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Son of Ra

YamixBakura
von

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Der schmale Grat

So, es geht weiter!^^ Diesmal macht Yami eine interessante Entdeckung - und Baku hat auch so seine Probleme mit seinen Gefühlen...viel Spaß!
 

Kapitel 12: Der schmale Grat
 

Yami schwamm in einem Meer aus Schmerzen und erst nach und nach ebbte die schreckliche Pein ab, die in seinem Körper brannte. Er blinzelte schwach, als er plötzlich spürte, wie etwas Weiches sich auf seinen Mund legte. Was war das? Lippen!? Er riss die Augen auf und erkannte Bakura, der sich über ihn geneigt hatte und ihn küsste. In seinem Kopf drehte sich alles. Das musste ein Traum sein, oder wenigstens Einbildung! Nie würde der andere....ihm schwindelte. Die Sinnlichkeit dieser verfluchten Lippen berauschte ihn, obgleich er sich dagegen aufbäumte. Was sollte er tun? Sich bemerkbar machen? Schweigen?

»Ich habe den Eindruck, dass mein Verstand vollkommen vernebelt ist....! In Ras Namen, das darf nicht sein! Ich muss....der Versuchung widerstehen....sei verdammt, Grabräuber....! Warum tust du das, mein begehrenswerter, stolzer Feind? Warum bist du....zärtlich?«

Er hätte keine Antwort erhalten, denn Bakura wusste es selbst nicht. Sein Verstand hatte sich in dem Moment abgeschaltet, in dem sein Mund den des Pharaos berührte, und seither hatte er das Gefühl, von einer Flut wirrer Emotionen hinweggespült zu werden. Irgendetwas in ihm hätte schreien, hätte protestieren müssen, aber der Geschmack dieser Lippen, so weich und warm, ließ ihn alles vergessen - bis er plötzlich merkte, wie sich der Körper unter ihm belebte. Er wich zurück und starrte direkt in die glühenden Augen seines jahrtausendelangen Widersachers. Yami sagte nichts, aber wenn er je in einem Gesicht namenloses Entsetzen gesehen hatte, so war es in dieser Sekunde.

„Du....warst wach?!", würgte der Dieb hervor und seine Stimme wurde schneidend. Er wischte sich mit dem Arm über den Mund, spuckte aus und packte den Bunthaarigen zornig am Kragen seines Hemds. „Du warst wach und hast dich nicht gerührt!? Warum, Pharao?! Ist das hier für dich ein Spielchen, oder was?! Wolltest du mich demütigen!?!"

„Hör auf mit den Albernheiten", gab der ehemalige Herrscher schroff zurück und riss sich los. „Schließlich war ich wirklich ohnmächtig und ich kann ja nicht ahnen, dass du mich im bewusstlosen Zustand abküsst. Wie hätte ich damit rechnen können?"

„Du verdammter, ekelhafter, hochmütiger...."

„Und außerdem....fand ich es sehr schön."

„....dämlicher, großkotziger....schön? Du hast es....schön gefunden?" Der Weißhaarige war von dieser Antwort weit mehr als nur überrascht. Er glotzte seinen Gegenüber eine ganze Weile sprachlos an und bei seiner üblichen Schlagfertigkeit war das in der Tat etwas, worauf der Meisterduellant sich etwas einbilden durfte.
 

„Jetzt hast du endgültig den letzten Rest deines ohnehin schon winzigen Hirns verloren, oder? ICH war es, der dich....äh, also...."

„Genau, du warst es, der mich freiwillig geküsst hat! Du, mein großer Erzrivale! Wer ist hier demnach derjenige mit dem verlorenen Hirn, hm?" Er zeigte dabei das mieseste Lächeln, über das er verfügte und warf herausfordernd den Kopf zurück. Der Grabräuber ballte die Fäuste und trat einen Schritt auf Yami zu, der ihn frech angrinste.

„Ich frage mich ernsthaft, weshalb ich dein wertloses Leben gerettet habe!", spie er zwischen den Zähnen hervor, drehte sich um und schritt erhobenen Hauptes von dannen. Der Pharao war viel zu verblüfft, um ihm zu folgen. Er blickte sich um und erkannte die Karaffe mit dem Heiltrank sowie das vergoldete Schwert, das immer noch am Boden lag.

»Das Sonnenschwert! Er hat es also mitgenommen....und der Trank....er muss ihn mir eingeflößt haben, damit ich von meinen Wunden genese. Nachdem ich verletzt worden bin, hat er ohne Zweifel gegen das Schlangenbiest gekämpft. Ja. Er hat mich gerettet. Ich....ich muss mich bedanken....und ich will den Grund wissen, warum er mich geküsst hat! Ein Mann wie er tut das nicht einfach so! Schon gar nicht, wenn er vorgibt, mich zu hassen. Er wird mir Rede und Antwort stehen, ob es ihm passt oder nicht!«

Er lief dem Dieb hinterher und holte ihn auf einer Anhöhe ein, von der aus man das beeindruckende Panorama der steilen Felswände betrachten konnte, die den Talkessel umschlossen. „Musstest du unbedingt abhauen, du Memme? Diese Sache ist noch nicht geregelt! Ich verlange Klartext, kapiert!? Warum hast du mich geküsst?"

„...."

„Mach den Mund auf, du Idiot! Oder hast du deine Zunge verschluckt? Welche Freude, dann wird es mir in Zukunft wenigstens erspart bleiben, dein unzulängliches Gebrabbel ertragen zu müssen! Übrigens....möchte ich dir danken. Du hast mich tatsächlich gerettet und du hast sogar das Sonnenschwert für uns erobert. Danke."

„Hör mit dem blöden Geseier auf, da wird einem ja schlecht!"

„Was ist nun?"

„Womit?"

„Dein Verstand hat die Arbeitslizenz gekündigt, was? Ich warte immer noch auf eine Antwort! Warum hast du mich geküsst? Soll ich‘s für dich buchstabieren?"

„....Mir war gerade danach."

„Entschuldige. Ich vergass zu erwähnen, dass die Antwort wahr sein soll."

„Das ist wahr!" zischte Bakura und wandte sich zu dem Pharao um, der mit verschränkten Armen vor ihm stand und ihn musterte wie ein Löwe seine nächste Beute. Ah, wie verführerisch dieser kriegerische Blick war....er symbolisierte alles, was Yami war: Stolz, arrogant, tapfer, hart, willensstark....und königlich, ohne Frage.

„Das ist wahr? Aber klar, dir ist zwischendurch einfach mal danach, deinen schlimmsten Feind zu küssen! Schade, dass ich keinen Lügendetektor bei mir habe - wobei, er hätte vielleicht einen Kurzschluss erlitten....soll ich dir verraten, was ich glaube? Ich glaube, dass du mich geküsst hast, weil du es wolltest! Du konntest dich nicht mehr zurückhalten!"

„Spätestens jetzt hätte dein Lügendetektor auf alle Fälle den Geist aufgegeben! Warum sollte ich von allen unverschämten, zickigen, blasierten Bastarden auf der Welt ausgerechnet dich küssen wollen?!"

„Das weiß ich nicht. Ich hatte gehofft, du könntest mir das erklären!"
 

„Du spinnst total! Ich hasse solche gerechtigkeitsfanatischen Mistkerle wie dich!"

„Und ich hasse boshafte Schandmäuler wie dich!"

„Ich hasse hochnäsige Pharaonen, die sich wunder was auf sich selbst einbilden!"

„Und ich hasse gierige Banditen, die verachtenswerter sind als Aasfresser!"

„Ich hasse dein bescheuertes Freundschaftsgetue!"

„Und ich hasse dein nervtötendes ‚Reich-der-Schatten‘-Gelaber!"

„Ich hasse dein siegessicheres Lächeln und deinen Sarkasmus!"

„Und ich hasse dein sardonisches Grinsen und deinen Zynismus!"

„Ich hasse DICH!"

„Und ich....hasse dich nicht."

„W-WAS?!?!"

Der Bunthaarige setzte sich auf einen der Felsen, die überall verstreut waren, und sah hinauf zum Sternenhimmel. Die Sonne war längst untergegangen und statt ihrer strahlte nun der Mond am Firmament. „Ich sagte: Ich hasse dich nicht. Als diese Mission begann, war es anders, und das bestreite ich auch nicht. Doch mittlerweile ist so viel geschehen....wir haben gemeinsam Gefahren überstanden, waren füreinander da, haben die Wahrheit über unsere Vergangenheit erfahren, haben miteinander gesprochen, einander zugehört....einander verstanden. Vielleicht bist du nicht meiner Meinung, aber das spielt keine Rolle. Du bist bestimmt kein Heiliger, Bakura, aber du bist ein Mensch, und du kannst genauso fühlen und empfinden wie ein Mensch, weil du ein Herz hast. Du versteckst es zwar ziemlich gut, doch es ist da. Und dieses Herz zu entdecken....war eine erstaunliche und wunderbare Erfahrung für mich."

„Du bist krank, Pharao!", war die trockene Bemerkung des Weißhaarigen hierzu. Der einstige König lächelte ihn spitzbübisch an und meinte: „Wenn es dir lieber ist, von mir aus. Ich war nur der Ansicht, du solltest wissen, wie ich über dich denke. Immerhin hast du mich geküsst...."

„DOCH NICHT FREIWILLIG!!!"

„Ja, ja, und ich bin der Pharao von Ägypten...."

„Das bist du in der Tat!"

„Ach, richtig....na, dann eben der Kaiser von China. Schau nicht so böse, hast du denn gar keinen Humor? Du hast mich freiwillig geküsst, mein Grabräuberlein, damit musst du dich abfinden, und wenn dir die Galle hochkommt!"

„Du verhöhnst mich absichtlich, oder?!"

„Wie kommst du denn darauf?? Das würde ich nie und nimmer wagen!" erwiderte Yami mit unschuldigem Augenaufschlag und eine von Bakuras Brauen fing an zu zucken. „Gib endlich zu, dass du es wolltest!" fuhr der Meisterduellant fort, erhob sich und kam dem anderen gefährlich nahe. „Glaubst du denn wirklich, so etwas könne man verbergen? Ich habe deine Lippen auf den meinen gespürt....sie waren ganz weich....und so heiß....aber vor allen Dingen waren sie eins - zärtlich! Das kann man nicht heucheln! Wenn man jemanden zärtlich küsst, ist es nicht nur sexuelles Begehren allein, das man ihm entgegenbringt, es ist nicht allein der Körper, der zählt! Da war viel mehr dahinter!"

„Tse, du bist völlig übergeschnappt, du Schwachkopf! Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat, aber es kotzt mich an, dass du mich jetzt damit nerven musst! Wärst du bloß abgekratzt, dann hätte ich endlich meine Ruhe!" Der Dieb marschierte an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, als er hörte, wie der Monarch etwas flüsterte.
 

„Feigling. Mieser kleiner Feigling."

„Wie war das?!"

„Feigling!" wiederholte er lauter und klar vernehmlich. „Mieser kleiner Feigling! Du hast doch nur Angst, es dir einzugestehen! Du weißt genauso gut wie ich, dass sich etwas verändert hat! Unsere aufgesetzte Gleichgültigkeit und der ewige Zank....sie können unsere Gefühle nicht überdecken, sie nicht verbergen oder ungeschehen machen....weil sie existieren! In deiner Brust schlägt ein leidenschaftliches, aber verletztes Herz, das von Einsamkeit gequält ist! Wie das meine, Aton....wie das meine!"

»Bei Ra, er hat mich mit meinem ägyptischen Namen angesprochen! Wie lange ist das schon her, dass jemand mich so genannt hat....!« Einen Moment lang war er überrumpelt, doch kurz darauf hatte er zu seiner brüsken, abweisenden Art zurückgefunden.

„Du weißt genau, dass ich für derartiges Geschwätz nichts übrig habe, Pharao! Wir haben absolut nichts gemeinsam und unsere unselige alternative Vergangenheit hat dir offensichtlich das Hirn aufgeweicht, sonst würdest du nicht so einen Mist verzapfen! Halt die Schnauze!"

Bakura mochte in seinem bisherigen Leben viele Fehler begangen haben....aber Yami richtig wütend zu machen, sollte man zu seinen gröbsten Verstößen hinzurechnen. Die violetten Augen des Pharaos wurden dunkel und er stürzte sich mit einem Aufschrei auf den perplexen Grabräuber. Ein treffsicherer Kinnhaken erwischte ihn, woraufhin er seinem Angreifer in den Bauch boxte und sie rollten während ihres wilden Handgemenges von einem Felsen zum anderen. Der Sandboden war grobkörnig und das Zusammenprallen mit den Gesteinsbrocken sehr ungemütlich und schmerzhaft.

„Du sturer Esel! Warum willst du es nicht verstehen?!"

„Was soll ich denn verstehen, du Möchtegern-Weltenretter?! Dass wir uns noch genauso hassen wie früher!? Das weiß ich bereits!!"

„Ich hasse dich nicht....aber dein verfluchter Stolz wird uns eines Tages noch beide umbringen! Kannst du ihn nicht zurückstellen, wenn es um wichtigere Dinge geht?!"

„Um wichtigere Dinge?! Das sind Sachen, die dir wichtig sind, nicht mir! Was interessiert mich schon das Schicksal dieses Planeten? Wenn du weiter so aufmüpfig sein willst, kannst du Apophis ja ohne mich besiegen!"

„Du bist so verdammt selbstsüchtig, es ist nicht fassen!"

„Immer noch besser als deine snobistische Engstirnigkeit!"

Der Monarch ergriff die Hand des Diebes und beförderte ihn mit einem geschickten Schulterwurf Richtung Tempelstufen, wo er sich keuchend aufrappelte und seinen Gegner unheilvoll fixierte. Beide hatten Schürfwunden von ihrem Disput davongetragen und umrundeten sich nun wie zwei Hirsche bei einem Revierkampf.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich deine Prahlerei hasse!" begann der Weißhaarige und zeigte ein diabolisches Grinsen.

„Und ich hasse deine penetrante, selbstbeweihräuchernde Art!"

„Ich hasse deine hochgestochenen Phrasen!"

„Und ich hasse deine schlechte, niveaulose Ausdrucksweise!"

„Ich hasse deine Ignoranz, deine Verbohrtheit, dein Adelsgehabe....und...." Sie standen sich jetzt genau gegenüber und sahen einander wie hypnotisiert in die Augen. „....und ich hasse.... deinen verwünschten, unbezwingbaren Willen....und deinen dummen Mut....Ich hasse dein Temperament und deine Schönheit...." Ihre Blicke versanken ineinander und ihr erhitzter Atem vermischte sich. Ihre Herzen schlugen im Gleichklang, heftig, schnell, bebend. Bakuras Handflächen wurden schweißnass und seine Kehle dörrte aus. Yami spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Er musste seine Lippen befeuchten.

„....aber am meisten hasse ich an dir....dass ich dich....nicht hassen kann....Atemu...."

„Aton...." Der Name klang heiser, sinnlich. Ihr Schweigen schien sich bis ins Endlose dehnen zu wollen, als der Pharao plötzlich seine Hände an die Wangen des Grabräubers legte und ihn zu sich zog. Behutsam aber entschieden presste er seine Lippen auf die des Banditen und liebkoste sie sanft. Er knabberte ein wenig an der Unterlippe und strich anschließend mit seiner Zunge darüber hinweg. Der Weißhaarige öffnete den Mund vor Erstaunen und die fremde Zunge schob sich in das unbekannte Terrain, um es zu erforschen. Der Grabräuber schlang automatisch seine Arme um die schlanke Taille und verstärkte den Kontakt ihrer Körper. Auch er ließ nun seine Zunge tasten und spielen und verband sie in einem lustvollen Kampf mit der des Regenten. Der Dieb erkundete die heiße Mundhöhle voller Inbrunst und schwelgte in Atemus Geschmack als wäre es eine Oase, bis der Meisterduellant dominanter wurde und ihn zurückdrängte.
 

»Oh ja....er ist es gewohnt, zu beherrschen....Sei verflucht, Ra, dass du das zulässt....aber es fühlt sich....so gut an....!«

»Das ist so....oh, mmm....ich finde keine Worte dafür....er küsst wundervoll....Ra, lass diesen Augenblick nie vorübergehen....«

Aber irgendwann einmal muss man atmen und um den dringend benötigten Sauerstoff in ihre Lungen pumpen zu können, mussten sie sich voneinander lösen. Ihre Wangen hatten sich gerötet und sie starrten einander an, mit brennenden Augen. Bakura strich mit den Fingern die Kontur seiner Lippen nach, als könne er nicht fassen, was soeben passiert war.

„Nein....!" murmelte er zutiefst bestürzt. „Nein, das kann nicht sein! Nicht du! NICHT DU!!!!"

Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte in den Tempel hinein, um für sich zu sein. Yami hielt ihn nicht auf, denn er war selbst viel zu durcheinander, um die Gesellschaft eines anderen zu wünschen. Er hockte sich im Schneidersitz auf den Beduinenmantel, der immer noch unten am Treppenansatz lag und versenkte sich in seine eigenen Gedanken. Er konnte nicht leugnen, dass er diesen Kuss herbeigesehnt hatte und die Flamme des Begehrens, die in seinem Körper loderte, wurde genährt von ein paar weiteren Gefühlen, die in ihrer Kombination keinerlei Sinn ergaben. Er empfand Verlangen, Wut wegen der Ablehnung, naive Freude und zugleich einen seltsamen, merkwürdigen Schmerz in seinem Inneren....ja, das war sein Herz. Und während er da so sass und sämtliche Geschehnisse ihrer gemeinsamen Reise an sich vorüberziehen ließ, wurde die Erkenntnis in seinem Geist geboren. Sie erblühte wie eine Blume und der Pharao umklammerte seine Schultern in einer Geste der Abwehr, als er endlich verstand. Verstand und es nicht glauben konnte. Nicht glauben wollte.

Er liebte Bakura.
 

Und weil er ihn liebte, war er ihm beigestanden und hatte für ihn gekämpft. Weil er ihn liebte, hatte er ihn vor dem Schlangendämon beschützt. Weil er ihn liebte, hatte er Angst um ihn gehabt. Weil er ihn liebte, hatte er versucht, ihm Trost zu spenden. In Ras Namen, das konnte doch nicht sein!! Er rief sich die anmutige, makellose Gestalt des Grabräubers in Erinnerung und erschauerte, während er sich den tiefen Blick dieser verzehrenden dunkelbraunen Augen vergegenwärtigte. Sein Herz schlug wie rasend. Bakura....

„Bist du auch endlich dahinter gekommen, du Volltrottel?! Ich habe bereits vor einer geraumen Weile einen Teil meines Bewusstseins in diesem Gegenstand versiegelt! Als ich im Duell gegen Malik verlor, transferierte sich mein Ich komplett in dein Puzzle! Und du hast es wirklich die ganze Zeit nicht gemerkt? Das ist vielleicht ein Armutszeugnis, Eure Königliche Blödheit!"

„....Ich hege auch großes Verständnis für ihn. Ich verstehe überhaupt alle, die dich umbringen möchten! Ich kann es Apophis ja so nachfühlen!"

„Das hast du nicht umsonst gemacht, Pharao!!!! Zieh mich hier raus!!! Los!!! Oder ich schwöre dir, ich werde dir bei der erstbesten Gelegenheit die Kehle durchschneiden und deine Innereien an die Schakale verfüttern!!!!"

„Ich mache diesen ganzen Mist nur mit, weil der Dämon aus irgendeinem unerfindlichen Grund auch mich um die Ecke bringen will! Ich tue das hier vor allen Dingen, um meinen eigenen Arsch zu retten, hast du kapiert?! Du interessierst mich kein Stück! Im Gegenteil, falls Apophis dich zuerst erwischt, werde ich mit Freude ein Grab für dich schaufeln!"

„Hör mal zu, du Prototyp eines nervenden Insekts!! Ich habe es nicht nötig, mir sowas sagen zu lassen, schon gar nicht von einem arroganten Arschloch mit einem wandelnden Blitzableiter als Haarfrisur, den man am besten schon am Tag seiner Geburt hätte ertränken sollen!!"

„Natürlich glaubst du mir nicht!!! Wie solltest du auch, du bist ja der festen Überzeugung, dass du aus einer hochwohlgeborenen, ach so edlen Familie stammst, die über jeden Zweifel erhaben ist!! Aber das ist nicht der Fall, das verspreche ich dir!! Dein Vater hat meine Existenz vernichtet, meine Kindheit, meine Familie, mein Leben!!! Ich war dabei - ich habe gesehen, wie die Soldaten des Pharaos meine Nachbarn abschlachteten, die Häuser in Brand steckten und mein Dorf dem Erdboden gleichmachten!! Ich war damals acht Jahre alt und musste miterleben, wie das Blut meiner Eltern und meiner Freunde im Sand versickerte!!! Ich hatte einen Grund, deinen Vater zu hassen....dich zu hassen!!! Es war mein Recht, Rache zu nehmen!!!"

„Dasselbe könnte ich dich fragen! Du hast dich doch vor mich gestellt, nachdem ich gebissen worden war! Was war das für eine hirnrissige Nummer!?!"

„Ich als sein Beschützer! Mir wird schlecht! Das ist unmöglich, begreift Ihr nicht?! Er ist mein Todfeind, verdammt noch mal!!"

„Er trägt die wahre Schuld an dem Massaker von Kul Elna, bei dem meine Mutter starb und mit ihr meine Identität....Er hat Zorks Wiederauferstehung in die Wege geleitet, der mich zu seinem Sklaven machte und nach und nach meinen Geist und mein Bewusstsein ausschaltete, um meinen Körper zu kontrollieren. Ich wage nicht, danach zu fragen, was ich alles getan habe, nachdem die Besessenheit ihren Höhepunkt erreicht hatte...."
 

Bakura. Nein, Aton. Aton! ATON!!
 

Der frühere König von Ägypten ließ sich zurücksinken und betrachtete den Nachthimmel über sich, der sich mit Milliarden von glitzernden Sternen geschmückt hatte. Er hatte ihn schon vorhin angesehen, doch jetzt war irgendetwas anders....lag es daran, dass sich ihm seine Gefühle offenbart hatten? Dass er nun wusste, was er empfand und alles deshalb klarer und schöner geworden war, ungeachtet des süßen Schmerzes, den er verspürte? Er seufzte und blickte zum Eingang des Tempels hinüber. Ob es dem heißblütigen Rebellen ebenfalls gelungen war, sein emotionales Chaos zu ordnen?

Nein. Der Dieb wanderte gerade zum mindestens siebten Mal um den Altar herum, die Hände im Rücken verschränkt und ließ sein Repertoire ägyptischer Flüche vom Stapel rollen, die sich vornehmlich auf seine eigene Person bezogen.

»Wie konnte er es wagen, mich zu küssen?! Dass er sich sowas traut! Und dass ich diesen Kuss auch noch erwidert habe, ich Vollidiot!!! Wie konntest du nur, Pharao!?! Wie konntest du dir anmaßen, mich mit solcher Leidenschaft, mit solcher Inbrunst zu küssen!?! Wie konntest du....wie konntest du....du verdammter, hinterhältiger, verabscheuungswürdiger, stolzer, unbezähmbarer, wunderschöner Teufel....!! Verflucht, was denke ich da?! Gott Ra, sag mir, was das ist, das ich fühle!! Seine Nähe bringt mich halb um den Verstand, seine Schönheit und seine herrische, arrogante Art wühlen mir das Blut auf und der Geschmack seiner Lippen berauscht mich! Das ist doch kein Hass....! Das ist etwas anderes....etwas, das ich eigentlich gar nicht kennen will....! Das ist etwas, das mich....erschreckt!«

Feine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er musste sich setzen, da ihm die Knie weich wurden. Vor seinem geistigen Auge war Yami aufgetaucht, seine atemberaubende Erscheinung, stolz und majestätisch, wurde vom Sonnenlicht umrahmt und ließ die goldenen Strähnen seines Haares hell aufleuchten. Das mentale Bild drohte Bakura fast zu überwältigen; seine Sinne konzentrierten sich nur noch auf seinen uralten Feind. Auf den Feind, den er nicht mehr hasste, sondern....sondern was?

»Was hast du bloß mit mir angestellt, Pharao!? Welcher Bann, welcher Zauber lastet da auf mir, den du nicht von mir nehmen willst? Und warum quält er mich so?! Das ist alles deine Schuld, Yami! Alles deine Schuld....«

„Wenn es keinen anderen Weg gibt, um die Welt zu retten und die Menschen zu schützen, die mir wichtig sind, so will ich alles tun, um Apophis zu besiegen."

„Ich schleppe dich bis hierher, anstatt dich in der Sonne vertrocknen zu lassen, und das ist der Dank?! Weißt du was? Du kannst mich mal kreuzweise!!"

„Jetzt will ich dir mal was sagen, du Bastard: Ich habe es mir auch nicht ausgesucht, diese Aufgabe ausgerechnet mit dem unausstehlichsten, widerlichsten, angeberischsten wandelnden Kotzbrocken der Weltgeschichte erfüllen zu müssen!! Sogar die Zusammenarbeit mit einem schleimtriefenden Ungeheuer würde sich angenehmer gestalten als mit dir! Aber Fakt ist: Wir haben keine Wahl! Wir sind ein unfreiwilliges Team, aber ein Team! Keiner von uns wird das hier überleben, wenn wir uns nicht am Riemen reißen! Hast du verstanden, du Sohn eines Schakals?! Und egal, ob es dir in den Kram passt oder nicht, ich lege mich zu dir!"

„Bisher bist du lediglich auf meinen Nerven herum getrampelt, du Idiot!! Es ist ziemlich anstrengend für mich, mit dir zusammenzuarbeiten....und sosehr ich die Kraft bewundere, mit der es dir gelingt, innerhalb weniger Sekunden sämtliche Evolutionsstufen hinabzustürzen, würde ich auf weitere geistig anspruchslose Bemerkungen deinerseits gerne verzichten!!"

„Was hat es dir gebracht, all deinen Hass auf mich zu konzentrieren?! Noch mehr Wut, noch mehr Zorn, noch mehr Verbitterung, noch mehr Einsamkeit....glaubst du, deine Eltern hätten gewollt, dass du so ein bemitleidenswertes Leben führst, unglücklich und verdorben in deinem Vergeltungsdrang? Hass gebiert nur neuen Hass...."

„Ich soll dir nie den Rücken zudrehen, Bandit? Warum? Willst du mir ein Messer zwischen die Schultern rammen? Wer hätte gedacht, dass du so feige bist!"

„Maat hat gesagt, dass sie uns alles erzählen wird, wenn wir uns für die Wahrheit entscheiden sollten! Außerdem hege ich kein Mitleid für dich, du Idiot! Du bist nicht jemand, den man bemitleidet, denn so unschuldig du damals gewesen bist, deine Taten als Mann waren immer und zu hundert Prozent deine eigenen! Ich empfinde Mitgefühl....für das Kind, das du einst gewesen bist, weil man diesem Kind alles genommen hat, was es liebte! Aber dich bemitleiden....? Niemals!"

„Du bist sturer als ein Esel - und nicht weniger arrogant als ein Adliger! Der falsche Stolz eines kleinen dreckigen Schurken, der über den Hochmut der Höhergestellten schimpft und sich trotzdem genauso benimmt wie sie! Wie lobenswert!"

„Ich hatte....Gefolgsleute, Lakaien, Berater - aber keine Freunde. Die Kinder der Bediensteten durften nicht mit mir spielen und wenn sich einige an mich herantrauten, wurden sie von ihren Müttern rasch zur Ordnung gerufen. Ich als der Prinz gab mich schließlich nicht mit dem Pöbel ab! Vater sass auf dem Thron und regierte. Er hat versucht, sich Zeit für mich zu nehmen, aber es gelang ihm selten. Meine Kindheit war recht einsam. Und meine Herrschaft....war noch einsamer. Es gab so viele Intriganten und Heuchler am Hof!! Zu oft blickte ich in scheinheilige, kriecherische Augen, in denen kein Funke Ehrlichkeit zu finden war! Ich war umgeben von Neid, Missgunst und schmutzigen Opportunisten! Eine kleine Enklave Königstreuer hielt zu mir, aber innerhalb dieses Suds aus Gier und Hinterlist wurde es mir manches Mal eine unerträgliche Last, der Pharao zu sein! Niemand akzeptierte mich als den Menschen, der ich war und heute noch bin....niemand....!"

Er bekam Herzklopfen, während er sich an die bezeichnenden Momente erinnerte, in denen diese Worte gefallen waren. So war er eben....Atemu, der Pharao von Ägypten. Sein verhasster Rivale. Sein ebenbürtiger Gegner. Sein einziger Freund.

»Was ist los mit mir? Ich begreife das einfach nicht! Ihr Götter....was ist es, das ich empfinde?! Sagt es mir!«
 

Maat, die Hüterin der Wahrheit und Gerechtigkeit, beobachtete ihre beiden Schützlinge von ihrem angestammten Platz aus. Ihr Vater Ra stand neben ihr und neigte wissend den Kopf.

~~ Ich kann es kaum glauben....sie....sie....! ~~

~~ Ja, Tochter. Sie lieben einander, auch wenn Aton sich noch nicht klar darüber ist. Für ihn sind starke Gefühle noch komplizierter zu entschlüsseln als für Atemu, weil er sich gegen diese typisch menschliche Eigenschaft gefeit glaubte. Er hielt sich bisher solcher Empfindungen nicht für fähig und deshalb begreift er sie nicht. Aber die Zeit wird kommen, wo auch er die Wahrheit erkennt. ~~

~~ Ich bin wirklich überrascht, Vater. Als ich ihnen die Mission übergab, verachteten sie einander! Nie hätte ich gedacht....~~

~~ Du verstehst die Menschen noch nicht so gut wie ich, mein Kind. Oftmals ist der Unterschied zwischen Hass und Liebe nicht mehr als ein schmaler Grat....~~
 


 

Soweit diesmal - ich habe verschiedene Zitate aus den vorherigen Kapiteln für die beiden heraugesucht, meiner Meinung nach die markantesten, an die sich Yami und Bakura jeweils erinnern, wenn sie an den anderen denken. Bis zum nächsten Kapitel, ciao!^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-02-26T16:24:56+00:00 26.02.2013 17:24
Hey ^_^

*verträumt die beiden anguckt* das was sooo ein schönes Kapitel.
Yami ist aber auch unverbesserlich. Was muss er alles so genau wissen?
XD gut war es in diesem Fall, denn dadurch sind sie sich näher gekommen,
die Stellen bei denen die beiden sich entgegengeschleudert haben, war sie
sich hassen waren gut gemacht, auch dann als sie alleine waren, ihre ganzen
Erinnerungen was sie sich Gesagt habe und Erlebt hatten.

Und der Kuss nach ihrem Gerangel war auch super – wie es jetzt wohl weiter gehen wird??

CuCu Jyorie

Von:  Disqua
2006-10-06T02:44:54+00:00 06.10.2006 04:44
*______*
Mennooooooooo ich weiss gar nicht mehr was schreiben,
ausserdem weisst du doch sowieso wie toll die Story ist, immer noch *g*
Von: abgemeldet
2006-10-04T21:07:35+00:00 04.10.2006 23:07
das war mal wieder ein saustarkes Kapitel!
Du kannst sooooooo toll schreiben *___*
Wirklich, großartig!^^
Ich freue mich schon aufs nächste Pitel^^
Von:  Sunao-Fujimori
2006-10-03T17:50:15+00:00 03.10.2006 19:50
nicht schlecht freu mich schon auf nächste kapi


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