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A light in the dark

von

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2
 

Schuldig erwachte mit bohrenden Kopfschmerzen; schwarze Schleier tanzten vor seinen Augen.

>Guten Morgen... oder eher, Abend.<

Stöhnend rollte der Rothaarige sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf.

>Du kannst dich nicht verstecken.<

Bitte nicht... Hör auf... Wimmernd presste er das Gesicht etwas fester ins Kissen, die auftretende Atemnot ignorierend. Stille..

>Oh, oh. The big bad one's here.<

Jemand fasste ihn hart an der Schulter, drehte ihn unsanft wieder auf den Rücken und entwand ihm die Decke. "Schuldig! Lass diesen Unsinn!"

So weit der Telepath das momentan beurteilen konnte, war sein Leader ernsthaft wütend. Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht? Dieses Mal war es wirklich nicht meine Schuld! "B...Brad..."

"Würdest du wohl die Güte haben, mir zu erklären, was dein Problem ist? Wenn deine Fähigkeiten dir Schwierigkeiten bereiten, bin ich der erste, der davon erfahren muss! Wie oft muss ich dir das denn noch sagen?"

"Mhmh..."

"SCHULDIG!"

"...Kopfschmerzen..." Mit einem Mal wurde das Gebrabbel der Milliarden Gedanken lauter, schwoll zu einem Mahlstrom von Lärm an...

"Schon gut. Wir reden darüber, wenn es dir wieder besser geht." Beruhigend strich Brad ihm über die Wange.

>Du bist so jämmerlich.<

Und DU hast Sendepause. Unwillkürlich drängte Schuldig sich der Hand entgegen; kaum hatte der Ältere ihn berührt, wurde es still in seinen Gedanken. Das Fieber versengte ihn innerlich, ließ seine Zähne aufeinander schlagen und seinen Körper zittern... doch mit Brad war die Stille zu ihm gekommen. "...nicht weggehen..."

Wie zu erwarten, bestand die erste Antwort aus einem ungeduldigen Kopfschütteln. "Schuldig, ich kann nicht die ganze Nacht hierbleiben. Ich habe noch eine Menge Papierkram zu erledigen. Wie stellst du dir das denn vor?"

"...bitte..."

Flehend schmiegte er sein glühendes Gesicht an Brads Fingerknöchel.

>Wie niedlich. Du würdest ihm sogar die Schuhe ablecken, damit er bleibt, oder? Das ist erbärmlich.<

Sei endlich STILL! Schuldig schluchzte hilflos auf. Es war genau wie früher: Fieber, Schmerzen und Masterminds höhnische Bemerkungen. Was, wenn er das alles nur geträumt hatte? Wenn er das Labor niemals verlassen hatte? Wenn...

"Crawford? Die Medikamente." Mit gerümpfter Nase feuerte Nagi das rote Kästchen mit den diversen, exakt auf Schuldigs Körperchemie abgestimmten Pharmazeutika neben dem fiebernden Telepathen auf das Bett. "Hat er sich 'ne Geschlechtskrankheit gefangen, oder was ist es diesmal?"

Nein. So was wie die Pestbeule KANN man sich gar nicht einbilden.

Leises, boshaftes Kichern. >Bist du dir da ganz sicher?<

"Raus", schnauzte Brad unliebenswürdig.

Für einen Augenblick war Schuldig irritiert. Hatte der Amerikaner etwa mit Mastermind gesprochen? Sein Irrtum wurde ihm erst bewusst, als Nagi mit einem schnippischen "Gern geschehen. Gute Nacht." den Raum verließ. Zu gerne hätte Schuldig ihm etwas hinterhergeworfen, doch in diesem Augenblick spürte er bereits einen kurzen Schmerz in der Armbeuge.

"...hngh..."

"Shhhh." Beinahe sanft massierte Brad die Einstichstelle; hätte der Deutsche nicht gewusst, dass es nur der schnelleren Verteilung des Mittels diente, hätte er es fast für eine zärtliche Geste halten können. Crawford und zärtlich? Zu MIR? Klar, und die Erde ist eine Scheibe.

"Eine noch." Routiniert zog der Schwarzhaarige eine weitere Injektion auf.

Schuldig hasste Nadeln. "...nein...", protestierte er halbherzig, wohl wissend, dass er ohnehin keine Chance hatte.

"Wenn du dich wehrst, tut es nur noch mehr weh", mahnte Crawford ruhig. Ein weiterer Stich; zähflüssige Wärme kroch durch die Adern des Jüngeren.

"Sag... ihnen nichts. Bitte..."

>Eine Stunde, vielleicht zwei. Dann kommen sie und holen dich ab.<

Tränen brachten Brads Gesicht vor seinen Augen zum Verschwimmen. Nein...
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Nachdenklich betrachtete Brad das angespannte Gesicht des kranken Telepathen. Obwohl Schuldig inzwischen eingeschlafen war (Gott segne die pharmazeutische Chemie...), quollen noch immer Tränen unter seinen Lidern hervor. Behutsam tupfte der Amerikaner die glitzernde Feuchtigkeit von der blassen Haut. 'Sag ihnen nichts?' Du weißt doch, dass sie uns beobachten. Und selbst wenn nicht - Takatori wird ihnen den Vorfall melden.

Er nahm die feinknochige, noch immer zitternde Hand zögernd in seine. "Ich lasse nicht zu, dass sie dir wehtun, Schu."

Wie oft hatte er Situationen wie diese schon erlebt? Jedes Mal, wenn Schuldig zusammenbrach, zweifelte SZ erneut Brads Kompetenz im Umgang mit dem hypersensiblen jungen Mann an. Vielleicht sogar zu Recht, denn es wurde von Mal zu Mal schlimmer. Was würde geschehen, wenn er Schuldig eines Tages nicht mehr beruhigen konnte und der Telepath Amok lief? Du wirst ihn erschießen müssen - wenn er dich nicht als ersten erledigt.

Stöhnend ringelte der Rotschopf sich zusammen; vermutlich fror er noch immer.

Ich habe die Verantwortung für dich übernommen. Ich habe dir versprochen, dass dir niemand mehr wehtun wird. Aber so, wie es aussieht, kann ich dich nicht einmal vor dir selbst beschützen.

Eigentlich hatte er vorgehabt, sich aus dem Zimmer zu stehlen, sobald der Jüngere eingeschlafen war, doch irgendwie brachte er es nicht über sich. Es war nicht Schuldigs verzweifelte Bitte, die ihn berührt hatte - schließlich war er ein Profikiller - sondern der gehetzte Blick dieser blauen Augen. Es war der Blick jenes verängstigten Kindes gewesen, das sich ihm so bedingungslos anvertraut hatte. Jenes Kindes, das sich bereits einige Tage nach ihrer ersten Begegnung schüchtern an ihn gekuschelt und "Ich hab dich lieb", gemurmelt hatte. War das tatsächlich erst zehn Jahre her? Es kam Brad wie eine halbe Ewigkeit vor.

Warum habe ich dir damals bloß nicht die richtige Antwort gegeben? Vielleicht wäre dann heute einiges zwischen uns einfacher.

Brad wusste, dass Schuldigs "Gabe" momentan durch die Psychopharmaka weitgehend ausgeschaltet war - doch das galt wohl nicht für die quälenden Erinnerungen, die Ängste und Alpträume...

"...nicht..."

Bevor er überhaupt dazu kam, über das nachzudenken, was er da tat, strich er bereits durch das wirre Haar, zeichnete die Konturen des schmalen Gesichts mit den Fingerspitzen nach und hauchte schließlich einen Kuss auf die Nasenspitze des anderen. "Schlaf", wiederholte er leise.

Ich muss den Verstand verloren haben. Methodisch entledigte er sich seiner tadellos geputzten Schuhe, der Krawatte und des Jackets. Das ist so ziemlich das unvernünftigste, das du in den letzten fünfzehn Jahren getan hast, Bradley Crawford. Mit diesem Gedanken legte er sich neben den Deutschen, ließ einen Arm um seine Taille gleiten und zog die Decke über sie beide.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Im Morgengrauen erwachte er, Schuldig noch immer in den Armen haltend, das Gesicht halb in der feuerroten Mähne vergraben. Im Lauf der Nacht hatte der Telepath sich eng an Brad geschmiegt, als suche er Schutz; nun waren seine Gesichtszüge entspannt, und er wirkte beinahe kindlich...

Schluss jetzt. Vorsichtig löste der Hellseher sich von dem knochigen Jungen, suchte seine Sachen zusammen und verließ lautlos das Zimmer.

Es roch angenehm nach Kaffee - Nagi war also bereits seit einer Weile auf. Den Gesprächsfetzen aus der Küche nach zu urteilen, hatte Farfarello einen seiner guten Tage und suchte die Gesellschaft seiner Kollegen. Das war bei weitem nicht immer der Fall, aber ein gutes Zeichen. Nicht allzu viele Unberechenbarkeiten heute... von der ganz bestimmten im Zimmer am Flurende mal abgesehen.

"...ungefähr so emotional wie ein Vier-Sterne-Gefrierfach. Du denkst doch wohl nicht wirklich..."

"Glaub, was du willst, Kleiner. Aber ich bin nicht blind. Und nur, weil du an deiner Eifersucht fast erstickst..." Der Ire unterbrach sich und äußerte in einem völlig neutralen Tonfall: "Guten Morgen, Crawford."

"Guten Morgen, Farfarello. Nagi."

Augenblicklich sprang der kleine Japaner auf; er wirkte beinahe schuldbewusst. "Kaffee?"

So einfach kommst du mir dieses Mal nicht davon, Naoe. Laut sagte er: "Ja, danke. Wenn du aus der Schule zurück bist, sollten wir beide uns mal unterhalten."

Der Junge warf ihm einen perplexen Blick zu. "Ähm... Crawford... Heute ist Samstag. Ich habe keine Schule."

Bin ich schon so durcheinander? Verärgert über sich selbst griff Brad nach der angebotenen Tasse. "Umso besser", entgegnete er kühl. "Dann besprechen wir die Angelegenheit am besten gleich." Er blinzelte, um das Schwindelgefühl zu vertreiben, das die erste Vision dieses Tages mit sich brachte. "Sofort nach dem Anruf aus dem SZ-Hauptquartier, heißt das." Es ging doch nichts über eine exakte Tagesplanung...Probehalber nippte der Amerikaner an seinem Kaffee. Erstaunlicherweise schmeckte er heute einmal nicht nach Spülwasser - Farfarello musste ihn gekocht haben. "Stell etwas Kaffee für Schuldig warm. Er wird um zehn Uhr neunzehn aufstehen und dann noch nicht in der Lage sein, sich selbst welchen zu machen." Seufzend strich er sich das Haar aus der Stirn. "Nagi, ich erwarte dich in zehn Minuten in meinem Büro." Mit dieser nicht gerade freundlichen Anweisung folgte er dem fordernden Klingeln des Telefons.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Der Wecker zeigte zehn Uhr sechzehn, und das Kopfkissen roch nach Brad. Schnurrend presste Schuldig die Wange in den kühlen Stoff und sog den fremden und doch so vertrauten Duft ein. "Mmmmmmm..."

>Süß.<

Schnauze.

Er hatte jetzt keine Lust, sich mit Mastermind zu streiten, nicht jetzt, wo er sich noch so angenehm dösig fühlte.

>Kein Wunder - nach der Dosis, die er dir gestern verpasst hat.<

Der blauschwarze Bluterguss in seiner Armbeuge bestätigte diese Aussage. Aber wenigstens hatte er kein Fieber mehr, und die Kopfschmerzen hielten sich auf einem akzeptablen Level. Ein halber Liter Kaffee, eine heiße Dusche, und er wäre wie neu.

>Bist du sicher? Du kennst den Preis, den du für unsere Fähigkeit zahlst. Oder hat er es dir nicht gesagt?<

Ich sagte, du sollst dich verpfeifen.

Sein Alter Ego lachte. >Wie du willst. See you later, alligator.<

Never again, I hope - crocodile.

Der Mistkerl hatte es tatsächlich geschafft, seine aufkeimende gute Laune sofort wieder zunichte zu machen. Hurensohn.

Mit einigen nicht jugendfreien Flüchen wälzte Schuldig sich aus dem Bett und schlich in Richtung Küche. Aus Crawfords Büro hörte man Nagi brüllen. Vermutlich hatte der 'great almighty leader' es gewagt, der Pestbeule einen neuen Computer zu verweigern. Erstaunlich... Ob sich die Rotationsrichtung der Erde wohl geändert hatte, während er schlief? "Morgen, Farf."

"Guten Morgen." Der Ire musterte ihn amüsiert. "Kaffee?"

"Mhm." Äußerst unelegant ließ der Rothaarige sich auf einen der Küchenstühle fallen.

"Schwarz, nehme ich an?"

"Mhm. Und mit viel Zucker."

"Ah. Schwarz wie die Seele und süß wie die Sünde", frotzelte Farfarello.

"Ja, ja. Was auch immer du sagst. Gib schon her." Schuldig gähnte so ausgiebig, dass er schon selbst beinahe befürchtete, sich den Unterkiefer auszurenken, und stürzte sich dann wie ein Geier auf sein pechschwarzes Lebenselixier.

Nach einigen Minuten mehr oder weniger zufriedenen Schweigens, die der Telepath zum endgültigen Wachwerden und der Berserker zum Messerwetzen nutzten, erkundigte Schuldig sich vorsichtig: "Was ist'n da los?"

"Crawford hat schlechte Laune - Anruf von SZ. Und Nagi hat sich gestern ziemlich danebenbenommen."

"Tut er das nicht immer?"

Ein sanftes Lächeln huschte über das vernarbte Gesicht, als Farfarello die Messerklinge anhauchte und mit dem Tischtuch polierte. Zum Glück war Crawford nicht hier, sonst hätte sich seine Laune wohl noch weiter verschlechtert. "Die Sympathie zwischen euch beiden ist wirklich atemberaubend." Er musterte seinen deutschen Kollegen mit schiefgelegtem Kopf und fuhr dann fort: "Der Kleine kann nichts dafür, dass Crawford euch gegeneinander ausspielt."

"Tut er das?" Sicherheitshalber tat Schuldig so, als habe er in den Tiefen seiner Tasse eine ungemein interessante neue Lebensform entdeckt.

"Es ist ihm vielleicht nicht bewusst, aber: ja."

DAS war nun wirklich zu viel. "Brad und sich etwas nicht bewusst sein? Ich bitte dich. Wir sprechen über Oracle."

"Und genau dieses Gespräch hatte ich vor drei Stunden mit Nagi."

"Oh."

Die Bürotür flog auf und knallte mit ziemlicher Wucht gegen die Wand. "Du kannst mich mal, Crawford!" Wenn er sich so aufregte, klang Nagi ziemlich genau wie eine hysterische Version von Mickey Mouse.

"Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Nagi."

"Wenn dir mein Ton nicht passt, schrei doch Schuldig an! Der braucht das!"

Besagte Person spuckte fast seinen Coffeinaufguss über den Tisch. "WIE BITTE?!"

"Du wirst sofort auf den Zimmer gehen und dort bleiben, bis ich dir erlaube, es wieder zu verlassen."

"Damit du in Ruhe mit deiner deutschen Schlampe vögeln kannst, oder was? Pass lieber auf, dass..."

Hey! Wer ist hier eine Schlampe?

Der Geräuschkulisse nach zu urteilen, war das, was Nagis Redefluss gestoppt hatte, eine erstklassige Ohrfeige Marke Bradley Crawford gewesen.

"Schluss jetzt." Das Orakel klang gefährlich ruhig. "Geh auf dein Zimmer. Du hast zwei Wochen Hausarrest. Und die Klassenfahrt kannst du auch vergessen."

Autsch. Brad hat wirklich gute Laune. Befriedigt grinsend biss Schuldig in ein trockenes Brötchen. Er hatte schließlich nicht alle Tage das Vergnügen, zuzuhören, wie Brad die Pestbeule zusammenfaltete. Und dann auch noch wegen ihm...

"Heb' nicht ab", mahnte Farfarello. "Du wirst dir wahrscheinlich auch noch die eine oder andere Nettigkeit abholen dürfen."

"Schon gut. Musst du mir jedes Mal den Spaß verderben?"

Nagis Zimmertür flog mit einem ohrenbetäubenden Krachen ins Schloss; kurz darauf betrat Crawford die Küche.

"Morgen, Brad", begrüßte Schuldig ihn kauend.

"Guten Morgen, Schuldig. Man spricht nicht mit vollem Mund. Außerdem wäre ich dir sehr verbunden, wenn du morgens nicht halbnackt durchs Haus laufen würdest."

"Hm?" Verblüfft sah Schuldig an sich herab; er fand keinen ekelerregenden Ausschlag oder anomale Auswüchse, und so schlimm waren seine Tweety-Boxershorts nun auch wieder nicht...

"Wenn du dich später in der Lage fühlst, ein halbwegs vernünftiges Gespräch führen und auch verstehen zu können, komm in mein Büro."

"Hm." Danke, Brad. Wie schön, dass du mich immer wieder daran erinnerst, dass ich in deinen Augen ein totaler Vollidiot bin.

"Und gib nicht ständig diese... Laute von dir, sondern sprich vernünftig. Farfarello, das Tischtuch ist nicht dazu gedacht, deine Messer zu reinigen."

Und da soll noch mal einer sagen, dieser Mann taugt nicht zum Familienvater...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Silverdarshan
2006-07-20T15:19:45+00:00 20.07.2006 17:19
*lol*
brad und familienvater *gg*
na der würd sich freuen XDDDDDDD

richtig goldig die szene, als braddy sich zu schu ins bett legt *________* *an bildschirm kleb*
suuuper!!
sogar farf mag ich in deiner ff ^^;
aber nagi scheint ja schweeeeeer eifersüchtig zu sein, so wie ich das einschätze... u.ú


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