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Whitebeards Söhne & Töchter

Marco x Ace x Nojiko | Law x Nami
von

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Teil 3: It Starts With Fire... [1]


 

"You know how it feels right before a tornado hits?

I mean when the sky’s still clear, but the wind’s starting to cool off and change direction.

You know something’s coming, but you don’t always know what.

That’s how things feel to me right now.“

- P.C. Cast, „Betrayed“
 


 


 

I

Die Sorglosigkeit mit der sie gestern alle drei zu Bett gegangen waren, war mit dem Regen fortgewaschen worden. Selbst der Kaffee schmeckte nur noch bitter und Marco verzog das Gesicht. Er lehnte mit der Hüfte an der Küchentheke und sein Blick löste sich vom Fenster. Die Tropfen hämmerten vom stürmenden Wind getrieben gegen die Scheibe und glitten in Strömen an ihr hinab.

„Ich glaube, da hilft nicht einmal ein Regenschirm“, sagte er an Nojiko gewandt, die angezogen aus dem Schlafzimmer spaziert kam. Sie trug ihr Tanktop und ihre Dreiviertelhose vom Vortag, da sie sich gestern nicht die Mühe gemacht hatten, auf den Weg nach Hause bei ihr vorbeizuschauen und ein paar Sachen mitzunehmen. Das rote Band, das ihr Haar zurückhielt, zurechtrückend kam sie neben Marco zum Stehen.

„Sollen wir dich wirklich nicht zur Bar begleiten?“, fragte er, doch Nojiko stieß ein belustigtes Schnaufen aus.

Sie schenkte ihm einen Seitenblick und ein Mundwinkel hob sich. „Es ist nur etwas Regen und Wind, Marco. Ich bin nicht aus Zucker. Außerdem... du glaubst doch nicht etwa, dass das der erste Sturm ist, den ich miterlebe, oder? Du magst zwar älter sein, aber ich bin hier aufgewachsen.“ Ein Zwinkern folgte. „Nicht zu vergessen, dass ihr Wichtigeres zu tun habt.“

Marco schmunzelte. „Dafür hätten wir durchaus noch Zeit aufbringen können. Aber wenn du meinst...“ Er leerte den letzten Rest Kaffee in einem Zug, bevor er sich zu Nojiko hinüberlehnte und ihre Wange küsste. Bevor er jedoch an ihr vorbeigehen konnte, wurde er am Arm zurückgehalten. Nojikos Hand wanderte in seinen Nacken, die andere an seine stoppelige Wange. Sanft wurde sein Kopf in ihre Richtung gedreht und sie stellte sich auf Zehenspitzen, um ihn auf die Lippen zu küssen.

Anschließend spazierte sie zur Tür und Marco sah ihr mit gehobener Braue hinterher, bevor er ihr folgte. Er schnappte sich seinen Schlüsselbund vom Tisch und schloss hinter ihnen ab, bevor sie die Stufen im Treppenhaus hinunterstiegen.

Noch bevor sie unten angekommen waren, drang ein Fluchen an ihre Ohren. Dass dieses von Ace stammte, überraschte Marco nicht.

„Nun beruhig dich, sonst bekommst du noch einen Herzinfarkt“, redete Thatch auf ihn ein, als sie im Erdgeschoss ankamen. Das Wohnhaus hatte nur drei Stockwerke und schmale Flure, gepflastert von quietschenden Dielen und abblätternder Farbe.

„Es fällt mir schwer es zuzugeben, aber Thatch hat recht, Ace“, entrann es Marco, als Nojiko und er zu ihnen stießen. Er stützte eine Hand an der Hüfte ab und beobachtete Ace dabei, wie er vor der Eingangstür, die hinaus in den Regen führte, auf- und abging. Er hatte vorhin nur seine schwarze Hose und ein T-Shirt angezogen und seinen Hut aufgesetzt, bevor er verkündet hatte, dass er unten auf sie warten würde und aus der Tür gestürmt war. Wahrscheinlich hatte nur Thatch ihn davon abgehalten loszurennen und sich auf den Weg zu Paps Villa zu machen, um die Neuigkeiten aus erster Hand zu hören.

Marco würde lügen, wenn er behaupten würde, dass es ihm nicht ähnlich erging. Allerdings würde Doflamingo nicht sofort einen Angriff auf sie starten. Das war leichtsinnig und Doflamingo war nicht so gefährlich, weil er vorschnell handelte. Nein, er plante und manipulierte, meist aus der sicheren Entfernung. Wenn er handelte, dann weil er etwas im Sinn hatte, was ihn weiterbringen würde.

Ace blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Wut schwamm in seinen dunklen Augen, war in den zusammengepressten Lippen und den geballten Fäusten sichtbar. Sie war Marco sehr wohl bekannt, denn Ace war aus Zorn geschmiedet. Er war in Ace verankert, wie Lava sich in den Untiefen eines Vulkans befand, irgendwo unter der Oberfläche versteckt, bis es einen Weg durch sie hindurch fand. „Wie soll ich ruhig bleiben, wenn dieser Kerl denkt, Paps stürzen zu können?“

Marcos Gesicht blieb emotionslos, während Ace ihn ansah ohne zu blinzeln, während Ace nur auf eine Reaktion von ihm wartete, die das Feuer noch schüren könnte. „Er wird Paps nicht stürzen. Das hat bisher noch keiner geschafft und das wird auch nicht passieren. Übereiltes Handeln hat aber noch niemanden geholfen.“

Ace starrte ihn weiter an. Beinahe so, als suchte er nach einem Gegenargument oder als wollte er Marco am Kragen seines offenen Hemdes packen und gegen die nächste Wand schubsten.

„Ich hab keine Ahnung, wie gefährlich dieser Mann ist, aber ich vertraue Marco, wenn er sagte, dass er keine Chance gegen euch hat“, sagte Nojiko. Ihre Stimme war nicht laut, doch sie zog Aces Aufmerksamkeit wie ein Magnet auf sich. Sein Blick wanderte zu ihr hinüber, zu den erhobenen Händen, deren Handflächen nach oben zeigten. Es war eine instinktive Geste, doch Ace sah für einen Moment aus, als wollte er seine Hände in ihre legen.

Er stieß den Atem aus, von dem er wahrscheinlich selbst nicht gewusst hatte, dass er ihn angehalten hatte. Es war ein frustrierter Laut und er wandte sich von ihnen ab. Seinen Schritten fehlte das energische Auftreten, das er eben noch gehabt hatte, als er die Tür öffnete, seinen orangenen Hut tief ins Gesicht zog und im Regen verschwand.

„Ace, warte!“ Thatch lief hinter ihm her, um mit ihm aufzuholen, machte jedoch künstlerische Umwege und Sprünge um die Pfützen, die sich auf dem Boden gesammelt hatten. Dabei war er seit seinem ersten Lauf durch den Regen heute morgen ohnehin noch nicht vollständig getrocknet.

„Ich hab’s noch schlimmer gemacht, oder?“, fragte Nojiko neben ihm, doch Marco schüttelte den Kopf.

„Er ist sauer auf mich, nicht auf dich“, erwiderte er und schlenderte hinter den beiden her. Im Türrahmen hielt er noch einmal inne, um Nojiko einen letzten Blick zuzuwerfen. „Bis heute Abend.“

„Ja, bis später.“ Nojiko folgte ihm, doch schlug draußen eine andere Richtung ein, während der Regen beständig auf sie niederprasselte und der Wind an ihnen zerrte.

Marco hatte binnen weniger Minuten mit Ace und Thatch aufgeholt. Sie alle drei waren inzwischen durchnässt, aber das war abzusehen gewesen. Seine Finger streckten sich nach Ace aus, als er neben seinem Freund herging. Sie berührten einen feuchten Nacken, glitten nasser Haut entlang, doch Ace schüttelte seine Hand ab und beschleunigte seine Schritte.

Marco seufzte lautlos und Thatch zuckte mit seinen Schultern und versuchte seine Haartolle vor dem reißenden Wind zu schützen.
 


 

II

Whitebeards Villa befand sich auf einem Hügel, fernab des kleinen Stadtzentrums, das Key West ausmachte. Es war abgeschottet und zwischen Palmen, Büschen und Hecken versteckt. Im Moment bogen sich die Palmen unter dem Wind und schwere Regentropfen hauten die Blühten von den Büschen und Hecken. Der Regen floss als kleiner Bach der Einfahrt hinunter und das Rauschen gesellte sich zu dem allgemeinen Plätschern und den heulenden Böen, die über die kleine Insel fegten.

Ace bemerkte das Wetter nur am Rande seiner Wahrnehmung. Er war nass bis auf die Knochen, doch es war Marcos Blick in seinem Nacken, den er mit jeder Faser seines Seins spürte und ihm die feinen Härchen auf dem Körper aufstellte. Marco war immer ruhig und verflucht emotionslos. Umso wütender Ace war, umso weniger Gesichtsmimiken wies Marco auf, was ihn umso wütender machte. War er der einzige hier, der Paps Ehre verteidigen wollte? Der diesem Doflamingo endlich die Leviten lesen wollte? Der Kerl würde noch denken, dass sie ein Haufen Feiglinge waren, wenn sie nicht handelten und sie Doflamingo nicht zuvorkamen!

Sein Cowboyhut hielt ihm den Regen weitgehend aus den Augen, doch er musste ihn mit der Hand festhalten, damit er ihm nicht vom Kopf gerissen wurde. Gelegentlich zuckte ein Blitz über den sturmgrauen Himmel und ferne Sirenen kündigten Feuerwehr und Polizei an, die auf der Insel für Ordnung sorgten.

Die Einfahrt hinaufmarschierend war Ace der erste, der den überdachten Eingang erreichte. Fenster und Türen des weißen Hauses waren mit dunkelgrüner Farbe lackiert und passten sich den Ranken an, welche den Häuserwänden hinaufwuchsen. Noch bevor er die Klingel betätigen konnte, wurde die Tür geöffnet.

„Du meine Güte“, stieß Vista aus, trocken und gutaussehend, vollkommen anders als Marco, Thatch und er wirken mussten. „Kommt rein, kommt rein. Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist: der Sturm oder die hohe Luftfeuchtigkeit.“ Ein halbherziges Lächeln lag auf den Lippen des älteren Mannes, der nachdenklich seinen Schnauzbart zwischen den Fingern zwirbelte und feine Seidenkleidung trug. Er wartete, bis Marco, Thatch und Ace in der Eingangshalle standen und den Holzboden volltropften, ehe er die Tür hinter ihnen schloss.

Im Inneren war es still. Nur das Rattern der Klimaanlage war zu vernehmen, welche die Wärme aussperrte. Ace streifte seine Stiefel ab, um wenigstens nicht auch den Matsch quer durch alle Räume zu schleppen. Er dankte Vista knapp und steuerte sogleich das Aufenthaltszimmer der kleinen Villa an, das durch einen offenen Türrahmen erreichbar war.

Sein Blick fiel auf Whitebeard, dem hochgewachsenen Mann, der mit seiner ausgeprägten Muskulatur selbst in seinem Alter einem Gewichtheber in den Schatten stellen konnte. Er saß mit freiem und narbenbedecktem Oberkörper in seinem Sessel. Sein Lachen war ein Donnerschlag, der von den Wänden widergegeben wurde. In seiner Hand ruhte ein Glas mit seinem Lieblingssake, während er die Komödie auf dem breiten Flachbildschirm verfolgte. Einige andere Männer saßen auf den Sofas und Sesseln im Raum verteilt, aßen und tranken und verfolgten das Geschehen des Films, den Ace nicht kannte.

Doch es war die Gelassenheit, die von seinem Vater und seinen Brüdern ausging, die Ace wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Sein Mund klappte auf, doch kein Wort schaffte es über seine Lippen, kein Laut aus seiner Kehle. Wie konnten alle nur so verdammt ruhig bleiben? Ace verstand es nicht. Hatten sie den Ernst der Lage nicht verstanden? Nicht einmal Paps?

Leise Schritte ertönen hinter ihm, fast lautlos. Im nächsten Moment wurde ihm ein Handtuch über die Schulter gelegt und Marcos Hand wanderte seinen Arm hinunter, vertraut und versöhnend. Ace sah zu ihm hinüber und Marcos grinste ihn schief an. „Sieht du? Du hast dir umsonst Sorgen gemacht“, sagte er und begann sich mit einem anderen Handtuch den Kopf abzutrocknen und die Haare trocken zu reiben.

„Ah, Marco, Ace. Ich hab mich schon gefragt, wo ihr bleibt“, begrüßte Whitebeard sie, als er sie bemerkte. Die Jungs winkten sie zu ihnen hinüber und Vista kam mit zwei weiteren Gläsern mit Sake in den Händen in den Raum geschlendert. Thatch war ihm mit seinem eigenen Glas dicht auf den Fersen und pellte sich beim Gehen mit geekeltem Gesichtsausdruck aus seinem nassen Jackett. Er hing es über eine Stuhllehne, bevor er vor der Sitzmöglichkeit auf den Boden sank und sich dort im Schneidersitz hinsetzte. „Bestimmt werde ich krank“, lamentierte er. „Andererseits kann mich Makino dann gesund pflegen und—“

„Pssst!“, zischte jemand.

„Wir verstehen kein Wort, wenn du laberst“, rief ein anderer, bevor wieder Ruhe einkehrte und nur die Stimmen aus dem Fernseher sie durchbrachen.

Eingeschnappt nippte Thatch an seinem Sake, während sich die Muskeln in Aces Schultern langsam zu entspannen begannen. Er nahm dankend ein Glas von Vista entgegen, der das zweite an Marco weiterreichte. Dieser wanderte näher zu Whitebeard hinüber, bis er neben dem Sessel des alten Mannes stand. „Thatch hat gesagt, Doflamingo plant etwas“, sagte er, leise und gerade laut genug, damit Ace diese Worte aufschnappen konnte.

Whitebeard nickte, die Augen auch weiterhin auf den Bildschirm gerichtet. „Natürlich tut er das“, erwiderte dieser. „Wir müssen auf der Hut sein. Mehr als sonst. Aber bei diesem Wetter wird er nichts probieren. Nicht mit dem Sturm. Setz dich lieber zu uns, Marco.“ Sein Blick wanderte wissend zu Ace hinüber, der sich unter dem Blick wieder wie ein temperamentvolles Kind fühlte. „Du auch, Ace.“

Ace nahm seinen durchweichten Hut vom Kopf und setzte sich mit ihm und dem Glas ebenfalls auf den Boden. Die Wut war verpufft, denn das tat sie meistens in der Anwesenheit des Mannes, dem er sich verschrieben hatte, als er sich sein Zeichen auf dem Rücken hatte stechen lassen. Manchmal war er über sich selbst erstaunt, was für eine Wirkung Paps und die Jungs auf ihn hatten. Doch das versicherte ihm nur etwas, das Ace längst wusste. Er hatte damals die richtige Entscheidung getroffen, als er Marco überredet hatte, ihn mit nach Key West zu nehmen.

Unwillkürlich wanderte sein Blick zu diesem hinüber, der sich neben Whitebeards Sessel gesetzt und dort gegen die Wand gelehnt hatte. Er hatte ein Bein angewinkelt, das andere locker ausgestreckt. Sein Gesicht war verschlafen, aber ernst genug, damit Ace wusste, dass die Warnung in Whitebeards Worten ernst gemeint war. Sie mussten auf der Hut sein, aber sich nicht verrückt machen. Sie durften vor allem keine vorschnellen Entscheidungen treffen, denn... vielleicht war es gerade das, was Doflamingo von ihnen wollte.

Ace schnaufte und nahm einen Schluck aus seinem Glas, an dem er sich beinahe verschluckte, als plötzlich die Lichter und der Fernseher ausgingen. Stille folgte, das nicht einmal mehr von der Klimaanlage begleitet wurde. Der Strom war ausgefallen.

„Nein, verdammt“, brummte jemand.

„Das war nur eine Frage der Zeit gewesen. Bei dem Wind“, sagte ein Zweiter.

„Halt den Mund. Deine besserwisserischen Erklärungen will niemand hören“, antwortete ein Dritter – und Ace grinste schmal, als sie alle im Halbdunkeln saßen und dem Sturm lauschten, der draußen tobte.
 


 

III

„Für solche Fälle haben wir extra den Generator”, erklärte Makino mit samtener Stimme, als das Grandline urplötzlich in Dunkelheit getaucht wurde. Die Musik erstarb und hinterließ eine ungewohnte Stille in der Bar, die es sonst nur in den frühen Morgenstunden oder dem Vormittag gab, wenn sie noch geschlossen war.

Raunende Stimmen erfüllten den großen Barraum, der durch die ausgefallenen Lichter im Halbdunkeln lag. Sie stellten nicht mehr als ein Flüstern dar, während der Regen gegen die Fensterscheiben peitschte und kaum Tageslicht hinein ließ. Es war abzusehen gewesen, denn immerhin hatte Nami ihr gesagt, dass ein Sturm am Aufziehen war. Allerdings streifte er sie nur, dessen war sich Nojiko sehr wohl bewusst. Allein Namis Verhalten, ihre physische Verfassung, sagte es ihr, denn irgendwie spürte sie Veränderung im Wetter mit ihrem gesamten Körper. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte Bellemere sie mehr als einmal deswegen zum Arzt gebracht, um sie untersuchen zu lassen. Doch jedes Mal war das Ergebnis dasselbe gewesen: Nami war kerngesund.

Blinkend schalteten sich die Lichter wieder ein, gefolgt von dem vertrauten Geräusch der Lüftungsanlage, angetrieben von dem Generator, von dem Makino eben noch gesprochen hatte.

Nojikos Blick wanderte zu Nami hinüber, die mit ihrem orangeroten Haarschopf unter den vielen Männern ganz besonders auffiel.

Sie saß an einem der Tische und spielte Karten mit einigen von Whitebeards Leuten, denen Nojiko keinen Namen zuordnen konnte. Sie hatte sich erschrocken schnell an ihre neue Verbindungen zu Whitebeard und seinen Männern gewöhnt. Um einiges schneller, als Nojiko erwartet hatte. Vielleicht nutzte sie den Tag aber auch nur, um die Jungs von ihrem Geld zu trennen und ihren eigenen Geldbeutel etwas zu füllen. Einen Job hatte sie immerhin nicht mehr, denn diesen hatte sie mit ihrem Umzug zurück nach Key West aufgegeben. Das Gleiche galt für ihr Design-Studium, das sie nächstes Semester online wieder aufnehmen wollte. Das war jedenfalls der Plan und Nojiko würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um diesen einzuhalten.

Im Moment amüsierte sich ihre kleine Schwester jedoch. Der Alkohol floss und Nami hatte bereits ihren dritten Drink geleert, obwohl der Abend offiziell noch nicht einmal angebrochen war. Allerdings war dieser Tag mit dem beständigen Wind und Regen trüb genug, um sich ein wenig gehen zu lassen.

Nojikos Dreiviertelhose war immer noch nicht ganz trocken von ihrem Lauf, den sie von Marco und Aces Wohnung hierher absolviert hatte. Doch trotz der laufenden Klimaanlage war das Grandline warm genug, um nicht mit durchnässter Kleidung zu frieren und Makino hatte ihr ein trockenes Ersatz-T-Shirt aus dem Hinterraum gegeben. Es trug das Grandline-Logo, das sich aus den roten Buchstaben und einer blauen Welle zusammensetzte, so dass sich Nojiko ausnahmsweise ihre Schürze sparte.

Ein neues Shotglas zur Hand nehmend füllte Nojiko es mit Whiskey, bevor sie es einem der Gäste am Tresen reichte und sie das Geld abkassierte. Mitsamt des Lichts war auch die alte Jukebox wieder angesprungen und hatte die gewohnte Atmosphäre erneut aufblühen lassen.

Nojiko schlenderte um den breiten Tresen herum und auf den Tisch zu, an dem Nami saß. „Na, Schwesterchen. Nimmst du sie aus?“, fragte sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

Nami schenkte ihr ein breites Grinsen und zupfte an ihrem Top, damit Nojiko einen Blick auf die Dollarscheine werfen konnte, die in ihrem BH steckten. „Was denkst du denn?“

Die Männer protestierten, doch Nami lachte nur und auch Nojiko grinste. Es tat gut, Nami so ausgelassen zu erleben. Es war lange her. Bellemeres Tod hatte tiefe Narben hinterlassen, die auch heute noch fühlbar waren, aber ihre Mutter wäre stolz auf sie gewesen. Sie hatte ihnen von kleinauf beigebracht, dass Lachen das A und O im Leben war und auch die schlechtesten Tage besser machen konnten.

„Sie sind einfach nicht gut genug, um richtige Konkurrenz zu sein, Nami-ya“, sagte jemand hinter ihnen.

Nojiko wandte den Kopf in die Richtung des Mannes, den sie noch nie zuvor in dieser Bar gesehen hatte. Sie arbeitete zwar erst seit einer Weile im Grandline, aber die meisten kannte sie bereits und überhaupt waren die meisten Teil von Whitebeards Organisation. Dieser Mann fiel jedoch komplett aus der Reihe. Er war hochgewachsen und schlank und hatte dunkles Haar, das jedoch kaum unter der schwarz-weiß gefleckten Mütze sichtbar war. Er trug ein einfaches T-Shirt, das seine Tätowierungen an den Händen und Armen preisgab. Es waren alles Smileys.

Nojiko legte die Stirn in Falten, doch Nami winkte ihn heran. Ihre Geste war vertraut, doch das wunderte Nojiko nicht, denn auch der Fremde kannte ihren Namen, auch wenn die Ansprache ungewöhnlich war.

Seine Schritte waren langsam und bedacht, als er die letzten Meter überbrückte. Er zog sich einen Stuhl von einem der benachbarten Tischen heran und setzte sich auf Namis rechte Seite.

„Hey, die Runde ist noch nicht beendet“, beschwerte sich einer, doch der Fremde schenkte ihm keinen Blick.

„Bist du sicher? Ich würde behaupten, dass eure Chancen das Spiel zu gewinnen bei eurem Kartenblatt unmöglich ist“, sagte er stattdessen mit einem ausdruckslosen, aber kalkulierten Ton.

Nami grinste. „Und ich wette, Law hat recht. Er hat ein Händchen für solche Dinge.“

Alle drei warfen sich Blicke zu, bevor er sie nach einander widerwillig ihre Karten auf den Tisch warfen, fluchten und zur Bar hinüberzogen, um sich Getränkenachschub zu holen, wo sie bereits von Makino empfangen wurden.

„Du bist früh dran“, sagte Nami und Law zuckte kaum merklich mit den Schultern.

„Du bist noch früher hier gewesen.“

Dieser Law sah gut aus, war scheinbar wortgewandt und mysteriös – er war genau Namis Typ. Schmunzelnd tätschelte Nojiko ihre Schulter, bevor sie zum Tresen zurückkehrte, um Makino unter die Arme zu greifen. Doch ihr Blick verweilte noch etwas länger auf Nami und dem Mann, der gerade mit geschickten Fingern die Karten mischte und austeilte. Mit ihm würde sie kein leichtes Spiel haben, das sah man ihm an. Gleichzeitig fragte sich Nojiko auch, wo sie diesen Mann schon wieder aufgegabelt hatte. Jedenfalls schienen sie im Grandline verabredet gewesen zu sein. Ausgerechnet im Grandline, ging es Nojiko durch den Kopf. Doch sie brauchte nicht länger darüber nachdenken, denn der Grund lag auf der Hand. Nami war nicht hier, weil sie plötzlich kein Problem mehr mit Whitebeard, seinen Söhnen und dessen Geschäften hatte, sondern weil Nojiko hier arbeitete und nun unwillkürlich ein Teil von dieser Welt geworden war. Ihre kleine Schwester war hier, um ein Auge auf sie zu haben, obwohl es eigentlich Nojikos Aufgabe war, auf Nami aufzupassen.

Ein schmales Lächeln zog an Nojikos Lippen, während die Lichter flackerten, als wollte der Sturm sie daran erinnern, dass er immer noch vor dem Grandline lauerte, dass er dort draußen immer noch wütete und noch lange nicht fertig war.
 


 

IV

Law nahm sie aus wie eine Weihnachtsgans – und trotzdem schaffte es die gute Laune ihnen mit vor die Tür zu folgen, direkt aus dem Grandline hinaus und auf den kleinen Parkplatz davor. Der überdachte Eingang schützte sie vor dem Regen. Er verschluckte auch Laws Schritte. Sie waren so leise, so furchtbar unauffällig, dass Nami sich am liebsten umgedreht hätte, um zu sehen, ob er überhaupt noch da war. Doch diese Genugtuung gab sie ihm nicht. Stattdessen trat sie hinaus ins Freie, weg von der Überdachung und in den Regen und den Wind hinaus.

Die Tropfen waren erfrischend auf ihrer erhitzten Haut und der Wind fühlte sich angenehm in ihrem verschwitzten Haar an. Die Laternen auf dem Parkplatz, der mit mehr Fahrrädern als Autos zugestellt war, waren mitsamt allen anderen Lichtern in der Umgebung ausgefallen, wurden jedoch nicht wie die Bar selbst von dem Generator angetrieben.

Dunkelheit hatte sich über Key West ausgebreitet, doch die machte Nami genauso wenig aus wie der Regen. Hier draußen waren sie beide nur zwei weitere Schatten in der Finsternis - sie und Law, der dicht hinter ihr zum Stehen kam. Sie konnte vielleicht seine Schritte nicht wahrnehmen, aber dafür seine Präsenz, seinen Blick auf ihrer Haut. Sie drehte sich zu ihm um, wohl wissend, dass ihm gefiel, was er sah. Das wusste sie eigentlich schon seit ihrer ersten Begegnung am Strand, da er kein Geheimnis daraus machte. Nami hatte nichts dagegen. Sie mochte Männer, die einen guten Geschmack hatten und sich zu benehmen wussten.

Ihre Hand bekam sein T-Shirt zu fassen und sie zog ihn näher heran, bis er einen Schritt nach vorn machte und den Abstand gänzlich überbrückte. Die Kapuze seines T-Shirts war tief ins Gesicht gezogen und seine eigenen Hände ruhten in den Hosentaschen, gelassen und unbeeindruckt. Er wahrte den Schein, alles, um sich nicht anmerken zu lassen, dass sie ihn nicht vollkommen kalt ließ.

Ein Lächeln zeichnete sich auf Namis Lippen ab, charmant und einladend, aber in der Dunkelheit kaum sichtbar. Alles, was die Umgebung erleuchtete, war der Leuchtschriftzug des Grandlines, das in roten Buchstaben glühte und sich in den unzähligen Pfützen widerspiegelte.

Sie stellte sich auf Zehenspitzen, doch bevor sie Law küssen konnte, zog dieser eine Hand aus der Tasche und legte diese an ihre Stirn. „Du hast erhöhte Temperatur“, verkündete er nüchtern, obwohl auch er in den letzten Stunden einiges getrunken hatte.

Nami lachte und schüttelte seine Hand ab. „Das ist der Alkohol.“

„Mir ist schon vorhin aufgefallen, dass du ziemlich rot im Gesicht gewesen bist. Da hattest du noch nicht so viel intus“, sagte er, verweilte jedoch in ihrer Nähe, anstatt sich zurückzuziehen. Zentimeter trennten sie, doch er hielt sie hin. „Vielleicht hast du dir was weggeholt. Der Regen macht es sicherlich nicht besser.“

„Dann bring mich nach Hause, Law“, antwortete Nami. Sie wandte sich ab und spazierte davon. Ein neckischer Blick ging über ihre Schulter, während sie sich nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. „Außer du hast Angst, du könntest dich anstecken...“ Nami machte sich keine Sorgen, denn sie kannte ihren Körper. Sie wusste, wie er auf starke Schwankungen im Wetter reagierte, dass das leichte Fieber eine Konsequenz des Sturms war und mit ihm vorübergehen würde.

Auch Law schien nicht besorgt genug, um sich ihr nicht anzuschließen. Er setzte sich in Bewegung, noch bevor Nami das Ende des Parkplatzes erreicht hatte. Mit ihr aufholend ging er neben ihr her. Der Weg zum Haus war nicht weit und es begrüßte sie mit derselben Dunkelheit wie jedes Gebäude auf Key West, das keinen Generator für solche Fälle besaß.

Nami war komplett durchnässt, als sie die Tür erreichte und ihre Schlüssel aus der Hosentasche ihrer kurzen Shorts zog. Law drängte sich neben ihr unter das schmale Vordach und ihre Arme streiften sich. „Ich nehme nicht an, dass du noch mit reinkommen willst?“, fragte Nami, obwohl sie die Antwort schon kannte, sie diese aus seiner Haltung und seinem Schweigen herauslesen konnte.

„Bei dem Regen?“, entwich es ihm und Belustigung schwamm in seiner rauen Stimme mit. „Ich glaube, es wäre unverantwortlich von dir, mich da nicht reinzubitten.“

Nami drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür. Ihre Mundwinkel zuckten, als sie Law ein weiteres Mal an diesem Abend am Kragen seiner T-Shirts packte. Auch diesmal wehrte sich Law nicht und sie zog ihn mit sich ins Innere des Hauses.

Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und Nami agierte blind. Sie strich Law die Kapuze vom Kopf, streifte seine Mütze ab und ließ die Finger in die kurzen Haare wandern, die trotz der Kopfbedeckungen feucht waren. Ihre Lippen trafen ungeschickt aufeinander und Law zog die Hände aus den Hosentaschen, um sie unter Namis Top zu schieben, das an ihrer Haut klebte.

Zwischen zwei Küssen wurde es Nami über den Kopf gezogen und landete schwer auf dem Holzboden neben ihnen und Nami zog ihm das T-Shirt aus. Seine Lippen senkten sich auf ihren Nacken und wanderten der nassen Haut entlang, lasziv und verlockend und ablenkend.

Doch ein tropfendes Geräusch drang an Namis Ohren und ließ sie hellhörig werden. Ihre Augen öffneten sich und starrten an die dunkle Wand, als sie den Ursprung des Lauts versuchte ausfindig zu machen. Was hörte sie da?

Ihre Hände, die auf Laws Rücken ruhten, wanderten zu seinem Brustkorb, um ihn von sich zu schieben. „Hörst du das?“, fragte sie.

Law schnaufte. „Der Regen. Was soll es sonst sein?“ Er suchte erneut mit seinem Mund nach ihrem, doch sie wandte sich aus seinem Griff und spazierte durch das Wohnzimmer zum Esszimmer hinüber. Sie fand sich auch in der Finsternis bestens in diesem Haus zurecht, in dem noch alles so aussah wie während ihrer Kindheit, weil Bellemere nie etwas verändert hatte und auch Nojiko es nicht tat.

„Es klingt, als sei es hier drin und nicht—“ Nami konnte ihren Satz nicht beenden, denn da tropfte bereits etwas Nasses auf ihre nackte Schulter und floss ihren Arm hinab. Sie zuckte zusammen, bis sie sich zusammenreimte, was sie gehört hatte.

„Es regnet rein. Na toll. Darauf hätte ich gleich kommen sollen. Nojiko hat ja gesagt, dass der letzte Sturm das Dach irgendwie beschädigt hat.“ Sie seufzte und wischte sich das Regenwasser von der Schulter, bevor sie den Weg in die Küche einschlug.

Law verweilte irgendwo im Wohnzimmer, als Nami den Küchenschrank durchwütete und einen der höheren Kochtöpfe hervorzog. Mit diesem kehrte sie in das Wohnzimmer zurück und stellte es unter die tropfende Stelle an der Decke. Es war das einzige Stück der ersten Etage über dem sich nicht der zweite Stock befand. Ob es oben auch irgendwo hineinregnete?

Doch bevor Nami den Gedanken weiterverfolgen konnte, schlangen sich von hinten zwei Arme um ihre Taille und Finger strichen über ihren nackten Bauch. „Solange uns die Decke nicht auf den Kopf fällt, kann das alles sicher bis morgen warten. Meinst du nicht auch, Nami-ya?“

Sie stand nur im BH vor Law, dessen Kinnbart Namis Schulter streifte und ihre Haut kitzelte. Unangenehm war es ihr nicht, denn sie wusste, dass sie gut aussah und dass Law nicht hier wäre, wenn er nicht genauso denken würde. Sie drehte sich in seiner Umarmung um und schlang ihrerseits die Arme um seinen Nacken. Nami konnte das Bier in seinem Atem riechen, den säuerlichen Geruch, doch anstand sie anzuekeln, erregte sie es nur mehr.

„Mein Schlafzimmer ist oben“, flüsterte Nami gegen seine Lippen. Sie streifte ihre Sandaletten ab und er tat es ihr gleich mit seinen Schuhen, ehe sie seine Hand nahm und ihn zu der Treppe lotste.
 


 

V

Die Dunkelheit wurde mit jeder vorbeistreichenden Stunde weniger, bis schließlich der Morgen anbrach. Er war grau und trostlos, doch das Plätschern des Regens hatte nachgelassen, bis es gänzlich mit der Ankunft des Tageslichts in Namis Zimmer verebbt war. Auch die Klimaanlage hatte sich vor ungefähr einer Stunde wieder angeschaltet. Der Sturm war weitgehend vorrübergezogen und hatte Stille hinterlassen.

Laws Blick galt dem Fenster, vor dem eine orange-gelbe Gardine hing, die durchsichtig genug war, um dennoch nach draußen sehen zu können. Die Krone des Baums vor dem Haus bog sich im Wind, nur peitschten die Äste und Blätter nun nicht mehr bei jeder zweiten Böe geräuschvoll gegen die Scheibe.

Eine bleierne Müdigkeit hatte sich über Law gelegt, aber sie war nicht ausreichend, um ihn einschlafen zu lassen. Vielleicht wäre sie es gewesen, wenn er es denn gewollt hätte. Allerdings war es nicht empfehlenswert in diesem Haus und in diesem Bett einzuschlafen. Die Kontrolle abzugeben fiel Law grundsätzlich schwer, aber in diesem Fall könnte es sich als gefährlich herausstellen. Nicht, als ob er annehmen würde, dass Nami ihm etwas angemerkt hatte.

Die Frau, die schlafend in seinen Armen lag, war genauso intelligent wie sie schön war, aber Law wusste genau, was er tat und wie er vorgehen musste, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. In dieser Hinsicht hatte er den Vorteil und hatte – er war sich vollkommen sicher – Namis Vertrauen gewonnen.

Blinzelnd riss Law seinen Blick vom Fenster los, um stattdessen auf Nami hinunterzusehen. Ihr Kopf war in seiner Armbeuge gebettet und die orangenen Haare waren quer auf dem Kopfkissen und seinem Arm ausgebreitet. Die Decke hatte sie bis unter die Achseln hochgezogen, doch ein langes Bein war unbedeckt und lag direkt neben seinem, welches um einiges gebräunter war, obwohl er stets lange Hosen trug.

Seine Finger verhakten sich mit ihren, als er ihre Hand behutsam von seinem Brustkorb nahm und seinen Arm unter ihrem Kopf hervorzog. Es war Millimeterarbeit, aber wecken wollte er sie nicht. Es war noch früh und er wollte sich keine Erklärungen aus dem Ärmel schütteln, warum er sich nach dieser doch recht ereignisreichen Nacht heimlich aus dem Haus schlich. Immerhin hatte es Law nicht unbedingt eilig. Es fiel ihm erstaunlich einfach sich in Namis Anwesenheit aufzuhalten, das hatte er schon nach ihrem ersten Gespräch am Strand gewusst. Sie konnte ihm problemlos das Wasser reichen und benutzte ihn genauso für ihre eigenen Zwecke wie er sie. Sie mussten sich nicht verstellen, denn das zwischen ihnen war nicht ernst und auch nicht emotional.

Nami gab ein zufriedenes Seufzen von sich, als sie sich tiefer in das Kissen kuschelte. Ihr Gesicht war entspannt, aber immer noch gerötet. Nur kurz wanderten Laws Fingerkuppen zu ihrer Stirn, die sich fiebrig anfühlte.

Law schlüpfte aus dem Bett und zog seine Boxershorts an, die vor dem Bett auf dem Boden lagen. Seine Hose hing schräg über der Lehne von Namis Schreibtischstuhl. Auf leisen Sohlen bewegte er sich zu ihr hinüber, wobei er einen Blick auf den Schreibtisch warf, während er seine Hose anzog.

Er hatte bereits gewusst, dass Nami ein Händchen für das Zeichnen besaß, doch er hatte es für ein simples Hobby gehalten. Der gesamte Schreibtisch war mit Zeichenmaterialien eingenommen und hier und da lagen die verschiedensten Skizzen herum. Einige waren mit Bleistift und andere mit Kugelschreiber und Farbstiften gezeichnet. Es waren Zeichnungen von Abendkleidern und Personen, doch selbst Landkarten befanden sich unter ihnen. Diese zogen Laws Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich und er schob ein paar Skizzen beiseite, um einen Blick auf die Karte von Key West zu werfen. Die gesamte Insel war haargenau gezeichnet, genauso wie man sie auf jeder gekauften Karte finden würde. Erst bei genauerem Hinschauen und bei einem Blick auf die kleine Legende, die sich am unteren Rand befand, entdeckte er sogar das Haus, in dem er sich im Moment aufhielt. Auch das Grandline und jedes andere Geschäft und halbwegs wichtige Haus war eingezeichnet. Nur den Unterschlupf von dem berühmten Whitebeard konnte Law nicht finden, was ihn nicht überraschte. Womöglich wusste Nami nicht, wo es sich befand? Andererseits war Key West praktisch ein Dorf und es war nicht schwer es herauszufinden. Es dauerte nur etwas länger, wenn man keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.

Ein letzter Blick ging in Namis Richtung, doch diese schlief noch immer und würde erst später seine Abwesenheit bemerken. Vielleicht wäre sie froh darüber, nicht neben ihm aufwachen zu müssen. Vielleicht auch nicht. Law wollte sich einbilden, dass es letzteres war.

Er verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich, bevor er die Treppe hinunterstieg, die unter seinen Füßen ein Quietschen abgab. Nun musste er nur noch seine Schuhe und sein T-Shirt finden. Beides hatte er gestern Abend irgendwo hier unten im Dunkeln verloren.

„Oh, guten Morgen“, erklang eine helle Stimme, ehe er die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte. Er hob den Blick, um die Frau zu mustern, die im Eingangsbereich des Hauses stand und sein T-Shirt in der Hand hielt. Es war die Frau, die gestern mit Nami im Grandline geredet hatte. Ihr violettes Haar war von einem roten Band zurückgehalten, doch einige Strähnen hatten sich aus ihm gelöst und hingen ihr in die Stirn. Ringe lagen unter ihren Augen, die selbst bei ihrer gebräunten Haut aus der Distanz sichtbar waren. Doch obgleich ihrer offensichtlichen Müdigkeit war ihr Lächeln breit und freundlich, vor allem jedoch wissend. Sie erinnerte sich ebenfalls an ihn und war offenbar nicht erstaunt, ihn in ihrem Haus anzutreffen.

Das durfte dann wohl Nojiko sein, setzte Law das Puzzle zusammen. Zumindest erinnerte er sich, dass Nami gestern diesen Namen erwähnt hatte. Er konnte eine gewisse Ähnlichkeit zwischen beiden Frauen feststellen, wenn er genauer hinschaute.

„Du bist ein Frühaufsteher, was?“, fragte sie, als er nichts auf ihre erste Begrüßung erwiderte und stattdessen seine Schuhe vom Boden aufsammelte und anzog. Sie kam auf ihn zu und hielt ihm das T-Shirt entgegen. „Ist Nami schon wach? Oder schleichst du dich heimlich raus?“

Law nahm ihr das klamme Kleidungsstück ab. Kein Wunder, dass es noch nicht trocken war, da sie die Nacht auf dem Boden verbracht hatte. „Ich hab noch etwas zu erledigen. Übrigens regnet es rein.“ Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter.

Nojiko verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und stieß ein Seufzen aus, als sie sich den Kochtopf besah, der bis zum oberen Rand mit Wasser gefüllt war. Danach wanderte ihr Blick an die Decke, die sich leicht gewölbt hatte und dunkel gefärbt war. „Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das überrascht.“

Law betrachtete die Frau, die ein paar Jahre älter als Nami sein musste, aber immer noch jünger als er war. Ebenso wie er trug auch sie Tätowierungen, die vom Design an das kleine Tattoo erinnerte, dass sich auf Namis Oberarm befand. Ein Herz formte sich auf ihrem Schüsselbein und Schnörkel zogen sich ihrem rechten Arm hinunter, sichtbar durch das kurze Top, das sie trug. Es war nicht dasselbe T-Shirt, welches sie gestern im Grandline getragen hatte, und die Knitterfalten wiesen darauf hin, dass auch sie irgendwann gestern vom Regen heimgesucht worden war.

„Nami-ya war auch nicht sonderlich überrascht“, entrann es ihm, als er Nojiko umrundete und die Tür ansteuerte. Unwirsch streifte er sich beim Gehen sein T-Shirt über. „Nami-ya hat Fieber.“

„Das ist der Sturm. Das legt sich bald wieder“, antwortete Nojiko, als würde diese Aussage alles erklären. „Bitte sag mir, dass ich Nami nicht trösten muss, wenn sie bemerkt, dass du weg bist“, fügte sie im selben Atemzug hinzu, doch dem kühlen Unterton nach zu urteilen, waren ihre Worte eher als Drohung und nicht als Bitte gedacht.

Law hob einen Mundwinkel, obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand. „Ich bin sicher, dass niemand so schnell Nami-yas Gefühle verletzten kann.“ Damit verließ er das Haus und machte sich auf den Weg zu seinem Hotelzimmer, das sich in der Innenstadt der kleinen Insel befand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-19T13:26:00+00:00 19.08.2021 15:26
Wusste ich es doch, dass Law der Spitzel in der Mitte ist. Hoffe nur Nami bekommt ihm so um den Finger, dass er die Seiten wechselt, bevor es zu spät ist :3 mir hat dieses Kapitel wieder sehr gefallen, besonders der Schluss eben. Hehe
Von:  Levisto
2016-08-30T12:44:27+00:00 30.08.2016 14:44
Ich freue mich auch riesig das es weitet geht. Dafür habe ich mir auch nochmal alle Kapitel zu Gemüte geführt. Leider ist mein Englisch nicht gut genug um alle Zitate zu verstehen, aber der grobe Sinn kommt an. Und natürlich war ich hin und weg. Obwohl Nami mein Liebling ist geht die Favorisierung definitiv zum 3er Gespann! Wie Killua schon schreibt ist die Vorstellung daran erprickelnd frisch. Diese kleine Gesten und Ausdrücke lassen einen die FF verschlingen.

Ich bin wirklich gespannt auf den richtigen Sturm und erwarte das nächste Kapitel mit Sehnsucht und Spannung :)
Von: abgemeldet
2016-08-30T10:02:10+00:00 30.08.2016 12:02
Sehr verspätet, aber nun schreib ich doch endlich mal. ;)
Bin halt kaum noch hier, da lese ich meistens nur die Kapitel und die Kommentare lassen dann eine Ewigkeit auf sich warten. Sorry an der Stelle. Aber ich liebe die Geschichte so abgöttisch, da ist es selbstverständlich, da auch was dazu zu sagen und ich nehme nicht an, dass du sie woanders auch hochladen wirst.

Zu Anfang - das Zitat ist eht der Knaller. Das ist so passend für das, was sich in dem Kapitel ja anbahnt, Doflamingo betreffend. Ich hoffe, das was er plant, wird nicht alles kaputt machen, aber vermutlich kann man da getrost davon ausgehen. Denn du hast ihn ganz wunderbar beschrieben. Er wartet, plant geduldig, manipuliert und wird erst zuschlagen, wenn seine Chancen bei fast 100% sind. Bei den Whitebeard Piraten wird er sich wahrscheinlich schon mit 70% zufrieden geben müssen, weil die ein ganz anderes Kaliber haben, aber er wird zuschlagen. Das ist ne Tatsache.
Deswegen ist die Wut, die Ace hat und diese Ruhelosigkeit durchaus nachvollziehbar, auch wenn sie bei ihm noch krasser zum Tragen kommt. Er ist eben ein Hitzkopf. Marco ist da das komplette Gegenteil. Erfahrener und deswegen um einiges ruhiger. Dennoch kann auch er nicht alles abfangen, das merkt man hier sehr deutlich. Dass er sofort erkennt, dass Ace ja eigentlich auf ihn wütend ist und auf niemand anderen. Hach ... die beiden.
Die Szene mit Nojiko und Marco hat mir auch sehr gut gefallen. Kurz, aber intensiv. Tolle Dynamik. =)
Und dann sind da natürlich noch Law und Nami.
Die beiden sind sich wirklich sehr ähnlich. Nami hat kaum Schwierigkeiten zu bekommen, was sie will und Law ... holt es sich einfach. Ja, die beiden passen einfach grandios zusammen und da ist immer so viel tension, wenn sie sich begegnen. Gleichzeitig passt es auch, dass er am nächsten Morgen verschwindet. Hat zwar nicht mit Namis Schwester gerechnet, aber egal. Da muss er durch. Sehr tolles Gespräch der beiden und irgendwie war da auch ein Hauch von ... Anziehung. Zumindest ship ich die beiden jetzt ein bisschen und bringe noch mehr Chaos in das ganze Threesome Twosome Ding hier. Ich mag, was das mit meinem Kopf macht und ich liebe, wie du schreibst. Halt einfach klasse. Ich bin so gespannt auf die nächsten Kapitel. Also lass uns nicht allzu lange warten. ;)

lg Jay
Von:  Kayara
2016-08-27T19:01:01+00:00 27.08.2016 21:01
Endlich endlich geht es weiter :D
Schön das du die "Beziehung" von Nami und Law näher beleuchtest. Obwohl ich zu geben muss dass mir das anderen pairing besonders gefällt :3

Kayara


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