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Das alles ändert nichts daran

Ein Wiedersehen nach 10 Jahren.....
von

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What if I had never let you go

Hallo! Kennt mich noch jemand? Ich hoffe doch! Naja, irgendwie müsste ich mich jetzt regelrecht ducken, denn der größte Teil des Kapitels steht schon seit Wochen! ^^' Heute habe ich mich endlich durchgerungen, die FF zu Ende zu schreiben. Ich freu mich, wenn ihr euch trotzt der langen Zeit dem letzten Kapitel noch widmet und ihr mir eure Meinung/Kritik mitteilen würdet. Vielen Dank!
 

What if I had never let you go
 

Tsubasa hielt Fane noch minutenlang später im Arm, fest an seinen Körper gedrückt, als ihr Schluchzen langsam in der Nacht verhallte. Wie schon einmal an diesem Abend sagte niemand etwas. Die vernichtende Wahrheit hatte sich in die leidenschaftlichen Gefühle – beider – gemischt und ließ somit jeden seinen eigenen Gedanken nachhängen. Der junge Fußballer lag auf dem Rücken und schaute zum Fenster hinaus. Fane, dicht an seine Seite gepresst, hatte ihren linken Arm über seinen Oberkörper gelegt und weilte mit dem Rücken zu dem besagten Fenster. Vor einer halben Stunde schäumten beide vor purem Glück nur so über und jetzt? Jetzt war ihnen allzu schnell bewusst geworden, dass Fane gerade ihren Verlobten und Tsubasa seine Freundin betrogen hatte. Man hätte eine Stecknadel in dem kleinen Zimmer fallen hören können, der Aufschlag auf dem kalten Parkett wäre einem Donnerschlag gleich gekommen. Tsubasa spürte Fane’s Wimpern an seiner Brust und wusste somit, dass auch sie nicht schlief. Sie schluckte mehrfach kurz hintereinander, bevor sie das Wort ergriff: „Wa ... Warum sagst du nichts?“ fing sie zaghaft an. „Was willst du hören?“ polterte er umso aggressiver nach. „Soll ich dir die typischen Fragen nach dem Sex stellen? Soll ich dich fragen, ob ich gut war?“ Erschrocken fuhr Fane von ihm auf. „Entschuldige!“ war das einzige, was sie noch hören konnte, bevor er den Raum verließ. Die Hose hatte er gerade noch zubekommen. Mit Tränen in den Augen legte sie ihren Kopf auf den angewinkelten Knien ab und atmete tief ein und aus.
 

Fane rappelte sich auf, zog sein Hemd, das in der Nähe lag, an und verließ das Zimmer, um ihn zu suchen. Barfuß und auf Zehenspitzen durchquerte sie das Haus und wurde draußen letztendlich fündig. Er saß auf den Treppen hinter der Terrasse, die zum Rasen führten und schaute in die Nacht hinein. Er dachte nach. Hinter ihm blieb sie stehen und setzte sich schließlich auch auf die kalten Steine. Ihr Rücken lehnte an seinem, die Beine geradeaus gestreckt. „Habe ich mich jemals bei dir für die Fußballschuhe bedankt?“ Fane stutzte. „Welche Schuhe?“ fragte sie nach. „Die, die du mir damals zu meinem Abschied aus Japan geschenkt hast. Erinnerst du dich nicht?“ „Nein!“ sagte sie daraufhin kühler. „Du erinnerst dich nicht?“ „Du hast dich nicht bedankt.“ verbesserte sie ihn. Fane hörte, wie er merklich tief ausatmete. „Mir scheint, ich habe so vieles nicht gemacht!“ resignierte er. „Warum hast du gepackt?“ reagierte sie mit einer Gegenfrage. „Ich werde morgen …“ kurz sinnierte er „… heute abreisen.“ Sie presste die Lippen aufeinander. Er legte jetzt wirklich jedes Wort auf die Goldwaage. „Tsubasa … ich wollte wissen, warum du eher fahren willst?“ „Vielleicht wollte ich nur das verhindern, was bereits geschehen ist!“ „Du solltest nicht fahren.“ Sie pausierte kurz: „Kaito holt mich heute nach dem Frühstück ab!“ Tsubasa schaute auf, sah aber dennoch in die entgegengesetzte Richtung. „Er … braucht mich bei dem Meeting.“ ergänzte sie nach einer kleinen Weile. „Brauchst du ihn auch?“ fragte Tsubasa. Fane stand auf. „Bitte lass uns nicht jetzt darüber reden, nicht jetzt, wo wir …“ „JA, wo wir was?“ drängte er. Fane schaute regungslos nach unten. Als sie merkte, dass Tsubasa sie nicht ansehen wollte, ergriff sie die Initiative. „Sieh mich an!“ Fane war um ihn herumgegangen und hatte sich einige Stufen weiter unten positioniert. Sie konnte ihm so direkt in die Augen sehen. „Wo wir endlich das haben, wonach sich jeder von uns 10 Jahre lang gesehnt hat!“ beendete sie ihren Satz. Er sah mit schmerzverzogenem Gesicht zur Seite. „Brauchst du ihn?“ fragte er erneut. Jetzt hielt sein Blick in ihren Augen stand. „Brauchst du ihn?“ wiederholte er emotionaler. „Zwing mich nicht, an später zu denken!“ „Willst du, dass dann wieder alles so ist, wie vor ein paar Tagen? Was ist mit der Zukunft, unserer Chance?“ Fane erschrak und schaute irritiert nach oben. Sie war nicht in der Lage, darauf zu antworten. Sie sah nur still in seine Augen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Nach einer Weile, wo auch er nichts sagte, meinte sie plötzlich: „Du meinst, es gibt eine Zukunft? Für uns beide?“ Jetzt war er es, der aus ihren nicht glaubwürdig gesprochenen Sätzen etwas zu deuten hatte. „Meinst du nicht?“ fragte er schließlich zaghaft. Fane setzte sich jetzt neben ihn und beugte sich vor, ließ die Arme auf den Oberschenkeln verweilen und schüttelte den Kopf. „Du willst alles für eine Nacht hinwerfen und verlangst das gleiche von mir?“ „Also brauchst du ihn doch!“ schloss Tsubasa an. „Ich liebe ihn … und meine Tochter, unsere Tochter!“ verbesserte sie sich selbst. Fane’s letzter Satz hatte gesessen. Tsubasa stand auf und ging in das Haus zurück. „Was erwartest du von mir?“ brüllte sie ihm nach. Fane erhielt keine Antwort. Nach einer kleinen Weile ging sie ihm hinterher und fand Tsubasa schließlich in dem Zimmer wieder, in welchem sie vor ein paar Minuten miteinander geschlafen hatten.
 

Here I stand alone

With this weight upon my heart

And it will not go away

In my head I keep on looking back

Right back to the start

Wondering what it was that made you change
 

Well I tried

But I had to draw the line

And still this question keeps on spinning in my mind
 

„Jemanden zu lieben, der die Gefühle des anderen ignoriert, ist nicht einfach!“ begann sie das Gespräch und ließ die Tür leicht in das Schloss fallen. „Ich habe sie nicht i g n o r i e r t!“ betonte Tsubasa, der seiner Meinung nach nichts falsch gemacht hatte. Der Fußballer stand vor dem Fenster und schaute in den Garten. „Nein, stimmt, du konntest es dir nur nie eingestehen!“ Fane formulierte ziemlich sarkastisch. Eine Atempause folgte, die sie brauchte, um ruhiger weitersprechen zu können: „Ein Brief, nur einer, hätte gereicht und ich wäre dir gefolgt. Aber wie hättest du es aufschreiben wollen? Du konntest es dir doch nicht einmal eingestehen!“ Fast unterbrach er sie, so schnell begann er zu sprechen: „Kennst du das Gefühl, wenn du einmal den Zeitpunkt für eine Sache verpasst hast, wenn du zum richtigen Augenblick einfach nicht das sagen konntest, was du wolltest, dann kommt dir jeder andere Moment indem du es nachholen willst immer falsch vor.“ Fane schaute ernst. „Es wäre nie zu spät gewesen!“ „Nie? Und was war mit vorhin? Bereits als wir uns am Freitag sahen, war es zu spät. Das wusstest du! Und dennoch…“ „Wir beide wollten es!“ unterbrach sie ihn energisch. Sie machte einen Schritt auf die Truhe vor dem Bett zu und setzte sich darauf. Die Hände hilflos in den Schoß gelegt, hörte sie ihm weiter zu. „Wie hätte ich nach Spanien ahnen sollen, dass du so noch für mich empfindest?“ Fane bekam glänzende Augen. „Du hattest es doch auch vor ein paar Minuten herausgefunden – nur jetzt wirklich zu spät!“ Sie sah ihn direkt an. „Ich bereue nicht eine Sekunde der letzten Tage mit dir, aber jetzt müssen wir uns damit auseinandersetzen und die Vorwürfe…“ er schaute zu ihr hinüber. Fane wischte sich mit den Fingern die kullernden Tränen aus dem Gesicht. „Es hätte nie soweit kommen dürfen.“ sagte er daraufhin niedergeschlagen. „Also bereust du es doch!“ „Nein!“ flehte er fast. „Aber ich sehe, dass du es dir schwer machst!“ Sie schaute zu ihm auf. So viele Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt, dass die Wimpern zusammenklebten. „Ich werde wohl mit den Gedanken an die letzte Nacht leben müssen. So unvergessen auch jeder einzige, unwiederbringbare, herrliche Moment ist, so quälend wird die Erinnerung daran sein, weil es Jetzt und Hier einfach nicht richtig war.“
 

What if I had never let you go

Would you be the man I used to know

If I'd stayed

If you'd tried

If we could only turn back time

But I guess we'll never know
 

Many roads to take

Some to joy

Some to heart-ache

Anyone can lose their way

And if I said that we could turn it back

Right back to the start

Would you take the chance and make the change
 

Do you think how it would have been sometimes

Do you pray that I'd never left your side
 

(Lied: What if, gesungen von Kate Winslet)
 

Tsubasa, der mittlerweile mit seinem rechten Bein vor Fane kniete, sprach weiter: „Ich werde wohl verstehen müssen …!“ Sein Kopf sank nach unten. „Midori braucht ihren Vater. Sie würde und könnte es nicht begreifen. Und ich kann meine Gefühle Kaito gegenüber nicht einfach so abschalten.“ Fane berührte vorsichtig und zaghaft seinen Rücken und streckte sich, je weiter sie nach unten strich, über ihn. Beide verharrten für einen kurzen Moment in dieser engen Position. Ein Kuss folgte, der der letzte für diesen Abend bzw. für diesen jungen Morgen bleiben sollte. „Mach es uns nicht schwieriger, als es ohnehin schon ist.“ Bat sie und er nickte stumm. Tsubasa ergriff noch einmal das Wort, als Fane den Türknauf schon in der Hand hatte. „Fane, ich … ich …“ Nichts, er brachte überhaupt nichts über seine Lippen. Fane lief zurück und konnte ihm gerade noch rechtzeitig die Fingerkuppen auf seinen Mund legen, bevor er einen erneuten Versuch unternehmen wollte. „Sag es nicht. Wir haben das ganze Wochenende versucht, es nicht zu sagen. Belass es dabei!“ Schnell drehte sie sich um und verschwand aus seinem Zimmer.
 

Tsubasa atmete tief durch und sah sich das zerwühlte Bett an. Mit einem kleinen Seufzer ließ er sich in den Sessel fallen und dachte nach. Er dachte über sich, über Fane und auch über Aoi nach. Er wollte versuchen, in dieser Nacht sein Leben zu ordnen und musste feststellen, dass das nicht so einfach war. Zehn Jahre und noch mehr konnte man nicht in zwei Stunden packen, denn genau soviel blieb von der Nacht noch übrig. Schließlich rutschte er in dem Sessel tiefer und schlief ein.
 

Am nächsten Morgen wurde er lautstark geweckt. Er spürte einen stechenden Schmerz und richtete sich demzufolge langsam auf. Er musste zugeben, dass dies nicht die optimale Lage für seine Wirbelsäule gewesen war. Er fuhr sich durch das Haar, zog sich schnell etwas über und ging auf den Flur. Yukari trat aus dem Frauenzimmer und schaute nur kurz zu ihm hinüber. „Fane packt. Kaito holt sie in einer Stunde ab. Aber das weißt du sicherlich schon.“ Tsubasa hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und schaute zu Boden. Er realisierte, dass Yukari offensichtlich von der teilweise gemeinsam verbrachten Nacht wusste. „Der Koffer ist unten.“ Fane kam die Treppe wieder rauf und stockte mitten auf der großen Treppe, als sie ihn sah. Yukari schaute einmal nach rechts zu Tsubasa, um dann nach links in Richtung Treppe, auf der Fane stand, zu sehen. Sie ging wortlos nach unten in die Küche. „Du fährst also!“ „Ja!“ sprach sie leise und doch hörte er es, obwohl 5 Meter Flur zwischen ihnen lagen. Stumm nickte er kurz hintereinander und trat den Weg in das Badezimmer an. Fane, die immer noch mitten auf der Treppe stand, drehte sich, als sie das Geräusch von fließendem Wasser hörte und ging ebenfalls nach unten.
 

Die zwei richteten ein Frühstück und nach und nach kamen die Männer dazu. „Hmhmm, hier richt es lecker nach Kaffee!“ schwärmte Ryo, der im gleichen Moment wieder zu gähnen begann. „Na Alter, die Nächte scheinen an dir auch nicht mehr so spurlos vorüberzugehen wie früher!“ Ryo machte einen kleinen Schritt nach vorn als ihm Mamuro auf das Schulterblatt schlug. „Sehr witzig. Heute schon mal selbst in den Spiegel gesehen?“ Die Anwesenden lachten. „Kommt, der Kaffee ist gleich durch. Wir können anfangen.“ Yukari stellte noch die Milch auf den Tisch und setzte sich. „Wo ist Tsubasa?“ wollte Taki wissen. Mit „Er duscht!“ beantwortete Fane die Frage recht kurz. Morisaki, der selbst spät dran war, kam übereilt die Treppe herunter und wäre fast über Fane’s Koffer gestolpert, hätte er kein so gutes Reaktionsvermögen. „Hey, wer will denn heute schon abreisen?“ „Wieso?“ Mamuro drehte sich um und sah erst jetzt den Koffer an der Tür stehen. „Kaito holt mich in ein paar Minuten ab. Er braucht mich bei seinem Meeting.“ Sie schluckte, hatte sie doch sehr tonlos ihre Sätze formuliert. „Schade!“ Ryo schaute wirklich etwas trübe drein. „Das stimmt. Konnte man es nicht anders regeln?“ wollte Taki wissen, während Mamuro Fane beobachtete. „Leider nein.“ Sie stand auf und holte die Teekanne von der Arbeitsfläche. Im gleichen Moment machte Tsubasa auf sich aufmerksam, der seine Reisetasche geräuschbetont auf die Fließen in der Eingangshalle niederließ. „Du auch?“ platzte Mamuro enttäuscht hervor. „Falls du meinst, ob ich abreise, dann ja. Ich habe mit Aoi einiges zu klären bevor ich mich zum Training zurückmelde.“ Fane schaute über den Tisch zu Tsubasa und setzte sich wieder in Bewegung. „Ich nehme heute lieber Kaffee.“ stellte Urabe fest, als Fane mit der Teekanne an ihm vorbeiging und griff nach dem Glasbehälter. Tsubasa setzte sich neben Urabe. „Tee?“ fragte sie ihn. „Wie immer!“ bestätigte dieser und war leicht überrascht, dass sie sich an seinem Oberschenkel anlehnte. Tsubasa drückte leicht dagegen und konnte kurz sehen, wie sich ihr Gesicht aufhellte. Unbemerkt von allen anderen begrüßten sie sich an diesem Tage. „Tsubasa! Hast du gewusst, dass Kaito Fane nachher abholt?“ wollte Mamuro wissen. „Sie sagte gestern so etwas, ja!“ Der ehemalige Captain griff nach den frisch aufgebackenen Brötchen. Fane nahm ihren Platz neben Yukari wieder ein. Der letzte gemeinsame Abend wurde noch einmal angesprochen und so kam es, dass die Zeit wie im Fluge verging.
 

Mamuro lief mit einem Müllsack durch das Haus seiner Eltern und begann, die Spuren der letzten Nacht zu beseitigen. Er fand Tsubasa, der ebenfalls vor seiner Abreise noch etwas Ordnung schaffen wollte. „Lass, ich mach das schon!“ „Blödsinn! Ich kann mich doch etwas nützlich machen, wenn du uns schon hier übernachten lässt!“ verbesserte ihn Tsubasa. „Nützlich machen oder Fane aus dem Weg gehen?“ fragte Mamuro offensichtlich. Wortlos drehte sich der Angesprochene um und lächelte leicht. „Beides! Dir und Taki kann man nichts vormachen, oder?“ „Nicht so wirklich. Wir haben jahrelang zusammen gespielt, deine Frage erübrigt sich!“ „Wir haben die Nacht zusammenverbracht.“ sprach Tsubasa tonlos und in Gedanken versunken. „Bei jeder anderen würde ich dich jetzt fragen, wie sie war und ob es sich gelohnt hat.“ Mamuro ließ den Sack auf den Boden sinken und ging auf Tsubasa zu, als dieser nicht reagierte. Sein Freund legte ihm eine Hand auf die Schulter und begann erneut zu reden: „Wie geht’s jetzt weiter?“ Tsubasa schüttelte den Kopf. „Du lässt sie fahren? Nach über 10 Jahren habt ihr euch endlich gefunden und DU lässt sie fahren?“ entsetzt schaute Mamuro Tsubasa an. „Was soll ich machen?“ „Sie vielleicht aufhalten?“ „Falls du es noch nicht mitbekommen hast, sie hat eine 3-jährige Tochter, ist obendrein verlobt und steckt mitten in den Hochzeitsvorbereitungen?“ „Du liebst sie!“ „Ja und genau deswegen halte ich sie nicht auf!“ „Also ehrlich! Mir ist das zu hoch.“ „Versteh doch! Es sind 10 Jahre vergangen. 10 Jahre lang hat sie versucht, sich ein anderes Leben aufzubauen, was ihr letztendlich auch geglückt ist. Sie liebt Kaito und Midori! Ich kann es nicht verantworten, dieses Glück zu zerstören. Und mal ehrlich: Wäre sie an meiner Seite glücklich? Es hat sich doch rein gar nichts geändert in den 10 Jahren.“ Mamuro schwieg und presste die Lippen aufeinander. „Und sie?“ Tsubasa lächelte leicht auf diese Frage hin, sammelte einige Sekunden lang seine Gedanken und antwortete. „Sie fährt heute zurück in ihr Leben und versucht, mich endlich zu vergessen!“ „Du weißt, dass ihr das nie gelingen wird.“ „Genau wie mir und dennoch. Es ist in der Zwischenzeit zu viel passiert.“ „Hier seit ihr ja! Ich wollte mich verabschieden.“ Fane betrat den Raum und blieb in der Nähe der Tür stehen. „Wie spät ist es?“ wollte Tsubasa wissen. „8 Uhr durch.“ wusste Fane. „Mein Flieger geht in einer Stunde.“ staunte Tsubasa, der die Zeit etwas aus den Augen verloren hatte. „Soll ich dir ein Taxi rufen?“ fragte Mamuro. Er war dankbar, dass er schnell auf die Idee mit dem Taxi kam. So konnte er die zwei galant alleine lassen. „Gern!“ „Machs gut meine Liebe! Ruf an und lass regelmäßig was von dir hören.“ Mamuro nahm Fane in die Arme. „Pass gut auf dich auf!“ „Das werde ich, versprochen!“
 

Jetzt waren sie allein: „So, es ist soweit. Kaito wird gleich da sein.“ Die Frau ging tiefer in den Raum hinein und sprach immer leiser. „Versprich mir, dass du anrufst, wenn es dir nicht gut geht. Versprich mir, dass du das zu jeder Tages- und Nachtzeit machst, wenn du ein Verlangen danach spürst, mich sprechen zu wollen. Und versprich obendrein, dass du alles daran setzt, glücklich zu werden.“ Fane nickte, versagte doch ihre Stimme. Wortlos nahm er sie in seine Arme auf und drückte sie an sich.
 

„Fane!“ Yukari betrat den Raum und fand beide in den Armen des anderen. „Kaito ist da!“ flüsterte sie. Fane löste sich von Tsubasa und nickte dem Fußboden zu. Yukari verschwand darauf. Fane wischte sich durch das Gesicht und legte die Haare nach hinten. Mit Tränen überflutetem Gesicht sah sie auf. „Versuch,…“ begann sie zögernd. „… dich mit Aoi zu einigen.“ Fane presste die Lippen zusammen. „Finde einen Weg!“ schloss sie ihre Bitte. Im gleichen Atemzug drehte sie sich um und ging in Richtung Tür. „Warte!“ hastete er. Fane blieb daraufhin stehen – ihm den Rücken zugewandt – und rührte sich nicht. „Ich dich auch.“ sprach sie leise und setzte sich wieder in Bewegung und verließ somit das Zimmer. „Ich liebe dich!“ flüsterte er sanft und für sich allein, worauf sie ihm schon längst geantwortet hatte. Der Klos in seinem Hals gewann die Übermacht. Er stemmte beide Hände in die Hüften und drehte sich dem Fenster zu. Er zwang sich, hinaus zu sehen.
 

Kaito kam Fane schnellen Schrittes entgegen. Zur Begrüßung nahm er sie in die Arme, hob sie in die Luft, um ihr anschließend einen Kuss auf den Mund zu drücken. „Du siehst mitgenommen aus?“ erkundigte er sich besorgt. „Ehrlich?“ begann Fane nervös und faste sich in das Gesicht. „Wir haben die letzte Nacht …“ Fane brauchte nicht lange, um sich zu entsinnen. Wie ein Hagelsturm übermannte sie die Erinnerung. Sie sah sich mit ihm engumschlungen im Bett liegen. Eigenartigerweise fühlte sie auch plötzlich wieder jede seiner Berührungen am Körper, hätte sogar meinen können, ihn zu hören. „Fane?!“ Kaito schaute fürsorglich und griff nach ihrem Oberarm. „Ähm…“ begann sie langsam wieder und schaute ihn konfus an. „… wir haben die letzte Nacht durchgeredet. Ja! Ein Wochenende ist nun einmal zu kurz!“ rettete sie die Situation. Kaito lächelte. „Komm, es wird Zeit. Midori wartet bestimmt schon ungeduldig bei meinen Eltern auf uns.“ Er drehte sich um und ergriff ihr Gepäck. Fane nutzte diesen Moment, indem sie sich nicht durch ihn beobachtete fühlte und richtete noch einmal kurz das Haar.
 

Als Kaito ihr Gepäck im Kofferraum des Wagens verstaut hatte, schaute er zu Fane, die ihn bisher dabei beobachtet hatte. „Verabschiede dich mein Schatz, wir müssen los!“ drang er sie freundlich. Fane atmete mehrfach hintereinander ein und aus und deutete ein Nicken an. Sie hatte nicht wirklich den Wunsch verspürt, sich jetzt hier so schnell verabschieden zu müssen, aber es musste sein. Ein Wochenende hatte ihr gezeigt, dass sie im Prinzip ihr altes Leben vermisste und dass die Vergangenheit einfach zu wertvoll war, um alles an zwei oder drei Tagen wieder aufleben zu lassen. „Yukari!“ begann sie weinerlich. „Ich werde dir schreiben!“ Ihre Freundin kam auf Fane zu und schloss sie fest in die Arme. „Wir bleiben wie bisher in Kontakt!“ Fanes Stimme brach. Nach und nach waren jetzt auch ihre „Jungs“ dran und bei jedem einzelnen hatte sie das Gefühl, dass auch ihnen der Abschied schwer fiel. „Meine Güte.“ japste sie nach Luft. „Wer uns zusieht, könnte meinen, wir würden uns nie wieder sehen!“ Ein verstohlenes Lächeln bildete sich ansatzweise im Gesicht der jungen Mutter. „Mamuro!“ Fane trat näher an ihn heran. „Fane.“ Mamuro öffnete seine Arme. „Vielen Dank für das schöne Wochenende. Wir werden nicht wieder 10 Jahre warten, bis wir das hier wiederholen!“ „Garantiert nicht!“ Er strich ihr ruhig über den Rücken. „Pass auf ihn auf!“ sprach Fane nach einer Weile des Schweigens klar in sein Ohr, bevor sie sich von ihm löste und ohne sich noch einmal umzudrehen, in den Wagen stieg. Kaito verweilte vor dem Wagen auf der Fahrerseite und nickte Mamuro noch einmal zum Abschied zu, bevor auch er letztendlich in den Wagen stieg und seine Verlobte wieder in ihr Leben zurückführte.
 

„Tja.“ brachte Ryo traurig hervor. „Das war es dann wohl!“ setzte er nach. „Wo ist eigentlich Tsubasa!“ wollte Taki wissen, der sich suchend umschaute. „Hier!“ beantworte der Gesuchte selbst die Frage. Seine Mannschaft drehte sich um und sah, dass auch er die Reisetasche gleich mit hinausgebracht hatte. „Fane ist schon gefahren!“ meinte Urabe, der sogleich einen Rippenstupser von Taki erntete. „Ich weiß. Wir haben uns drinnen verabschiedet! Mein Taxi kommt gleich, also bringen wir es hinter uns!“ Die Tasche landete im Staub, während Tsubasa einen Schritt auf die Männer vor ihm tat.
 

„Liebes, du bist so ruhig!“ stellte Kaito besorgt fest, der an einer Kreuzung den Wagen zum Stillstand brachte. „Hm!“ Fane war ganz in Gedanken und drehte sich ihm fragend entgegen. „Ist alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so abwesend?“ Fane atmete noch einmal tief ein und nickte letztendlich. „Aber sicher doch. Willst du mir erzählen, was bei dem Meeting so alles besprochen wurde?“ lenkte sie schnell ab. „Gern. So wie es aussieht, können wir durchaus auf ein Geschäft mit den Finnen hoffen. Letztendlich bleibt noch zu klären, ob …“ Kaito sprach weiter, während er den Wagen sicher über die Kreuzung beförderte. Fane fiel es schwer, ihm zuzuhören und schaffte es nach seinem zweiten Satz schon nicht mehr. Ihre Gedanken schweiften zu dem Mann ab, der gerade jetzt in sein Taxi stieg und den gleichen Weg aus der Stadt nahm, wie sie selbst. Gewiss wusste sie davon nichts. „… da habe ich ihm natürlich unmissverständlich klar gemacht, …“ drang ihr Kaitos Stimme wieder ins Ohr. Wie von selbst nickte sie auf seine Aussage, ohne eigentlich den Inhalt wirklich verstanden zu haben.
 

Fane grübelte. Plötzlich war sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher. Was würde passieren, wenn sie feststellte, dass es eigentlich Tsubasa war, den sie liebte und Kaito nur ein „Zeitvertreib“ war? Fane schüttelte über ihre eigenen absurden Gedanken schnell den Kopf. Kaito fühlte sich veranlasst, nachzufragen: „Wie? Du findest nicht, dass sich Papa über die Möglichkeiten unserer Firma freuen wird?“ „Ähm, doch, doch natürlich.“ Kaito musterte sie skeptisch, setzte aber seine Ansprache souverän fort. Fane sah aus dem Fenster und bekam eigentlich nur sekundär mit, wie der Verkehr plötzlich ins stocken kam. „Na herrlich!“ Kaito mustere seine Armbanduhr und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad. Fane schaute kurz zu ihm, um anschließend in ihrer Handtasche ein Taschentuch herauszuholen. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Doch war sie gezwungen, sich nichts anmerken zu lassen. „Liebes, sieh mal!“ Kaito schaute in den Rückspiegel und richtete ihn eine Kleinigkeit aus. „Ist das da in dem Taxi auf der zweiten Spur nicht Tsubasa Ohzora? Reist er heute auch ab?“ Fanes Kopf schnellte bei dem Wort ‚Tsubasa’ zu ihrem Verlobten. „Was? Wo?“ fragte sie unsicher nach. „Dort!“ Kaito drehte sich um und sah auf aus der Heckscheibe. „Tatsächlich!“ Kaito bestätigte selbst seine Vermutung. Fane schluckte hart und drehte sich ebenfalls Millimeter für Millimeter zurück.
 

Tsubasa saß in seinem Taxi und telefonierte. Er hatte den Wagen vor sich noch nicht erblickt. Fane zuckte bei diesem Anblick zusammen. Ihre Gefühle spielten Achterbahn und immer wieder kamen ihr die Gedanken an die gemeinsame Nacht. Sie erinnerte sich an den Duft seines Aftershaves, an seine zärtlichen Berührungen und an die tiefe Stimme, die Fane Gänsehaut bereitete. Ruckartig setzte sie sich gerade wieder auf den Beifahrersitz. „Scheint so!“ versuchte sie teilnahmslos zu wirken, was eingangs nicht so hundertprozentig wirkte. „Soweit ich weiß, muss er zu seiner Mannschaft zurück!“ Fane hatte es tatsächlich geschafft, nach außen hin ruhig zu wirken. „Er hat uns anscheinend nicht bemerkt. Steht ein Spiel an?“ wollte Kaito wissen und sah ebenfalls wieder in Fahrtrichtung. „Ich glaube nicht!“ Fane knete verstärkt ihre Hände. Wie von selbst fuhr ihr rechter Arm an den Haltegriff der Tür und umfasste ihn so stark, dass ihre Fingerknöchel weiß zum Vorschein kamen. „Wer weiß!“ lenkte Kaito dann wieder ein. ‚Eine Handbewegung und ich könnte aus diesem Auto springen und mit ihm mein Leben beginnen!’ Fanes Gedanken waren so klar, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Vorsichtig und Stück für Stück bewegten sich die Finger in Richtung Türgriff. Sie versuchte im Außenspiegel Tsubasa zu taxieren, was aber unmöglich schien, da sie für sie nicht entsprechend eingestellt waren. „Meinst du, Midori hat es bei meinen Eltern gefallen?“ Kaito schaute zu ihr hinüber. Die wiederum brauchte etwas und sah ihn dann ebenfalls an. ‚Midori!’ schoss er ihr blitzartig durch den Kopf. Ihre Finger entfernten sich von dem Türgriff, den sie schon fast berühren konnten. „Sicher. Du weißt, dass deine Mutter ihr jeden Wunsch erfüllt!“ Fane zwinkerte und setzte ein gespieltes Lächeln auf. „Stimmt. Mal sehen, ob sie mit uns überhaupt wieder mit will! Ah, endlich geht es weiter!“ Fane sah panisch aus der Frontscheibe und blickte noch einmal zum Türgriff. ‚Ich könnte es noch schaffen.’ „Fane! Ich wollte dir eigentlich noch sagen, dass ich mich freue, wenn wir wieder zu Hause angekommen sind. Wir können dann endlich die Hochzeit gemeinsam vorbereiten.“ Fane hätte Tränen in den Augen und Kaitos Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sie wahrgenommen hatte. Stürmisch fiel sie ihm um den Hals und flüsterte. „Ich weiß!“ Hemmungslos begann sie zu weinen und Kaito war sichtlich mit der Situation überfordert. Er wusste nichts von ihren Gefühlswirrungen und hatte keine Ahnung, dass sie sich in diesem Moment noch einmal für ihn entschieden hatte.
 

„Mister?“ Der Taxifahrer holte Tsubasa forsch aus seinen Gedanken. Er hatte wohl die Limousine bemerkt und beobachtete seit ein paar Sekunden das Paar darin. „Ähm, ja?“ Er wandte seinen Blick nicht ab. „Zum Flughafen oder zum Bahnhof. Sie müssten sich jetzt entscheiden!“ wollte der Taxifahrer aufgebracht wissen und wedelte mit seinen Händen nach links bzw. rechts. „Zum Flughafen!“ nickte er ihm entgegen. „Ich muss nach Hause!“
 

Es wird noch ein Epilog folgen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2008-02-07T14:46:16+00:00 07.02.2008 15:46
wow extrem geil!
Von: abgemeldet
2006-08-09T00:14:50+00:00 09.08.2006 02:14
Wieso können sie denn nicht zu einander kommen? Das war doch das ideale Happy End für diese Story *brüll*
Aber trotzdem hammer Story.
Ich bin auf den Epilog sehr gespannt..

Greetz
Von: abgemeldet
2006-08-07T19:46:49+00:00 07.08.2006 21:46
Sehr sehr schön! Ich finds echt fesselnd, wie Sanae in den letzten Abschiedsminuten, bzw. wo sie bereits neben Kaito im Auto sitzt, überlegt, nicht doch mit Tsubasa zu gehen.
Ach, das ist so schwer, wenn man nie aufgehört hat jemanden zu lieben und diese Liebe nie hat ausleben können.
Du stellst schön dar, wie Sanae zwischen ihren Gefühlen, ihrer Liebe zu Tsubasa, wie auch zu Kaito hin- und hergerissen ist. Tsubasa ist ihre große Liebe, aber sie liebt auch Kaito, mit dem sie ein Kind hat.
Schwierige Geschichte, aber du hast es geschafft es bis hierhin glaubhaft umzusetzen *applaudiert*
Von: abgemeldet
2006-08-07T13:46:01+00:00 07.08.2006 15:46
Mein Gott, da bekommt man richtiges Herzflattern. Auch wenn wir uns alle ein anderes Ende wünschen würden, ist dir die gesamte FF supertoll gelungen. Hut ab!!
Von:  kurai23
2006-08-07T12:45:24+00:00 07.08.2006 14:45
T.T
Das ist total traurig!
*schnüff*
Ach, ich liebe diese FF einfach und ich hoffe, dass du dich mit dem Epilog beeilst!
Ach, ich kann gar nicht so viel schreiben xD
Supi Kapi! ;)
Von:  Sasuke_Uchiha
2006-08-07T10:24:33+00:00 07.08.2006 12:24
Lass uns mit dem Epilog nich wieder so lange warten ;)
Auch wenn es traurig ist...es ist wenigstens ein gesunder Realismus.
Das Kapitel hat mir sehr gefallen.
WIRKLICH KLASSE.
Aber ich kann es auch nur überstehen, dass die Beiden hier nicht zusammen kommen, da ich weiß (SPOILER), dass sie im manga zusammen kommen.
Von: abgemeldet
2006-08-07T04:55:23+00:00 07.08.2006 06:55
Nein, wie traurig, das kannst du doch nicht machen, sie lieben sich doch..*schrei* Natürlich tut mir die kleien Midoro leid, aber was bringt ihr eine furcgtbar traurige Mutter..Tsubasa soll gefälligst um sie kämpfen, es ist nicht zum aushalten, so depremierend ist das ganze hier, beeil dich bitte mit dem Epilog, vielelicht gibt es ja doch noch Hoffnung? Langsam geb ich die zwar auf, aber man weiß ja nie, so ein Ende wie jetzt, ist einfach ziemlich gemein, seufz. Dies situtaion ist doch für niemanden gerecht, weder für Tsubasa und Sanae, für die kleine Midori oder für Kaito und Aoi.....
Warte sehnsüchtigs also auf den Epilog
Lg^^


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