„Gut, dann fang mal an.“ Ich verschränkte die Arme und warf ihm einen auffordernden Blick zu, den er wegen der Dunkelheit nicht bemerkt hatte, da er den Strahl der Taschenlampe auf den Boden gerichtet hatte.
„Lass mich.“ Ich wollte nicht darüber reden, merkte er das nicht? Sollte ich es mir auf mein T-Shirt drucken lassen, Keine Gespräche über geile Typen aus der Bahn, wie sah das denn aus?
Das hatte ich in all den Jahren, jeden Tag, jede Nacht hier wahrgenommen und ich versuchte mein Möglichstes, den Seelen ihre Existenz wenigstens ein bisschen angenehm zu machen.
„Fass ihn nicht an, verdammt!“ Schon wieder Attila, dem schien es wirklich Spaß zu machen, Fabio anzuschreien.
„Aber...“
„Halt die Klappe und hau ab, ich will deine dumme Fresse heute nicht mehr sehen!“
„Man kanns mal ausprobieren.“ Zwar wäre dann mein nicht vorhandener Ruf endgültig am Arsch und meine Freundschaft zu Val sicher gleich mit, aber das interessierte mich im Moment so was von gar nicht, das glaubte man kaum.
„Willst du wissen, warum ich plötzlich so gereizt und aggressiv bin, Esko?“ Schlagartig ließ Steve von ihm ab, beugte sich über ihn und schob seine Oberlippe ein wenig nach oben.
Egal ob ich mir die Haare grasgrün färbte, mich von Zoe mit ihrem Make up 'verschönern' ließ oder das Kreuz in der Eingangshalle etwas aufpimpte, indem ich es mit Nieten beklebte und falsch herum wieder aufhängte.
„Warum? Ist doch keiner zuhause“, tat Stan seine Bedenken ab, ging zu einem Spiegel, der an der Wand hing, nahm ihn von seinem Haken und warf ihn auf den Boden.
Die Tussi war von einem auf den anderen Tag davon, ich wäre beinahe von der Schule geflogen und meine Eltern warfen mich raus.
Schöne Voraussetzungen für mein weiteres Leben.
„Chris, warum hast du eigentlich eine Freundin, wenn sie dich immer anrufen und dir hinterher rennen muss? Ist doch scheiße für sie“, meinte Tamara und sah mich herausfordernd an.
Immanuel, der 'vorhergesagte Name des kommenden Messias', übersetzt heißt es angeblich 'Gott sei mit uns', irgendein berühmter Mensch hieß so... Dumm nur, dass ich auf Religion pfeife und der letzte bin, den man als Messias ansehen kann.
Aus Höflichkeit antworte ich, aber ich hoffe, dass man aus der Kürze und dem Punkt dahinter keine große Begeisterung herauslesen kann. Der nervigste Nachteil am Internet: Man kann nie genau einschätzen, wie der Gegenüber seine Aussage meint.
Dass er von dieser Offenbarung nicht besonders erfreut wäre, ist noch sehr positiv ausgedrückt.
Kein Kerl will von seinem besten Freund solche Geständnisse hören.
Eigentlich hatte ich gehofft, mit ihm zusammen die Schule abzuschließen und irgendwo zu studieren, vielleicht auch im Ausland. Aber daraus wurde erst einmal nichts, weil seine Mutter in Berlin eine Stelle gefunden hatte.
Natürlich ist mir klar gewesen, dass dieser Vorschlag sofort auf Zustimmung trifft; sobald der Herbst die ersten Blätter von den Bäumen segeln lässt, gibt es kaum noch etwas, was Noemi und mich lang genug im Haus hält.
„Das kannst du mir ja gleich beweisen.“ Mit einem kurzen Blick in die Richtung der Hütten vergewisserte sich Leco, dass sie einigermaßen unbeobachtet waren. „Zieh dich aus.“
„Kommst du morgen wieder?“ Er hört sich ziemlich hoffnungsvoll an, weshalb ich es nicht übers Herz bringe, seine Bitte abzuschlagen, und kurz nicke. Hier kann ich ungestört rauchen und werde nicht von bösen Eltern genervt.
„Nein, weiß ich nicht, Ben!“, schleuderte er mir an den Kopf. „Ich will dich nicht sehen, ich will nicht mir dir reden, ich will einfach vor dir meine Ruhe haben.“