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Verfluchte Liebe

von

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Plötzlich frei

Titel: Verfluchte Liebe (36/circa 38)
 

Autor: KimRay
 

Kategorie?
 

Unterkategorie: Drama
 

Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten.
 

DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
 

Anmerkungen: …es geht erst mal weiter…
 

Beta: fiZi und shirokko. ;-) big thanks.
 

Big thanks für all Eure lieben reviwes. Weiter so.
 


 


 


 

Kapitel 36
 

Plötzlich frei
 


 


 

„Hey, Harry, komm doch mit zum Training!“ Seamus Hand landete schwer auf Harrys Schulter und er stolperte vorn über. Es war wieder einer dieser Momente. Der erste Blick, den Harry seinem Hauskameraden zuwarf war düster. Und dann, einen Augenblick später realisierte er, dass er keinen Grund mehr zum Schmollen hatte. Seamus grinste übers ganze Gesicht, als er murmelte:
 

„Klar…warum nicht.“
 

Es war dieses ‚Warum nicht’ das Harry regelmäßig aus der Bahn schupste. Er war seit drei Tagen wieder im Unterricht und stolperte mindestens einmal pro Stunde über ‚Warum nicht’. Ob es Remus war, der ihn in VgddK zu einem Schauduell nach vorn beorderte oder ob es Ron war, der ihm sagte, er würde mit Mione zum lernen in die Bibliothek gehen und keinen Zweifel daran ließ, dass sie allein sein wollten, obwohl er bis vor ein paar Tagen die meiste Zeit Schutzschild gespielt hatte, es waren Dinge, die er gedanklich erst einmal mit ‚Warum nicht’ klarstellen musste.
 

Es gab keinen Grund mehr sich zu verstecken. Es gab keinen Grund mehr vor jeglichem Kontakt zurückzuschrecken und er musste sich auch keine Gedanken mehr machen, wenn er ohne Ron durch überfüllte Gänge zur Großen Halle eilte. Es war okay, wenn Neville ihm die Hand auf die Schulter legte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Es war auch kein Problem, wenn Seamus ihm einem Schups in die Seite gab, Dean ihn zurückschupste und sie sich über seine Miene kranklachten.
 

Sie alle hatten kein Problem damit, ihn wieder so zu behandeln, wie sie es vor dem Fluchmal getan hatte. Der einzige, der ein Problem hatte, war Harry, denn er war es, der sich erst daran gewöhnen musste, dass er wieder vollkommen in Ordnung war. Es war gelinde gesagt Nerven aufreibend und inzwischen erinnerte er sich am laufenden Band daran, dass er sich keine Gedanken mehr um das verdammte Fluchmal machen musste nur um dieses dämliche ‚Warum nicht’ aus dem Kopf zu bekommen.
 

Das war es, was Hermione ihm geraten hatte, nachdem ihr zweifellos aufgefallen war, dass er im Moment ein wenig durch den Wind war und sie wieder einmal zielgenau die Gründe dafür analysiert hatte.
 

Das war das eine, seine weggeschlossenen Gefühle waren das andere.
 

Harry war schnell klar geworden, dass Draco die Ignoranz-Nummer durchziehen würde. Schon seit dem Tag, als Harry die Krankenstation verlassen hatte, mied der Blonde ihn vollkommen. Es war ein erfolgreiches Konzept. Nachdem die Gerüchte angesichts ihrer beider Verhalten noch einmal übermütig hoch gekocht waren, bremste sie der Fakt, dass sie beide so absolut keine Reaktionen zeigten schon am nächsten Tag massiv aus. Natürlich spielte das, was Draco offensichtlich an diesem Tag beim Frühstück gesagt hatte, nämlich, dass Harry es nicht Wert war, sich um ihn Gedanken zu machen, eine enorme Rolle dabei.
 

Harry überraschte diese Aussage, von der es ihn nicht wunderte, dass sie so schnell die Runde gemacht hatte, nicht wirklich. Er wusste, dass der Blonde ohne jeden Zweifel damit seine Meinung zum Ausdruck gebracht hatte. Die Gradlinigkeit dieser Strategie war eigentlich bewundernswert. Er hätte nicht erwartet, dass Draco einfach so dazu stehen würde und dann auch noch damit durchkam, wenn er von einem Fehler sprach, den er zutiefst bereute. Diese Ehrlichkeit war neu und absolut untypisch, doch sie wirkte, denn sie nahm allen Gerüchten den Wind aus den Segeln.
 

Im Grunde war Harry das nur Recht, denn es sorgte dafür, dass sich die Lage beruhigte. Interessant fand er zwar, dass er selbst niemals auf die Sache angesprochen wurde, doch er würde das nur dankbar annehmen, denn er WOLLTE sich nicht mit Gedanken um Draco Malfoy herumschlagen. Er wollte diese Sache hinter sich lassen, so schnell wie möglich und er wusste, dass es dabei von enormem Vorteil war, dass er Hogwarts in nicht mehr ganz fünf Wochen beenden würde.
 

~
 

„Kommt er?“ Ron warf einen Blick zum Schloss hinauf. Sie hatten Seamus auf Harry gehetzt. Er war am wenigsten verdächtig. Bis jetzt ging der Plan, den Hermione und er um Harrys Reintegrierung in sein Haus geschmiedet hatten hervorragend auf. Natürlich wussten sie, dass er sich etwas schwer tat und es wunderte sie nicht wirklich, doch der Rest seiner Hauskameraden tat sich leicht damit und das half Harry enorm.
 

„Er hat zumindest gesagt, dass er kommt!“, beantwortete Seamus Rons drängende Frage.
 

„Ron, du solltest dir nicht zuviel Hoffnung machen!“, Hermione wusste, dass es zum Plan gehörte Harry auch wieder für Quidditch zu begeistern, doch Rons Hoffnung, dass er vielleicht beim letzten Spiel der Saison gegen Ravenclaw spielte, unterstützte sie nicht. „Er kann nicht fürs Team spielen. Sein Arm war seit Monaten in der Fixierung. Er hat gar nicht genug Kraft.“ Mione sah Ginny aus dem Augenwinkel eine düstere Miene ziehen, doch sie ignorierte es stoisch. Es war ihr vollkommen egal, ob das Team gewann oder verlor. Harrys Wohlergehen war das einzige, was für sie zählte.
 

Ron wollte gerade zu seiner Verteidigung ansetzen, als Colin Creevy, einer seiner Jäger, ihm einen Stoß in die Rippen gab und ihm zum Schweigen brachte. Harry kam mit seinem Besen vom Schloss herüber und hatte das Quidditchfeld fast erreicht.
 

„Oh Gott, sei dank…“, ließ Ginny sich vernehmen.
 

„Ginny!!!“, zischte Mione durch die Zähne, doch sie hatte das düstere Gefühl, dass es nichts nützte. Ginny hatte seit Hays Spiel gegen Slytherin so einen Schiss vor den Ravens, dass sie nur noch weg wollte.
 

„Hi, Leute…“, grüßte Harry. „..ich hoffe ihr habt kein Problem damit, wenn ich ein bisschen mitfliege.“
 

„Quatsch, Harry, wir doch nicht. Ich hab dich doch extra gefragt. Vielleicht könntest du ja Ginny in die Schuhe helfen, damit sie da oben endlich aufhört zu zittern, wie Espenlaub.“, lästerte Seamus und fing sich einen bösen blick von Ginny ein, denn obwohl er recht hatte, mochte sie es gar nicht, wenn man sich über sie lustig machte.
 

Harry grinste nur schief.
 

„Klar…aber ich bin ein bisschen aus der Übung.“ Ron und der Rest des Teams schickten ihm ihre strahlendsten Lächeln entgegen.
 

~
 

„Hey, Ray!“ Zach Carmichael von den Ravenclaws kam in die Bibliothek gestürmt und handelte sich für sein Geschrei Ärger mit Madam Pince ein, doch das schien ihn nicht zu interessieren, als er zu dem Tisch hetzte an dem Ray mit einigen seiner Mitschüler Hausaufgaben machte.
 

„Was ist denn los?“ Der schwarzhaarige Potterverschnitt namens Hays schickte seinem Kameraden aus dem Quidditchteam einen irritierten Blick entgegen. Draco, nur einen Tisch weiter spitze die Ohren.
 

„Ray, Potter trainiert Ginny Weasley wieder.“
 

„Was soll daran neu sein?“
 

„Dass er dabei wieder selbst in der Luft ist und zweifellos keine Probleme mehr mit dem Fliegen hat. Mann, mit dem Kerl war dieses Jahr ganz eindeutig was verkehrt.“ Diese Aussage brachte ganz klar Besorgnis in Ray Hays Gesicht.
 

Draco kam inzwischen nicht umhin, angesichts dieser Neuigkeit Schadenfreude zu empfinden. Es mochte sein, dass er Potter im Moment bevorzugt Dementoren auf den Hals hetzen würde, doch wenn es um das Team der Ravens ging, hätte er nichts dagegen, wenn diese von Seiten der Gryffs eine böse Überraschung erleben würden. Verloren sie, hätte Slytherin den Quidditchpokal sicher.
 

Ray und die Mitglieder seines Teams, die bei ihm waren, standen auf und verließen die Bibliothek. Draco wandte sich wieder seinen Hausaufgaben zu, doch er war nicht mehr bei der Sache. Seine Lage hatte sich beruhigt und dafür war er ungemein dankbar. Seine Hauskameraden hatten begriffen, dass er sich von niemandem aus der Ruhe bringen lassen würde und angesichts seiner allgemein bekannten Wortgewandtheit, die er an Pansy deutlich zur Schau gestellt hatte, entschieden, ihn lieber nicht weiter zu provozieren. Seine Strategie, Potter vollkommen zu ignorieren ging auf und im Grunde konnte er eigentlich zufrieden sein. Doch er war es nicht, denn eins war ihm geblieben: es war die Leere, die er seit dieser ersten Begegnung mit Potter empfand.
 

Der verdammte Gryffindor ignorierte ihn zweifellos genauso mühelos, wie er selbst es mit ihm tat, doch da waren Sachen, die einem einfach nicht entgehen konnten, selbst wenn man sich noch so viel Mühe gab. Es war die so offensichtlichen Bemühungen seiner Hauskameraden, den alten Potter wieder hervorzulocken und es war der Fakt, dass es niemand auch nur wagte, IHN auf die Gerüchte mit Draco anzusprechen. Es war die Tatsache, dass Potter es tatsächlich schaffte erste Schritte in Richtung seiner früheren Persönlichkeit zu machen und die Schatten, die ihn so lange beherrscht hatten, Stück für Stück von ihm abfielen.
 

All das waren Dinge, die Draco nicht wirklich sehen wollte, doch sie waren leider nicht zu übersehen. Potter begann wieder zu leben, hörte auf ein Schatten seiner selbst zu sein und selbst wenn er wohl nie mehr der Alte sein würde, machte er jedoch ganz klar erste Schritte in die richtige Richtung.
 

Draco wusste, dass ihn das im Grunde nicht interessieren müsste, doch da war etwas, worum er einfach keinen großen Bogen machen konnte, so wie er es sich eigentlich verzweifelt wünschte. Er war es gewesen, der Potters altes Leben weggenommen hatte und sein Werkzeug dafür war Ardor Draconis gewesen. Er fand in seinem Bewusstsein noch immer all die Rechtfertigungen, die ihn im Jahr zuvor keine Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns gelassen hatten. Er fühlte sich noch immer im Recht und jemand musste ihm das zugestanden haben, ansonsten wäre er damit nicht durchgekommen, doch etwas anderes machte sich immer mehr in seinem Verstand breit. Es war die Erkenntnis, was er dem Gryffindor damit wirklich angetan hatte.
 

Zu sehen, wie Potter Stück für Stück wieder zu sich selbst fand, brachte ihm seine eigene Grausamkeit mit einer Deutlichkeit zu Bewusstsein, die beinahe unerträglich war. Die meiste Zeit versuchte er es zu ignorieren, so wie er es mit Potter tat, doch manchmal, so wie jetzt gelang ihm das nicht.
 

Draco hatte sein sechstes und sein siebtes Hogwartsjahr vollkommen voneinander getrennt. Nichts darin passte zusammen und beide würde er am liebsten genauso ignorieren, wie Potter. Leider war das unmöglich. Im Moment sah er nur eine Möglichkeit. Er verdrängte konsequent alles, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte und hoffte darauf, dass er besser klar kommen würde, wenn er Hogwarts endlich hinter sich hatte. Für den Augenblick funktionierte es, auch wenn es immer wieder Gelegenheiten wie gerade eben gab, in denen er es nicht schaffte vor der Realität zu flüchten.
 

Mit düsterer Miene griff er erneut nach seinem Lehrbuch für Verwandlungen. Selbst wenn er hoffte, dass Potter wieder für Gryffindor spielte und Hays Team ins Abseits schickte, änderte das nichts. Harry Potter gehörte nicht mehr in sein Leben. Er wollte ihn da nicht haben.
 


 

* * *
 

Harry starrte in die Dunkelheit. Er war wieder einmal aus seinem altvertrauten Traum geschreckt und schaffte es nicht, wieder einzuschlafen. Die letzten paar Nächte hatte er Ruhe gehabt und nun ging es wieder los. So wenig ihm das jedoch auch passte, musste er sich eingestehen, dass mit der Heilung des Fluchmals nicht all seine Probleme gelöst waren.
 

Seine Hauskameraden machten es ihm leicht, selbst das Quidditchteam ließ keine Zweifel an seinen Zielen. Mione wachte wie eine Glucke über ihn und ein paar Tage lang war es ihm gelungen, diese Normalität anzunehmen, doch leider war da ein Part, den er zwar meist verdrängte, der ihn jedoch trotzdem nicht los ließ.
 

Ohne lange nachzudenken, langte er nach seinem Besen und kramte seine Zigaretten unter dem Bett hervor. Seamus Frage, ob er mit zum Training kommen würde, hatte ihm etwas wieder gegeben, was er verloren geglaubt hatte. Noch immer konnte er mit dem Gefühl Freiheit am besten umgehen, wenn er fliegen konnte. Und nun konnte er wieder fliegen. Ohne noch lange darüber nachzudenken, griff er auch noch seinen Tarnumhang und verließ sein Zimmer, um zum Quidditchfeld zu gehen.
 

Zehn Minuten später fiel das Hauptportal des Schlosses hinter ihm zu und er atmete tief durch. Entschlossen schwang er sich auf seinen Besen und schoss flach über dem Boden übers Gelände zum Qidditchstation hinüber.
 

Es war ein so unbeschreibliches Gefühl, dass er den Drang verspürte vor Freude zu jauchzen. Es mochte sein, dass er vollkommen außer Form war und ihn das Fliegen mehr anstrengte, als er jemals erwartet hatte, doch das war ihm gleich, solange er auf dem Besen sitzen konnte ohne Schmerzen zu haben. Harry flog hemmungslos rücksichtslos, bis ihm die Muskeln vor Schmerzen brannten. Erst dann ließ er sich ins Gras auf dem Quidditchfeld fallen, zündete sich eine Zigarette an und starrte gedankenverloren in den sternenklaren Himmel.
 

Laue Nachtluft, unendlicher Sternenhimmel, Zufriedenheit. Harry wusste, wohin seine Gedanken wanderten und war versucht, sie aufzuhalten, doch im letzten Moment überlegte er es sich anders. Sehnsucht, Geborgenheit, Liebe – Lüge.
 

Harry verspürte einen Kloß im Hals und schluckte ihn entschlossen hinunter. Das alles war bekannt, genau, wie das, was noch fehlte – Schuld.
 

Noch immer war er in diesem Gedankengang gefangen. Nur er hatte damals entscheiden können. Nur er hatte die Wahl gehabt und sie war ihm leicht gefallen, denn er hatte sie blind getroffen. Ohne zu prüfen, ohne zu fragen, ohne zu checken. Harry fuhr hoch und stütze seinen Kopf in seine Hände.
 

//Wer kommt denn auch schon auf so was…VERDAMMT! Wer kommt auf so was?// Er hätte darauf kommen müssen. Er hatte sich immer und immer wieder gefragt, ob er wirklich etwas hätte ändern können und jedes Mal war die Antwort ‚JA’ gewesen. Er hätte es ändern können, hätte er nur nicht versucht, einmal in seinem Leben nicht Harry Potter zu sein. Doch er war Harry Potter und die Strafe dafür, das zu ignorieren, hatte ihn ereilt.
 

Die Tränen brannten in seinen Augen und er versuchte sie wie immer zurück zu drängen, doch er konnte es nicht. Sie strömten unaufhaltsam über seine Wangen, brannten auf seiner Haut. Harry hörte auf sich dagegen zu wehren. Er umschlang seine Knie mit den Armen und presste sein Gesicht hinein.
 

Warum nur musste es noch immer so sehr wehtun? Es war lang vorbei. Das Fluchmal war nicht mehr und er war frei, doch der unendlich Schmerz blieb. Harry wusste nicht, wie er ihn loswerden könnte. Er wusste nicht, was er dagegen tun sollte. Er musste loslassen. Das hatte er begriffen und seine Chancen darauf waren niemals zuvor so groß gewesen. Trotzdem wusste er nicht wie.
 

…DU HÄTTEST ES WISSEN MÜSSEN, POTTER! DU HÄTTEST WISSEN MÜSSEN, DASS ICH DICH NIEMALS FREIWILLIG LIEBEN KÖNNTE…Und ich wette, du hast es auch gewusst…
 

Das war es, was Nacht für Nacht in seinem Kopf schrie. Dieser Vorwurf. //Wie hätte ich ahnen können, was er mit dir gemacht hat, Draco? Wie sollte ich wissen, dass du niemals eine Wahl hattest?// und dann //Was hätte es für einen Unterschied gemacht?//
 

Die Erkenntnis war bitter, doch Harry wusste, dass dann alles anders gewesen wäre. Der Unterschied lag in Schuld und Unschuld. Er hatte Draco böse Absichten unterstellt. Er war so weit gekommen, ihm fast zu glauben, aber er war nie auf die Idee gekommen, dass mehr dahinter stecken könnte. Das sprach ihn schuldig, egal, was alle anderen dachten.
 

…DU HÄTTEST WISSEN MÜSSEN, DASS ICH DICH NIEMALS FREIWILLIG LIEBEN KÖNNTE…
 

…FREIWILLIG…Das war der Dreh und Angelpunkt. An allem hatte er gezweifelt, nur nicht an Dracos Fähigkeit frei zu entscheiden. Wie krank machte es ihn, dass er sich in jemanden verlieben konnte, den er innerlich noch immer als Feind sah?
 

„VERDAMMT, VERDAMMT UND NOCHMAL VERDAMMT!!!“ Harry war auf den Beinen und versengte das Gras mit Pulsus-Flüchen. Er ließ seiner Energie freien Lauf, ließ sie aus sich heraus fließen, bis ihm vor Erschöpfung die Hände zitterten. Es nützte nichts. Die Gefühle, die ihn beherrschten wurde er nicht los.
 

Er war mitschuldig, doch er wollte nicht mehr mitschuldig sein. Er hatte teuer genug bezahlt. Er hatte sein Herz verloren und war mehr als einmal nah dran gewesen, sein Leben zu verlieren. Nichts würde jemals wieder so sein, wie es vor Draco war und doch war er mitschuldig. Draco war genauso sein Opfer, wie er Voldemorts gewesen war.
 

//Er war mein Opfer…MEIN OPFER…Warum?...Warum nur? Warum nur kann ich nicht damit aufhören?...Warum kann ich nicht aufhören ihn zu lieben?// Harry schlug die Hände vors Gesicht und fiel auf die Knie. Er wollte nicht mehr und er konnte nicht mehr, doch noch immer schien es unmöglich. //Ich muss einen Weg finden das zu beenden. Ich MUSS.// Und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte.
 

* * *
 

„Morgen, Harry, du bist blass. Hast du schlecht geschlafen?“ Harry traf Ron und Mione inzwischen jeden Morgen im Gemeinschaftsraum, um mit ihnen zum Frühstück zu gehen. Es war das erste Mal, dass Mione wieder so besorgt fragte. Harry warf ihr ein giftig, provokantes Lächeln zu, bevor er ihr den Arm um die Schulter schlang und ihr einen Kuss auf die Stirn gab.
 

„Ja ich habe schlecht geschlafen und ja ich bin blass, aber du kannst trotzdem aufhören so ein ernstes Gesicht zu machen. Es geht mir so gut, wie schon lange nicht mehr.“ Das brachte ihm von beiden Seiten einen überraschten Blick ein und Hermione konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren.
 

„Was ist passiert?“ Das Funkeln in Harrys Augen nahm noch ein wenig zu, als er sie erneut ansah.
 

„Oh…nichts besonders…Ich habe glaube ich nur endlich begriffen, dass ich wirklich frei bin!“
 

„Wieso gibt mir deine Ausdrucksweise so zu denken?“, hakte sie nach und war etwas überrascht, als sie Ron lachen hörte. Ihr Freund schupste Harrys Arm von ihrer Schulter und ersetzte ihn durch seinen eigenen. Er hatte begriffen, was Harry meinte. Man konnte nur gespannt sein, wie das ausging.
 

„Kommt schon, ich hab Hunger.“ Ron schob Hermione weiter, denn sie war stehen geblieben und Harry schloss sich ihnen an. Er wusste, er hatte nur eins zu tun: Er musste aufmerksam sein. Seine Sexualität war seit den Malfoy-Gerüchten ein offenes Geheimnis und er war sich klar, dass es schon ein paar Jungs gegeben hatte, die versucht hatten mit ihm zu flirten. Er hatte es nur ignoriert. Das würde jetzt jedoch vorbei sein.
 


 

„Ich fass es nicht.“
 

Draco verdrehte die Augen. Pansy und ihr übliches überzogenes Getue konnten einem wirklich auf die Nerven gehen. Leider gab es jedoch immer noch genug Leute in seinem Haus, die sie damit auf sich aufmerksam machte.
 

„Was ist los, Pansy?“ Millicent die mit dem Rücken zum Rest der großen Halle saß sprang wie selbstverständlich auf Pansys Ausruf an.
 

„Ich hätte es nicht geglaubt, Gerüchte hin Gerüchte her…“ Das brachte Draco dazu, die Stirn zu runzeln. Worauf wollte sie hinaus? Sie war offensichtlich nicht an ihm interessiert, denn ihre Aufmerksamkeit war über Millicents Schulter gerichtet. Er weigerte sich trotzdem ihrem Blick zu folgen.
 

„Wovon sprichst du, Pans?“
 

„Potter! Schau dir das an…“ Sie sprach nicht weiter und plötzlich hatte Draco Mühe sich weiter auf sein Frühstück zu konzentrieren.
 

„Potter und Corner?...CORNER?“ Millicent hatte weniger Probleme auszusprechen, was Pansy wohl etwas geschockt hatte. Draco versuchte es auszublocken. Es ging ihn nichts an, was Potter tat und es interessierte ihn auch nicht. „Wie?“, sprach Millicent weiter.
 

„Keine Ahnung. Er ist auf einmal aufgestanden und zu Potter rüber an den Tisch…Wir sollten Jessica interviewen.“ Jessica Morris war wie Michael Corner in Ravenclaw. „Komm schon!“ Draco hörte Pansy aufstehen und zweifelte nicht daran, dass Millicent ihrem Beispiel folgte. Er redete sich noch immer erfolgreich ein, dass ihn das nicht interessierte – bis er begriff, dass die Finger, die seine Gabel umklammerten weiß waren vor Anspannung, er schon seit dem Moment, als diese Unterredung begonnen hatte keinen Bissen mehr zu sich genommen hatte und seine Kehle sich wie zugeschnürt anfühlte.
 

Draco legte die Gabel betont ruhig aus der Hand, wischte sich die Finger an seiner Serviette ab und griff nach seiner Kaffeetasse, nur um irgendetwas zu tun. Der Appetit war ihm vollkommen vergangen.
 

//Potter und Corner also.//, bewegte er in seinem Kopf, was sich zweifellos festgefressen hatte. Es war eine leichte Übung unbeteiligt den Blick zu heben und zum Gryffindortisch hinüber zu sehen. Corner saß auf dem Platz neben Granger, zweifellos nur, um sich mit Potter zu unterhalten. Draco wollte seinen Blick einfach weiter gleiten lassen, doch es gelang ihm nicht.
 

Er blieb an Harry Potter hängen, ohne dass er auch nur eine Chance hatte, sich loszureißen. Potter lächelte, sagte etwas und begann dann richtig zu lachen und die ganze Zeit hing sein Blick an Corner, ohne dass es affektiert oder gezwungen wirkte. //Das ist falsch…das ist einfach nicht richtig.//
 

Eine Gruppe Gryffindor-Sechstklässler stand auf und versperrte Draco die Sicht. Er war beinahe dankbar dafür, denn das gab ihm die Chance aufzustehen, seine Tasche zu nehmen und die Halle zu verlassen. Er musste noch ein paar Dinge erledigen, bevor er zum Unterricht ging, etwas in der Bibliothek nachschlagen und einen Brief an seinen Vater schreiben. Dringend.
 

~
 


 

„Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist, Harry?“ Hermione kam wie immer auf den Punkt, kaum dass sie die Große Halle verlassen hatten und Michael Corner außer Sicht war. Ron verdrehte die Augen. Harry blieb stehen und sah sie ernst an.
 

„Mione, eins gleich vorn weg: Hör auf jede meiner Entscheidungen in Frage zu stellen. Ich weiß du meinst es gut. Aber was mir passt und was nicht entscheide ich selbst. Und nun zu Michael. Ob das eine gute Idee ist oder nicht, weiß ich nicht…und es interessiert mich nicht. Ich kann nur sehen, ob ich es probieren will oder nicht. Es kann was gutes sein, es kann was schlechtes sein. Das wird sich zeigen. Eins steht aber fest: es kann nur besser werden.“ Und damit wandte er sich ab und ging davon.
 

Mione schluckte, als sie ihm nach sah. Ron legte ihr den Arm um die Schulter und schob sie weiter.
 

„Er macht einen Fehler!“, konstatierte sie rein instinktiv, doch Ron entgegnete:
 

„Nein, macht er nicht. Er versucht nur sich frei zu schwimmen, wo er schon endlich die Chance dazu hat. Und das muss er wenn er Malfoy hinter sich lassen will. Du hast ihn doch gehört. Er hat den Idiot geliebt. Denkst du wirklich, dass er damit einfach so aufhören kann?“
 

„Aber er macht Michael was vor.“ Ron stoppte, drehte sie zu sich und sah sie ernst an.
 

„Mione, nicht jeder Flirt ist die Liebe fürs Leben, okay. Und Harry hat noch einen entscheidenden anderen Nachteil.“
 

„Welchen?“
 

„Er ist Harry Potter, Mione!“ Mione ließ resigniert den Kopf sinken. Sie wusste, dass Ron im Grunde Recht hatte. Was Harry versuchte, mochte nicht richtig sein, doch immerhin versuchte er es. Sie konnte nur hoffen, dass es funktionierte.
 


 

Harry schob sich auf seinen Platz in Zauberkunst. Es war noch niemand da. Er war früh dran. Mit Sicherheit hatte Hermione noch vorgehabt in die Bibliothek zu gehen, nachdem sie sie so schnell vom Frühstück weggelotst hatte. Und sie hatte ihn ohne jeden Zweifel von Michael Corner weggelotst.
 

Er stützte die Ellbogen auf den Tisch vor sich und rieb sich resigniert mit den Händen übers Gesicht. Er wusste, dass die Grundidee seines Planes wirksam sein könnte. Das Problem dabei war jedoch, dass es ihm schwer fiel. Michael war ein netter Junge, intelligent, unterhaltsam, aufgeschlossen und auf jeden Fall interessiert. Harry hatte sich gut mit ihm unterhalten, doch die Szene hatte eine Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen und das sorgte dafür, dass er sich innerlich verspannte.
 

Er wollte nicht der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit sein. Das war Punkt eins. Punkt zwei war der Blick, den er wieder einmal mit einer Deutlichkeit auf sich gespürt hatte, dass es ihm eisige Schauer über den Rücken jagte. Er musste dafür sorgen, dass Draco die verdammten Zauber wegnahm – dringend – denn es half ihm überhaupt nicht, wenn er jeden Hauch von dessen Aufmerksamkeit bis in die Tiefe seiner Seele verspürte.
 

Harry griff nach einem Blatt Pergament, kritzelte sein Anliegen darauf und sprang auf. Möglicherweise würde er zu spät in den Unterricht kommen, doch er würde diese Nachricht an Lucius sofort absenden und dazu musste er in die Eulerei um Hedwig zu finden.
 

* * *
 

Es war Zufall, dass Harry Ron in diesem Nebenraum stehen sah, als er am Abend auf dem Weg vom Abendessen in die Bibliothek war. Er stoppte fast automatisch um zu sehen, was sein Freund da tat. Es war der Raum mit den Ständen im Quidditchturnier an der Wand und im Grunde musste er sich nicht Fragen, warum Ron die Tafeln anstarrte.
 

Sie trainierten im Moment wie die Profis, dreimal die Woche und notfalls auch vier Mal, wenn es möglich war. Harry war allein für Ginny zuständig. Das Problem war, dass mach Sucherreflexe nicht trainieren konnte. Ginny war gut, ohne Zweifel, doch sie hatte ein großes Problem. Im Zweikampf war sie eine Niete. Man sollte nicht denken, dass ein Rotschopf so zurückhaltend sein konnte, doch Ginny schreckte vor jeder Attacke zurück. Das sorgte dafür, dass sie jeden Zweikampf verlor.
 

Harry versuchte sie abzuhärten. Er schupste sie, drängte sie, bremste sie aus, doch anstatt endlich zurückzuschlagen versuchte sie nur schneller zu sein. Es war ziemlich aussichtslos. Harry wusste, dass sie Hays vom Tempo her überlegen war, doch wenn sie diesen Vorteil nicht nutzen konnte, hatte sie keine Chance.
 

Aber was auch immer sich ihr Team erhoffte, Harry konnte nicht spielen. Sie hatten noch vierzehn Tage bis zu diesem letzten Spiel des Jahres, doch sein linker Arm war ganz einfach noch immer zu schwach.
 

Mit einem Seufzen betrat er den Raum und machte Ron damit auf sich aufmerksam. Er sah ihn an, schenkte ihm ein schwaches Lächeln und starrte dann wieder auf die Ergebnisse.
 

„Es bringt nichts, oder?“ Harry wusste, worauf er sich bezog.
 

„Sie ist eigentlich sehr gut, aber ich denke diese Zweikampfschwäche wird sie nicht weg bringen! Ich hab keine Ahnung wer, aber…sie ist nicht hart genug für einen Sucher.“
 

„Sie will, dass du spielst, Harry. Sie weiß, dass nur du diese Saison für uns retten könntest. Darum will sie, dass du spielst! Mal von der Zweikampfschwäche ganz abgesehen.“
 

„Ron, ich kann nicht spielen. Ich hab beinahe ein Jahr nicht mehr gespielt und mein Arm war zwei Drittel dieser Zeit in einer Fixierung.“ Harry schob den Ärmel seines Umhangs hoch und streckte seinen Arm aus. Ron musste nicht hinsehen um zu wissen, was er damit ausdrücken wollte. Der Arm war von Muskelschwund gezeichnet. Es mochte sein, dass es nicht mehr ganz so schlimm war, wie direkt nachdem der Fluch weggenommen worden war, doch noch immer konnte Ron Harrys Handgelenk problemlos mit Daumen und Zeigefinger seiner Hand umspannen.
 

„Echt zum heulen.“, ließ er sich vernehmen. Sie hatten 260 Punkte Rückstand auf Slytherin, Ravenclaw 210. Da war kein allzu großer Unterschied. Hays tönte schon seit Wochen, dass er Slytherin schlagen wollte. Das hieß, er brauchte 220 Punkte in diesem Spiel, während Gryffindor 270 bräuchte um doch noch den Quidditchpokal zu holen.
 

Harry wusste, worauf Ron spekulierte. Hays würde das Spiel ziehen, um soviel Punkte zu machen wie möglich. Das gab jedoch auch ihnen die Chance zu punkten. Am Ende wäre es dann der Schnatz, der die Entscheidung fällen würde. Das Problem war, dass Ginny genau wie gegen Malfoy kaum eine Chance gegen Hays haben würde, nicht bei der Härte, mit der die Ravens in diesem Jahr spielten.
 

Leider würde er selbst jedoch auch keine Chance gegen Ray haben. Wäre es Hufflepuff würde Harry sofort ‚Ja’ sagen. Möglicherweise würde er sich sogar ein Duell gegen Malfoy zutrauen, aber nicht gegen Hays und seine Killer-Treiber.
 

„Tut mir leid, Ron.“ Ohne seinen Freund anzusehen wandte Harry sich ab und ging davon. Es verbitterte ihn unendlich, dass er diese letzte Chance nicht nutzen konnte, doch er wusste, dass es ein Fehler wäre, seinem Freund falsche Hoffnungen zu machen.
 

Er wollte sich gerade in seinem Zimmer verschanzen und alle Türen hinter sich verriegeln, als es leise an der Tür zum Gang klopfte. Harry war versucht, es zu ignorieren, doch offenbar wusste, die Person vor der Tür, dass er hier war. Resigniert stand er auf um zu öffnen. Es überraschte ihn nicht wirklich, Hermione draußen stehen zu sehen.
 

„Harry, Ron hat mir gesagt, was vorgefallen ist.“ Ohne zu fragen drängte sie an ihm vorbei. Harry schloss die Tür ohne sie anzusehen.
 

„Ihr zwei solltet wirklich aufhören, euch so viele Gedanken um mich zu machen.“, konstatierte er müde.
 

„Darum gehst es nicht.“ Sie sah ihn an und er fragte sich, was kommen würde. Mione konnte es zweifellos einfach nicht lassen. „Es geht darum, dass ich ihm von Anfang an gesagt habe, dass du nicht spielen kannst. Ich hab ihm immer wieder gesagt, er solle aufhören, dir Druck zu machen, aber er kann es einfach nicht lassen. Und darum bin ich sauer auf ihn und hier um dir klar zu machen, dass dir absolut GAR NICHTS Leid tun muss. Denn ich weiß ganz genau, dass du dir schon wieder Vorwürfe machst, weil du das Gefühl hast dein Team hängen zu lassen, aber das kannst du im Moment nicht auch noch brauchen. Du hast genug um die Ohren, als dass du dir auch noch um diesen dämlichen Quidditchpokal Gedanken machen musst.“
 

Harry wünschte, etwas darauf erwidern zu können, doch das Problem war, dass sie mit jedem ihrer Worte Recht hatte. Ron hatte sich bestimmt einiges anhören müssen, wenn er danach urteilte, wie ärgerlich Mione war. Es erschreckte ihn schon ein bisschen, dass er sie offenbar als eine Art Gewissen brauchte, um einige Sachen richtig zu sehen.
 

Er ging hinüber zum Fenster und starrte in die Dämmerung hinaus. Hermione mochte in allen Punkten Recht haben, doch es gab etwas, was sie nicht wusste und er überlegte, ob er es ihr sagen konnte, denn Ron konnte er es nicht sagen. Hermione war jedoch grundsätzlich objektiv und darum hatte er das Gefühl, sie könnte ihn verstehen.
 

„Was würdest du sagen, wenn ich dir sage, dass ich es im Grunde wirklich unbedingt will?“, fragte er leise ohne sie anzusehen. Die Antwort war ein resigniertes Seufzen.
 

„Ich würde sagen, es wäre so etwas von erschreckend typisch für dich, dass es schon nicht mehr schlimmer geht.“ Harry schwieg. Was sollte er sagen? Sie hatte Recht. „Du willst also spielen?“, hakte sie nach.
 

„Wäre es Hufflepuff oder Slytherin, würde ich sofort spielen, Mione. Aber die verdammten Ravens spielen zu hart, als dass ich so ’ne Chance hätte.“, gestand er. „Vor allem, weil Ginny ja unbedingt nicht spielen will. Ansonsten wäre ich nicht mal auf die Idee gekommen.“
 

„Du würdest gegen Malfoy spielen, aber nicht gegen Ray?“
 

„Lächerlich, nicht wahr? Aber es ist einfach zu erklären. Malfoy hält sich an gewisse moralische Grundsätze. Ray tut das nicht. Er will nur gewinnen. Um jeden Preis.“
 

Manchmal musste Hermione sich eingestehen, dass sie Harrys präzise Einschätzung von Menschen erschreckte. Sein Blick für moralische Prinzipien schockierte sie und ließ sie gleichzeitig begreifen, warum er zu Beginn des Schuljahres so ein enormes Problem mit ihr gehabt hatte. Was sie getan hatte, hatte mit Moral und Ehrlichkeit nichts zu tun gehabt. Und wenn sie es aus seinem Blickwinkel betrachtete, musste sie ihm Recht geben. Kein Hogwarts-Team spielte so hart und rücksichtslos wie die Ravens. „Glaubst du, dass ich es schaffen könnte?“ fragte er da jedoch und riss sie rücksichtslos aus ihren Gedanken.
 

„Ich weiß es nicht, aber ich kenn jemanden, der es sicher sagen kann!“ Harry sah sie überrascht an und Mione lies ein grimmiges Gesicht sehen, bevor sie ihm einen Klaps gab. „Schau mich nicht so an. Du weißt ganz genau, dass ich fast alles für dich tun würde.“ Das ersetzte die Überraschung mit einer liebenswerten Selbstgefälligkeit.
 

Schon einen Tag später fragte sich Harry jedoch, warum er sich freiwillig in die Hölle gewünscht hatte. Hermione hatte ihre bevorzugte Geheimwaffe aufgefahren. Sie hatte zwei Namen: Fred und George. Dann hatte sie als Schulsprecherin Minerva McGonagall mit der Aussicht auf den Quidditchpokal bestochen und die Erlaubnis eingeholt, dass sie morgens zwischen fünf und sieben Uhr das Quidditchfeld benutzen durften. Die Chance, dass jemand um diese Zeit mitbekam, was sie taten war beinahe Null, doch Mione war auch noch entschlossen das ganze mit der Karte des Rumtreibers zu überwachen.
 

Es hatte sich nach Spaß angehört, doch schon als Harry die erste Stunde Training hinter sich hatte, wusste er, dass es kein Spaß werden würde. Seine Mängel waren ganz einfach zu gravierend. Das hatte sogar die beiden Weasleys erschreckt. Harry war schon da klar, dass seine Chancen schlecht standen, doch er war der letzte, der aufgeben würde. Er würde das durchziehen. Entweder konnte er spielen oder nicht. Und er würde alles tun, um es zu schaffen, selbst wenn er für seinen Arm eine Creme von Madam Pomfrey brauchte, um den Muskelkater unter Kontrolle zu bringen.
 

* * *
 

„Was verdammt noch mal treibst du eigentlich, dass du jeden Abend so fertig bist, Harry?“ Michael sah Harry von der Seite an. Es war das dritte Mal, dass sie sich trotz Harrys zunehmender, abendlicher Müdigkeit an einer schwer einsichtlichen Stelle am See trafen. Das frühe Aufstehen forderte seinen Tribut, vor allem, wenn es abends später wurde. Michael empfand ihr Verhältnis inzwischen etwas verspannt, doch noch hatte er nicht die Absicht einfach so aufzugeben.
 

„Ich versuche einem Freund zu helfen. Ist ein bisschen stressig.“, erklärte Harry und starrte auf den See hinaus. Er wusste, dass Michael enttäuscht war. Er war es ja selbst.
 

„Und wer ist dieser Freund, wenn ich fragen darf.“ Das sorgte bei Harry für ein leises Lachen. Er würde einem Ravenclaw garantiert nicht sagen, dass er die Absicht hatte, Ravenclaw die Aussicht auf den Quidditchpokal zu vermasseln.
 

„Darfst du nicht, sorry…das kann ich dir wirklich nicht verraten.“ Er sah Michael an und lächelte entschuldigend. Dieses verflixte Lächeln war es, das jeden Zweifel am Sinn dieser versuchten Verführung von Seiten Michaels mit links auslöschen konnte. Ohne nachzudenken schob er Harry nach hinten ins Gras, beugte sich über ihn und küsste ihn, nur um sich noch einmal gedanklich zu korrigieren. Es war das Lächeln und Harrys Küsse. Wer auch immer nun wirklich schon mit ihm zusammen gewesen war, Michael beneidete die Person, vor allem, wenn es tatsächlich Malfoy gewesen sein sollte, denn dieser war der letzte, der einen Kerl wie Harry verdiente.
 


 

Es war ein unglücklicher Zufall, dass Draco ausgerechnet in dem Moment aus dem Hauptportal des Schlosses trat um zum Quidditchfeld zu gehen, als Michael Corner Potter ganz klar übermütig in eine Mauernische zog. Am Sinn dieser Aktion blieben Draco keinerlei Zweifel.
 

Erneut hatte er dieses Imperius-Gefühl, das er schon verspürt hatte, als er die beiden zum ersten Mal zusammen in der Großen Halle gesehen hatte. Anders, als Fremdeinfluss konnte er sich leider nicht erklären, dass er bei diesen Szenen so abgrundtief ärgerlich wurde. Theoretisch könnte man es auch als Eifersucht bezeichnen, doch Draco weigerte sich im Moment vehement, auch nur so zu denken.
 

Er hatte seinem Vater geschrieben, er hatte mit Professor Snape gesprochen und er hatte Bücher gewälzt, um zu begreifen, was mit ihm vorging. Es konnten seiner Ansicht nach nur Überbleibsel von Voldemorts Flüchen und Giften sein, die diese Reaktionen verursachten. Leider sagten drei voneinander unabhängige Parteien jedoch etwas anderes. Lucius bekräftigte, dass alle Zauber außer dem Ligamentum und dem Obscurus von ihm genommen worden waren. Dumbledore hatte das mehrfach überprüft. Snape stellte klar, dass Venenum Evanesco stark genug war, jedes Gift, das daran gebunden war aus seinem Blut verschwinden zu lassen und Draco hatte zu diesem Zeitpunkt ja auch gespürt, wie seine Unterwürfigkeit nach dem Zauber regelrecht verpufft war. Und die verdammten Bücher, alle, die er in den letzten Tagen gewälzt hatte, bestätigten ebenfalls nur, was sein Vater und Professor Snape gesagt hatten.
 

Es war frustrierend, doch die eine Erkenntnis, die blieb, war die letzte, die er hören wollte. Sie deckte sich mit der Antwort auf die Frage seines Vaters, die das ganze Dilemma zu Anfang komplett gemacht hatte: Und diesmal?
 

Draco machte auf dem Absatz kehrt, schlug die Portaltür regelrecht hinter sich zu und stürmte mit langen Schritten in Richtung der Slytheringemeinschaftsräume davon. Er würde sich nicht damit auseinander setzen. Er würde nicht darüber nachdenken, was in diesem Schuljahr zwischen ihm und Potter gelaufen war.
 

Es war unmöglich. Es war eine Beleidigung. Er würde das niemals zulassen. NIEMALS. Was Potter ihm angetan hatte, war nicht wieder gut zu machen. Es gab kein zurück und dabei würde er es belassen.
 


 

Harrys Kopf tauchte aus der Nische auf, als er das Zuschlagen des Portals hörte. Er war sich nicht sicher, was er zuvor dort gesehen hatte, denn Michael hatte ihn zu sehr abgelenkt, doch es irritierte ihn.
 

„Was ist nun schon wieder, Harry? Du führst dich auf, als habe dir jemand zuviel Aufpäppeltrank gegeben.“ Michaels Hände schoben sich in Harrys Nacken und zogen ihn zurück in die Nische, um da weiter zumachen, wo Harrys Gezappel sie gerade unterbrochen hatte. Der Schwarzhaarige grinste ihn amüsiert an.
 

„Ich dachte, du müsstest noch was lernen?“ Michael warf ihm nur einen giften Blick zu und murmelte, bevor er ihn erneut küsste:
 

„Ich bin doch grad dabei.“ Harrys Augen fielen zu, als er sich in diesen Kuss fallen ließ. Im Moment schäumten seine Gefühle regelrecht über, denn nachdem er es erst einmal geschafft hatte vor einer Weile am See seine Erinnerungen zu verdrängen, hatte er festgestellt, dass sein Plan tatsächlich funktioniert.
 

Ablenkung war wahrhaftig der beste Weg über die Vergangenheit hinwegzukommen und eins musste er Michael zugestehen, so zurückhaltend er allgemein auch wirkte, er war hervorragend darin, ihn von allem anderen, was ihn belastete abzulenken.
 

Harry grinste in den Kuss, wendete das Blatt, indem er nun Michael gegen die Mauer schob und die Kontrolle übernahm und wurde sich klar darüber, dass er eine Chance hatte. Mehr konnte er sich nicht erhoffen.
 


 

tbc



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