Zum Inhalt der Seite

Erzählungen von Gardisten und Dieben

Teil 1: Türme, Tümpel und Tavernen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3.1: Sonnenlicht - Da muss ja was schiefgehen!

Nach einer, meiner Meinung nach viel zu kurzen, Schlafpause wurde ich von leisen Fußtritten geweckt. Irritiert fragte ich mich zuerst, warum es so hell war, bevor mir einfiel, dass es ja wahrscheinlich Tag war. Dann spürte ich plötzlich, wie jemand mich leicht anstupste.

Innerhalb weniger Sekunden hatte ich meinen Umhang von mir weggestoßen und meine treue Basiliskenzunge an die Kehle des vermeintlichen ,Angreifers' gesetzt.
 

Der vermeintliche Angreifer war Azrael, mein Kleiner.

"Dumme Sache."

Erschrocken blickte der Kämpfer an sich herunter und schluckte.

"H-Hey, ich bin es...", meinte er dann zaghaft und sah mich an.. "Du brauchst mir nicht gleich die Kehle aufschlitzen!"
 

Ich lächelte nervös und zog meinen Dolch wieder von seiner Kehle weg. "Tut mir Leid, alte Angewohnheit. Außerdem ist dir ja nichts passiert, aye?" Langsam rappelte ich mich dann auf und gähnte herzhaft. Es war definitiv nicht meine Tageszeit um auf den Beinen zu sein, aber, hey, diesmal wollte ich ja auch ehrliches Gold verdienen.
 

"War aber verdammt knapp!", murmelte Azrael und lehnte sich an eine Stalltür.

"Hast dir ja einen netten Schlafplatz ausgesucht..." Er sah sich kurz um. "Ich hätte dich fast nicht gefunden!"

"Na ja,", meinte ich grinsend und sammelte meine Habseligkeiten ein - was da hieß: Meine schwarze Umhängetasche und meine Basiliskenzunge, "das war ja auch Sinn der Sache. Macht ja keinen Sinn an 'nem Platz zu schlafen, der nicht gut versteckt und sicher ist."

Etwas unbeholfen sah ich dann an mir herunter - nach einer Nacht im Stall sah ich nochschlimmer aus als am Vortag.

"Ein Bad wäre vielleicht angebracht...", sagte der Kleine schmunzelnd während er mich ansah.

"So kannst du dich unmöglich sehen lassen!"
 

Da hatte der Gardist in spe schon recht. Ich seufzte tief. "Aye, befürchte ich auch fast. Zeit für Caligo, sich ein Bad zu suchen, hm?"

"Ja, das wäre es.", nickte der Kleine und lief vor mir aus dem Stall. Ich folgte ihm langsam trottend und grummelte vor mich hin. Der war einfach viel zu gut gelaunt dafür, dass es TAG war! Er streckte sich sogar und schien das grelle Licht zu mögen!

Als der erste Sonnenstrahl des Morgens mich wirklich traf, konnte ich mich nicht zurückhalten und fluchte leise in der Sprache der dunklen Elfen. Glücklicherweise verstand der Kleine das nicht. Hoffte ich zumindest.

Langsam gewöhnten meine Augen sich an das helle Sonnenlicht und ich blinzelte leicht verwirrt.
 

Und was tat der Kleine? Grinste mich frech an!

"Grmpf", gab ich von mir und funkelte ihn böse an. Dann sah ich wieder an mir herunter und dann kalkulierend durch die Gegend, wo denn wohl ein Bad zu finden wäre.
 

"Du willst doch nicht etwa...?", fragte der Krieger plötzlich, als er meinen Blick zu einem der offenen Fenster eines Dorfhauses bemerkte.

"Solange du mir kein Bad herbei zauberst, wird ich wohl eins suchen müssen.", grummelte ich, immer noch schlecht gelaunt wegen des Tageslichts.

"Bist du verrückt?!"

War die Frage ernst gemeint?

"Was ist, wenn du erwischt wirst?"

Ich schickte ihm ein halb genervtes, halb amüsiertes Grinsen. "Dann hoffe ich, dass mein Erwischer hübsch ist und zu mir ins Bad steigt." Mit diesen Worten setzte ich mich langsam in Bewegung - aber das verdammte Sonnenlicht war immer noch viel zu grell für mich und so torkelte ich eher.

Ob der Kleine mir folgte oder nicht bekam ich nicht mit, obwohl ich glaubte noch etwas Gemurmeltes zu hören - Elfenohren sind manchmal praktisch - aber bei all dem Licht war ich mir meiner Sinne nicht mehr sicher...

Zielstrebig lief ich auf das Haus mit dem offenen Fenster zu, sah mich kurz um und stellte sicher, dass mich niemand beobachtete. Dann schwang ich mich mit einigen wenigen Handgriffen an der Wand hinauf und landete sicher in dem Zimmer.
 

Augenscheinlich war es der Raum eines Kindes oder Jugendlichen, von den Größen der auf dem Boden liegenden Kleider her. Und so lange einer der Herren des Hauses nicht ein kleines Geheimnis hatte, wohnte hier ein Mädchen, wenn man von dem Kleid auf dem Bett ausging.

Grinsend, leise und selbstsicher öffnet eich die Zimmertür einen Spalt und spähte auf den Flur dahinter. Ich sah und hörte niemanden.

Vorsichtig huschte ich durchs Haus, bis ich endlich das Badezimmer erreichte. Der Badezuber in der Mitte des Raumes war mit warmen wasser gefüllt, wahrscheinlich wollte jemand baden.
 

Das Mädchen vom Zimmer vielleicht? Hehe...

Schnell sperrte ich die Tür zu, schloss die Fensterläden so gut es ging und zog mich aus.

Wunderbar - kein Sonnenlicht mehr, warmes Wasser und Zeit...
 

Das fürchterlichste beim Baden waren schon seit jeher meine Haare. Abgesehen davon, dass ich die langen Viecher alle sauber kriegen musste, musste ich sie auch wieder trocken kriegen, ohne dass ich wie ein Busch nach einem Wirbelsturm aussah.

Hoffentlich würde ich diesmal Glück haben...

Nach einer ausgiebigen Wäsche schmiss ich meine Kleidung in den Badezuber und weichte alles gründlich durch. Aus meiner Umhängetasche zog ich einen Kamm und ging durch meine Haare... ah, perfekt. Und wer auch immer das Bad vor mir nehmen wollte, hatte wohl davon vergessen. Na, mir sollte es recht sein.
 

Nach einer viel zu kurzen Zeit dann holte ich meine nun wieder recht saubere Kleidung aus dem Badezuber.

Sie war... nass.

Was ja nur logisch war, hatte ich sie ja in Wasser getaucht.

Dumme Sache.

Nasse Sachen tragen macht keinen Spaß.
 

Grummelnderweise öffnete ich meine Hände und erhitzte sie ein wenig - der Hauch eines Feuerzaubers. Sobald meine Kleidung einigermaßen trocken war, streifte ich sie mir dann wieder über, sammelte meine Sahen ein und hing meine Umhängetasche um meine Schultern. Dann kam mein Umhang und abschließend mein Bogen.
 

Als Ausgang wählte ich das Badezimmerfenster - nachdem ich mich versichert hatte, dass niemand in Sichtweite war und nachdem meine Augen angesichts des Sonnenlichtes nicht mehr ,Das tut weh!' schrieen natürlich - und ließ mich elegant zu Boden fallen.
 

Summend umrundete ich dann das Haus und betrat wieder die Taverne... sicherlich würde der Kleine hier zu finden sein.

Tatsächlich saß er auch schon wieder am Tresen...
 

"Sag mal, bist du mit deinen Klamotten ins Wasser gefallen, oder was ist passiert?"

Stellten zukünftige Gardisten auch schon so dumme Fragen wie ihre vollkommen ausgebildeten Verwandten?

"Meine Sachen waren dreckig. Ich habe mich gewaschen.", erklärte ich mit einem Seufzer, ungefähr so, wie ich es einem Kleinkind erklären würde.

"Hat dich doch vorher auch nicht gekümmert.", kam sein trockener Kommentar während er kurz zur Seite blickte.

"Und, hattest du das Glück, dass dir jemand Gesellschaft leistete?", fragte er dann leicht grinsend während er seinen Kopf an seiner hand abstützte.

"Och, da war dieses Mädchen..." Ich wackelte kurz mit meinem Augenbrauen während ich mich neben ihm hinsetzte, "aber der habe ich nur das warme Wasser geklaut, mehr nicht."

Nach ein paar Sekunden registrierte auch sein erster Kommentar in meinem Gehirn. Tagsüber denken war eben schwer.

"Es ist nicht so, dass ich gerne dreckig bin. Meistens bleibt nur keine Zeit zum sauber werden."

Und schon atmete der Kleine hörbar auf. Dachte er etwa wirklich, ich mochte den Schlamm?

"Na, wenigstens kann man sich jetzt wieder mit dir sehen lassen."

Oha. Feine Gesellschaft gewöhnt, hm? Ich schenkte ihm eins meiner Diamant-Lächeln und rutschte et was näher an ihn heran.

"Ich bin normalerweise eine recht hübsche Begleitung, mit der man sich sehen lassen kann... und wo wir gerade beim Thema sind... warum sind wir noch hier, wo wir bei den Händlern hätten sein sollen?"

"Es gab Probleme mit einem Pferd. Es hat sich das Hufeisen abgetreten und wir müssen auf den Schmied warten.", der Kleine sah mich an, "Kann noch eine Weile dauern..."
 

Oh wie ,wunderbar'. "Mya Nyhll", presse ich zwischen meinen Zähnen hervor. Wäre ja nicht so, als wenn der Kleine das Elfisch verstehen würde.

Zu spät erkenne ich meinen Fehler: Ein grau-grüner Mantel hinter Azrael zuckte leicht und signalisierte mir damit, dass der Waldelf mich wohl verstanden hatte.

Dumme Sache.

Dumme, dumme Sache.
 

Dumpf erreichte mich Azraels Frage - "Was hast du gesagt?" - und ich spürte, wie er mich fragend anstarrte, doch der Waldelf hatte vorerst meine gesamte Aufmerksamkeit.

"Du sprichst elfisch?", fragte er mich in eben dieser Sprache.

"Sieht ja so aus, aye?", antwortete ich in derselben Sprache. "Wieso, Mensch?"

Wunderbar. Ihm zu sagen ,Ich bin kein Mensch' wäre so gut wie Selbstmord. Aber ich WAR ja kein Mensch (und recht stolz drauf, wenn ich das so sagen darf).

"Weil die Sprache mir grad passend erschien."
 

Der Kleine starrte mich weiter an, abwechselnd mit einigen Blicken zu den Waldelfen. Dieser schien von meinem Humor NICHT beeindruckt.

"Du sahst schon gestern so komisch aus, Menschling... und du sprichst mit Akzent, nur woher er kommt...", kommentierte er in der normalen Sprache.

In meinem Kopf formten sich Alarmbrände, die den gesamten Wald nahe des Dorfes niederbrennen konnten.

Ich schnaubte. Der Elf starrte mich weiter an...
 

Plötzlich spürte ich eine and auf meiner Schulter.

"Könntest du mir bitte erklären, was hier los ist?", flüsterte Azrael plötzlich zu mir und sah mich besorgt an.

Natürlich konnte der Waldelf das Geflüsterte immer noch hören. "Ja, eine Erklärung wäre ganz nett, Mensch. Elfisch sprechen nur wenige deiner Art.", warf der nervende Kerl sofort wieder in Elfisch ein.

Beim Herrn der Schatten! Ich dachte immer, nur Hochelfen wären so nervig?!

"Lese meine Lippen, oh Hölzerner: Ich spreche Elfisch und das ist alles, was du zu wissen brauchst." Nur um meinen Punkt zu untermauern antwortete ich ihm nicht in Elfisch.

Außerdem - sobald der bemerkte aus welcher Richtung mein Akzent kam, gab es hier mehr als ein Problem.

Mit dem Elf fertig fokussierte ich mich wieder auf meinen Kleinen. "Nichts weitaus tragisches, Kleiner. Der Herr Elf hier fragt nur nach ein paar Sachen, die ihn nichts angehen."

"So? Vielleicht sollten wir dann besser draußen warten, bevor er dich weiter ausfragt..."

Sein Blick wanderte von einem zum anderen und ich musste sagen, der Kleine hatte recht.

Ich nickte knapp. "Gute Idee, Kleiner." Sofort stand ich auf und zog ihn hinter mir her ins Freie.

Ins Sonnenlicht, oh Graus.
 

"Komischer Kauz, dieser Elf..."

Er sah über seine Schulter hinweg zur Taverne. "Was wollte er genau von dir, Caligo?"

Ich grummelte etwas vor mich hin, bevor ich ihm antwortete: "Wissen, woher und wieso ich Elfisch spreche."

"Das würde mich allerdings auch interessieren.", gab er von sich und verschränkte die Arme. Dann sah er mich durchdringend an. Mist, diese Augen...

"Ähm... ich hab's gelernt?" Wunderbar, Caligo, ein Glanzwerk an Ausweichtaktik, wirklich.
 

Der Kleine seufzte, reib sich den Kopf und schüttelte den Kopf.

"Oh ja, das erklärt viel...", meinte er trocken und lehnte sich an eine Hauswand.

Ich stoppte und stellte mich vor ihm hin. Ich grinste etwas nervös.

"Ah, ähm... alte Angewohnheiten, aye? Caligos Leben war immer eine Art ,Weich lieber aus bevor dich was trifft', aye? Ist nicht einfach irgendwas von sich zu erzählen..."

"Dann wird es Zeit seine alten Gewohnheiten abzulegen, mein Freund, aye?"

Was... was... was machte dieser kleine Gardistenanwärter mit dem Dialekt meines Heimatlandes? Im Namen aller unheiligen Götter... Beruhig dich, Caligo, er kann ja nichts dafür... Er weiß ja nicht einmal, was er nachäfft...

"Ich habe keine Lust mit einem laufenden Rätsel durch die Gegend zu ziehen!"

Ich grollte etwas - ein Überbleibsel des bisschen anderen Nicht-Menschlichen Blutes in meinen Adern...

"Mein Name ist Caligo. Ich bin ein Halb-Elf. Ich bin ein Schurke und ein Dien-" Im letzten Augenblick brach ich mich ab.

Von der eigenen Wut fast verraten.

Dumme Sache.
 

"Na also, warum nicht gleich so?" Der kleine lächelte und schien dann noch einmal kurz nachzudenken. "Ein Halb-Elf?! Okay, das erklärt einiges!"

Ich nickte knapp. "Ja, Halb-Elf. Väterlicherseits." Wehe dem kleinen wenn er das jetzt quer durch die ganze Welt schreien würde...

"Interessant...", war sein einziger Kommentar und anscheinend kapierte er, dass es ein Geheimnis bleiben sollte.

Dann drehte er sich um und wandte sich den Händlern ein Stückchen weiter die Straße zu. Ich konnte erkennen, wie ein Schmied erschien und sich um ein Pferd kümmerte, während ich Azrael langsam folgte.

Nanu. Da waren ja nur noch drei Wagen übrig? War der Rest des Trupps ohne uns gefahren?

"Du fragst dich sicher wo die anderen sind...Nun, die konnten nicht mehr warten und sind alleine los.", erwiderte Azrael auf meinen fragenden Blick hin.
 

Oh, nein, nein, nein. Drei Wagen? Wir alleine mit nur zwei Söldnern? Fetzen des gestrigen Abends kamen zu mir zurück, Gesprächsfetzen der Waldelfen... verdammt. Hoffentlich gab es hier nicht wirklich ein paar goldgierige Räuber sondern nur vagabundierende Banditen.

"Ah, da seid ihr ja! Wir können los!" Mussten Händler immer so aufmerksamkeitserregend und laut sein...?

Was fragte ich, ich raubte sie ja schließlich selbst schon seit langem aus!

"Das sind erfreuliche Nachrichten.", tschirpte der Kämpfer neben mir auch schon und lächelte.

"Auf geht´s, mein Freund.", grinsend klopfte er mir mit diesen Worten auf die Schulter.

"Ja ja...", grummelte ich und schwang mich auf den vordersten Wagen. Schnell nahm ich auf der Ladefläche hinter der Kutscherin platz, im Schatten der Wagenplane. So war ich wenigstens vor den fiesen Sonnenstrahlen geschützt.

Der Kleine setzte sich neben der Kutscherin, direkt vor mir sozusagen, platz hin. Sein Blick zu mir. "Schlaf nicht wieder ein!"

"Als wenn ich das könnte..." . mit einem Topf im Rücken, beendete ich in Gedanken den Satz. Keramik hatte der Wagen geladen!

Na ja, still lehnte ich mich an die Plane und Notgedrungenerweise auch den Topf und besah mir die Landschaft, während wir losfuhren. Der Händler fuhr hinter uns im Wagen mit, zusammen mit seiner Tochter. Zwei Söldner ritten auf Pferden neben uns her und schon nach kurzer Zeit hatten wir das Dorf hinter uns gelassen.
 

Bald schon verschränkte der Kleine die Arme und gähnte hin und wieder herzlich, während er gelangweilt in die Gegend schaute... Zugegeben, unsere Geschwindigkeit war nicht sehr berauschend, aber was wollte man von Händlern erwarten?

Ich behielt die Umgegend im Auge und wann immer genügend Buschwerk und uneinsichtige Stellen unseres Weges kamen, hatte ich eine meiner Hände am Bogen. Wenn wir überfallen wurden, würde ich direkt antworten können!

Eine, zwei Stunden verstrichen und nichts passierte. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, Mittagsstunde. Diese Stunde des Tages hasste ich am meisten und so starrte ich böse in den Himmel, als wenn die Sonne dadurch erlischen könnte.
 

Abwesend bemerkte ich, wie der Kleine abermals seufzte und seinen Kopf auf seine Hand stützte. Außerdem hob sein Brustkorb sich schwerfällig, als wenn ihm unter all den Kleidern, die er an hatte, heiß war. Kein Wunder, bei der Hitze.

Abgelenkt von Azrael und meinem Böse-in-den-Himmel-starren bemerkte ich auch nicht, wie wir uns einer engen Passage zwischen mehreren Bäumen näherten. So konnte ich auch nicht reagieren, als eine kleine Gruppe in Leder gekleidete Banditen aus dem Buschwerk sprangen.

Dumme, dumme, DUMME Sache!
 

Und sofort sprang Herr ,Großer Gardist' auf, fixierte die Banditen mit einem fiesen Blick und legte seine Hand an sein Schwert. "Caligo, ich denke wir haben jetzt was zu tun!"

Ach ja? Meine Gedanken kreisten eher darum, was die wohl mit UNS tun wollten.

"Legt eure Waffen nieder oder sterbt!", brüllte uns auch schon eine junge Frau mit roten Haaren an. Während der Händler hinter uns vom Wagen sprang und nach vorne lief, überlegte ich, was sinnvoller wäre - Flucht, Zauber oder Bogen?
 

"Tut mir Leid, Euch enttäuschen zu müssen, junge Frau...Aber ich lege mein Schwert nur zu ungern aus der Hand, wenn ich es einmal gezogen habe!" Was hörte ich da? Na, ein flottes Mundwerk hatte der kleine Azrael ja schon, das musste ich zugeben. Geschwind stellte ich mich neben ihn, auf die andere Seite der Kutscherin. "Aye, Rotlöckchen. Wenn ihr zu nahe ran kommt, pieks ich euch." Mit diesen Worten legte ich meinen Bogen an und gab den Banditen mein bestes Grinsen.
 

"Na, das wird denen jetzt aber Angst gemacht haben...!", raunte Azrael mir mit rollenden Augen zu, bevor er sich wieder zur Rothaarigen wandte. "Wie Ihr seht müsst ihr Euch etwas besseres ausdenken."

Ich war verletzt. Dachte der Kleine etwa, ich wäre verrückt UND hilflos? Also wirklich...

Die Rothaarige lächelte nur kalt zu uns hoch. "Ihr paar Söldner und der Verrückte da habt keine Chance gegen uns."

Wie bitte? Ich war NICHT hilflos! Verrückt, ja - hilflos, nein. Im Gegenteil. Die meisten Verrückten waren sogar sehr gefährlich...
 

Mit einem Satz war ich an der Kutscherin vorbei und auf eines der beiden Zugpferde gesprungen. Banditen, Händler, Kutscherin, Söldner und Pferd staunten nicht schlecht während ich ruhig meine Balance wiederfand, einen Pfeil aus meiner Umhängetasche zog und spannte.

"Pieks, Pieks, Pieks!", rief ich der Rothaarigen zu und schoss auf den Mann hinter ihr. In der Kehle getroffen sank er zu Boden - und so startete der Kampf.
 

Azrael sprang vom Wagen und preschte auf die Anführerin los. Mumm hatte der Kleine ja auch.

Die beiden berittenen Söldner warteten nun auch nicht mehr länger und verwickelten jeweils zwei der Banditen in einen Kampf. Der gute Händler stand natürlich nur dumm herum und hieb hin und wieder einem der zu nah an ihn heran kommenden Räuber eins über den Schädel mit seinem Wanderstock.
 

Ruhig observierte ich den Kampf. Im Nahkampf war ich zugegebenermaßen nur für hinterhältige Attacken gut. Anders als mein Azrael, der die Rothaarige mit einigen schweren Schlägen behakte.

Endlich sah ich eine weitere Chance für mich und spannte erneut meinen Bogen. Auf so kurze Distanzen war es eigentlich idiotisch, Pfeile zu verschießen - aber ich war schließlich Caligo.

Einer der Banditen schrie auf, als mein Pfeil in seinen linken Arm sank. Wütend drehte er sich zu mir und kam auf mich zu.

So viel zum Thema Nahkampf vermeiden. Dass sich aber auch niemand in Ruhe beschießen ließ!
 

Während ich vom Pferd sprang und dem herannahenden Banditen dabei einen Tritt ans Kinn gab, sah ich zu, wie Azrael die Anführerin mehrmals hart hintereinander traf und schließlich schwer an der Schulter traf.

Sie sank zu Boden und die Banditen wurden nervös. Das gab mir genug Zeit um den mich angreifenden Banditen mit meinem Dolch im Gesicht zu kennzeichnen. Gesichtsnarben waren schon immer meine Lieblingsunterschrift gewesen.

Als ich mich dann umdrehte, sah ich zu, wie Azrael das Blut der Banditin von seinem Schwert leckte.
 

Snurfenglund.

Mein Gehirn wechselte hinüber auf Ferngesteuert. Wie in Trance schaute ich dem Krieger zu.

Dabei bemerkte ich gar nicht, wie die Banditen nach und nach die Flucht ergriffen - offensichtlich verängstigt von meinem Kleinen und mir.

Die Straße wurde langsam leerer, während die Banditen einer nach dem anderen flohen - teilweise schon von den Söldnern oder uns verwundet.
 

Erst als der letzte Bandit außer Sicht war, atmete der Händler erleichtert auf und gratulierte uns zu dem gewonnenen Kampf. Die Kutscherin hinter mir auf dem Wagen seufzte ebenfalls erleichtert.

Umso panischer wurden beide, als einer der Söldner plötzlich fragte: "Wo ist die Kleine hin?" "Was, sie ist weg?" Azrael sah den Söldner geschockt an und fluchte leise vor sich hin.

Und in der Tat, die Tochter des Händlers war weg. Verzweifelt wandte der Vater sich sofort an die Söldner und uns: "Bitte, ich flehe euch an, rettet meine Tochter!"

Von einem ahnungslosen Opfer von Gewalt angefleht zu werden hob meine Stimmung wieder an - auch wenn ich am liebsten der Entführer der Kleinen gewesen wäre.

Jawohl, das war ich - böse, verrückt und wahnsinnig. War ja nicht mein Problem, wenn einige Leute das nicht sofort erkannten.

"Nichts da, guter Mann. Wo die herkamen werden noch mehr sein und wir zwei oder vier - wenn man den Jüngling und den Verrückten da zählen kann - werden nicht viel ausrichten können.", erwiderte einer der Söldner schließlich.

Hm... das ließ nur mich und Azrael übrig.

"Ihr beiden müsst ja nicht mitmachen, aber ich bin mir sicher, dass Caligo und ich durchaus in der Lage sind.", warf dieser ihnen auch schon fauchend entgegen.

"Machst du mit, Caligo?" Und diese Frage wurde mit einem eindeutigem ,wehe du sagst was anderes' Blick begleitet.
 

Ich schnaubte und schulterte meinen Bogen.

"Aye, nichts geht über eine kleine Jagd um richtig wach zu werden, bevor man sein Tageswerk verrichtet." Dann grinste ich die Söldner an und nickte dem nun etwas erleichterten Händler zu. "Habt Dank, junge Herren. Bitte, rettet meine Tochter."

"Sie können sich ganz auf uns verlassen, mein Herr."

Selbstsicher schob Azrael sein Schwert zurück in seine Scheide.

"Schande, verdammte!", fluchte er plötzlich leise und von seinen Blick auf seinen Arm her nahm ich an, dass er leicht verletzt worden war. Doch anstatt sich darum zu kümmern, sah er mich an.

"Lass uns gehen..."

Ich nickte nur knapp und senkte meinen Blick auf die Fußspuren am Boden.

"Aye, der Verrückte hier is' vielleicht verrückt aber nich' blind. Kann die Spuren deutlich lesen. Auf geht's."

Mit meinem Blick starr auf den Boden geheftet fing ich an in das Buschwerk zu laufen, die Blicke der Söldner in meinem Rücken spürend.

Pah, so ein paar Räuber waren doch nichts für Caligo!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück