter sich Schreie. Blitzschnell drehte sie sich um und rannte zwischen den Häusern hervor. Es bot sich ihr ein seltsamer Anblick.

Chaim hatte allen Anschein nach zuerst sein Gefolge durch das Tor geschickt. Dann wollte er wohl selbst hindurchgehen, doch Kara hatte mit Hilfe eines Zauberspruchs Chaim gewissermaßen eingefroren, er konnte sich nicht mehr rühren und stand nun mitten im Feuer. Doch da Kara mit Rapas Hilfe den Zauber auf ihn losgelassen hatte, konnte Chaim diesen Zauber nicht selbst brechen. Er kämpfte mit aller Macht gegen den Zauber, wahrscheinlich ahnte er, was Kara vorhatte, und schrie die Flügellose verzweifelt an. Kara aber lies sich durch seine Flüche und Drohungen nicht beirren und schritt geradewegs in das Feuer hinein. Sofort schossen die Flammen in die Höhe, nun so blaufarben wie Rapa es gewesen war. Chaims letzter Schrei ging in dem lauten Getöse des Feuers unter, dass mit einem Mal in sich zusammenfiel und dann erlosch. Es war verschlossen.

Seraphine verspürte eine gewisse Traurigkeit bei dem Gedanken an Kara, aber auch eine enorme Erleichterung, dass endlich alles vorbei war. Als sie sich wieder umdrehte, sah sie die kleine Gruppe hinter sich stehen. Seraphine lächelte sie an und sagte: "Es ist alles vorbei. Jetzt geht es nach Hause."
 

Kurz vor dem Haus von Takala und Alan, wo Seraphine die Gruppe hinführen wollte, stießen sie auf eine große Menschenansammlung. Sten hatte alle in der näheren Umgebung zusammengetrommelt, um Seraphine zu helfen. Sten stieß bei Seraphines Anblick einen leisen Schrei aus und stürzte auf sie zu. Er umarmte sie stürmisch und küsste sie.

"Ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder.", flüsterte er Seraphine ins Ohr.

"Ach weißt du, Unkraut vergeht nicht.", meinte diese grinsend.

Nun musste auch Sten grinsen und ließ sie los. Inzwischen waren überall laute Rufe zu hören, wenn jemand unter der Gruppe aus jungen Frauen und Mädchen seine Tochter, Schwester oder geliebte gefunden hatte. Irana lag in den Armen ihrer Mutter und beide weinten vor Glück. Sana, Keith und Naja tanzten um die beiden herum und Alan stand, mit seiner kleinen Enkelin Lanisa auf dem Arm, neben seiner Frau und winkte Seraphine zu. Diese winkte zurück und grinste noch breiter. Aber bei dem Anblick der Leute, die mit Tränen in den Augen verzweifelt jemanden, den sie liebten, unter den Überlebenden suchten und nicht fanden, wurde sie doch ein wenig traurig. Doch die kleine Lanisa sprang aus den Armen ihres Großvaters und flog auf die Statue eines Pferdes hinauf, die dort am Straßenrand stand.

"Hallo, hört ihr mir mal alle zu?", versuchte sie, sich Gehör zu verschaffen, doch die Menschen redeten alle durcheinander. Lanisa guckte böse und schloss dann für einen kurzen Moment die Augen.

>HEY!!!<, Seraphine zuckte zusammen. Lanisa hatte sie in Gedanken so angeschrieen, dass ihr trotzdem die Ohren klingelten. Mit einem Blick zur Seite sah sie, dass alle Leute zusammengezuckt waren und sich verwundert umsahen. Dann entdeckten sie das kleine Mädchen auf der Pferdestatue.

Lanisa grinste zufrieden und rief dann den Menschen zu: "Hört mal her, in Chaims Hauptquartier sind noch andere Sklaven eingesperrt. Die Dämonen haben sie nicht mitgenommen, es hätte ja auch keinen Sinn gemacht, und alle daher in Kellern eingesperrt."

Diejenigen, die ihre Angehörigen nicht gefunden hatten, bekamen wieder einen leisen Anflug von Hoffnung in ihren Augen, doch Lanisa war noch nicht fertig. "Es kann aber durchaus sein, dass ihr nicht alle Vermissten finden werdet, es sind einfach zu viele wegen der harten Arbeit gestorben."

Doch die Menge hatte sich schon in Bewegung gesetzt.
 

In der nächsten Nacht wurde ein großes Fest gefeiert und es wurde viel gelacht und gesungen. Lanisa wurde von allen anerkannt, obwohl sie eine Tochter von Chaim war. Es gab noch einige Kinder von Chaim, allesamt Halbdämonen, die nun auch akzeptiert wurden. Alan und Takala hatte sich bei Seraphine entschuldigt und fast alle Vermissten waren wieder aufgetaucht.

Sten und Seraphine hatten sich von dem ganzen Trubel entfernt und saßen wieder auf dem Dach des Hochhauses neben dem Park. Der Mond schien hell am Himmel und die Sterne strahlten um die Wette. In der Ferne konnte man die Rufe einer Eule hören. Sten hatte seinen Arm um Seraphine gelegt und beide genossen die Stille. Seraphine kuschelte sich näher an Sten Brust und dachte an Sana, die ebenfalls Sten liebte. Aber Seraphine hatte heute auf dem Fest gesehen, wie Sana zusammen mit Yernev, der Sana verleibte Blicke zuwarf, tanzte und sich später auch küssten. So wie es aussah, hatte sie also einen anderen Freund gefunden.

Sten strich seiner Freundin eine Strähne aus dem Gesicht und sagte leise: "Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch.", murmelte Seraphine und schloss die Augen. Sie genoss Stens Nähe und ihre Einsamkeit. Sie lächelte. Kurze Zeit später war sie eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  JoeyB
2009-08-03T16:09:54+00:00 03.08.2009 18:09
Hallo,

danke für deine Teilnahme an meinem Wettbewerb und herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz :3

Deine Geschichte hat das Thema des Wettbewerbs auf eine Art und Weise aufgegriffen, die ich beim Erstellen gar nicht in Betracht gezogen habe. Du musst dazu wissen, dass ich kein großer Fantasy-Fan bin. Das soll nicht heißen, dass mir deine Geschichte nicht gefallen hat, sie hat mich bloß anfangs ziemlich überrascht. Wenn man historische oder Sci-Fi-Geschichten erwartet und dann in der Kurzbeschreibung von Dämonen liest, ist man nun mal etwas perplex ^^

Der Ansatz war wirklich sehr interessant. Das Thema hast du wirklich gut umgesetzt.
Zu Beginn, als die Geschichte von Seraphines Eltern erzählt wurde, hättest du diese jedoch im Plusquamperfekt schreiben müssen. Es war am Anfang teilweise etwas schwierig, die Zeitebenen auseinander zu halten, weil du immer nur eine Zeitform verwendet hast.
Ein weiterer Fehler ist mir in der wörtlichen Rede aufgefallen.
So hast du es geschrieben: „Hallo.“, sagte sie.
So wäre es richtig: „Hallo“, sagte sie.
Vor dem oberen Anführungszeichen wird kein Punkt gesetzt ^^

Was mir sehr an der Geschichte gefallen hat, waren neben der Handlung noch kleinere Überlegungen, wie sie die Situation auf den Alltag der Menschen auswirken könnte. Beispielsweise die Knappheit von Fleisch oder dass statt Bezahlungen durch Geld Tauschgeschäfte gemacht wurden.
Die Charaktere hast du auch gut dargestellt. Einerseits Seraphine, die von Schuldgefühlen geplagt wurde, und andererseits diese Menschenfamilie, die einerseits auf eine skurille Art und Weise mit ihr befreundet war, aber dann auch wieder so etwas wie Angst vor ihr hatte (verständlicherweise).
Was mich inhaltlich so ein bisschen gestört hat, waren einmal die Liebesgeschichte mit Seraphine und Sten (das wirkte irgendwie konstruiert und auch etwas... naja, überflüssig. Es hätte mir besser gefallen, wenn sie nur Freunde geworden wären) und dann noch die Zufälligkeit des Erscheinens einiger Charaktere. Dass Kara an Chaims Seite aufgetaucht hat, war noch verständlich, aber dass ausgerechnet Irena die menschlichen Sklaven der Dämonen angeführt hat, war doch etwas zu übertrieben, finde ich.

Insgesamt war es aber eine schöne Geschichte, die überraschend gut in den Wettbewerb gepasst hat :D

LG,
Joey

Von: abgemeldet
2009-03-26T16:57:30+00:00 26.03.2009 17:57
Hy,

ich fand deine Idee toll, und wie "nightwing79" so schön schrieb: Ende gut, alles gut, wobei ich das mit Chaims Tod nicht so richtig verstanden habe...

lg Lilian
Von:  Kiero
2006-08-18T14:59:09+00:00 18.08.2006 16:59
Klasse story!
gefällt mir echt gut!
War wirklich ne super FF^^
Von: abgemeldet
2006-05-25T20:44:45+00:00 25.05.2006 22:44
Also, ich fand die Geschichte echt spitze!
Hoffentlich schreibst du bald noch mehr solche sachen, denn mir gefällt das richtig gut.

yulivee
Von:  josie
2006-03-10T06:12:06+00:00 10.03.2006 07:12
hallo!!^^

das is wirklich eine geniale story! sie hat mir richtig
gut gefallen!!
ich liebe solche geschichten!

lg

josie
Von:  Lorelei89
2005-10-24T14:11:04+00:00 24.10.2005 16:11
hey das war echt eine super schöne ff bin ganz begeistert habe ich gleich in meine favoriten list aufgenommen *grins* ich hoffe doch mal das du weiter so schön sachen schreiben tust ich möchte gerne noch mehr von dir lesen aknnst mir ja bescheid sagen wenn du eine neue hast ich lese sie mir sehr gerne durch^^

bye deine lorelei89
Von:  nightwing79
2005-10-24T10:04:37+00:00 24.10.2005 12:04
wie sagt man doch so schön "ende gut, alles gut". ;-)
mal ím ernste, ich fand dein ff echt toll.
gruss


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