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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier wieder Kieran und Nico =) Komplett anzeigen

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Ostern in Cambridge - Raubtier

Kieran

Wie so oft wurde Kieran wieder einmal erst bewusst, was er sagte, als er es schon ausgesprochen hatte. Aber zum einen war er einfach nur ehrlich, zum anderen hatte er das Gefühl gehabt, dass Dominico dem König zwar nahestand, das Gehabe allerdings nur als lästige Notwendigkeit ansah und den König durchaus reflektiert betrachtete. Gleichzeitig vertraute er dem anderen auf unbedachte Weise, was ihn selbst auch wunderte. Und Dominico führte ihm gekonnt vor Augen, dass dieses naive Vertrauen auch wirklich nur bedingt angebracht war. Kieran konnte sich glücklich schätzen, dass jener erneut Nachsicht walten ließ.

Die anfängliche Überraschung, die aus Dominicos Gesicht sprach, als er ihn einlud, wich beim tadelnden Ton, Kieran wisse zu wenig von Männern seines Standes und nun war es Kieran, dem die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand. Nico sagte nicht ab, verschob das Essen allerdings auf in zwei Tagen. Kierans Blick folgte kurz dem des anderen zur Turmuhr, dann nickte er. "Wir werden bis nach Ostern hier sein", bestätigte er dem anderen, dass er anzutreffen sein würde. "Eine gute Zeit bis dahin", wünschte er automatisch ohne über seine Worte nachzudenken, denn er war noch immer etwas überrascht. Und so blickte er dem Mann hinterher, der ihm nicht wie ein Engel erscheinen würde, wenn er ihm nicht gestern Abend wie ein Teufel erschienen wäre. Diese Ambivalenz verwirrte Kieran, anders konnte er es nicht sagen.

"Scheiße!", entwich es ihm mit einem Mal, als ihm einfiel, es versäumt zu haben, sein Bild zurückzufordern. Solange der andere es besäße, hatte jener jederzeit die Möglichkeit ihn dorthin zurückzubringen, wo er heute Morgen noch gesteckt hatte. Nun, wenn jener übermorgen tatsächlich käme, dann würde er es einfordern, definitiv.
 

Seine Rückkehr zu seiner Familie war genauso schön wie unangenehm. Nachdem er sich zunächst von Timothy eine Predigt über Verantwortung, Höflichkeit, Erwachsen Sein und Demut anhören durfte, in der ihm klargemacht wurde, dass er sich weder erlauben durfte, den Adel zu verärgern, noch der Familie Schaden durfte, schloss ihn dieser letztlich in die Arme und gab Preis, dass sie sich große Sorgen gemacht hätten, weil sie aufgrund des Verbotes, ihre Show mit dem Feuer aufführen zu dürfen, Angst hatten, dass Kieran womöglich im Kerker gelandet sei.

Kieran erzählte ihnen, was geschehen war, zumindest teilweise. Ein paar Kleinigkeiten ließ er aus oder änderte sie. Die Nacht hatte er in der Bibliothek verbracht, weil er es nicht rechtzeitig aus der Stadt geschafft habe. Dominico Sforza wäre letztlich mehr an seinen heilenden Fähigkeiten interessiert gewesen, als an seiner Akrobatik und habe sein Versprechen, ihn in den höheren Kreisen einzuführen insofern wahrgemacht, als dass er ihn dem König vorgestellt habe, der seine Dienste gleich in Anspruch genommen hätte und ihm Abschriften versprochen habe.

Dass es ein wenig anders verlaufen war, und dass er nun auch Kerker-Erfahrungen hatte, verschwieg er lieber.

Er erzählte, dass er Dominico als Dank für seine Gunst, zum Essen eingeladen zu haben, was dieser in zwei Tagen wahrnehmen wolle. Dann holte ihn der Alltag wieder ein. Die schönen Kleidungsstücke wusch ihm seine Mutter und er legte sie zurecht, falls Nico wirklich käme, aber mit jeder Stunde die verstrich wurde Kieran klarer, dass jener das wohl nur aus Höflichkeit gesagt hatte.

Er dachte viel darüber nach, was hinsichtlich seines Treffens mit Dominico noch auf ihn zukäme, ob noch etwas auf ihn zukäme und wunderte sich nachwievor, wie ihn der andere einfach so hatte gegen lassen können, schließlich hatte er seine Schuld nicht beglichen und konnte jetzt aber doch einfach weiterziehen.

Am Morgen des verabredeten Tages ging Kieran in der Cam baden an einem Ort etwas abseits, zu dem er mit Niamh hin ritt, um etwas Ruhe zu haben. Seine Leute waren etwas nervös wegen des angekündigten Besuches, nur seine Mutter schien unerschütterlich und kochte in aller Ruhe das Essen, das sie für den hohen Gast und Gönner ihres Sohnes angemessen empfand. Kieran zog sich nach dem Bad etwas besser an. Eine Show würde es heute erst abends geben, denn nach der Messe wurde traditionell erstmal Ruhe in Cambridge gewahrt.

Und nun hieß es warten, ob Dominico Sforza tatsächlich käme. Kieran hatte jedoch keine Zeit, zur Ruhe zu kommen, denn dadurch, dass zur Ostermesse die Gaukler aus der Stadt verbannt waren, gab es einige, die die Zeit nutzten, um sich von ihm behandeln zu lassen. Und so wurde er bald um Hilfe gebeten und war er in den Zelten unterwegs, um denjenigen zu helfen, die krank waren. Dennoch lauschte er den Glocken, um nicht zu spät zurück zu kommen.

Sich zu früh in die besseren Klamotten geschlüpft zu sein erwies sich nun jedoch als dumm, denn es blieb nicht aus, dass man sich schmutzig machte, wenn man Verletzungen behandelte und so kehrte er schließlich in ihr Lager zurück und wusch sich erneut und zog sich gerade noch einmal um, als er hörte, wie sein Vater Dominico mit einem "Mr. Sforza, willkommen in unserem bescheidenen Heim." begrüßte. Kieran schnappte sich ein Hemd und verließ sein Zelt, es sich schnell überziehend, um zu jenem zu gehen, an dessen Kommen er gezweifelt hatte. "Ich bin Timothy Carney, der Ziehvater von Kieran. Mein Sohn Fatih wird euch euer Pferd abnehmen", hörte er seinen Vater weiterreden. Kierans Blick glitt über Dominico, der sich dezent gekleidet hatte und dessen Auftreten alles andere als protzig oder überheblich war. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen ob der Szene, die so seltsam anmutete, dann eilte er sich, zu Dominico aufzuschließen und ihn nun seinerseits zu begrüßen. "Ich hätte nicht erwartet, dass Ihr kommt." Den tadelnden Blick seines Vaters ignorierte er. "Aber ich freue mich, dass Ihr hier seid." Ja, es freute ihn wirklich.

Seine Mutter trat zu ihnen. "Lasst den jungen Mann erstmal ankommen", befahl sie und sie ergriff ohne Scheu Nicos Hand, um ihn zu dem Zentrum ihres Lagers zu führen, wo sich um die zentrale Feuerstelle Sitzgelegenheiten befanden. Sie hatten vereinbart, dass nicht die ganze Familie da sein würde, sondern nur Timothy, seine Mutter Darin und Fatih als sein bester Freund. Sie wollten Mr. Sforza nicht mit allen Familienmitgliedern überfordern.

Seine Dada bat Dominico sich zu setzen. Sie war eine resolute, bestimmte Frau, deren Lebenserfahrung man ihr ansah. "Ich danke euch, dass ihr Kieran seinen Wunsch, Arzt zu werden, wieder nähergebracht habt." Sie lächelte ihn an. "Ich hoffe, Ihr habt Hunger und Ihr mögt Huhn."
 

Dominico Sforza

Nico war in das Lager hineingeritten und ziemlich sofort der Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er ging damit zum wie alle Adligen die in diesem Stande aufgewachsen waren: Er ignorierte es. Es brachte auch nichts genauso zurück zu starren. Was konnte man damit schon erreichen? Die Leute wussten mit ziemlicher Sicherheit wer er war und ein jeder von ihnen hatte seine ganz eigene Meinung zu ihm. Sicher gab es dort diejenigen, die ihn um alles erleichtern wollte was wert hatte. Die, die Leute wie ihn hassten und die ihnen das Geld, die Macht und den Einfluss neideten, den Männer wie Nico niemals selbst erwirtschaftet, sondern geerbt hatten. Neid und Missgunst ihm gegenüber waren Nico nur allzu gut bekannt, dabei gab er eigentlich gern von dem was er hatte, wenn es denn einen wirklichen Grund gab und nicht nur pures "wollen". Es gab also diejenigen, die sein Pferd musterten und seine Kleidung um zu sehen ob es etwas von Wert gab. Es gab die, die ihn bewunderten. Sein Pferd, seinen Gang, seine Kleidung, sein Auftreten - so als sei er etwas aus einer anderen Welt, zu der sie keinen Zugang hatten. Und es gab die, denen er einfach egal war - und genau die waren Nico am liebsten. Er hasste es ZU sehr beachtet zu werden, denn dann konnte man selbst viel weniger beobachten. Deswegen hatte er auch einen Auftritt gewählt der die Menschen hier nicht vor den Kopf stieß. Er war weit davon entfernt so zu tun als gehöre er zu ihnen - denn das tat er einfach nicht. Und es war lächerlich so zu tun als gehöre man zu einer Gruppe, selbst wenn man manchmal keinen innigeren Wunsch hegte - man gehörte nicht dazu, solange die Gruppe nicht wollte das man dazu gehörte.

Nico schwang sich gerade vom Pferd als Kierans Ziehvater bereits auf ihn zukam und Nico ergriff die angebotene Hand ehe er ihm kurz in Andeutung einer Verneigung zunickte. "Es freut mich euer Gast sein zu dürfen", erwiderte Nico höflich und offen. Er reichte Fatih die Zügel des Pferdes der es kurz darauf schon davon führte und dann war auch schon Kieran neben ihm. Er trug nur die Hose die Nico ihm gegeben hatte, das Hemd war ein anderes. Nico registrierte es lediglich, sagte aber nichts dazu. Stattdessen zog er amüsiert einen Mundwinkel nach oben. "Natürlich habt ihr nicht damit gerechnet das ich komme. Es wäre ja nicht das erste Mal, das ihr nach mir fordert und ich dann unerwarteter Weise wirklich erscheine, oder?" Er zwinkerte ihm zu. Zwar nahm er das Wort Kerker nicht in den Mund, doch er sprach es in einer für sie beide verständlichen Sprache an um zu sehen, ob Kieran seinen Eltern von dem Ausflug hinter schwedische Gardinen gebeichtet hatte oder nicht. Er begrüßte Kierans Mutter mehr nebenbei um die Reaktion seines Gastgebers mitzubekommen und ließ sich danach von ihr zum Feuer führen. Er nahm an dem massiven Tisch Platz der dort stand und ließ sich einschenken. Wein, sicher nicht der beste, aber er roch doch sehr angenehm. Nico musste leise lachen. "Ach, nicht der Rede wert. Es gibt viel zu wenige gute Ärzte und die meisten jungen Männer die schließlich aus gutem Hause doch studieren tun es auf Wunsch ihrer Väter um sich später im Parlament ihren Aristokratenhintern platt zu sitzen - die wenigsten wollen wirklich mit Patienten arbeiten und wenn man jemanden findet, dem so viel an der Sache liegt, dann sollte man es schon in Anbetracht der eigenen Sterblichkeit unterstützen, meint ihr nicht? Und ja, ich habe Hunger und ich liebe Huhn - es duftet bereits wirklich köstlich. Aber bevor sich jetzt alle wie ausgehungerte Wölfe auf das Essen stürzen möchte ich doch noch gerne mein Gastgeschenk loswerden..." Nico konnte sich erstaunlich gut an Gegebenheiten anpassen. Während er bei Henry feinste Höfische Umgangsformen beherrschte und eigentlich nie aus der Rolle fiel, so war er hier lockerer und offener. Es war eine Fähigkeit, die im Zweifel über Leben und Tod entscheiden konnte - in jeder Situation die richtigen Worte zu finden war nicht immer leicht und Nico hatte sein ganzes Leben lang daran gefeilt für die meisten Situationen eine passende Rolle für sich zu finden. Jedes Mal war es er selbst, doch er konnte kaum sagen was am meisten er selbst war.

Jetzt nahm er seine Satteltasche von der Schulter die er sich übergeworfen hatte als er abgestiegen war und öffnete sie. Es waren zum einen die Abschriften für Kieran die er ihm hinhielt. "Von seiner Majestät mit verbindlichstem Dank und seinen besten Wünschen-" und dann zog er noch eine weitere Rolle hervor. Er wusste, dass er der Verursacher gewesen war der ein Verbot der Feuershow innerhalb der Stadtmauer durchgesetzt hatte - und das war nur recht so, denn Feuer in der Stadt war wirklich ein großes Risiko - doch er hatte andere Möglichkeiten dafür vielleicht eine Art Entschädigung für diese Schaustellerfamilie zu erstellen. Den gefalteten und versiegelten Brief reichte er jetzt Timothy. Weil er nicht wusste ob der Mann lesen konnte, sagte er besser gleich was darinstand. So konnte der Mann im Zweifel so tun als habe er es gelesen und sich darüber freuen ohne peinlich berührt darum bitten zu müssen, dass Kieran vorlas.

"Der König plant im Laufe des kommenden Jahres einige Feierlichkeiten. Wenn wir von der möglichen Hochzeit mit seiner Mätresse Boleyn absehen so ist da immer noch die Himmelfahrt unseres Erlösers die Feierlichkeiten zum Sommerbeginn und nicht zuletzt die großen Spiele anlässlich des Besuches von König Francis und schließlich auch der Diplomaten aus Spanien und dem Kaiserreich. Da eure Darbietungen schon jetzt ganz Cambridge verzaubern dachte ich mir, es sei eine gute Idee euch auch in London zu engagieren. Der König war ebenfalls dieser Meinung und mit diesem Schriftstück haltet ihr die Erlaubnis in Händen als Einzige innerhalb der Stadtmauern und innerhalb der königlichen Bankette für Unterhaltung zu sorgen."

So. Nun war die Bombe geplatzt und in Nicos Augen blitzte ein herausfordernder Funke in Kierans Richtung. Abhängigkeit, ein Wort das der junge Mann so unglaublich hasste wie Nico selbst. Und noch eines: Misstrauen. Kieran war so unglaublich misstrauisch gewesen und hatte ihm alles Schlechte vorgeworfen und damit auch noch recht gehabt. Doch Nico konnte dagegenhalten und dieses Angebot war kaum auszuschlagen. Zumal es keine Verpflichtung im rechtlichen Sinne war - nur ein Angebot das eingelöst werden konnte. So viel zu er nehme diese Sache nicht ernst genug.
 

Kieran

Kieran musste unweigerlich schmunzeln, als Dominico ihn daran erinnerte, dass er die selben Worte schon einmal in einer ganz anderen Situation ausgesprochen hatte. Genau wie im Kerker war er auch hier dennoch ehrlich überrascht aber auf eine ganz andere Art und Weise erfreut darüber, dass der andere gekommen war. Gleichzeitig sah er den fragenden Blick seines Vaters, der sein Lächeln wegwischte. Kurz blieben ihre Augen ineinander hängen und Kieran war schlagartig klar, was dieser Blick bedeutete, nämlich: Was hast du mir noch nicht erzählt? Sein Vater kannte ihn zu gut und wenn man nicht wusste, auf was Dominico anspielte, waren Nicos Worte unverständlich und so konnte sein Vater, klug wie er war, eins und eins zusammenzählen, dass sein Sohn ihm noch nicht alles erzählt hatte. Nun, das würde er wohl dann nachholen müssen, selbst wenn es ihm unangenehm war. Er schüttelte leicht den Kopf, damit sein Vater nicht jetzt nachfragte, worauf Dominico wohl anspielte, senkte den Blick und hoffte, dass sein Vater ihm den Wunsch erfüllte, die Stimmung nicht gleich hier und jetzt zu versauen. Aber das wollte Timothy ohnehin nicht. Er würde Kieran später zur Rede stellen.

Gemeinsam setzten sie sich schließlich an den Tisch, der bereits gedeckt war und auf dem man Getränke seiner Wahl fand. Kierans Augen ruhten nun wieder auf ihrem Gast, der es erstaunlich gut schaffte, sich hier hinein zu fügen, so als sei er ein Freund der Familie, der zu Besuch kam. Es ließ alle sich ein wenig entspannen und die ganze Situation wesentlich angenehmer empfinden. Kieran bewunderte es, wie jener es schaffte, sich so anzupassen. Er hatte ihn ja beim König gesehen und wie er sich dort "gefügt" hatte und langsam beschlich ihn der Verdacht, dass der andere Mann ähnlich eines Schauspielers es verstand, sich seinem Gegenüber perfekt anzupassen, um die Situation für sich angenehm zu machen oder auszunutzen, je nach Situation. Er selbst konnte das gar nicht wirklich, schaffte es nur selten aus seiner eigenen Haut, was ihm meistens auch den Ärger einbrockte, den er so oft auslöffeln musste. Angesichts der Verletzungen, die Kieran als Narben am Oberkörper des anderen gesehen hatte, war ihm später, wenn er an den anderen gedacht und darüber nachgedacht hatte, aufgegangen, dass jener wohl eher zu den militärischen Beratern des Königs gehörte, sicher auch schon auf dem einen oder anderen Schlachtfeld gewesen war. Das würde auf die teilweise dilettantischen "Nähversuche" mancher Narben erklären, die jener vielleicht sogar selbst "geflickt" hatte. Und so erklärte sich dieses Können wohl auch. Für jemanden in seinem Stand und in seinem Beruf war es wahrscheinlich lebensrettend und unabdingbar, sich den gegebenen Situationen perfekt anzupassen, in die er geriet. Kieran konnte sich davon eine Scheibe abschneiden. Und dennoch blieb bei ihm eine Frage offen: Wer war der andere denn wirklich? Ob er das jemals erfahren würde, das war fraglich, aber es machte ihn neugierig.

So richtig hatte er in seinen Gedanken versunken die Lobhudelei auf sein medizinisches Können kaum mitbekommen. Aber offenbar gefiel Timothy, was Dominico in so flachsen Worten von sich gab, denn sein Vater lächelte nickend auf die Ausführungen des anderen hinsichtlich der Ärzte, die es wurden, weil Ihre Eltern es so wollten. "Da haben sie völlig recht. Kieran hatte schon immer eine Begabung, den Menschen zu helfen und sein Interesse für die Heilkunst wuchs schon in jungen Jahren. Wenn Sie die Dienste meines Sohnes für sich beanspruchen müssen und wollen, dann wird er Ihnen jederzeit zu Diensten sein." Kierans Augenbrauen schnellten nach oben. Hatte ihn sein Vater gerade wie ein Stück Vieh an Dominico verschachert? Nun seinem Vater war klar, dass Kieran Dominico viel zu verdanken hatte, aber konnte man ihn da nicht fragen, ob er das auch wollte? Nun, er würde sicher nicht nein sagen, schließlich stand er in Dominicos Schuld und er war ihm auch wirklich dankbar, ihn aus dem Loch geholt zu haben, aber dennoch mochte er es nicht, wenn über seinen Kopf hinweg irgendwas entschieden wurde. Aber ihm blieb gar keine Zeit, seinen Unmut weiter zu nähren, denn seine Mutter lächelte zufrieden, als Dominico ihr versicherte, dass er sich auf das Essen freute und es köstlich duften würde.

Doch im gleichen Atemzug eröffnete Dominico ihnen zudem, dass er ein Gastgeschenk dabeihätte.

Überrascht ergriff er die Bücher, die Dominico ihm hinhielt und die ihm mit einem Mal so kostbar erschienen, wie nichts Anderes auf der Welt. "Ich danke Euch und natürlich auch dem König", wisperte er sprachlos und legte die Bücher sorgsam vor sich auf den Tisch, sie genießend betrachtend. Vorsichtig strich er über den Ledereinband, um schließlich das oberste Buch vorsichtig zu öffnen. Seine Hand glitt über das Papier, das sich so angenehm anfühlte, der Geruch des Ledereinbandes, des Papiers und der Tinte war einzigartig und ihm so lieb. Fatih, der sich neben ihn gesetzt hatte, stupste ihn an und als er in das Gesicht seines Bruders blickte, grinste ihn dieser an, wissend, wie sehr er sich darüber freute. Fatih zog ihn immer damit auf, dass er Bücher so liebte, wo es doch für ihresgleichen eigentlich eine unerreichbare Liebe war. Sein Buch, das er bereits besaß, war mit das Kostbarste, was er besaß, und so hütete er es wie seinen Augapfel. Und nun würde seine "Sammlung" sich um diese Exemplare erweitern. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, darin zu lesen, und so schloss er das Buch wieder, zu seinem Vater schauend, der soeben die Papierrolle ausrollte. Sein Vater konnte lesen, hatte es sich von seinen Kindern beibringen lassen, während diese es selbst lernten. Er war aber bei Weitem nicht so sehr in Übung wie die jüngere Generation. Und was sie nun zu hören bekamen, erschien ihnen so, als seien Ostern und Weihnachten auseinandergefallen. Sie würden das Recht haben, das gesamte nächste Jahr in London selbst und an den wichtigen Banketten des Königs für die Belustigung der Zuschauer zu sorgen? Etwas Besseres konnte Leuten ihrer Zunft nicht passieren. Sein Vater ahnte zwar, dass Kieran nicht ganz unschuldig an dem Feuer-Verbot war, kannte aber noch nicht die Zusammenhänge. Dass das eine Art "Wiedergutmachung" sein könnte, wusste er daher nicht, vielleicht ahnte er es, aber mehr auch nicht. Und so freute er sich ungläubig über das, was er da las und hörte. Der Fokus lag auf der Papierrolle, die für sie von unschätzbarem Wert war.

Doch Kierans Blick ruhte nicht auf seinem Vater, zu dem Fatih gegangen war, um es mit eigenen Augen zu lesen, und dem seine Mutter mit den Worten "Dann müssen Frankreich und Italien noch ein Jahr warten" um den Hals fiel. Nein, seine Augen ruhten auf Dominico, den er mit einem fragenden Blick ansah. Was um alles in der Welt war das? Was versprach der andere sich davon? Er war nicht misstrauisch, das nicht mehr. Er glaubte ihm, dass er das unter Umständen wirklich nur als Wiedergutmachung ansah, oder wirklich nur, um ihm zu beweisen, dass seine Worte eben keine hohlen Phrasen gewesen waren. Aber war das nicht zu viel des Guten? "Ich danke Euch", sagte er ruhig, in den grünen Augen nach der Antwort auf seine Frage suchend, weshalb der andere sich so bemühte.

Auch sein Vater schickte sich an, sich zu bedanken und seine Mutter wirbelte schier herum, um das Essen aufzutischen und diesen Erfolg zu feiern. Und so riss der Blickkontakt wieder ab.

Und in diesem Moment wurden Kieran zwei Dinge klar. Zum einen würde das ihre ganze Familie nächstes Jahr fest an und um London binden, was generell kein Problem war, zumindest nicht für seine Familie. Aber zum anderen würde das für ihn bedeuten, dass er immer erreichbar wäre - für Dominico Sforza, in dessen Schuld er stand und gegen dessen Befehle, er sich so schnell nicht würde widersetzen können. Kieran schluckte und trank einen Schluck Wein. "Ist das nicht großartig!" Fatih hatte wieder neben ihm Platz genommen und ihm dabei auf den Rücken geklopft. Seine Familie freute sich sehr darüber. Und es war ihnen nicht zu verdenken. Ein solches Recht war viel, sehr viel Wert. Es würde ihnen die Möglichkeit geben, sehr viel Geld zu verdienen und vielleicht auch über den Königshof hinaus einen guten Ruf erwerben. Auch wenn es sie ein wenig anketten und in eine bedeutende Verpflichtung bringen würde, aber das negative nahm man für das Positive wohl in den Kauf. "Ja, das ist es", sagte Kieran lächelnd, sich auch über die Freude der anderen freuend. Aber in ihm sah es doch etwas anders aus. Es war sicher toll, aber es würde sich erst noch zeigen, was das für ihn persönlich wirklich bedeutete.

Seine Mutter stellte den Topf mit dem Hühnereintopf mit Tomaten, Gemüse und Kartoffeln auf den Tisch. Es roch nach Italien, definitiv. Seine Mutter wusste, woher Dominico Sforza kam und hatte sich die Mühe gegeben, ihm eine Freude zu machen. Auf ihren Reisen waren sie auch in Italien gewesen, aber Kieran konnte sich nur bedingt daran erinnern, er war noch recht jung gewesen. Seine Mutter lud Nico den Teller voll. "Lascia che gustare, signor Sforza!", sagte sie in der Sprache, die sie so mochte, und reichte dem anderen den Brotkorb.

"Ich bringe die Bücher kurz in Sicherheit", sagte Kieran und stand auf, um seinen Worten Taten folgen zu lassen und die Bücher in sein Zelt zu bringen. Er brauchte kurz Luft. Die Situation verunsicherte ihn. Er war dankbar, in jedem Fall. Aber er hatte auch das Gefühl, an die Leine genommen worden zu sein. War er jetzt der Hofhund von Dominico? Der aufspringen musste, wenn jener pfiff? Oder war er nur doch wieder zu misstrauisch? Er wusste es nicht und würde es wohl auf sich zukommen lassen müssen. Vielleicht war das auch wirklich nur eine Chance, die er wahrnehmen und nicht vertun durfte. In London würde er viele Möglichkeiten haben, auch die Medizin weiter voranzutreiben. Er sollte positiver denken.

Im Zelt legte er die Bücher zu seinem anderen. Kurz atmete er tief durch, strich sich übers Gesicht und versuchte sich wieder zu entspannen. Dann schickte er sich an, zu den anderen zurück zu kehren.
 

Dominico Sforza

Sein Gastgeschenk schlug ein wie eine Bombe. Natürlich waren so ziemlich alle hier schon angetan von dem hohen Besuch, den sie sicher nicht erwartet hatten - doch Nico war dennoch gekommen. Es war schon eine Ehre, gerade für fahrendes Volk. Aber Nico sah nichts Schlimmes dabei wie manch anderer. Für ihn waren das auch Menschen wie alle anderen, lediglich mit weniger Einfluss. Man konnte hier durchaus wesentlich offener mit ihnen umgehen und ein falsches Wort konnte nicht allzu schreckliche Folgen haben wie ein falsches Wort vor Henry. Und diese Neuigkeit die Nico gerade gebracht hatte war ein wirkliches Geschenk für diese Menschen. Sie waren sicher nicht unglücklich, doch das was sie in London verdienen würden, konnte ihr Leben doch noch erheblich erleichtern. Und es war gleichermaßen kein Befehl - so würde sie auch niemand belangen können, wenn sie doch nicht kamen, es war nur eine Chance, doch es würde dumm sein sie nicht zu ergreifen.

Nico freute sich, dass es so gut aufgenommen wurde, doch er verbarg einen großen Teil der Freude, weil er Kieran musterte. Er hörte wie sein Vater sich bedankte und auch das Angebot von Kierans Vater war sehr präsent in seinem Kopf. Anscheinend hatte der Mann weniger Probleme Kierans Dienste anzubieten als Kieran selbst. Man konnte ja niemanden zwingen, das stimmte wohl und Nico würde Kieran auch nicht zwingen ihm zu Diensten zu sein, wenn es denn um Wunden oder Krankheiten ging - denn das brachte bei dem jungen Mann wohl nichts. Gerade verabschiedete sich Kieran kurz um die Bücher vor dem Essen in Sicherheit zu bringen und jeder weitere Satz ging unter als der Duft von frischen italienischem Eintopf in die Nase stieg. Es ging doch gar nichts über gute italienische Hausmannskost! "E 'proprio come a casa! Dio ora sembra essere particolarmente pietà di me e mi dà un paio d'ore in Italia." (Das ist ja wie zu Hause! Gott scheint an heute besonders gnädig zu mir zu sein und schenkt mir ein paar Stunden in Italien.) Er griff zu bei dem frischen duftenden Brot und nahm den Löffel zur Hand. Das Besteck war zusammengewürfelt, natürlich - aber, wenn man in Italien auf dem Land in den Weinbergen Eintopf aß, dann war es die gleiche Atmosphäre wie hier und Nico genoss es. So überlegte er auch nicht lange und griff zu, so wie alle anderen am Tisch auch. Es fühlte sich wirklich beinahe ein bisschen wie zu Hause an und Nico bekam plötzlich und ziemlich unerwartet Heimweh. Ja, seine Familie zu Hause war auch steif und streng, doch an englische Essgewohnheiten kamen sie dennoch nicht heran. Die Lebensfreude zu Hause wurde hier vom Regen weggespült und Nico hasste das steife englische Protokoll, dass nie ein bisschen Spaß oder seichte Unterhaltung am Tisch zuließ. Immer sauber mit dem Besteck... es sei denn der König war schon so voll, dass er nichts mehr davon merkte, dann ging es auch im Palast zu wie im Schweinestall. Leider waren solche Gelage sehr sehr selten und wurden viel zu scharf beobachtet. Unbeobachtet einfach mal man selbst sein war in England nicht möglich. Hier gab es vielleicht eine Chance ein bisschen so zu sein wie Nico sich zu Hause gab und so scherzte er mit den anderen beim Essen, lauschte den Vorschlägen für London und kommentierte sie eifrig. Als Kieran wiederkam und sich erneut an den Tisch setzte grinste er. "London wird großartig, auch für Kieran. Der König beschäftigt viele gelehrte Ärzte am Hof, da seine Majestät große Angst vor Krankheiten und Seuchen hat. Er vertraut längst nicht mehr nur englischen Ärzten, sogar aus der arabischen Welt hat er Heiler zu sich kommen lassen, die ihm alle die verschiedensten Medikamente zur Vorbeugung diverser Krankheiten empfehlen und sich immer wieder über ihre Methoden austauschen. Sicher wäre das für Kieran eine große Chance, solange ihr alle in London weilt. Wer weiß... seine Majestät wird mich in absehbarer Zeit nach Frankreich und Spanien schicken. Es sind eigentlich diplomatische Reisen, doch die Zeiten sind sehr unsicher. Ich werde mit meiner Leibwache reiten, vielleicht möchte Kieran uns ja begleiten, wenn er bei euch abkömmlich ist selbstverständlich nur. Mir wäre für meine Männer wohler wenn ein Arzt dabei ist der uns zusammenflicken kann, wenn wir doch gegen spanische Schwerter geraten. Und wenn nicht, so kann er immer noch die Ärzte und Studien anderer Länder einsehen." Nico zuckte mit den Schultern als rede er davon Kieran mit zu einem Jagdausflug zu nehmen. Warum tat er das eigentlich?

Ja, Rodrego hatte recht als er gesagt hatte das Kieran ihn nicht losließ... doch Nico konnte die Befriedigung seiner sexuellen Gelüste wesentlich leichter haben als den Aufwand den er gerade betrieb. Und doch waren da wieder die Schuldgefühle... Schuldgefühle gegenüber den anderen, denen er wehgetan hatte und deren Namen er nicht mal kannte. Nicht noch mal den gleichen Fehler machen.
 

Kieran

Das Lachen und die gute Laune, die die gesamte Situation mit sich brachte, waren deutlich zu hören, als er aus dem Zelt wieder heraustrat. Kieran musste unwillkürlich lächeln. Er liebte diese "Feste", an denen sie unter freiem Himmel saßen, aßen, lachte, tranken und genossen, keiner Etikette verpflichtet zu sein. Das waren die glücklichsten Stunden, die sie miteinander teilten. Und heute gab es definitiv etwas zu feiern.

Er blieb kurz stehen, als der Tisch wieder in seinem Blickfeld stand und betrachtete die Situation: seine Mutter, die sich über die "italienische Stimmung", die Dominico mit sich brachte, freute; sein Vater, der mit Fatih bereits überlegte, wo vor London sie die entsprechenden Leute kannten, um sich dauerhaft nieder zu lassen, was sie aufführen würden, und womit sie den König überraschen wollten; seine jüngste Schwester Sarah war bereits auch da, die das Lachen und die Freude als Anlass genommen hat, sich doch mit an den Tisch zu setzen, was wahrscheinlich dazu führen würde, dass bald seine gesamte Familie mit am Tisch oder einem der Nebentische saß und feierte, dass sie das nun kommende Jahr stets genug zu essen auf dem Tisch haben würden, auch wenn es dennoch auch ein anstrengendes Jahr werden würde.

Und dann war da noch Dominico, der mit einem Lächeln auf den Lippen sich ohne Probleme in seine Familie eingefügt hatte, mitscherzte und sich unterhielt, als sei er längst Teil der ganzen. Er wirkte glücklich und zufrieden, auch wenn Kieran vorhin einen kurzen Anflug von Schmerz gesehen hatte, als jener seiner Mutter auf Italienisch geantwortet hatte. Sicher ein ähnliches Gefühl das er selbst hatte, wenn er an Deutschland dachte, zumindest ein wenig.

Und er? Was war mit ihm?

Er wusste, dass durch die Begegnung mit Dominico ein neuer Abschnitt in seinem Leben begonnen hatte. Es würde sich alles ändern und viele vertraute, liebgewonnene Dinge würden sich genauso wandeln, wie die Dinge, die er momentan verfluchte.

Wenn er ehrlich war, freute er sich auch mehr als alle anderen über dieses Arrangement. Er freute sich darauf, näher an London zu sein, um dort das Leben in der Großstadt genauer kennen zu lernen. Er freute sich darauf, neue Herausforderungen auf sich zukommen zu lassen. Er freute sich darauf, vielleicht doch die Chance zu haben, ein wirklicher Arzt zu werden.

Und er freute sich darauf, Dominico Sforza besser kennenlernen zu dürfen. Er hoffte, dass es dieser lächelnde, glückliche Dominico war, den er öfters zu Gesicht bekommen würde.

Und so setzte er sich wieder an den Tisch, lächelnd und griff nun selbst zu Brot und Huhn, um etwas zu essen. Seine Mutter hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Als Dominico auf ihn zu sprechen kam, hob er den Blick, sah den anderen an und war erneut überrascht, mit welchen genauen Vorstellungen von seinem Leben der Herzog nun auf den Tisch kam. Und weil er sich eben versprochen hatte, seinen Sturkopf und seinen Trotz einmal nicht über sich bestimmen zu lassen, lächelte er den anderen an. Was er dem anderen hinsichtlich seiner Ambitionen zum Thema Medizin erzählt hatte, schien sich dieser tatsächlich gemerkt zu haben, und nun stieß er ihm alle Türen auf, die er hatte finden können, um ihm zu ermöglichen, wovon er träumte. Und wenn dabei sogar eine Reise nach Spanien, wo erst seit kurzer Zeit das osmanische Reich zurückgedrängt worden war, möglich wäre, könnte er weit mehr an medizinischem Wissen erwerben, als es die Gelehrten in London ihm wahrscheinlich bieten mochten. Kieran wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. Und in ihm keimte eine Idee, wie er diese Chance nutzen konnte, zumindest die, in London zu lernen, viel zu lernen.

Er spürte den Blick seines Vaters auf sich ruhen, als Dominico geendet hatte. Sein Vater hatte ihn zwar vorhin an Dominico verschachert, aber er würde es auch respektieren, wenn Kieran es nicht wollen würde. Und bei einer so großen Sache wie einer Reise nach Spanien, würde sein Vater nicht über seinen Kopf hinweg etwas entscheiden. Auch seine Mutter sah ihn an, mit einer Mischung aus Schmerz und Glück, Freude. Kieran konnte sich noch gut an das Gespräch erinnern, das sie unlängst gehabt haben, als sie ihn fragte, was er in Zukunft machen wolle. Er war nun definitiv alt genug, um endlich zu entscheiden, ob er ein Leben lang bei ihnen bleiben wollte, oder ob er doch seiner anderen Passion folgen würde.

"Das klingt großartig", sagte er schließlich und sah Dominico an. "Ich würde mich freuen, Euch begleiten zu dürfen." Ja, das stimmte. Er würde den anderen gerne begleiten. Er hatte ohnehin schon große Sehnsucht, wieder in südlichere Gefilde zu reisen. Zu lange waren sie jetzt schon wieder in England geblieben. "Und in London werde ich versuchen, die Chance, die Ihr mir bietet zu nutzen."

Einzig die Frage, welche Konsequenzen es noch haben würde, wenn er das täte, waren noch nicht absehbar. Was würde Dominico von ihm erwarten als Gegenleistung? Er konnte sich nur schwerlich vorstellen, dass jener das aus Nächstenliebe tat. Er stand in seiner Schuld und bisher hat er noch nicht erfahren, wie er diese begleichen durfte. Nur mit einer Reisebegleitung als Arzt? Kieran glaubte es irgendwie nicht so recht. Und auch wenn er die Frage seit dem Gespräch im Kerker verdrängte, so flammte sie immer wieder in ihm auf. Inwieweit war Dominico nach an seinem Körper interessiert? Würde das alles hier doch darauf hinauslaufen, dass er sich prostituieren würde? Es würde sich zeigen...

"Dann kann Kieran mir von der Reise viele Arzneien und Kräuter mitbringen", überlegte seine Mutter. "Dann sollte er sich aber in London eine Bleibe suchen", überlegte sein Vater und alle redeten durcheinander, überlegten, wie Kierans neues Leben nun aussehen würde. Nur er aß in Ruhe weiter. Er hatte mittlerweile eine genaue Vorstellung davon, was er in London machen würde. Und er freute sich darauf.

Bald redeten sie wieder von ihrem Arrangement in London und mittlerweile war tatsächlich die gesamte Familie anwesend, die eifrig mitdiskutierte und redete.

Seine Mutter bereitete schließlich ihren Kräutertee zu, der bei den noch relativ kühlen Temperaturen angenehm war, und stellte Gebäckstücke auf den Tisch. Kieran nutzte die Chance, dass ein paar seiner Geschwister aufstanden, um ihre Instrumente zu holen, um selbst aufzustehen und sich neben Dominico zu setzen. Kurz sah er den anderen nur an, dann beugte er sich zu diesem, um leiser mit ihm sprechen zu können, während seine Geschwister anfingen, ihre gute Laune mit Musik zum Ausdruck zu bringen, so dass sich die Hauptaufmerksamkeit auf diese richtete und bald sein ältester Bruder mit seiner Frau zu tanzen begann. "Ich muss mich bei Euch noch einmal in aller Form entschuldigen", sagte er dem anderen ins Ohr. Tief sog er den Geruch des anderen ein, der ihm im Kerker schon so angenehm vorkam, und der sich hier unter gänzlich anderen Bedingungen als ebenso verlockend erwies. Der andere schien sich mit einem Öl zu pflegen, dessen Geruch Kieran kannte, den er aber nur schwer zuordnen konnte. "Es tut mir leid, dass ich hinsichtlich Eures Angebotes so misstrauisch gewesen bin." Er nahm wieder etwas Abstand zum anderen und sah diesem in die Augen. "Und ich danke euch, dass Ihr mir die Chance gebt, wirklich ein Arzt zu werden. Ich weiß nicht genau, wie ich Euch das danken kann. Fast habe ich das Gefühl, als hätte ich Euch aus dem Kerker geholt und das sei der Dank dafür." Er wusste, dass die anderen sie nicht belauschen würden dennoch hatte er leise weitergesprochen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. "Wie kann ich mich bei Euch bedanken?"
 

Dominico Sforza

Nico unterhielt sich blendend mit den Anwesenden. So konnte er mit der Situation schon ganz gut leben. Während er eben noch im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden hatte verlagerten sich die Gespräche inzwischen doch schon ziemlich auf das, was in London auf sie zukommen würde. Nico hätte noch einige Trümpfe dazu in den Ring zu werfen gehabt, doch er hatte nicht vor diese Menschen in seine Schuld zu stellen. Es reichte ihm, dass Kieran in seiner Schuld stand und das er zumindest dafür gesorgt hatte, dass Kieran nach London kam und seine Familie wegen des Auftrittsverbots nicht hungern musste. So würde er in der Nähe sein. Unweigerlich schoss Nico der Gedanke "Zuckerbrot und Peitsche" durch den Kopf. Gut, er hatte es nicht wirklich mit der Peitsche versucht, aber der Kerker hatte Kieran schon genug Angst eingejagt.

Der Vorschlag Kieran mit auf Reisen zu nehmen, schien ebenso gut anzukommen. Nico lächelte weiterhin still in sich hinein und neigte nur kurz den Kopf in Kierans Richtung als der bekundete wie sehr ihn eine solche Reise bereichern würde. Nicos Gefühle blieben verborgen unter einer freundlichen Maske, doch es fiel im allgemeinen Getümmel gar nicht auf. Wie es die Art dieser Menschen war herrschte kurz darauf Volksfeststimmung. Es wurde Musik gespielt, gelacht und schon bald darauf getanzt, eine Umgebung in der Nico abschalten konnte. Das war nicht selbstverständlich, denn eigentlich gingen genau in diesen Momenten die Intrigen erst los, doch das war am Hofe so und nicht hier.

Hier war es einfach nur... nun, angenehm mal unterzugehen in dem ganzen Getanzte. Nico sah gerade tiefer in seinen Weinbecher als Kieran neben ihm aufrutschte und sich zu ihm herüberlehnte. Er drehte den Kopf ein wenig, gerade so weit das er die Nase beinahe in Kierans Haar steckte als der sich so weit zu seinem Ohr beugte das Nico auch in der Lage war etwas zu hören. Wieder malte sich ein Grinsen auf sein Gesicht. "Da liegt ihr mit eurem Gefühl wirklich ziemlich daneben Mr. Carney. Ihr habt mich in den Kerker gerufen und ich wäre tatsächlich wieder gegangen hätte ich nicht bereits eine angemessene Bezahlung erhalten. Die Kunst von Jonathan Hodgson ist bemerkenswert, wir ließen Lady Cecile für unseren Cousin von ihm zeichnen, allerdings trug sie mehr als ihr, als sie ihm Model gesessen hat. Für den Kerker seid ihr mir also nichts mehr schuldig und in meiner endlosen Großzügigkeit sehe ich auch darüber hinweg, dass ihr mich am Abend vor den Wachen so brüskiert habt. Ansonsten bin ich mir noch gar nicht sicher wie ihr mir danken könnt." Nicos Schalk blitzte deutlich in seinen Augen. Oh ja, das Bild. Er hatte es gar nicht erst mit hierher genommen um nicht in Versuchung zu kommen es ihm doch zurück zu geben. "Aber vielleicht leistet ihr mir ja doch irgendwann bei einem Abendessen Gesellschaft. Und wenn ihr euch das noch immer nicht zutraut, tja dann wird mir schon etwas Anderes einfallen." Nico zwinkerte ihm erneut zu und ließ sich dann den Becher nachschenken. Kieran sah die ganze Sache tatsächlich etwas verklemmt, wenn man so wollte. Nico hatte nicht vor den jungen Mann zu zwingen oder zu bezahlen, es war nur die Freude und der Spaß daran mehr nicht. Nico war nicht versessen darauf Kieran nackt in seinem Bett liegen zu haben, schon erst recht, weil es ihm nichts nutzte. Ihm gefiel dessen Gesellschaft und ihm gefiel das, was er bei Kieran wieder gut machen konnte. Ihm gefiel es einmal das Gefühl zu haben etwas richtig zu machen - nicht das Gegenteil. Vielleicht würde er es ihm sogar sagen. vielleicht brauchten sie dafür einfach ein bisschen mehr Ruhe. Man sprach ja generell nicht so gern über sein Innenleben, wenn man gerade von tanzenden Menschen umgeben war. Zumindest Nico tat es nicht, weil er Wände gewohnt war, die in aller Regel Ohren hatten.
 

Kieran

Der Atem des anderen, der ihm über seine Haut rann, löste ein sanftes Kribbeln seinen Rücken hinab aus. Schlimm war das, wenn man merkte, wie ausgehungert man war, dass so kleine Dinge einem schon genügten, um nur an eines denken zu können. Er war einigen Männern begegnet, die er attraktiv gefunden hatte, die wenigsten wären wirklich in Frage gekommen oder hatten Anzeichen gemacht, die seinen Blick auf sie erwidert hätten. Bei den wenigen, bei denen ein beidseitiges Interesse da war, hatte er zwar nicht immer, aber oft wiederstehen können. Aber Dominico... nun - wenn nicht dieses Gefühl der Schuld doch noch irgendwie dazwischenstünde, würde er nicht lange fackeln. Aber es fühlte sich noch immer so an, als würde er wegen den "Geschenken", die er ihm und seiner Familie gemacht hatte, mit ihm ins Bett gehen wollen - jetzt mehr denn je.
 

Eine angemessene Bezahlung? In Kierans Augen spiegelte sich seine Verwirrung wieder. Womit war denn der andere bezahlt worden? Doch die folgenden Worte erklärten es und nun wich die Verwirrung Unglaube. Dominico wollte das Bild von ihm haben als Gegenleistung, ihn aus dem Kerker geholt zu haben? Kierans Kopf legte sich schief und er konnte nicht umhin zu grinsen. Das Blitzen, das er in den Augen des anderen sah schien wie eine Herausforderung. Und das Grinsen verbreiterte sich, als jener ihm klarmachte, dass er, sollte er erneut die Einladung zu einem Abendessen ausschlagen, andere Wege finden würde, wie Kieran ihm seinen Dank zeigen könnte. Kieran biss sich auf die Unterlippe.

"Mr. Sforza", sagte er dann mit einem leicht tadelnden Ton. Das Spiel, das der andere begonnen hatte, machte ihm Spaß. Hier, wo er sich sicher fühlte, und jetzt, wo er Dominico anders kennengelernt hatte, ließ er sich gerne auf so eine Unterhaltung ein. "Man darf nicht besitzen, was man nicht rechtmäßig erworben hat." Die Ironie in seiner Stimme war deutlich zu vernehmen. "Ihr könnt sicher bei Jonathan noch ein anderes Bild erwerben. Es war sicher nicht das einzige, das er an dem Abend von mir gezeichnet hat, dieser Künstler mit dem ach so zweifelhaften Ruf." Kieran war nun klar, dass Dominico ihm nur die halbe Wahrheit zu Jonathan gesagt hat, als er da im Kerker gewesen war. Und das, um ihn zur Wahrheit zu bewegen. Einen kurzen Moment überlegte er. "Aber, wenn Ihr wollt, können wir das gerne bei einem Abendessen besprechen", fügte er dann hinzu. Ja, er würde diese Einladung annehmen. Erneut beugte er sich zum anderen hinüber. "Ihr seid nicht halb so unwiderstehlich, wie ihr glauben mögt. Daher traue ich es mir durchaus zu, Eurem Charme wiederstehen zu können", raunte er dem anderen ins Ohr. "Ist es Ringelblume oder Arnika?", fragte er dann noch und roch erneut am anderen. "Ich komm irgendwie nicht drauf, was es ist." Erneut vergrößerte er wieder den Abstand zwischen ihnen, den anderen fragend ansehend, mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen.
 

Dominico Sforza

Das er selbst so einen Eindruck auf Kieran machte war ihm nicht bewusst. Für ihn überdeckte der angenehme Geruch des Essens und des offenen Feuers alle anderen Gerüche, auch wenn er durchaus Kierans angenehmen Geruch wahrnahm, den er an sich haften hatte seit er das Badehaus verlassen hatte. Nico fiel es vielleicht nicht allzu sehr auf, weil er es gewohnt war von Leuten umgeben zu sein, die sich wesentlich mehr ein dufteten als Kieran gerade. Dennoch bemerkte auch Nico die Nähe zwischen ihnen und es war ein angenehmes Gefühl, beinahe so wie bei Rot. Allerdings waren die Gefühle zu Rod vor allem durch ihre lange Bekanntschaft geprägt und auch wenn ihn ab und an dieses Gefühl überkam wie damals als sie sich zum ersten Mal nähergekommen waren, so war es jetzt doch etwas Anderes. Es war ein neues Kribbeln, Neugierde die selten war. Vielleicht einfach, weil er Kieran nicht gut genug kannte. Jemand wie Nico der inzwischen lange genug an Henrys Hof lebte, lernte schnell Menschen zu durchschauen. Nicht in dem man sich mit den Menschen befasste, sondern indem man über sie lernte. Wer waren die Eltern, welchem politischen Lager gehörten sie allein aus familiären Gründen schon an? Welche Interessen und Ambitionen hatten sie und welche davon waren realistisch zu erreichen? In Kierans Fall konnte Nico sich diese Dinge zum Großteil selbst beantworten, doch alles was Kierans Ambitionen anging blieb im Dunkeln, denn der junge Mann hatte kaum Ambitionen am Hof und sein Idealbild von einem perfekten Leben sah ganz anders aus als das von Nico. Vielleicht war er deswegen so neugierig und bereit zu spielen, obwohl das eigentlich genau in die entgegengesetzte Richtung zu seinen Wiedergutmachungsambitionen lief.

Aber manche Dinge musste man tun, auch wenn man den Grund dafür nicht kannte. Und eigentlich rechnete Nico auch gerade damit Kieran wieder soweit aus der Reserve gelockt zu haben, dass der junge Mann erneut die Flucht antrat. Anscheinend hatte er sich da getäuscht. Oho? Ein Sinneswandel? In Nico frohlockte der Spieler, der schon die Wette gegen seinen Bruder hatte gewinnen wollen. Allein der Tonfall ließ ihn innerlich lachen, doch in seinem Gesicht sah man nichts davon. "Nicht rechtmäßig erworben?" Echote er leise. "Denkt ihr denn wirklich, euer kleiner Ausflug habe mich nur meinen Namen und ein bisschen hohle Phrasen gekostet? Dafür, dass der werte Hauptmann vergessen hat euch jemals dort gesehen zu haben wo ich euch an diesem Morgen vorgefunden habe, hat er durchaus ein bisschen mehr verlangt als nur ein braves Schulterklopfen. Und auch euer netter Gastgeber wollte nicht leer ausgehen. Ich bin also durchaus der Meinung, dass ich für dieses Bild bezahlt habe. Aber ich bin sicher, ihr könnt an anderer Stelle noch einmal Modell liegen für Jonathan Hodgson. Ich könnte euch sogar dabei helfen euch in eine Vorteilhafte Position zu rücken, meine Frau und ich sind Kunstliebhaber und nennen viele der großen Gemälde unser Eigen." Oh ja er konnte genauso zweideutig denken und mehr oder weniger eindeutig sprechen. Etwas musste er ja doch auch mit seinem Bruder gemeinsam haben. "Vielleicht können wir auch das bei einem Abendessen besprechen. Wann erlaubt euch euer unglaublich voller Terminkalender denn einen solchen Abstecher in mein bescheidenes Heim?" Immerhin konnte man nie wissen, wann Kieran vielleicht doch wieder im Kerker landete. "Dann könnt ihr euch von meiner Unwiderstehlichen Art gern überzeugen. Ich glaube eure Familie habe ich bereits überzeugt." Er winkte Kierans tanzenden Schwestern zu, die gerade jauchzend an ihnen vorbeisprangen. "Arnika. Es entspannt die vom Training an der Waffe angespannten Muskeln und ist nach einem heißen Bad im Zuber genau das richtige um sich zu entspannen. Der einzige Luxus auf den ich auch im Feld nicht verzichten kann." Zuckerbrot... immer ein bisschen mehr von sich zeigen. Es erschreckte Nico beinahe, wie dieses System so unbewusst in ihm funktionierte.
 

Kieran

Während Nico gar keine Probleme hatte, das Gesicht zu wahren, war das eines der Dinge, die Kieran so gar nicht gut beherrschte. Sein Gesicht, so sagte sein Vater immer, war ein offenes Buch. Und so war auch sein Lächeln mehr ein Grinsen, als irgendetwas anderes.

Doch dieses wich einem erstaunten Gesichtsausdruck, als Dominico ihm eröffnete, dass sein Name nicht ausgereicht hatte, als er Kieran aus dem Kerker geholt hatte. Er hatte diesem Hauptmann und dem Kerkermeister tatsächlich Geld gegeben? Jetzt wo er darüber nachdachte, hätte es ihm wohl auffallen müssen, dass er dem Kerkermeister tatsächlich etwas zugesteckt hatte, aber er war so froh, diesen Ort endlich verlassen zu können, dass er es nicht realisiert hatte. Und der Hauptmann? Nun auch hier hätte Kieran draufkommen können, dass der Niamh nicht einfach so hergegeben hatte.

Aber Zeit blieb ihm nicht, weiter darüber nachzudenken, denn Dominico bot ihm gerade an, ihm behilflich zu sein, Jonathan noch einmal Modell zu stehen. Und während Kieran dabei wieder aufblickte mit einem amüsierten Funkeln, wich auch dieses gleich wieder, als er dieses eine Wort hörte, an das er zwar schon einmal gedacht hatte, aber nicht weiter darüber nachgedacht hatte. "Frau" - und das im gleichen Satz, in dem er das Wort "Liebhaber" verwendete.

Ihr verbales Spiel machte ihm Spaß, definitiv. Es war ein wenig wie ein Flirt, nur für ihn etwas ungewohnter, weil er selten Gelegenheit hatte, mit einem Mann zu flirten, was das Ganze aber noch reizvoller machte. Doch die Erwähnung der Frau des anderen war wie ein Schlag ins Gesicht, irgendwie. Wollte ihn Nico ermahnen, das Spiel nicht zu übertreiben, weil er doch eigentlich ein verheirateter Mann war? Er fand in diesem Gesicht und in den Augen des anderen keine Antwort auf diese Frage. Man hörte ja viel, dass die Adeligen es nicht so ernst nahmen mit ihrer Ehe. Allein der König war da gerade ein gutes Beispiel. Und dennoch. Irgendwie hatte das anfängliche Bild von Dominico, den er als Aufreißer wahrgenommen hatte, sich verändert gehabt. Und irgendwie passte das jetzt nicht mehr zu dem neuen Bild. Wieder etwas, wo Kieran nicht schlau aus dem anderen wurde. Doch dem anderen schien das gar nichts auszumachen, dass sie letztlich über einen Betrug an seiner Frau flachsten, denn er fuhr fort, einen Termin für ein Abendessen mit ihm auszumachen. Kierans Blick wendete sich seinen Moment ab und er nahm wieder das wahr, was um sie herum passierte. Seine Schwestern, die tanzten und sich freuten. Und dabei fing er auch den Blick von Fatih ein, der ihn kritisch zu mustern schien. Kieran wusste, was jener ihn später fragen würde: ob er die Beine breitgemacht hatte, dafür, dass sie ein Arrangement in London bekommen hatten.

Als Dominico weitersprach und auf seine Schwestern zu sprechen kam, blickte er den anderen wieder an. "Ich denke, darauf solltet ihr euch nichts einbilden. Sarah träumt wie ein kleines Mädchen davon, eine Prinzessin zu werden", sagte er ruhig. "Ich denke eure Unwiderstehlichkeit wird schwinden, wenn sie von eurer Frau erfährt." Er biss sich auf die Unterlippe, nicht wissend, wie er weiterreden sollte. Sollte er das Spiel weiterspielen? Oder sollte er den Kopf noch aus der Schlinge ziehen, bevor er baumelte?

Aber irgendwie machte ihm dieses Spiel Spaß. Und in gewisser Weise war es ja nur ein Spiel, keine Verbindlichkeit und auch noch kein Betrug.

"Ich bin mir sicher, dass sich in meinem durchaus sehr vollen Terminkalender eine Möglichkeit schon auftun wird, Euer Gast in eurem von großen Gemälden geschmückten 'bescheidenen' Heim sein zu können", fuhr er schließlich fort. "Und ich fände es schön, eure großen Gemälde zu betrachten, besonders, wenn ihr ein so großer Liebhaber davon seid. Ich bin nur nicht so überzeugt davon, ob ich auch in eure Gemäldesammlung eingereiht werden möchte. Die Gefahr, dass sie verstauben und man ihnen zu wenig Beachtung schenkt, ist ja doch immer gegeben. Ich mag lieber Bewegung - still an der Wand zu hängen ist nicht so meines."

Kurz überlegte er. "Wir werden wohl in absehbarer Zeit in Richtung London aufbrechen. Wie lange seid Ihr noch hier?" Kieran vermutete, dass Dominico in eine Unerreichbarkeit verschwinden würde, wenn jener erst einmal nach London zurückgekehrt war. So etwas, wie das hier, würde es dort nicht geben. Er würde dem anderen wohl erst wieder näher rücken, wenn er es wirklich schaffte, an die entsprechenden Ärzte heran zu kommen, und allerspätestens, wenn sie wirklich zusammen nach Frankreich und Spanien aufbrechen würden. Und ob er dann noch einmal die Chance bekommen würde, dem anderen so nahe zu sein, wie er es gerade war, das wusste er nicht. Wieso also nicht jetzt einfach ein wenig egoistisch sein, und ausnutzen, dass der andere ihm ein eindeutig zweideutiges Angebot machte? Auch wenn es sich hinterher vielleicht doch so anfühlen würde, dass er mit Dominico nur ins Bett gegangen war, weil jener ihn so unterstützt und geholfen hatte.

"Arnika hilft da wirklich wunderbar", griff er das zuletzt Gesagte wieder auf. "Es ist ein Zauberkraut, von dem wir in unserer Sammlung einiges besitzen und das wir immer sammeln, wenn wir in entsprechende Höhen kommen, wo Arnika wächst." Ihre letzte Reise in die entsprechenden Gegenden lag schon einige Zeit zurück, aber wenn er mit Dominico tatsächlich im Laufe des Jahres in Richtung Spanien aufbrechen würde, könnte er in den Pyrenäen für Nachschub sorgen. "Es hilft gegen viele Dinge: Krampfadern, Venenentzündungen, Gicht und Rheuma, Gliederschmerzen. Und die liebe Hildegard von Bingen schreibt in ihrem Heilkräuterbuch: 'Wenn ein Mann oder eine Frau in Liebe erglüht, dann wird, wenn jemand sie oder ihn auf der Haut mit Arnika berührt, der Berührte in der Liebe zum anderen verbrennen, und wenn das Kraut vertrocknet ist, dann werden Mann oder Frau durch die Liebesglut fast rasend, so dass sie schließlich unsinnig werden.'" Er blickte den anderen unschuldig an. "Eure Unwiderstehlichkeit ist also offensichtlich gefährlich für mich..."
 

Dominico Sforza

Nico beobachtete Kierans Reaktion auf seine Worte während er sich noch immer über sich selbst wunderte und darüber, dass er sich wirklich so gut einfügen konnte in dieses Spiel. Es war faszinierend zu sehen, wie sich gewisse Dinge einfach verselbstständigten. Dennoch wusste er, dass er besser aufpassen musste. Nicht das ihm diese leichte Spielerei und dieses Ziehen und Schieben nicht im falschen Moment durchbrach.

Schon kurz darauf wurde in Kierans Gesicht das verstehen deutlich. Anscheinend hatte sich der junge Schausteller bisher noch keine Gedanken gemacht was Nico bezahlt hatte - gern bezahlt hatte - um ihn aus dem Kerker zu bekommen. Doch Nico hatte nicht vor Kieran das in Rechnung zu stellen. Daher überging er das. Doch da war noch etwas Anderes. Verwunderung als Nico seine Frau erwähnte... und die folgenden Worte bestätigten das nur. Eigentlich wunderte es ihn kaum und Kieran ging es wohl eher so, dass er sich über sich selbst wunderte, nicht angenommen zu haben, dass Nico bereits verheiratet war. Doch Nico konnte Kieran auch verstehen... denn anscheinend fand Nico Kieran ja auch anziehend und ihm so ein Angebot zu machen wie er es getan hatte bedeutete, dass Nico bereit war seine Frau zu betrügen. Obwohl er keinerlei Zwang hatte sich zu verteidigen tat er es doch - einfach, weil er es wollte und weil er Kieran zeigen wollte, dass er keinesfalls Oberflächlich war und es ihm gleichgültig blieb.

"Dann ist eure Schwester die bessere Frau als die, die ich geheiratet habe", antwortete Nico leise. Sein Blick fand zu dem Glas zurück und sah wieder auf die rosa Flüssigkeit darin. "Ihr müsst wissen Kieran, meine Frau lebt in Italien. Sie ist Engländerin und bevor ich sie geheiratet habe war sie die Mätresse von seiner Majestät. Ich lernte sie auf einem seiner Empfänge kennen und er stellte uns einander vor. Ich habe sie geheiratet, weil sie Geld hatte. Weil sie einen Namen hatte und weil sie wirklich eine bildschöne Frau war. Sie hat mich geheiratet, weil sie sagte ich sei neben dem König der einzige Mann der sie wohl verstünde. Und weil sie an einen anderen Ort wollte nach dem der König sie durch eine andere Frau ersetzte. Sie lebt mit unseren zwei Kindern auf dem Anwesen meiner Familie. Wir schreiben uns Briefe und wenn das Wetter in England angemessen ist, dann besucht sie mich. Doch unsere Ehe ist sicher nicht so wie das, was eure Eltern euch vorleben." Er sah zu Timothy und seiner Frau hinüber, die gerade ins Tanzen mit eingestiegen waren. "Obwohl der Adel so gern seine Tugenden hochhält findet man eheliche Tugenden wohl wirklich eher hier bei euch. Es ist zu beneiden... finde ich. Wirklich glücklich miteinander zu sein. Ich weiß das ich meine Frau niemals glücklich machen kann, selbst wenn ich es versuchen würde. Sie sähe sich lieber selbst an der Seite des Königs, noch immer, und doch haben wir beide großen Respekt voreinander." Er leerte das Glas in einem Zug und verzog dann leicht das Gesicht ehe er Kieran wieder ansah und ein wenig schief lächelte. "Also sagt eurer Schwester bitte mit den besten Wünschen von mir, dass sie sich niemals von einem unwiderstehlichen Mann um den Finger wickeln lassen soll." Nico hatte da durchaus beinahe einen schmerzlichen Ausdruck in den Augen. Eine Frau konnte nämlich leider von einer solchen Affäre mit einem Adeligen Mann schnell einen Bastard zeugen - und das würde sie nicht nur emotional ruinieren. Er hoffte allerdings, dass sich nicht auch Kieran davon abschrecken ließ.

"Wir sind noch einige Tage hier" nahm er den Faden nach einigen Sekunden des stillen Nachdenkens wieder auf. "Ihr könnt mir also gern Gesellschaft leisten. Oder ihr begleitet mit heute Abend nach eurer Vorstellung zu einem Glas Wein am Kamin. Natürlich nur wie ihr möchtet. Ihr könntet euch gern das Öl ansehen." Er grinste wieder etwas mehr als eben noch und musste dennoch gleichzeitig über das Nachdenken was Kieran gesagt hatte. Waren Rod und er auch vor Liebeslust rasend geworden? Naja. Vielleicht ein bisschen. Aber das hatte wohl nicht am Öl gelegen, oder doch? Innerlich erntete er von sich selbst nur Schulterzucken. "Natürlich nur, wenn ihr euch dieser Gefahr stellen wollt. Ich bin ein Raubgier Mr. Carney, wenn man euch so reden hört."
 

Kieran

Kieran war überrascht, dass Dominico sich doch tatsächlich erklärte. Er betrachtete das schöne Gesicht des Mannes, der so unerwartet ehrlich zu ihm war. Und was er hörte, berührte ihn auf unerwartete Weise heftig. Es war nicht Mitleid, wieso auch? Es war eher eine Art Mit-Fühlen. Gedankenversunken blickte er hinab auf seine Hände, während er den Worten lauschte. Er selbst hatte damals seine Jugendliebe geheiratet und ihre Hochzeit war eher etwas wie ein Fest zur Anerkennung ihrer Liebe gewesen, als wirklich eine Hochzeit. Sie hatten sich ewig gekannt und irgendwann wurde aus ihrer vertrauten Nähe mehr. Und wenn er an Kathy dachte, schmerzte der Verlust noch heute, auch wenn er mittlerweile wusste, dass ihrer Liebe Leidenschaft gefehlt hatte. Er war noch jung gewesen und hatte Verbundenheit mit Leidenschaft verwechselt.

Aber eines war er sich immer gewiss gewesen, Kathy hatte das gleiche gefühlt wie er. Aber jemanden zu heiraten, der eigentlich jemanden anderen begehrte, jemand unerreichbaren, das war heftig. Die Worte, in denen so viel Bitterkeit mitschwang und Schmerz, stimmten ihn traurig. Als Dominico endete, seinen Wein austrank und ihn anlächelte, hob er seinen Blick wieder und erwiderte das Lächeln. Es war seltsam, dass der andere ihm solch intime Dinge anvertraute. Aber es fühlte sich auch gut an. "Das werde ich", bestätigte er den Wunsch des anderen, seine Schwester zu warnen. "Aber ich denke, mein Vater holt sie immer wieder ganz gut runter von den Traumtänzereien." Ja, sein Vater hatte sie alle gut im Griff. "Aber auch bei uns ist nicht alles eitel Sonnenschein und schon gar nicht so tugendhaft, wenn man die christlichen Moralvorstellungen zum Maßstab nimmt", fuhr er fort und sah den anderen an. "Es mag für Euch hier ein Gefühl von Freiheit und Ehrlichkeit aufkommen, aber wir sind hier auch nur Menschen, die menschliche Bedürfnisse und menschliche Eigenschaften haben. Treue, Ehrlichkeit, Nächstenliebe, aber genauso viel Egoismus, Engstirnigkeit, Einfalt, und all die anderen schlechten Eigenschaften, die den Menschen ausmachen." Er wollte seine Familie nicht schlechtmachen, aber sie waren auch nur Menschen. Mag sein, dass der Adel weniger tugendhaft war. Aber hier gab es auch Intrigen, Neid, Missgunst und andere Dinge, nur halt im Kleinen.

Einen Moment überlegte er, ob er über die Frau des anderen reden wollte, aber was sollte er sagen? Dass es ihm leidtat? Das stand ihm irgendwie nicht zu. "Danke für Eure Ehrlichkeit", sagte er schließlich nur.
 

Sein Lächeln wurde ebenfalls zum Grinsen, als Dominico nach seinem Angebot zu einem Glas Wein am Kamin auf das Öl zu sprechen kam. Hm, jetzt war er an dem Punkt angekommen, an dem er sich entscheiden musste, das eindeutig zweideutige Angebot anzunehmen oder nicht. Aber letztlich hatte er sich doch schon entschieden, nicht wahr? Er wollte die Nähe, die der andere ihm anbot, annehmen.

Sein Grinsen wurde noch breiter, als er den letzten Kommentar hörte. "Ich bin auf meinen Reisen schon Bären und Wölfen begegnet und seht - er hob die Arme - ich bin unversehrt. Außerdem glaube ich, dass diese Wirkung der Arnika-Pflanze größtenteils Aberglaube ist." Er blickte dem anderen lächelnd in die grünen Augen. "Ich denke ein Glas Wein am Kamin wäre heute Abend nach dem Auftritt ein angenehmes Ausklingen eines schönen Tages."

"Kieran!" Sarah kam angewirbelt und setzte sich auf seinen Schoß. "Wollt ihr nur reden? Lasst uns tanzen." Sie blickte Dominico an. "Darf ich so unhöflich sein und Euch um einen Tanz bitten? Aber sonst habe ich nie die Gelegenheit zu solch einem Tanz."
 

Dominico Sforza

Es hatte wenig mit Ehrlichkeit zu tun, zumindest aus Nicos Sicht. Natürlich war er ehrlich, doch es war einfach die Wahrheit. Eine Wahrheit die nicht nur für ihn galt, sondern selbst vom König so gelebt wurde. Er hatte Katharina geheiratet, weil sie eigentlich die Frau des Königs gewesen war - und wieder wurde nach dem die vorherige Ehe angeblich nie vollzogen worden war. Auch Henry hatte Kinder gehabt, nur eines hatte überlebt und war inzwischen der ganze Stolz der Königin - doch Henry hatte sich schon zeitlebens seine Zeit mit Mätressen versüßt. In ihrer Welt gab es die wahre Liebe sehr, sehr selten und dass man aus Liebe heiratete war noch viel seltener. Manchmal wünschte sich Nico nicht derjenige sein zu müssen, der den Stammbaum fortführte - doch so war es nun mal. Da standen sich die Brüder in ihrem Neid auf die Position des jeweils anderen wohl kaum nach und beide Male geschah es aus Unwissen. Sie beide kannten nur ihr eigenes Leben. Während Nico nicht ganz so einfach herumhuren konnte, weil man dann mit dem Finger auf ihn zeigte, konnte Alessio das zwar beinahe mehr oder weniger öffentlich tun, durfte aber keine der Damen heiraten.

"Es ist nur die Wahrheit..." sagte er deswegen leise. "Ihr werdet schon noch sehen wie es abläuft in unseren Kreisen, wenn ihr sie öfter bewundern könnt. In meiner Familie tröstet mein Cousin die Frau seines Bruders, während mein Bruder die Zukünftige eben dieses Cousins tröstet bis sie zu ihrem Mann nach Italien reisen kann. Alles geschieht unter dem Mantel der Verschwiegenheit. Glaubt mir, ich würde einiges dafür geben, wenn man mir mit Feindseligkeiten wirklich offen gegenübertreten würde. Aber vielleicht ist das hier auch nicht so und nur eine romantische Redensart." Er wusste es ja selbst nicht, SO gut kannte er sich in Kierans Kreisen auch nicht aus. Aber man redete oft darüber, dass einfachere Menschen ihre Dispute auch offener Austrugen, einfach, weil sie es sich erlauben konnten. Am Hofe hatte zum Beispiel der spanische Botschafter kaum Freunde, kein Wunder da er Fürsprecher für Katharina war. Doch er hatte eine Daseinsberechtigung und er war auf Banketten geladen und gab selbst das ein oder andere Essen - man tat so als verstünde man sich blendend, auch wenn Nico öfter mal den Wunsch hegte den Mann einfach zu erdolchen. "Ein jeder spielt nun mal sein Spiel, ob hier oder ganz oben." Damit war auch dieses Thema für Nico Geschichte. Er hätte sich ewig darüber unterhalten können, doch man kam ja leider doch nie auf einen grünen Zweig. Lieber sah er den Leuten beim Tanzen zu um nicht ganz so intim mit Kieran zu wirken. Nicht weil er das nicht wollte, sondern weil er Kieran nicht in ein schlechtes Licht rücken wollte. Er konnte sich schon vorstellen, dass man ihn löchern würde, war Nico erstmal außer Reichweite.

Und da man nur ZU gut wusste, wie man am Hofe generell vorwärtskam, würde man Kieran sicher auch bald unterstellen Nico zugetan gewesen zu sein, und man musste diese Vermutung ja nicht noch untermauern in dem sie zu sehr die Köpfe zusammensteckten obwohl sie ja eigentlich genau darüber sprachen... naja mehr oder weniger.

"Aberglaube sagt ihr? Dann werden wir das heute Abend auf die Probe stellen" gurrte Nico, der durchaus einen sanften verführerischen Ton anschlagen konnte auch wenn sein Gesichtsausdruck wohl mehr vermuten ließ, dass er Kieran gerade etwas über die Londoner Medizingesellschaft erzählte. So sah er auch nicht peinlich berührt aus, als Kierans Schwester schließlich auftauchte und sich auf dem Schoß ihres Bruders niederließ um Nico zum Tanzen aufzufordern. Der Sforza lachte. "Ihr dürft Mylady, aber ich bin mir nicht sicher ob ich diesen Tanz beherrsche. Am Hof ist er glaube ich nicht bekannt. Aber wenn ihr ihn mir beibringt werde ich seine Majestät davon überzeugen ihn in sein Tanzprogramm aufzunehmen. Ihr scheint eine wahre Meisterin darin zu sein."

Oh ja, Nico der Charmeur. Wie war doch gleich noch der Gedanke gewesen nicht ZU unwiderstehlich für Kierans Schwester zu sein? Naja, Kieran hatte ja gesagt der Vater würde sie schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen, Nico konnte das nur hoffen. Aber zu Damen war man eben charmant und so erhob sich Nico und hielt Kierans Schwester die Hand hin, so dass sie sich vom Schoß seines Bruders erheben konnte. Allein seine Haltung in der er stand zeigte, dass Nico von hoher Geburt war, doch seinen Bewegungen wohnte eine ganz natürliche Grazie inne, so das man es kaum bemerkte. Er hatte zweifellos ein einnehmendes Wesen, doch im Grunde war Nico ein sehr ehrlicher Mensch solange man ehrlich zu ihm war.
 

Kieran

Die Wahrheit, ja, so war es. Und die Wahrheit, die der andere ihm dann noch weiter offenbarte war genauso heftig, wie das zuvor Gesagte. Kieran wusste gar nicht so genau, ob er das wirklich hören wollte. Denn mit jedem Satz, jedem Wort hatte er das Gefühl, dass er ganz bestimmt nicht Teil dieser Welt werden wollte, und diese auch gar nicht berühren wollte. Sein Blick verdunkelte sich, während er seiner Familie beim Feiern zusah. Würde ihr Jahr in London dann nicht bedeuten, dass auch seine Familie in irgendwelche Intrigen verwickelt werden konnte, wenn sie nicht aufpassten? Kieran, der seine Wahrheit schon gerne manchmal ein wenig drehte insofern, als dass er geschickt nur das erzählte, was unverfänglich war, kam sich mit einem Mal als der ehrlichste Mensch der Welt vor, wenn er hörte, wie es in Dominicos Kreisen zuging.

Warum tat man sich das an?

Und dass jener sich hin und wieder einfach nach Ehrlichkeit sehnte, das verstand er nun nur zu gut. Sie waren hier auch nur Menschen, aber, wenn man Groll gegen jemanden hegte, oder andere Unstimmigkeiten auftraten, wurden sie tatsächlich offener aus der Welt geschafft, als es in den höheren Kreisen wahrscheinlich auch einfach möglich war. Und dass es vorkam, dass man sich betrog, war auch bei ihnen so, aber Kieran konnte sich nicht entsinnen, dass es so heftig war. Es war irgendwie anders. Und in seiner Familie, in der sein Vater drei Frauen hatte, hatte er nur selten das Gefühl, dass es wirklich zu Neid kam. Gut, sein Vater war auch ein spezieller Mensch, aber er erlebte seine Familie als sehr harmonisch.

Kieran sagte nichts dazu, beendete das Thema. Er hatte genug gehört, was ihn beschäftigen würde. In London würde es wahrscheinlich eine Herausforderung sein, sich aus solcherlei Spielen herauszuhalten. Er würde an sich wachsen müssen, denn noch war er definitiv zu hitzköpfig und vorlaut, wenn man nicht in solche Situation kommen wollte.
 

Die weiche Stimme des anderen jagte ihm einen Schauer über den Rücken. War es töricht von ihm, sich auf diesen Abend zu freuen? Wohl nicht. Er hatte das Gefühl, dass es ihm gut tun würde auch in dieser Richtung einmal sich etwas mehr zu gönnen. War er ausgehungert? Ja, definitiv. Ein Funkeln trat in seine Augen. Aber zu einer Antwort kam er nicht, weil sich seine Schwester zwischen sie drängte und Dominico um den Tanz bat.

Kieran musste Schmunzeln, als er sah, wie charmant der andere Mann zu Sarah war. Es würde ihr schwerfallen, den Herzog wieder zu vergessen, das war jetzt schon klar. Eigentlich eine absurde Situation. Während er sie um den Finger wickelte, hatte kurz zuvor Kieran sich mehr oder weniger deutlich mit dem anderen zu einer gemeinsamen Nacht verabredet. Kieran schüttelte leicht den Kopf. Diese Welt war zu seltsam. Er beobachtete, wie die beiden sich daran machten, Dominico in den Tanz einzuführen. Es war erstaunlich, wie leichtfüßig der Mann war, der bereits Kriege gefochten hatte und von dem man eigentlich erwartete, besser mit dem Schwert umgehen zu können, als mit Tanzmusik. Der Blick seiner Schwester sprach Bände. Genau diese Aura, die Dominico umgab, diese unglaubliche Ausstrahlung, dieses einnehmende Wesen - genau das war es gewesen, wovor er an jenem Abend so eine Angst gehabt hatte. Und jetzt? Dominico hatte ihn rumgekriegt, wenn man das so sagen wollte. Auf eine angenehme Art und Weise hatte er sich verführen lassen.

Bereute er es? Nein.

Fatih setzte sich neben ihn und Kieran sah seinen Bruder einen Moment schweigend an. Sie musste nicht viel sagen, sie kannten sich zu gut. Sie waren fast gleich alt und schon als Kleinkinder konnten sie nicht ohneeinander sein. "Deswegen unsere Einladung nach London?", fragte Fatih schließlich. Kieran schüttelte den Kopf. "Es ist nicht so, wie du glaubst. Eigentlich ist es genau andersherum." Er lächelte. "Die Einladung kam, weil ich mich nicht verkauft habe." Fatih musterte ihn kritisch. "Aber er gefällt dir." Kieran nickte. "Ziemlich sogar." Sein Bruder war der Einzige, dem er gebeichtet hatte, dass er Männer ebenso anziehend fand wie Frauen, auf eine andere Art zwar, aber eben auch anziehend. Fatih nickte schließlich langsam. "Aber pass auf, dass du dir nicht zu viele Hoffnungen machst. Verlier den Boden nicht, ok?" Kieran lächelte. "Aye, Sir. Zur Not lasse ich mich von dir wieder erden."
 

Kieran trank noch einen Schluck, dann stand auch er auf und reihte sich in den Tanz ein.
 

Dominico Sforza

Nico war früher kein besonders guter Tänzer gewesen. Er war mehr der Mann, der mit dem Schwert tanzte, wie Kieran richtig vermutete. Doch durch die schnelle Beinarbeit die auch beim Fechten unerlässlich war, hatte seine Frau ihn schließlich dazu bekommen doch die höfischen Tänze zu lernen. In England tanzte man anders als in Italien, und am Hof anders als in den Gassen. Hier war es definitiv ein anderer Tanz, der viel mit hüpfen, springen und laufen zu tun hatte, weniger mit wiegen und verbeugen. Nico hatte den Dreh schnell heraus und wirbelte mit Sarah über die provisorische Tanzfläche. Er hatte kein Problem mit Hebefiguren und hatte sie schneller durch die Luft gewirbelt als sie es ihm sagen konnte. Er hatte eindeutig seinen Spaß und sie wohl ohne Zweifel auch. Unter anderen Umständen hätte sie Nico auch gefallen, doch es gab Dinge, die auch Nico nicht tat. Und Sarah war zu unschuldig und unverdorben um an einen Mann wie ihn zu geraten, da würde sicher auch Kieran die Ohren anlegen, wenn es soweit kommen sollte. Nein, das durfte Nico nicht zulassen, mal ganz abgesehen davon, dass sein Interesse mehr an Kieran lag denn an einer Frau... und heute Abend... Er grinste und sicher sah es für Sarah so aus, als würde er wegen ihres Tanzes grinsen.

Es war eine herrlich ausgelassene Stimmung, die Nico eindeutig genoss und auch als er sich wieder auf die Bank fallen ließ mit der Entschuldigung nicht so viel Kondition für diese schnelle Art des Tanzens zu haben fühlte er sich wohl hier bei Kierans Familie. Doch er wusste wie trügerisch dieses Gefühl war. Das hier war nicht seine Welt und sie würde es niemals sein. Er würde niemals dazu gehören und er konnte dieses Gefühl nur genießen und mitnehmen in die anonyme Kälte Londons in der er nur seinen Bruder hatte und die mit Intrigen verseuchten Feste am Hof. So oft wie er es gern täte konnte er sich nicht unter das "Volk" mischen und auf seinen Reisen würde es auch mehr Schein als Sein geben. Vielleicht hatte er wenige Male die Möglichkeit Kierans Familie zu besuchen... und daran hielt er fest. Zumindest ein wenig. Nico war damit groß geworden für seine Verpflichtung zu leben und die lag nun mal beim König und dem Dienst in Diplomatie und an der Waffe.

Es wurde langsam später Nachmittag und so ausgelassen ihre kleine Feier auch gewesen war, jetzt mussten sie sich für ihren Auftritt fertigmachen. Nico verabschiedete sich mit dem Versprechen der Show beizuwohnen. Er wollte nicht mit den Schaustellern in die Stadt einmarschieren, das war schlecht für seinen Ruf. Es war nun mal das Protokoll und Nico wollte es sich damit nicht ZU sehr verscherzen. Also holte er sein Pferd und ritt vor in die Stadt, wo er auf dem Markt umherschlenderte und sich mit alten Bekannten unterhielt. Es wurde einiges Geboten an Essen und Getränken und Nico kaufte von einem maurischen Händler Gaz. Dieser weiße Nougat war eine Delikatesse und teuer, doch Nico liebte das Zeug und es passte hervorragend zu einem herberen Rotwein den er vorhatte Kieran zu servieren. Wollte er ihn wirklich so sehr beeindrucken? Nein, aber Gaz war etwas das Nico selbst liebte, es ging nicht um das protzen mit teuren Süßigkeiten.

Der Marktplatz war für die Schausteller schon frei geräumt und die Kinder hatten sich bereits die besten Plätze gesichert. Nico setzte sich auf eine Bank vor einem Weinstand und bestellte sich einen Becher, sein Pferd hatte er bei der Stadtwache untergestellt. Er unterhielt sich gerade mit einem Stoffhändler, der ihnen schon öfter Waren aus Italien importiert hatte und sie beide verstanden sich prächtig. So bekam Nico den Einzug der Meute gar nicht richtig mit und sah erst auf, als die Musik begann.
 

Kieran

Sie hatten schon lange nicht mehr so ausgelassen gefeiert. Aber sie hatten auch schon lange nicht mehr so einen guten Grund dazu gehabt. Dominico schien sich sehr wohl zu fühlen und es war für Kieran schön zu sehen, wie jener in seiner Familie sich entspannen konnte, wie er schier aufzublühen schien. Der andere hatte ihm letztlich gesagt, weshalb das wo war. Hier hatte er nicht damit zu rechnen, dass ein anderer ihm aus Neid und Missgunst einen Dolch in den Rücken stoßen würde, wie das am Hofe wahrscheinlich nicht unüblich war. Während man hier einfach nur mal selbst war, zumindest in seiner Familie, so musste am Hofe stets genau überlegen, was man sagte, was man tat, wem man etwas anvertraute.

Und Dominico hatte ihm sehr viel mehr anvertraut, als er jemals gedacht hätte. Vielleicht sogar mehr, als er hatte erfahren wollen. Die Situation mit dessen Frau, die Situation hinsichtlich des Königs. Kieran hatte einen Einblick bekommen, was auf ihn in London wohl auch bedingt zukommen wird. Und ob ihm das so gefiel, wusste er nicht genau. Es würde heftig werden für ihn, zum einen damit zurecht zu kommen, dass er nicht mehr mobil war, zum anderen damit, von seiner Familie getrennt zu sein. Aber es bot so viele Verlockungen, die er ausprobieren wollte. Seine Familie würde immer für ihn da sein. Er konnte jederzeit zurück.

Mit diesen Gedanken beschäftigte er sich, während er seine Sachen packte, sich die bequeme, leichte Kleidung anzog, die er auf der Show tragen würde, während er die etwas schöneren Kleidungsstücke zurechtlegte, um sie später mitzunehmen. Er würde sich im Schankhaus umziehen, wo sie ihre Sachen zwischenlagern konnten. Klamotten- auch so ein Punkt, über den er nachdenken musste, wenn er nach London ging. Sollte er wirklich Zugang zum medizinischen Wissen bekommen, würde er sich entsprechend ankleiden lassen müssen. Er würde selbst dann noch auffallen, wenn er nur eine geringe Auswahl im Kleiderschrank haben würde, aber so, wie er normalerweise herumlief, würde er dort gar nicht auftauchen müssen...

Er sattelte und trenzte Niamh und ritt mit seiner Familie los. Dominico hatte sich, als ihr Vater sie daran erinnerte, dass sie noch eine Vorstellung haben würden, verabschiedet, aber versprochen die Show anzusehen, was Sarah wohl am meisten freute. Sie hatte diesen unklugen Glanz in den Augen. Aber bei ihr ging es immer recht schnell, dass sie wieder auf dem Boden der Tatsachen war. Auch Kieran wusste, dass er, selbst wenn sie nun wirklich die Nacht miteinander verbrachten, Dominico so unerreichbar fern war, dass das wohl eine einmalige (und hoffentlich einzigartige) Angelegenheit war.

Timothy wich er gekonnt aus, damit dieser ihn nicht hinsichtlich Dominicos Worte befragen konnte. Irgendwie hatte er keine Lust, seinem Vater von seinem Ausflug in den Kerker zu beichten. Der Tag war so schön gewesen und er fühlte sich so beschwingt, dass er ganz bestimmt nicht an dieses Erlebnis erinnert werden wollte.
 

Auf dem Markt herrschte reges Treiben, als sie ankamen und ihr Equipment von der Kutsche nahmen und schließlich aufbauten, so dass sie schnell darauf zurückgreifen konnten, sobald der jeweilige Teil der Show dieses erforderte. Im Schankhaus machten sie sich etwas warm, dehnten sich, tranken etwas. Als die ihre Musiker schließlich die ersten Töne anstimmten, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sie zu ziehen, entledigte sich Kieran schließlich seines Hemdes. Er trug nun nur noch eine bequeme Hose, keine Schuhe, kein Hemd, lediglich noch Bandagen um die Handgelenke, die bei ihren Figuren am meisten belastet wurden.

Als er auf die Bühne trat, hatte er weder die Zeit, noch den Gedanken daran, nach Dominico in der Menge zu schauen.

Ihre Show bestand zunächst aus akrobatischen Übungen, wie Überschlägen, Flickflacks, der Lauf auf den Händen, steigerte sich schließlich zu Hebefiguren, die sie zunächst noch im Kleinen durch eigene Kraft bewerkstelligten, später benutzten sie eine Art Wippe, um sich gegenseitig die nötige Höhe ihrer Sprünge zu geben, um diese anspruchsvoller zu gestalten. Zuletzt endete die Show damit, dass sie alle zusammen eine lebende Pyramide bildeten. Sein Bruder trug dabei die Hauptlast, während er und seine Geschwister an ihm hingen oder auf ihm standen. Sie hatten lange und intensiv für diese Show geübt, bis sie so perfekt war, wie sie war. Sie hatten keine Unterbrechung drinnen, alles ging flüssig ineinander über. Die Musik begleitete sie passend zu den einzelnen Einlagen. Normalerweise fand nun im Anschluss daran, die Show mit dem Feuer statt, die ihnen aber unterbunden war. Daher unterhielten seine Geschwister das Publikum nun mit Jonglage und komischer Akrobatik, die die Leute nach der ehrfurchtsvollen Stille ihrer großen Show nun zum Lachen verführte.

Kieran hielt sich dabei aber raus. Er hatte keine Geduld für Jonglage gehabt und recht schnell abgeblockt, als es darum ging, ihn da zu schulen. Kraft und Akrobatik gerne, aber keine Jonglage!

Er nutzte die Zeit, um sich im Hinterhof des Schankraumes zu "duschen", nachdem er etwas runtergekommen war. Das kalte Wasser war grauenhaft, aber es half auch, dass die Erschöpfung, die er nach dem Kraftakt ihrer Show sich schleunigst wieder verzog. Dann zog er sich wieder etwas passender an dafür, dass er nun wohl wirklich Dominico Sforza nach Hause begleiten würde. Er lächelte bei dem Gedanken. Er hatte ja schon einiges angestellt, aber er hatte sich noch nie so offensichtlich zu Sex verabredet, wie an diesem Tag. Aber es störte ihn auch nicht, gar nicht.

Dank Sarah wusste er mittlerweile, wo sich Dominico aufhielt, denn sie hatte nach ihm Ausschau gehalten. Ihre Show war am Abklingen, als er von hinten an en anderen herantrat. "So, Mylord Sforza, ich hoffe es hat Euch gefallen, was Ihr gesehen habt. Ich stehe Euch nun ganz zur Verfügung", flüsterte er in dessen Ohr. Dann trat er um den Stand herum und setzte sich neben den anderen, etwas überrascht, dass da noch jemand bei Dominico saß.
 

Dominico Sforza

Nico hatte der Vorstellung mit Freude zugesehen. Sarah hatte immer wieder zu ihm hinübergesehen und ihm eindeutige Blicke zugeworfen, die Nico zwar erwidert aber nicht noch angestachelt hatte. Als sie nach der Vorstellung zu ihm kam um mit dem Hut herumzugehen für Geld, gab er auch ihr eine goldene Münze - aber eigentlich nicht nur ihr, sondern der ganzen Familie. "Und jetzt feiert schön." verabschiedete er sie, immerhin hatte er hier noch mehr oder weniger einen Gast sitzen. Allerdings sprachen sie schon lange nicht mehr über das Geschäft. Sie hatten sich ein wenig über die Show unterhalten, dann über Italien. Der Mann war es überdrüssig hier in England zu leben, zumal es zwar einen florierenden Markt für Mode und Stoffe gab, doch in Frankreich oder Italien waren die Kreationen wilder, farbiger und fröhlicher. Ganz abgesehen von dem noch unerschlossenen Markt im fernen Osten - der Mann brauchte einen Szenenwechsel. Und Nico war gern bereit zu helfen denn er kannte den Mann und seine Familie schon lang. Er hatte ihm versprochen mit seiner Familie zu sprechen, solange er dafür sorgte das die guten italienischen Stoffe noch immer nach England geliefert wurden und so wurde man sich schnell einig. Ein Krug guten Weines bekräftigte den Handel und der Mann versprach einen Brief aufzusetzen und sich mit diesem wieder an Nico zu wenden. Dann war das Gespräch nur noch um die Feierlichkeiten gegangen und der Mann hielt irritiert inne und fixierte etwas oder jemanden hinter Nico. Kurz darauf hörte er eine Stimme nah an seinem Ohr, eine Stimme und eine Tonlage, gepaart mit einer Anrede die in Kierans Stimme einerseits Ehrfurcht und andererseits einen gewissen spöttischen Tonfall aufwies, so dass ihm die Hose minimal enger wurde. Er behielt sein Pokerface, auch wenn es schwerfiel, und sah zu Kieran als der sich neben ihn setzte. Der Händler auf der anderen Seite hatte sich aufgerichtet. "Mylord, ich sehe ihr habt noch zu tun. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen." Nico nickte dem Mann zu und er verschwand in der Menge, während sich Nico erneut und betont langsam zu Kieran umwandte. "Ganz zur Verfügung, habe ich das richtig verstanden?" fragte er nach, mit einem leicht frivolen Unterton in der Stimme.

Eine Antwort von Kieran wurde jedoch jäh unterbrochen als jemand neben Nico trat und seinen Becher vom Tisch an die eigenen Lippen riss um daraus zu trinken. Nico fuhr erneut herum und starrte zu Alessio auf, der keuchend neben dem Tisch stand. Blut rann über seine Schulter und seinen Arm, Blut klebte in seinem Gesicht und an seiner Hand. Blutspritzer auf dem Umhang. Nico stand so schnell auf, dass beinahe die Bank samt Kieran nach hinten umfiel. "Alessio verdammt was ist passiert?" Italienisch, so schnell das jemand mit wenig Sprachkenntnissen kaum folgen konnte. "Frag nicht. Ist er wirklich Arzt?" Ein Nicken gen Kieran. Nico runzelte die Stirn, ehe er langsam und misstrauisch nickte. "Dann bitte ich dich Bruder, nur dieses eine Mal, frag nicht, sondern komm mit und reite mit mir nach Hause als sei der Teufel selbst hinter uns her. Es gab ein paar... Differenzen mit dem Messdiener." Besser er sagte um wen es ging, doch Nico veranlasste das nur zu einem Grinsen. "Dein Betthäschen hat dich so zugerichtet?"

"Nein. Der Anführer der Rebellengruppe zu der er Augenscheinlich gehört hat und der wohl minimal begeistert von unserer Wette war."

"Aber warum dann nach Hause?"

"Weil dieser Kerl tot in einer Gasse liegt und zu Hause der Messdiener bei seinen Verletzungen wohl wünschte er wäre tot!" Zum Glück sprach hier gerade keiner ihre Sprache und war in Hörweite. Alessio wusste, dass wenn er Nicos Hilfe wollte nur die Wahrheit angebracht war. Und Nico ließ sich tatsächlich davon überzeugen. Er räusperte sich leise und drehte sich zu Kieran. "Mr. Carney, unser gemeinsames Glas Wein muss wohl noch etwas aufgeschoben werden. In der Kirche ereignete sich heute wohl ein Unfall. Einer der Messdiener liegt schwer verwundet in einem unserer Gästezimmer... würdet ihr ihn euch wohl ansehen?"



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