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Schlachtfeld der Gefühle

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein Kapitel welches der dem Titel der Geschichte gerecht wird.
Dieses Mal kommt einiges ins Rollen, welches später noch eine Rolle spielen wird... Komplett anzeigen

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  Die Zeit in Rose Manor gab Harry wieder einen Vorgeschmack auf Hogwarts. Severus bestand nämlich nicht nur darauf, dass er sich um die Hausaufgaben kümmerte, sondern auch, dass sie an Harry Okklumentik Fähigkeiten arbeiteten. Dann konnte auch die, nach dem Gespräch mit Tom wieder auferlegte, Blockade gelöst werden. Widerwillig fügte er sich - er kam eh nicht darum herum. Aber nur weil man weiß, dass etwas sein muss, muss man noch nicht mit Begeisterung dabei sein. So Harrys Meinung.

 

   Severus hatte knurrend zugestimmt, dass auch Layla hierher kommen konnte. Auch wenn sie, ebenso, wie Remus unter einem Schweigezauber gesetzt werden würde.  Jetzt wartete Harry ungeduldig auf die Antwort der Werwölfin. 

 

"Harry, würdest du aufhören zu hampeln? Das lenkt mich ab."

 

"Aber ich bin doch ganz leise", intervenierte er.

 

"Du lungerst im Sessel neben mir, ich sehe im Augenwinkel wie du herumwackelst. Außerdem habe ich dir das Buch auf deinem Schoß nicht als Beinschoner gegeben. Es ist eine wichtige Hilfe bei der Verbesserung deiner Okklumentik." Streng sah Severus ihn an.

 

Nicht weniger finster erwiderte Harry den Blick. "Und du sollst selber lesen, anstatt mich anzustarren." Kurz streckte er dem Älteren die Zunge raus, dann schmiss er das Buch auf den Tisch und sich selbst neben seinen Gefährten aufs Sofa.

"Komm schon, Severus. Das ist sooo langweilig. Können wir nicht wenigstens ein paar Zauber üben, anstatt zu lesen? Ich bin viel zu aufgedreht, um hier nur herumzusitzen."

 

Sein Gefährte widerstand seinem Blick einen Moment länger als Remus, doch letztendlich knickte auch der sonst so harte Slytherin ein.

 

"Na gut, dann nimm dir das graue Buch aus dem zweiten Regal, drittes Fach von oben und komm mit. Wir gehen in den Keller, dort ist ein Trainingsraum."

 

"Was gibt es hier eigentlich noch alles? Hast du zufällig auch ein Schwimmbad? Das wäre nämlich richtig cool." Schnell holte er sich das gesuchte Buch.

 

"Nein, aber hier ist ja noch genug Platz. Bisher hat es mir nicht gefehlt. Die große Badewanne reicht."

 

"Ja, die ist wirklich toll." Verträumt dachte er daran, wie er heute erst in der Wanne entspannte, ehe sich Severus liebevoll 'dem Vogelnest' auf seinem Kopf widmete. Zusammen baden, da hatte sich der Ältere geweigert. "Aber überlegen doch mal, wie cool es auch wäre, wenn du ein Salzwasserbecken hättest. Das soll so gut tun. Wie schwerelos herum treiben. Die müden Knochen entspannen und die Muskeln lockern …" Sehnsüchtig seufzend schloss er die Augen.

 

"Jaja, schon gut du Träumer. Komm zurück in die Realität und weg von Dingen, die nicht sind und nie sein werden. Es lohnt sich nicht, denn ich bin einfach zu selten hier."

 

"Aber…"

Und damit startete eine Diskussion über Schwimmbecken und andere Dinge, welche es noch im Manor geben könnte - oder eben nicht.
 

 

   Es war später Nachmittag.

Harry merkte richtig, wie sehr er sich verausgabt hatte - wie sehr das alles an ihm gezerrt hatte.

   Bei ihrem Training zeigte sich, dass der Überfall in Hogwarts, Umbridges Behandlung und vielleicht auch die lange Verwandlung Spuren hinterlassen hatten. Als Mensch war die Ausdauer schlechter, die Reflexe einen Tucken langsamer und seine Hand schmerzte.

Das Positive daran war, dass er so in den Genuss von einer Behandlung durch Severus kam.

 

"Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich wirklich zu wenig über die Langzeitwirkungen von Blutfedern weiß. Meine Prioritäten lagen einfach bei anderen Dingen ...” Severus wirkte sehr nachdenklich, während er Harrys Hand eincremte.

 

“Wer rechnet auch damit, dass diese Frau das Ding aus der verbotenen Mottenkiste kramt?”

 

“Dies stimmt wohl. Ich verspreche dir, dass ich mir etwas überlegen werde. Dieses Scheißteil ist, wie du richtig gesagt hast, wirklich verboten. In Flammen aufgehen ist das Einzige, wozu es noch gut ist.”

 

“Hey, stress dich nicht deswegen.” Sanft legte er seine freie Hand auf die Severus’. “Und vor allem ‘Scheißteil’? Severus, du musst dir gleich den Mund mit Seife auswaschen gehen.” Gespielt tadeln schüttelte er den Kopf, während er mit der Zunge schnalzte.

 

Mit zusammen gekniffenen Augen blickte der Gefährte ihn an. “Du kleiner, frecher Wolf. Ich glaube ich muss dich mal ein wenig erziehen”, raunte der Ältere und mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln.

 

Und schon befand sich der Jüngere in einer Kitzelattacke wieder, welche sämtliche schlechten Gedanken verschwinden ließ.

   Doch ein ‘Plopp’ Geräusch und eine damit aufgetauchte aufgerollte Pergamentrolle unterbrach ihre Albernheiten. 

 

“Scheint als hätte die Wölfin geantwortet.”  Seufzend löste sich Severus von ihm und überreichte ihm das Schriftstück.

 

“Warum deine Elfen sich uns nie zeigen und ihre Aufgaben im Verborgenen erledigen ist mir immer noch ein Rätsel Selbst bei den Obersnobs von Malfoys zeigen sie sich."

 

"In Hogwarts ist es doch auch nicht anders. Dort arbeiten zig Elfen und man sieht sie nicht."

 

Grinsend begann er das Schriftstück zu entrollen. "Doch, wenn du den Eingang zur Küche findest und klar machst, dass du nichts Böses vorhast, findest du sie auch. Dann sind sie schüchtern, aber nicht so verklemmt. Und was ganz anderes ist es, wenn man heißt Dobby und einfach frei Schnauze auftaucht."   

 

Seufzend nickend stimmte ihm Severus zu. "Und, was schreibt die Spitzzähnin?"

 

"Hast du sie gerade mit einem Vampir assoziiert? Wenn ich ihr das erzähle." Der Elfenwolf begann zu kichern, als er sich Laylas empörten Gesichtsausdruck vorstellte.

 

"Meine Güte, deine Verwandtschaft zu Salazar ist wirklich nicht zu leugnen. Bin ich jetzt stolz oder nicht?" Grübelnd tippte sich Severus gegen das Kinn.

 

   Unbeeindruckt zuckte Harry mit den Schultern. "Sei froh, dass ich es noch nie gegen dich verwendet habe", murmelte er trocken, während er sich endlich Laylas Antwort widmete.

"Nennt man es Heuler Light, wenn einer nur in Großbuchstaben schreibt?" Damit hielt er seinem Gefährten das Schriftstück hin.

 

"HARRY, ICH KOMME. EGAL WANN, EGAL WOHIN, EGAL WELCHE BEDINGUNGEN! SAG BESCHEID WANN ICH DICH UND REMUS LUPIN SEHEN KANN. ICH FREUE MICH AUF DIE UNTERHALTUNG! DAS WIRD EIN SPAß MIT UNS DREI", las Severus laut vor und schüttelte den Kopf.

"Erstaunlich. Nicht mal in Schriftform besitzt sie Anstand."

 

   Stirnrunzelnd blickte Harry auf das Antwortschreiben. "Ich frage mich nur, warum?"

 

"Weil sie in der Natur lebt und rohe Rehherzen auf fremden Terrassen frisst?", half Severus trocken nach.

 

Schmunzelnd klapste Harry seinem Gefährten auf den Oberarm." Blödmann. Ich meine, warum sie so scharf auf Remus ist. Schon als ich ihr das erste Mal von ihm erzählte, war sie vollkommen begeistert. Und Fenrir scheint auch ein gesteigertes Interesse an ihm zu haben. Vielleicht weil er Remus damals zum Werwolf gebissen hat? Keine Ahnung."

 

"Vielleicht erzählt sie es uns ja gleich. Na los, antworte ihr schon, dass sie sich auf den Weg nach Spinners End machen kann und Remus ebenfalls. Dann lasse ich sie herbringen. Ich bin mir sicher, dass vor allem Frau Wolf mit ihren Hufen scharrt. "

 

Prustend blickte er seinen Gefährten an. “Wirklich Severus, erst machst du sie zu einem Vampir und nun zu einer Mischung aus Wolf und Pferd. Du bist echt ein Kracher.”

 

“Ein Wolf-Zentaur”, kommentierte Severus mit einem schiefen Grinsen..
 

 

   Severus genoss es wirklich, dass er Zeit mit Harry verbringen konnte. Es waren die vielen kleinen Momente, welche ihm ein gutes, warmes Gefühl gaben. Ja, sie hatten ihre Streitpunkte. Sie diskutierten sogar feurig über die korrekte Zubereitung eines Kaffees oder dem richtigen Belag eines einfachen Croissant. Aber es war vielleicht genau diese Normalität, welche das alles abrundete.

   Tja, und jetzt war er verbannt worden, denn im Wohnzimmer plauderten lautstark zwei Wölfe miteinander. 

Genau wie er erwartet hatte, stand nur eine Stunde später Layla in Spinners End auf der Matte und nur wenig später in der Eingangshalle von Rose Manor. Seit dem hingen die Wölfin und sein Gefährte wie Kletten zusammen, um wie alte Sabberhexen zu tratschen.

 

   Und ja, er war ein wenig gefrustet. Vielleicht sogar beleidigt und eifersüchtig. Er hätte einfach alle kurz vor Abreise herbestellen sollen, dann wäre er nicht wie das fünfte Rad am Wagen in seinem Büro bei einem Haufen Klausuren geparkt. Viel lieber würde er jetzt mit Harry in der Bibliothek sitzen. Beide auf der Couch, er selbst ein Buch über Tränke und Harry mit irgendeinem kitschigen Buch oder den Klitterer lesend, während er mit dem Kopf auf seinen Oberschenkeln lag. Aber bis zur Abreise würde es solche Momente wohl nicht geben, denn Layla blieb über Nacht und morgen würde auch noch Lupin herkommen. Wobei das wenigstens Spannung versprach bei drei Wölfen verschiedenster Charakteren.

Seufzend rieb er sich über die Augen. Warum benahm er sich denn wie ein verknallter Teenager? Merlin, er würde noch genug Zeit und Momente mit seinem Gefährten haben. Layla und Lupin hatten nicht die Möglichkeit, den Schüler jeden Tag zu sehen, hören oder sprechen. Er sollte es ihnen einfach gönnen, aber …

   Kurz entschlossen reinigte er seine Schreibfeder, verschloss das Tintenfass und erhob sich. Das hier war sein Manor, da ließ er sich doch nicht einfach aus einem Raum verbannen! Dass er überhaupt nicht wirklich hinausgeschickt worden, sondern sich selbst verzogen hatte, beachtete er gar nicht weiter.

 

   "Ah, da bist du ja schon."

 

"Wenn man vom Teufel spricht."

 

Missmutig spitzte er sie Lippen. "Danke für die Assoziation. Was habt ihr denn schon wieder ausgeheckt?"

 

"Ach komm schon, sei nicht so grummelig." Bittend blickte ihn Harry an, ehe er ihm einen unerwarteten Kuss auf die Wange drückte. "Ich wollte dich nur fragen, ob es in dem Wald dahinten Wild gibt. Und wenn ja, dann nur bitten, deinen Elfen irgendwie zukommen zu lassen, dass sie bitte noch mit dem Abendbrot warten. Wir würden gerne jagen."

 

"Kurze Randinfo. Ich steh nicht auf blutiges Fleisch." Ein Schmunzeln am linken Mundwinkel zupfend, legte er einen Arm um seinen kleinen Gefährten.

 

Mit großen Augen starrte ihn Harry an. "Wirklich? Ich dachte das wäre dein Lieblingsessen! Hase, dessen Herz noch nicht still steht, mit ein paar Wildkräutern."

 

"Kleiner Blödmann", knurrte Severus gespielt empört und rächte sich mit einer Mischung aus Kitzeln, Pieken und Haare zerzausen, ehe er den Jungen mit einem Kuss auf die Stirn entließ. Dass Layla ihnen zusah war egal. Sie würde es bald eh nicht mehr wissen …

“Der Wald ist die Grenze des Grundstücks. Dahinter ist Niemandsland. Den genauen Wildbestand kenne ich nicht, aber Hasen und Rehe habe ich schon gesehen. Besser gesagt ihre Spuren. Wenn ihr Füchse seht, dürft ihr den Bestand dezimieren, denn sie machen immer mehr Ärger in den Muggelstädten."

 

Glücklich strahlte ihn sein Gefährte an. "Danke Severus." Ein Kuss, dann trabte der Jüngere auch schon in Richtung Terrassentür und verschwand nach draußen.

 

   Layla erhob sich und blickte ihn dankbar an. "Es wird ihm gut tun Energie abzubauen. Vor Schulbeginn sollte er sich richtig auspowern. Schon die paar Stunden haben ihn unruhig gemacht."

 

Ernst blickte Severus nach draußen, wo ein junger Wolf durch den Schnee sprang.

"Ich habe ihn schon mit Okklumentik und Kampftraining versucht zu beschäftigen. Aber diese Unruhe in ihm …"

 

"Hättest du das nicht getan, wäre er wahrscheinlich richtig unausstehlich. Das ist der Wolf in ihm. Dieser steckt ebenso wie der menschliche Harry in der Pubertät und platzt beinahe vor Energie, Hormonen, Verrücktheit und Impulsivität. Darum werde ich ihn jetzt auch ein wenig fordern. Rechne bitte nicht damit, dass wir zum Essen zurück sind. Bei den Werwölfen lassen wir die Jungen bis zu einem Monat durchgehend im Wolfspelz, damit sie sich mit all den neuen Eindrücken klar kommen. Diese Möglichkeit hat er aber nicht. Verstehst du, was ich sagen will?”

 

“Dass der Wolf in ihm Fluch und Segen ist.”

 

Geistesabwesend nickte die Werwölfin und blickte nach draußen, wo Harry inzwischen Schneeflocken fing.

 

“Bei ihm kommt einfach so viel zusammen. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob meine Idee richtig ist oder nicht. Aber ich denke, wenn wir alle zusammenarbeiten, bekommen wir das schon hin. Und wenn gar nichts hilft, dann ziehst du ihn einfach ins Bett. Traue dir durchaus zu, dass er dann am Ende seiner Kräfte ist.”

 

   Lachend rannte Layla hinaus zu dem ungeduldigen Elfenwolf.

Während draußen die beiden Wölfe heulten und sich auf die Jagd einstimmten, stand Severus mit offenem Mund an Ort und Stelle. Diese Frau war unglaublich nervig!
 

 

   “Harry, jetzt … SITZ!” 

 

Ruckartig hielt Angesprochener in seinem hin und her gerutsche inne.

Ungläubig blickte er seinen Gefährten an. “Ich bin kein Hund, verdammt. Hör auf, mir auf den Keks zu gehen!”

 

“Es ist mir egal, wohin ich dir gerade gehe. Du machst uns verrückt mit deinem Gezappel. Davon wird mein Kaffee nur kalt und die Nerven dünner. Lupin wird deswegen aber nicht früher hier aufschlagen. Merlin, du bist doch keine Drei mehr!”

 

Nur mit Mühe schaffte Harry es, weder die Zunge raus zu strecken, noch das Besteck durch die Gegend zu werfen. So angenehm der Tag gestern auch war, die letzte Nacht, oder besser gesagt ein Gespräch mit Severus, hatte das Gute in Schlechtes verwandelt.

Finsteren Blickes ließ er seine schlechte Laune am Speck-Rührei auf dem Teller vor ihm aus.
 

 

   “Hey, bist du noch wach?” Erkundigte er sich vorsichtig, als er ins Schlafzimmer trat.

  

Es war später als geplant geworden. Das Abendbrot hatten sie auch vollkommen verpasst, aber laut Layla war Severus darauf vorbereitet. Darum hatte er sich einfach komplett dem Gefühl der Freiheit und Stärke hingeben, während Layla ihn durch die Gegend scheuchte. Ihn sogar Hasen und Füchse jagen ließ. 

Bei allem was ihm heilig war,das Adrenalin, welches ihn durchflutete, während er die Skrupel beiseite schob und sich auf sein Opfer konzentrierte, war unvergleichlich. Die Auseinandersetzungen gegen die kleinen Füchse waren nicht ohne, sie wussten sich zu wehren und nutzen jedes Zögern aus. Unter Laylas Anweisung hatte er die Tiere getötet, welche ohne größere Folgeprobleme dem Bestand entnommen werden konnten.

 

“Ja. Mach dich frisch und komm ins Bett”, raunte Severus sanft vom Bett aus. Der Blick, welcher dieser ihm über den Rand eines Buches hinweg warf, ließ, in Kombination mit der Stimme, eine Gänsehaut bei Harry entstehen. Mehr als ein Nicken bekam er nicht hin.

 

    “Hmm, du riechst gut”, gurrte Harry zufrieden, während er sich näher an diesen unglaublichen Mann kuschelte.

 

“Nicht anders als sonst”, gab Severus nüchtern zurück, legte das Buch auf den Nachttisch und nahm ihn in die Arme. “Du bist ja ganz ausgekühlt.”

 

“Da weiß ich, was mir helfen würde …” Sanft schmiegte er sich noch näher, während er begann mit den Fingern über Severus’ Brust zu streichen.

Ein Knurren rollte durch dessen Brust und keine Sekunde später war in einem Kuss gefangen, welchen er herbeigesehnt, nein, geradezu gebraucht hatte.

Doch es war ihm nicht genug. Oh nein. Er wollte ‘mehr Severus’! Gierig und fahrig nestelte er an den Knöpfen von Severus’ Schlafoberteil herum. Schob ein Bein über die Hüften und … wurde abrupt gestoppt.

 

   “Harry … Harry, hör auf.” Severus’ Atem klang angestrengt.

 

“Was … wieso, aber …” Harrys Kopf war leer. Gut, von den benebelnden Hormonen abgesehen. 

 

“Bitte bleib ruhig. Es ist nicht, dass ich nicht auch wollen würde oder so.” Bedeutend zeigte Severus auf seinen Schritt, wo sich eine Beule in der Pyjama Hose abzeichnete. “Ich möchte nur, dass wir erst reden. Sex kann warten.”

 

Harry schmunzelte. “Ach, reden können wir danach immer noch”, flüsterte er und widmete sich wieder den Knöpfen. Doch seine Finger wurden eingefangen.

 

“Nein, denn glaub mir, wenn ich mit dir fertig bin, dann kannst du nicht mehr auffassen, was ich zu sagen habe.”

 

Stöhnend drückte Harry sein Becken gegen Severus’ Hüfte. Schon der Kuss hatte gereicht, um ihn hart werden zu lassen. “Versprich nichts, was du vielleicht nicht halten kannst.”

 

   Tief durchatmend schob sein Gefährte ihn von sich herunter. “Bitte schalte deinen Verstand wieder ein und hör mir zu. Es ist wichtig.”

 

Nun doch recht angefressen ließ Harry sich auf den Rücken fallen. “Du bist echt ein Stimmungskiller. Himmel, dann sag halt, was du zu sagen hast.”

 

Ernst erkundigte sich Severus: “Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie es in Hogwarts wird?”

 

Stirnrunzelnd blickte er den Älteren an. “Hä? Wie soll es schon werden?”

 

“Wir werden uns wie immer verhalten müssen. Wie Schüler und Professor, nicht wie Gefährten. Wir können zwar sagen, dass wir in den Ferien kurz Zeit miteinander verbracht haben, aber nichts was über eine professionelle Beziehung hinausgeht. Du bist abgehauen und ich hab dich wieder eingesammelt und zurück gebracht. Das würde alles komplizierter machen, unter anderem auch durch das Ministerium.”

 

Überrascht setzte sich Harry auf. “Was hat das Ministerium verdammt noch mal damit zu tun?”

 

Seufzend erklärte ihm der Mann einige mehr als merkwürdigen Regeln.

 

    “Moment, nur damit ich das richtig verstehe. Das Ministerium hat nichts gegen Beziehungen von Minderjährigen und Volljährigen, solange sie nicht in Abhängigkeit voneinander stehen? Ab dem siebzehnten Lebensjahr interessiert es niemanden mehr, wenn gewährleistet ist, dass Noten garantiert fair vergeben sind?”

 

“Richtig. Bei uns treffen zwei Punkte zu. Dazu hat das Ministerium mich eh auf dem Kicker, siehe Umbridge. Seit ich beim dritten Mal recht unfreundlich die Jobanfragen abgelehnt habe, stehe ich auf der Störenfried oder was auch immer Liste. Dazu meine Verbindung zur dunklen Seite.”

 

“Aber”, setzte Harry an. Severus unterbrach ihn.

 

“Aber das Ministerium ist nicht der Punkt, weswegen ich denke, dass es gut wäre. Wie reagieren die Mitschüler? Die Kollegen? Dumbledore? Ich denke, unsere Beziehung vorerst zu verheimlichen hat allein schon strategische Vorteile.”

 

Harrys Gesicht verzog sich. “Dein Ernst?”

 

   Entschlossen nickte der Ältere, ehe er sogar noch einen draufsetzte. “Und da wir schon bei unangenehmen aber notwendigen Themen sind, stelle ich wohl gleich am besten eins klar. Mehr als den Status Quo, wird es körperlich zwischen uns vorerst nicht geben.” 

 

“WAS? Sag mal, hast du was schlechtes gegessen? Was ist denn auf einmal los mit dir? Du redest nur Quatsch! Alles klar Severus, lass den ‘Versteckte Kamera Mist’. Genug gelacht. Hahahaha.”

Natürlich wusste er, dass es hier nicht an der Nase herumgeführt wurde. Dafür kannte er Severus gut genug. Der Mann meinte es vollkommen ernst.

 

“Hör auf dich lächerlich zu machen. Das Ganze ist mein Ernst. Wir sind nicht in der Position, um irgendwelche egoistischen Fehler zu machen!” 

 

Mit hochgezogener Augenbraue blickte Harry seinen Gefährten an. Nur mit Mühe unterdrückte er das Bedürfnis zu schreien und zu wüten. Das in Malfoy Manor stattgefundene Gespräch über ‘Harry, du musst dich beherrschen lernen’ klingelte immer noch in seinen Ohren.

 

Grollend zog er eine Augenbraue hoch und blickte Severus mit abschätzigem Blick an. 

“Vorteile? Die Meinung anderer? Egoismus? Fehler? Auf all diese Dinge habe ich keine Antwort. Aber ich habe ein Bauchgefühl, ein Instinkt wenn man so will, und das ist ganz anders. Jedoch bin ich auch nicht so dumm zu glauben, dass ich dich von meiner Meinung und Ansicht überzeugen kann. Gefährte hin oder her, Erwachsene hören nicht auf Minderjährige oder gar Schüler.” Zähneknirschend sprach er diese Wahrheit aus.

 

   “Harry …” Severus klang leicht genervt.

 

“Nein, du bist es nicht, der jetzt pissig wird. Ich habe da viel mehr Grund zu, denn du bist es, der mich mit diesen Tatsachen konfrontiert. Hast die letzten Stunden wohl erfolgreich zum Nachdenken genutzt, was?

Aber weißt du Severus, das ist mir sowas von egal!  Was hast du eigentlich geglaubt, wie ich mich in Hogwarts verhalte? Dass ich dir im Unterricht auf den Pelz rücke? Dass ich dir in die Arme springe, wenn wir uns auf dem Flur sehen oder ich Händchen haltend durch die Gegend laufen will? Dass ich bei dir einziehe? Auch wenn manches davon wohl in groben Zügen meine Elfenwolf Instinkte beruhigen würde, einfach weil ich dauernd von dem Bedürfnis nach deinem Schutz geprägt bin, hatte ich nicht vor etwas davon zu tun.”

Kopfschüttelnd kletterte er aus dem Bett.

 

“Wo willst du hin? Bleib hier, wir sind noch nicht fertig!”, forderte Severus streng.

 

Doch Harry war es egal. Mit zusammengekniffenen Augen funkelte er den Mann an. “Oh doch, jetzt gerade bin ich dies mit dir. Sonst sage ich Sachen, welche ich bereue und das will ich nicht.”

 

“Harry jetzt mach daraus doch nicht gleich wieder so ein Drama.” Auch Severus stieg aus dem Bett und kam auf ihn zu, doch Harry wich zurück.

 

“ICH MACHE EIN DRAMA? Ernsthaft Severus, hör dir mal selber zu. Wie würdest du reagieren, wenn ich dir sowas vor den Kopf werfen würde? Du hast mir gerade den goldenen Korb gegeben, ohne mit mir über eine gute Strategie zu sprechen. Und da soll ich ruhig bleiben? Es einfach hinnehmen?” Kopfschüttelnd wand er sich ab. Severus sollte nicht sehen, wie verzweifelt er die Tränen unterdrückte.

Mit der Türklinke in der Hand hielt er inne. “Du bist ein Heuchler, Severus Snape. Schwadronierst immer über Reden und Diskutieren. Und dann bringst du so eine Nummer. Wir sind Gefährten. Vergiss das nicht, Severus. Ich habe nicht vor, wegen irgendwelcher Spinner aufs Abstellgleis zu wandern!” 

Damit riss er die Tür auf und verschwand aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmer.
 

 

   Die Nacht hatte er auf dem großen Sofa in der Bibliothek verbracht. An entspannenden Schlaf war jedoch nicht zu denken. Stattdessen hatte er sich verwandelt und durch das Fenster den Sternenhimmel beobachtet.

Sein Herz tat weh und ein Kloß hatte sich in seinem Hals festgesetzt. Jedes Mal, wenn er seinen Gefährten ansah, wurde es schlimmer. Er wollte so viel sagen. Wollte zusammen mit Severus eine vernünftige Strategie erarbeiten, aber er bekam seine Gefühle und Gedanken nicht formuliert. Außerdem war er eh im Recht und Severus sah mal wieder Geister, wo keine waren!

 

   "Oooookaaaay. Ich habe keine Ahnung, welche Laus euch über die Leber gelaufen ist, aber mir wird gleich die Milch im Kaffee sauer bei eurer miesen Stimmung. Möchte jemand drüber reden?" 

 

"Nein!" Na wenigstens da waren sie sich einig.

 

Grummelned blickte die Frau sie an. "Schon gut, reißt mir nicht den Kopf ab. Beim Urwolf, das ist ja grausam."

 

"Sag das dem da." Abwertend winkte er in Richtung Severus. "Der hat den Mist zu verantworten. War wohl irgendein Trank schlecht."

 

"Sagt der, welcher freiwillig mit dem dunklen Lord quatscht und somit an seiner geistigen Gesundheit zweifeln lässt", giftete Severus zurück.

 

"Und du bekommst es nicht hin uns zu unterrichten, ohne dass selbst die Leute im siebten Jahr kurz davor sind sich in die Hose zu machen, wenn du deine fünf Minuten hast."

 

"Wenn ihr euch dümmer als eine Gruppe Oger benehmt, kann ich da auch nichts für!"

 

   "Na, das nenn ich ja eine Begrüßung! Mehr schlechte Stimmung als auf dem Schwarzmarkt."

 

Bei dieser Aussage flog Harrys Blick zu Remus, welcher gerade deutlich irritiert ins Esszimmer eintrat.

 

“Was ist denn hier los? Euch hört man ja beinahe bis nach London.” Kopfschüttelnd ließ Remus sich neben ihm nieder.

 

Kommentarlos erhob sich Severus und rauschte aus dem Raum. Harry hatte das “Warte” auf den Lippen, aber indem er die Lippen fest zusammen kniff, konnte er es bei sich behalten. Er würde nicht nachgeben und wie ein unterwürfiger Welpe um Verzeihung bitten!

 

Remus kniff ihm in den Oberarm. “Würdest du aufhören die Tür böse anzugucken und mich stattdessen begrüßen?”

 

   Nun war es Remus, welcher den finsteren Blick und ein Grollen abbekam. Dass dieser auch noch die Frechheit besaß,so gar nicht darauf zu reagieren, noch nicht einmal etwas beeindruckt davon schien, machte seinen Frust wirklich nicht besser. “Kneif nicht mich. Severus hat den scheiß Streit angefangen, also lass mich gucken wie ich will!”

Kaum hatte er dies ausgesprochen, spürte er auch schon, wie er einen Schlag gegen den Hinterkopf bekam. Irritiert und aus dem Konzept gebracht drehte er sich zu Layla herum, welche hinter ihm stand. Mit in die Hüften gestemmten Händen und einem Blick, welcher Stahl schmelzen konnte … mindestens.

 

Mit golden glühenden Augen funkelte Layla ihn an. “Du hörst jetzt augenblicklich auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen und deinen negativen Emotionen hinzugeben. Du bist ein Elfenwolf und Alpha und kannst nicht immer andere darunter leiden lassen, dass du Zoff mit deinem Gefährten hast. Du kannst darüber mit uns reden, es aber nicht an uns auslassen! Klärt das im Bett, Urwolf noch eins!”
 

 

   Räuspernd klinkte Remus sich in die Strafpredigt ein. “Ähm, ich kenn’ Sie nicht, aber ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie einem Minderjährigen nicht sagen würden, Sex wäre eine tolle Idee.”

 

“Mr. Lupin. Ich freue mich wirklich Sie kennenzulernen. Dennoch muss ich Ihnen widersprechen. Harry ist alles, aber kein Minderjähriger der an der Welt zerbricht. Er ist viel mehr und vor allem ist er bereit.”

 

“Er ist ein Welpe”, brauste Remus auf. Da verstand er ja mal gar keinen Spaß.

 

“STOP!”, donnerte Harrys Stimme fest durch den Raum und ließ beide Werwölfe zusammenzucken. Die Welle aus Dominanz und Wut sorgte für ein ungutes Gefühl im Magen.

Im nächsten Moment sprang der junge Gryffindor auf und in dem Moment als der Stuhl krachend zu Boden ging, stand dort auch schon ein stattlicher Wolf. 

Aufgebracht schritt Harry auf und ab.

 

Ein wenig unsicher blickte der ehemalige Lehrer zu der fremden Werwölfin herüber, welche seinen Blick mit einem Schulterzucken beantwortete und sich locker an den Tisch lehnte. Doch Remus konnte sie nicht täuschen. 

 

   “Es ist unglaublich … wirklich … das ist doch echt bescheuert alles!”

 

“Kleiner, beruhig dich bitte und erzähl … uns”, Remus war ein wenig angefressen, dass sein Alpha-Welpe der Wölfin wohl sehr vertraute. Und ja, er war auch eifersüchtig, dass diese ihm eine bessere Hilfe gewesen war als der eigene Beta und Ersatzpate. Hatte er wirklich so versagt? Tief durchatmend verdrängte er die schlechten Gedanken. “Erzähl uns was passiert ist. Das hilft dir bestimmt.”

 

Heftig nickend stimmte Layla ihm zu.

 

Ruckartig wand sich Harry in ihre Richtung. 

“Ich wollt wirklich wissen, was geschehen ist? Ganz einfach, in Hogwarts werde ich auf das Abstellgleis geschoben.”

 

Remus glaubte seinen Ohren nicht, doch Harry schüttelte den Kopf und verschwand durch die offene Terrassentür. Bestimmt war das nur ein massives Missverständnis. Die beiden gingen ja schon beinahe ekelhaft niedlich miteinander um. Warum sollte Severus dann solch ein Verhalten an den Tag legen?

 

“Los, Lupin, lass uns den Kleinen einholen, ehe er Quatsch baut.

Um dieses Grundstück herum sind laut Severus Muggel Siedlungen und wie reagieren die wohl, wenn ein großer Wolf in ihren Vorgärten steht?”
 

 

   Zwei Stunden nach dieser Aktion und auch nach einigen Scheinkämpfen im Garten, befanden sich die drei Wölfe in einer gemütlichen Sitzecke der Bibliothek.

 Harry hatte sich beruhigt und lag eingerollte in Welpengröße zwischen ihnen.

    Endlich kam Remus dazu ein richtiges Gespräch mit Layla zu führen. Das was er bisher von ihr mitbekommen hatte, hatte ihn beeindruckt … und eingeschüchtert.

 

   Es war Layla, welche das Schweigen brach. 

“Euer kleines Rudel hat es wirklich nicht leicht, nicht wahr?”

 

“Hat es heutzutage überhaupt jemand leicht? Kann man je davon sprechen, dass alles gut ist?” Eine diplomatische nichtssagende Aussage. Harrys Vertrauen hin oder her, Rudelinternes sollte auch eben solches bleiben. Mal ganz davon ab, dass Layla immer noch ein Teil von Fenrir Greybacks Rudel war. Die, Merlin noch eins, Rechte Hand dieses Monsters.

 

“Ja, stimmt schon. Gerade für uns Werwölfe ist das Leben kein Zuckerschlecken. Aber keiner hat diesen Alpha. Einen Alpha, welcher eigentlich noch ein Welpe, ein Jungwolf, ist und die dementsprechende Erziehung und Führung braucht. Wie willst du die Basis halten?” Mit schief gelegtem Kopf blickte Layla ihn an, doch er schwieg.

Seufzend strich sich die Wölfin durch die Haare. “Ok, ok. Ich versteh schon, du kannst mich nicht riechen. Aber ich könnte dir echt helfen. Mit deinem Wolf und so.”

 

   Remus knirschte mit den Zähnen. Es war nicht so, dass er Layla überhaupt nicht leiden konnte. Er misstraute ihr nur und war eifersüchtig auf ihren Einfluss auf Harry. Denn die von ihr erwähnten Schwierigkeiten bezüglich Harry waren nun mal nicht aus der Luft gegriffen. Sie wusste sowohl wie sie mit einem Jungwolf, als auch wie sie mit einem Alpha korrekt umzugehen hatte. Ihm selbst fehlte da einfach sämtliche Erfahrung. Layla war der zweite Werwolf überhaupt, mit dem er in seinem Leben Kontakt hatte.

 

Eben jene Wölfin legte einen Muffliato auf Harry. “Vielleicht muss ich den ersten Schritt machen. Also, ich bin Layla aus dem Greyback Rudel. Fenrir Greyback machte mich vor vielen Jahren zu einem Werwolf und rettete mir damit nicht nur wörtlich das Leben. Mein Leben war von klein auf eine Katastrophe, denn mein Vater sprach Drogen und Alkohol zu und ließ seine Launen an uns aus.” 

 

   Damit leitete Layla ein Gespräch ein, bei dem Remus nur sprachlos zuhören konnte.

Er hörte die Zusammenfassung eines Lebens, welches von klein auf von Gewalt und sexuellen Übergriffen geprägt war. Von Entführung und psychischer Gewalt. Von einer Frau, welche am Rande des Todes stehend einfach in den Dreck geworfen wurde, wie eine beschädigte Ware. Und er erfuhr von der Frau, welche sich davon nicht hatte zerbrechen lassen, sondern dadurch gewachsen sowie gestärkt worden war.

Als Layla ihre Lebensgeschichte damit beendete, dass ihr erst das Werwolfleben wieder einen Sinn im Leben gegeben hatte, blickte er nachdenklich in das künstliche Feuer.

 

   “Zu sagen, dass es mir leid für dich tut, trifft nicht wirklich meine Empfindungen”, murmelte er nachdenklich. “Es ist harter Tobak, welchen du mir hier gerade vor den Latz geworfen hast. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich, was ich dazu sagen soll.”

 

“Und doch hast du nur die Erzählung und nicht die Erlebnisse. Ich bin kein anderer Mensch, nur weil du jetzt davon weißt. Zudem habe ich dir das alles nicht erzählt, damit ich Mitleid von dir bekomme oder damit du mich anders behandelst. Mit meiner Geschichte wollte ich dir nur zeigen, dass du mir vertrauen kannst. Das, was auch immer dir bisher in deinem Leben geschehen ist, mich nicht schockieren kann. Ich bin nicht hier um irgendjemanden zu schaden. Ich bin wegen Harry hier, denn er ist ein Elfenwolf - ein beinahe mystisches Wesen für uns Werwölfe - und auch der Oberalpha. Wenn der Junge älter, stärker und mental reifer ist, kann er locker in der Lage sein selbst Wölfe wie Fenrir zu unterwerfen. Er ist besonders. Von absolut niedlich und Schutzbedürftig gar nicht erst zu sprechen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass er auch eine potenzielle Gefahr für sich und andere sein kann, wenn er nicht aufpasst. Darum werde ich ihn dabei unterstützen mit seinen Genen klarzukommen, wenigstens mit dem wölfischen Anteil. Aber dafür braucht es auch dich, Remus Lupin und dafür musst du besser mit deinem Wolf klar kommen. Dein Geist ist verwirrt, da dein Wolf nicht weiß an wem er ist und du weißt nicht, wie du richtig mit ihm umgehen sollst.”

Ernst blickte die Frau ihn an. “Du bist ein guter Mann Remus, aber ein Feigling.”

 

  Unwohl rutschte Remus in seinem Sessel hin und her. “Hmm, mag sein”, murmelte er unwohl und verstand jetzt, warum die Frau die Rechte Hand des Greyback Rudels war. Allein mit ihrer offenen und schamlos-ehrlichen Art konnte sie einem das Fürchten lehren. Dennoch behielt sie dabei eine Aura der Diplomatie. Sie stand mitten im Leben und das Wissen darum, was sie schon alles in der Vergangenheit bewältigt hatte, hatte ihr Feuer gegeben, anstatt sie zu zerbrechen.

Eine wirklich interessante Frau … und doch würde Remus jetzt gerne verschwinden und seine seelischen Wunden lecken.

Tief seufzend fuhr er mit seinen Fingern sanft durch Harrys Fell, welcher sich der Berührung leicht entgegen streckte, aber ansonsten nicht aufwachte. Er würde das entgegengebrachte Vertrauen nicht unbeachtet lassen.

 

  “Es ist Fenrir Greyback zu verdanken, dass ich niemals die Chance zu einem normalen, unbeschwerten Leben hatte. Ein Streit mit meinem Vater veranlasste ihn dazu, kurz vor meinem fünften Geburtstag bei uns einzubrechen und mich zu beißen. Seit dem habe ich mir nicht nur einmal gewünscht, er hätte mich ebenso getötet wie die beiden Kinder, weswegen er überhaupt erst Probleme mit dem Ministerium und meinem Vater bekam. Mein Vater hat sich bis zu seinem Tod Vorwürfe gemacht. Sie liebten mich, wenn auch seitdem eher distanziert. Nur an den Morgenden nach Vollmond kam meine Mutter zu mir um mich in den Arm zu nehmen, mir Geschichten und Lieder vorzutragen oder mich einfach nur aufzupäppeln.”

 

    Kurz versank Remus in seinen schmerzhaften Erinnerungen an die Kindheit.

Er wuchs auf mit einer Liebe, dessen er sich nie sicher war. In einem Elternhaus, in welchem er vieles versuchte, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Ein Großteil seiner Kindheit verbrachte er freiwillig in dem extra gesicherten Schuppen, da er eh nicht mit anderen Kindern spielen durfte und er die musternden Blicke seiner Eltern oftmals nicht ertrug.

Leicht zuckte er zusammen, als Layla vorsichtig seine Hand ergriff. “Ich glaube, von uns beiden bist du derjenige, welcher das schwerere Los gezogen hat. Durch Fenrirs unbedachtes Handeln, bist du viel zu jung in diese Lage geraten. Und das auch noch, ohne dass jemand an deiner Seite war, der dir alles erklären und zeigen konnte. Ich kann nachvollziehen, dass du deinen Wolf verdrängt und betäubt hast mit Tränken, aber das musst du nicht mehr. Das ist Vergangenheit, auch wenn die Erinnerung an damals immer ein Teil von dir sein wird. Aber jetzt ist es an der Zeit, dich deinem Wolf zu stellen und mit ihm gemeinsam zu leben. Eine Einheit zu werden und somit auch ein besserer Beta für dein Rudel zu werden. Gemeinsam könnt ihr für einander da sein und euch Kraft geben.” Mitfühlend lächelte Layla ihn an, drückte noch einmal seine Hand und erhob sich.

“Ich werde mich bis zum Abendessen zurückziehen.”

 

   Wortlos nickte Remus. Der Kloß in seinem Hals verhinderte ein Sprechen. Mal ganz davon ab, dass er wahrscheinlich eh nur leeres BlaBla hin bekam im Moment. Er musste nachdenken.
 

 

   Harry war Remus und Layla sehr dankbar dafür, dass sie ihn ablenken und aufmuntern wollten. Zeitweise klappte es auch, aber größtenteils reiste die “Was nun?” Frage durch seinen Geist. Er war auch sehr froh, dass Remus die ablehnende Haltung gegen Layla anscheinend abgelegt hatte und geradezu in Plauderlaune war. 

Aber dennoch konnte er sich nicht vollkommen auf Laylas Erklärungen über das 1 x 1 des Werwolflebens einlassen und entschuldigte sich daher, um nach seinem Gefährten zu sehen. Zum Glück schaffte er es irgendwie, sich vor dessen Zimmer zurück zu verwandeln.

 

   “Severus?” Zögerlich klopfte der junge Gryffindor an die Bürotür.

Als ein gepresstes “Herein!” erklang, schob er sich schnell in den Raum.

 

“Möchtest du nicht zu uns kommen? Wir wollen ein wenig Karten spielen, welche Remus mitgebracht hat.”

 

“Danke, kein Interesse”, antwortete Severus, ohne auch nur aufzublicken.

 

Geknickt ließ Harry die Schultern hängen. “Aber …”

 

Severus Feder kratzte unbeirrt über das Pergament, während die Augen zwischen zahlreichen Büchern hin und her flogen.

 

“Kann ich dir irgendwie helfen bei dem, was auch immer du machst?” Hoffnungsvoll trat Harry einen Schritt näher.

 

“Nein, kannst du nicht. Und jetzt bitte, geh zurück zu den Wölfen und lass mich arbeiten. Zum Abendessen werde ich bei euch sein.”

 

Der Schmerz über die Abweisung drückte auf seine Brust und seine Augen brannten.

Heftig blinzelnd drehte er sich herum und verschwand aus dem Büro. Er fühlte sich so unglaublich einsam und hilflos.


Nachwort zu diesem Kapitel:
3 Jahre ist diese FF schon online. Da sollte sie schon längst fertig sein, eigentlich.
Tja, auf die nächsten drei Jahre :D
Happy Birthday to me. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  marronja
2019-08-03T15:56:50+00:00 03.08.2019 17:56
Wieder mal ein super Kapitel...
Aber wann lernt sev das er mit dem auf dem Abstellgleis stellen villt alles kaputt macht?

Ich hoffe das es besser wird...
Und und herzlichen Glückwunsch zu 3 Jahren und nein sie muss nicht fertig sein...
Es ist ein schaffungsprozess der seine eigene Zeit hat
Antwort von:  Chaosbande
05.08.2019 08:37
<3<3<3 Danke für das Lob.

Wird er es je lernen? Severus ist da etwas 'eigenbrötlerisch'. Dumm, könnte man auch sagen.
Er ist da in seiner "Welt".
Von:  animefan16
2019-08-03T11:17:29+00:00 03.08.2019 13:17
Wow. Seit zwei Tagen lese ich deine Story und bin überwältigt.
Sehr gut geschrieben. Mach weiter so. Freue mich auf dein nächstes Kapitel

Antwort von:  Chaosbande
05.08.2019 08:34
Oh mein Goooott, wie süß dein Review ist.
Ich find es immer so unglaublich schön ... was ist hier das richtige Wort?... wenn meine Geschichte anscheinend so fesselnd ist, dass sie quasi in einem Rutsch gelesen wird.
Das freut mein kleines Autorinnenherz.

Vielen Dank <3


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