Zum Inhalt der Seite

Kurzgeschichten feat. MiKu

Archiv für Ficlets/Drabbles/Shortstorys
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Inspiration / Belohnung (für Blasted)

Inspiration
 

Es gab Momente für Bela B. Felsenheimer, in denen er ein einziges Gefühl hatte, nichts anderes mehr spürte und nur dieses eine voll auskosten konnte. Auch wenn es allgemein eigentlich meist mit anderen Empfindungen verbunden war. Bei der Premiere eines Films war es Stolz. Während eines Auftrittes einer seiner Lieblingsbands eine gewisse Ehrfurcht. Wenn er geholfen hatte spürte er diese heimliche Bestätigung, gebraucht zu werden, nützlich zu sein. Bei seinen eigenen Konzerten nahm er es sich heraus, bei einem Blick in die ihrerseits ehrfürchtigen Gesichter, ein wenig Erhabenheit zu genießen. Das höchste dieser Gefühle aber war für ihn absolute Freiheit.

Ein Gefühl, dass er nur in wenigen Momenten bisher erlebt hatte, weil er sich selbst doch gar zu sehr fesselte. Um wirklich frei zu sein, brauchte er einen Freigeist, der ihm immer wieder zeigte, wie einfach es war, sich zu lösen. Bislang kannte er nur einen einzigen, der das konnte.

Aus diesem Grund genoss er es, frei zu sein, als er hinter dem großen Blonden auf seinem Motorrad saß, dicht an den breiten Rücken geschmiegt, die Arme umsichtig aber sicher um die schlanke Talje gelegt und zusah, wie die düster angehauchte, dämmrige Regenlandschaft links und rechts an der Landstraße vorbei zog. Er spürte, wie das Pfützenwasser an den Reifen der Maschine hoch spritzte und der Wind die beiden aus immer anderen Richtungen umgab. Unweigerlich erklangen in seinen Ohren die Riffs seiner Lieblingsband, denn er fühlte sich in diesem Augenblick so getragen, so schwebend wie Mike Ness es erlebt haben musste, um „Angel´s Wings“ zu schreiben. Mit eben dieser verzerrten Gitarrenmelodie im Kopf beobachtete er den schmalen Nacken des Blonden und lächelte.

Er wusste nicht, wo sie sich gerade befanden, kannte auch Farins Ziel nicht und war doch verwirrt, als jener das Tempo zügelte und in einen durchweichten, schlammigen Feldweg einbog. Bela sah zurück auf die sichere Straße, dann über die rechte Schulter des Jüngeren nach vorn. Mit einer schnellen Handbewegung schob der das Visier seines Helms hoch und rief ihm gegen den Wind zu:

„Lass dich überraschen, du wolltest doch Inspiration!“

Das Plexiglas klappte wieder nach unten. Bela blickte, nachdenklich werdend, auf den Hinterkopf vor sich, schmunzelte erneut, lehnte seine Wange an Farins rechte Schulter und vertraute ihm ein weiteres Mal blind. Was hätte er auch anderes tun sollen. Momentan war er machtlos.
 

Erst als die Maschine urplötzlich stoppte, das Regenwasser an seine Jeans heran spritze, meldete er sich wieder zu Wort: „Ich versteh nicht, was du hier willst, wat ist hier denn so inspirierend?“

Während er dies sagte ging der Motor aus und beide stiegen von Farins KTM. Der Blonde öffnete in aller Ruhe seinen Helm, zog ihn behutsam von seinem Haupt und steckte ihn an den Lenker.

„Lass dich halt überraschen.“, wiederholte er, „Du bist doch sonst nicht so, Dirk.“

Der Angesprochene verdrehte hinter seinem Visier die Augen.

„Na gut... Denn mach ma.“ – „Gut. Komm...“

Schon hatten die großen Hände den kleineren Drummer gepackt und zogen ihn durch hochgewachsenes feuchtes Gras und Gesträuch, einen kleinen Hügel hinauf.

„Weißt du, du solltest mal anfangen und aus den kleinen Dingen schöpfen...“

An der Spitze angekommen, hielten beide inne.

„Woah...“ Ungläubig schob Bela sein Visier nach oben, den Helm trug er noch immer. Vor ihnen tat sich, mitten in der grünbraun verwaschenen Landschaft ein kleiner See von Sonnenblumen auf, deren helles Blütengelb wie ein Lichtkegel in einer dunklen Umgebung wirkte.

„Wie geil...“ Dem Kleineren hatte es beinahe die Sprache verschlagen, noch immer mit Farin an der Hand ging er die letzten Schritte auf das Feld zu, dessen Anblick ihn so sehr bannte. Als die Erde unter ihren Stiefeln aber wieder flach und eben wurde, da drehte der Gitarrist den anderen mit einem sachten Hinweis durch seine Hand zu sich um, die grauen Augen leuchteten ähnlich, wie die vom Regen schimmernden Blütenblätter.

„Und was krieg ich jetzt als Entschädigung?“, Bela sah ihn verwirrt an, Farin grinste, „für dein Gezicke und dafür, dass ich dir deine Inspiration verschafft habe?“ Der Drummer erwiderte sein Grinsen sachte und gab recht schnell klein bei:

„Ist ja gut. Was willst du von mir? Hast einen Wunsch frei.“

Doch die Miene seines Freundes wurde wieder ernst.

„Versprichst du mir, dass ich alles bekommen kann?“

Bela nahm die Situation nicht recht für voll, lachte: „Ja, verdammt. Was du willst.“

Die Mundwinkel des anderen krümmten sich ein wenig nach oben und Farins schlanke Hände begannen, den Verschluss von Belas Helm zu öffnen, sie umgriffen ihn und legten mit einer vorsichtigen, eleganten Bewegung seinen Kopf frei. Fragenden und ein wenig neugierigen Blickes beobachtete sein bester Freund, wie Farin sich die Handschuhe auszog und auch Bela der seinen entledigte. Er spürte die langen Finger an seinem Hals, seinem Hinterkopf, dem Nacken und an den Wangen. Farin war ihm unbemerkt immer näher gekommen und plötzlich küsste er ihn. Sehr einfach und beinahe zärtlich schmiegten die Lippen, welche er so lange kannte, sich eng an die eigenen, versiegelten seinen Mund, obwohl Bela in diesem Augenblick ohne hin der Atem versagte. Er starrte auf die halb geschlossenen Lider vor sich. Langsam, ganz langsam wurde sein Sichtfeld kleiner und dann schwarz. Er küsste ihn. Farin Urlaub. Jan Vetter...

Er lies die Situation, schlichtweg, weil er sie nicht fassen konnte, tatenlos über sich ergehen. Doch als die Finger von seinen Wangen weg, seinen Hals hinunter fuhren und begannen, an seiner Jacke herum zu nesteln, sie öffneten und zärtlich, gerade zu hingebungsvoll, sein T-Shirt glatt strichen, da kam er wieder zur Besinnung. Ruckartig stieß er den Blonden von sich. Wieder oder immer noch völlig geschockten Blickes, schwer atmend stand er da. Sein Mund glänzte von Jans Speichel, seine Wangen waren von einem sachten Rotschimmer überzogen.

„W...Was sollte das bitte?!“

Farin sah ihn wie verwundert an, die Augenbraue hoch gezogen, eine Hand lehnte in seiner Hüfte, die andere lag locker am eigenen Oberschenkel. Bela schluckte leise, lief etwas dunkler an und sah hastig wieder in die grauen Augen, deren Blick er ohnehin die ganze Zeit auf sich spürte.

„Was sollte... was?“

Der Drummer war nun wirklich sprachlos, hinter ihm strahlte das Feld von Sonnenblumen. Kurz schmunzelnd über das bizarre und gleichermaßen wunderschöne Bild, legte sein Gegenüber den Kopf schief:

„Ich hab dich geküsst. Schätze, du weißt jetzt, was ich gern zur Entschädigung möchte?“

Der Blick des Kleineren wurde immer ungläubiger, je näher Farin heran trat. Allerdings fand er zumindest Ansatzweise zu seiner Sprache zurück:

„I... Ich? Aber du... du weißt, dass das nicht geht. Willst du... willst du denn alles kaputt machen? Gerade jetzt, wo ich so glücklich war???“

Farins Miene hatte sich nun doch geändert, er stand wieder nahe vor ihm, der Blick fast ein wenig abwesend. Er hob eine Hand, führte seine Fingerspitze erneut über Belas Brust, doch der ergriff, ungewollt sehr grob, sein Handgelenk.

„Jetzt sag schon...“

Doch er verstummte, als er ihm in die Augen sah und eben seine von Hilflosigkeit glänzten. Und das verwirrte Bela nur noch mehr. Das kannte er nicht von seinem Jan.

„Bitte Dirk. Nur heute abend, ich will dich nur die eine Nacht haben, noch einmal für mich allein.“

Der Angesprochene schlug die Augen nieder, konnte es noch immer nicht verstehen und griff, fast als hätte sich die Hilflosigkeit aus Jans Augen auf ihn übertragen, an die Brust des anderen, als der bittend die Arme um ihn schlang. Bela gab nach. Farin Urlaub lächelte, beinahe ein wenig selbstzufrieden über seine Schulter, hauchte noch ein leises: „Danke.“

Der Kleinere nickte nur, widerstand der Anziehungskraft des starken Körpers nicht. Eine Weile verharrten sie, dann löste sich Farins griff um den verwirrten Bela, er lächelte ihn so sanft an, wie er es ihm gegenüber noch nie getan hatte.

„Komm. Komm mit...“ Der Blonde stapfte in seinen Motorradstiefeln wieder zu seiner Maschine, steckte Belas Helm ebenfalls auf den Lenker und machte mit einer Decke aus einem der Fächer unter dem Arm kehrt. Der Drummer sah ihm zu und lies sich brav einen getrampelten Pfad quer durch das kleine Sonnenblumenfeld führen. Ihn umgab dieser ganz eigene Duft, den er eigentlich nur aus Farins Wohnung und von diesem selbst kannte.

Der entfaltete die Decke an einer freigehaltenen Stelle zwischen den hohen Pflanzen und breitete sie sehr vorsichtig aus. Sie war dunkelrot, passte so perfekt in die Kulisse, dass Bela schmunzeln musste:

„Hast das von sehr langer Hand geplant, hm?“

In Wahrheit war er unglaublich nervös und hoffte inständig, dass Farin es nicht so sehr mitbekam. Im selben Moment wurde ihm klar, als wie sinnlos sich diese Hoffnung erweisen würde, schließlich waren sie seit über einem halben Leben beste Freunde. Trotzdem war es einige Jahre her, dass sie mit einander geschlafen hatten. Über derartige „Begegnungen“, ob nun flüchtige Küsse, intensivere Zärtlichkeiten oder zusammen verbrachte Nächte, sprachen sie in der Regel nie. Sie alle ergaben sich meist aus Zufällen heraus, obwohl Farin ja nie einen Tropfen Alkohol anrührte. Umso mehr musste er sich nun über seinen sorgfältig vorbereiteten Freund wundern. Jener lies sich nicht stören, strich gerade noch die Decke glatt. Als er sich wieder Bela zuwandte, hatte sich in seinen Augen ein weiteres Mal etwas geändert. Sie strahlten und plötzlich erkannte Bela da etwas wieder, von dem er nicht wusste, ob es gut für die kommende Nacht war. Eine sanfte Hand strich durch seine Haare und der Drummer schluckte: „Jan du... du liebst mich?“

Nun zitterte seine Stimme wirklich, der Jüngere sah kurz ruckartig zu Boden, begann dann zu lächeln und richtete den Kopf wieder auf, erwiderte traurig Belas beinahe befürchtenden Blick. Seine breiten Schultern zuckten zaghaft, eine Geste, die seine Unschuld bewies. Natürlich konnte er dafür nichts und er schien zu wollen, dass sein Freund genau das registrierte.

Der nickte sachte, obwohl ihm gerade schwindlig wurde, denn in seinem Kopf kreisten Bilder, Erinnerungen, Gedanken. Sie wurden zu verwaschenen Farben, Klanggewirr, ein undurchschaubarer Wirbel. Dann hielten Farins Hände schützend sein Gesicht. Eine kühle Stirn lehnte sich an seine eigene, welche im Vergleich unendlich heiß schien.

„Tut mir Leid... aber ich konnte eben nicht anders.“ Seine Stimme war wieder nur dieses sachte Hauchen. Bela nickte wieder, zitternd, unsicher aber er wehrte sich gegen diese kurze Abneigung, die sich irgendwo tief in ihm bemerkbar gemacht hatte. Es war immer noch der selbe Jan. Er kannte ihn und er wusste auch, wie leidenschaftlich er sich verlieben konnte. Allerdings wusste Bela selbst sicher, dass er nicht genau so fühlte. Oder er wusste zumindest, dass seine Liebe an jemand anderem noch zu stark hing, auch wenn die Trennung ein paar Wochen her war. Noch immer hatte er sie nicht ganz begreifen können, die Frau, von der sie ausgegangen war, nicht vergessen können. Und nun glaubte er seinem Freund, wenn er ihn voller Liebe ansah, denn irgendwie war dieser Gedanke ja doch immer da gewesen. Bela hatte oft genug überlegt, ob er sich wirklich und innig in einen Mann und gerade in diesen Mann verlieben könnte.

„Wann... seit wann weißt du...?“

De Dummer war seine eigene Stimme so atemlos ein wenig fremd, Jan lachte.

„Ich hatte so lange Zeit, mich zu verlieben... und jetzt wird ich´s nicht los, verstehst du?“

Bela verstand. Und er war sich sicher, dass er keine Angst haben musste, als die schmalen Hände unter sein Shirt glitten und seinen Oberkörper entblößten. Zwischen den hochgewachsenen Pflanzen waren sie windgeschützt und er fror sicherlich nicht. Er erzitterte nicht einmal, als Jan mit seinen Küssen fortfuhr. Sie schmeichelten viel zu angenehm um seine Halsmuskeln und das linke Schlüsselbein herum. So bemerkte er, von den Zärtlichkeiten des Blonden ins Himmelreich erhoben oder mindestens so weit vernebelt, wie er sich dem anderen immer mehr hingab, langsam aber sicher den Halt und die Kontrolle verlor. Er stieg folgsam aus den Jeans heraus, die Farin ihm ausgezogen hatte und widerstrebte auch in keiner Weise, als dessen starke, lange Arme ihn auf der weichen Decke nieder setzten. Bela lehnte sich mit den Handflächen auf den sicheren Untergrund, drapierte sich sogar ein wenig vor Farin.

Doch jener blieb stehen, erwiderte den fragenden Blick nur mit einem überlegenen Schmunzeln. Wenige Sekunden später saß der Drummer rührungslos und sah zu, wie sein bester Freund sich vor ihm auszog und die Tatsache, dass er längst wusste, dass ihn ein perfekter nackter Körper erwartete, lies ihn sachte erröten. Er schluckte hart. Plötzlich fühlte er sich in der Zeit ein wenig zurück versetzt, erinnerte sich an so einige Stunden, die er schon mit Farin Urlaub verbracht hatte, in denen sie sich längst alle Blöße gegeben hatten und in ihm stieg ein Kribbeln auf, welches er nur aus genau diesen Nächten kannte. Dieses Verlangen, was er nur nach ihm haben konnte, und von dem er sich fragte, ob er der einzige Empfindende war, oder ob es vielleicht jedem und jeder, die Jan nahe genug kannten, fühlte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Slythericious
2008-12-22T23:59:36+00:00 23.12.2008 00:59
*räusper*
...
...
...
*sabber*
...
...
...
*auch einen fu haben will*
...
...
...
oder wenigstens eine verfilmung... *seufz*

Von:  Alex_Fischer
2007-09-07T18:24:48+00:00 07.09.2007 20:24
*_*
uiiiiiiii
*strahl*
das is voll super geschrieben!
*schwärm*
die stimmung, und Farin *_*
uiiiiiiiiiii
einfach geil *_*
Von:  BlastedKing
2007-09-07T17:57:37+00:00 07.09.2007 19:57
OHHH mein GOTT!! +.+
ohhhhh MEIN GOTT!!!!! *Sonnengott-Fu*
DU bist genial!
Ich lieb DICH!
Ahhh ich glaub nicht, es ist für MICH!!!!! *ahhh* und es ist GENIAL!
*♥* Es sind SONNENBLUMEN *♥* und so schön geschrieben *♥* und Farin *♥* und übrehaupt und sowieso! *♥*

Ich werde ein Bild malen! Ich fühle mich so inspirirt! *schwärmend wegfließ*
ES IST GENIAL KLASSE UND ICH LIBE ES ~~~ ♥
*hach*
...
*hach*

Von:  Kokuren2
2007-09-07T12:28:21+00:00 07.09.2007 14:28
*_____* ich habe nicht ein Wort auszusetzen!! es ist einfach nur perfekt und wudnerschön!! ich liebe es!!!*________* danke für diese wunderschöne ff!!!!
Von:  zitroneneis84
2007-09-07T05:36:38+00:00 07.09.2007 07:36
Wow! Total schön geschrieben und beschrieben. Hach, echt toll.
Ein Meer aus Sonnenblumen *schwärm*.
Gefällt mir total gut. Konnte mich richtig in die Geschichte einfühlen.
Und der letzte Satz ist toll. :)
Ganz dickes Lob, einfach superschön.


Zurück