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Tears in my eyes

von

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Prolog

Autor: CatherineMiller

Titel: Tears in my eyes

Fandom: Gundam Wing

Kapitel: Prolog

Teil: 0/?

Pairings: HeeroxDuo; TrowaxQuatre; TreizexZechsxWufei

Warnungen: noch keine

Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart, cap und corrychan, die sich fleißig

durch meine tausend Tippfehler mühen!

Sonstiges: Besonderer Dank geht (mal wieder XD) an Corrychan, die mir fast alle Bilder der Steckiübersicht rausgesucht udn geschickt hat *verbeug* Und der aufgefallen ist, dass wufei im Anime die gleiche Stimme wie Farfarello aus WK hat XDDD *noch erwähnen muss*

Noch auffällig: Zechs hat die Stimme von Ran Fujimiya (WK) *____* *sabber*
 

Kommentare: gibt's (noch) keine ^^" Wie auch *grinsel* Aber doch hoffentlich bald? *lieb anschau*
 

Er streckte die langen Beine gemütlich vor sich aus. Diese Minuten liebte er jeden Morgen immer wieder. Frühstückspause und ein paar Moment des Friedens, bevor die Visite losging. Er stand jeden Tag extra eine Viertelstunde früher auf, damit er hier seinen Kaffee trinken und die Berichte der Nachtschicht durchsehen konnte. Heute waren es mehr, es war Montag morgen, er hatte gerade zwei Tage frei gehabt und musste jetzt die Blätter überfliegen, die die Wochenendbelegschaft angefertigt hatte.
 

Seine Stirn runzelte sich etwas. Bei Gelegenheit würde er wohl ein ernstes Wort mit Schwester Harry führen müssen. Die Frau hatte eine unglaublich Sauklaue, so dass es selbst ihm schwer fiel, das Geschriebene zu entziffern und das wollte ja was heißen! Er hatte jahrelang mit den wilden Zeichen-Buchstabenkombinationen seines Mentors leben müssen, der sich nie für eine Schriftart hatte entscheiden können.

Die Frage war nur, ob er das Gespräch mit der etwas... hm... starken Krankenschwester heil und mit allen Körperteilen überstehen würde. Harry Stoker hatte nicht umsonst einen Männernamen, wahrscheinlich hatten ihre Eltern bei ihrer Geburt schon böses geahnt, oder sie hatte sich den Namen irgendwann selbst gegeben. Er wusste nicht recht, welche Variante ihm besser gefiel. Wahrscheinlich war es am besten, wenn er eine Schachtel Pralinen besorgte und seinen Charme ein wenig spielen ließ. Laut Oberschwester Allison besaß er ja mehr als genug davon.
 

Er grinste leicht und schüttelte den Kopf. Es war ja kein Geheimnis, dass die Hälfte der Belegschaft in ihn verknallt war, aber zumindest die Weiblichen standen leider völlig auf verlorenem Posten und die Männlichen... nun ja, er ging selten feste Beziehungen ein, sie hielten ohnehin niemals lange bei ihm.
 

Sein Grinsen verschwand so schnell, wie es gekommen war. Eigentlich konnte er sich doch kein bisschen beschweren, er war der jüngste Chefarzt der Kolonien, wahrscheinlich sogar der Jüngste aller Zeiten. Hey, wer konnte schon von sich sagen, dass er mit achtundzwanzig bereits überhaupt ein abgeschlossenes Medizinstudium hatte, geschweige denn einen solchen Job wie er? Eben nicht gerade viele.
 

Vor ein paar Monaten hatte er die Stelle hier angeboten bekommen und sie dankend angenommen. Er war froh gewesen, aus dem hektischen Großstadtkrankenhaus auf L1 herauszukommen und wieder auf seinem Heimatplaneten zu sein, auch wenn die Arbeit hier im Grunde nicht weniger anstrengend war. Eine psychiatrische Anstalt war eben doch etwas ganz anderes, als eine gewöhnliche Klinik. Aber er mochte es, er kam mit der Belegschaft und seinen Assistenzärzten gut aus, die meisten Patienten waren sehr pflegeleicht, wenn man wusste, wie man mit ihnen umzugehen hatte und auch die landschaftliche Umgebung war nach seinem Geschmack mit vielen Wäldern und kleinen Seen. Ein kleines Stück Paradies vielleicht.
 

Duo lächelte wieder, diesmal aber wehmütig. Schwester Helen hätte es sicher gefallen, doch die war jetzt seit über fünfzehn Jahren tot. Sie wäre sicher stolz auf das gewesen, was er erreicht hatte.
 

Nach dem Krieg hatte er seinen Schulabschluss innerhalb eines halben Jahres nachgeholt. Er war ganz andere, geistige Anforderungen gewöhnt, das war also kein Problem gewesen. Die Universitäten hatten ihn mit Kusshand genommen, die Krankenhäuser sich nach seiner Promotion um ihn gerissen und nun war er leitender Mediziner in einer großen, psychiatrischen Anstalt, nur der leitende Psychologe kam ihm an Macht gleich, wenn auch nicht an Ansehen, den Kerl konnte keiner hier leiden, sogar die Patienten hassten ihn teilweise regelrecht. Unsympathischer Mistkerl.
 

Also karrieremäßig konnte und wollte er da sicher nichts mehr draufsetzen. Er hatte einen Beruf, der ihn erfüllte und ihm Spaß machte, ein mehr als gutes Einkommen, er war mehr als einmal in die Geschichte der Welt eingegangen, zuerst als Gundampilot, dann später wegen seiner außerordentlichen Leistungen, was konnte er sich also mehr wünschen?
 

Seufzend legte er das Blatt weg, dass er immer noch in der Hand hielt, trank einen schluck Kaffee und warf einen Blick auf die Uhr.

Er wusste mehr als gut, was ihm fehlte. Ein Mensch, mit dem er all das Glück, dass er gehabt hatte, teilen konnte. Sicher, er hatte in den letzten dreizehn Jahren mehr als nur eine Beziehung gehabt, doch keine hatte länger als ein halbes Jahr gehalten, dann waren sie aus irgendwelchen nichtigen Gründen in die Brüche gegangen. Eine Schande eigentlich. Er hatte nie besonders viele Probleme gehabt, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, er flirtete für sein Leben gern, aber da fehlte immer irgendwas... immer passte ihm irgendwas nicht. Vielleicht war er auch einfach nur zu wählerisch?
 

Er sollte dringend mal wieder mit Quatre telefonieren, der würde ihm den Kopf schon wieder zurechtrücken. Aber der kleine, blonde Araber hatte in letzter Zeit genauso viel um die Ohren gehabt wie er. Der Andere hatte längst das Imperium seines Vaters übernommen und war gerade dabei, es mal wieder um irgendeine kleine Firma zu erweitern, doch wenn man den Zeitungsberichten glauben durfte, gab es irgendwelche Schwierigkeiten bei den Verhandlungen. Seltsam eigentlich, denn er kannte niemanden, der Quatres Engelslächeln auf Dauer widerstehen konnte. Meistens merkte man erst viel zu spät, welch stahlharter Kern, aber auch welch weiches, liebevolles Herz hinter dem unschuldig-naiven Lächeln steckte. Sein bester Freund wusste genau, was er tat und wann er es tat, eine Fähigkeit, auf die er wirklich stolz sein konnte.
 

Es war auch Quatre gewesen, der sie alle zusammengehalten hatte, als ihre Gemeinschaft nach dem Ende der Kämpfe auseinander zu brechen drohte. Fast alle.

Hastig verdrängte er die aufkommenden Gedanken. Sie taten zu sehr weh. Trowa ging es wohl gut, er arbeitete immer noch beim Zirkus, war inzwischen Direktor. Wufei hatte auf L5 sein eigenes Dojo eröffnet. Sogar mit Treize Khushrenada, den sie damals wieder zusammengeflickt hatten und mit Zechs Marquise alias Milliardo Peacecraft hatten sie immer noch Kontakt, sie hatten zusammen Weihnachten gefeiert, was aber auch schon wieder fast ein halbes Jahr her war. Die Zeit verging unglaublich schnell.

Nur einer fehlte. Einer hatte immer gefehlt, die ganzen letzten dreizehn Jahre.
 

Duos Lider schlossen sich, schnell goss er den Kaffee ganz hinunter und stand auf. Selbst heute schmerzte der Gedanke noch. Heero war vor dreizehn Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen spurlos verschwunden. Einfach so. Seine Habseeligkeiten waren weg gewesen, einfach alles, sein Bett war sauber gemacht gewesen, so als hätte es ihn niemals in ihrem Leben gegeben.

Die meiste Zeit verdrängte er es einfach, darin war er ja schon im Krieg gut gewesen. Er war eigentlich nicht der Typ, der jahrelang um irgendetwas traute. Aber Heero hatte etwas in ihm berührt, was niemand jemals zuvor geschafft hatte, etwas, dass bis heute nicht wieder geweckt worden war, nicht einmal von Quatre, den er wie einen Bruder liebte.

Er konnte es sich nicht erklären, er hatte nie verstanden, warum der andere Pilot sie - IHN - einfach so ohne ein Wort des Abschieds verlassen hatte, er wusste auch nicht, warum er Heero nicht vergessen konnte, nicht mal ein kleines bisschen. Vielleicht sollte er sich ja in Therapie begeben. Verdammt dreizehn Jahre waren eine verflucht lange Zeit, WIRKLICH lang und noch immer konnte er auf den Tag genau bestimmen, wie lange es her war.
 

Sie hatte weiß Gott alles versucht, um ihren Kollegen zu finden, hatten sogar die Regierung um Hilfe gebeten, sie bekommen, alles ohne Erfolg. Heero war und blieb verschwunden. Wahrscheinlich wollte er nicht gefunden werden, er hatte sie alle nie gemocht, sie waren ihm immer ein Klotz am Bein gewesen, ganz besonders er selbst, so weh der Gedanke auch tat. Er war eben nur der langhaarige, nervige Baka.
 

Schnell rieb er sich über die Augen und atmete ein paar Mal tief durch, drängte alles zurück, was mit seiner Vergangenheit zu tun hatte. Es brachte nicht, darüber zu sinnieren, er musste im hier uns jetzt leben, er hatte einen Job, zu dem er, nebenbei bemerkt, schon fünf Minuten zu spät dran war.
 

Er fluchte ziemlich gotteslästerlich, was ihm sicher einen strafenden Blick der Oberschwester eingebracht hätte, die aber zum Glück nicht anwesend war. Also schnappte er sich den Stapel Krankenblätter, die im Ständer der Morgenvisite klemmten und machte sich ans Abarbeiten. Größtenteils waren es nur Routinesachen, hier gab es viele ältere Patienten mit chronischen Leiden, aber genau das brauchte er jetzt. Nirgendwo konnte er so gut abschalten wie bei der Arbeit.
 

Schnell war der Stapel auf ein paar Klemmbretter geschrumpft und er gönnte sich eine weitere Tasse Kaffee, den er sich bei den Schwestern schnorrte. Er war so ziemlich der einzige Arzt, der das durfte, weil er immer höflich war, trotz seiner Position. Für ihn war das eigentlich selbstverständlich, er war zwar schon immer vorlaut gewesen, hatte diese Unsitte bis heute auch noch nicht abgelegt, aber er schätzte die Frauen und die wenigen Pfleger wirklich hoch, die hatten den härtesten Job hier.
 

Er streckte sich etwas, besah sich dann noch die verbleibenden Patienten. Nicht ohne Grund hatte er die bis zum Schluss aufgespart. Nelly Field macht immer Ärger, sie sah in jedem, der durch ihre Tür kam einen Oz-Soldaten. Kriegstrauma, wie so viele andere, die hier waren. Das würde anstrengend werden und alleine würde er ihr die Spritze nicht geben können. Seufzend klingelte er nach Schwester Harry. Die große Frau war immer noch da, wie er gesehen hatte, der Geier wusste warum, eigentlich sollte sie schon seit zwei Stunden zu Hause sein. Aber er würde den Teufel tun und dem Weib IRGENDWO reinreden, er hing an seinem Leben.
 

Kurz darauf waren auch schon stampfende Schritte vor der Tür zu hören und der streng zurückgebundene Schopf der Krankenschwester erschien im Rahmen. Irgendwie erinnerte die Frau ihn manchmal an Wufei. Er grinste leicht bei dem Gedanken. Eines hatten die Beiden auf jeden Fall gemeinsam: er würde nicht mehr lange leben, wenn er in ihrer Gegenwart das Falsche sagte.
 

Er deutete eine leichte Verbeugung an. "Guten Morgen Schwester Harry, ein wunderbarer Morgen nicht war? Und unglücklicherweise benötige ich ausgerechnet jetzt ihre unschätzbar wertvolle Hilfe...", flötete er auch schon mit seinem schönsten Lächeln drauf los. Nur irgendwie war er heute nicht so gut wie sonst oder Harry einfach nur dermaßen übermüdet, dass sie jedem ins Gesicht sprang, der es überhaupt wagte, sie anzusprechen.
 

"Blödsinn Maxwell, der verdammte Morgen ist wie jeder andere auch, also hören Sie auf, mir Honig um den Bart zu schmieren und kommen Sie auf den Punkt! Was wollen Sie denn schon wieder, Junge?" Er hatte sich an ihre respektlose Art schon gewöhnt, im Prinzip störte es ihn nicht, er wusste, dass unter der rauen Schale ein warmes, mitfühlendes Herz schlug, auch wenn sie es nie zeigte. Man merkte es in ihrem Umgang mit den Patienten. Sie war immer konsequent, manchmal laut, aber niemals grob und das rechnete er ihr hoch an.
 

Sein Lächeln behielt er bei, nur, um sie ein wenig zu ärgern. "Ich muss zu Nelly, die braucht noch einen Check und eine letzte Spritze, damit dürfte ihre Infektion dann überstanden sein..."

Harry schnaufte hörbar. "Na wundervoll... also schön, kommen Sie schon, bringen wir's hinter uns..."
 

Zu zweit machten Sie sich auf den Weg zum Zimmer der Patientin. Eigentlich legten sie diesen sonst immer schweigend zurück, doch diesmal wandte sich die Schwester an den jungen Arzt. "Maxwell, Sie haben schon gesehen, dass wir einen Neuen haben?", fragte sie nach ein paar Momenten der Stille. Nein, eigentlich eher eine Feststellung, fand Duo. Er nickte leicht.

"Passen Sie bei dem auf..."
 

Der Langhaarige hob fragend eine hellbraune Augenbraue. Was sollte denn das heißen? Mal abgesehen, dass Harry sonst nur das Nötigste mit ihm sprach, ihn nicht leiden zu können schien, so was hatte sie noch niemals über einen Patienten geäußert.

"Wie meinen Sie das?", fragte er deswegen vorsichtig nach. Er wollte nicht gleich schon wieder eins auf den Deckel bekommen.
 

Die große, stämmige Frau zuckte kurz die Schultern. "Ich weiß nicht... Morgenstern hat ihn als ungefährlich abgestempelt, aber der ist eh ein Idiot... dieser Archer hat etwas... da ist etwas in seinen Augen, das ich noch nie in meinem Leben gesehen habe und ich arbeite jetzt seit fünfundzwanzig Jahren hier, ich hab den Krieg und seine Opfer miterlebt aber so was ist mir noch nie untergekommen..."

Duo hörte aufmerksam zu. Wenn Harry das so sagte, war mit Sicherheit etwas dran. Und die hatte Recht, Morgenstern, der leitende Psychologe WAR ein Idiot. Archer.... Sam Archer..... er blätterte rasch das Krankenblatt des neuen Patienten durch. Alter unbekannt, wurde auf ungefähr dreißig geschätzt, vielleicht etwas darunter. Herkunft unbekannt, war eines Tages in einer Kleinstadt auf L2 aufgegriffen worden, wo er barfuß in einem Supermarkt steif und fest behauptet hatte, der Filialleiter zu sein und wohl etwas ausfällig geworden war, um es mal höflich auszudrücken. Seitdem kein weiterer Vorfall dieser Art.
 

"Kriegstrauma?", fragte er leise. Die Schwester schüttelte leicht den Kopf.

"Ich weiß nicht... nach dreizehn Jahren? Er ist nie vorher auffällig geworden, keine Vorstrafen, keine Eintragungen in Krankenhäusern, gar nichts... wir können von Glück sagen, dass er eine ID bei sich trug, er hat vollkommen dicht gemacht, wenn ich das mal so salopp sagen darf... völlig abgeschaltet... posttraumatisch auf jeden Fall, aber ob Krieg oder nicht, kann ich ihnen nicht sagen, dann wäre er schon etwas sehr schwer von Begriff, meinen Sie nicht?" Ein freudloses Lächeln zierte ihre schmalen Lippen und Duo stimmte ihr zu.
 

"Was sagt Morgenstern noch?" Der offizielle Bericht stand ja hier, aber er wollte gerne wissen, was so unter der Hand gesagt wurde.

Harry warf ihm einen verächtlichen Seitenblick zu. "Was wohl! Der hat doch keine Ahnung... hat irgendeine Psychose diagnostiziert und ihn unter Psychopharmaka gesetzt... jetzt ist er ruhig, vorher ist er immer in seinem Zimmer rumgetigert wie... ja wie ein gefangenes Tier... jetzt fällt's mir auf, DARAN erinnert mich der Ausdruck in seinen Augen..." Sie schien zufrieden damit und Duo fragte nicht weiter, aber die Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Woran erinnerte ihn das?

//Ein gefangenes Tier....//
 

Er schüttelte schließlich den Kopf und konzentrierte sich auf sein nächstes Problem. Er musste erst mal einer unwilligen Patientin, die ihm am liebsten die Augen auskratzen würde, in den Hals schauen. Furchtbar undankbare Aufgabe aber notwenig. Die Arme konnte ja nichts dafür, wenn er ein ähnliches Schicksal gehabt hätte, wäre es ihm wahrscheinlich nicht besser gegangen.
 

Seufzend zog er seine Berechtigungskarte durch den Schlitz und die Tür zum Zimmer der Kranken öffnete sich mit einem leisen Summen. Vorsichtig zog er sie etwas auf, spähte hinein und nur seinen immer noch hervorragenden Reflexen war es zu verdanken, dass er sich kein blaues Auge einhandelte. Er duckte sich und wich dem heran fliegenden Buch geschickt aus. Himmel, die Frau wurde auch immer wachsamer und geschickter, diesmal hätte sie ihn beinahe erwischt.
 

Er gab den Weg für Harry frei. Der Schwester stampfte in den Raum und mit wenigen Handgriffen war die kleine, zierliche Nelly fixiert, so dass Duo an sie heran konnte. Allein hätte er das niemals geschafft, dafür würde er schon mindestens sechs Arme brauchen, denn schon so konnten sie die hysterisch kreischende Patientin kaum bändigen, die sich wie wild auf der Liege herumwarf.
 

Arzt und Schwester waren beide schweißgebadet, als die das Zimmer wieder verließen und den Schließmechanismus betätigten. Keuchend ließ sich Duo gegen die Wand sinken und verschnaufte erst mal.

"Gott wo nimmt die Frau nur ihre Energie her? Powerfutter?"
 

Harry grinste leicht, wurde dann aber wieder ernst. "Nein, die Panik gibt ihr jedes Mal wieder Kraft, Adrenalin ist ein ausgezeichnetes Aufputschmittel... sagen sie mal, wer von uns beiden hat hier eigentlich studiert, DR. Maxwell?!", schnaubte sie dann, als ihr aufging, in welchem Ton sie mit dem Jüngeren sprach.
 

Duo lachte leise. "Nichts für ungut, Schwester Harry... einen schönen Tag wünsche ich noch..." Damit kritzelte er etwas auf das Krankenblatt, unterschrieb es dann und hängte es an seinen Platz neben der Tür der Patientin.
 

Ok, noch zwei, dann konnte er sich diesem ominösen Sam Archer widmen. Er war ehrlich gespannt, was ihn erwartete, mit einem derartigen Fall hatte er noch nie etwas zu tun gehabt, er hatte nur darüber gelesen. Voller Tatendrang machte er sich wieder an die Arbeit.
 

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Er stand vor der Tür, hatte die Hand schon erhoben, wollte anklopfen, als sich sein Instinkt meldete. Was war das? Dieses Gefühl hatte er seit Jahren nicht mehr gehabt, dieses Gefühl von.... Gefahr? Es war so lange her, dass er es fast nicht mehr erkannt hätte. Rasch sah er sich auf dem Gang um, doch bis auf das übliche Pflegepersonal war nichts zu sehen. Die ganz normalen Geräusche erfüllten die Luft die wie immer leicht nach Desinfektionsmittel roch und eine leichte Note von schwerem Lilienparfum zeigte an, dass Dr. Leeves vor nicht allzu langer Zeit hier gewesen war.
 

Alles wie immer. Warum hatte er also das dringende Gefühl, nein eigentlich mehr die Ahnung, dass gleich etwas Furchtbares passieren würde? Dreizehn Jahre... vor dreizehn Jahren hatte er es zum letzten Mal empfunden, kurz bevor er entdeckt hatte, dass Heero weg war. Es hatte ihn immer gewarnt, ihn auf etwas vorbereitet. Bevor die Maxwell-Kirche abgebrannt war, vor jedem verdammten Oz-Angriff, aber warum jetzt? Es gab keinen Krieg mehr, keine Angriffe, schon gar nicht auf Krankenhäuser oder Sanatorien.
 

Er schluckte leer und riss sich stark zusammen, sorgte dafür, dass sein schnell klopfendes Herz wieder auf Normalfrequenz runterschaltete. Er war heute einfach ein wenig überreizt, dass war alles, er hätte am Wochenende mehr schlafen und weniger ausgehen sollen.
 

Wieder ruhiger hob er die Hand erneut, klopfte leicht gegen das helle Holz. Höflicherweise wartete er einen Moment, doch wie erwartet kam keine Antwort. Also öffnete er die Tür, ein freundliches, wenn auch unverbindliches Lächeln im Gesicht.

"Guten Morgen Mr. Archer, wie geht es Ihnen? Mein Name ist Maxwell, ich bin..." Die Worte blieben ihm im Hals stecken, jede Bewegung, selbst die Zeit schien wie eingefroren. Auf einmal war sein Mund staubtrocken, ein eisiger Schauer rann ihm den Rücken hinunter und sein Herz setzte einen Moment aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Er schluckte gequält, presste die Lider für einen Moment aufeinander, öffnete sie ruckartig wieder, doch das Bild, das sich ihm bot, blieb dasselbe. Für einen Moment glaubte er, zu halluzinieren, doch dass hier war die Wirklichkeit, alles war echt, kein Traum.
 

Und wenn es einer war, dann ein Alptraum, einer, der ihn seit Jahren heimsuchte. Er wollte es nicht, er wollte beides nicht.

Kurz war er versucht, die Tür einfach wieder zu schließen, jemanden zu rufen, der ihm sagte, dass alles in Ordnung war, doch das war es nicht. Nichts war in Ordnung. Seine kleine, heile Welt die er sich in dreizehn Jahren aufgebaut hatte, schien mit einem Schlag zu zerbersten und niemand außer ihm hörte es.
 

"Oh Gott...."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-05-18T11:33:57+00:00 18.05.2006 13:33
Ich bin total begeistert von deiner Fanfic. Ich find sie echt super, es ist aber total gemein, dieser blöde Aufhänger im dritten Kapietel. Schreib bitte schnell weiter, ich kann es wirklich kaum erwarten zu erfahren wie´s weiter geht.
Von:  Reishi
2005-11-10T19:59:07+00:00 10.11.2005 20:59
Oh mein gott sage ich da nur...
*schmacht*
wow... worum hast du mir vorher noch nie von der story erzählt? das ist ja wohl ein mehr als nur gelungener Prolog (kapitel, wie auch immer) wow ich bin begeistert süße...
*grinst*
und würde jetzt vor neugier sterben, wenn ich nicht ahnen (wissen) würde wer der neue Patient ist...!


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