Als Jodie die Nachricht ihres Kollegen bekam, war sie in Alarmbereitschaft. Sie wusste zwar, dass Shuichi häufig in der Nacht tätig war, aber er hatte sie nie als Hilfe angefordert und schon gar nicht zu sich nach Hause gebeten.
Jodie seufzte leise auf. Sie war gefrustet und fühlte sich gedemütigt. Immer war ihnen die Organisation einen Schritt voraus und es war egal, was sie taten. Sie schafften es einfach nicht. Und dann war da noch Shuichi.
Immer wenn Jodie eine neue Idee ausbrütete, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie es nicht ohne Hilfe schaffte. Und dann rief sie immer Shuichi an. Nur war es dieses Mal schlimmer. Sie wollte backen. Kekse zum Weihnachtsfest.
Nervös und voller Unbehagen saß Angela auf dem Sofa in ihrem Hotelzimmer und starrte auf ihre Hände. In ihrem Magen rumorte es, obwohl sie seit Stunden nichts mehr zu sich nehmen konnte. Die Sorge um ihren Mann trieb sie nahezu in die Verzweiflung, aber sie musste stark sein.
Endlich zu Hause, dachte sich das Mädchen. Es war ein langer Tag gewesen und sie mochte einfach nicht mehr weiter machen. Der Unterricht zog sich viel zu lange hin, die Tage gingen nur langsam voran und immer wieder stand sie im Labor und arbeitet.
Jodie schlich die Treppen hinunter. Die 17-Jährige Tochter von FBI Special Agent Starling achtete darauf, dass sie beim Gehen kaum Geräusche machte. Sobald sie auf der untersten Stufe ankam, ließ sie ihren Blick in Richtung des Wohnzimmers schweifen.
„Das ist genau das, was ich nicht will. Hören Sie es? Ich will das NICHT, was Sie mir hier vorschlagen. Ich will, dass Sie mich endlich beim FBI aufnehmen, egal wie“, entgegnete Jodie energisch. Diesmal schlug sie auf den Tisch und sah ihn an.
Das Wetter war nahezu perfekt. Perfekt für ein Date mit Shuichi. Doch leider war es kein Date. Zumindest nicht offiziell.
Die Sonnenstrahlen umspielten Jodies Gesicht während nur wenig schneeweiße Wolken langsam am hellblauen Himmel dahinzogen.
Jodie hörte ein Piepen. Es begann ganz leise und wurde dann immer lauter. Das Geräusch wurde unerträglich und sie hatte keine Ahnung, wie sie es ausschalten konnte. Außerdem kreischte es in ihrem Kopf. Jodie fühlte sich benebelt und hatte keine Ahnung, was passiert war.
Er packte sie mit beiden Händen um die Kehle und schüttelte sie wie ein tollwütiger Hund. „Hast du wirklich gedacht, du könntest mir entkommen?“, seine kalte Stimme hallte durch den Raum.
Im Schutz der Dunkelheit beobachtete Vermouth – die in Wahrheit die Schauspielerin Sharon Vineyard war – das Haus der Familie Starling. Ein Foto des Hausherren hing an ihrem Rückspiegel. Ein rotes X zierte sein Gesicht und stellte ihr aktuelles Ziel dar.
Jodie stieg aus ihrem Wagen und schlug die Tür zu. Mit einem Druck auf ihren Schlüssel verriegelte sie diese unverzüglich. Ihr Blick ging sofort zu dem großen Gebäudekomplex.
„Was? Das ist nicht dein Ernst“, sprach die blonde Frau. Mit einem Mal, mit jenen Worten, die sie vor wenigen Sekunden hörte, wurde sie blass, ihr Gesicht schien entgleist zu sein und Fassungslosigkeit überkam sie.
Anokata, war sein Name für all die, die ihn nicht kannten oder nicht kennen sollten, saß in seinem Büro, er blickte auf den Computer vor sich und grinste leicht. Auf seinem Bildschirm hatte er die alte Akte über das APTX aufgeschlagen...
Tuuut. Tuuut. Tuuut.
Die ganze Zeit.
Ziemlich genervt hielt der, in Schwarz gekleidete Mann, den Hörer an sein Ohr. Langsam drückte er mit der linken Hand diesen zusammen. In diesem Augenblick war der sehnlichste Wunsch die Zerstörung des Telefons.
Aber nein.
Jodie fuhr gerne Zug. Doch in den letzten Jahren musste sie immer mehr auf dieses Verkehrsmittel verzichten. Die Gründe waren vielseitig. Zum einen war sie nahezu auf ihr Auto angewiesen und zum anderen gab es für weitere Entfernungen andere Transportwege.
Shuichi fühlte sich müde und erschöpft. Der Tag war zweifelsohne lang und seine Auseinandersetzung mit Bourbon machte es nicht gerade besser. Doch er musste funktionieren, denn ansonsten würde er keine Leben retten können.
Er betrachtete sein Spiegelbild. Schwarze Stoffhose. Weißes Hemd. Schwarzes Jackett. Herausgeputzt. Und obwohl er sich selbst im Spiegel erkannte, stand doch jemand anderes vor ihm. Und dennoch würde er diesen Tag durchstehen. Für sie.
Seine Augen funkelten, während der Langhaarige auf die blonde Schauspielerin blickte. Vermouth, so war ihr Codename unter ihnen gewesen, war die perfekte Frau für ihn.
Ohne das Gesicht zu verziehen, schaute er auf die Kreuzung, sie war belebt mit Menschen und alten Erinnerungen kehrten wieder zurück, Erinnerungen, die besser für immer verschlossen geblieben wären...
Ich lade dich nach Yokohama ein. Komm alleine und bringe kein Wissen sowie deine Fähigkeiten als Detektiv mit. Du wirst merken, es werden unvergessliche Tage sein.