Ungewollt Störfaktor
Hier kommt das zweite (etwas längere *g*) Kapitel. Hoffe, es gefällt euch (auch).
eure Nessi-chan
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Ungewollt Störfaktor
Mehr schlecht als recht hatte Kojiro die folgende Nacht durchgeschlafen und trat morgens ungewöhnlich pünktlich zum Frühstück an.
"Morgen!", grüßte Ken ihn, der in seiner gelegentlich nervtötenden Alltagseuphorie wieder einmal als Erster der A-Mannschaft ihrer Klasse am Tisch saß.
"Morgen.", erwiderte Kojiro und ließ sich, nachdem er sich mit Frühstück eingedeckt hatte, neben den Keeper und Zimmergenossen auf einen Stuhl fallen.
"Na, von deiner guten Laune können sich unsere neuen Oberstufenschüler ja 'ne Scheibe abschneiden.", bemerkte Ken dann grinsend und deutete mit dem Kopf in Richtung des Tisches, an dem die erste Oberstufenklasse frühstückte.
Pünktlich wie die Feuerwehr saß auch Takeshi schon da, doch Kojiros Blick wurde viel eher von einem Mädchen angezogen, das neben Takeshi saß und sich lebhaft mit ihm unterhielt.
,Wer ist das?', fragte sich Kojiro plötzlich. ,Und was will sie von ihm?'
"Yoshie Suzuki.", bemerkte Ken, der dem Blick seines Kapitäns gefolgt war. "Nett, aber nicht mein Typ und für dich, denke ich mal, auch ein Stück zu jung."
"Ach, Wakashimazu!", fuhr Kojiro ihn an. "Behalt deine Fantasien bitte für dich, während ich esse!"
Ken deutete grinsend eine Verbeugung an und beide widmeten sich wieder ihrem Frühstück. Kojiros Blick glitt jedoch von Zeit zu Zeit immer wieder zu Takeshi und dieser Yoshie hinüber. Eigentlich unterhielten sie sich nur, aber es störte Kojiro trotzdem erheblich, dass sie so ausgelassen miteinander sprachen.
,Die ist doch weit unter seinem Niveau!', wurmte es Kojiro, bis er sich mit Ken zum Unterricht aufmachte.
Diesem konnte Kojiro jedoch auch eher weniger folgen. Nur in Mathe zwang er sich, aufmerksam zu sein und mitzuschreiben, denn die anstehende Prüfung durfte er nicht (schon wieder) in den Sand setzen. Ansonsten vertrieb er sich die Zeit damit, Galgenmännchen zu malen und sie mit ,Y.S.', den Initialen für Yoshie Suzuki, zu versehen. Einmal hatte Ken dabei kurz zu ihm rüber gesehen, doch da er nichts sagte, ging Kojiro davon aus, dass sein Kamerad den Zusammenhang der Buchstaben nicht hatte herstellen können.
,Und selbst wenn!', dachte sich Kojiro trotzig und wartete sehnsüchtig auf das Unterrichtsende. ,Bei den ganzen Mädchen, die ihn anhimmeln, sollte er sich lieber um sich selber kümmern!'
Schließlich erlöste die Glocke ihn und seine Mitschüler endlich und Kojiro machte sich sofort auf zu seinem Zimmer, um seine Schulsachen zu parken und seine Sportklamotten zu holen. Von hier aus nahm er immer den eigentlich verbotenen Weg über die Feuertreppe, denn das war einfach kürzer, als wieder quer durchs Gebäude rennen zu müssen.
So gelangte er in den Hinterhof der Schule und wollte gerade kehrt zum Sportplatz machen, als sein Blick auf Takeshi fiel, der an den Waschbecken hier stand. Kojiro schluckte hart, als er sah, wer bei Takeshi stand: Es war Yoshie Suzuki und wieder waren die beiden so angeregt in ihr Gespräch vertieft, dass sie den etwa 10 Meter entfernten Kojiro gar nicht bemerkten. Schnell verschwand Kojiro um die Ecke, linste dann aber noch mal zurück. Die Zwei wirkten fröhlich und ziemlich vertraut, was Kojiro einen ziemlichen Hieb in den Magen versetzte. Dieses Glücksgefühl von gestern hatte sich in beinahe fassbaren Schmerz verwandelt und erreichte seinen Höhepunkt, als Yoshie Suzuki plötzlich einen Freudenschrei ausstieß und Takeshi um den Hals fiel.
Jetzt wurde es Kojiro zuviel! Ohne sich einmal umzusehen, schlug er den Weg zur Mannschaftsumkleide ein und blieb bis zum Beginn des Trainings eigentlich völlig teilnahmslos.
"Mannschaft komplett?", fragte er schließlich, als sie draußen auf dem Platz standen.
"Fast.", antwortete Ken. "Takeshi fehlt noch."
,Und ich weiß auch warum!', brodelte Kojiro, als Sorimachi plötzlich rief:
"Da kommt er!"
In diesem Moment kam Takeshi schon neben Kojiro zum Stehen.
"Tut mir leid, Kojiro," begann Takeshi, "aber ich musste noch etwas Wichtiges erledi..."
"Das ist mir völlig egal!", schnauzte ihn Kojiro ungewöhnlich hart an. "Das Training hat begonnen und zum Trainingsbeginn hat jeder da zu sein. Wenn wir einmal damit anfangen, hat irgendwann jeder was Wichtiges zu erledigen."
"Kapitän, es waren 2 Minuten.", versuchte Ken zu beschwichtigen, was bei Kojiro jedoch keine Wirkung zeigte.
"Jeder hat dann da zu sein, hab ich gesagt!", blaffte er nun in Kens Richtung, der in der Mitte einer völlig verstörten Mannschaft stand, bevor er sich wieder Takeshi zuwandte. "Du räumst nach dem Training die Bälle weg, haben wir uns verstanden?"
"Sicher.", antwortete Takeshi mit einer Mischung aus Überraschung, Wut und ein bisschen Traurigkeit.
Das Training lief gut, für einen Außenstehenden wahrscheinlich super, doch innerhalb der Mannschaft war die angespannte Stimmung zwischen Takeshi und Kojiro zu spüren. Die beiden spielten zwar glänzende Kombinationen, doch Takeshi schien von dem Ausbruch noch immer etwas irritiert bis eingeschüchtert und Kojiro spielte mit einer Aggressivität, wie man sie selten erlebt hatte, seit er bei Toho spielte. Dies war auch der Grund, warum sich die anderen Spieler nach dem Training so schnell wie möglich aus dem Staub machten.
"Bis nachher!", verabschiedete sich Ken, der als Letzter die Umkleide verließ, und ließ Kojiro allein vor sich hinstarrend zurück.
Schließlich stand er doch auf und ging raus. Takeshi hatte die Bälle inzwischen, wie von Kojiro angeordnet, vor den Schrank, in den sie sie einschlossen, getragen und zählte nun zur Sicherheit durch.
"Verdammt, da fehlt doch einer!", fluchte Takeshi leise und sah sich um.
"Takeshi!", hörte er noch, als ein Ball passgerecht auf ihn zukam.
Verwirrt sah Takeshi auf. Kojiro stand ein paar Meter von ihm entfernt und sah ihn an. Doch von der Wut und dem Ärger von vorhin stand nichts mehr in seinem Gesicht, als er nun zu ihm kam.
"Takeshi, hör mal!", begann er schließlich, als er neben ihm stand. "Das von vorhin tut mir leid. Es war nur, weißt du, wenn das ausartet..."
"Schon klar.", antwortete Takeshi, während er die Bälle in den Schrank packte. "Grundsätzlich klar und ich kenn dich und dein Temperament ja schon eine ganze Weile, aber wenn es das nächste Mal irgendein Problem gibt, können wir vorher oder später allein darüber reden, dann ersparst du mir und vor allen Dingen dir einen ziemlich peinlichen Auftritt vor den anderen."
Mit diesen Worten schloss er den Schrank ab.
"Takeshi, ich wollte wirklich nicht..."
"Immerhin scheinst du dich ja abreagiert zu haben, also ist ja soweit alles in Ordnung."
Takeshi drückte ihm den Schlüssel in die Hand.
"Trotzdem wäre es besser, wenn du deine Stimmungsschwankungen auf ein gesundes Maß reduzieren könntest. Du könntest es sonst irgendwann am Falschen auslassen."
Damit ging Takeshi in Richtung Schulgebäude. Kojiro stand noch eine Weile da wie bestellt und nicht abgeholt, dann machte er sich auf den Weg zum Hausmeister, um den Schlüssel abzugeben.
,Ich bin so ein Hornochse!', fluchte er unterwegs gedanklich. ,Ich reg mich auf wegen lächerlicher zwei Minuten und brech einen hirnrissigen Streit vom Zaun. Verdammt!'
In eben dieser Stimmung knallte er dem Hausmeister den Schlüssel auf den Tisch und war auch schon fast wieder weg, als er den älteren Mann so was wie "Wahrscheinlich Ärger mit 'nem Mädchen." murmeln hörte. Erst nach ein paar Treppenstufen blieb Kojiro stehen. Hatte er sich wirklich über die zwei Minuten aufgeregt? Oder über diese Yoshie? Hatte sie ihm nicht eigentlich mit ihrer Klammerei an Takeshi die Stimmung derartig verdorben?
