Er lachte leise. "Was Sie nicht sagen", erwiderte er trocken. "Dann ist das wohl kein günstiger Zeitpunkt, Sie zu fragen, ob Sie mich heute Nacht in meine Wohnung begleiten?"
Er schaute zurück zu seinem Wagen. Seine kleine Tochter starrte mittlerweile neugierig zu uns herüber und er lächelte, als sich ihre Blicke trafen. Das versetzte mir einen Stich ins Herz, den ich nicht vorausgesehen hatte.
"Wir haben heute eine neue Geschichte angefangen. Frau Meier hat gesagt, das nennt sich 'Kurzgeschichte', aber die ist gar nicht so kurz. Ganze zwei Seiten lang im Lesebuch."
Dabei kichern sie, und sagen immer wieder Wörter wie "Ihh" und "Wie eklig" und "So eine Missgeburt". Absichtlich laut, damit es auch jeder hören kann. Auch sie.
Vor allem sie.
Er begegnete ihrem verängstigten Blick, als sie ihn entsetzt musterte, und ihre Wangen waren ganz rot. Die Röte reichte sogar bis zu den Ohrläppchen, was er irgendwie süß fand.
"Ich sehe bestimmt aus wie ein Idiot...", sagte ich verlegen und wich seinem freundlichen Blick aus, der immer noch aufmerksam auf mir ruhte.
"So ein Unsinn", widersprach er und lächelte mir wieder aufmunternd zu. "Pflaster stehen Ihnen unheimlich gut."
"Mit Doppelbett für..." Er kicherte wie ein kleines Schulmädchen, "extra viel Vergnügen."
Feli verdrehte die Augen und Zirion schaute finster drein. "Es wird alles andere als das."
"Ich kann ihn ja schlecht fragen", erwiderte Sophie trocken. "'Hi Chris. Du sag mal, das mit dem Kino. Ist das ein Date oder nur so ein Treffen zwischen Freunden?' Oder wie stellst du dir das vor?"
"Wieso machen wir das bloß?", stöhne ich gequält, ziehe mein Bein aus dem Schlamm und betrachte unglücklich meinen ehemals weißen, nun braun-grünen Schuh. Ekelhaft.
"Sag, dass das nicht wahr ist!", stieß Zoey schließlich flehend hervor.
Josh's Blick schien irgendwie leer. "Es ist nicht wahr", sagte er tonlos, mechanisch.
"Darum ging es mir nicht", sagte sie trotzig, ihre Verlegenheit versteckend, weil er sie durchschaut hatte. Einfach so. Natürlich war er nicht nackt. Aber man konnte ja nie wissen...
Er hieß sicherlich Fritz. Alle Tauben hießen Fritz. Auch in dieser Hinsicht glänzten diese fetten Vögel nämlich nicht gerade durch ihre Intelligenz und ihren Einfallsreichtum.
Er mochte Kinder und Hunde, kleidete sich immer angemessen, behandelte alle zuvorkommend und mit Respekt und sah höflich weg, wenn jemandem etwas Peinliches passierte. Und gleich würde sie sein Herz in Stücke reißen. Unwiederbringlich.
Von seiner derzeitigen Position hatte er den verschneiten Kirchturm gut im Blick. Die große Uhr schien ihn regelrecht zu verspotten, verhöhnte ihn, während der Sekundenzeiger unaufhaltsam weitertickte, scheinbar, um ihn nervös zu machen.